[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung der Antriebsturbine eines Rotationszerstäubers
sowie einen zur Durchführung des Verfahrens geeigneten Rotationszerstäuber gemäß dem
Oberbegriff der unabhängigen Patentansprüche. insbesondere handelt es sich um einen
elektrostatischen Zerstäuber für die Serienbeschichtung von Werkstücken wie Fahrzeugkarossen.
[0002] Bekannte elektrostatische Rotationszerstäuber (DE 4 306 800 A) haben u.a. wegen der
Hochspannungsumgebung eine mit Luft angetriebene Turbine, deren Drehzahl von einem
Regler unabhängig von unterschiedlichen Lackausflußmengen konstant gehalten wird.
Die Antriebsluft wird über einen Schlauch zum Zerstäuber gebracht und über Zuführkanäle
und ein oder mehrere Einströmdüsen zum Turbinenrad geleitet. Um die Turbine nach Beendigung
des Beschichtungsbetriebes zum Stillstand zu bringen, wird ihr nach Abschalten der
Antriebsluft über einen gesonderten Kanal Bremsluft zugeführt.
[0003] Bei derartigen Zerstäubern werden zunehmend erhöhte Anforderungen an das Zerstäubungsorgan
gestellt, namentlich auch bei Lackierrobotern. Zum schnellen Aufbringen gleichmäßiger
Schichtdicken können höhere Lackaufbringmengen über größere Glockenteller notwendig
werden. Hierbei besteht aber das Problem, daß die dazu notwendige Zerstäubungsenergie
in Form von Menge bzw. Druck der Antriebsluft von den derzeit üblichen Luftversorgungskreisen
nicht mehr zur Verfügung gestellt werden kann. Andererseits ist aber eine erhöhte
Energiezufuhr nicht immer notwendig, sondern beispielsweise nur bei großen Farbmengen
und/oder bei der Beschleunigung der Turbine bis zur Erreichung der Nenndrehzahl. Würde
man also zur Bereitstellung der fallweise benötigten größeren Luftmenge einfach den
Luftversorgungskanal an der Turbine mit entsprechend großem Durchmesser bemessen,
hätte das zur Folge, daß selbst bei geringen Farbmengen unverhältnismäßig viel Luft
zugeführt und verbraucht würde. Auch würden sich dann regelungstechnisch Drehzahlschwankungen
schlechter ausgleichen lassen, da hierzu nur geringe Druckdifferenzen notwendig sind.
[0004] Aufgabe der Erfindung sind ein Verfahren bzw. ein Rotationszerstäuber, die erhöhten
Energiebedarf für die Antriebsturbine ohne unnötigen Energieverbrauch zur Verfügung
stellen können.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Patentansprüche gelöst.
[0006] Die Erfindung hat den Vorteil, daß mit einem gegebenen Zerstäuber je nach Bedarf
und Betriebsbedingungen sowohl geringe als auch sehr hohe Lackmengen mit jeweils optimaler
Antriebsenergie oder -leistung zerstäubt werden können. Das Zuschalten der zusätzlichen
Luftmenge kann insbesondere auf hohen Lackmengenbedarf und/oder die Beschleunigungsphase
vom Stand auf hohe Drehzahlen beschränkt werden. Eine andere durch die Erfindung geschaffene
Möglichkeit besteht darin, die Antriebsenergie beispielsweise bei Umstellung des Zerstäubers
auf anderen Lack oder bei Auswechseln des Glockentellers gegen eine z.B. größere und/oder
schwerere Ausführungsform auf die jeweils beste Größe umzuschalten. Außerdem wird
durch das Umschalten auch das jeweilige Drehzahlregelverhalten verbessert.
[0007] Wenn in Weiterbildung der Erfindung noch weitere zuschaltbare Luftkanäle vorgesehen
sind, besteht auch die Möglichkeit einer Umschaltung des Zerstäubers zwischen mehr
als nur zwei Antriebsenergiestufen. Ferner ist es möglich, statt nur einzelner Zuschaltstufen
mehr oder weniger Zusatzluft in einem stetig verstellbaren Maße zuzuschalten.
[0008] Gemäß einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann auch insbesondere bei der
Beschleunigung der Turbine bis zum Erreichen ihrer Nenndrehzahl als zusätzliches Antriebsmedium
die Bremsluft genutzt werden, die während des normalen Betriebes der Antriebsluft
zur Herstellung eines stabilen Gleichgewichtszustands entgegenwirkt. Sie wird der
Turbine zu diesem Zweck über einen in den Zerstäuber führenden gesonderten Bremsluftschlauch
zugeführt und muss nicht geregelt werden. Zweckmäßig wird die Bremsluft dem Antriebseingang
der Turbine über einen innerhalb des Zerstäubers aus der Bremsluftleitung abzweigenden
Kanal zugeführt. Da die Bremsluftleitung ohnehin erforderlich ist, kann bei dieser
Ausführungsform auf einen von außen in den Zerstäuber führenden zusätzlichen Luftschlauch
für die Zusatzenergie verzichtet werden, der aus Platzgründen unerwünscht sein kann.
[0009] An dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher
erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- einen elektrostatischen Rotationszerstäuber mit einer Luftturbine in schematischer
Darstellung;
- Fig. 2 und Fig. 3
- abgewandelte Ausführungsformen des Rotationszerstäubers gemäß Fig. 1; und
- Fig. 4
- ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung.
[0010] Der in Fig. 1 schematisch dargestellte Rotationszerstäuber enthält eine Lagereinheit
1 mit einer dem Glockenteller 2 über eine beispielsweise luftgelagerte Welle 3 antreibenden
Luftturbine mit dem Turbinenrad 4. Die Lagereinheit 1 befindet sich ihrerseits in
dem Zerstäubergehäuse 5. Dem Turbinenrad 4 wird von einem externen Drehzahlregler
DR über einen in den Zerstäuber führenden Schlauch 7 und einen als interne Grundversorgungsleitung
dienenden Zuführkanal 8 des Zerstäubers Antriebsluft A zugeführt. Von einem anderen
Ausgang des Drehzahlreglers erhält das Turbinenrad 4 über ein Ventil VB und eine gesonderte
Leitung LB Bremsluft B. Die Grundversorgungsleitung 8 kann auch aus mehreren parallel
an verschiedenen Stellen des Turbinenrads mündenden Kanälen bestehen. Soweit er bisher
beschrieben wurde, kann es sich um einen an sich konventionellen elektrostatischen
Rotationszerstäuber handeln. Auch die Betriebsweise des Drehzahlreglers, der einen
beispielsweise opto-elektronisch erfaßten Istwert der Turbinendrehzahl mit einem Sollwert
vergleicht und bei Abweichungen Be- und Entlüftungsventile eines Stellgliedes ansteuert
und auch ein Bremsventil ansteuern kann, ist an sich bekannt.
[0011] Erfindungsgemäß enthält die durch den Schlauch 7 und den Kanal 8 gebildete Luftversorgungsstrecke
der Turbine eine z.B. pneumatisch oder elektrisch angesteuerte Ventilanordnung 10,
an der absperrbar ein gesonderter Kanal 11 für Zuschaltluft abzweigt, der ebenfalls
zum Antrieb des Turbinenrads 4 an diesem mündet. Es können auch mehrere Zusatzkanäle
11 mit mehreren Düsen am Turbinenrad vorgesehen sein.
[0012] Im Betrieb ist bei geringem Antriebsenergiebedarf die in den gesonderten Kanal 11
führende Abzweigung der Ventilanordnung 10 geschlossen, so daß die Turbine in der
schon bisher üblichen Weise nur über den Kanal 8 angetrieben wird.
[0013] Erhöht sich beispielsweise wegen erhöhter Lackausbringung oder bei Verwendung eines
größeren Glockentellers 2 usw. der Antriebsenergiebedarf über einen für die normale
Luftversorgung durch den Kanal 8 geltenden Grenzwert hinaus, so wird die in den Kanal
11 führende Abzweigung der Ventilanordnung 10 geöffnet, so daß durch den zugeschalteten
Kanal 11 die Turbine mit einer größeren Luftmenge mit höherem Druck, also mit der
benötigten Zusatzenergie versorgt wird. Der von außen in den Zerstäuber führende Luftschlauch
7 hat einen so groß bemessenen Querschnitt, daß die gesamte benötigte Luft zur Verfügung
gestellt werden kann. Im Gegensatz hierzu genügt für den Kanal 8 ein relativ geringer
Durchmesser, was den eingangs erläuterten Nachteil vermeidet. Bei kleiner werdendem
Energiebedarf oder wenn beim Hochfahren des Zerstäubers mit erhöhter Luftleistung
die Nenndrehzahl erreicht wird, wird der Weg in den Kanal 11 wieder geschlossen, so
daß der Luftverbrauch auf die für das nun notwendige Drehmoment erforderliche Menge
zurückgeht.
[0014] Statt einer einfachen Auf/Zu-Funktion kann die Ventilanordnung 10 auch den Weg in
den Kanal 11 (oder die Wege in beide Kanäle 8 und 11) auf für die jeweiligen Betriebs-
und Regelungsbedingungen günstigsten Werte drosseln. Diese Drosselung kann ggf. automatisch
eingestellt und verändert werden.
[0015] Bei der Ausführungsform gemäß Fig. 1 kann die Sperrventilanordnung 10 in das Gehäuse
der Lagereinheit 1 eingebaut sein. Fig. 2 zeigt eine abgewandelte Ausführungsform,
bei der sich die Freigabe- und Absperrventilanordnung für die zusätzliche Luftmenge
sich außerhalb der Lagereinheit im Zerstäubergehäuse 5 oder außerhalb des Zerstäubers
befinden kann, wie bei 10' bzw. 10" dargestellt ist.
[0016] Fig. 3 zeigt eine weitere Ausführungsform, die sich von denen nach Fig. 1 und Fig.
2 dadurch unterscheidet, daß der gesonderte Kanal 11' für die Zusatzluft nicht von
dem Kanal 8 der Grundversorgungsleitung abzweigt, sondern von einem gesonderten Ausgang
an der Drehzahlregeleinheit DR'. Die Ansteuerung zur Regulierung der Luftmenge ist
also im Drehzahlregelorgan integriert, und die Versorgung bis zur Turbine erfolgt
über zwei vollständig getrennte Luftzuführungen, die entsprechend der jeweiligen Last
angesteuert werden.
[0017] Das in Figur 4 dargestellte weitere Ausführungsbeispiel der Erfindung kann hinsichtlich
des Drehzahlreglers DR, des Luftschlauchs 47, der Ventilanordnung 40, der Kanäle 48
und 41, der Bremsleitung LB und der Turbine 44 den Elementen DR 7, 10, 8, 11, LB und
4 des anhand von Fig. 1 beschriebenen Ausführungsbeispiels entsprechen. Zusätzlich
(oder in anderen Fällen anstelle des aus der Ventilanordnung 10 in Fig. 1 abzweigenden
Kanals 11) zweigt hier aber aus der Bremsleitung LB über eine z.B. pneumatisch oder
elektrisch gesteuerte Ventilanordnung 43 ein Kanal 42 ab, der bei Bedarf der Turbine
44 die Luft aus dem die Leitung LB bildenden Bremsluftschlauch als zusätzliches Antriebsmedium
zuführt. Beispielsweise kann es zweckmäßig sein, bei Betriebsbeginn zunächst die Turbine
mit der Bremsluft bis zum Erreichen einer Nenndrehzahl zu beschleunigen und sie erst
dann in üblicher Weise dem Bremseingang der Turbine zuzuführen. Statt Luft kann auch
ein anderes Antriebs- bzw. Bremsmedium verwendet werden.
1. Verfahren zur Steuerung der Antriebsturbine eines Rotationszerstäubers für die Serienbeschichtung
von Werkstücken,
wobei das Turbinenantriebsmedium (A) dem Turbinenrad (4) von einer durch den Zerstäuber
führenden Versorgungsleitung (7, 8) mit bedarfsabhängig gesteuerten oder geregelten
Druck- oder Mengengrößen zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Turbinenrad (4) bei einem erhöhten Bedarf an Antriebsenergie zusätzliches Antriebsmedium
durch Zuschalten mindestens eines gesonderten Kanals (11) zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das zusätzliche Antriebsmedium aus einer insbesondere von einem Drehzahlregler (DR)
zu der Turbine führenden Leitung (7) abgezweigt und die Abzweigung (10) bei geringerem
Energiebedarf gesperrt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das zusätzliche Antriebsmedium innerhalb des Zerstäubers aus der in den Zerstäuber
führenden Leitung (7) abgezweigt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das zusätzliche Antriebsmedium außerhalb des Zerstäubers aus der in den Zerstäuber
führenden Leitung (7) abgezweigt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das zusätzliche Antriebsmedium der Turbine von einem zweiten Ausgang einer Regeleinheit
(DR') geliefert wird, die an ihrem ersten Ausgang die Grundversorgungsleitung (7,
8) speist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das zusätzliche Antriebsmedium unabhängig von dem durch die Grundversorgungsleitung
(7, 8) fließenden Medium (A) geregelt wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Abzweigung (10) pneumatisch oder elektrisch mit einem Ventil gesteuert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 zur Steuerung einer Antriebsturbine, der über eine in den
Zerstäuber führende Bremsleitung (LB) ein dem Antriebsmedium entgegenwirkendes Bremsmedium
zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass dem Turbinenrad (4) bei erhöhtem Bedarf an Antriebsenergie durch Zuschalten eines
aus der Bremsleitung (LB) abzweigenden Kanals Bremsmedium als zusätzliches Antriebsmedium
zugeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Bremsmedium die Turbine bis zum Erreichen einer Nenndrehzahl beschleunigt, bevor
es dem Bremseingang der Turbine zugeführt wird.
10. Rotationszerstäuber zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1
mit einer Antriebsturbine, der das Antriebsmedium (A) über eine durch den Zerstäuber
führende Versorgungsleitung (7, 8) zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der Zerstäuber einen ebenfalls zu der Turbine führenden gesonderten Kanal (11) für
zusätzliches Antriebsmedium hat, der über ein gesteuertes Absperrorgan (10, 10', DR')
zuschaltbar ist.
11. Rotationszerstäuber nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Absperrorgan (10) ein in dem Zerstäuber befindliches pneumatisch oder elektrisch
gesteuertes Ventil enthält.
12. Beschichtungsanlage mit einem Zerstäuber nach Anspruch 10 oder 11 und mit einer Drehzahlregeleinheit,
aus der der Antriebsturbine das Antriebsmedium über die Versorgungsleitung (7, 8)
zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß auch der gesonderte Kanal (11') für zusätzliches Antriebsmedium von der Drehzahlregeleinheit
(DR) zu der Turbine führt.
13. Beschichtungsanlage nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Mediumzuführungen (8, 11') unabhängig voneinander lastabhängig steuerbar
oder regelbar sind.