[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Durchführung einer Chloralkali-Schmelzflusselektrolyse
unter erhöhter Temperatur in einem Reaktionsbehälter, wobei der bzw. die vorgewärmten
Reaktanden der Reaktionszone im Innern des Reaktionsbehälters zugeführt werden.
[0002] Es ist bekannt, die bei chemischen Reaktionen entstehende Wärme mehr oder weniger
zur Vorwärmung der oder des Reaktanden zu benutzen. Beispiele hierfür sind Wärmetauscher,
z. B. der Liebigsche Kühler, die teilweise Möllererwärmung durch abzuführende Gichtgase
beim Hochofenprozess und die Vorwärmung der Reaktanden durch Zuführung im Hohlrohr
bei Lichtbogenöfen nach dem Knapsackverfahren.
[0003] Nachteilig ist hier, dass die Abwärme nur teilweise genutzt wird. Die nicht genutzte
Abwärme muss entweder durch Kühlung, also meistens ökonomisch nutzlos und oft auch
mit schlechtem Wirkungsgrad, abgeführt und/oder mehr oder weniger ungünstig im ökologischen
Sinne an die Umgebung abgegeben werden.
[0004] Die Chloralkali-Schmelzflusselektrolyse dient zur Gewinnung der Alkalimetalle und
Chlor, insbesondere der Gewinnung von Natrium und Chlor. Bei der Schmelzflusselektrolyse
enthält ein mit feuerfesten Steinen ausgemauerter Behälter die Chloralkali-Schmelze.
Das an der Anode entstehende Chlorgas entweicht durch eine übergestülpte Glocke. Unter
der Glocke sammelt sich das an der Kathode frei werdende Alkalimetall. Das flüssige
Metall steigt in ein Speichergefäß. Diese Reaktion findet in einem engen Temperaturbereich
statt. Die Wände des Reaktionsbehälters sind in der Regel mit wärmedämmenden feuerfesten
Materialien ausgekleidet, welche durch die flüssige Salzschmelze angegriffen und nach
verhältnismäßig kurzer Zeit zerstört werden.
[0005] Der Erfindung liegt daher insbesondere die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art dahingehend zu verbessern, dass bei der unter erhöhter Temperatur stattfindenden
Reaktion eine bessere Nutzung der Abwärme und eine wirtschaftliche Schonung der Wände
des Reaktionsbehälters erreicht wird.
[0006] Diese Aufgabe wird beim eingangs genannten Verfahren erfindungsgemäß dadurch gelöst,
dass der bzw. die Reaktanden im wesentlichen von allen Seiten der Reaktionszone zugeführt
werden, wobei zwischen der Reaktionszone und der Innenseite der Wände des Reaktionsbehälters
eine Schicht von festem Chloralkali angeordnet ist. Dabei liegt das Chloralkali bei
Raumtemperatur insbesondere in rieselfähiger fester Form vor.
[0007] Erfindungsgemäß wird der Wärmefluss aus der Reaktionszone nach außen durch einen
entsprechenden Stofffluss des bzw. der zuzuführenden Reaktanden von außen nach innen
ganz oder weitgehend kompensiert, so dass sich auf den Reaktionsbehälter bezogen ein
zeitlich konstantes Wärmegefälle von der Reaktionszone nach außen einstellen kann.
Der bzw. die zuzuführenden Reaktanden werden gleichzeitig vorgewärmt. Auf diese Weise
geht die abzuführende Wärme nicht verloren, sondern wird in sinnvoller Weise für die
ohnehin notwendige Vorwärmung des bzw. der Reaktanden eingesetzt. Der Wärmefluss aus
der Reaktionszone nach außen in die Umgebung wird auf diese Weise völlig oder weitgehend
verhindert. Eine beträchtliche Einsparung von Energie und eine völlige oder sehr weitgehende
Vermeidung der Hochtemperaturkorrosion bei thermischen Prozessen wird erfindungsgemäß
erreicht.
[0008] Die Menge des bzw. der von außen zugeführten Reaktanden ist gleich der in der Reaktionszone
umgesetzten Menge des bzw. der Reaktanden und der Abstand der Reaktionszone von den
Wänden des Reaktionsbehälters ist derart groß bemessen, so dass sich ein zeitlich
konstantes Temperaturgefälle von der Reaktionszone bis zur Innenwand des Reaktionsbehälters
einstellt.
[0009] Das für die Reaktion bestimmte feste Chloralkali schmilzt erst innerhalb der Reaktionszone
auf und kommt mit der Innenseite der Wände des Reaktionsbehälters überhaupt nicht
in Berührung. Damit wird die Korrosion der feuerfest ausgekleideten Wände des Reaktionsbehälters
vermieden. Die Wärmeabgabe an die Umgebung wird sehr stark herabgesetzt und vorzugsweise
sogar vollständig vermieden, wobei Vorteile auch beim Umweltschutz und bei der Einsparung
von Energie erreicht werden. Die zwischen der Reaktionszone und der Innenseite der
Wände angeordnete Schicht von festen Chloralkali bildet nämlich eine vollständige
Wärmedämmung. Die häufigen Erneuerungen der Feuerfestauskleidung nach deren Abnutzung
sind nicht mehr erforderlich. Die bisher bekannte und nachteilige Infiltration durch
Abrieb der feuerfesten Auskleidung wird vermieden. Der bisherige Vorteil des Temperaturbereiches
in engen Grenzen oberhalb der Schmelztemperatur des Reaktionsgemisches wird beibehalten.
Im Vergleich zur wässrigen Elektrolyse entfällt der Wasserverbrauch, wodurch Ressourcen
geschont werden.
[0010] Es ist nicht notwendig, teure hochtemperaturkorrosionsfeste Werkstoffe, die gegebenenfalls
auch plattiert sein können, einzusetzen, wodurch eine deutliche Kostenersparnis erreicht
wird.
[0011] Schließlich betrifft die Erfindung auch die entsprechende Vorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass sie einen Reaktionsbehälter
mit Wänden umfasst, wobei zwischen der Reaktionszone und der Innenseite der Wände
des Reaktionsbehälters eine Schicht von festem Chloralkali angeordnet ist, und dass
Mittel, z. B. eine Schnecke, im unteren Bereich des Reaktionsbehälters zum Zuführen
des Chloralkali vorgesehen sind.
[0012] Im folgenden werden das Grundprinzip der Erfindung sowie ein Ausführungsbeispiel
gemäß der Erfindung anhand von Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigen
- Figur 1
- einen Querschnitt durch einen Reaktionsbehälter in schematischer Darstellung,
- Figur 2
- einen Querschnitt durch einen zylindrischen Reaktionsbehälter, welcher das Reaktionsgemisch
enthält, ebenfalls in schematischer Darstellung zur Erläuterung des erfindungsgemäßen
Prinzips und
- Figur 3
- einen Längsschnitt in schematischer Darstellung durch einen Reaktionsbehälter für
eine Schmelzflusselektrolyse von Chloralkali.
[0013] In allen Zeichnungen haben gleiche Bezugszeichen die gleiche Bedeutung und werden
daher gegebenenfalls nur einmal erläutert.
[0014] Entsprechend dem erfindungsgemäßen Prinzip werden der bzw. die Reaktanden zur Vermeidung
von Wärmeverlusten dem auf höherer Temperatur, nämlich der Reaktionstemperatur liegenden
Innenraum zugeführt (Figur 1). Im stationären Zustand ist die von außen zugeführte
Menge des bzw. der Reaktanden gleich der im Reaktionsraum umgesetzten Menge.
[0015] In der Figur 1 sind außerdem die Richtungen 3 des Flusses des bzw. der Reaktanden,
also des Stoffflusses, und die Richtungen 4 des Wärmeflusses eingezeichnet.
[0016] Die Abmessungen und der Platzbedarf des Reaktors hängen ab von der Größe des Reaktorraumes,
von der spezifischen Wärmekapazität des bzw. der Reaktanden, von deren Temperaturleitfähigkeit
und von deren Dichte.
[0017] Die unterschiedlichen Zonen innerhalb eines zylindersymmetrischen Reaktionsbehälters
werden schematisch in Figur 2, nämlich in einem horizontalen Schnitt gezeigt.
[0018] Von der Behälterwand 1, gegebenenfalls mit Auskleidung (Zustellung), erstrecken sich
die folgenden konzentrischen Zonen zylinderschalenförmig von außen nach innen: Nach
der Zone 5, die am weitesten außen liegt, und zum Ausgleich der Schwankungen der Außentemperatur,
die in der Regel der Raumtemperatur entspricht, dient, folgt eine Reaktandenaufheizzone
6. Diese Zone hat ein zeitlich konstantes Temperaturgefälle, bezogen auf die Anlage,
wenn das Gleichgewicht zwischen dem zugeführten und dem umgesetzten Reaktionsgut erreicht
ist. Der Wärmeabfluss nach außen wird dann durch den Stofffluss nach innen kompensiert.
Innerhalb der Reaktandenaufheizzone 6 kann eventuell eine Aufschmelzzone 7 für das
Reaktionsgut liegen, sofern die Reaktion im geschmolzenen Reaktionsgemisch stattfindet
und die Reaktanden in festem rieselfähigen Zustand zugeführt werden. Schließlich liegt
innerhalb der Aufschmelzzone 7 die zentrale Reaktionszone 8. Die Richtungen von Wärmefluss
und Stofffluss, welche ebenso wie in Figur 1 radial nach außen bzw. nach innen verlaufen,
sind hier der Deutlichkeit halber nicht eingezeichnet.
[0019] Als Ausführungsbeispiel der Erfindung sei nun die Chloralkali-Schmelzflusselektrolyse
näher erläutert. Die Chloralkali-Schmelzflusselektrdlyse hat gegenüber der wässrigen
Elektrolyse viele Vorteile. Es sei hier nur erwähnt, dass kein Wasser benötigt wird,
so dass die Ressourcen geschont und die Umwelt weniger stark beeinträchtigt wird.
Die bisherigen Nachteile der Chloralkali-Schmelzflusselektrolyse waren unter anderem
die Korrosion der Ausmauerung (Zustellung) der Reaktionsbehälter durch die Salzschmelze
sowie der verhältnismäßig hohe Verbrauch an elektrischer Energie. Die Korrosion der
Ausmauerung wird bei Anwendung der Erfindung verhindert, denn die Salzschmelze berührt
nicht mehr die Ausmauerung, wie nachfolgend noch gezeigt wird. Der hohe Verbrauch
an elektrischer Energie kann außerdem zumindest verringert werden.
[0020] Eine Schmelzflusselektrolysezelle für die Chloralkali-Schmelzflusselektrolyse ist
schematisch in Figur 3 dargestellt. Die Elektroden sind in üblicher Weise angeordnet
und in Figur 3 der Deutlichkeit halber nicht dargestellt.
[0021] An der Innenseite der Wand 1 des Reaktionsbehälters sind feuerfeste Steine vorgesehen.
Vor der Inbetriebnahme der Elektrolysezelle kann diese Innenseite der Ausmauerung
mit geschmolzenem Salz überzogen und geglättet werden. Nach der Erstarrung sind die
feuerfesten Steine mit einer festen Salzschicht überzogen, welche die Steine vor einer
Beschädigung schützt. Auf diese Weise kommt das zugeführte Salz mit der Ausmauerung
direkt nicht mehr in Berührung. Es bewegt sich praktisch nur körniges bzw. pulveriges
Salz auf festem glattem Steinsalz.
[0022] Der Abstand zwischen der Reaktionszone 8 und der Wand 1 ist so gross, dass bei einem
Gleichgewicht von umgesetztem und zugeführtem Reaktionsgut der Wärmefluss nicht die
Ausmauerung erreichen kann.
[0023] Zur Zuführung des pulverigen bzw. körnigen Salzes ist im unteren Bereich eine kontinuierliche
Schubvorrichtung, z. B. Schnecke 10 vorgesehen, welche das Salz entsprechend den Pfeilen
in Figur 3 von unten nach oben in Richtung auf die Reaktionszone 8 transportiert.
[0024] Der Reaktionsbehälter hat vorzugsweise einen runden Querschnitt. Die Wand 1 des Reaktionsbehälters
ist im oberen Teil leicht nach innen gebogen, wie es übertrieben in Figur 3 dargestellt
ist, damit das noch umzusetzende Reaktionsgut beim Hochsteigen von unten nach oben
nach innen in die Richtung der Reaktionszone 8 fällt. Schließlich ist eine an sich
bekannte Glocke 11 zur Aufnahme und zum Abführen des entstehenden Chlorgases vorgesehen.
[0025] Die wichtigsten Vorteile der Erfindung werden nachfolgend zusammengefasst. Durch
den vollständigen oder teilweisen Wegfall der Kühlung kann Wasser eingespart werden.
Eine Energieeinsparung wird erreicht. Die vollständige oder teilweise Einsparung von
teuren hochtemperaturkorrosionsresistenten Werkstoffen oder auch teuren Plattierungen
ist möglich. Eine Infiltration des Reaktionsgemisches durch einen Abrieb der feuerfesten
Auskleidung wird vermieden. Nur eine einmalige Auskleidung der Reaktionsbehälter bei
der Schmelzflusselektrolyse ist anstelle der üblichen häufigen Erneuerung nach einer
relativ kurzen Betriebszeit erforderlich. Eine Erwärmung der Umgebung durch die Wärmeabgabe
beim Betrieb findet nicht mehr statt.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Wand
- 3
- Richtung (Stofffluss)
- 4
- Richtung (Wärmefluss)
- 5
- Zone zum Ausgleich der Schwankungen der Außentemperatur
- 6
- Reaktandenaufheizzone
- 7
- eventuelle Aufschmelzzone
- 8
- Reaktionszone
- 9
- äußerer Bereich
- 10
- Schubvorrichtung, z. B. Schnecke
- 11
- Glocke
1. Verfahren zur Durchführung einer Chloralkali-Schmelzflusselektrolyse unter erhöhter
Temperatur in einem Reaktionsbehälter, wobei der bzw. die vorgewärmten Reaktanden
der Reaktionszone (8) im Innern des Reaktionsbehälters zugeführt werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass der bzw. die Reaktanden im wesentlichen von allen Seiten der Reaktionszone (8) zugeführt
werden, wobei zwischen der Reaktionszone (8) und der Innenseite der Wände (1) des
Reaktionsbehälters eine Schicht von festem Chloralkali angeordnet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Menge des bzw. der von außen zugeführten Reaktanden gleich der in der Reaktionszone
(8) umgesetzten Menge des bzw. der Reaktanden ist, und dass der Abstand der Reaktionszone
(8) von den Wänden (1) des Reaktionsbehälters derart groß bemessen ist, so dass sich
ein zeitlich konstantes Temperaturgefälle von der Reaktionszone (8) bis zur Innenwand
des Reaktionsbehälters einstellt.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung einen Reaktionsbehälter mit Wänden (1) umfasst, wobei zwischen der
Reaktionszone (8) und der Innenseite der Wände (1) des Reaktionsbehälters eine Schicht
von festem Chloralkali angeordnet ist, und dass Mittel (10) im unteren Bereich des
Reaktionsbehälters zum Zuführen des Chloralkali vorgesehen sind.