[0001] Die Erfindung betrifft eine Kunststoffgleitplatte für Schienenweichen, welche an
einem Weichenstuhl der Weichen auswechselbar montiert ist und eine Gleitebene für
eine Zunge der Weiche definiert.
[0002] Solche Gleitplatten sind beispielsweise aus der DE 26 31 594 bekannt.
[0003] Die früher ausschließlich und auch heute zum Teil noch gebräuchlichen Gleitplatten
aus Metall erfordern eine regelmäßige Wartung, nämlich hauptsächlich ein in bestimmten
Zeitintervallen zu wiederholendes Schmieren, um die für die Verschiebung der auf der
Gleitplatte aufruhenden Weichenzunge notwendigen Kräfte möglichst klein zu halten.
Außerdem dient die Schmierung als Korrosionsschutz der metallischen Weichengleitplatten,
die zumeist aus Stahl gefertigt sind. Mit der Zeit verkrustet jedoch der aufgebrachte
Schmierfilm durch Umgebungseinflüsse und vermindert so die Betriebssicherheit der
Weiche. Der verkrustete Schmierfilm muss daher von Zeit zu Zeit mit speziellen Reinigungsgeräten
entfernt werden. Diese regelmäßigen Wartungs- und Reinigungsarbeiten bedingen einen
erheblichen Personal- und Kostenaufwand und stellen zudem ein erhebliches Risiko für
das Wartungspersonal dar, da im Wartungs- und Reinigungsbereich ständig Züge auf den
Schienen verkehren. Zudem lässt sich nach geraumer Zeit und vor allem bei Dunkelheit
(verminderter Fahrbetrieb und damit bevorzugte Tageszeit für Wartungsarbeiten) durch
die oberflächliche Verschmutzung der Weichengleitstühle nur mehr schwer erkennen,
welche Stühle zu schmieren sind und welche nicht. Schließlich gelangen nicht unerhebliche
Mengen an Schmiermittel sowie abgereinigte verkrustete Schmiermittelreste zusammen
mit Reinigungsmittel ins Gleisbett Erdreich und stellen eine erhebliche, nicht vermeidbare
Umweltverschmutzung dar.
[0004] Die bekannten Kunststoffgleitplatten bringen gegenüber den Metallgleitplatten ein
erhebliches Maß an Verbesserung der Wartungsfreiheit.
[0005] Eine weitere wesentliche Verbesserung der Kunststoffgleitplatten ist aus der DE 34
06 726 bekannt. Dort wurde vorgeschlagen, dem Kunststoffmaterial Verstärkungsmaterialien
in Faser- oder Schuppenform zuzugeben, um die mechanische Festigkeit zu erhöhen. Dies
brachte insbesondere eine Verbesserung der Gleitplatten in Bezug auf deren Widerstandsfähigkeit
gegen hohe Belastungsspitzenwerte, wie sie beispielsweise beim Befahren der Weiche
beobachtet werden, und die zum einen durch oszillierende Bewegungen zwischen Weichenstuhl
und Weichenzunge im Augenblick des Überfahrens und zum anderen durch Verwindungen
der Weichenzunge hervorgerufen werden. Häufig liegen die verwundenen Weichenzungen
nicht an der zugehörigen Stockschiene an, wodurch dann beim Überfahren die einwirkende
Kraft nicht flächig auf die Gleitplatte, sondern über eine Kante der Weichenzunge
mit entsprechend hohen dynamischen Spitzenwerten übertragen wird.
[0006] Die genannten Kunststoffgleitplatten haben sich insbesondere bei kurzbauenden Weichen
bewährt und sind langjährig im Einsatz. Mit dieser Technologie stößt man aber insbesondere
bei Weichen mit normaler Länge und insbesondere bei überlangen Weichen, wie sie bei
großen Kurvenradien erforderlich sind, an nicht zu überwindende Grenzen. Je länger
bauend die Weichen, desto mehr Schwellen sind in den Weichenbereich einbezogen, und
auf jeder Schwelle ist ein Weichenstuhl mit Gleitplatte vorzusehen. Weiter erfahren
die Schwellen, auf denen die Weichengleitstühle montiert sind, durch den Fahrbetrieb
mit der Zeit ein teiloder stellenweises Absenken. Hier macht sich insbesondere bemerkbar,
dass nicht alle Weichenstühle in einer Ebene angeordnet sind, sondern mehr oder weniger
hiervon abweichen. In der Folge ist die Belastung für die Gleitplatten einzelner Weichenstühle
drastisch erhöht. Andererseits sind die Weichenantriebe zum Verschwenken der Weichenzungen
mit nur geringer Reserve ausgelegt, so dass abgenutzte Gleitplatten oder in die Gleitplatten
eingesunkene Weichenzungen einen verlässlichen Weichenbetrieb in Frage stellen. Dies
bedeutet dann ein nicht mehr akzeptables Sicherheitsrisiko, dem man nur durch ein
vorzeitiges Auswechseln der Gleitplatten begegnen kann. Andererseits wird parallel
zu den gestiegenen Sicherheitsanforderungen der Bahnbetreiber eine Verlängerung der
Wartungs- bzw. Austauschintervalle erwartet, da insbesondere bei Neubau- und Schnellfahrstrecken,
bei denen die notwendige Infrastruktur (Bahnhöfe) weit entfernt liegt, extrem lange
Wege zur Wartung und Instandhaltung zurückzulegen sind und das Risiko für das Wartungspersonal
besonders hoch ist.
[0007] Die in der DE 34 06 726 vorgeschlagenen Werkstoffmodifizierungen zum Erzielen eines
verbesserten Gleitreibungsverhaltens reichen mittlerweile bei den gestiegenen heutigen
Anforderungen nicht mehr aus, um den tribologischen und mechanischen Festigkeitsanforderungen
gerecht zu werden. Einerseits müssten die den Reibwert absenkenden Festschmierstoffanteile
weiter erhöht werden, was die mechanische Festigkeit, insbesondere die Schlagzähigkeit
bzw. das Arbeitsaufnahmevermögen des Materials, insbesondere bei Betriebsbedingungen
um den Gefrierpunkt, vermindert. Dies ließe sich in gewissen Grenzen durch Erhöhung
des Fasergehalts eindämmen, eine Maßnahme, die allerdings schnell an Grenzen stößt.
[0008] Weiter bewirken die Zugaben von Festschmierstoffen eine deutliche Spreizung der Qualitätsbandbreite,
was eine höhere Ausschussquote dieser sehr teueren Hochleistungskunststoffe zur Folge
hat.
[0009] Begrenzend bei der Suche nach Verbesserungen ist auch die Forderung der Bahnbetreiber,
dass für bereits mit herkömmlichen Kunststoffgleitplatten ausgerüstete Weichengleitstühle
Austauschteile mit besserer Qualität, aber in ihren geometrischen Abmessungen und
Formen nicht verändert, zur Verfügung gestellt werden. Damit scheiden einfache Maßnahmen
wie die Vergrößerung der Auflageflächen, um somit spezifisch geringere Belastungen
zu erzielen, von vornherein aus.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, die eingangs beschriebene Kunststoffgleitplatte
so weiterzubilden, dass sie den heutigen Anforderungen genügen und ein sicherer Weichenbetrieb
unabhängig von der Jahreszeit möglich ist.
[0011] Diese Aufgabe wird bei den eingangs genannten Gleitplatten erfindungsgemäß dadurch
gelöst, dass die Gleitplatte aus einem Kunststoffmaterial hergestellt ist, welches
ein eine Matrix bildendes Polymer und ein in der Matrix dispergiertes Fluorkohlenwasserstoffpolymer
umfasst, wobei das Fluorkohlenwasserstoffpolymer chemisch mit dem Matrixpolymer gekoppelt
ist.
[0012] Durch die chemische Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpolymers mit dem Matrixpolymer
wird eine deutliche Festigkeitszunahme des Kunststoffmaterials beobachtet, verglichen
mit derselben Materialkombination ohne chemische Kopplung.
[0013] Dadurch ist es möglich, bei gleichen Masseanteilen des Fluorkohlenwasserstoffpolymers
und damit bei zumindest gleichen Reibwerten der Weichengleitplatte höhere mechanische
Belastungen aufzunehmen, oder aber bei gleichen spezifischen mechanischen Belastungskennwerten
durch eine höhere Zugabe der Fluorkohlenwasserstoffpolymere Reibungskennwerte und
damit geringere Umstellkräfte zu erreichen.
[0014] Das Matrixpolymer lässt sich aus einer breiten Palette von Polymeren auswählen, und
die bevorzugten Matrixpolymere sind ausgewählt aus Polyamiden, Polyestern, insbesondere
Polyethylenterephthalaten und Polybutylenterephthalaten, Polyphenylensulfiden, Polyacetalen,
thermoplastischen Polyurethanen und/oder Polyetheretherketonen.
[0015] Für die chemische Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpolymers an das Matrixpolymer
bietet sich insbesondere die Strahlenvernetzung an.
[0016] Im Falle der Verwendung von Polyamid als Matrixpolymer und Polytetrafluorethylen
erhält man bei der Strahlungskopplung über die Elektronenbestrahlung Carbonsäuregruppen
am Polytetrafluorethylenpolymeren, wenn die Elektronenbestrahlung in Gegenwart von
Sauerstoff erfolgt. Unter den Verarbeitungsbedingungen von Polyamid besitzen diese
Carbonsäuregruppen eine solche Reaktivität, dass durch Umamidisierung PTFE-Polyamid-Blockcopolymere
entstehen, die im Vergleich zu Werkstoffkombinationen, bei denen unbestrahltes PTFE
und Polyamid nebeneinander vorliegen, ein wesentlich höheres Festigkeitsniveau erreichen.
[0017] Bevorzugte Kunststoffgleitplatten weisen über den Anteil an Fluorkohlenwasserstoffpolymeren
hinaus weitere die Gleitreibung und den Verschleiß mindernde Additive auf.
[0018] Unter solchen Additiven werden bevorzugt MoS
2, Graphit, Bornitrid, Polyimide, Polyphenylensulfone, Wachse, Öle und Fette.
[0019] Auf Grund der chemischen Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpolymers an das Matrixpolymer
ist von Haus aus das Kunststoffmaterial mit einer höheren mechanischen Festigkeit
ausgestattet, so dass Zusätze wie vorgenannte Additive diese Eigenschaften bei weitem
weniger stark negativ beeinflussen als bei den herkömmlichen Materialien, die bei
Kunststoffgleitplatten verwendet wurden.
[0020] Damit eröffnet sich auch mit diesen Additiven eine weitere Möglichkeit der Modifikation
der Gleitplatten auf die jeweilige Anwendung hin.
[0021] Darüber hinaus ist es empfehlenswert, das Kunststoffmaterial der Gleitplatte mit
festigkeitserhöhenden Verstärkungsstoffen zu versehen, wobei die Verstärkungsstoffe
ausgewählt sind aus Kurz- und/oder Langfasern aus Glas, Kohlenstoff, Keflar, Metall,
Hanf und Flachs.
[0022] Auf Grund der chemischen Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpolymers an die Polymermatrix
und der damit einhergehenden Festigkeitszunahme kann der Masseanteil der Verstärkungsstoffe
im Kunststoffmaterial reduziert und damit deren negativer Einfluss auf die Gleitreibung
und Schlagzähigkeit begrenzt werden.
[0023] Eine Minimierung der negativen Einflüsse auf die Gleitreibung erzielt man zusätzlich,
wenn die in dem Kunststoffmaterial enthaltenen Fasern eine Vorzugsrichtung aufweisen,
welche parallel zu der Bewegungsrichtung der Weichenzunge in der Gleitebene liegt.
[0024] Bei der Verwendung von Verstärkungsfasern werden diese ebenfalls bevorzugt chemisch
an die Polymermatrix angebunden, was dann zu einer weiteren Festigkeitszunahme führt
und eine weitere Gestaltungsmöglichkeit hinsichtlich der Optimierung von Gleitreibung,
Verschleiß, Festigkeit und nicht zuletzt der Herstellkosten mit sich bringt.
[0025] Daneben kann das Kunststoffmaterial der erfindungsgemäßen Gleitplatte auch Füllstoffe
enthalten, um vor allem den Materialpreis zu optimieren.
[0026] Geeignete Füllstoffe für das Kunststoffmaterial der Gleitplatte sind z. B. Kaolin,
Talkum, Calciumcarbonat, Siliziumcarbide, Wollastonit, Glimmer oder TiO
2.
[0027] Ferner kann vorgesehen sein, dass das Kunststoffmaterial der erfindungsgemäßen Gleitplatte
zusätzlich auf das Matrixpolymer abgestimmten Schlagzähmodifier umfasst, wobei dieser
hauptsächlich dann eingesetzt wid, wenn extrem tiefe Betriebstemperaturen zu erwarten
sind.
[0028] Diese und weitere Vorteile der Erfindung werden im Folgenden anhand der Zeichnung
noch näher erläutert.
[0029] Es zeigen im Einzelnen:
- Figur 1:
- eine schematische Schnittansicht durch eine Weiche mit einem Weichenstuhl mit erfindungsgemäßer
Kunststoffgleitplatte;
- Figur 2:
- eine Schnittansicht ähnlich wie Figur 1, jedoch mit einer anderen Stellung der Weichenzunge
der Weiche;
- Figur 3A bis 3C:
- eine Draufsicht bzw. Schnittansichten einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Gleitplatte;
- Figur 4:
- ein Diagramm der relative Streckspannung in Prozent gegenüber dem Masseanteil von
PTFE in einem Kunststoffmaterial der erfindungsgemäßen Gleitplatte;
- Figur 5:
- ein Diagramm der Entwicklung des E-Moduls in Abhängigkeit des PTFE-Massenanteils (Prozent)
in dem Kunststoffmaterial der erfindungsgemäßen Gleitplatte;
- Figur 6:
- ein Diagramm des Verhaltens des Gleitreibungskoeffizienten mit länger werdendem Gleitweg,
d.h. länger Betriebsdauer einer erfindungsgemäßen Gleitplatte; und
- Figur 7:
- ein Diagramm betreffend den Verschleiß in Prozent einer erfindungsgemäßen und einer
herkömmlichen Gleitplatte bei einem Verschleißweg von 4000 m.
[0030] Bei der in Figur 1 ausschnittsweise im Schnitt dargestellten Schienenweiche 10 ist
eine Schiene 12 in herkömmlicher Weise auf Schwellen 14 aus Holz, Beton oder einem
anderen Material befestigt. Wesentlicher Bestandteil der Weiche 10 ist eine Weichenzunge
16, die mittels eines an ihr angelenkten Gestänges (nicht dargestellt) in herkömmlicher
Weise, beispielsweise mit Hilfe eines Antriebsmotors, zwischen einer Offen- und einer
Schließstellung hin und her verschieblich ist. In Figur 1 ist die Schließstellung
dargestellt. Bei ihrer Verschiebung zwischen der Offen- und der Schließstellung gleitet
die Weichenzunge 16 auf Weichenstühlen 18, welche jeweils mit einer auf den Schwellen
14 befestigten, plattenförmigen Unterlage 20 verbunden sind.
[0031] Bei der dargestellten Ausführungsform bestehen Weichenstuhl 18 und Unterlage 20 aus
Stahl. Die Oberfläche des Weichenstuhls 18, welche die Gleitebene für die Weichenzunge
16 definiert, wird von einem Kunststoffbelag 22 gebildet, im Folgenden erfindungsgemäße
Kunststoffgleitplatte genannt.
[0032] Die Befestigung der Kunststoffgleitplatten 22 auf dem Weichenstuhl 18 erfolgt, wie
dies im Einzelnen in der DE 26 31 594 B1 beschrieben ist.
[0033] Figur 2 zeigt eine Schnittdarstellung der Weiche 10 mit der Schiene 12 und der Weichenzunge
16, montiert auf einer Schwelle 24. An der Stelle der Schienenweiche 10 im Bereich
der Schwelle 24 liegt die Weichenzunge 16 nicht am Kopf der Schiene 12 an, sondern
hält zu diesem einen Abstand. Während die Schnittdarstellung der Figur 1 die Anordnung
der Weichenzunge 16 gegenüber der Schiene 12 in einem Bereich des freien Endes der
Weichenzunge 16 zeigt, ist die Schnittdarstellung der Figur 2 an einem Punkt entlang
der Länge der Weichenzunge 16 gezeigt, bei der diese (auch in Schließstellung der
Weiche 10) einen Abstand von der Schiene 12 hält.
[0034] Wird die Weiche von einem Fahrzeug überfahren, so ergeben sich insbesondere in der
Situation, wie sie in Figur 2 dargestellt ist, Querkräfte, die von einem die Weiche
überfahrenden Rad 26 erzeugt werden. Die Querkräfte sind mit einem Pfeil A in Figur
2 gekennzeichnet. Darüber hinaus ergeben sich oszillierende Kräfte, die mit einem
Doppelpfeil B gekennzeichnet sind, wobei diese Verschiebebewegung gemäß Doppelpfeil
B unter einer erhöhten Last, nämlich der Radlast, stattfindet, und damit eine stärkere
Verschleißsituation gegeben ist.
[0035] Aus Figur 2 wird auch ersichtlich, wie die Weichenzunge 16 sich auf Grund der Querkräfte
A verwinden kann, so dass nicht mehr die gesamte untere Fläche, mit der die Weichenzunge
16 auf der Kunststoffgleitplatte 22 aufliegt, sondern diese mit einer unteren Kante
28 konzentriert auf die Kunststoffgleitplatte 22 einwirkt.
[0036] Demgegenüber werden solche Querkräfte bei einer Stellung von Weichenzunge 16 und
Schiene 12, die in Figur 1 gezeigt ist, vom Kopf der Schiene 12 aufgefangen, so dass
sich in dieser Situation das Problem der Querkräfte allenfalls in geringerem Maße
stellt.
[0037] Trotzdem müssen alle zu verwendenden Gleitplatten für dieselbe Anforderung ausgelegt
werden, zum einen, um ein Verwechseln bei der Montage zu verhindern, und zum anderen,
um die Bevorratung von Weichengleitplatten zu minimieren.
[0038] Die Figuren 3A bis 3C zeigen eine bevorzugte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Gleitplatte 30, welche auf zwei Lang- und einer Schmalseite 32, 33, 34 abgeschrägte
Randbereiche 36, 37, 38 aufweist, so dass die Querschnittsfläche quer zur Längsrichtung
der Gleitplatte trapezförmig ist.
[0039] Im montierten Zustand greifen die Randbereiche 36, 37, 38 mit Spiel in Schwalbenschwanznuten
des Weichenstuhls ein. Die Montage, Demontage bzw. Auswechslung lässt sich so sehr
einfach gestalten, indem die Gleitplatte 30 einfach in die Schwalbenschwanznuten eingeschoben
oder aus ihnen herausgezogen wird. Nachdem die Gleitplatte 30 in ihren Sitz eingeschoben
ist, wird lediglich noch an ihrer Rückseite 40 seitens des Weichenstuhls eine Anschlagplatte
(ähnlich dem in den Figuren 1 und 2 mit dem Bezugszeichen 27 bezeichneten Element)
aufgeschraubt, was ein unbeabsichtigtes Herausschieben der Gleitplatte 30 aus ihrem
Sitz, beispielsweise durch die Verschiebebewegung der Weichenzunge 16, verhindert.
[0040] Die in den Figuren 3A bis 3C dargestellte Gleitplatte weist als Besonderheit an der
die Gleitebene bildenden Oberfläche 42 eine Vielzahl paralleler Nuten 44 auf, die
in spitzem Winkel gegen die Längsrichtung der Gleitplatte angeordnet sind.
[0041] Diese Nuten haben den Vorteil, dass Schmutzpartikel, die auf den Weichenstuhl gelangen,
von der Gleitebene in die Nuten 44 geschoben werden und nicht permanent die Reibung
zwischen Gleitplatte und Weichenzunge erhöhen. Auf Grund der speziellen Ausrichtung
der Nuten 44 wird der sich dort ansammelnde Schmutz bei der Verschiebung der Weichenzunge
zu den Rändern der Gleitplatte 30 und aus den Nuten 44 heraus transportiert. Damit
erhält man während des Betriebs einer Weiche automatisch eine Selbstreinigung im Bereich
der Gleitplatte 30.
[0042] Erfindungsgemäß besteht die in den Figuren gezeigte Kunststoffgleitplatte aus einem
Polyamid 6.6 als Matrixpolymer, in dem ein Polytetrafluorethylen dispergiert eingearbeitet
ist. Erfindungsgemäß ist dabei das PTFE-Material chemisch an das Matrixpolymere Polyamid
6.6 gekoppelt, wodurch sich der in Figur 4 in Abhängigkeit vom PTFE-Massenanteil gezeigte
Vorteil bezüglich des Ansteigens der relativen Streckspannung (verbesserte mechanische
Eigenschaft) ergibt. Die obere Kurve zeigt dabei das chemisch gekoppelte Material,
die untere Kurve zeigt den Fall, bei dem das Polyamid 6.6 und PTFE ohne Kopplung nebeneinander
vorliegen.
[0043] Den selben Fall betrifft die Figur 5, die hier die Entwicklung des Elastizitätsmoduls
im Falle mit und ohne chemische Kopplung von Polyamid 6.6 und PTFE bei einem Bereich
von PTFE-Massenanteilen von 0 bis 50 % zeigt.
[0044] In der Folge beobachtet man ein deutlich anderes Gleitreibungsverhalten, wie sich
dies insbesondere über einen längeren Gleitweg, d. h. eine längere Gebrauchsdauer,
der Kunststoffgleitplatten bemerkbar macht.
[0045] Figur 6 macht deutlich, dass insbesondere über den längeren Gebrauch der Gleitplatten
sich nur eine gering ansteigende Erhöhung des Gleitreibungskoeffizienten bei chemisch
gekoppelten PA 6.6-PTFE-Materialien ergibt, während bei chemisch nicht gekoppelten
Materialien ein anfangs zunächst ähnlicher Gleitreibungskoeffizient erhalten wird,
dieser jedoch über die Zeit der Benutzung der Gleitplatte drastisch ansteigt und damit
die Umstellkräfte der Weichenzunge erheblich erhöht.
[0046] Dieses Ergebnis schlägt sich dann schließlich im Verschleiß, der in Figur 7 gezeigt
ist, nieder, wobei bei einem Gleitweg von 4000 m ein um ein Vielfaches höherer Verschleiß
für das chemisch nicht gekoppelte Material gegenüber dem chemisch gekoppelten Material
erhalten wird. Die in den Figuren 6 und 7 untersuchten Materialien hatten jeweils
einen PTFE-Anteil von 15 Gew.% und waren jeweils frei von weiteren, eingangs beschriebenen
Additiven bis auf 30 Gew.% Kohlenstofffasern mit einer mittleren Länge von 0,2 bis
0,3 mm.
[0047] Soll eine Gleitplatte mit Polyamid als Matrixpolymer an einem Ort eingesetzt werden,
wo extrem tiefe Umgebungstemperaturen zu erwarten sind, dann wird bevorzugt ein EPDM-Material
fein dispergiert in der Matrix als Schlagzähmodifier eingesetzt. Die Anteile des EPDM-Schlagzähmodifiers
können bis zu 10 Gew.% betragen.
1. Kunststoffgleitplatte für Schienenweichen, welche an einem Weichenstuhl der Weichen
auswechselbar montierbar ist und eine Gleitebene für eine Zunge der Weiche definiert,
dadurch gekennzeichnet, dass die Gleitplatte aus einem Kunststoffmaterial hergestellt ist, welches ein eine Matrix
bildendes Polymer und ein in der Matrix dispergiertes Fluorkohlenwasserstoffpolymer
umfasst, wobei das Fluorkohlenwasserstoffpolymer chemisch mit dem Matrixpolymer gekoppelt
ist.
2. Gleitplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die chemische Kopplung der Fluorkohlenwasserstoffpoylmere an das Matrixpolymer mittels
Strahlenvernetzung erzeugt ist.
3. Gleitplatte nach Anspruch loder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Matrixpolymer ausgewählt ist aus Polyamiden, Polyestern, insbesondere Polyethylenterephthalaten
und Polybutylenterephthalaten, Polyphenylensulfiden, Polyacetalen, thermoplastischen
Polyurethanen und/oder Polyetheretherketonen.
4. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte Gleitreibung und Verschleiß mindernde Additive
umfasst.
5. Gleitplatte nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Gleitreibung und Verschleiß mindernden Additive ausgewählt sind aus MoS2, Graphit, Bornitrid, Polyimiden, Polyphenylensulfonen, Wachsen, Ölen und Fetten.
6. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte festigkeitserhöhende Additive umfasst.
7. Gleitplatte nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die festigkeitserhöhenden Additive ausgewählt sind aus Kurz- und/oder Langfasern
aus Glas, Kohlenstoff, Keflar, Metall, Hanf und Flachs.
8. Gleitplatte nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die in dem Kunststoffmaterial enthaltenen Fasern eine Vorzugsrichtung aufweisen,
welche parallel zu der Bewegungsrichtung der Weichenzunge in der Gleitebene ausgerichtet
ist.
9. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte Füllstoffe enthält.
10. Gleitplatte nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllstoffe ausgewählt sind aus Kaolin, Talkum, Calciumcarbonat, Siliziumcarbid,
Wollastonit, Glimmer oder TiO2.
11. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte einen Schlagzähmodifier umfasst.