[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben gemäss Oberbegriff
von Anspruch 1. Sie bezieht sich auch auf eine Webmaschine mit einer solchen Vorrichtung.
[0002] Aus der 1928 erschienen Patentschrift DE 466 340 C, beispielsweise, ist eine Vorrichtung
zur Herstellung von Drehergeweben bekannt. In dieser Vorrichtung werden einerseits
ein Stecherblatt zur Führung von Steherfäden (nachfolgend mit Nadelbarren bezeichnet)
und andererseits ein Schaft, der auf und ab bewegt wird, für eine Bewegung von Dreherfäden
eingesetzt. Die vertikale Bewegung der Dreherfäden ist eine erste Bewegungskomponente.
Mit Hilfe eines geeignet ausgebildeten Schaftrahmens und eines Einlegeelements werden
die Dreherfäden seitlich verschoben, d. h. es wird eine Versatzbewegung ausgeführt,
wobei durch diese zweite Bewegungskomponente die für Drehergewebe typische Bindung
entsteht. Das Konzept, den Bewegungsablauf der Dreherfäden mittels Webschaftrahmen
und unter Verwendung von Schaftmaschinen sowie entsprechenden Schafttrieben auszuführen,
ist auch bei jüngeren Webmaschinen beibehalten worden. Wenn eine solche Webmaschine
ausschliesslich zur Herstellung von Drehergeweben verwendet wird, so weist diese Webmaschine
ein nicht ausgenutztes Potential auf, das unnötig Kosten verursacht.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, für Webmaschinen, die nur zum Herstellen von Drehergeweben
vorgesehen sind, eine Vorrichtung zu schaffen, mit welcher der für die Steher- und
Dreherfäden notwendige Bewegungsablauf ausführbar ist, wobei diese Vorrichtung aufgrund
einer zweckmässigen Konstruktion den Bau von kostengünstigeren Webmaschinen ermöglichen
soll. Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 definierte Vorrichtung gelöst.
[0004] Die Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben in einer Webmaschine umfasst eine
Nadelbarre für Steherfäden, mindestens ein Einlegeelement für Dreherfäden und Mittel
zum Eintragen von Schussfäden. Eine Schwenkanordnung ist direkt an einen Hauptantrieb
der Webmaschine angeschlossen. Mit dieser Schwenkanordnung lassen sich das Einlegeelement
sowie die Nadelbarre bewegen, so dass sich der für die Steher- und Dreherfäden notwendige
Bewegungsablauf ergibt.
[0005] Die abhängigen Ansprüche 2 bis 8 betreffen vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemässen
Vorrichtung. Gegenstand des Anspruchs 9 ist eine Webmaschine mit dieser Vorrichtung.
[0006] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Illustration zwecks räumlichem Veranschaulichen eines Verfahrens zur Herstellung
von Drehergeweben,
- Fig. 2
- ausschnittsweise eine erfindungsgemässe Vorrichtung in einer Schrägbilddarstellung,
- Fig. 3
- eine Seitenansicht auf die gleiche Vorrichtung,
- Fig. 4 - 6
- drei Arbeitsphasen, dargestellt anhand der Positionen eines Webblatts, einer Nadelbarre
und eines Einlegelelements,
- Fig. 7
- eine erste Variante zu einem Mittel, mit dem eine seitliche Versatzbewegung des Einlegelements
ausführbar ist, und
- Fig. 8
- eine zweite Variante zu einem solchen Mittel.
[0007] Bei der Herstellung eines Drehergewebes 1 aus Schussfäden 12 und Kettfäden, nämlich
Steherfäden 13 sowie Dreherfäden 14, werden - siehe die Figuren 1 bis 3 - die Steherfäden
13 mit einer Nadelbarre 3 und die Dreherfäden 14 mit einem Einlegeelement 4 geführt.
Die Nadelbarre 3 trägt Nadeln 31 mit Ösen 32. Das Einlegeelement 4 enthält eine Einlegeschiene
41, die eine Lochschiene mit Löcher 42 ist. Eine Folge von regelmässig angeordneten
Löchern 42 ist strichpunktiert als Streifen 42' angedeutet. In Fig. 1 verläuft die
Transportrichtung 10 der Kettfäden 13 und 14 (Pfeile 10a bzw. 10b) und des Gewebes
1 (Pfeil 10c) von hinten nach vorne. In der entsprechenden Anordnung der Fig. 2 ist
die Transportrichtung 10 umgekehrt, in der Fig. 3 von rechts nach links.
[0008] Ein Webblatt 2 zwischen der Nadelbarre 3 und dem Gewebe 1 wird zum Anschlagen eines
frisch eingelegten Schussfadens 12' betätigt: Doppelpfeil 20. Die Nadelbarre 3 mit
Nadeln 31 und das Einlegeelement 4 mit der Einlegeschiene 41 werden gegenläufig auf
und ab bewegt: Doppelpfeile 30 bzw. 40a. Der ersten Bewegungskomponente 40a der Einlegeschiene
41 ist als eine zweite Bewegungskomponente eine Versatzbewegung 40b überlagert. Der
Hub der Versatzbewegung 40b ist so gewählt, dass der Dreherfaden 14 jeweils zwischen
benachbarten Lücken 34 der Nadelbarre 3 hin und her bewegt wird. Er ist mindestens
gleich dem Abstand zwischen zwei benachbarten Nadeln 31. Wird er grösser als dieser
Abstand gewählt, so müssen zwischen den Stehernadeln Anschlaglamellen angeordnet sein,
welche die Stehernadeln überragen und somit das Eintauchen in die richtige Lücke 34
erzwingen (vgl. die oben genannte DE 466 340). Damit die erste Bewegungskomponente
40a des Einlegeelements 4 ausserhalb des Bereichs der Steherfäden 13 erfolgen kann,
sind diese über eine Umlenkstange 33 nach unten umgelenkt. Die Herstellung der Dreherbindung
wird weiter unten anhand der Figuren 4 bis 6 erläutert.
[0009] Die erfindungsgemässe Vorrichtung mit einer besonders ausgebildeten Schwenkanordnung,
bestehend aus Komponenten 5, 6 und 7, ist in den Figuren 2 und 3 dargestellt. Diese
Schwenkanordnung, mit der das Einlegeelement 4 und die Nadelbarre 3 bewegt werden,
ist über eine Welle 51 der Komponente 5 direkt an den Hauptantrieb der Webmaschine
angeschlossen. Die Antriebsleistung wird von der Welle 51 (Drehbewegung 50) über Kurvenscheiben
52a, 52b an einen Kurvenscheibentrieb 6 übertragen.
[0010] Die Schwenkanordnung umfasst eine erste Achse 61 und eine zweite, gegenläufig bewegbare
Achse 71, die parallel zum Eintragsweg der Schussfäden 12 (Fig. 1) ausgerichtet und
raumfest in nicht gezeigten Seitenwänden der Webmaschine gelagert sind. Die erste
Achse 61 wird durch den Kurvenscheibentrieb 6 über die Kurvenscheiben 52a, 52b und
entsprechenden Rollen 62a, 62b in eine Pendeldrehung 60 versetzt. Die Nadelbarre 3
ist an einem ersten Kniehebel 36, 37 zwischen der ersten Achse 61 und einem raumfesten
Gelenk 38 (Fig. 3) angeordnet. Die zweite Achse 71 wird über einen zweiten Kniehebel
76a, 76b in eine bezüglich der ersten Achse 61 umgekehrte Pendeldrehung 70 versetzt.
Eine Verbindung 74 zwischen der zweiten Achse 71 und dem Einlegeelement 4 überträgt
auf dieses die Schwenkbewegung und erzeugt so die vertikale Bewegungskomponente 40a
der Einlegeschiene 41.
[0011] Der Kurvenscheibentrieb 6 ist mit Vorteil in einem mittleren Bereich der ersten Achse
61 angeordnet. Ein nicht dargestelltes Lager der Hauptantriebswelle 51 kann unmittelbar
neben dem Kurvenscheibentrieb 6 angeordnet sein. Es kann ein Antrieb durch zwei oder
mehr Kurvenscheibentriebe 6 vorgesehen sein. Dann werden diese Kurvenscheibentriebe
6 über den Innenbereich der ersten Achse 61 verteilt angeordnet.
[0012] An der zweiten Achse 71 ist eine Dreherfaden-Umlenkstange 714 angebracht, die zum
zeitweisen Spannen der Dreherfäden 14 dient: vgl. Fig. 3.
[0013] Zur Ausführung der seitlichen Versatzbewegung 40b ist das Einlegeelement 4 an der
Schwenkanordnung beweglich angeordnet. Die Versatzbewegung 40b wird mittels wenigsten
einem am Einlegeelement 4 angreifenden Motor 8 angetrieben.
[0014] Im Ausführungsbeispiel der Fig. 2 ist das Einlegeelement 4 über Elemente 74, die
als Blattfedern ausgebildet sind, an der zweiten Achse 71 befestigt. Der Motor 8 ist
über ein Kabel 80 an eine nicht dargestellten Steuerung und eine Energiequelle angeschlossen.
Er ist auf einem Sockel 78 montiert, der an der zweiten Achse 71 fest angebracht ist.
Zur Ausführung der Versatzbewegung 40b ist ein vom Motor 8 antreibbarer Steuerhebel
84 mit dem Einlegeelement 4 verbunden. Eine Verbindung 84a am Einlegeelement 4 besteht
aus einer Gabel am Steuerhebel 84 und einem Stift, der am Einlegeelement 4 befestigt
ist und in den Zwischenraum der Gabel hinein ragt.
[0015] In den Figuren 4 bis 6 sind durch eine Darstellung der Positionen, die das Webblatt
2, die Nadelbarre 3 und das Einlegelelement 4 einnehmen, drei Arbeitsphasen gezeigt.
In der Phase der Fig. 4 wird der frisch angeschlagene Schussfaden 12' eingebunden,
indem das Einlegeelement 4 eine Versatzbewegung 40b' in horizontaler Richtung und
eine vertikale Bewegung 40a' macht, während die Nadelbarre 3 eine vertikale Bewegung
30' in umgekehrter Richtung macht. Das Webblatt 2 entfernt sich von der Webkante:
Pfeil 20'. Das Fach zwischen den Steherfäden 13 und Dreherfäden 14 öffnet sich; ein
neuer Schussfaden 12 kann eingetragen werden: Fig. 5. Der Schussfaden 12 wird durch
das Webblatt 2 angeschlagen: Pfeil 20". Das Einlegeelement 4 geht - siehe Fig. 6 -
wieder nach oben: Pfeil 40a"; die Nadelbarre 3 nach unten: Pfeil 30'. Es stellt sich
die Situation der Fig. 4 ein. Beim nachfolgenden Einbinden des Schussfadens 12, jetzt
wieder mit dem Bezugszeichen 12', ist die Versatzbewegung 40b" des Einlegeelements
4 gegenüber der vorangegangenen Versatzbewegung 40b' umgekehrt gerichtet.
[0016] Fig. 7 zeigt eine zweite Möglichkeit, wie die Versatzbewegung auch ausgeführt werden
kann. Das Einlegeelement 4 ist über starre Elemente 74 an der zweiten Achse 71 befestigt.
Die Einlegeschiene 41 lässt sich in einer Nut im Einlegeelement 4 verschieben. Ein
Motor 8' (Anschlusskabel 80') ist raumfest angeordnet. Der Motor 8' ist ein Linearmotor,
mit dem im Zusammenspiel mit einer Feder oder einem zweiten Linearmotor (nicht gezeigt;
vgl. nachfolgendes Beispiel der Fig. 8) eine Hin- und Herbewegung 40c ausführbar ist.
Zur Ausführung der Versatzbewegung 40b ist eine vom Motor 8' angetriebene Wippe 84'
mit der Einlegeschiene 41 verbunden. Die Wippe 84' ist gelenkig an einem Teil 79 angebracht,
das mit der zweiten Achse 71 fest verbunden ist. Sie wird also zusammen mit dem Einlegeelement
4 auf und ab verschwenkt.
[0017] Ein rein mechanisches Mittel 9 zum Ausführen der Versatzbewegung 40b ist in Fig.
8 dargestellt. Die Hauptantriebswelle 51 treibt über einen Transmissionsriemen 90
eine Axialkurvenscheibe 91 an, die frei drehend auf der zweiten Achse 71 läuft. Durch
die Transmission wird die Drehzahl halbiert. Durch ein Profil 92 der Axialkurvenscheibe
91, eine Rolle 93, einen Steuerhebel 94, auf dem die Rolle 93 drehbar befestigt ist,
und im Zusammenspiel mit einer Zugfeder 49 wird die Versatzbewegung 40b am Einlegeelement
4 erzeugt. Die Drehachse 95 des Steuerhebels 94 wird mit Vorteil als Exzenter ausgebildet,
so dass der Hub der Versatzbewegung 40b verändert, insbesondere für eine Feinabstimmung
verändert werden kann. Eine Verbindung 94a zwischen dem Steuerhebel 94 und dem Einlegeelement
4 ist gleich wie die Verbindung 84a des in Fig. 2 gezeigten Beispiels ausgebildet.
Wie in diesem Beispiel wird das Einlegeelement 4 auch mittels Blattfedern 74 an der
zweiten Achse 71 befestigt (in Fig. 8 nicht dargestellt).
1. Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben (1) in einer Webmaschine, mit einer Nadelbarre
(3) für Steherfäden (13), mindestens einem Einlegeelement (4) für Dreherfäden (4)
und Mitteln zum Eintragen von Schussfäden (12), gekennzeichnet durch eine Schwenkanordnung (5, 6, 7), die direkt an einen Hauptantrieb (51) der Webmaschine
angeschlossen ist und mit der das Einlegeelement sowie die Nadelbarre bewegbar sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwenkanordnung (5, 6, 7) eine erste Achse (61) und eine zweite, gegenläufig
bewegbare Achse (71) umfasst, die parallel zum Eintragsweg der Schussfäden (12) ausgerichtet
und raumfest angeordnet sind, wobei die Nadelbarre (3) an einem ersten Kniehebel (36,
37) zwischen der ersten Achse und einem raumfesten Gelenk (38) angeordnet ist und
die zweite Achse, die über einen zweiten Kniehebel (76a, 76b) mit der ersten Achse
verbunden ist, für eine auf und ab gehende Schwenkbewegung des Einlegeelements (4)
vorgesehen ist, und dass über einen Kurvenscheibentrieb (6), mit dem die erste Achse
durch den Hauptantrieb (51) antreibbar ist, die Achsen jeweils in eine Pendeldrehung
versetzbar sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kurvenscheibentrieb (6) in einem mittleren Bereich der ersten Achse (61) angeordnet
ist oder dass - bei Vorliegen eines Antriebs durch zwei oder mehr Kurvenscheibentrieben
- diese in Abständen im Innenbereich der ersten Achse angeordnet sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass an der zweiten Achse (71) eine Dreherfaden-Umlenkstange (714) zum zeitweisen Spannen
der Dreherfäden (14) angebracht ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass - zur Ausführung einer Versatzbewegung (40b) in Richtung der einzutragenden Schussfäden
(12) - das Einlegeelement (4) an der Schwenkanordnung (5, 6, 7) beweglich angeordnet
ist und dass die Versatzbewegung mittels einem am Einlegeelement angreifenden Motor
(8), insbesondere einem Linearmotor (8') angetrieben wird.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 2 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Einlegeelement (4) über Elemente (74), die als Blattfedern ausgebildet sind,
an der zweiten Achse (71) befestigt ist, dass der Motor (8) auf der zweiten Achse
montiert ist und dass zur Ausführung der Versatzbewegung (40b) ein vom Motor antreibbarer
Steuerhebel (84) mit dem Einlegeelement verbunden ist.
7. Vorrichtung nach den Ansprüchen 2 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Einlegeelement (4) über starre Elemente (74) an der zweiten Achse (71) befestigt
ist, dass eine Einlegeschiene (41) im Einlegeelement verschiebbar gehalten ist, dass
der Motor (8') raumfest angeordnet ist und dass zur Ausführung der Versatzbewegung
(40b) eine vom Motor angetriebene Wippe (84') mit der Einlegeschiene verbunden ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass - zur Ausführung einer Versatzbewegung (40b) in Richtung der einzutragenden Schussfäden
(12) - das Einlegeelement (4) an der Schwenkanordnung (5, 6, 7) beweglich angeordnet
ist und dass die Versatzbewegung (40b) mittels einem mechanischen, an den Hauptantrieb
(51) angeschlossenen Mittel (9) ausführbar ist.
9. Webmaschine zur ausschliesslichen Herstellung von Drehergeweben (1) mit einer Vorrichtung
gemäss einem der Ansprüche 1 bis 8.