[0001] Die Erfindung betrifft eine Zugreckanlage für Stahl- und Metallbänder gemäß Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Aus der Praxis sind Zugreckanlagen mit zwei Reckzonen bekannt (vgl. Fig. 1). Durch
die Aufteilung in zwei Reckzonen wird das Planheitsergebnis gegenüber einer Reckzone
verbessert, da in der ersten Reckzone bereits die Bandbreite elastisch verringert
wird und so in der Nachreckzone eine über der Bandbreite gleichmäßigere Spannungsverteilung
erzielt wird, die dann zu einer besseren Planlage des gerichteten Bandes führt.
[0003] Hierbei wird in der Vorreckzone die Bandzugspannung bis fast zur Streckgrenze R
p 0,2 erhöht, so dass in Verbindung mit der Biegewirkung aufgrund der endlichen Durchmesser
der Spanntrommeln bereits eine leichte elastoplastische Vorreckung stattfindet. So
wird bereits ein Teil oder die gesamte im Band vorhandene Unplanheit in der Vorreckzone
korrigiert. Theoretisch ist auch denkbar, die Bandzugspannung in der Vorreckzone auf
oder über den Wert R
p 0,2 anzuheben.
[0004] Außerdem kennt man eine Zugreckanlage mit einem Bremsrollensatz und einem Zugrollensatz
sowie einem zwischen dem Bremsrollensatz und dem Zugrollensatz angeordneten Zugreckrollenpaar.
Dabei wird zwischen dem Bremsrollensatz und dem Zugrollesatz jener Streckzug erzeugt,
welcher für die elastische Verformung des durchlaufenden Bandes erforderlich ist.
Die plastische Verformung des Bandes erfolgt im Zuge des Reckvorganges lediglich im
Bereich des Zugreckrollenpaares. Es wird also der für die gewünschte Reckung des Bandes
erforderliche Streckzug einerseits auf dem Bremsrollensatz und dem Zugrollensatz für
die elastische Reckung und andererseits auf das Zugreckrollenpaar für die plastische
Reckung des betreffenden Bandes aufgeteilt (vgl. DE 39 12 676 C2).
[0005] Ferner kennt man eine Zugreckanlage mit einem Bremsrollensatz sowie einem Zugrollensatz,
wobei zwischen dem Zugrollensatz und einer zentralen Reckwalze eine erste Reckstrecke
und zwischen der zentralen Reckwalze und dem Zugrollensatz eine zweite Reckstrecke
verwirklich sind (vgl. DE 196 45 599 A1).
[0006] Schließlich ist eine Streckbiegevorrichtung mit drei Streckbiegerollen bekannt, über
welche das jeweilige Metallband wechselseitig geführt ist und von dem die mittlere
Streckbiegerolle während des Streckbiegevorganges in das Metallband eingetaucht ist
(vgl. DE 36 36 707 C2).
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Zugreckanlage zu schaffen, mit welcher
sich auf einfache Weise bei den zu behandelnden Stahl- und Metallbändern gute Planheitsergebnisse
erzielen lassen.
[0008] Diese Aufgabe wird im Rahmen der Erfindung durch eine Zugreckanlage mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0009] Theoretische Berechnungen mit dynamischen Finite Elemente Rechenmodell haben überraschenderweise
ergeben, dass die
Länge der Reckzonen bzw. Reckstrecken ein wesentliches Kriterium für die Gleichmäßigkeit
des Restspannungsverlaufes über der Bandbreite, mithin also der Planlage ist; denn
wenn die Längszugspannungen nach dem Recken über der Bandbreite konstant sind, sind
die Restlängsspannungen nach Entlastung = 0 und das Band ideal plan.
[0010] Im Folgenden wird die Erfindung anhand der Figuren 1 bis 5 erläutert.
[0011] Während Fig. 1 eine Zugreckanlage nach dem Stand der Technik mit Rollen 1' bis 10'
und mit einer ersten Reckstrecke bzw. Vorreckzone R
1 und einer zweiten Reckstrecke bzw. Nachreckzone R
2 zeigt, zeigt Fig. 2 die erfindungsgemäße Lösung mit Rollen 1 bis 9, mit einer ersten
Reckstrecke bzw. Vorreckzone R
1 und einer zweiten Reckstrecke bzw. Nachreckzone R
2 sowie einer In-line Crossbowmessung M.
[0012] Ferner zeigen die Fig. 4 als Beispiel 1 und die Fig. 5 als Beispiel 2 die normierte
Längsspannung als Funktion der halben Bandbreite.
[0013] In den beiden Beispielen wird jeweils davon ausgegangen, dass das Band vor dem Recken
ideal plan ist. Wie man erkennt, werden durch den Reckprozess selbst ungleichmäßige
Spannungen über der Bandbreite erzeugt. Im Beispiel 1 (Figur 4) entsteht ein Spannungsunterschied
von 8 MPa, entsprechend 12 J-units Unterschied in der plastischen Längsdehnung zwischen
Bandmitte ("center") und Rand ("edge"). Das Band ist nach dem Recken leicht mittenwellig.
Im Beispiel 1 wurde das Band in einer einzigen Reckzone der Länge 900 mm ≙ 0,56fache
Bandbreite gereckt. Im Beispiel 2 (Figur 5) wurde das Band in zwei Reckzonen (1. Reckstrecke
und 2. Reckstrecke) jeweils der Länge 2000 mm ≙ 1,25fache Bandbreite gereckt (Fig.
2). Hier beträgt der Spannungsunterschied nach dem Recken nur 1 MPa zwischen Mitte
und Rand, entsprechend ca. 1 J-unit. Das Band ist also nahezu ideal plan.
[0014] Es wirkt sich also günstig auf das Richtergebnis aus, die Länge der Reckzone > 0,56
x b
max, bevorzugt 1 - 1,5 x b
max, auszuführen (b
max = maximale Bandbreite). Noch besser ist es, die Reckzonenlänge der tatsächlichen
Bandbreite b anzupassen, d. h. bevorzugt 1 - 1,5 x b (Fig. 3). Dabei zeigt Fig. 3
eine Version mit einstellbarer Reckzonenlänge. Ein typischer Bandbreitenbereich ist
b = 600 - 1850 mm.
[0015] Wird das Band nur in der Zone zwischen den Rollen 4 und 5 gereckt, verbleibt im Band
eine Längsrestkrümmung (Coilset) in Richtung der Biegewirkung der Rolle 5.
[0016] Wird das Band nur in der Zone Rolle 5 - Rolle 6 gereckt, verbleibt im Band ein Coilset
in Richtung der Biegewirkung der Rolle 6.
[0017] Wird nun in beiden Zonen gereckt, kann durch ein entsprechendes Verhältnis der Reckgrade
in den beiden Zonen der Coilset zu 0 oder auf einen gewünschten anderen Wert eingestellt
werden, sofern die Biegewirkung der Rolle 5 entgegengesetzt zu Rolle 6 ist. Da sich
der Coilset in der Linie unter Bandzug aufgrund des Poisson-Effekts als Querkrümmung
(in-line Crossbow) darstellt, kann er optisch gemessen werden und ein geschlossener
Regelkreis aufgebaut werden.
[0018] Die vorgeschlagene neue Lösung (Fig. 2) bedeutet im Vergleich mit der bisherigen
Lösung (Fig. 1) eine Vereinfachung im maschinellen Aufwand (eine Rolle weniger) und
eine Verbesserung im Richtergebnis. Der Umschlingungswinkel an Rolle 5 braucht nur
so groß zu sein, um 1 - 10 % Bandzuganstieg ohne Schlupf übertragen zu können.
[0019] Die Länge einer Reckzone sollte im Übrigen auch nicht zu groß werden, da ja der Streckgrad
stets der Durchschnittswert über die Reckzone ist. Wegen Dicken- und Festigkeitsschwankungen
im Band über die Bandlänge können in der Praxis lokale Streckgradunterschiede auftreten,
wenn die Reckzone zu lang ist.
1. Zugreckanlage für Stahl- und Metallbänder, insbesondere im Dickenbereich von 0,1 bis
4 mm, mit einem Bremsrollensatz (Rollen 1 - 4), welcher in Verbindung mit der angetriebenen
Rolle (5) eine erste Reckstrecke bzw. Reckzone bildet, und einem Zugrollensatz (Rollen
6 - 9), welcher mit der angetriebenen Rolle (5) eine zweite Reckstrecke bzw. Reckzone
bildet, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der ersten und zweiten Reckstrecke bzw. Reckzone jeweils mindestens das
0,5fache der maximalen Bandbreite beträgt.
2. Zugreckanlage nach Anspruch 1, wobei die Länge der ersten und/oder zweiten Reckstrecke
bzw. Reckzone jeweils maximal das 10fache der maximalen Bandbreite beträgt.
3. Zugreckanlage nach Anspruch 1 bis 2, wobei die Länge der ersten und der zweiten Reckstrecke
bzw. Reckzone das 1-2fache der maximalen Bandbreite beträgt.
4. Zugreckanlage nach Anspruch 1 bis 3, wobei der Durchmesser der Rollen (4, 5 und 6)
mindestens dem 1000fachen der maximalen Banddicke entspricht.
5. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 4, wobei mindestens einer der Rollen (4, 5
oder 6) als Rolle mit konkav/konvex einstellbarer Kontur ausgeführt wird.
6. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 5, wobei die Kontur der Rolle zonenweise über
der Bandbreite einstellbar ist.
7. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 6, wobei in zumindest einer Reckstrecke bzw.
Reckzone eine Linearmotoreinheit angeordnet ist, mit der die Bandzugverteilung über
der Bandbreite beeinflusst werden kann.
8. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 7, wobei die Biegerichtung der Rolle (5) entgegengesetzt
zur Rolle (6) ist und die nach dem Recken verbleibende Längs- bzw. Querkrümmung im
Band durch Einstellen des Verhältnisses der Reckgrade in den beiden Reckstrecken bzw.
Reckzonen korrigiert werden kann.
9. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 8, wobei die In-Line-Querkrümmung on-line
gemessen wird und der Messwert als Stellgröße für einen geschlossenen Regelkreis zur
Krümmungskorrektur benutzt wird.
10. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 9, wobei vor, in oder hinter den Reckstrecken
bzw. Reckzonen die Planheit des Bandes on-line mit Planheitsmessungen gemessen wird
und die Messwerte zur Planheitsregelung des Reckprozesses benutzt werden.
11. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 10, wobei der Umschlingungswinkel des Bandes
an der Rolle (5) ≤ 180°, bevorzugt ≤ 90° beträgt.
12. Zugreckanlage nach den Ansprüchen 1 bis 11, wobei die Länge der ersten und/oder zweiten
Reckstrecke bzw. Reckzone variabel einstellbar ist, um bei einer gegebenen Bandbreite
eine jeweils optimale Länge der Reckstrecken bzw. Reckzonen(n) zu erreichen.