[0001] Die Erfindung betrifft eine Brand- und Rauchbarriere, insbesondere für Transportmittel,
wie Schienenfahrzeuge, zum Schutz von Personen sowie zur Schadensminimierung im Ereignisfall,
die im wesentlichen aus zumindest schwer entflammbaren Materialien besteht.
[Stand der Technik]
[0002] Maßnahmen zum Brandschutz, auch in Transportmitteln, werden schon seit längerer Zeit
realisiert.
[0003] So werden nach DE 93 19 082 U1 oder DE 94 19 634 U1 zwischen einer Doppelwandung
eines Schienenfahrzeuges Isolationsmaterialien eingebracht, deren aus Schaum- oder
Faserwerkstoff bestehender Kern allseitig und flächig anliegend mit einer als Gewebe
oder Folie ausgebildeten Kaschierung umgeben ist. Insbesondere die Kaschierung soll
zur Eindämmung der Brandausbreitung und der Rauchentwicklung beitragen, wobei sich
nachteilig auswirkt, dass, bei Realisierung der angestrebten Effekte, aus jeder Isolationsabmaßveränderung
auch aufwendige Veränderungen der Kaschierungsabmessungen resultieren. Letztlich erfordert
die Anwendung solcher Lösungen immer das Vorhandensein doppelwandiger Bauelemente
im Schienenfahrzeug, die aber aus bekannten Gründen innerhalb des Fahrzeuges nur in
den seltensten Fällen einsetzbar sind, wodurch auch die Bildung entsprechend geschotteter
Bereiche stark eingeschränkt ist.
[0004] Eine andere Lösungsrichtung, insbesondere zur Verbesserung des Schutzes der Fahrgäste
im Ereignisfall, verfolgt die Fluchtrampe für Schienenfahrzeuge gemäß DE 44 33 371
A1, die in einem Fahrzeugwagenkastenkopf stirnseitig integriert angeordnet ist. Der
Fahrzeugwagenkastenkopf nimmt dazu im unteren Bereich ein schwenkbar angeordnetes
Laufteil und im oberen Bereich einen zusammengelegten elastischen Hohlkörper auf,
der in Funktion, zusammen mit dem Laufteil, eine begehbare Fluchtrampe mit einem keilförmigen
elastischen Hohlkörper ergibt.
[0005] Dieser, ausschließlich der Verbesserung der Fluchtmöglichkeiten der Fahrgäste dienende
Vorschlag, stellt eine sehr kostenintensive Variante im Rahmen der Lösung der Gesamtproplematik
dar und macht außerdem nur Sinn bei Fahrzeugen, die als Kopf- oder Endwagen eingesetzt
sind.
[0006] Bei anderen Lösungsvarianten zur Meldung möglicher Fehlerund Gefahrenquellen, wie
beispielsweise nach DE 43 21 348 C1, sind in den Fahrzeugen entsprechende Sensoren
platziert, die bei als Gefahr erkannten Zuständen Notrufe absetzen. Dadurch kann zwar
schnell Hilfe organisiert, Einfluss auf eine möglichst geringe Brand- oder Rauchausbreitung
im Fahrzeug kann aber nicht genommen werden.
[0007] Dies wird in der Praxis mittels der in Transportmitteln allgemein bekannten sowie
zumindest aus schwer entflammbaren Materialien bestehenden Trennwände und Türen gelöst,
die durch ihre Anordnung das Transportmittel in Schottbereiche unterteilen.
[0008] Diese, sich im Fahrzeugbau an sich durchgesetzte Lösung hat aber die entscheidenden
Nachteile, dass sie sehr kostenintensiv ist, die Masse des Transportmittels, mit allen
daraus resultierenden Folgen, sowie den Fahrgastfluss negativ beeinflusst und der
Transparenz des Transportmittels sowie dem Platzangebot, und damit der Transportkapazität,
sehr abträglich ist. Letztlich muss auch darauf hingewiesen werden, dass, unter Berücksichtigung
auftretender Kosten, die Nachoder Umrüstung der Transportmittel mit abmaßveränderten
Trennwänden und/oder Türen nur bei einem völligen Umbau dieser Transportmittel vertretbar
erscheint.
[Aufgabe der Erfindung]
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Brand- und Rauchbarriere, insbesondere
für Transportmittel, wie Schie-nenfahrzeuge, zu konzipieren, die kostengünstig sowie
konstruktiv und fertigungstechnisch sehr einfach auszubilden ist, und die für einen
definierten Zeitraum keine Brand- und nur eine geringe Rauchausbreitung in Nachbarbereiche
oder -fahrzeuge zulassen soll, dabei in Ausgangsstellung weder die Transparenz im
Transportmittel noch die Transportkapazität negativ beeinflussend und im Ereignisfall
trotzdem den Gefahrenherd zuverlässig abschottend.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, indem die Brand- und Rauchbarriere
als flexible Schottwand ausgebildet und in unmittelbarer Nähe des Umfangs oder im
Umfang der zu verschließenden Öffnung befestigt ist, wobei die Schottwand in der Ausgangsstellung
innerhalb eines Aufnahmeraumes sowie die Öffnung freigebend positioniert und im Ereignisfall
in die Öffnung verbringbar ausgebildet und diese zumindest nahezu vollständig verschließend
angeordnet ist.
[0011] Die Merkmale der Unteransprüche geben vorteilhafte Weiterbildungen dieses Erfindungsgegenstandes
an.
[0012] Die Vorteile der Erfindung bestehen insbesondere darin, dass die Anordnung der Brand-
und Rauchbarriere mit einem minimalen Aufwand und ohne die Gebrauchseigenschaften
bzw. die technischen Merkmale und/oder das Interieur eines Transportmittels negativ
zu beeinflussen erfolgen und trotzdem eine temporäre Schutzwirkung im Ereignisfall
sowohl für die Fahrgäste als auch für das Transportmittel realisiert werden kann.
[0013] Außerdem ist es sowohl technisch als auch unter Berücksichtigung entstehender Kosten
relativ unproblematisch möglich, die Brand- und Rauchbarriere bereits vorhandenen
Öffnungen zuzuordnen bzw. auch in Transportmitteln, im Rahmen von Nachoder Umrüstungen,
nachträglich einzubauen.
[Beispiele]
[0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den anliegenden Zeichnungen schematisch
dargestellt und wird nachfolgend ausführlich erläutert.
[0015] Es zeigen:
- Fig. 1 -
- Schottwand, in Ausgangsstellung angeordnet
- Fig. 2 -
- Schottwand, als Vorhang aufgebaut
- Fig. 3 -
- Schottwand, als Vorhang aufgebaut, mit alternativen Aufbaumitteln dargestellt
- Fig. 4
- Schottwand, als Lamellenfaltvorhang, offen dargestellt
- Fig. 5
- Schottwand, als Lamellenfaltvorhang, geschlossen dargestellt
[0016] Die in Fig. 1 dargestellte Öffnung 1 könnte in jedem beliebigen Raum, sei es ein
Tunnel, ein Korridor, ein Büro- bzw. Werkraum oder ein Transportmittel, vorhanden
sein.
[0017] Die weiteren Erläuterungen gehen davon aus, dass die Öffnung 1 einen Stirnwandübergang
eines Schienenfahrzeuges darstellen soll. Der Aufnahmeraum 4 kann hierbei im Übergangsbereich,
er könnte aber auch an anderen geeigneten Stellen innerhalb des Fahrzeuges, beispielsweise
im Seitengang, positioniert sein. Deutlich ist zu erkennen, dass die Schottwand 3
flexibel und, wie dargestellt, textil- oder membranartig ausgebildet ist. Sie ist
in ihrer Ausgangsstellung, also zusammengerollt oder -gelegt und mittels der Fixierungselemente
14, die als lösbare Schlaufen oder als öffnungsfähige ringförmige Aufnahmen ausgebildet
sein könnten, innerhalb des Aufnahmeraumes 4, und somit die Öffnung 1 freigebend,
angeordnet. Dabei weist der gesamte Umfang 2 der Öffnung 1 diesen Aufnahmeraum 4 auf,
alternativ wäre es aber auch möglich, was an späterer Stelle noch zu erläutern sein
wird, den Umfang 2 der Öffnung 1 nur teilweise mit einem Aufnahmeraum 4 auszubilden.
In jedem Fall sollten Teile der Innenverkleidung 5 oder von Einbauteilen des Schienenfahrzeuges
den Aufnahmeraum 4 derart verkleiden, dass die darin angeordnete Schottwand 3 sich
nicht störend auf das gesamte Fahrzeugdesign und die Funktion auswirkt.
[0018] Fig. 2 zeigt die Schottwand 3 als Vorhang aufgebaut, so dass im Zusammenwirken mit
einer weiteren beabstandet sowie an geeigneter Stelle im Fahrzeug angeordneten Schottwand
3 das Fahrzeug im Ereignisfall einen Schottbereich aufweisen würde, während bei der
Anordnung mehrerer Schottwände 3 innerhalb des Fahrzeuges demzufolge mehrere Schottbereiche
entstehen würden. Wird der bevorzugten Variante gefolgt, die Fahrzeugstirnwände eines
Schienenfahrzeuges zur Anordnung der Schottwände 3 zu nutzen, wäre im Ereignisfall
das gesamte gefährdete Fahrzeug innerhalb des Zugverbandes geschottet, wenn die Schottwand
3, wie dargestellt, an der jeweiligen Stirnwand als Vorhang aufgebaut ist. Damit die
Schottwand 3 die von ihr erwarteten Eigenschaften auch tatsächlich erfüllen kann,
ist sie als brandhemmende, schwerentflammbare sowie rauchdichte Membran oder als ein
analoge Eigenschaften aufweisender Vorhang ausgebildet. Sie sollte außerdem, um ihre
Funktion im Ereignisfall ausreichend lange erfüllen zu können, zumindest teilweise
doppelwandig und mit aufblasbaren Kammern 11 ausgebildet sein, die erforderlichenfalls
mit inerten Gasen gefüllt werden können. Zusätzlich auf der Oberfläche der Schottwand
3 angeordnete Sprühdüsen 12, welche zum Ausbringen geeigneter Löschmedien vorgesehen
und mit zugeordneten Löschmittelvorratsbehältern verbunden sind, könnten diesen Effekt
unterstützen.
[0019] Insbesondere um Rettungs- und/oder Hilfsmannschaften den Zugang zum geschotteten
Bereich trotz aufgebauter und damit an sich geschlossener Schottwand 3 zu ermöglichen,
ist diese mittels eingearbeiteter Reißverschlüsse 9 öffnungsfähig ausgebildet, wie
dies ebenfalls in Fig. 2 zu erkennen ist. Dass dabei auch andere geeignete Öffnungsmechanismen,
wie beispielsweise klettähnliche Verbindungselemente, eingesetzt werden könnten, wird
als selbstverständlich vorausgesetzt. Letztlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass
die Schottwand
[0020] 3 mittels eingearbeiteten Rissstoppern 10 oder eingebrachten Verstärkungen weitestgehend
beständig ist gegen mechanische Beschädigungen, was insbesondere bei erforderlichen
Rettungsarbeiten bei an sich geschlossener Schottwand 3 von Bedeutung sein kann.
[0021] Fig. 3 zeigt eine Möglichkeit, die aufgebaute flexible Schottwand 3 auszusteifen.
Dazu ist diese mit taschenähnlichen Aufnahmen 13 ausgebildet, die zum manuellen nachträglichen
Einbringen elastischer, gegebenenfalls auch in vorbestimmten Grenzen vorgespannter,
stabförmiger Versteifungselemente 16 geeignet sind.
[0022] In den Figuren 4 und 5 wird lediglich schematisch dargestellt, dass die flexible
Schottwand 3 auch lamellenartig, selbst als Lamellenfalttür mit einem oder mehreren
Türblättern, ausgebildet sein könnte, wobei dann der Umfang 2 der Öffnung 1 nur teilweise
mit einem Aufnahmeraum 4 auszubilden wäre.
[0023] Ist die Schottwand 3 im Ereignisfall als Membran oder Vorhang aufgebaut zu positionieren,
wie dies insbesondere in den Figuren 2; 3, und 5 zu erkennen ist, so kann dies manuell,
halbautomatisch oder selbsttätig realisiert werden. Während im Rahmen der manuellen
Betätigung die Verwendung einer Zugschnur 6 - siehe Fig. 2 - favorisiert wird, aber
auch ein manuelles Verbringen des Vorhanges aus dem zugeordneten Aufnahmeraum 4 in
die aufgebaute Position denkbar ist, bietet sich im Rahmen der halbautomatischen Betätigung
der Einsatz vorgespannter Zugelemente 7, wie Spannfedern oder gummizugähnliche Spanner,
an, wie dies ebenfalls in Fig. 2 angedeutet ist. Fig. 5 zeigt beispielhaft die Anwendung
eines Motortriebes 8 mit zugeordneter Spindel 15, womit die Schottwand 3 im Ereignisfall
selbsttätig als Membran oder Vorhang aufbaubar wäre, wobei es als selbstverständlich
angesehen wird, sowohl den Motortrieb 8 als auch die Spindel 15 nicht sichtbar zu
verbringen.
[0024] Insbesondere im Rahmen einer selbsttätig wirkenden Antriebslösung zum Verbringen
der flexiblen Schottwand 3 aus der Ausgangsstellung in eine Gebrauchsstellung bietet
sich, neben der bereits vorgeschlagenen, eine Vielzahl von Lösungsvarianten an. So
ist es auch denkbar, dass die Schottwand 3 mit zumindest einem gaspatronenartig ausgebildeten
Behälter in Wirkverbindung steht, dessen Inertgas im Ereignisfall ausströmt und den
Aufbau der Schottwand als Vorhang betreibt. Unabhängig von der Wahl der eingesetzten
Mittel zum Aufbau der flexiblen Schottwand 3 als Membran oder Vorhang bleibt entscheidend,
dass in jedem Fall die angestrebten Effekte realisiert werden.
[0025] Abschließend wird darauf hingewiesen, dass der Erfindungsgedanke nicht an die im
Ausführungsbeispiel dargestellten Einzelheiten gebunden sein soll.
[Bezugszeichenliste]
[0026]
- 1 -
- Öffnung
- 2 -
- Umfang
- 3 -
- Schottwand
- 4 -
- Aufnahmeraum
- 5 -
- Innenverkleidung
- 6 -
- Zugschnur
- 7 -
- Zugelement
- 8 -
- Motortrieb
- 9 -
- Reißverschluss
- 10 -
- Rissstopper
- 11 -
- Kammer
- 12 -
- Sprühdüse
- 13 -
- Aufnahme
- 14 -
- Fixierungselement
- 15 -
- Spindel
- 16 -
- Versteifungselement
1. Brand- und Rauchbarriere, insbesondere für Transportmittel, wie Schienenfahrzeuge,
zum Schutz von Personen sowie zur Schadensminimierung im Ereignisfall, die im wesentlichen
aus zumindest schwer entflammbaren Materialien besteht, dadurch gekennzeichnet, dass die Brand- und Rauchbarriere als flexible Schottwand (3) ausgebildet und in unmittelbarer
Nähe des Umfangs (2) oder im Umfang (2) der zu verschließenden Öffnung (1) befestigt
ist, wobei die Schottwand (3) in der Ausgangsstellung innerhalb eines Aufnahmeraumes
(4) sowie die Öffnung (1) freigebend positioniert und im Ereignisfall in die Öffnung
(1) verbringbar ausgebildet und diese zumindest nahezu vollständig verschließend angeordnet
ist.
2. Fahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schottwand (3) textilartig und/oder membranartig und/oder lamellenartig ausgebildet
ist.
3. Fahrzeug nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Schottwand (3) als brandhemmende, schwerentflammbare sowie rauchdichte Membran
oder als ein analoge Eigenschaften aufweisender Vorhang ausgebildet und mittels zugeordneter
Fixierungselemente (14) in Ausgangsstellung zusammengerollt, -gelegt oder -gerafft
im Aufnahmeraum (4) angeordnet ist.
4. Fahrzeug nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Schienenfahrzeug jeweils im Übergangsbereich, vorzugsweise im gesamten Umfang
(2) des Übergangs, ein von Teilen der Innenverkleidung (5) oder von Einbauteilen verkleideter
Aufnahmeraum (4) angeordnet ist.
5. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schottwand (3) im Ereignisfall ma-nuell, vorzugsweise mittels Zugschnur (6),
als Membran oder Vorhang aufbaubar ausgebildet ist.
6. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schottwand (3) im Ereignisfall halbautomatisch, vorzugsweise mittels vorgespannter
Zugelemente (7), als Membran oder Vorhang aufbaubar ausgebildet ist.
7. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schottwand (3) im Ereignisfall selbsttätig, vorzugsweise mittels sensorgesteuerten
Motortriebs (8), als Membran oder Vorhang aufbaubar ausgebildet ist.
8. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die als Membran oder Vorhang aufgebaute Schottwand (3) öffnungsfähig, vorzugsweise
mittels Reißverschluss (9), und mittels Rissstoppern (10) oder eingebrachter Verstärkungen
weitestgehend beständig gegen mechanische Beschädigungen ausgebildet ist.
9. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Schottwand (3) zumindest teilweise doppelwandig und mit aufblasbaren Kammern
(11) ausgebildet ist, die im Ereignisfall zur Aufnahme von inerten Gasen vorgesehen
sind.
10. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche der Schottwand (3) Sprühdüsen (12) aufweist, die mit geeigneten Löschmedien
in Wirkverbindung stehen, und die Schottwand (3) mit taschenähnlichen Aufnahmen (13),
zum Einbringen elastischer Versteifungselemente (16), ausgebildet ist.