[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Dämmformkörper, insbesondere eine Dämmplatte,
mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1. Weiterhin bezieht sich die Erfindung
auf ein Verfahren und auf Verwendungen solcher Dämmformkörper.
[0002] Im Bauwesen kommen unterschiedliche Dämmstoffe zur Anwendung. Eine spezielle Kategorie
dieser Dämmstoffe sind Dämmplatten aus Holzfaserstoff. Hierzu zählen sogenannte Holzweichfaserplatten,
die traditionell vorwiegend durch sogenannte Naßverfahren hergestellt werden. Als
allgemeinere, vom Herstellungsverfahren unabhängige Bezeichnung wird "werkmäßig hergestellte
Holzfaserdämmstoffe" verwendet, wobei dieser Begriff neben Platten auch Rollenware
umfaßt.
[0003] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Dämmformkörper mit im wesentlichen festen
äußeren Abmessungen, wozu insbesondere Dämmplatten zählen, bei denen die vordere Oberfläche
sowie die hintere Oberfläche, mit denen die Dämmplatte in der Dämmrichtung beginnt
und endet, parallel zueinander verlaufen. Die Dämmformkörper können aber auch eine
hiervon abweichende Raumform aufweisen.
[0004] Eine spezielle bekannte Anwendung von Dämmplatten nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1 sind sogenannte Wärmedämmverbundsysteme. Diese basieren beispielsweise auf einem
Verbund zwischen einer Dämmschicht aus den Dämmplatten und einer Wetterschutzschicht,
bei der es sich zumeist um einen mineralischen Putz handeln kann. Ein solcher Wärmedämmverbund
erfordert eine hohe Eigenfestigkeit der Dämmschicht, da nur diese die Wetterschutzschicht
trägt. Bei einem anderen bekannten Wärmedämmverbundsystem wird auf Dämmplatten nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 eine biegeweiche Vorsatzschale aufgebracht. Konkret
wird eine Gipskartonoder Gipsfaserplatte mit einem Ansetzbinder direkt auf die Dämmplatte
aufgeklebt. Die Dämmplatte kann dabei sowohl an einer Wand als auch hängend an der
Unterseite einer Decke angebracht sein, was möglichst auch durch Verkleben mit einem
Ansetzbinder erfolgt. Daneben ist es auch bekannt, die Dämmplatten in Wärmedämmverbundsystemen
ein- oder auch beidseitig mit höherfesten Materialien zu beplanken, die dekorativ
ausgestaltet und auch sehr dünn gehalten sein können.
[0005] Bei allen bis hierher beschriebenen bekannten Verwendungen werden die vordere Oberfläche
und die hintere Oberfläche, mit denen die Dämmplatten in der Dämmrichtung beginnen
und enden, durch die natürlichen Breitseiten der Dämmplatten gebildet, wie sie bei
der Herstellung von Holzfaserstoffplatten durch Verkleben der Lignocellulose-haltigen
Fasern originär entstanden sind.
[0006] Bezüglich der Anforderungen an die Eigenfestigkeit der Dämmplatten ist allen hier
beschriebenen Anwendungen gemeinsam, daß eine ausreichend hohe Abreißfestigkeit der
Dämmplatte von der Wand bzw. Decke einerseits und des auf die Dämmplatte aufgebrachten
Sichtmaterials andererseits gegeben sein muß. Die Anforderungen an diese Abreißfestigkeit
sind in der DIN 68755-1 "Holzfaserdämmstoffe für das Bauwesen" vom Juni 2000 festgelegt,
in der sogenannte Abreißfestigkeitsgruppen eingeführt wurden, welche für die Anwendbarkeit
von Holzfaserdämmstoffen als Putzträgerplatte maßgeblich sind. Maßgeblich ist die
senkrecht zur Normalenebene der Platte bestimmte Abreißfestigkeit, die in acht Abreißfestigkeitsgruppen
eingestuft wird. Die drei höchsten in der DIN 68755-1 aufgeführten Abreißfestigkeitsgruppen
sind mit T15, T20 und T30 bezeichnet. Diese erfüllen die Anforderungen an den Mittelwert
der Abreißfestigkeit von ≥ 15 kPa; ≥ 20 kPa und ≥ 30 kPa. Um die Abreißfestigkeit
einer Dämmplatte aus Holzfaserwerkstoff zu erhöhen, muß die Verdichtung der Fasern
in der Dämmplatte erhöht werden. Dies wiederum läuft dem Wärmedämmvermögen der Dämmplatte
zuwider. Im Ergebnis ist mit bekannten Dämmplatten aus Holzfaserwerkstoff, an deren
Wärmeleitfähigkeit die Forderung zu stellen ist, daß sie 0,060 W/m*K nicht überschreitet,
und die deshalb nur eine gewisse Verdichtung der Fasern zuläßt, maximal eine Abreißfestigkeit
von etwa 30 kPa erreichbar. Eine deutliche Überschreitung dieses Werts ist nicht möglich.
Entsprechend wurde in der DIN auch keine höhere Abreißfestigkeitsgruppe T40 oder dgl.
definiert.
[0007] Holzfaserdämmstoffe stehen in direktem Wettbewerb mit Dämmplatten aus Mineral- oder
Glasfasern. Für den Anwendungsbereich als Putzträger gibt es eine spezielle Dämmplatte
aus Mineralfasern mit besonderer Abreißfestigkeit, die als Lamellenplatte bezeichnet
wird. Eine Lamellenplatte wird dadurch hergestellt, daß zunächst eine Ausgangsplatte
aus Mineralfasern hergestellt wird, deren Dicke der späteren Breite der Lamellenplatte
entspricht. Aus der Ausgangsplatte werden dann Streifen ausgesägt, die den Lamellenplatten
entsprechen. Das heißt, die Breite der Streifen bildet die Dicke der Lamellenplatten.
Die vordere Oberfläche sowie die hintere Oberfläche, mit denen die Lamellenplatte
in der Dämmrichtung beginnt und endet, sind gesägte Oberflächen. Zudem weisen die
Mineralfasern in der Lamellenplatte eine Vorzugsorientierung parallel zu einer quer
von der vorderen Oberfläche und quer zu der hinteren Oberfläche verlaufenden Ebene
auf, die von der ursprünglichen Herstellung der Ausgangsplatte aus den Mineralfasern
herrührt. Für die Abreißfestigkeit von Lamellenplatten wird üblicherweise ein Wert
von ≥ 80 kPa angegeben. Das typische Plattenformat von Lamellenplatten ist 120 cm
Länge, 20 cm Breite und eine wählbare Dicke typischerweise im Bereich einiger Zentimeter.
[0008] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, Dämmformkörper nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie ein Verfahren und Verwendungen solcher Dämmformkörper aufzuzeigen,
bei denen eine Abreißfestigkeit in derselben Größenordnung wie bei Lamellenplatten
aus Mineralfasern bei gleichzeitig geringer Wärmeleitfähigkeit erreicht wird, um Holzfaserdämmstoffe
für das Bauwesen konkurrenzfähig zu machen.
[0009] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem Dämmformkörper durch die Merkmale des
Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen des Dämmformkörpers sind in den
Unteransprüchen 2 bis 12 beschrieben.
[0010] Bei dem neuen Dämmformkörper, bei dem es sich insbesondere um eine Dämmplatte handelt,
so daß diese beiden Begriffe in der Folge auch synonym verwendet werden, weisen die
Lignocellulose-haltigen Fasern, aus denen ein Dämmformkörper im wesentlichen besteht,
eine Vorzugsorientierung parallel zu einer quer zu der vorderen Oberfläche und quer
zu der hinteren Oberfläche verlaufenden Ebene auf. Die Vorzugsorientierung verläuft
damit senkrecht zu der typischen Vorzugsorientierung von Fasern in einer bekannten
Dämmplatte aus Holzfaserwerkstoff, die parallel zu der vorderen Oberfläche und der
hinteren Oberfläche ausgerichtet ist. Durch diese spezielle Vorzugsorientierung der
Fasern in dem neuen Dämmformkörper, die auch als steggerichtete Faserstruktur bezeichnet
werden kann, wird die Zugfestigkeit des neuen Dämmformkörpers, die in seine Abreißfestigkeit
in einem Verbundsystem resultiert, gegenüber bekannten Dämmplatten aus Holzfaserstoff
dramatisch erhöht und erreicht ohne weiteres die Werte bekannter Lamellenplatten aus
Mineralfasern. Dies ist auf eine vielfache Überlappung der Fasern mit resultierender
wechselseitiger Verankerung zurückzuführen, die sich nur in den Richtungen der Vorzugsorientierung
ergibt, von denen eine bei dem neuen Dämmformkörper mit der Richtung der Zugbelastung
zusammenfällt. In dieser Richtung weist der neue Dämmformkörper überdies auch eine
gute Druckfestigkeit auf, wenn es sich nicht um lokale, d. h. punktuelle Druckbeanspruchungen
handelt. Wie bei einer Lamellenplatte aus Mineralfaser können bei dem neuen Dämmformkörper
die vordere Oberfläche und die hintere Oberfläche, mit denen der Dämmformkörper in
der Dämmrichtung beginnt und endet, keine geschlossenen Oberflächen sein. Vielmehr
handelt es sich um offene Trennflächen, die lokale Druckbelastungen an vielen Stellen
nicht besonders gut standhalten. Geschlossene Oberflächen finden sich bei dem neuen
Dämmformkörper nur an Schmalflächen. Diese geschlossenen Oberflächen verlaufen parallel
zu der Ebene der Vorzugsorientierung.
[0011] Die geschlossenen Oberflächen des Dämmformkörpers sind vorzugsweise geschlossene
Preßflächen, die von der Herstellung einer Holzfaserplatte herrühren, die als Basis
für den neuen Dämmformkörper dient.
[0012] Eine solche Holzfaserstoffplatte als Basis für den neuen Dämmformkörper muß normalerweise
eine Dicke aufweisen, die der Breite des Dämmformkörpers entspricht. Ausgehend von
einer gewünschten Breite des Dämmformkörpers von etwa 20 cm kann es aber sinnvoll
sein, die entsprechende Dicke der Holzfaserstoffplatte zweischrittig herzustellen.
So können zwei Holzfaserplatten mit einer jeweiligen Dicke von 10 cm flächig verklebt
werden, um eine Ausgangsplatte mit einer Dicke von 20 cm zu erzielen. Hieraus können
dann die neuen Formkörper herausgetrennt werden. Dabei ergibt sich mindestens eine
parallel zu der Ebene der Vorzugsorientierung verlaufende innere Klebfläche bei dem
Dämmformkörper, an der die Preßflächen der beiden Holzfaserstoffplatten miteinander
verklebt sind. Dieses Prinzip kann auch mit drei oder mehr Holzfaserstoffplatten umgesetzt
werden. Es ist jedoch bevorzugt, wenn nur zwei Holzfaserstoffplatten miteinander verklebt
werden bzw. die Plattendicke jeder Holzfaserstoffplatte, aus der der neue Dämmformkörper
hergestellt wird, mindestens 80 mm beträgt.
[0013] Die Dichte der Holzfaserstoffplatten zur Herstellung des neuen Dämmformkörpers sollte
in dem Bereich von 100 bis 230 kg/m
3 liegen. In diesem Bereich sind stabile Holzfaserstoffplatten mit geringer Wärmeleitfähigkeit
herstellbar.
[0014] Die Dicke des neuen Dämmformkörpers, d. h. der Abstand der vorderen Oberfläche von
der hinteren Oberfläche beträgt typischerweise 50 bis 400 mm. Er ist aber im Prinzip
frei wählbar. Er kann, aber muß insbesondere nicht konstant sein. Vielmehr kann zwischen
der vorderen Oberfläche und der hinteren Oberfläche des Dämmformkörpers ein Keilwinkel
vorgesehen sein, was beispielsweise beim Dämmen von Dächern Vorteile hat. Ein spezieller
Dämmformkörper zum Dämmen von Flachdächern weist einen Keilwinkel < 20° auf.
[0015] Es versteht sich, daß die Ebene oder Vorzugsorientierung bei einem Dämmformkörper
mit einem Keilwinkel zwischen der vorderen Oberfläche und der hinteren Oberfläche
nicht senkrecht sowohl zu der vorderen Oberfläche als auch der hinteren Oberfläche
verlaufen kann. Dies ist auch grundsätzlich nicht zwingend. Es reicht eine Querausrichtung
der Vorzugsorientierung der Fasern zu der vorderen Oberfläche und der hinteren Oberfläche,
wobei der Winkel zwischen der Ebene der Vorzugsorientierung den Oberflächen nur etwa
bei 90° liegt, also in dem Bereich von 60 bis 120°. So sind auch Dämmformkörper mit
parallelen vorderen und hinteren Oberflächen sowie Schmalflächen in Form von Preßflächen
mit rautenförmigem statt rechteckigem Querschitt denkbar.
[0016] Mit derartigem rautenförmigem Querschnitt kann durch Aneinanderfügen der Dämmformkörper
die Ausbildung von senkrecht zur Dämmebene verlaufenden Lichtspalten vermieden werden.
Eine weitere Vermeidung von Lichtspalten kann durch Versehen von zwei einander gegenüberliegenden
Schmalflächen des neuen Dämmformkörpers mit komplementären Stufenfalzen erreicht werden.
[0017] Der neue Dämmformkörper kann als Dämmplatte mit den üblichen Normmaßen ausgebildet
sein, so daß die vordere Oberfläche und die hintere Oberfläche eine in der Ebene der
Vorzugsrichtung verlaufende Länge von 600 bis 1500 mm und eine senkrecht dazu verlaufende
Breite von 150 bis 300 mm aufweisen. In diese Bereiche fallen die Normabmessungen
von 1200 mm Länge und 200 mm Breite.
[0018] Die ohne weiteres erreichbaren Abreißfestigkeiten des neuen Dämmformkörpers zwischen
der vorderen Oberfläche und der hinteren Oberfläche, die in Verbundsystemen mit Abstützflächen
verklebt sind, beträgt ohne weiteres mindestens 100 kPa, selbst wenn eine relativ
geringe mittlere Rohdichte des Dämmformkörpers gegeben ist.
[0019] Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Herstellung der neuen Dämmformkörper ist durch
die Merkmale des Anspruchs 13 gekennzeichnet, vorteilhafte Ausführungsformen dieses
Verfahrens sind in den Unteransprüchen 14 bis 16 beschrieben.
[0020] Bereits bei der Beschreibung des neuen Dämmformkörpers wurde auf Details seiner Herstellung
hingewiesen. Grundsätzlich wird von einer Holzfaserstoffplatte ausgegangen, die senkrecht
zu nach außen gerichteten Preßflächen, an denen die Lignocellulose-haltigen Fasern
überdurchschnittlich stark verdichtet sind, entlang von Trennflächen aufgetrennt wird.
An diesen Trennflächen entstehen die vorderen Oberflächen und die hinteren Oberflächen
der Dämmformkörper. Typischerweise wird das Auftrennen der Holzfaserplatte bei dem
neuen Verfahren durch Zersägen erreicht.
[0021] Die offene Struktur der durch Zersägen hergestellten vorderen Oberflächen und hinteren
Oberflächen steht zwar einer lokalen Druckbeständigkeit entgegen. Es wird aber eine
ausgezeichnete Verankerungsmöglichkeit von pastösen Klebstoffen erreicht. So ist die
instantane Haftung der neuen Dämmformkörper beim Ankleben an Decken und Wände so gut,
daß sie nur angedrückt zu werden brauchen und dann losgelassen werden können, ohne
daß sie wieder herabfallen.
[0022] Wenn die gewünschte Breite der Dämmformkörper nicht durch die Dicke einer einzigen
Holzfaserstoffplatte bereitgestellt werden kann, können mehrere Holzfaserstoffplatten
über ihre Preßflächen flächig miteinander verklebt werden, bevor das Auftrennen der
so gebildeten mehrschichtigen Holzfaserplatte in die einzelnen Dämmformkörper erfolgt.
[0023] Das flächige Verkleben der Holzfaserstoffplatten kann mit einem Dispersionsklebstoff
oder mit Alkalisilikat erfolgen. Die geschlossenen Preßflächen der Holzfaserstoffplatten
lassen ein dauerhaftes Verkleben unter Einsatz sehr geringer Klebstoffmengen zu.
[0024] Die erfindungsgemäßen Verwendungen der neuen Dämmformkörper sind in den Ansprüchen
17 und 18 definiert. Vorteilhafte Ausführungsformen dieser Verwendungen finden sich
in den Unteransprüchen 19 und 20.
[0025] In der ersten erfindungsgemäßen Verwendung werden die einzelnen Dämmformkörper dicht
an dicht nebeneinander angeordnet, wobei ihre vorderen Oberflächen und ihre hinteren
Oberflächen jeweils zusammenfallen. D. h. es wird eine geschlossene Schicht aus den
Dämmformkörpern ausgebildet, die über die gesamte Ebene der Schicht eine gleiche Zusammensetzung
ausschließlich aus den Fasern der Dämmformkörper und dem sie zusammenhaltenden Bindemittel
aufweist.
[0026] In der zweiten erfindungsgemäßen Verwendung werden die einzelnen Dämmformkörper auf
Lücke nebeneinander angeordnet, wobei ihre vorderen Oberflächen und ihre hinteren
Oberflächen wieder jeweils zusammenfallen. Dabei werden Freiräume zwischen den Dämmformkörpern
aber mit anderen Dämmaterialien aufgefüllt, bei denen es sich um Holzfaserdämmstoffe
als Rollenware oder andere Dämmaterialien handeln kann.
[0027] Vorzugsweise werden die einzelnen Dämmformkörper mit ihrer hinteren Oberfläche an
eine Wand oder Decke angeklebt. Hierbei stellt sich durch die offene hintere Oberfläche
der neuen Dämmformkörper eine sehr stabile Verbindung ein, weil der Klebstoff teilweise
in die Oberfläche eindringen kann.
[0028] An ihrer vorderen Oberfläche können die Dämmformkörper mit einem Putz oder einer
plattenförmigen Beplankung beklebt werden. Auch hier ergibt sich aufgrund der offenen
Struktur der Oberfläche eine sehr stabile Verbindung. Die Stabilität ist nicht nur
mechanisch, sondern auch gegenüber Witterungseinflüssen gegeben. Auch dabei macht
sich die offene Struktur der Oberflächen des neuen Dämmformkörpers positiv bemerkbar,
weil einmal eingetretene Feuchtigkeit leicht wieder austreten kann und sich nicht
unter einer geschlossenen Deckschicht staut.
[0029] Die Erfindung wird im folgenden anhand von konkreten Ausführungsbeispielen näher
erläutert und beschrieben, dabei zeigt
- Fig. 1
- einen Querschnitt durch eine erste Ausführungsform des neuen Dämmformkörpers,
- Fig. 2
- einen Querschnitt durch eine zweite Ausführungsform des neuen Dämmformkörpers,
- Fig. 3
- einen Querschnitt durch eine dritte Ausführungsform des neuen Dämmformkörpers,
- Fig. 4
- einen Querschnitt durch eine vierte Ausführungsform des neuen Dämmformkörpers,
- Fig. 5
- eine Draufsicht auf den Dämmformkörper gemäß Fig. 2,
- Fig. 6
- die Herstellung des neuen Dämmformkörpers in der Ausführungsform einer der Fig. 1
und 2,
- Fig. 7
- eine erste Verwendung von neuen Dämmformkörpern,
- Fig. 8
- eine zweite Verwendung von neuen Dämmformkörpern und
- Fig. 9
- eine dritte Verwendung von neuen Dämmformkörpern.
[0030] Der in Fig. 1 im Querschnitt quer zu seiner Haupterstreckungsrichtung dargestellte
Dämmformkörper 1 besteht aus Lignocellulose-haltigen Fasern 2, die mit einem hier
nicht separat wiedergegebenen Bindemittel gebunden sind. Der Dämmformkörper 1 weist
eine vordere Oberfläche 3 und eine hintere Oberfläche 4 auf, wobei die Zuordnung vorne
und hinten zunächst willkürlich ist. Entscheidend ist, daß der Dämmformkörper 1 mit
der vorderen Oberfläche 3 und der hinteren Oberfläche 4 in einer Dämmrichtung 5, die
senkrecht zu den Oberflächen 3, 4 verläuft, beginnt bzw. endet. Die vordere Oberfläche
3 und die hintere Oberfläche 4 sind gesägte Trennflächen mit einerirelativ offenen
Oberflächenstruktur. Demgegenüber weist der Formkörper 1 an seinen beiden in Fig.
1 sichtbaren Schmalflächen 6 geschlossene Preßflächen 7 auf, an denen die Fasern 2
eine Verdichtung über der mittleren Rohdichte des Formkörpers 1 hinaus aufweisen.
Die typische Breite des Dämmformkörpers 1, der hier auch als Dämmplatte bezeichnet
werden kann, weil die Oberflächen 3 und 4 parallel zueinander verlaufen, beträgt 20
cm, die Dicke in Richtung der Dämmrichtung 5 einige Zentimeter, hier sind es 8 cm.
Die Fasern 2 in dem Dämmformkörper 1 weisen eine Vorzugsorientierung parallel zu einer
Ebene 9 auf, die quer zu den Oberflächen 3 und 4 ausgerichtet ist. Konkret ist die
Ausrichtung hier senkrecht zu den Oberflächen 3 und 4. Damit verläuft die Ebene 9
parallel zu der Dämmrichtung 5. Weiterhin verläuft sie senkrecht zur Zeichenebene,
d. h. parallel zu den Schmalflächen 6. Dies beruht darauf, daß die Vorzugsorientierung
der Fasern 2 letztlich von einem Preßvorgang herrührt, über den auch die Preßflächen
7 ausgebildet wurden. Die Vorzugsorientierung der Fasern 2 parallel zu der Ebene 9
verleiht dem Formkörper 1 eine besondere Zugfestigkeit in der Dämmrichtung 5 zwischen
den Oberflächen 3 und 4. Hier ist auch eine gute Druckfestigkeit gegeben, obwohl diese
aufgrund der offenen Strukturen der Oberflächen 3 und 4 nicht lokal vorliegt.
[0031] Der Formkörper 1 gemäß Fig. 2 unterscheidet sich von demjenigen gemäß Fig. 1 dadurch,
daß in der Mitte zwischen den Schmalflächen 6 eine innere Klebfläche 10 vorgesehen
ist, an der zwei zusätzliche Preßflächen 7 miteinander verklebt sind. Während der
Formkörper 1 gemäß Fig. 1 aus einer einteiligen Holzfaserstoffplatte herausgetrennt
ist, ist der Formkörper 1 gemäß Fig. 2 aus einer zweischichtigen Holzfaserstoffplatte
herausgetrennt, die aus zwei einzelnen entlang der Klebfläche 10 verklebten Holzfaserstoffplatten
besteht. Darüberhinaus ist die Dicke des Dämmformkörpers 1 gemäß Fig. 2 mit etwa 6
cm kleiner als diejenige des Dämmformkörpers 1 gemäß Fig. 1.
[0032] Der Dämmformkörper 1 gemäß Fig. 3 unterscheidet sich von den beiden bisherigen Ausführungsformen
dadurch, daß er zwei Klebflächen 10 aufweist, an denen Preßflächen 7 miteinander verklebt
sind. Das heißt, er basiert auf insgesamt drei miteinander flächig verklebten einzelnen
Holzfaserstoffplatten. Die Dicke des Dämmformkörpers 1 gemäß Fig. 3 in der Dämmrichtung
5 beträgt hier 10 cm. Als weiterer Unterschied zu den bisherigen Ausführungsformen
sind die einander gegenüberliegenden Schmalflächen 6 mit Stufenfalzen 11 versehen,
die durch Ausfräsungen 12 ausgebildet sind. Die Stufenfalzen 11 ermöglichen ein aneinandersetzten
mehrerer Dämmformkörper 1 unter teilweiser Überlappung zur Vermeidung von Lichtspalten.
[0033] Die Ausführungsform des Dämmformkörpers 1 gemäß Fig. 4 unterscheidet sich von allen
bisherigen Ausführungsformen dadurch, daß die Oberflächen 3 und 4 nicht parallel zueinander
verlaufen, sondern unter einem Keilwinkel 13. Das heißt, die Dicke des Dämmformkörpers
1 senkrecht zu der Oberfläche 3 variiert zwischen 6 und 9 cm. Die Dämmrichtung 5,
d. h. die kürzeste Verbindung der Oberflächen 3 und 4 verläuft nicht mehr genau parallel
zu den Schmalseiten 6 und der durch die dortigen Preßflächen festgelegten Ebene 9
der Vorzugsorientierung der Fasern 2. Die Vorzugsorientierung verläuft hier zwar genau
senkrecht zu der Oberfläche 3, doch nur quer zu der Oberfläche 4, wobei ihre Abweichung
von den Senkrechten dem Keilwinkel 13 entspricht. Der Formkörper 1 gemäß Fig. 4 ist
zur Dämmung eines Dachs mit geringem Neigungswinkel von der Größe des Keilwinkels
13 vorgesehen. An der nach unten gerichteten vorderen Oberfläche 3 wird so eine horizontale
Deckenfläche unter dem Dach ausgebildet.
[0034] Fig. 5 zeigt eine Draufsicht des Dämmkörpers 1 gemäß Fig. 2 auf seine vordere Oberfläche
3. Die jetzt sichtbare Länge 14 des Formkörpers 1 beträgt 120 cm. Zu sehen ist auch
die Klebfläche 10 mit den dort miteinander verklebten Preßflächen 7. Die Oberfläche
3 weist als typischerweise gesägte Trennfläche 15 im Vergleich zu den Schmalflächen
6 eine offene Struktur auf.
[0035] Fig. 6 skizziert, wie aus einer ein- oder mehrschichtigen Holzfaserplatte 16 mehrere
Formkörper 1 entlang der Trennflächen 15 herausgetrennt werden, wobei die Breitfläche
17 der Holzfaserplatte 16 die Preßfläche 7 ist, die beim Herstellen der Holzfaserplatte
16 entstanden ist. Die Breite der einzelnen Streifen, die aus der Holzfaserplatte
16 herausgetrennt werden, ist die Dicke der Dämmformkörper 1 in der Dämmrichtung 5.
Die Länge der Streifen 14 entspricht der Länge der Dämmformkörper. Die hier nicht
sichtbare Dicke der Holzfaserplatte 16 ist die Breite 8 der Dämmformkörper. Die Holzfaserstoffplatte
16 kann, wie im Falle des Dämmformkörpers 1 gemäß Fig. 1 einschichtig oder wie im
Falle der Dämmformkörper der Fig. 2 und 3 mehrschichtig sein. D. h. einzelne miteinander
verklebte Holzfaserstoffplatten aufweisen.
[0036] In Fig. 7 ist ein horizontaler Querschnitt durch ein Wärmedämmverbundsystem vor einer
Wand 18 wiedergegeben. Das Wärmedämmverbundsystem besteht aus auf Lücke parallel nebeneinander
angeordneten Dämmformkörpern 1, die mit ihrer hinteren Oberfläche 4 an die Wand 18
angeklebt sind. In den zwischen den Dämmformkörpern 1 verbleibenden Lücken 19 ist
Dämmaterial 20 in Form von nicht formstabilem Holzfaserdämmstoff angeordnet, der als
Rollenwaren verfügbar ist. Auf die vorderen Oberflächen 3 der Dämmformkörper 1 ist
eine dichte Holzfaserplatte 26 aufgeklebt, die beispielsweise zur Ausbildung einer
Zimmerwandoberfläche übertapeziert werden kann.
[0037] Bei dem Wärmedämmverbundsystem gemäß Fig. 8, das ebenfalls in einem horizontalen
Querschnitt dargestellt ist, sind vor einer Außenwand 21 Dämmformkörper 1 dicht an
dicht angeordnet. Die Dämmformkörper 1 sind mit ihrer hinteren Oberfläche 4 an die
Außenwand 21 angeklebt. An ihrer vorderen Oberfläche 3 sind die Dämmformkörper 1 verputzt,
wobei in dem Putz 22 ein Putzhaltenetz 23 angeordnet ist. Der Putz 22 bildet eine
Wetterschutzschicht für die Dämmformkörper 1 aus.
[0038] Bei dem Wärmedämmverbundsystem gemäß Fig. 9 sind die Dämmformkörper 1 dicht an dicht
unter einer Decke 24 angeordnet, an die sie mit ihren hinteren Oberflächen 4 angeklebt
sind. Unter die Formkörper 1 ist an deren vordere Oberfläche 3 eine Gipskartonplatte
25 angeklebt. Bei der Ausbildung dieses Wärmedämmverbundsystems können die Dämmformkörper
1 mit einem Gips-Ansetzbinder bestrichen direkt an die Decke 24 angedrückt werden
und werden dort unmittelbar gehalten. Dasselbe gilt dann auch für die Gipskartonplatte
25.
[0039] In den folgenden Beispielen werden Erprobungsversuche zu der Verwendung des neuen
Dämmformkörpers 1 berichtet:
Beispiel 1:
[0040] Eine Zugfestigkeitsprüfung nach DIN EN 1607 (200 mm * 200 mm Kantenlänge) eines erfindungsgemäßen
Dämmformkörpers ergab eine Zugfestigkeit von 380 kPa. Die Holzfaserstoffplatte, aus
der der Dämmformkörper herausgetrennt worden war, wies eine mittlere Rohdichte von
210 kg/m
3 auf.
Beispiel 2:
[0041] Eine Zugfestigkeitsprüfung nach DIN EN 1607 (200 mm * 200 mm Kantenlänge) eines erfindungsgemäßen
Dämmformkörpers ergab eine Zugfestigkeit von 180 kPa. Die Holzfaserstoffplatte, aus
der dieser Dämmformkörper herausgetrennt worden war, wies eine Dichte von 145 kg/m
3 auf.
Beispiel 3:
[0042] Je ein erfindungsgemäßer Dämmformkörper wurde mittels handelsüblichem Gips-Ansetzbinder
an eine senkrechte Betonwand und an eine Betondecke (von unten) angebracht. Die Haftung
erfolgte bei vollflächigem Binderauftrag sofort. Eine Abstützung des Dämmformkörpers
bis zur Aushärtung des Binders war nicht erforderliche. Nach Aushärten der Bindung
zwischen dem Dämmstoffkörper und der Wand wurde eine in der Fläche vierfach größere,
12,5 mm starke Gipskartonplatte als biegeweiche Vorsatzschale mit demselben Gips-Ansetzbinder
direkt auf den Dämmformkörper aufgebracht. Auch hier erfolgte die Haftung sofort,
obwohl die Beplankung durch ihr Eigengewicht große Kräfte in Abreißrichtung auf den
Dämmformkörper ausübte. Diese Konstruktion wurde an einer nicht überdachten Außenwand
angebracht. Eine dreimonatige natürliche Bewitterung über die Wintersaison durch Regen,
Eis und Schnee konnte selbst bei totaler Durchfeuchtung der Gipskartonplatte und des
dahinterliegenden Dämmformkörpers der Haftung nichts anhaben. Es wurde vielmehr eine
schnelle Abtrocknung bei trockener Witterung beobachtet.
Anhang: Verfahren zum Herstellen von Holzfaserstoffplatten als Ausgangsmaterial für
die Herstellung der Dämmformkörper
[0043] Die Holzfaserstoffplatten aus denen erfindungsgemäß der neue Dämmformkörper herstellbar
ist, sollten sich durch eine geringe mittlere Rohdichte bei gleichzeitig stabiler
Bindung der Fasern auszeichnen. Im folgenden wird ein beispielhaftes Verfahren zur
Herstellung solcher Holzfaserstoffplatten näher beschrieben.
[0044] Es handelt sich um ein Verfahren zur Herstellung von leichten Holzfaserstoffplatten
mit einer mittleren Rohdichte von unter 250 kg/m
3 auf der Basis von Lignocellulose-haltigen Fasern und Bindemittel, bei dem das Bindemittel
auf die Fasern aufgebracht wird und die Fasern danach zu einer Fasermatte geformt
werden, die kalibriert und einer Wärmebehandlung zum Aushärten des Bindemittels unterzogen
wird. Im Gegensatz zu sogenannten Naßverfahren wird dabei eine Faserfeuchte der Fasern
so eingestellt, daß sie beim Kalibrieren der Fasermatte und bei der Wärmebehandlung
weniger als 20 % beträgt. Weiterhin wird die Fasermatte im Gegensatz zu sogenannten
Heißluftverfahren bei der Wärmebehandlung zur Wärmeübertragung beidseitig mit glatt
geschlossenen Heizflächen kontaktiert. Dabei werden die einander gegenüberliegenden
Heizflächen zur Einhaltung eines vorgegebenen Abstands voneinander distanzgesteuert,
und ein Rohdichteprofil der Holzfaserstoffplatten wird so eingestellt, daß sich eine
Randüberhöhung der Rohdichte gegenüber der mittleren Rohdichte der Holzfaserstoffplatten
von mindestens 20 % ergibt.
[0045] Die Faserfeuchte der Fasern beim Kalibrieren der Fasermatte und bei der Wärmebehandlung
zum Aushärten des Bindemittels kann wie bei üblichen sogenannten Trockenverfahren
im Bereich von unter 10 % liegen. Ebenfalls wie bei einem klassischen Trockenverfahren
erfolgt die Wärmebehandlung der Fasermatte über glatt geschlossene Heizflächen, über
die die Wärme zur Aushärtung des Bindemittels auf die Fasermatte übertragen wird.
Wichtig dabei ist, daß die Heizflächen distanzgesteuert werden und nicht etwa druckgesteuert,
wie dies bei Durchführung üblicher Trockenverfahren der Fall ist. Die sehr geringe
Rohdichte der nach dem vorliegenden Verfahren hergestellten Holzfaserstoffplatten
läßt keine kontrollierte Drucksteuerung der Heizflächen zu. Durch die Distanzsteuerung
der Heizflächen wird den hergestellten Holzfaserstoffplatten aber dennoch ein Rohdichteprofil
aufgeprägt, das eine Randüberhöhung der Rohdichte gegenüber der mittleren Rohdichte
der Holzfaserstoffplatten von mindestens 20 % aufweist. Die Randbereiche der Holzfaserstoffplatten
sind damit gegenüber ihrer mittleren Rohdichte verdichtet. In Verbindung mit den glatt
geschlossenen Heizflächen, die diese Verdichtung hervorrufen ergibt sich so eine glatt
geschlossene Oberfläche der hergestellten Holzfaserstoffplatten. Diese glatt geschlossene
Oberfläche ist für Holzfaserstoffplatten im Dichtebereich unter 250 kg/m
3 ungewöhnlich. Sie ermöglicht ein einfaches und exaktes flächiges Verkleben einzelner
Holzfaserstoffplatten bei der Herstellung der neuen Dämmformkörper.
[0046] Es ist nicht zu übersehen, daß eine geringe Dichte, die auch schon bei der Fasermatte
vorliegt, einen Wärmeübertrag bis in die Mitte der Fasermatte während der Wärmebehandlung
nicht gerade erleichtert. Deshalb ist es bei dem vorliegenden Verfahren bevorzugt,
die Fasermatte vor der Wärmebehandlung mit Wasser oder einer wässrigen Lösung zu besprühen.
Auf diese Weise kann durch an den Heizflächen verdampfendes Wasser ein Dampfstoß in
das Innere der Fasermatte gerichtet werden, der dort die Aushärtung des Bindemittels
fördert. Zudem weicht das Wasser die Fasern an der Oberfläche der Fasermatte an, so
daß durch die Einwirkung der glatten Heizflächen besonders gut glatte Oberflächen
bei den fertigen Holzfaserstoffplatten erzielt werden können.
[0047] Bis auf die Festlegung der flächenbezogenen Massenbelegung kann die Fasermatte durch
die auf Abstand gesteuerten Heizflächen auch kalibriert werden.
[0048] Der vorgegebene Abstand der Heizflächen, der der Dicke der hergestellten Holzfaserstoffplatten
entspricht, beträgt typischerweise 20 bis 300 mm. Es ist gerade im Bereich der größeren
Dicken in diesem Bereich erstaunlich, daß die Holzfaserstoffplatten dennoch nach einem
Trockenverfahren herstellbar sind.
[0049] Besonders bevorzugt ist es bei dem hier beschriebenen Verfahren, wenn das Rohdichteprofil
der Holzfaserstoffplatten so eingestellt wird, daß sich eine Randüberhöhung der Rohdichte
gegenüber der mittleren Rohdichte der Holzfaserstoffplatten von mindestens 60 % ergibt.
Eine stärkere Randüberhöhung der Rohdichte ist Grundlage für die Ausbildung einer
besonders festen geschlossenen Oberfläche der fertigen Holzfaserstoffplatten, die
beispielsweise auch eine beachtliche Druckstabilität verglichen mit der mittleren
Rohdichte der Holzfaserstoffplatten aufweisen kann.
[0050] Wenn die mittlere Rohdichte der HOlzfaserstoffplatten auf 150 bis 250 kg/m
3 eingestellt wird, kann als Bindemittel ein übliches Kunstharz der Holzwerkstoffindustrie
verwendet werden. Die üblichen Kunstharze der Holzwerkstoffindustrie umfassen dabei
Harnstoff-Formaldehyd-,Melamin-Harnstoff-Formaldehyd-,Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehyd-,
Phenol-Harnstoff-Formaldehyd-, Phenol-Formaldehyd- und PMDI-Harze.
[0051] Wenn die mittlere Rohdichte der Holzfaserstoffplatten auf 60 bis 250 kg/m
3 eingestellt wird, kann als Bindemittel ein schaumbildendes Polyurethanbindemittel
verwendet werden. In diesem Bereich der Rohdichte macht sich der Vorteil der Ausfüllung
der Hohlräume in der Holzfaserstoffplatte zwischen den einzelnen Fasern durch den
Polyurethanschaum positiv bemerkbar. Die besonders leichten Holzfaserstoffplatten
im Bereich unter 150 kg/m
3 sind ohne Verwendung eines schaumbildenden Bindemittels in brauchbarer Qualität gar
nicht herstellbar.
[0052] Als schaumbildendes Polyurethanbindemittel kann ein sogenanntes Einkomponentensystem
zur Anwendung kommen, welches beispielsweise von der Firma Bayer entwickelt wurde
und grundsätzlich verfügbar ist. Vorzugsweise wird aber ein leichter beherrschbares
Zweikomponentensystem eingesetzt, wobei das schaumbildende Polyurethanbindemittel
eine erste, NCO-Gruppen-aufweisende Bindemittelkomponente und eine zweite mindestens
ein Polyol aufweisende Bindemittelkomponente aufweist.
[0053] Dabei ist es in einer besonders bevorzugten Ausführungsform des hier beschriebenen
Verfahrens vorgesehen, die Fasern vor dem Aufbringen des Bindemittels in mindestens
zwei Partien aufzuteilen und auf eine erste dieser Partien nur die erste, die NCO-Gruppen
aufweisende Bindemittelkomponente und auf eine zweite dieser Partien nur die zweite,
das Polyol aufweisende Bindemittelkomponente aufzubringen und die Partien der Fasern
erst unmittelbar vor dem Formen der Fasermatte miteinander zu vermischen. Bis zum
Vermischen der Partien der Fasern sind die beiden Bindemittelkomponenten so vollständig
voneinander getrennt. Auch während des Vermischens der Partien der Fasern ergibt sich
noch kein nennenswerter Kontakt der beiden Bindemittelkomponenten. Erst beim Formen
der Fasermatte stellt sich dieser Kontakt an den Kontaktstellen der Fasern ein. Dieser
Kontakt reicht aber immer noch nicht aus, um allein eine Polyurethanreaktion in nennenswertem
Umfang auszulösen. Erst über sehr lange Zeiträume hinweg bzw. durch die Wärmebehandlung
wird der relevante Hauptteil der Polyurethanreaktion ausgelöst, der dann zur gewünschten
Bindung der Fasern in den Holzfaserstoffplatten führt. Dabei ist es überraschend,
daß die Polyurethanreaktion letztlich trotz der mikroskopisch gesehen inhomogenen
Verteilung der Bindemittelkomponenten bei der Wärmebehandlung vollständig erfolgt.
Das heißt es ist keine merkliche Reaktionseinbuße dadurch festzustellen, daß beide
Bindemittelkomponenten nicht auf allen Fasern vorliegen. Da gleichzeitig die Reaktivität
des Bindemittels voll auf die Polyurethanreaktion innerhalb der Fasermatte konzentriert
ist, kann das Bindemittel in relativ geringen Anteilen bezogen auf die Fasern und
die angestrebten Festigkeiten der Holzfaserstoffplatten eingesetzt werden.
[0054] Die erwähnte erste Partie kann grundsätzlich 10 bis 90 % und die zweite Partie entsprechend
90 bis 10 % der gesamten Fasern enthalten. Es ist aber durchaus sinnvoll, wenn die
erste und die zweite Partie der Fasern ungefähr gleich groß sind, d. h. beispielsweise
jeweils 40 bis 60 % der gesamten Fasern enthalten.
[0055] Dem steht aber nicht im Wege, daß auch noch eine dritte Partie der Fasern vor dem
Vermischen einer anderen Behandlung unterworfen wird. Insbesondere kann eine dritte
Partie der Fasern ohne Bindemittelkomponente belassen werden, bis sie mit den anderen
Partien vermischt wird. Dieses Vorgehen ist insbesondere im Bereich sehr niedriger
Bindemittelanteile interessant.
[0056] Das hier beschriebene Verfahren kann sowohl diskontinuierlich als auch kontinuierlich
durchgeführt werden, was bevorzugt ist. Bei kontinuierlicher Verfahrensführung sind
die Heizflächen typischerweise an rückwärtig beheizten metallenen Endlosbändern vorgesehen.
[0057] Wenn die Herstellung der Holzfaserstoffplatten unter Verwendung eines PUR-Bindemittels
mit zwei Bindemittelkomponenten kontinuierlich durchgeführt wird, können die Partien
der Fasern nach dem Aufbringen der Bindemittelkomponenten und vor ihrem Mischen getrennt
voneinander zwischengelagert werden. Die Reaktivität der Bindemittelkomponenten nimmt
bei getrennter Zwischenlagerung der Partien der Fasern auch binnen längerer Zeiträume
nicht ab.
[0058] Die Wärmebehandlung zur Aushärtung der Holzfaserstoffplatten kann so vorgenommen
werden, daß in der Mitte des Formkörpers eine Temperatur von nur 50 bis 100°C erreicht
wird. Das bedeutet, daß im Vergleich zu bekannten Verfahren sehr geringe Temperaturen
in der Mitte des Formkörpers ausreichend sind. Diese resultieren umgekehrt in einen
hohen Wirkungsgrad der bei der Wärmebehandlung eingesetzten Energie und in kurze Zeiträume,
die für die Wärmebehandlung benötigt werden. Die geringe Temperatur ist bei dem neuen
Verfahren zumindest dann für das Aushärten des Bindemittelanteils in der Mitte des
Formkörpers ausreichend, wenn hochreaktive Polyurethanbindemittel verwendet werden,
deren Reaktion nicht chemisch behindert ist, um eine Vorreaktion zu unterdrücken.
[0059] Vorzugsweise sind die Fasern, die bei der Herstellung der Holzfaserstoffplatten verarbeitet
werden, Holzfasern in Form von üblichem Defibratorfaserstoff. Dabei ist der Einsatz
von Recyclingholz ohne relevante Qualitätseinbußen bei den letztlich hergestellten
Dämmformkörpern möglich.
[0060] Der Bindemittelanteil kann bei der Herstellung der Holzfaserstoffplatten in weiten
Grenzen gewählt werden, die durch die notwendige Festigkeit der Holzfaserstoffplatten
einerseits und die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens angesicht hoher Bindemittelkosten
andererseits gesetzt sind. Die folgenden Angaben beziehen sich auf die Verwendung
eines PUR-Bindemittels.
[0061] Typischerweise wird der Bindemittelanteil der Holzfaserstoffplatten auf insgesamt
2,5 bis 5 Gewichts-% bezogen auf atro Holzfasern eingestellt. Hierdurch ergeben sich
Dämmformkörper, die zum Teil als reine Wärmedämmkörper und zu größeren Rohdichten
hin auch als Wandelemente mit hoher Steifigkeit und hohem Dämmpotential verwendbar
sind.
[0062] Das hier beschriebene Verfahren zur Herstellung der Holzfaserstoffplatten kann auch
so durchgeführt werden, daß beim Formen der Vorform aus den Fasern ein Schichtaufbau
mit unterschiedlichen Zusammensetzungen und/oder Anteilen des Bindemittels in den
einzelnen Schichten eingestellt wird. So können beispielsweise die Bindemittelanteile
in den Deckschichten der Holzfaserstoffplatten größer sein als in der Mittelschicht,
um eine besonders hohe Stabilität der Deckschichten zu erreichen. Es sind aber auch
andere Schichtaufbauten zur Anpassung an bestimmte Anforderungsprofile mit dem neuen
Verfahren realisierbar. Dabei versteht es sich, daß Partien von Fasern, die für unterschiedliche
Schichten des Schichtaufbaus vorgesehen sind, vor dem Ausbilden der Fasermatte nicht
miteinander vermischt werden, sondern nur solche Fasern, die für jeweils eine Schicht
mit gleichmäßiger Zusammensetzung vorgesehen sind.
[0063] Bei den Verfahrensvarianten mit dem PUR-Bindemittel aus zwei Bindemittelkomponenten
kann insbesondere durch Variation von Zusammensetzung und relativem Anteil der das
Polyol aufweisenden Bindemittelkomponente das bekannte breite Spektrum der Eigenschaften
von Polyurethanbindungen ausgenutzt werden. Dabei ist auch eine Verwendung von als
Beschleuniger oder Verzögerer wirkenden Zusätzen zu einer oder beiden der Bindemittelkomponenten
möglich. Ebenso können fungizide und/oder herbizide Zusätze für den herzustellenden
Formkörper verwendet werden.
[0064] Im Dichtebereich von 60 bis 150 kg/m
3 ergeben sich mechanisch stabile Holzfaserstoffplatten nach dem hier beschriebenen
Verfahren nur unter Verwendung eines schaumbildenden Bindemittels, d. h. eines Polyurethanbindemittels,
welches mindestens zwei Bindemittelkomponenten, PMDI und Polyol, aufweist oder bei
dem es sich um ein Einkomponentensystem handelt. Derartige Holzfaserstoffplatten können
auch als durch Fasern stabilisierter Polyurethanschaum angesehen werden. Der Bindemittelanteil
atro Fasern beträgt mindestens 5 %, was absolut gesehen aber nicht viel ist.
[0065] Ab einer mittleren Rohdichte von etwa 150 kg/m
3 sind weniger Hohlräume zwischen den Fasern vorhanden, so daß der Bindemittelanteil,
bei Verwendung eines schaumbildenden Polyurethanbindemittels unter 5 % atro Fasern
reduziert werden kann. Wenn die Stabilitäten nicht im Vordergrund stehen, können Bindemittelanteile
bis hinab in den Bereich oberhalb 1 % ausreichen. Dabei verstehen sich alle Prozentangaben
wie üblich als Gewichts-%-Angaben.
[0066] Ab mittleren Rohdichten um 150 bis 200 kg/m
3 können auch nichtschaumbildende Bindemittel, d. h. übliche Kunstharze der Holzwerkstoffindustrie,
Verwendung finden. Bei geringeren Rohdichten in diesem Bereich sollte aber der Bindemittelanteil
auch für geringere Festigkeiten oberhalb 5 % gewählt werden, und für höhere Festigkeiten
sind 7 bis 15 % Bindemittelanteil anzusetzen. Bevorzugt sind statt den relativ brüchig
aushärtendem Harnstoff-Formaldehyd-Harzen Mischsysteme mit Zugaben von Melamin und
Phenolen. Dabei müssen die üblichen Abwägungen zwischen dem Preis des Bindemittels,
möglicher Formaldehydabspaltung und möglichen schädlichen Restphenolen getroffen werden.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0067]
- 1 -
- Dämmformkörper
- 2 -
- Faser
- 3 -
- vordere Oberfläche
- 4 -
- hintere Oberfläche
- 5 -
- Dämmrichtung
- 6 -
- Schmalfläche
- 7 -
- Preßfläche
- 8 -
- Breite
- 9 -
- Ebene der Vorzugsorientierung
- 10 -
- Klebfläche
- 11 -
- Stufenfalz
- 12 -
- Ausfräsung
- 13 -
- Keilwinkel
- 14 -
- Länge
- 15 -
- Trennfläche
- 16 -
- Holzfaserstoffplatte
- 17 -
- Breitfläche
- 18 -
- Wand
- 19 -
- Lücke
- 20 -
- Dämmaterial
- 21 -
- Außenwand
- 22 -
- Putz
- 23 -
- Haltenetz
- 24 -
- Decke
- 25 -
- Gipskartonplatte
- 26 -
- Holzfaserplatte
1. Dämmformkörper, insbesondere Dämmplatte, auf der Basis von mit einem Bindemittel verklebten
lignocellulose-haltigen Fasern, mit einer Dämmrichtung und mit einer vorderen Oberfläche
sowie einer hinteren Oberfläche, mit denen der Dämmformkörper in der Dämmrichtung
beginnt und endet, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern (2) in dem Dämmformkörper (1) eine Vorzugsorientierung parallel zu einer
quer zu der vorderen Oberfläche (3) und quer der hinteren Oberfläche (4) verlaufenden
Ebene (9) haben.
2. Dämmformkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die vordere Oberfläche (3) und/oder die hintere Oberfläche (4) offene Trennflächen
(15) sind.
3. Dämmformkörper nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine Schmalfläche (6) des Dämmformkörpers (1), die parallel zu der Ebene
(9) der Vorzugsorientierung verläuft, zumindest teilweise von einer geschlossenen
Preßfläche (7) einer Holzfaserstoffplatte (16) ausgebildet ist.
4. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine parallel zu der Ebene (9) der Vorzugsorientierung verlaufende innere
Klebfläche (10) vorgesehen ist, an der die Preßflächen (7) von zwei Holzfaserstoffplatten
(16) miteinander verklebt sind.
5. Dämmformkörper nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Plattendicke jeder Holzfaserstoffplatte (16) größergleich 80 mm ist.
6. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Holzfaserstoffplatten (16) eine Rohdichte von 100 bis 230 kg/m3 aufweisen.
7. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand der vordere Oberfläche (3) von der hintere Oberfläche (4) 50 bis 400
mm beträgt.
8. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand der vordere Oberfläche (3) von der hintere Oberfläche (4) konstant ist.
9. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der vordere Oberfläche (3) und der hintere Oberfläche (4) ein Keilwinkel
(13) kleiner als 20° ausgebildet ist.
10. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß zwei einander gegenüberliegende Schmalflächen (6) mit komplementären Stufenfalzen
(11) versehen sind.
11. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die vordere Oberfläche (3) und die hintere Oberfläche (4) eine in der Ebene (9) der
Vorzugsrichtung verlaufende Länge (14) von 600 bis 1500 mm und eine senkrecht dazu
verlaufende Breite (8) von 150 bis 300 mm aufweisen.
12. Dämmformkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß eine Abreißfestigkeit zwischen der vorderen Oberfläche (3) und der hinteren Oberfläche
(4) mindestens 100 kPa beträgt.
13. Verfahren zur Herstellung von Dämmformkörpern nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß eine Holzfaserstoffplatte (16) senkrecht zu nach außen gerichteten Preßflächen (7)
entlang von Trennflächen (15) aufgetrennt wird, wobei an den Trennflächen (15) die
vorderen Oberflächen (3) und die hinteren Oberflächen (4) der Dämmformkörper (1) entstehen.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Holzfaserstoffplatte (16) zum Auftrennen entlang der Trennflächen (15) zersägt
wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Auftrennen mehrere Holzfaserstoffplatten (16) über ihre Preßflächen (7) flächig
miteinander verklebt werden.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Holzfaserstoffplatten (16) mit einem Dispersionsklebstoff oder mit Alkalisilikat
flächig verklebt werden.
17. Verwendung von Dämmformkörpern nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Dämmformkörper (1) dicht an dicht nebeneinander angeordnet werden,
wobei ihre vorderen Oberflächen (3) und ihre hinteren Oberflächen (4) jeweils zusammenfallen.
18. Verwendung von Dämmformkörpern nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Dämmformkörper (1) auf Lücke nebeneinander angeordnet werden, wobei
ihre vorderen Oberflächen (3) und ihre hinteren Oberfläche (4) jeweils zusammenfallen
und wobei Lücken (19) Freiräume zwischen den Dämmformkörpern (1) mit anderen Dämmaterialien
(20) aufgefüllt werden.
19. Verwendung nach Anspruch 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Dämmformkörper (1) mit ihrer hinteren Oberfläche an eine Wand (18,
21) oder Decke (24) angeklebt werden.
20. Verwendung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Dämmformkörper (1) an ihrer vorderen Oberfläche (3) mit einem Putz (22) oder
einer plattenförmigen Beplankung (25, 26) beklebt werden.