[0001] Vorliegende Erfindung betrifft ein Trennmittel zur Verwendung in Giessformen, insbesondere
Giessformen aus Metall, von Giessvorrichtungen zur Herstellung von Metallgussteilen,
insbesondere Metallgussteilen aus einem Leichtmetall, sowie die Verwendung des Trennmittels.
[0002] Bei Formgiessverfahren werden mit metallischen Giessformen direkt Guss- bzw. Formteile
gegossen. Es sind beispielsweise Formgiessverfahren wie Kokillenguss, Kippguss, Vakuumguss
oder Niederdruckguss bekannt, welche sich durch vergleichsweise langsame Formfüllzeiten
auszeichnen. Ferner sind weitere Formgiessverfahren wie Druckguss, Thixoguss oder
Vacural bekannt, welche sich durch vergleichsweise kurze Formfüllzeiten auszeichnen.
[0003] Während beispielsweise beim Kokillenguss die Metallschmelze allein durch die Schwerkraft
in die Giessform fliesst, wird die Schmelze in den Druckguss-, Niederdruckguss- und
Thixogussverfahren mit Druckbeaufschlagung, gegebenenfalls unter Erzeugung eines Unterdruckes
bzw. Vakuums, in die Giessform gepresst.
[0004] Die in einem Druckgussverfahren angewendeten Drücke können dabei mitunter sehr hoch
sein und beispielsweise im Bereich von 100-1000 bar liegen, so dass die Metallschmelze
gewissermassen in die Giessform hinein geschossen wird. Die für ein Formteil vorgesehene
Metallschmelze wird in der sogenannten Füllbüchse oder Giesskammer dosiert bereit
gestellt und mittels eines Kolbens über den Angiesskanal in den Formhohlraum gepresst.
Nach Erstarrung der Metallschmelze zum Gussteil kann die Giessform geöffnet und das
Gussteil entnommen werden. Der Druckguss eignet sich insbesondere zur rationellen
Fertigung von Grossserien sowie zur Herstellung dünnwandiger Gussteile.
[0005] Bei den sogenannt modifizierten Druckgussverfahren wird der Formhohlraum der Giessform
vor dem Einschiessen der Metallschmelze evakuiert bzw. es wird ein Unterdruck erzeugt.
Solche Verfahren sind beispielsweise unter der Bezeichnung MFT-Verfahren (
Minimum
Filling
Time) oder Vacural-Verfahren bekannt.
[0006] Bei den vorgenannten Formgiessverfahren werden in der Regel Dauerformen, d.h. wiederverwendbare
Giessformen, eingesetzt, wobei es sich bei diesen Dauerformen überwiegend um metallische
Dauerformen aus z.B. Stahl, insbesondere aus nitriertem Warmarbeitsstahl, handelt.
[0007] Um ein Verkleben der Metallschmelze, insbesondere der unter hohem Druck eingeschossenen
Metallschmelze, mit der Giessform zu verhindern und die Entformbarkeit zu gewährleisten,
werden sogenannte Trennmittel eingesetzt, die vor dem eigentlichen Giessvorgang auf
die Oberfläche des Formhohlraumes der Giessform aufgebracht werden. Trennmittel haben
dabei die Aufgabe die Adhäsionskräfte zwischen Schmelze und Giessform zu verringern,
d.h. ihr Verkleben zu verhindern, indem sie zwischen beiden Oberflächen einen leicht
trennbaren Film bilden. Die Trennwirkung dieses Filmes basiert zumeist auf der Herabsetzung
der zwischenmolekularen Kräften, wobei das Trennmittel als Scherfläche wirkt.
[0008] Nach jedem Giessvorgang wird die gereinigte, beispielsweise mit komprimierter Luft
ausgeblasene Giessformoberfläche im Anschluss an die Entformung in Vorbereitung des
nächsten Giessvorganges wieder von Neuem mit Trennmittel beaufschlagt.
[0009] Das Trennmittel wird in der Regel aufgesprüht, wobei die Temperatur der Giessform
genügend hoch sein muss, damit das Lösungsmittel innert einer vertretbar kurzen Zeit
verdampfen und sich ein Trennmittelfilm ausbilden kann. Um einen sogenannten Leidenfrosteffekt,
d.h. die Bildung eines Dampfpolsters zwischen Giessform und Trennmittel, zu verhindern,
darf die Temperatur der Giessform jedoch auch nicht allzu hoch sein.
[0010] In der Regel liegen bekannte Trennmittel als Suspensionen, d.h. als grobdisperses
Systeme mit Teilchengrössen von grösser als 1 µm, oder als Emulsionen vor.
[0011] Die wichtigsten üblichen Klassen von Trennmitteln sind die Silikone in Form von Ölen,
Ölemulsionen in Wasser oder Fetten und Harzen, Wachse, wie Polyethylen- und Esterwachse,
Metallseifen, Fette, Polymere, Kohlenwasserstoffe und anorganische Trennmittel in
Form von Pudern (wie Graphit, Talk u. Glimmer).
[0012] Es sind beispielsweise wasserfreie Trennmittelsysteme auf Siloxan- und Wachsbasis
sowie graphitbasierte Trennmittel, Trennmittel auf Basis von Kaliumiodid, wassermischbare
Trennmittel in Form von Emulsionen auf der Basis von modifizierten Polysiloxanen und
synthetischer Wachse sowie pulver- bzw. pelletförmige Trennmittel auf Basis hochschmelzender,
synthetischer Wachse und modifizierter Polysiloxanen bekannt.
[0013] Gebräuchliche, lösungsmittelbasierte Trennmittel enthalten oder bestehen jedoch oft
aus organischen Bestandteilen, die beim Kontakt mit der heissen Schmelze zersetzt
werden und Gase freisetzen, welche bei der Formfüllung in das Gussteil eingeschlossen
werden können und dessen mechanischen Eigenschaften sowie die Schweissbarkeit beeinträchtigen.
Gute mechanische Eigenschaften lassen sich folglich nur durch wenig ausgasende Trennmittel
erreichen.
[0014] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Trennmittel für Formgiessverfahren
zur Herstellung von Metallgussteilen vorzuschlagen, welches die vorgenannten Nachteile
überwindet und insbesondere:
- eine gute Trennwirkung zwischen dem Metallgussteil und der Giessform bei Temperaturen
der Metallschmelze von rund 600°C und der Giessform von rund 200°C aufweist;
- keine oder eine möglichst geringe Gasbildung bei Kontakt mit der heissen Metallschmelze
hervorruft;
- nicht zur Bildung von dauerhaften Ablagerungen auf der Giessformoberfläche führt;
- bei Giessform-Temperaturen von 100-300°C auf die Trennfläche aufgebracht werden kann
und thermisch stabil ist;
- keine korrosive Wirkung gegenüber der Giessform, insbesondere der Stahlgiessform,
entfaltet;
- weder umwelt- noch gesundheitsbelastend ist; und
- möglichst kostengünstig in seiner Herstellung bzw. in seiner Beschaffung ist.
[0015] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass das Trennmittel Kolloid-Teilchen
mit Teilchendurchmessern im Bereich von 1 - 1000 nm enthält und die Kolloid-Teilchen
zum Auftrag auf die Giessformoberfläche in einem dispersen System gelöst sind, und
die Kolloid-Teilchen auf der Giessformoberfläche nach Verdampfen des Lösungsmittels
schichtbildend vorliegen.
[0016] Weitere erfindungsgemässe Merkmale sind durch die Unteransprüche beschrieben.
[0017] Das Trennmittel besteht vorzugsweise im wesentlichen oder vollständig (mit Ausnahme
von Additiven) aus vorgenannten Kolloid-Teilchen. Die nach Verdampfen des Lösungsmittels
an der Trennfläche der Giessform vorliegenden Kolloid-Teilchen bilden vorzugsweise
eine unvernetzte Festkörperstruktur aus.
[0018] Die Kolloid-Teilchen weisen bevorzugt einen Durchmesser im Bereich von 1 bis 500
nm, insbesondere von 1 bis 200 nm, vorteilhaft von 5 bis 100 nm auf. Bei nicht kugelförmigen
Teilchen ist mit dem Begriff "Durchmesser" ohne nähere Präzisierung der maximale Teilchendurchmesser
gemeint. Zur Herstellung von Gussteilen aus Aluminium oder einer Legierung davon liegen
die Durchmesser der Kolloid-Teilchen, in Abhängigkeit der angewendeten Giessdrücke,
vorzugsweise im Bereich von 5 bis 100 nm.
[0019] Die Kolloid-Teilchen liegen vorzugsweise in 3-dimensional rundlichen Umfangsgeometrien
vor und sind vorteilhaft kugelförmig. Bevorzugt sind globuläre Kolloide oder Sphärokolloide.
Die Kolloid-Teilchen können ferner auch 3-dimensional polygonale Umfangsgeometrien
aufweisen. Die Kolloid-Teilchen können überdies in Form von fraktalen Raumgeometrien
aufgebaut sein.
[0020] Der maximale Durchmesser des einzelnen Kolloid-Teilchen weicht vorzugsweise nicht
mehr als 100%, insbesondere nicht mehr als 50%, von dessen kleinsten Durchmesser ab.
[0021] Die Grössenverteilung der Kolloid-Teilchen im Trennmittel ist vorzugsweise mono-
bzw. iso-dispers, d.h. die Kolloid-Teilchen sind im wesentlichen von einheitlicher
Grösse. Die Kolloid-Teilchen können auch in einer poly- bzw. heterodispersen Grössenverteilung
vorliegen. Die Grössenverteilung entspricht dabei vorzugsweise einer Gauss-Verteilung.
[0022] Die Trennmittel-Lösung mit Kolloid-Teilchen, auch kolloiddisperses System oder kolloide
Lösung bezeichnet, enthält oder besteht aus:
- Molekülkolloiden, d.h. die disperse Phase besteht aus Makromolekülen, die, bedingt
durch ihre Grösse, keine Lösungen zu bilden vermögen; und/oder
- Assoziationskolloiden (Mizellkolloiden), d.h. die disperse Phase besteht aus kolloidalen
Teilchen, die sich (von selbst) aus echten Lösungen bilden, wenn eine bestimmte Konzentration
überschritten wird; und/oder vorzugsweise
- Dispersionskolloiden, d.h. die disperse Phase besteht aus kolloiden Teilchen, die
durch Dispersion (Zerteilung) aus kompakten Substanzen, durch Kondensation (z.B. Keimbildung
und -wachstum, Aggregation) aus echten Lösungen oder durch Peptisation hergestellt
werden.
[0023] Ferner können die Kolloide auch durch chemische Reaktion aus einer Lösung, z.B. durch
Hydrolyse eines Sols, entstehen.
[0024] Nach einer weiteren Einteilung können die Kolloide lyophile Kolloide sein, d.h.die
Kolloide werden durch direktes Lösen fester oder flüssiger Stoffe gebildet bzw. durch
das Lösungsmittel solvatisiert. Ferner können die Kolloide lyophobe Kolloide sein,
d.h. die Kolloide sind nur in flüssigen Zerteilungsmedien herstellbar, in denen der
betreffende Stoff unlöslich ist.
[0025] Es sind auch Gemische aus zwei oder drei der obgenannten dispersen Phasen möglich.
[0026] Die Trennmittel-Lösung liegt vorzugsweise als inkoheräntes System bzw. als Sol vor,
d.h. die Kolloid-Teilchen sind frei beweglich und hängen nicht mit anderen Kolloid-Teilchen
zusammen.
[0027] Das Lösungsmittel des erfindungsgemässen Trennmittels ist bevorzugt auf wässriger
Basis aufgebaut. Möglich sind auch Lösungsmittel auf organischer Basis, insbesondere
auf alkoholischer Basis wie Methanol oder Ethanol.
[0028] Das Trennmittel liegt zum Auftrag auf die Giessformoberfläche in Form einer Lösung
vor. Der Auftrag des Trennmittels geschieht mittels bekannter Verfahren, wie Sprühen
oder Streichen. Nach Auftrag der Trennmittel-Lösung wird das Lösungsmittel zum Verdampfen
gebracht, so dass Kolloid-Teilchen der genannten Grösse auf der Giessformoberfläche
zurück bleiben. Die Kolloid-Teilchen können auf der Trennfläche nach Verdampen des
Lösungsmittels ein- oder mehrlagige Schichten ausbilden, wobei mit Anzahl Lagen die
Anzahl der in Schichtdicke übereinander angeordneten Kolloid-Teilchen gemeint ist.
Die Anzahl der Schichtlagen kann z.B. von 1 bis 100, vorzugsweise 1 bis 50 und insbesondere
1 bis 20 betragen.
[0029] Die Wirkung der erfindungsgemässen kolloidalen Trennmittel-Schicht beruht darin,
dass die Kontaktfläche bzw. Auflagefläche zwischen Metallschmelze und Trennmittel
erheblich verkleinert ist, d.h. die Metallschmelze liegt lediglich punktuell bzw.
teilflächig auf den Kolloid-Teilchen auf, derart dass kein direkter Kontakt zwischen
dem flüssigen Metall und der Giessform entsteht, wobei aufgrund der gezielt optimierten
Kolloidgrösse das flüssige Metall wegen seiner Oberflächenspannung nicht zwischen
die Kolloid-Teilchen eindringen kann. Die Kolloid-Teilchen sollten jedoch vom flüssigen
Metall nicht oder nur geringfügig benetzt werden. Der Benetzungswinkel oder Randwinkel
φ liegt vorzugsweise im Bereich von 90° bis 180°, vorzugsweise im Bereich von 150°
bis 180°, und insbesondere bei rund 180° (Winkelgrade) (siehe
"Messung der Oberflächenspannung flüssiger Aluminiumlegierungen", S. Engler u. R.
Ellerbrok., Giessereiforschung, 1/
1974, S. 47).
[0030] Aufgrund der punktweisen bzw. teilflächigen Auflage der Metallschmelze ist die Haft-
und Reibungsfläche erheblich verkleinert. Die Entformungskräfte sind dadurch entsprechend
verringert.
[0031] Die geometrische Form und die Grösse der Kolloid-Teilchen sind somit entscheidend
für eine optimale Wirkung des Trennmittels. Die Grösse der Kolloid-Teilchen wird hierbei
in Abhängigkeit zu den physikalischen Eigenschaften der Metallschmelze, wie z.B. Oberflächenspannung,
und zu den angewendeten Formfülldrücken, bzw. dem Auflagedruck der Metallschmelze
auf die Giessformoberfläche, gezielt optimiert. Der mittlere Durchmesser D der Kolloid-Teilchen
ist daher vorzugsweise eine Funktion der Oberflächenspannung σ der Metallschmelze
und des auf die Oberfläche der Metallschmelze wirkenden Druckes P:
D = f(
σ,P), wobei sich D näherungsweise direkt-proportional zu σ und umgekehrt-proportional
zu P verhält.
[0032] Die Kolloid-Teilchen sind vorzugsweise anorganische Kolloide, und enthalten oder
bestehen aus Oxiden bzw. Metalloxiden. Ferner können die Kolloid-Teilchen auch metallorganische
Verbindungen, insbesondere auf Basis von Alkolaten, Ketonen oder Carbensäuren, enthalten
oder daraus bestehen.
[0033] Die Kolloid-Teilchen sind vorzugsweise aus Metalloxiden. Geeignete Beispiele von
Metalloxiden sind ZnO, Fe
2O
3, SiO
2, Al
2O
3, TiO
2, ZrO
2, SnO
2, Li
2O, CeO
2 oder V
2O
5 und insbesondere SiO
2, und Al
2O
3 oder Gemische zweier oder mehrerer der vorgenannten Metalloxiden. Geeignete Mischoxide
sind z.B. ZnO/Al
2O
3, Fe
2O
3/SiO
2, und insbesondere Al
2O
3/SiO
2.
[0034] Die Kolloid-Teilchen einer Trennmittel-Lösung liegen beispielsweise in einer gewichtsbezogenen
Konzentration von 1:100 bis 1:1000 (Kolloide : Lösungsmittel), insbesondere von 1:500
bis 1:1000, vor.
[0035] Nachfolgend sind Beispiele von erfindungsgemässen Trennmittel-Lösungen aufgezeigt:
Beispiel 1:
[0036]
Trennmittel: kolloidale SiO2-Teilchen
Teilchengrösse: ca. 10 nm
Lösungsmittel: Wasser
Anwendungsgebiet: Aluminium- oder Magnesium-Druckgussverfahren mit Dauerformen aus
Stahl mit Giessformtemperaturen von ca. 200°C.
[0037] Beispiele solcher dispersen Systeme auf Kieselsäure-Basis sind Particlear® von Dupont,
Ludox® von Grace Davison oder Snowtex® von Nissan Chemical America Corp.
Beispiel 2:
[0038]
Trennmittel: kolloidale Al2O3-Teilchen
Teilchengrösse: ca. 25 nm
Lösungsmittel: Wasser
Anwendung: Aluminium- oder Magnesium-Niederdruckgussverfahren mit Dauerformen aus
Stahl mit Giessformtemperaturen von ca 150°C.
[0039] Beispiel eines solchen dispersen Systems auf Aluminiumoxid-Basis ist Dispersal® von
Condea.
[0040] Die oben aufgeführten dispersen Systeme auf kolloidaler Basis sind als solche für
verschiedene Anwendungszwecke bekannt, ihr Einsatz als Trennmittelsysteme in Metallgiessverfahren
ist jedoch bis anhin nicht bekannt.
[0041] Dem Trennmittel, bzw. der Trennmittel-Lösung, können ferner Additive beigemischt
sein, z.B. Additive wie Säuren oder Basen zur Einstellung des pH-Wertes, Additive
zur Stabilisierung des Trennmittels bzw. der Kolloidalen Lösung, Inhibitoren als Korrosionsschutz,
Additive wie Fungizide oder Bakterizide zur Verhinderung von Pilzbildung oder Ähnlichem,
Tenside zur Benetzung der Oberflächen, oder Additive zur Konservierung bzw. Haltbarmachung
des Trennmittels. Ferner können Addiditve zur Erhöhung der Viskosität der Trennmittel-Lösung
eingesetzt werden.
[0042] Basierend auf Modellrechnungen lassen sich die optimalen Durchmesser der Kolloid-Teilchen
von Trennmitteln zum Giessen von bestimmten Metallen unter spezifischen Druckverhältnissen
berechnen, bei welcher die vorbeschriebenen Effekte optimal zum Tragen kommen.
[0043] Solche Berechnungen lassen sich beispielsweise für Trennmittel zum Einsatz in Aluminiumdruckgussverfahren
durchführen, wobei in den nachfolgenden Berechnungsbeispielen mit Bezug auf die Figuren
1-2 folgende Annahmen getroffen wurden:
- die Kolloid-Teilchen sind kugelförmig;
- der Benetzungswinkel φ beträgt 180°;
- die zu vergiessende Metallschmelze ist flüssiges Aluminium mit einer Oberflächenspannung
von σ = 0,9 N/m;
- die maximal zulässige Durchbiegung der Oberfläche α beträgt 30° (Fig. 1a, 1b);
- der maximale von der Metallschmelze auf die Giessformoberfläche ausgeübte Druck P
beträgt 1000 bar = 108 N/m2 (Fig. 1a, 2a);
- die Deformation der Kolloid-Teilchen ist vernachlässigbar.
[0044] Mittels eines 2D-Modells (2-dimensional) kann der maximale Abstand zwischen zwei
Auflagepunkten der Metallschmelze, ohne dass die Metallschmelze bei einer Oberflächendurchbiegung
von höchstens α = 30° in den Zwischenraum fliesst, durch folgende Berechnung näherungsweise
ermittelt werden (siehe Fig. 1a und 1b):



wobei L der Abstand zwischen den beiden Auflagepunkten 2, P der in der Metallschmelze
herrschende Druck, Fp die von der Metallschmelze auf die Oberfläche 1 wirkende Kraft
und Fs die Spannkraft der Oberfläche 1 ist.
[0045] Der maximale Abstand der Metallschmelze zwischen den beiden Auflagepunkten 2 ist
gemäss Gleichung (3) proportional zur Oberflächenspannung σ und umgekehrt-proportional
zum angewandten Druck P. Der maximale Durchmesser der Kolloid-Teilchen, bei welchem
der obgenannte Effekt noch auftritt, beträgt gemäss Gleichung (3) des 2-D-Modells
rund 9 nm und bei einem herrschenden Druck P von 100 bar und gleichbleibender Oberflächenspannung
σ rund 90 nm.
[0046] Der maximale Durchmesser der Kolloid-Teilchen kann ferner in weiterer Annäherung
an realistische Bedingungen mittels eines 3D-Modells berechnet werden. Die Kolloid-Teilchen
liegen vereinfacht als Kugeln 11 vor, wobei die Anordnung der Kugeln für nachfolgende
Berechnungsmethode der dichtesten Kugelpackung entspricht (siehe Fig. 2a und 2b).
[0047] Die Oberfläche 15 des flüssigen Metalles liegt dabei in Annäherung der Wirklichkeit
für folgende Berechnungen nicht punktförmig an den drei benachbarten Kolloid-Teilchen
11, 12, 13 auf, vielmehr greift die Oberflächenspannung auf einer bestimmten Bogenlänge,
der sogenannten Kontaktlinie 14, an. Für den Fall der dichtesten Kugelpackung beträgt
die Bogenlänge 14 rund π∗r/3. Das Kräftegleichgewicht lässt sich wie folgt ausdrücken:


wobei


wobei R dem Kugelradius entspricht, P der auf die Oberfläche der Metallschmelze wirkende
Druck, Fp die von der Metallschmelze auf die Oberfläche 15 wirkende Kraft und Fs die
Spannkraft der Oberfläche 1 ist.
[0048] Der maximale Abstand der Metallschmelze zwischen den beiden Kontaktlinien (Bogenlinien)
14 (in Annäherung durch den Mittelpunktabstand 2∗R zweier Kugeln beschrieben) ist
gemäss Gleichung (7) ebenfalls proportional zur Oberflächenspannung σ und umgekehrt-proportional
zum angewandten Druck P. Der maximale Durchmesser 2∗R der Kolloid-Teilchen beträgt
gemäss Gleichung (7) (3-D-Modell) näherungsweise 8 nm und bei einem herrschenden Druck
P von 100 bar und gleichbleibender Oberflächenspannung σ näherungsweise 80 nm.
[0049] Die Variabilität der Oberflächenspannung σ ist vergleichsweise zur Variabilität des
herrschenden Drucks P gering. Selbst die Abweichung der Oberflächenspannung zwischen
flüssigem Aluminium und flüssigem Magnesium (σ = 0,7 N/m) ist derart gering, dass
bei der Optimierung der Kolloidgrösse die Erfassung und Berücksichtigung der herrschenden
Giessdrücke von primärer Wichtigkeit sind.
[0050] Fig. 2a zeigt die Durchbiegung der Oberfläche 15 des flüssigen Metalls zwischen drei
kugelförmigen Kolloid-Teilchen 11, 12, 13.
[0051] Fig. 2b zeigt schematisch die Anordnung der Kolloid-Teilchen 11, 12, 13 in der dichtesten
Kugelpackung und die Auflagefläche der Metallschmelze mit den Kontaktlinien 14 in
Draufsicht.
[0052] Das erfindungsgemässe Trennmittel eignet sich für alle Formgiessverfahren, in welchen
Dauerformen, insbesondere Dauerformen aus Metall, Einsatz finden. Das erfindungsgemässe
Trennmittel eignet sich insbesondere für Anwendungen auf metallische Dauerformen,
insbesondere aus Stahl, wie Warmarbeitsstahl, oder aus Grauguss sowie für Dauerformen
aus Aluminium und seinen Legierungen.
[0053] Das erfindungsgemässe Trennmittel kann, vorausgesetzt die Durchmesser der Kolloid-Teilchen
sind entsprechend den vorgenannten physikalischen Eigenschaften der Metallschmelze
bzw. den angewendeten Drücken ausgelegt, zum Giessen einer Vielzahl von Metallen eingesetzt
werden, insbesondere zum Giessen von Zinn und Zinnlegierungen, Kupfer und Kupferlegierungen,
Bronze, Blei und Bleilegierungen, Zink und Zinklegierungen, Silber und Silberlegierungen,
Gallium und Galliumlegierungen, und insbesondere Aluminium sowie Magnesium und deren
Legierungen. Weitere giessbare Metalle, bei welchen sich das erfindungsgemässe Trennmittel
einsetzen lässt, sollen durch vorangehende Aufzählung nicht ausgeschlossen sein.
[0054] Das erfindungsgemässe Trennmittel eignet sich für alle Formgiessverfahren, insbesondere
für die einleitend genannten Giessverfahren, wie Vakuumguss-, Niederdruckguss-, Druckguss-,
Thixoguss-, Vacural- oder Squeeze-Casting-Verfahren.
[0055] Ein Trennmittel von erfindungsgemässem Aufbau und Zusammensetzung zeichnet sich durch
seine ausgezeichnete Trennwirkung und der fehlenden oder verminderten Gasentwicklung
bei Kontakt mit der flüssigen Metallschmelze aus. Ferner kann das Trennmittel in verhältnismässig
geringen Mengen angewendet werden, z.B. in einer Menge von weniger als 1g Kolloid-Teilchen
pro Giessvorgang. Im weiteren findet keine Benetzung des Trennmittels durch die Metall-,
insbesondere die Aluminium- oder Magnesiumschmelze statt. Das Trennmittel geht weder
chemische Reaktionen mit der Metallschmelze, insbesondere mit der Aluminium- oder
Magnesiumschmelze ein, noch zeigt es korrosive Wirkung gegenüber der Giessform, insbesondere
gegenüber Giessformen aus Stahl. Das vorgeschlagene Trennmittel, insbesondere die
daraus hervorgehenden Abfälle beim Reinigen der Giessform, sind überdies umweltverträglich.
[0056] Dank der verringerten Auflagefläche der Metallschmelze auf dem Trennmittel weist
diese aufgrund der daraus resultierenden geringeren Reibung eine verbesserte Fliessfähigkeit
auf. Die mechanischen Belastungen, insbesondere bei Druckgussverfahren, sind dank
der verbesserten Fliessfähigkeit der Metallschmelze bis zum Abschluss der Formfüllung
kleiner, d.h. aufgrund der guten Fliessfähigkeit kann die Giessform mit geringerem
Druck gefüllt werden als bisher. Ferner können Dank der verbesserten Fliessfähigkeit
der Metallschmelze Gussteile mit komplizierten geometrischen und dünnwandigen Strukturen
hergestellt werden.
1. Trennmittel zur Verwendung in Giessformen, insbesondere Giessformen aus Metall, von
Giessvorrichtungen zur Herstellung von Metallgussteilen, insbesondere Metallgussteilen
aus einem Leichtmetall,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Trennmittel Kolloid-Teilchen mit Teilchendurchmessern im Bereich von 1 - 1000
nm enthält und die Kolloid-Teilchen zum Auftrag auf die Giessformoberfläche in einem
dispersen System gelöst sind, und die Kolloid-Teilchen auf der Giessformoberfläche
nach Verdampfen des Lösungsmittels schichtbildend vorliegen.
2. Trennmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel im wesentlichen oder vollständig aus Kolloid-Teilchen mit Teilchendurchmessern
im Bereich von 1 - 1000 nm besteht.
3. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass der mittlere Durchmesser D der Kolloid-Teilchen eine Funktion D = f(σ, P) der Oberflächenspannung σ der Metallschmelze und des auf die Oberfläche der Metallschmelze
wirkenden Druckes P ist, wobei sich D direkt-proportional zu σ und umgekehrt-proportional
zu P verhält.
4. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Kolloid-Teilchen einen Durchmesser im Bereich von 1-500 nm, insbesondere von
5-100 nm, aufweisen.
5. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Kolloid-Teilchen von 3-dimensional-rundlicher Geometrie oder kugelförmig, und
vorzugsweise globuläre Kolloide oder Sphärokolloide sind.
6. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kolloid-Teilchen im Trennmittel in mono-disperser Grössenverteilung vorliegen.
7. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die disperse Phase Molekülkolloide aus Makromolekülen enthält oder daraus besteht.
8. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die disperse Phase Assoziationskolloide, die sich aus echten Lösungen bilden, wenn
eine bestimmte Konzentration überschritten wird, enthält oder daraus besteht.
9. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die disperse Phase Dispersionskolloide, die durch Dispersion aus kompakten Substanzen
oder durch Kondensation aus echten Lösungen oder durch Peptisation hergestellt sind,
enthält oder daraus besteht.
10. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Kolloid-Teilchen aus einem reinen Metalloxid oder Mischoxid, insbesondere aus
SiO2 und/oder Al2O3, sind.
11. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Kolloid-Teilchen des Trennmittels in einer gewichtsbezogenen Konzentration von
1:100 bis 1:1000 vorliegen.
12. Trennmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel Additive, insbesondere Additive zur Einstellung des pH-Wertes, enthält.
13. Verwendung des Trennmittels nach einem der Ansprüche 1 bis 12 in Giessformen, insbesondere
Dauerformen, zur Herstellung von Metallgussteilen, insbesondere von Metallgussteilen
aus einem Leichtmetall.
14. Verwendung des Trennmittels nach Anspruch 13, zur Herstellung von Metallgussteilen
aus Aluminium, Magnesium oder deren Legierungen.
15. Verwendung des Trennmittels nach einem der Ansprüche 13 bis 14 zur Herstellung von
Metallgussteilen in einem Vakuumguss-, Niederdruckguss-, Druckguss-, Thixoguss-, Vacural-
oder Squeeze-Casting-Verfahren.