[0001] Die Erfindung betrifft eine Zug- und Stosseinrichtung für Schienenfahrzeuge gemäss
dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Zug- und Stosseinrichtungen für Schienenfahrzeuge sind in verschiedenen Ausführungen
wie beispielsweise in Form von Puffern oder Kupplungen bekannt.
[0003] Eine grundsätzliche Problematik bei Zug- und Stosseinrichtungen für Schienenfahrzeuge
besteht darin, dass im Schiebebetrieb oder beim Bremsen über die jeweilige Zug- und
Stosseinrichtung Druckkräfte vom einen auf das andere Schienenfahrzeug ausgeübt werden,
welche eine seitwärts gerichtete Komponente, also eine quer zur Längsachse des Schienenfahrzeugs
gerichtete Kraft aufweisen. Diese Querkomponenten treten insbesondere beim Durchfahren
von Kurven auf, da die Längsmittelachse des einen Schienenfahrzeuges unter einem Winkel
zu der Längsmittelachse des vorangehenden bzw. nachfolgenden Schienenfahrzeuges verläuft.
Damit die Entgleisungssicherheit von Schienenfahrzeugen gewährleistet ist, darf diese
Querkomponente in Relation zur Längskraft einen bestimmten Wert nicht übersteigen.
[0004] Beispielsweise ist aus der EP 1 022 206 eine gattungsgemässe Zug- und Stosseinrichtung
für kurzgekuppelte Schienenfahrzeuge bekannt. Diese ist beidseitig mit je einer Stützplatte
zum Befestigen am Untergestell des Schienenfahrzeugs versehen. Jede Stützplatte beinhaltet
einen Gabelkopf zur Aufnahme eines Gelenkbolzens, an welchem der Kopf der Kupplung
angelenkt ist.
[0005] Im weiteren ist aus der DE 41 18 529 eine Zug- und Stosseinrichtung für kurzgekuppelte
Schienenfahrzeuge bekannt. Diese ist mit einer Zug- und Druckstange versehen, deren
Kopfteil über einen Gelenkbolzen mit einem Zugbügel verbunden ist. Die Endfläche dieses
Kopfteils liegt direkt an der am Fahrzeug fixierten Druckplatte an. Beim Auslenken
der Kuppelstange verschiebt sich der druckseitige Krafteinleitungspunkt im ersten
Moment in Auslenkrichtung. Danach jedoch, beim weiteren Auslenken der Kuppelstange,
wandert der druckseitige Krafteinleitungspunkt wieder nach innen, was unerwünscht
ist, da dadurch die Querkomponente in Relation zur Längskraft wieder ansteigt und
somit die Entgleisungsgefahr des Schienenfahrzeugs im Schiebebetrieb nicht mehr gewährleistet
ist.
[0006] Eine weitere, gattungsgemässe Kupplungseinrichtung für Schienenfahrzeuge ist aus
der WO 00/64723 bekannt. Diese Kupplungseinrichtung weist eine zentrale Kuppelstange
auf, deren beide Enden über eine Gelenkverbindung mit dem Schienenfahrzeug verbunden
sind. Die Gelenkverbindung weist an der Kuppelstange befestigtes Joch auf, das zusammen
mit einer mit einem Kugelkopf versehenen Zugstange ein Kugelgelenk bildet. Das Joch
stützt sich dabei druckseitig an einer federbelasteten Druckplatte ab. Beim Auslenken
der Kuppelstange, wandert der druckseitige Krafteinleitungspunkt zuerst nach aussen
um sich dann beim weiteren Auslenken wieder nach innen zu verschieben, was zu den
vorgängig erwähnten Problemen führt und die Entgleisungsgefahr des Schienenfahrzeugs
im Schiebebetrieb ansteigen lässt.
[0007] Ausgehend vom bekannten Stand der Technik besteht die Aufgabe der Erfindung nun darin,
eine im Oberbegriff des Anspruchs 1 definierte Kupplungsanordnung für Schienenfahrzeuge
so auszugestalten, dass beim Auftreten von Druckkräften das Verhältnis von Querkraft
zu Längskraft (Fq/FI) insbesondere auch bei ungünstigen Bedingungen kleiner ist, so
dass die Entgleisungssicherheit der Schienenfahrzeuge beim Auftreten von Stosskräften
erhöht wird.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angeführten Merkmale
gelöst.
[0009] Der erfindungsgemässe Grundgedanke besteht darin, auf beiden Seiten der zentralen
Kuppelstange eine Drehbefestigungsvorrichtungen zum Fixieren am Schienenfahrzeug vorzusehen,
wobei der Drehpunkt des Gelenks der jeweiligen Drehbefestigungsvorrichtung im Bereich
oder hinter einer Krafteinleitungsfläche liegt, über welche Stosskräfte von der Kuppelstange
auf die jeweilige Drehbefestigungsvorrichtung übertragen werden, und wobei zwischen
der genannten Krafteinleitungsfläche und der Kuppelstange Mittel angeordnet sind,
welche beim seitlichen Auslenken der Kuppelstange den Kraftübertragungsschwerpunkt
für Stosskräfte in Auslenkrichtung der Kuppelstange verschieben.
[0010] Durch diese Merkmale wird die Richtung der auf das Schienenfahrzeug einwirkenden
Kraft (Kraftwirkungslinie) so beeinflusst, dass die Querkraft kleiner wird im Verhältnis
zur Längsdruckkraft. Je kleiner die quer zum Fahrzeug angreifenden Kräfte werden,
umso höher wird die Entgleisungssicherheit oder umso höher werden die zulässigen Längsdruckkräfte
bei gegebener zulässiger Querkraft.
[0011] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis
16 umschrieben.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt:
- Fig. 1
- eine teilweise im Schnitt dargestellte Zug- und Stossvorrichtung in einer Seitenansicht;
- Fig. 2
- einen Befestigungsflansch in einer Draufsicht;
- Fig. 3
- die eine Seite der Zug- und Stossvorrichtung gemäss Fig.1 in ausgelenktem Zustand;
- Fig. 4
- die Zug- und Stossvorrichtung in einem ersten Betriebszustand;
- Fig. 5
- zwei durch die Zug- und Stossvorrichtung miteinander verbundene Schienenfahrzeuge
beim Durchfahren eines Bogens;
- Fig. 6
- zwei durch die Zug- und Stossvorrichtung miteinander verbundene Schienenfahrzeuge
beim Durchfahren eines S-förmigen Gleisabschnitts;
- Fig. 7
- eine alternative Ausführung einer teilweise im Schnitt dargestellte Zug- und Stossvorrichtung,
und
- Fig. 8
- die eine Seite der Zug- und Stossvorrichtung gemäss Fig. 7 in ausgelenktem Zustand.
[0013] Fig. 1 zeigt eine Zug- und Stossvorrichtung, welche sich insbesondere zum Kurzkuppeln
von Schienenfahrzeugen eignet. Da die Zug- und Stossvorrichtung symmetrisch aufgebaut
ist, wird bei den nachfolgenden Erläuterungen zumeist nur auf die linke, geschnittene
Hälfte der Zug- und Stossvorrichtung Bezug genommen. Es versteht sich, dass entsprechende
Teile auf der anderen -rechten- Seite ebenfalls vorhanden sind.
[0014] Die Zug- und Stossvorrichtung weist eine zentrale Kuppelstange 1 auf, welche vorzugsweise
als Gussteil, insbesondere als Sphärogussteil, hergestellt ist. Die Kuppelstange 1
ist im wesentlichen rohrförmig gestaltet, wobei die Wandstärke zum Ende 2 hin zunimmt.
Die Stirnseite der Kuppelstange 1 ist von einem Abschlussteil 3 verschlossen. Auf
beiden Seiten der Kuppelstange 1 ist je eine Drehbefestigungsvorrichtung 5, 6 angeordnet.
Diese umfasst jeweils einen Flansch 8, mittels welchem die Zug- und Stossvorrichtung
am Schienenfahrzeug (nicht dargestellt) befestigt wird. Der Flansch 8 ist zwischen
zwei Federpaketen 9, 12 angeordnet, wobei das innere Federpaket 9 in Stossrichtung
und das äussere Federpaket 12 in Zugrichtung wirksam ist. Zwischen den beiden Federpaketen
9, 12 bzw. zwischen dem Flansch 8 und dem in Druckrichtung wirksamen Federpaket 9
ist zudem eine an der Aussenseite der Kuppelstange 1 geführte, kolbenförmig ausgebildete
Hülse 16 eingespannt, welche mit einer Bohrung 17 versehen ist, durch die sich eine
Zugstange 20 erstreckt. Die Hülse 16 ist in Relation zur Kuppelstange 1 axial verschiebbar.
Zwischen der Aussenseite der Kuppelstange 1 und der Innenseite der Hülse 16 sind zwei
ringförmige Kunststoffbänder 19 angeordnet, welche als Gleitlager wirken. Die Hülse
16 ist auf der dem Flansch 8 zugewandten Seite mit einem Kopfteil 18 versehen ist,
das eine teilweise sphärisch gestaltete Oberfläche 25 aufweist, wobei der Mittelteil
des Kopfteils 18 vorzugsweise abgeflacht ausgebildet ist. Der Flansch 8 bildet zusammen
mit dem Kopfteil 18 ein Druckgelenk 15, mittels welchem im Fahrbetrieb auftretende
Druckkräfte von der Kuppelstange 1 auf das Schienenfahrzeug übertragen werden.
[0015] Mit dem Bezugszeichen 26 ist eine Krafteinleitungsfläche bezeichnet, über welche
Stosskräfte von der Kuppelstange 1 auf den fest mit dem Fahrzeug zu fixierenden Flansch
übertragen werden. Im gezeigten Beispiel fällt die Krafteinleitungsfläche 26 mit der
dem Kopfteil 18 zugewandten Stirnfläche des Flansches 8 zusammen. Diese Krafteinleitungsfläche
26 bildet somit für Stosskräfte den Übergang von den auslenkbaren auf die fest mit
dem Schienenfahrzeug verbundenen bzw. zu verbindenden Elemente.
[0016] Im hier dargestellten, nicht ausgelenkten Zustand der Zug- und Stossvorrichtung erfolgt
die Kraftübertragung in Stossrichtung von der Kuppelstange 1 bzw. von der Hülse 16
auf den Flansch 8 über den geraden Mittelabschnitt des Kopfteils 18. Die Hülse 16
ist derart angeordnet, dass sie ihre Längsmittelachse drehbar ist. Der an der Hülse
16 angeordnete Kopfteil 18 ist vorzugsweise aus Kunststoff gefertigt, so dass eine
Gleitpaarung zwischen dem Kopfteil 18 und dem aus Stahl gefertigten Flansch 8 gebildet
wird.
[0017] Sowohl die Hülse 16 wie auch der Abschlussteil 3 der Kuppelstange 1 sind mit je einer
Durchgangsbohrung 4, 17 versehen, durch welche sich die Zugstange 20 erstreckt. Die
als Kopfschraube ausgebildete Zugstange 20 dient dem Vorspannen der beiden Federpakete
9, 12 und dem Übertragen von Zugkräften. Zum Abstützen des zugseitig aktiven Federpakets
12 ist zwischen dem Kopf 21 der Zugstange 20 und dem Federpaket 12 ein Druckteller
27 angeordnet. Am gewindeseitigen Ende 22 der Zugstange 20 ist eine Mutter 24 aufgeschraubt,
welche sich auf der Innenseite des Abschlussteils 3 der Kuppelstange 1 abstützt. Die
Mutter 24 ist mittels eines Sicherungsringes 23 gegen Verdrehung gesichert.
[0018] Der Flansch 8 ist mittels eines Kugelgelenks 7 an der Zugstange 20 fixiert. Der Drehpunkt
29 des Kugelgelenks 7 liegt dabei hinter der Krafteinleitungsfläche 26 des Flansches
8. Durch das Vorsehen eines Kugelgelenks 7 wird sowohl ein horizontales wie auch vertikales
Auslenken der Kuppelstange 1 in Bezug auf den Flansch 8 ermöglicht. Vorzugsweise ist
die Bohrung 4 im Abschlussteil 3 so gross, dass unter allen Betriebsbedingungen ein
radialer Spalt zwischen der Zugstange 20 und der Bohrungswandung im Abschlussteil
3 bestehen bleibt und keine Führungskräfte über den Abschlussteil 3 auf die Zugstange
20 ausgeübt werden. Die Führungskräfte werden vorzugsweise über die Hülse 16 auf die
Führungsbänder 19 und somit auf die Kuppelstange 1 übertragen. Durch diese Ausgestaltung
können die auf die Zugstange 20 einwirkenden Biegekräfte reduziert werden.
[0019] Jedes Federpaket 9, 12 besteht aus einer Vielzahl von aus elastomerem Kunststoff
gefertigten Federelementen 10, 13 welche unter sich durch Zwischenscheiben 11, 14
getrennt sind. Indem unabhängige Federpakete 9, 13 für Druck und Zug vorgesehen sind,
wird ein weicher Wechsel von Zug auf Druck und umgekehrt erreicht. Durch die Anordnung
des Flansches 8 zwischen den beiden vorgespannten Federpaketen 9, 12 befindet sich
der Flansch 8 im unbelasteten Ruhezustand in einer sogenannten Schwimmstellung, in
der bei Kraftänderungen ein absolut stossfreier Hub ermöglicht wird. Dieses in Bezug
auf die Zugdynamik sehr vorteilhafte Verhalten wird insbesondere auch durch jeglichen
Verzicht auf Hubbegrenzungen erreicht. Indem der Kopfteil 18 mit einem abgeflachten
Mittelteil versehen ist, wird bei nicht ausgelenkter Kuppelstange 1, also bei einem
geraden Gleisabschnitt, eine grossflächige Anlage des Kopfteils 18 am Flansch 8 erreicht,
was eine stabilisierende Wirkung zur Folge hat. Dadurch können insbesondere Schlinger-
und Schwingbewegungen des hintersten Wagens bei Beharrungsfahrt verhindert werden.
Indem die Hülse 16 um die Längsmittelachse drehbar angeordnet ist, wird eine gleichmässige
Abnützung des Kopfteils 18 erreicht.
[0020] Natürlich könnte der zumindest teilweise mit einer sphärischen Oberfläche 25 versehene
Kopfteil 18 auch direkt an der Kuppelstange 1 angeordnet und dabei auf die Hülse 16
verzichtet werden. In diesem Fall müsste das druckseitig aktive Federpaket auf die
Innenseite der Kupplungstange verlegt und die Zugstange 20 entsprechend dimensioniert
werden.
[0021] Alternativ dazu könnte natürlich auch der Flansch 8 auf der dem Kopfteil 18 zugewandten
Seite mit einer teilweise sphärisch gestalteten Oberfläche versehen werden und dafür
der Kopfteil 18 mit einer geraden oder leicht sphärischen Oberfläche versehen werden.
[0022] In der Fig. 2 ist der Befestigungsflansch 8 in einer Draufsicht dargestellt, aus
der insbesondere Befestigungsbohrungen 28 ersichtlich sind, welche zum Durchführen
von Schrauben vorgesehen sind, mittels welchen der Flansch 8 und damit die Zug- und
Stossvorrichtung am Schienenfahrzeug fixiert werden kann. Anstelle des gezeigten Flansches
8 können jedoch auch Flansche ohne Befestigungsbohrungen verwendet werden. In diesem
Fall wir der jeweilige Flansch in einen korrespondierenden Aufnahmeschlitz im Schienenfahrzeug
eingeführt, wobei auf dessen Unterseite vorzugsweise eine Sicherungsplatte vorgesehen
ist, die den Flansch am Herausfallen hindert.
[0023] Fig. 3 zeigt die linke Seite der Zug- und Stossvorrichtung gemäss Fig.1 in ausgelenktem
Zustand in vergrösserter Darstellung. Mit 30 ist der abgeflachte Mittelteil des Kopfteils
18 bezeichnet. Die Kuppelstange 1 ist im vorliegenden Fall um ca. 6° gegenüber der
andeutungsweise eingezeichneten Fahrzeuglängsachse 32 des Schienenfahrzeugs ausgelenkt,
wobei die Längsmittelachse der Kuppelstange 1 mit dem Bezugszeichen 33 versehen ist.
Aus dieser Darstellung ist ersichtlich, dass sich durch die Auslenkung der Kuppelstange
1 die Berührung zwischen dem Kopfteil 18 der Hülse 16 und dem Flansch 8 in Auslenkrichtung
der Kuppelstange 1, d.h. in Bezug auf die Längsmittelachse 33 radial nach aussen,
verlagert hat, so dass der Flansch 8 nunmehr an der mit X bezeichneten Stelle der
sphärisch gestalteten Oberfläche 25 des Kopfteils 18 anliegt. Demzufolge erfolgt die
Krafteinleitung in Stossrichtung von der Kuppelstange 1 bzw. von der Hülse 16 auf
den Flansch 8 ebenfalls an der mit X bezeichneten Stelle. Indem der Drehpunkt 29 des
Kugelgelenks 7 wie im dargestellten Beispiel hinter der Krafteinleitungsfläche 26
liegt, verschiebt sich beim Auslenken der Kuppelstange 1 der druckseitige Kraftübertragungsschwerpunkt
X kontinuierlich in Auslenkrichtung der Kuppelstange 1. Dadurch wird beim Auftreten
von Druckkräften das Verhältnis von Querkraft zu Längskraft (Fq/FI) kleiner und die
Entgleisungssicherheit des Schienenfahrzeugs wird erhöht. Wenn von Stossrichtung gesprochen
wird, so bedeutet dies im Normalfall, dass über die Zug- und Stossvorrichtung auf
das entsprechende Fahrzeug eine Stosskraft ausgeübt wird, welche insbesondere beim
Bremsen der Fahrzeuge oder im Schiebebetrieb auftritt. Es ist jedoch nicht zwingend
notwendig, dass der Drehpunkt 29 des Kugelgelenks 7 hinter der Krafteinleitungsfläche
26 liegt, sondern der Drehpunkt könnte auch bis an die Krafteinleitungsfläche 26 herangeschoben,
oder in Einzelfällen sogar leicht darüber hinaus verschoben werden.
[0024] Fig.
4 zeigt die Zug- und Stossvorrichtung in einem ersten Betriebszustand, der beim Durchfahren
einer S-Bogens auftreten kann. Aus dieser Darstellung ist ersichtlich, dass die zwischen
den druckseitigen Krafteineinleitungspunkten XI, Xr verlaufende Kraftwirkungslinie
34 praktisch parallel zu den schematisch dargestellten Längsachsen 35, 36 der Schienenfahrzeuge
verläuft. Die Querkräfte können dadurch sehr niedrig gehalten werden. Der Winkel zwischen
der Kraftwirkungslinie 34 und der Längsmittelachse 37 der Kuppelstange 1 ist mit a
bezeichnet. Die Auslenkrichtung der Kupplungstange 1 in Bezug auf den linken Flansch
8 ist durch einen Pfeil 38 angedeutet und die Verschieberichtung des linken Krafteineinleitungspunkts
XI durch einen Pfeil 39. Der Kopfteil 18 und der druckseitige Krafteineinleitungspunkt
XI verschieben sich somit beim Auslenken der Kuppelstange 1 gleichsinnig in Auslenkrichtung
38 der Kuppelstange 1.
[0025] Fig. 5 zeigt schematisch zwei mittels einer Zug- und Stossvorrichtung verbundene
Schienenfahrzeuge 40, 41. Der dargestellte Betriebszustand tritt beispielsweise dann
auf, wenn das rechte Schienenfahrzeug in einen Bogen mit einem Radius von ca. 150m
einfährt. Aufgrund der eingezeichneten Kraftwirkungslinie 44 ist ersichtlich, dass
auch in diesem Betriebszustand die Kraftwirkungslinie 44 nur einen kleinen Winkel
mit der Längsmittelachse 42, 43 des jeweiligen Fahrzeugs 40, 41 einschliesst, bzw.
praktisch parallel dazu verläuft.
[0026] Fig. 6 zeigt eine schematisch dargestellte Zug- und Stossvorrichtung im Zustand,
wenn die beiden Schienenfahrzeuge 45, 46 einen UIC-S-Bogen durchfahren. Auch hier
verläuft die Kraftwirkungslinie 49 praktisch parallel zu den Längsachsen 47, 48 der
Schienenfahrzeuge 45, 46, so dass die Querkräfte wiederum sehr klein sind.
[0027] In der Fig. 7 ist eine alternative Ausführung einer Zug- und Stossvorrichtung dargestellt,
wobei nachfolgend insbesondere auf die Unterschiede zum vorgängigen Ausführungsbeispiel
gemäss den Fig. 1 bis 4 eingegangen wird. Gleiche Teile sind in diesem Ausführungsbeispiel
mit dem Zusatz "a" versehen.
[0028] Die Zug- und Stossvorrichtung weist eine zentrale Kuppelstange 1a auf, welche, im
Gegensatz zum vorgängigen Ausführungsbeispiel, nicht einstückig ausgebildet ist, sondern
aus zwei Teilen 1b, 1c besteht, die in der Mitte zusammengeschraubt sind. Zum Fixieren
der Drehbefestigungsvorrichtung 5a an der Kuppelstange 1a ist wiederum eine Zugstange
20a vorgesehen, wobei zur Aufnahme der Zugkräfte zwischen dem am Kopf 21a der Zugstange
20a abgestützten Druckteller 27a und dem Flansch 8a ein Federpaket 12a angeordnet
ist.
[0029] Der wesentliche Unterschied zum vorgängigen Ausführungsbeispiel besteht jedoch in
der Art und Ausgestaltung der Mittel zum Verschieben des Kraftübertragungsschwerpunkts.
Anstelle eines Druckgelenks ist im vorliegenden Fall eine Federanordnung 50 vorgesehen,
die als zentrales Element eine ringförmige, aus elastomerem Kunststoff bestehende
Druckfeder 51 aufweist. Die Druckfeder 51 besitzt in Druckrichtung eine hohe Federsteifigkeit
und ist zwischen dem Befestigungsflansch 8a und einer auf das Ende der Kuppelstange
1a aufgeschobenen Hülse 52 angeordnet. Die Hülse 52 legt sich mittels einer Schulter
53 am stirnseitigen Ende der Kuppelstange 1a an und stützt die Druckfeder 51 vollflächig
ab. Zwischen dem Befestigungsflansch 8a und der Druckfeder 51 ist zudem eine Gleitplatte
54 und eine Zwischenplatte 55 angeordnet. Die beiden Platten 54, 55 sind miteinander
verschraubt und mittels eines gemeinsamen Kugelgelenks 56 drehbar an der Zugstange
20a abgestützt. Auf beiden Seiten der Druckfeder 51 ist zudem je eine Zwischenscheibe
angeordnet.
[0030] Der Befestigungsflansch 8a ist wiederum mittels eines Kugelgelenks 7a an der Zugstange
20a abgestützt, wobei das Kugelgelenk 7a nicht zentral im Flansch 8a sondern etwas
nach hinten gegen das Schienenfahrzeug versetzt angeordnet ist. Dadurch liegt der
Drehpunkt 29a des Kugelgelenks 7a noch weiter hinter der Krafteinleitungsfläche 26a,
wobei die Krafteinleitungsfläche 26a auch in diesem Fall durch die der Kuppelstange
1a zugewandte Stirnseite des Flansches 8a gebildet wird, welche gleichzeitig die Kraftübergangsebene
von der auslenkbaren Kuppelstange 1a auf die am Schienenfahrzeug zu fixierenden Drehbefestigungsvorrichtung
5a darstellt. Durch die nach hinten, gegen das Schienenfahrzeug versetzte Anordnung
des Kugelgelenks 7a sowie die Gleitplatte 54 und die Zwischenplatte 55 wird der Abstand
zwischen dem Drehpunkt 29a des Kugelgelenks 7a und der Druckfeder 51 noch vergrössert.
[0031] Aus der Fig. 8 ist die rechte Seite der Zug- und Stossvorrichtung gemäss Fig. 7 in
ausgelenktem Zustand ersichtlich. Beim seitlichen Auslenken der Kuppelstange 1a wird
die Druckfeder 51 auf der Auslenkseite zusammengedrückt, während sie auf der anderen
Seite entlastet wird. Im Gegensatz zum vorgängigen Ausführungsbeispiel wird die Stosskraft
nicht über eine punkt- oder linienförmige Berührungsfläche im Druckgelenk 15 (Fig.
1) übertragen, sondern sie wird mittels der Druckfeder 51 flächig von der Hülse 52
auf die Zwischenplatte 55 übertragen. Die Kraftübertragungsfläche ist näherungsweise
durch eine schraffierte Fläche F angedeutet. Analog zum vorgängigen Beispiel verschiebt
sich jedoch mit zunehmender Auslenkung der Kuppelstange 1a der Kraftübertragungsschwerpunkt
X1 kontinuierlich in Auslenkrichtung der Kuppelstange 1a. Durch die Gleitplatte 54,
welche aus einem Kunststoff besteht, der gegenüber dem vorzugsweise aus Gusseisen
bestehenden Flansch 8a mit guten Gleiteigenschaften versehen ist, kann der radiale
Versatz zwischen der Druckfeder 51 und dem Flansch 8a beim Auslenken der Kuppelstange
1a weitgehend aufgenommen werden. Die Druckfeder 51 wird im vorliegenden Fall nicht
primär zur Aufnahme der Stossenergie verwendet, sondern zur Verschiebung des Kraftübertragungsschwerpunkts
X1 in Abhängigkeit des Auslenkwinkels der Kuppelstange 1a. Durch diese Druckfeder
51 wird somit eine relative grossflächige Kraftübertragung erreicht, so dass trotz
der Verlagerung des Kraftübertragungsschwerpunkts X1 niedrige spezifische Flächenpressungen
auftreten, was den Einsatz von einfachen und trotzdem wartungsfreien Gleitwerkstoffen,
wie sie insbesondere für die Fertigung der Gleitplatte 54 zum Einsatz kommen, erlaubt.
[0032] Die Vorteile der erfindungsgemässen Zug- und Stossvorrichtung lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
- Höhere Entgleisungssicherheit durch exzentrische Krafteinleitung im Stossbetrieb,
beim Einfahren in Kurven und beim Durchfahren von S-Bögen;
- Vorgespannte spielfreie Drehbefestigungsvorrichtung;
- Weicher Wechsel von Zug auf Druck und umgekehrt dank unabhängigen Federpaketen für
Druck und Zug;
- Automatische Spielaufhebung;
- Weitgehend wartungsfrei, da bei der Variante gemäss Fig. 1 eine gleichmässige Abnützung
des Kopfteils erreicht wird, bzw. bei der Variante gemäss Fig. 7 niedrige spezifische
Flächenpressungen auftreten;
- Stabilisierende Wirkung bei Geradeausfahrt dank grossflächiger Auflage; damit werden
einerseits Schlinger- und Schwingbewegungen des hintersten Wagens bei Beharrungsfahrt
verhindert und andererseits wird das seitliche Ausbrechen des Wagens beim Auftreten
von hohen Längsdruckkräften bei Geradeausfahrt verhindert;
Bezugszeichenliste
[0033]
- 1
- Kuppelstange
- 2
- Ende der Kuppelstange
- 3
- Anschlussteil
- 4
- Bohrung
- 5
- Drehbefestigungsvorrichtung
- 6
- Drehbefestigungsvorrichtung
- 7
- Kugelgelenk
- 8
- Flansch
- 9
- Federpaket
- 10
- Federelement
- 11
- Zwischenscheibe
- 12
- Federpaket
- 13
- Federelement
- 14
- Zwischenscheibe
- 15
- Druckgelenk
- 16
- Hülse
- 17
- Bohrung
- 18
- Kopfteil
- 19
- Kunststoffband
- 20
- Zugstange
- 21
- Kopf
- 22
- Ende der Zugstange
- 23
- Sicherungsring
- 24
- Mutter
- 25
- sphärische Oberfläche
- 26
- Krafteinleitungsfläche
- 27
- Druckteller
- 28
- Befestigungsbohrungen
- 29
- Drehpunkt
- 30
- abgeflachter Mittelteil
- 31 32
- Fahrzeuglängsachse
- 33
- Längsmittelachse
- 34
- Kraftwirkungslinie
- 35
- Längsachse des einen Schienenfahrzeugs
- 36
- Längsachse des anderen Schienenfahrzeugs
- 37
- Längsmittelachse
- 38
- Pfeil (Auslenkrichtung)
- 39
- Verschieberichtung des Krafteinleitungspunkts
- 40
- Schienenfahrzeug
- 41
- Schienenfahrzeug
- 42
- Längsmittelachse
- 43
- Längsmittelachse
- 44
- Kraftwirkungslinie
- 45
- Schienenfahrzeug
- 46
- Schienenfahrzeug
- 47
- Längsmittelachse
- 48
- Längsmittelachse
- 49
- Kraftwirkungslinie
- 50
- Federanordnung
- 51
- Druckfeder
- 52
- Hülse
- 53
- Schulter
- 54
- Gleitplatte
- 55
- Zwischenplatte
- 56
- Kugelgelenk
1. Zug- und Stossvorrichtung zum gelenkigen Verbinden von Schienenfahrzeugen, mit einer
zentralen Kuppelstange (1, 1a), welche auf beiden Seiten mittels je einer mit einem
Gelenk (7, 7a) versehenen Drehbefestigungsvorrichtung (5, 5a) am Schienenfahrzeug
fixierbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehpunkt (29, 29a) des Gelenks (7, 7a) der jeweiligen Drehbefestigungsvorrichtung
(5, 5a) im Bereich oder hinter einer Krafteinleitungsfläche (26, 26a) liegt, über
welche Stosskräfte von der Kuppelstange (1, 1a) auf die jeweilige Drehbefestigungsvorrichtung
(5, 5a) übertragen werden, wobei zwischen der genannten Krafteinleitungsfläche (26,
26a) und der Kuppelstange (1, 1a) Mittel (15, 50) angeordnet sind, welche beim seitlichen
Auslenken der Kuppelstange (1, 1a) den Kraftübertragungsschwerpunkt (X, X1) für Stosskräfte
in Auslenkrichtung der Kuppelstange (1, 1a) verschieben.
2. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Krafteinleitungsfläche (26, 26a) an der Stirnseite eines Befestigungsmittels
(8, 8a) angeordnet ist, mittels welchem die Drehbefestigungsvorrichtung (5, 5a) am
Schienenfahrzeug fixierbar ist.
3. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehbefestigungsvorrichtung (5) einen Flansch (8) aufweist, an dem die Krafteinleitungsfläche
(26) angeordnet ist, wobei sich an der Krafteinleitungsfläche (26) ein mit der Kuppelstange
(1) in Wirkverbindung stehender Kopfteil (18) druckseitig abstützt, und wobei die
Krafteinleitungsfläche (26) und/oder die Oberfläche (25) des Kopfteils (18) zumindest
teilweise sphärisch ausgebildet ist/sind und zusammen ein Druckgelenk (15) bilden,
welches beim seitlichen Auslenken der Kuppelstange (1) den Kraftübertragungsschwerpunkt
(X) für Stosskräfte kontinuierlich in Auslenkrichtung der Kuppelstange (1) verschiebt.
4. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die genannten Mittel eine in Stossrichtung vorgespannte Federanordnung (50) umfassen,
welche in Wirkverbindung mit der Kuppelstange (1a) steht und zusammen mit dieser ausgelenkt
wird, wobei die Federanordnung (50) in Stossrichtung eine derart hohe Federsteifigkeit
besitzt, dass sich der Kraftübertragungsschwerpunkt (X1) mit zunehmendem Auslenken
der Kuppelstange (1a) in Auslenkrichtung derselben verschiebt.
5. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Federanordnung (50) zumindest eine ringförmige, aus elastomerem Kunststoff bestehende
Druckfeder (51) umfasst.
6. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Krafteinleitungsfläche (26a) und der Druckfeder (51) eine Gleitplatte
(54) angeordnet ist, an welcher sich die Druckfeder (51) direkt oder indirekt axial
abstützt.
7. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Gleitplatte (54) und der Druckfeder (51) eine Zwischenplatte (55) angeordnet
ist, welche mit der Gleitplatte (54) verbunden ist, wobei die Zwischenplatte (55)
und die Gleitplatte (54) gemeinsam mittels eines Drehgelenks (56) abgestützt sind.
8. Zug- und Stossvorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass jede Drehbefestigungsvorrichtung (5a) einen Flansch (8a) zum mechanischen Fixieren
am Schienenfahrzeug aufweist, und dass zwischen diesem Flansch (8a) und der Kuppelstange
(1a) die Mittel (50) angeordnet sind, welche beim seitlichen Auslenken der Kuppelstange
(1a) den Kraftübertragungsschwerpunkt (X1) für Stosskräfte in Auslenkrichtung der
Kuppelstange (1a) verschieben.
9. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Flansch (8a) zwischen der Federanordnung (50) und einem Federpaket (12a) angeordnet
ist, wobei eine zugseitig an der Kuppelstange (1a) abgestützte Zugstange (20a) zum
Vorspannen der Federanordnung (50) und des Federpakets (12a) vorgesehen ist, und wobei
der Flansch (8a) mittels eines Kugelgelenks (7a) drehbar an der Zugstange (20a) fixiert
ist.
10. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass am stirnseitigen Ende der Kuppelstange (1a) eine Hülse (52) angeordnet ist, welche
sich mittels einer Schulter (53) an der Kuppelstange (1a) anlegt und die Druckfeder
(51) in axialer Richtung vollflächig abstützt.
11. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Kopfteil (18) federnd mit der Kuppelstange (1) verbunden ist.
12. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die zumindest teilweise sphärische Oberfläche (25) einen abgeflachten Mittelabschnitt
(30) aufweist.
13. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Flansch (8) zwischen zwei Federpaketen (9, 12) angeordnet ist, wovon das Eine
in Stossrichtung und das Andere in Zugrichtung aktiv ist, wobei eine zugseitig an
der Kuppelstange (1) abgestützte Zugstange (20) zum Vorspannen der Federpakete (9,
12) vorgesehen ist, und wobei der Flansch (8) mittels eines Gelenks (7) drehbar an
der Zugstange (20) fixiert ist.
14. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die zentrale Kuppelstange (1) beidseitig mit je einer an der Kuppelstange (1) geführten
Hülse (16) versehen ist, welche auf der dem Flansch (8) zugewandten Seite mit dem
zumindest teilweise sphärisch gestalteten Kopfteil (18) versehen ist, wobei das in
Druckrichtung aktive Federpaket (9) derart zwischen der Stirnseite der Kuppelstange
(1) und der Hülse (16) angeordnet ist, dass die Hülse (16) in Relation zur Kuppelstange
(1) axial verschiebbar ist.
15. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass dass die Hülse (16) drehbar um die Längsmittelachse (33) angeordnet ist.
16. Zug- und Stossvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die zumindest teilweise sphärische Oberfläche (25) direkt an der Kuppelstange (1)
angeordnet ist.