TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verhinderung der Ablagerung
von Verunreinigungen in Dampfsystemen, in welchen der darin strömende Dampf gegebener
Dampfqualität Temperatur- und/oder Druckänderungen unterworfen ist. Ausserdem betrifft
die Erfindung ein Dampfsystem zur Durchführung des Verfahrens.
STAND DER TECHNIK
[0002] Zur Kühlung thermisch hoch belasteter Bauteile von Energiemaschinen beispielsweise
einer Gasturbinenanlage, beabsichtigt man aus Effizienzgründen in zunehmendem Masse
Dampf als Kühlmittel einzusetzen. Dieser Dampf kann als Dampf aber auch als Dampf-Luft-Gemisch,
die zu kühlenden Bauteile in einem offenen, halboffenen oder geschlossenen System
durchströmen.
[0003] In einem offenen Dampfsystem wird der Dampf von einer Vorrichtung zur Dampfbereitstellung
(Abhitzekessel, Dampfturbinenanlage, Hilfsdampferzeuger, ...) zur Vorrichtung zur
Dampfverwendung beispielsweise einer Gasturbinenanlage geführt, um deren Bauteile
unter Erwärmung zu kühlen. Der Kühldampf gelangt nach dem Durchströmen des Kühlsystems
der beispielsweisen Gasturbinenanlage in das Arbeitsmittel der Gasturbinenanlage und
mit diesem letztlich in die Atmosphäre.
[0004] In einem halboffenen Dampfsystem wird der Dampf von einer Vorrichtung zur Dampfbereitstellung
(Abhitzekessel, Dampfturbinenanlage, Hilfsdampferzeuger, ...) zur Vorrichtung zur
Dampfverwendung beispielsweise einer Gasturbinenanlage geführt, um deren Bauteile
unter Erwärmung zu kühlen. Der Kühldampf wird nach dem Durchströmen des Kühlsystems
der Gasturbinenanlage einer Vorrichtung zur Dampfabnahme (Abhitzekessel, Dampfturbinenanlage,
technologischer Prozess,...) zugeführt.
[0005] In einem geschlossenen Dampfsystem ist die Vorrichtung zur Dampfbereitstellung (Dampfkühler,
Dampfgebläse, Dampffilter, ...) mit der Vorrichtung zur Dampfabnahme identisch. Durch
die Vorrichtung zur Dampfbereitstellung wird der Vorrichtung zur Dampfverwendung,
in unserem Fall der Gasturbinenanlage, Dampf mit den entsprechenden Parametern zur
Verfügung gestellt. Nach dem Durchströmen des Kühlsystems der Gasturbinenanlage wird
der Dampf zur Vorrichtung zur Dampfbereitstellung zurückgeführt, um die zur Aufrechterhaltung
des Kreislaufes notwendige Druckerhöhung, Kühlung, Reinigung u. dgl. vorzunehmen.
[0006] Bei der Dampfeinspritzung (steam injection) zur Leistungssteigerung wird Dampf als
zusätzliches Arbeitsmittel zur Erhöhung des Massenstromes des Arbeitsmittels in die
Gasturbinenanlage eingespritzt. Dies kann wiederum in Form der direkten Einspritzung
von Dampf in das Arbeitsmittel oder indirekt nach der Durchströmung von zu kühlenden
Gasturbinenbauteilen erfolgen. Der Dampf kann aber auch in Form eines Dampf-Luft-Gemisches,
d. h. in Kombination mit Kühlluft über ein offenes Luftkühlsystem wiederum indirekt,
d. h. nach der Durchströmung von zu kühlenden Gasturbinenbauteilen, in das Arbeitsmittel
eingespritzt werden.
[0007] Man verwendet das Verfahren der Dampfeinspritzung, d. h. der Dampfeinführung, in
das Arbeitsmittel der Gasturbinenanlage auch beim Cheng-Cycle. Beim Cheng-Cycle wird
zur Vermeidung einer Dampfturbinenanlage sowie der zum Betrieb der Dampfturbinenanlage
erforderlichen Systeme der im Abhitzekessel erzeugte Dampf vollständig in die Gasturbinenanlage
eingespritzt.
[0008] Verunreinigungen im Dampf zeichnen sich durch eine gewisse Dampflöslichkeit aus.
In Bezug auf mögliche Ablagerungen ist dabei Siliziumdioxid (SiO
2) wegen der Probleme bei der Reinigung von Zusatzwasser und Kondensat sowie der Schwierigkeiten
bei der messtechnischen Erfassung von besonderer Bedeutung. Stellvertretend für die
Vielzahl möglicher Verunreinigungen wird daher im folgenden SiO
2 beispielhaft herangezogen.
[0009] Die hochpräzisen Bauteile einer Gasturbinenanlage, die kleinen Abmessungen der Kühlkanäle,
die hohen Anforderungen an die Strömungsbedingungen und dergleichen resultieren in
der Notwendigkeit, eine hohe Dampfqualität zu garantieren. Ohne diese Reinheit kommt
es zu Ablagerungen innerhalb der Dampfsysteme, die Leistungsfähigkeit der Anlagen
wird herabgesetzt und Revisionen mit entsprechenden Standzeiten der Anlagen werden
erforderlich. Dies ist insbesondere für die offenen und halboffenen Dampfsysteme von
Bedeutung, weil bei diesen Systemen der Kühldampf ständig aufs neue bereitgestellt
werden muss, und somit immer neue Verunreinigungen ins System gelangen können.
[0010] Daraus ergeben sich nicht zuletzt für die zum Einsatz gelangende Dampferzeugertechnologie
zahlreiche Zwänge, beispielsweise hinsichtlich der Komponentenauslegung (Dampftrocknung
in Trommeln und Separatoren), der Dampftemperaturregelung durch Wassereinspritzung
oder Dampfmischung, der chemischen Fahrweisen usw.
[0011] Man versucht derzeit, durch entsprechende Konzepte der Dampfbereitstellung und der
Dampfreinigung eine mit grosser Zuverlässigkeit Ablagerungen vermeidende Dampfqualität
sicherzustellen. So sind zahlreiche Verfahren der Dampfmischung bekannt, um die Dampftemperatur
ohne Wassereinspritzung regeln zu können. Ferner werden spezielle Dampffilter, insbesondere
für geschlossene Dampfsysteme, empfohlen.
[0012] Alle diese Ansätze beruhen darauf, für derartige Dampfanwendungen mit nachteilig
hohem technischen und damit auch finanziellem Aufwand die Erzeugung sehr reinen Wassers
zu garantieren, durch Kondensatreinigungsanlagen dieses Wasser qualitativ weiter zu
verbessern, eine Verunreinigung des Dampfes durch entsprechende Verfahren der Dampferzeugung
und Dampfparameterregelung zu vermeiden, den Dampf durch geeignete Filter von Verunreinigungen
zu befreien sowie in den betreffenden Systemen chemischen Wechselwirkungen z. B. Korrosion
durch geeignete Materialwahl vorzubeugen.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0013] Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verhinderung
der Ablagerung von Verunreinigungen in Dampfsystemen zur Verfügung zu stellen, bei
welchem die Nachteile des Standes der Technik vermieden werden.
[0014] Die erfindungsgemässe Lösung der obigen Aufgabe besteht darin, bei derartigen Dampfsystemen,
in welchen der darin strömende Dampf gegebener Dampfqualität Temperaturund/oder Druckänderungen
unterworfen ist, durch eine entsprechende konstruktive Gestaltung und Auslegung der
Dampfsysteme zu verhindern, dass infolge von Änderungen der Temperatur- und/oder Druckverhältnisse
innerhalb des Dampfsystems die Dampflöslichkeit der in bestimmten Konzentrationen
im Dampf vorhandenen Verunreinigungen überschritten wird.
[0015] Der Kern der Erfindung besteht somit darin, nicht wie bisher nach dem Stand der Technik
die Qualität d. h. die Reinheit des Dampfes auf einen bestimmten, sehr niedrigen und
Ablagerungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit verhindernden Wert zu bringen, sondern
vielmehr unter den in der Praxis gegebenen Bedingungen für die Dampfqualität sowie
entsprechend dem Löslichkeitsverhalten der Verunreinigungen zu verhindern, dass eine
Abscheidung der Verunreinigungen im Dampfsystem überhaupt auftreten kann. Überraschenderweise
zeigt es sich nämlich, dass die totale "Vorreinigung" des Wassers bzw. des Dampfes
eigentlich gar nicht nötig ist, sondern dass es ausreichend ist, ein Erreichen von
kritischen Parametern im Dampfsystem zu vermeiden, das heisst, eine Abscheidung von
Verunreinigungen nach sich ziehende Parameter des Dampfes zu vermeiden.
[0016] Dies geschieht dadurch, dass die Parameter Temperatur und Druck durch eine geeignete
Wahl der Auslegungsparameter und/oder durch eine entsprechende Führung des Dampfes
im System, respektive durch gegebenenfalls eine entsprechende Sicherstellung der Temperatur,
nie Werte annehmen, welche eine Abscheidung von Verunreinigungen ermöglichen. Mit
anderen Worten geht es darum, ein übermässiges Absinken von Temperatur und/oder Druck
auf einen kritisch tiefen Wert zu verhindern. Dies kann auf verschiedenste Weise geschehen,
sei es dadurch, dass ein kritisches Absinken der Temperatur durch eine Erhöhung des
Dampfmassenstromes, und/oder eine Verringerung von kühlenden externen Einflüssen verhindert
wird, und/oder aber auch, indem der Dampf, insbesondere in kritischen Bereichen des
Dampfsystems, eine entsprechende Temperaturerhöhung erfährt. In Bezug auf den Druck
kann eine Beeinflussung dadurch erfolgen, dass die Strömungsverhältnisse durch die
Art und Gestaltung der Dampfführung im Dampfsystem derart ausgebildet werden, dass
Druckverluste, insbesondere in kritischen Bereichen, vermieden werden.
[0017] Eine erste Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zeichnet sich dadurch
aus, dass es sich bei den Verunreinigungen um Siliziumdioxid (SiO
2) handelt.
[0018] Bei einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird das Verfahren bei einer Dampfkühlung
oder einer Dampfeinspritzung einer Gasturbinenanlage angewendet. Dies sind zwei besonders
bedeutende Anwendungen von Dampf bei Gasturbinenanlagen.
[0019] Als zusätzliche Massnahme zur Verhinderung von Ablagerungen kann ausserdem vorgesehen
werden, dass Temperatur und/oder Druck des in dem Dampfsystem strömenden Dampfes derart
eingestellt werden, dass im Dampfsystem die Dampflöslichkeit der in einer bestimmten
Konzentration im Dampf vorhandenen Verunreinigungen nicht überschritten wird. Meist
ist der Spielraum für die Parameter Temperatur und/oder Druck des in Dampfsystemen
strömenden Dampfes ausreichend gross, um durch eine gezielte Wahl bzw. Optimierung
von wenigstens einem dieser Parameter die Gefahr von Ablagerungen noch weiter zu vermindern.
[0020] Ganz besonders vorteilhaft kann das Verfahren dadurch gestaltet werden, indem beide
Werte gleichzeitig überwacht werden, und das Wertepaar Druck und Temperatur des Dampfes
im Dampfsystem nie einen kritischen Wert annimmt, und dass insbesondere kritische
Bereiche des Dampfsystems mit signifikanten Druckabfällen vermieden werden. Insbesondere
kann dies auch dadurch geschehen, dass ein Absinken des Druckes derart, dass die Dampflöslichkeit
der in bestimmten Konzentrationen im Dampf vorhandenen Verunreinigungen überschritten
würde, durch einen entsprechenden Anstieg der Temperatur kompensiert wird.
[0021] Bei Dampf-Luft-Gemischen ist zu beachten, dass für den Dampfdruck nunmehr der Partialdruck
des Dampfes im Gemisch als Druckgrösse anzusetzen ist.
[0022] Ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass der
einzige kritische Druckabfall im Dampfsystem an die Austrittsstelle des Dampfes aus
der Vorrichtung zur Dampfverwendung gelegt wird. So werden höchstens in der leicht
zu reinigenden Austrittsregion Ablagerungen erfolgen. Sind ausserdem an der Austrittstelle
die Strömungsgeschwindigkeiten des Dampfes hoch, so kann sich ein selbstreinigender
Effekt einstellen.
[0023] Die Erfindung umfasst ausserdem ein Dampfsystem zur Durchführung eines der oben beschriebenen
Verfahren.
KURZE ERLÄUTERUNG DER FIGUREN
[0024] Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit
den Zeichnungen näher erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein schematisches Löslichkeitsdiagramm für SiO2 in Wasser und Dampf,
- Fig. 2
- ein schematisches h-s-Diagramm mit Linien konstanter Dampflöslichkeit von SiO2 und
- Fig. 3
- ein schematisches h-s-Diagramm nach Figur 2 mit dem Parameterverlauf in einem halboffenen
Dampfsystem.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0025] Die Dampflöslichkeit von Verunreinigungen ist im wesentlichen von den Parametern
Druck und Temperatur abhängig. Mit steigender Temperatur und steigendem Druck steigt
im allgemeinen deren Dampflöslichkeit und umgekehrt, wobei der Druckeinfluss dominant
ist. Figur 1 zeigt beispielhaft für alle Verunreinigungen ein Diagramm für die Löslichkeit
von SiO
2 in Wasser bzw. Dampf in Abhängigkeit von der Temperatur bei Drücken von 1 bar, 6
bar, 19 bar und 50 bar. Es zeigt sich, dass für einen Druck von 6 bar und eine Temperatur
von 400 °C SiO
2 bis zu einer Konzentration von ca. 1 mg/kg (1000 ppb) in Dampf löslich ist.
[0026] Trotz dieses an sich bekannten Verhaltens wurde für die Verhinderung von Ablagerungen
in Dampfsystemen bisher immer der Schluss gezogen, dass nur durch die Sicherstellung
der dem ungünstigsten Fall entsprechenden Bedingungen und damit durch die niedrigste
Konzentration an SiO
2 oder einer anderen Verunreinigung, eine Ablagerung derselben wirksam verhindert werden
kann. So werden zur Vermeidung von SiO
2-Ablagerungen in Dampfsystemen Konzentrationen von weniger als 0.02 mg/kg (SiO
2 < 20 ppb) als Richtwerte vorgegeben.
[0027] Da die Bereitstellung von derart reinem Dampf, insbesondere bei offenen und halboffenen
Dampfsystemen, teuer ist, stützt sich der erfindungsgemässe Ansatz darauf, im System
kritische Werte von Druck und Temperatur zu vermeiden, bei welchen es zu Ablagerungen
von Verunreinigungen kommen könnte.
[0028] In Dampfsystemen von Gasturbinenanlagen (Dampfkühlung, Dampfeinspritzung etc.) herrschen
typischerweise Temperaturen im Bereich von 250 bis 580 °C und Drücke im Bereich von
20 bis 40 bar.
[0029] Unter einer Gasturbinenanlage wird nachfolgend eine Anlage bestehend aus mindestens
einem Verdichter, mindestens einer Brennkammer und mindestens einer Gasturbine verstanden.
Durch den Verdichter wird Luft angesaugt und verdichtet, dann als Verbrennungsluft
einer Brennkammer zugeführt, und das dort entstehende Heissgas arbeitsleistend in
einer Gasturbine entspannt. Die mindestens eine Gasturbine und der mindestens eine
Verdichter befinden sich auf einer Welle.
[0030] Durch die Vielzahl der sich aus der Kombination der Dampfsysteme, der Aufgabe des
Dampfsystems, der mit Dampf durchströmten Bauteile u. dgl. bei einer Gasturbinenanlage
ergebenden Möglichkeiten, kann es sich bei der Vorrichtung zur Dampfverwendung bei
einer Gasturbinenanlage um die Gesamtanlage aber auch beispielsweise nur um ein Bauteil
des Gehäuses oder eine Schaufelreihe handeln.
[0031] Das Problem der Verhinderung von Ablagerungen ist aber nicht nur für Dampfsysteme
interessant, bei welchen sich der Dampf erwärmt, wie beispielhaft am Dampfkühlsystem
von Gasturbinenanlagen erläutert, sondern auch beim Einsatz von Dampf zu Heizzwecken,
bei welchen der Dampf eine Temperaturabsenkung erfährt. Unter dem Begriff des Dampfsystems
werden daher allgemein Dampfkühlsysteme aber auch Dampfheizsysteme verstanden.
[0032] In der Figur 1 sind nun weiterhin verschiedene Parameteränderungen mit den resultierenden
Wirkungen auf die Dampflöslichkeit wiederum am Beispiel von Siliziumdioxid (SiO
2) dargestellt.
[0033] Zunächst ist mit dem Pfeil I ein isobarer Übergang aus einem Zustand A mit p = 6
bar und T = 400 °C in einen Zustand B mit p = 6 bar und T = 300 °C dargestellt. Man
erkennt leicht, dass eine derartige Druckreduzierung bereits dazu führen kann, dass
SiO
2 abgeschieden wird. Betrug die maximal im Dampf lösliche SiO
2-Konzentration im Punkt A 1.0 mg/kg (1000 ppb), so ging diese auf einen Wert von 0.14
mg/kg (140 ppb) im Punkt B zurück.
[0034] Mit dem Pfeil II ist ein isothermer Übergang vom Zustand B in den Zustand C mit p
= 1 bar und T = 300 °C dargestellt. Man erkennt wiederum, dass eine derartige Temperaturabsenkung
ebenfalls dazu führen kann, dass SiO
2 abgeschieden wird. Beträgt die maximal im Dampf lösliche SiO
2-Konzentration im Punkt B 0.14 mg/kg (140 ppb), so geht diese auf einen Wert von 0.11
mg/kg (110 ppb) im Punkt C zurück.
[0035] Mit dem Pfeil III ist ein isobarer Übergang vom Zustand C in den Zustand D mit p
= 1 bar und T = 500 °C dargestellt. Man erkennt wiederum, dass eine derartige Temperaturerhöhung
nun im Gegensatz zu den vorherigen Zustandsänderungen zu einer Erhöhung der Dampflöslichkeit
von SiO
2 führt. Beträgt die maximal im Dampf lösliche SiO
2-Konzentration im Punkt C 0.11 mg/kg (110 ppb), so erhöht sich diese auf einen Wert
von 0.18 mg/kg (180 ppb) im Punkt D. Eine Temperaturerhöhung ist daher geeignet, um
einer Verminderung der Dampflöslichkeit von Verunreinigungen durch Druckabfall gegenzusteuern
bzw. diese zu kompensieren.
[0036] Das Löslichkeitsverhalten von Verunreinigungen ausnutzend, kann man nun Ablagerungen
in Dampfsystemen dadurch vermeiden, indem
- man die Auslegungsparameter für Druck und/oder Temperatur ausreichend hoch wählt,
- dafür gesorgt wird, dass durch Druck- und/oder Temperaturabfall die Dampflöslichkeit
von Verunreinigungen nie erreicht bzw. überschritten wird oder
- indem die sinkende Dampflöslichkeit infolge Druckabfall durch einen Temperaturanstieg
teilweise oder vollständig kompensiert wird.
[0037] Bezüglich möglicher Abscheidungen von Verunreinigungen kritische Parameterkonstellationen
in Dampfsystemen werden nun erfindungsgemäss dadurch vermieden, indem prozesstechnisch
und strömungstechnisch dafür gesorgt wird, dass die Grenze für mögliche Abscheidungen
nie erreicht bzw. überschritten wird. Dies wird dadurch erreicht, dass durch die Systemauslegung
- im Falle der Notwendigkeit der Beherrschung grösserer Druck- und/oder Temperaturabfälle
die Auslegungsparameter für Druck und/oder Temperatur ausreichend hoch gewählt werden,
- eine kritische Kombination von Druck- und Temperaturabfall vermieden wird,
- ein kritisches Absinken der Dampflöslichkeit infolge grösserer Druckabfälle durch
eine entsprechende Erwärmung des Dampfes und damit einen Temperaturanstieg kompensiert
wird.
[0038] Gasturbinenanlagen kommen vielfach, in der Stromerzeugung nahezu ausnahmslos, im
Zusammenhang mit Abhitzekesseln zum Einsatz. Abhitzekessel verfügen über bis zu drei
Druckstufen und möglicherweise über eine Zwischenüberhitzung. Somit gibt es eine Vielzahl
von Möglichkeiten, die Parameter eines entsprechenden Dampfsystems zu beeinflussen.
[0039] Grössere Druck- und/oder Temperaturabfälle in Dampfsystemen lassen sich durch eine
entsprechende Auslegung der Strömungsquerschnitte, Wahl der Dampfmassenströme u. dgl.
vermeiden.
[0040] Dient der Dampf, wie am Beispiel der Gasturbinenanlage dargestellt, der Kühlung von
Bauteilen, so erfährt der Dampf durch Wärmeaufnahme eine Erwärmung. Konstruktiv ist
nun Sorge dafür zu tragen, dass vor und/oder in Bereichen mit signifikantem Druckabfall
eine entsprechende Erwärmung des Kühldampfes erfolgt.
[0041] Figur 2 zeigt ein h-s-Diagramm mit Linien konstanter SiO
2-Löslichkeit in Dampf. Man sieht wiederum die mit sinkendem Druck und sinkender Temperatur
abnehmende Dampflöslichkeit. Die Linien konstanter SiO
2-Dampflöslichkeit entsprechen interessanterweise in etwa der Winkelhalbierenden zwischen
den Linien konstanten Druckes und den Linien konstanter Temperatur. Ausserdem ist
der Grenzwert (GW) für Dampfturbinen dargestellt.
[0042] In der Figur 3 sind ergänzend zur Figur 2 die Zustandsänderungen des Dampfes innerhalb
eines Dampfsystems, im vorliegenden Fall eines halboffenen Dampfkühlsystems einer
Gasturbinenanlage, in Form eines h-s-Diagrammes (x-Achse: Entropie, y-Achse: Enthalpie)
dargestellt. Der Kühldampf besitzt im Punkt E (Austritt aus der Vorrichtung zur Dampfbereitstellung)
einen Druck von 30 bar und eine Temperatur von 360 °C. Bis zur Gasturbinenanlage oder
dem zu kühlenden Bauteil (Vorrichtung zur Dampfverwendung), beispielsweise einer Schaufel,
treten Druckverluste von ca. 8 bar und Temperaturverluste von ca. 5 K auf. Der Dampf
hat daher im Punkt F (Eintritt in die Vorrichtung zur Dampfverwendung) einen Druck
von ca. 22 bar und eine Temperatur von 355 °C. Mit diesem Druckverlust geht eine starke
Abnahme der Dampflöslichkeit einher. Bei der Durchströmung des zu kühlenden Bauteils
(Vorrichtung zur Dampfverwendung) treten weitere Druckverluste in der Grössenordnung
von 4 bar auf. Allerdings erwärmt sich der Dampf um ca. 200 K. Der Dampf hat damit
am Austritt des zu kühlenden Bauteils im Punkt G (Austritt aus der Vorrichtung zur
Dampfverwendung) einen Druck von 18 bar und eine Temperatur von 560 °C. Mit diesen
Parametern wird der Dampf nun einer Vorrichtung zur Dampfabnahme zugeführt. Infolge
des Temperaturanstieges kommt es zu einer deutlichen Zunahme der Dampflöslichkeit
von SiO
2 innerhalb der Vorrichtung zur Dampfverwendung. Für den dargestellten Prozess wäre
zur Verhinderung von SiO
2-Ablagerungen die Einhaltung eines Grenzwertes für die SiO
2-Konzentration von 3000 ppb (3 mg/kg) ausreichend. Man erkennt ferner, dass der für
Ablagerungen kritische Bereich der Eintrittsbereich des Dampfes in das zu kühlende
Bauteil (Vorrichtung zur Dampfverwendung) ist. Der üblicherweise für Dampfsysteme
verwendete und für Dampfturbinenanlagen spezifizierte Grenzwert GW beträgt jedoch
lediglich 20 ppb.
[0043] Etwas andere Verhältnisse ergeben sich bei Dampf-Luft-Gemischen. Für den Dampfdruck
ist jetzt der von der Dampfkonzentration abhängige Partialdruck des Dampfes in Ansatz
zu bringen. Damit liegen insbesondere bei geringen Dampfkonzentrationen geringe Partialdrücke
des Dampfes vor, was wiederum zu sehr geringen Dampflöslichkeiten der jeweiligen Verunreinigung
führen kann. Abhilfe kann hier die Einhaltung einer Mindestdampfkonzentration bringen.
[0044] Unter den genannten Bedingungen ist es vorteilhaft, einen signifikanten Druckabfall
im Dampfsystem an der Stelle des Austrittes des Dampfes aus dem zu kühlenden Bauteil
bzw. der Vorrichtung zur Dampfverwendung vorzusehen und dabei eine möglichst hohe
Austrittsgeschwindigkeit des Dampfes zu realisieren. Dadurch würde sich die Ablagerung
von Verunreinigungen, beispielsweise infolge aussergewöhnlicher Betriebsbedingungen,
zunächst auf leicht zugängliche Stellen und damit leicht zu reinigende Stellen konzentrieren.
Durch den sich mit wachsender Dampfgeschwindigkeit ausbildenden Selbstreinigungseffekt
kann die Ablagerung von Verunreinigungen begrenzt im besten Fall verhindert werden.
1. Verfahren zur Verhinderung der Ablagerung von Verunreinigungen in Dampfsystemen, in
welchen der darin strömende Dampf gegebener Dampfqualität Temperatur- und/oder Druckänderungen
unterworfen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
durch entsprechende konstruktive Gestaltung und Auslegung der Dampfsysteme verhindert
wird, dass infolge von Änderungen der Temperatur- und/oder Druckverhältnisse innerhalb
des Dampfsystems die Dampflöslichkeit der in bestimmten Konzentrationen im Dampf vorhandenen
Verunreinigungen überschritten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den Verunreinigungen um Siliziumdioxid (SiO2) handelt.
3. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es sich beim Dampfsystem um eine Dampfkühlung oder eine Dampfeinspritzung einer Gasturbinenanlage
handelt.
4. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich über die Einstellung von Temperatur und/oder Druck des in dem Dampfsystem
strömenden Dampfes verhindert wird, dass im Dampfsystem die Dampflöslichkeit der in
bestimmten Konzentrationen im Dampf vorhandenen Verunreinigungen überschritten wird.
5. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die konstruktive Gestaltung und Auslegung der Dampfsysteme derart wirkt, dass das
Wertepaar Druck und Temperatur des Dampfes im Dampfsystem nie einen Wert annimmt,
bei welchem die Dampflöslichkeit der in bestimmten Konzentrationen im Dampf vorhandenen
Verunreinigungen überschritten wird, und dass insbesondere kritische Bereiche mit
signifikanten Druckabfällen ohne gleichzeitige äquivalente Temperaturerhöhung des
Dampf vermieden werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein Absinken des Druckes derart, dass die Dampflöslichkeit der in bestimmten Konzentrationen
im Dampf vorhandenen Verunreinigungen überschritten würde, durch einen entsprechenden
Anstieg der Temperatur kompensiert wird.
7. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei Dampf-Luft-Gemischen der Partialdruck des Dampfes im Gemisch als Druckgrösse
zu berücksichtigen ist.
8. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der einzige kritische Druckabfall im Dampfsystem an die Stelle des Austrittes des
Dampfes aus der Vorrichtung zur Dampfverwendung gelegt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass an der Austrittstelle des Dampfes aus der Vorrichtung zur Dampfverwendung die Strömungsgeschwindigkeit
des Dampfes so hoch ist, dass sich ein selbstreinigender Effekt an der Austrittsstelle
einstellt.
10. Dampfsystem zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9.