[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von zumindest im wesentlichen sauerstofffreiem,
dendritischem und unbeschichtetem Kupfer zur galvanischen Beschichtung von Druckzylindern.
[0002] Beim Tiefdruck kommen Druckzylinder zum Einsatz, die so aufgebaut sein können, dass
der Kern des Druckzylinders aus Stahl besteht, auf welchem eine Grundkupferschicht
von 1 mm Dicke aufgebracht ist. Auf diese Grundkupferschicht wird eine Nutzkupferschicht
von mindestens 0.08 mm galvanisch aufgebracht. In diese Nutzkupferschicht hinein wird
mit Hilfe von Diamantsticheln die Bild- und Textinformation eingraviert. Die so erzeugte
Druckform liefert in der Druckmaschine des Tiefdrucks das gewünschte Druckergebnis.
Die elektromechanische Gravur erfolgt maschinell. Nach dem Gravieren wird die Kupferoberfläche
mit Chrom überzogen, um die mechanische Beständigkeit des Druckzylinders zu erhöhen.
Es wird grundsätzlich mit vier Druckzylindern gedruckt, einer für den Gelb-Anteil
(Yellow), einer für den BlauAnteil (Cyan), einer für den Magenta-Anteil und einer
für den Schwarz-Anteil (Black).
[0003] Nach dem Druck werden die Chromschicht und die Kupferschicht vom Druckzylinder abgetragen,
was beispielsweise durch Drehen erfolgen kann. Für den nächsten Druckvorgang muss
dann ein "Aufkupfern" des Druckzylinders erfolgen, um die Nutzkupferschicht zu erneuern,
in die hinein die nächste Bild- und Textinformation graviert wird. Danach erfolgt
dann die Verchromung und ein erneuter Druck.
[0004] Das Aufkupfern erfolgt typischerweise durch galvanische Beschichtung des Druckzylinders
in einem Bad. Diese Art der Beschichtung ist grundsätzlich bekannt. Der mit dem Kupfer
zu beschichtende Druckzylinder bildet dabei die Kathode, während das Kupfer dem Bad
über die Anode zugeführt wird. Das Bad kann beispielsweise eine Kupfersulfatlösung
enthalten, wobei zur Verbesserung der Leitfähigkeit des Bades Schwefelsäure zugegeben
werden kann.
[0005] Das Kupfersulfat dissoziiert im Wasser, die Moleküle werden in Ionen gespalten, es
liegen dann nach der Dissoziation positiv geladene Kupferionen (Kationen) und negativ
geladene Sulfationen (Anionen) vor. Was die Schwefelsäure betrifft, so dissoziiert
diese in Wasserstoffionen (Kationen) und Sulfationen (Anionen).
[0006] Die Wasserstoffionen wandern bei der Elektrolyse zur Kathode, geben dort ihre Ladung
ab und entweichen als molekularer Wasserstoff (bei richtig eingestellter Spannung
nur in geringem Masse). An der Anode lösen sich Kupferionen ab und gehen in Lösung.
Diese Kupferionen wandern zur Kathode, scheiden sich dort als Kupfer ab und werden
entladen.
[0007] Wird nun als Kathode der zu beschichtende Druckzylinder verwendet und das Kupfer
über die Anode zugeführt, so ist es unmittelbar einsichtig, dass auf diese Weise das
Aufkupfern eines Druckzylinders erfolgen kann. Diese Art der galvanischen Beschichtung
von Druckzylindern mit Kupfer hat sich insbesondere im Tiefdruck etabliert.
[0008] Das hierzu regelmässig verwendete Kupfer hat einen Sauerstoffgehalt von typischerweise
etwa 180-300 ppm, die Struktur dieses Kupfers weist eine zwiebelschalenförmig kristalline
Orientierung auf, und das Kupfer ist - herstellungstechnisch bedingt - mit einer Wachsschicht
überzogen.
[0009] Bei der Verwendung von derartigem Kupfer tritt in dem galvanischen Bad eine Schlammbildung
auf, die insofern nachteilig ist, als dieser Schlamm im nachfolgenden Prozess sehr
störend sein kann. Darum muss er täglich aufwendig aus der Anode heraus gespült und
aus dem Elektrolyten herausgefiltert werden, damit möglichst wenig davon während des
Abscheidungsprozesses in die Kupferschicht (Nutzkupferschicht) eingeschlossen werden
kann.
[0010] Derartige Einschlüsse
- verlängern den nachfolgenden Schleifprozess, weil Einschlüsse plan geschliffen werden
müssen,
- erhöhen die Gefahr von Fehlstellen in der Druckform und
- minimieren die Standzeit der bei der Gravur eingesetzten Diamantstichel, die sich
durch solche Einschlüsse schneller abnutzen und früher ausgewechselt werden müssen.
Diese Dinge führen zu einem erhöhten Zeit- und Kostenaufwand.
[0011] Ausserdem oxidiert eine Zylinderoberfläche, die mit herkömmlichem Kupfer galvanisiert
worden ist, nach kurzer Zeit. Aus diesem Grund müssen Oxidflecken bei zwischengelagerten
Zylindern vor der Gravur entfernt werden, weil dadurch
- Strukturen während der Gravur hervorgerufen werden können, bzw.
- die Verchromung in entsprechenden Bereichen verhindert werden kann. Auch diese Dinge
führen zu einem erhöhten Kostenaufwand.
[0012] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung,
Massnahmen vorzuschlagen, welche die oben genannten Probleme erheblich verringern.
[0013] Erfindungsgemäss wird daher vorgeschlagen, zumindest im wesentlichen sauerstofffreies,
dendritisches und unbeschichtetes Kupfer zur galvanischen Beschichtung von solchen
Druckzylindern, insbesondere Tiefdruckzylindern, in einem solchen Bad zu verwenden,
in welches eine Kathode und eine Anode eingetaucht sind, wobei der zu beschichtende
Druckzylinder die Kathode bildet und das sauerstofffreie bzw. sauerstoffarme, dendritische
und unbeschichtete Kupfer über die Anode dem Bad zugeführt wird. Überraschenderweise
führt die Verwendung dieses Kupfers dazu, dass die Schlammbildung sehr stark reduziert
wird bzw. sogar völlig unterbleibt, wodurch die nachfolgende Schleifzeit verkürzt
wird und die Stichel, mit denen die Nutzkupferschicht bearbeitet wird, wesentlich
längere Standzeiten aufweisen, also weniger häufig ausgetauscht werden müssen und
trotzdem das Druckergebnis einwandfrei bleibt. Dies hat einerseits erhebliche Kosteneinsparungen
zur Folge, da der Schleifsteinverbrauch sinkt und die Stichel weniger häufig ausgetauscht
werden müssen. Zum anderen bedeutet das aber auch eine Verringerung des Rüstaufwands
an der Gravier- und Schleifmaschine und damit eine Kapazitätserhöhung dieser Anlagen.
[0014] Vorteilhaft ist es, wenn das Kupfer nach einem Giessdraht-Herstellungsverfahren hergestellt
wird, bei dem der Giessdraht aufwärts gegossen wird, und wenn es in Giessdrahtabschnitte
zerkleinert dem Bad zugeführt wird. Derartiges zumindest im wesentlichen sauerstofffreies,
dendritisches und unbeschichtetes Kupfer lässt sich nämlich in besonders zuverlässiger
Art und Weise nach einem Aufwärts-Giessverfahren herstellen. Solches Kupfer wird beispielsweise
unter dem Handelsnamen TOP ROD von der Norddeutschen Affinerie AG, Hamburg, Bundesrepublik
Deutschland, in Drahtform hergestellt und vertrieben. Die Zufuhr des Kupfers in das
Bad in Giessdrahtabschnitten ist insofern günstig, weil auf diese Weise die Oberfläche
des Kupfers insgesamt grösser ist als etwa bei einer einstückigen Platte oder einem
längeren Stück Draht, was zu einem sehr gleichmässigen Aufbau der Nutzkupferschicht
führt.
[0015] Besonders vorteilhaft wirkt sich die Massnahme aus, wenn Kupfer verwendet wird, bei
dem der Sauerstoffgehalt des Kupfers kleiner als 5 ppm ist, insbesondere kleiner oder
gleich 3 ppm. Bei Kupfer mit einem derartig geringen Sauerstoffgehalt (man kann hier
praktisch schon von sauerstofffreiem Kupfer sprechen) findet eine entweder äusserst
geringe bzw. gar keine Schlammbildung mehr statt, was sich besonders vorteilhaft auf
die Abnutzung der Stichel auswirkt, wie oben bereits beschrieben.
[0016] Im folgenden wird die Erfindung mit Hilfe der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen
in schematischer Darstellung:
- Fig. 1
- einen Ausschnitt aus einem Längsschnitt durch einen Druckzylinder, wie er beispielsweise
im Tiefdruck verwendet wird
und
- Fig. 2
- ein galvanisches Bad zum Aufbringen einer Nutzkupferschicht auf einen Druckzylinder.
[0017] In Fig. 1 ist ein Ausschnitt aus einem Längsschnitt durch einen Druckzylinder 1 dargestellt,
wie er beispielsweise im Tiefdruck verwendet wird. Man erkennt den Aufbau des Druckzylinders
1 mit einem Kern 10, z.B. aus Stahl, auf welchem eine Grundkupferschicht 11a und eine
Nutzkupferschicht 11 aufgebracht ist. Die Nutzkupferschicht 11 besteht erfindungsgemäss
aus einem zumindest im wesentlichen sauerstofffreien, dendritischen und unbeschichteten
Kupfer (d.h. es ist keine herstellungsbedingte Wachsschicht oder ähnliches aussen
auf dem Kupfer vorhanden). In die Nutzkupferschicht 11 hinein werden maschinell mit
Diamantsticheln die Bild- und Textdaten eingraviert, um zu dem jeweils gewünschten
Druckergebnis zu kommen. Die Nutzkupferschicht 11 ist durch einen Überzug 12 z.B.
aus Chrom geschützt, um die mechanische Beständigkeit zu erhöhen, der Abrieb beim
Druckvorgang ist dadurch fast auf null reduziert.
[0018] Nach erfolgtem Druck wird der Überzug 12 und die Nutzkupferschicht 11 entfernt, was
z.B. auf mechanische Art und Weise (z.B. durch Drehen) erfolgen kann. Ist die alte
Nutzkupferschicht 11 entfernt, wird eine neue Nutzkupferschicht 11 galvanisch in noch
zu beschreibender Weise auf den Kern 10 aufgebracht, die nächste Bild-Text-Vorlage
eingraviert und mit einem neuen Überzug 12 aus Chrom versehen. Sodann kann der Druckzylinder
1 wieder beim Druck zum Einsatz kommen.
[0019] In Fig. 2 ist schematisch ein galvanisches Bad 2 gezeigt, in welchem die Nutzkupferschicht
11 (Fig. 1) galvanisch auf den Kern 10 (Fig. 1) des Druckzylinders 1 aufgebracht werden
kann. Dazu müssen eine positive Elektrode - eine Anode 3 - und eine negative Elektrode
- eine Kathode 4 vorhanden sein. Die Anode 3 und die Kathode 4 werden von einer Quelle
5 auf dem jeweiligen Potential gehalten und mit der dafür erforderlichen Ladung versorgt.
[0020] Die Kathode 4 wird dabei von dem zu beschichtenden Druckzylinder 1 bzw. von dessen
Kern 10 mit der Grundkupferschicht 11a (Fig. 1) gebildet. Die Flüssigkeit F des Bades
kann aus hochreinem Wasser bestehen, in welchem Kupfersulfat gelöst ist, bzw. zur
Verbesserung der Leitfähigkeit wird der Flüssigkeit F auch Schwefelsäure zugesetzt,
wie einleitend bereits beschrieben.
[0021] Die Anode 3 kann beispielsweise eine Anodenschale 30 (z.B. aus Titan) umfassen, welche
nach oben hin offen ist und in welcher sich Giessdrahtabschnitte 32 (sogenannte "clippings")
befinden, aus welchen heraus beim Beschichten Kupferionen in die Flüssigkeit F gelangen
können und sich dann an der Kathode 4 als Kupfer abscheiden können. Dieser Vorgang
wird im folgenden noch erläutert. Oberhalb der Anodenschale 30 ist der zu beschichtende
Druckzylinder 1 angeordnet, welcher - hier etwa bis zur Hälfte in die Flüssigkeit
F eingetaucht dargestellt - beim Beschichten gedreht wird.
[0022] In der Flüssigkeit F findet eine Dissoziation statt. Das heisst, dass die Kupfersulfatmoleküle
6 (CuSO
4) in Kupfer-Ionen 7 (Cu
++) - Kationen - einerseits und Sulfationen 8 (SO
4--) andererseits - Anionen - dissoziieren. Liegen die entsprechenden Potentiale an der
Kathode 4 und der Anode 3 an, so wandern die Kupfer-Ionen 7 (Cu
++) zur Kathode 4, welche durch den Druckzylinder 1 gebildet wird, und lagern sich dort
an und bilden die Nutzkupferschicht 11 (Fig. 1). Der "Nachschub" an Kupferionen kommt
von den Giessdrahtabschnitten 32. Aus diesen werden positiv geladene Kupferionen 7
(Cu
++) herausgelöst, welche dann durch die Flüssigkeit F zur Kathode 4 gelangen und sich
dort anlagern und so weiter, wodurch sukzessive die Nutzkupferschicht 11 aufgebaut
wird.
[0023] Die verwendeten Giessdrahtabschnitte 32 können eine zylindrische oder auch andere
geometrische Gestalt (z.B. durch einen Umformprozess erzeugte kugelartige oder eiförmige
Gestalt) aufweisen und sind aus einem zumindest im wesentlichen sauerstofffreien Kupfer,
welches in geringem Masse andere Elemente enthalten kann, vorzugsweise durch Aufwärtsgiessen
hergestellt. Dieses Kupfer ist von seinem Aufbau her dendritisch und ist unbeschichtet.
Beispielsweise kann es ausser Kupfer noch enthalten: Bis zu 2 ppm Blei, bis zu 1 ppm
Wismut, bis zu 1 ppm Arsen, bis zu 2 ppm Antimon, bis zu 1 ppm Zinn, bis zu 3 ppm
Zink, bis zu 6 ppm Eisen, bis zu 5 ppm Nickel, bis zu 12 ppm Silber, bis zu 1 ppm
Selen, bis zu 1 ppm Tellur, bis zu 6 ppm Schwefel.
[0024] Der Sauerstoffgehalt ist insbesondere kleiner als 5 ppm, ganz speziell sogar kleiner
als 3 ppm. Dies führt dazu, dass es in dem galvanischen Bad zu keiner Schlammbildung
kommt und dadurch die Stichel beim Gravieren der Bild-Text-Vorlage in die Nutzkupferschicht
wesentlich länger im Einsatz bleiben können.
[0025] Derartiges zumindest im wesentlichen sauerstofffreies Kupfer ist beispielsweise unter
der Bezeichnung "TOP-ROD" bei der Norddeutschen Affinerie AG, Hamburg, Bundesrepublik
Deutschland, erhältlich. Es wird auf eine spezielle Art und Weise hergestellt, indem
eine Kupferspitze, die aus einer oberhalb eines Kupferbads angeordneten Kokille herausragt,
in das Bad eingetaucht wird. An der Spitze lagert sich Kupfer aus dem Kupferbad an
und erstarrt. Die Kupferspitze wird mit einer im Vergleich zum sonstigen Drahtgiessen
verhältnismässig langsamen Vorschubgeschwindigkeit durch einen sich nach oben durch
die Kokille erstreckenden Kanal gezogen, wobei die Abkühlung entlang des Kanals nach
einem vorgegebenen Temperaturschema erfolgt.
[0026] Der so hergestellte Draht weist den gewünschten dendritischen Aufbau auf, ist wie
oben erläutert im wesentlichen sauerstofffrei und ohne Beschichtung (z.B. Wachs),
wohingegen dies bei auf herkömmlichem Wege hergestelltem Kupferdraht durch das Herstellungsverfahren
bedingt der Fall ist. Demgegenüber weist das auf . herkömmliche Weise hergestellte
Kupfer typischerweise auch einen sehr erheblichen Sauerstoffgehalt auf, typischerweise
im Bereich von etwa 180-300 ppm, dessen Struktur schneckenförmig kristallin ist. Bei
der Verwendung dieses herkömmlichen Kupfers kommt es aber es zu der eingangs erwähnten
Schlammbildung, die durch die Verwendung des erfindungsgemässen zumindest im wesentlichen
sauerstofffreien, dendritischen und unbeschichteten Kupfers nicht kommt, wodurch die
Diamantstichel zum Gravieren der Bild-Text-Vorlage in die Nutzkupferschicht des Druckzylinders
deutlich länger im Einsatz bleiben können.
1. Verwendung von zumindest im wesentlichen sauerstofffreiem, dendritischem und unbeschichtetem
Kupfer zur galvanischen Beschichtung von Druckzylindern (1), insbesondere Tiefdruckzylindern,
in einem Bad (2), in welches eine Kathode (4) und eine Anode (3) eingetaucht sind,
wobei der zu beschichtende Druckzylinder (1) die Kathode (4) bildet und das sauerstofffreie
bzw. sauerstoffarme, dendritische und unbeschichtete Kupfer über die Anode (3) dem
Bad (2) zugeführt wird.
2. Verwendung nach Anspruch 1, bei welcher das Kupfer nach einem Giessdraht-Herstellungsverfahren
hergestellt wird, bei dem der Giessdraht aufwärts gegossen wird, wobei der Giessdraht
in Giessdrahtabschnitte (32) zerkleinert dem Bad (2) zugeführt wird.
3. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Sauerstoffgehalt des
Kupfers kleiner als 5 ppm ist, insbesondere kleiner oder gleich 3 ppm.