[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggießen von Brammen, insbesondere von
Dünnbrammen aus Stahl unter Verwendung einer Durchlaufkokille mit innenwandseitig
mit Schmelze beaufschlagten Kokillenwänden, die von Kühlflüssigkeit durchflossen sind
bzw. in Kontakt mit Kühlkästen kühlbar sind.
[0002] Beim Stranggießen von Dünnbrammen aus Stahl können die Kokillenwände der hierfür
vorgesehenen Kokillen aus gießtechnischen und insbesondere aus Gründen der Qualität
des Gießproduktes nur in einem begrenzten Dickenbereich eingesetzt werden.
[0003] Dabei treten besonders im Bereich des Badspiegels der Stahlschmelze innerhalb der
Kokille großer Wärmestromdichte sehr hohe Temperaturbeanspruchungen der Kokillenwände
auf, die zu deren nachteiligen Veränderungen führen und damit verkürzte Nacharbeitsintervalle
der Kokillen erforderlich machen.Weiterhin wird die Oberflächenqualität des Gießstranges
beeinträchtigt.
[0004] Die Höhe der Temperaturbeanspruchung der Kokillenwände ist im wesentlichen von Funktionsparametern
wie Gießgeschwindigkeit, Kupferwandstärke vor Kühlflüssigkeit, möglichen Badspiegelschwankungen,
Stahlqualität, Kokillenwandqualität sowie in besonderer Weise von der Beschaffenheit
einer Gießpulverschicht abhängig.
[0005] In der Stranggießtechnik ist es bekannt, den Wärmeübergang von Schmelze und Kokillenwand
durch Induktion von Oszillation bzw. Vibrationen zu reduzieren. Prinzipiell gibt es
hierzu mehrere Möglichkeiten:
a) Anordnung von Vibratoren zur direkten Einwirkung an den Kokillenwänden;
b) Erregung elektromagnetischer Kraftfelder zur Einwirkung auf die Schmelze;
c) Vorrichtungen zur Pulsation der Flüssigkeit in den Kokillenwänden.
[0006] Das Dokument EP 0 807 477 A1 beschreibt eine Anlage zum kontinuierlichen Gießen von
Metallsträngen aus Metallschmelze unter Verwendung einer Kokille, die von Seitenwänden
mit an äußeren Wandbereichen angrenzenden Kühlkanälen umgeben ist. Die Außenseiten
der Kokillenwände besitzen eine Vielzahl elektromagnetischer Vorrichtungen, die an
den Kokillenwänden unabhängig, separat sowie unterschiedlich zur Gießrichtung angeordnet
sind und zur Erzeugung pulsierender elektromagnetischer Felder zur Achse der Kokille
und entlang der Bandlänge wandernd, erregt werden. Hierzu sind Stromimpulse der Elektromagnete
in der Stärke bis zu 100 KA vorgesehen sind, um das pulsierende elektromagnetische
Feld zu erzeugen, welches mit der Schmelze zusammenwirkt.
[0007] Das Dokument EP 0 807 478 A1 beschreibt eine Durchlaufkokille zum Gießen von Strängen
mit unterschiedlichen Querschnittsformen, wobei die Kokille vom Platten-Typ oder rohrförmig
sein kann und gekühlte Seitenwände besitzt, die zumindest einen länglichen Umfangsbereich
mit elektrisch isolierten Elementen sowie mit jeweils zwei isolierten Enden ausbilden.
An den Seitenwänden werden elektromagnetische Wellen erzeugt, die zumindest mit der
in Erstarrung begriffenen Strangschale zusammenwirken sollen.
[0008] Die EP 0 807 475 A1 beschreibt ein Verfahren zum Erzeugen quergerichteter Vibrationen
in den Wänden einer Durchlaufkokille für Brammen mittels Pulsation einer Flüssigkeit.
Hierzu besitzt die Kokille fallweise einen oder mehrere periphere Bereiche, worin
Kühlflüssigkeit um die Seitenwände der Kokille herum zirkuliert und der Kühlkreislauf
mit Übergangskanälen in direktem Kontakt mit einer oder mehreren der Seitenwände steht.
Mit Hilfe wenigstens einer Pumpe mit je einer Zu- und Abfuhrleitung in Verbindung
mit einem Auslaß wird das Kühlmedium in Zirkulation um die Seitenwände der Kokille
versetzt. Der Druck der Kühlflüssigkeit und die Pulsation im Druckverlauf ist abhängig
von der gewünschten Quer-Vibration einer Seitenwand.
[0009] Die EP 0 698 434 A1 beschreibt eine Stranggießanlage zum Gießen von Dünnbrammen aus
Stahl mit einer elektromagnetischen Bremsvorrichtung für die durch ein Tauchgießrohr
in die Kokille eingeleitete Schmelze. Die Bremsvorrichtung besteht aus je einer an
den Kokillenbreitseiten angeordneten Spule mit einem ferromagnetischen Kern sowie
einem die Kokille umschließenden Joch. Zur Schaffung einer einfachen, kostengünstigen
und definierbar einzustellenden Bremsvorrichtung sind die ferromagnetischen Kerne
aus je einem Hauptkern und einem gießstrangseitigen Teilkern gebildet, wobei unterschiedliche
Teilkerne zur Anpassung des Magnetfeldes an wechselnde Gießbedingungen wahlweise einsetzbar
sind.
[0010] Das Dokument WO 99/02 286 beschreibt ein elektromagnetisches Rührverfahren für eine
Kokille der Plattenbauart zum Stranggießen von Vorblöcken, Platten oder Rundmaterial,
unter Verwendung von Mitteln zur Erzeugung eines magnetischen Feldes im Zusammenwirken
mit der Metallschmelze innerhalb der Kokille. Hierbei soll eine Zirkulation von elektrischem
Strom direkt entlang der Seitenwände der Kokille aufgebaut werden. Es sollen ferner
elektromagnetische Kräfte quer zur Gießrichtung erzeugt werden, um eine Trennung der
Strangschale des erstarrenden Metalls von den Seitenwänden der Kokille zu bewirken
und hierdurch die Reibung zwischen Strangschale und Seitenwand zu reduzieren.
[0011] Im Dokument JP 59 110 451 wird eine Stranggießanlage für Stahlstränge mit verringerten
Oszillationsmarkierungen sowie geringerer Oberflächenrauhigkeit beschrieben. Hierzu
wird die Kokille einer vertikalen, sogenannten Mikrooszillation durch elektromagnetische
Vibratoren unterworfen, die auf den Kokillenrahmen einwirken.
[0012] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren der im Oberbegriff von Anspruch 1 genannten Art weiter zu vervollkommnen
und derart zu verbessern, dass damit der Wärmeübergang zwischen der Schmelze und den
Kokillenwänden, insbesondere im Bereich des Badspiegels der Schmelze deutlich verringert
wird, so dass auch Sonderstähle, wie bspw. peritektische Stähle, problemlos gegossen
werden können. Weiterhin soll mit der Erfindung der Reibungskoeffizient zwischen der
Strangschale und den Kokillenwänden deutlich verringert werden, so dass die Nacharbeitszyklen
für die Kokillenwände erhöht und damit insgesamt die Verfügbarkeit der Kokille wesentlich
verlängert wird.
[0013] Zur Lösung der Aufgabe sieht das Verfahren zum Stranggießen von Brammen, insbesondere
von Dünnbrammen aus Stahl, gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 vor, dass die Kokillenwände
unter Verwendung von Ultraschallgebern in Ultraschallvibrationen mit vergleichsweise
hoher Frequenz und angepaßter Amplitude derart versetzt werden, dass der Wärmeübergang
zwischen Schmelze und Kokillenwand sowie der Reibungskoeffizient zwischen Strangschale
und Kokillenwand reduziert wird. Dadurch wird sowohl die thermische als auch mechanische
hohe Beanspruchung der Kokillenwände, insbesondere im Bereich des Badspiegels, des
sogenannten Meniskus, signifikant reduziert. Der Verschleiß der Kokillenplatten in
diesem Bereich nimmt ab und die Verfügbarkeit der Kokille wird in gleicher Weise erhöht.
Mit der vorgeschlagenen Erfindung wird das Gießen von kritischen Stahlqualitäten,
bspw. peritektischen Stählen, möglich.
[0014] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens nach der Erfindung sehen vor,
dass Frequenz und Amplitude der erzwungenen Schwingung der Kokillenplatten nach Maßgabe
des erwünschten Betriebsergebnisses optimal eingestellt werden.
[0015] Dabei können die Schwingungsparameter Frequenz und Amplitude unterschiedlicher Ultraschallgeber
nach Maßgabe von beobachteten Betriebsergebnissen individuell eingestellt werden.
Dies ist deshalb sinnvoll, weil die Schwingungsparameter von einer Anzahl miteinander
zusammenwirkender Einflußgrößen wie Bauart der Kokille, Dicke und Material der Kokillenwände,
Anordnung und Größe der Kühlmittelkanäle in den Kokillenwänden etc. abhängen und daher
von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein können.
[0016] Weiterhin sieht eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, dass Ultraschallwellen
in Richtung senkrecht zu einer Kokillenwand gegen diese emittiert werden. Hierzu ist
vorgesehen, dass Ultraschallgeber an Außenseiten von Kokillenwänden in Höhe des Gießspiegels
bzw. des Meniskus, oder dicht unterhalb desselben angeordnet werden, so dass in dem
besonders thermisch und mechanisch hochbeanspruchten Bereich der Beanspruchung die
Kokillenwände besonders intensiv geschützt werden. Mit Vorteil kann folglich die Erfahrung
des Gießtechnikers vor Ort in das erfindungsgemäße Verfahren eingebracht werden.
[0017] Hierbei können nach einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemässen Verfahrens
Ultraschallgeber an Breit- und Schmalseiten der Kokille angeordnet werden.
[0018] Auch können sie in Reihen unter- bzw. übereinander angeordnet werden, derart, dass
damit möglichst alle wesentlichen Bereiche der Kokillenplatten mit Ultraschallwellen
beschallt werden, um Unterschiede in deren Ausbildung und Haftfähigkeit von vornherein
zu vermeiden.
[0019] Dazu kann dann die weitere Maßnahme angewandt werden, dass die Schwingungsamplitude
eines jeden Schallgebers mittels Einstellung der Stromstärke angepaßt wird.
[0020] Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels.
[0021] Dieses zeigt in anschaulicher Weise eine Stranggießanlage mit einem einen Vorrat
an Schmelze 2 enthaltenden Verteiler 1. Aus diesem wird unter Mengenregelung mit Hilfe
des Regelorgans 3 durch das Tauchgießrohr 4 in kontinuierlichem Fluß Schmelze aus
dem Verteiler 1 entnommen und in die Durchlaufkokille 5 geleitet.
[0022] Dabei bildet sich unterhalb des Gießspiegels bzw. des Meniskus 11 in Gießrichtung
ein Gießstrang 10 mit einer stetig wachsenden Strangschale 8 aus, welche einen flüssigen
Kern 9 bis zu dessen Sumpfspitze 12 umgibt.
[0023] Nach der Erfindung sind an der Außenseite der Kokille 5 bzw. außen an den Kokillenwänden
13, 13' und bevorzugt in wenigstens zwei Reihen untereinander in Höhe des Badspiegels
bzw. Meniskus 11 Ultraschallgeber 6, 6' angeordnet, und zwar in einer solchen Weise,
dass ihre Ultraschallwellen 7, 7' die Wände 13, 13' der Kokille 5 im rechten Winkel
durchdringend schneiden und im Bereich des Badspiegels 11 in die Schmelze 9 bzw. in
die Strangschale 8 eindringen. Dabei reduzieren sie den Berührungskontakt zwischen
Schmelze und Kokillenwand 13, 13' im Gießspiegelbereich 11 bzw. zwischen Strangschale
8 und Kokillenwand 13, 13' auf und führen zu einer signifikanten Reduktion der Wärmestromdichte
sowie der Reibung zwischen Kokillenwänden und Schmelze 9.
[0024] Nach allem ist die Erfindung sowohl wirtschaftlich aufgrund höherer Verfügbarkeit
der Kokillenwände, als auch aus betrieblicher Sicht wegen der Möglichkeit des problemlosen
Gießens sogenannter kritischer Stähle wie bspw. peritektischer Stähle eine Bereicherung
der Stranggußtechnologie.
Liste der Bezugszeichen
[0025]
- 1
- Verteiler
- 2
- Schmelzbad
- 3
- Regelorgan
- 4
- Tauchgießrohr
- 5
- Kokille
- 6
- Ultraschallgeber
- 7
- Ultraschallwellen
- 8
- Strangschale
- 9
- flüssiger Kern mit Sumpfspitze
- 10
- Gießstrang
- 11
- Meniskus in der Kokille
- 12
- Sumpfspitze
- 13
- Kokillenwände
1. Verfahren zum Stranggießen von Brammen, insbesondere von Dünnbrammen aus Stahl, unter
Verwendung einer Durchlaufkokille (5) mit innenwandseitig mit Schmelze (2) beaufschlagten
Kokillenwänden (13, 13'), die von Kühlflüssigkeit durchflossen sind bzw. im Kontakt
mit Kühlkästen kühlbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kokillenwände (13, 13') unter Verwendung von Ultraschallgebern (6, 6') in Ultraschallvibrationen
mit vergleichsweise hoher Frequenz und angepaßter Amplitude derart versetzt werden,
dass der Wärmeübergang zwischen Schmelze und Kokillenwand sowie der Reibungskoeffizient
zwischen Strangschale und Kokillenwand reduziert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass Frequenz und Amplitude nach Maßgabe des Betriebsergebnisses eingestellt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwingungsparameter Frequenz und Amplitude unterschiedlicher Ultraschallgeber
(6, 6') nach Maßgabe von beobachteten Betriebsergebnissen individuell eingestellt
werden.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass Ultraschallwellen (7, 7') in Richtung senkrecht zur Kokillenwand (13, 13') gegen
diese emittiert werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ultraschallgeb_er unter einem Winkel bis zu 45° in Gießrichtung angeordnet sind.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass Ultraschallgeber (6 , 6') an Außenseiten der Kokillenwände (13, 13') in Höhe des
Badspiegels (11), oder dicht unterhalb desselben angeordnet werden.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass Ultraschallgeber (6, 6') an Breit- und Schmalseiten einer Kokille (5) angeordnet
werden.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass Ultraschallgeber (6, 6') in Reihen unter- bzw. übereinander angeordnet werden.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwingungsamplitude eines Schallgebers (6) mittels Einstellung der Stromstärke
angepaßt wird.
10. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 9,
gekennzeichnet durch
die Anordnung wenigstens eines Ultraschallgebers (6, 6') zumindest im Badspiegelbereich
(11) an den Kokillenwänden (13, 13') einer Durchlaufkokille (5).