[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines gehärteten Blechprofils
aus einer Platine oder einem Halbzeug gemäß den Maßnahmen im Oberbegriff von Patentanspruch
1.
[0002] Durch die DE 24 52 486 A1 zählt ein Verfahren zur Herstellung eines gehärteten Blechprofils
aus einer Platine in einem Presshärtverfahren zum Stand der Technik, bei dem eine
aus härtbarem Stahl bestehende Platine auf Härtetemperatur erhitzt, dann in einem
Pressenwerkzeug warm umgeformt und anschließend ausgehärtet wird, während das Blechprofil
im Pressenwerkzeug verbleibt. Da das Blechprofil bei der im Zuge des Härtungsvorgangs
vorgenommenen Kühlung im Pressenwerkzeug eingespannt ist, erhält man ein Produkt mit
guter Maßhaltigkeit.
[0003] Im Rahmen der WO 99/07492 ist vorgesehen, das vorbeschriebene Presshärtverfahren
zu modifizieren und im Pressenwerkzeug die randseitigen Bereiche von vorgefertigten
Löchern abzubiegen, so dass Kragen entstehen.
[0004] Dies geschieht im Pressenwerkzeug vor dem Härten. Die Öffnungen im Blechprofil sollen
als Durchführungslöcher für Befestigungsschrauben dienen. Denkbar ist es, solche Löcher
auch zur Lageorientierung des Blechprofils in nachfolgenden Fertigungsoperationen
heranzuziehen.
[0005] Unvorteilhaft ist die Vorfertigung der Löcher in der Ausgangsplatine. Dies ist mit
zusätzlichem Fertigungs- und Logistikaufwand verbunden. Auch ist die Maßgenauigkeit
des hergestellten Blechprofils in die Abhängigkeit der Vorlochung gestellt. Werden
die vorgegebenen Toleranzen verlassen, ist das Blechprofil unbrauchbar. Insbesondere
bei Blechprofilen mit komlizierteren Geometrien muss mit größerem Ausschuss im Zuschnitt
der Platinen kalkuliert werden.
[0006] Das Warmumformen und Härten im Pressenwerkzeug hat aufgrund der durch die Kombination
von Umform- und Vergütungsvorgang in einem Werkzeug rationellen Arbeitsweise generell
Vorteile. Es kann jedoch trotz der Einspannung des Blechprofils im Werkzeug aufgrund
von Wärmespannungen zu nicht exakt vorherbestimmbarem Verzug am Bauteil kommen. Dieser
kann sich nachteilig auf nachgeschaltete Fertigungsoperationen auswirken. Abhilfe
können hier Referenzpunkte am Blechprofil schaffen, die zur Lageorientierung des Blechprofils
in nachfolgenden Fertigungsoperationen herangezogen werden.
[0007] Der Erfindung liegt daher ausgehend von dem im Stand der Technik bekannten Verfahren
die Aufgabe zugrunde, dieses rationeller und effizienter zu gestalten und den Fertigungsablauf
von Blechprofilen zu verbessern.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe besteht gemäß der Erfindung in einem Verfahren nach Patentanspruch
1. Dieses individualisiert sich dadurch, dass Kragen beim Umformvorgang im Pressenwerkzeug
aus ungelochten Bereichen der Platine ausgeformt werden. Ein Vorlochen der Platinen
entfällt vollkommen. Dieser komplette Arbeitsschritt in der Vorfertigung kann entfallen.
Hierdurch werden Werkzeug- und Arbeitskosten eingespart. Da die Kragen unmittelbar
im Pressenwerkzeug erzeugt werden, kann der Zuschnitt der Platinen bzw. die Fertigung
der Halbzeuge unabhängig von den Kragen erfolgen. Auch dies führt zu einer Rationalisierung
des Verfahrens.
[0009] Als Ausgangsprodukt kommt eine Platine aus härtbarem Stahlblech zum Einsatz. Diese
kann bereits einen formvorbereitenden Profilschnitt erfahren haben. Auch vorgeformte
Blechteile als Halbzeuge können erfindungsgemäß weiter verarbeitet werden.
[0010] Die im Pressenwerkzeug im bzw. am Blechprofil erzeugten Kragen können als Referenzpunkte
zur Lageorientierung des Blechprofils in nachfolgenden Fertigungsoperationen oder
zur Versteifung des Blechprofils bzw. als Montagelöcher dienen.
[0011] Wie bereits erwähnt ist ein Vorlochen nicht erforderlich. Diese Ausführungsform ist
wirtschaftlich und logistisch vorteilhaft. Auch ist keine erhöhte Positioniergenauigkeit
des Rohlings, also der Platine bzw. des Halbzeugs im Pressenwerkzeug erforderlich.
Eine Abstimmung der Positionierung einer Vorlochung zum Formenstempel ist nicht nötig.
Weiterhin vorteilhaft ist die Einhaltung einer konstanten Kragenhöhe.
[0012] Bevorzugt kommt eine Platine bzw. ein Halbzeug aus einem Stahl zum Einsatz, der in
Gewichtsprozenten ausgedrückt besteht aus Kohlenstoff (C) 0,19 bis 0,25, Silizium
(Si) 0,15 bis 0,50, Mangan (Mn) 1,10 bis 1,40, Titan (Ti) 0,020 bis 0,050, Bor (B)
0,002 bis 0,005, Aluminium (AI) 0,02 bis 0,06 sowie Phosphat (P) in einem Anteil bis
max. 0,025, Schwefel (S) max. 0,015, Chrom (Cr) max. 0,35 und Molybdän (Mo) max. 0,35,
wobei der Rest Eisen (Fe) ist einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen.
[0013] Die Platine bzw. das Halbzeug aus Stahlblech wird auf Härtungstemperatur, das heißt
auf eine über Ac
3 liegende Temperatur erhitzt, wo sich der Stahl in austenitischem Zustand befindet.
In der Regel liegt diese Temperatur zwischen 775 °C und 1000 °C. Anschließend erfolgt
der Umformvorgang im Pressenwerkzeug, worauf durch Kühlung das Härten einsetzt. Hierbei
stellt sich ein feinkörniges martensitisches oder bainitisches Werkstoffgefüge ein.
Das Blechprofil befindet sich während des Härtungsvorgangs eingespannt im Pressenwerkzeug.
Die hierbei vorgenommene Kühlung kann direkt oder indirekt durchgeführt werden. Bei
der direkten Kühlung wird das Blechprofil unmittelbar in Kontakt mit einem Kühlmittel
gebracht. Bei der indirekten Kühlung wird das Pressenwerkzeug bzw. Teile hiervon gekühlt.
[0014] Gemäß den Maßnahmen von Patentanspruch 2 werden die Kragen in Form von randseitigen
Verprägungen am Blechprofil erzeugt. Hierbei wird ein Kragen am Bauteilrand während
des Pressenvorgangs vor dem Härten spanlos hergestellt. Die Kragen dienen als Referenzpunkte
zur Lageorientierung des Blechprofils in nachfolgenden Fertigungsoperationen. Anhand
der Referenzpunkte wird das Blechprofil aufgenommen bzw. ausgerichtet. Dies ist von
besonderem Vorteil, weil es infolge des Warmumformvorgangs am umgeformten Blechprofil
zu nicht exakt vorbestimmbarem Verzug kommen kann. Über die Referenzpunkte kann jedoch
eine Lageorientierung sichergestellt werden, an der sich die nachfolgenden Fertigungsoperationen
ausrichten. Hierdurch wird eine gleichbleibende Qualität und Reproduzierbarkeit auch
bei einer Fertigung in hohen Stückzahlen sichergestellt. Die Kragen können auch zur
Versteifung des Blechprofils beitragen.
[0015] Für die Praxis vorteilhaft ist auch eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
nach Anspruch 3. Danach werden die Kragen als Durchstellungen im Blechprofil erzeugt.
Das Lochen und Durchstellen erfolgt quasi in einem Arbeitsgang bzw. in unmittelbar
aufeinander folgenden Operationen im Pressenwerkzeug.
[0016] Zur Herstellung einer Durchstellung kann zunächst eine topfartige Ausformung am Blechprofil
ausgebildet werden, deren Boden anschließend herausgetrennt wird, wie dies Anspruch
4 vorsieht.
[0017] Möglich ist auch, dass zur Herstellung einer Durchstellung im Pressenwerkzeug eine
Öffnung im Blechprofil erzeugt wird mit gleichzeitiger kragenartiger Umstellung der
randseitigen Bereich der Öffnung (Anspruch 5).
[0018] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- einen Ausschnitt aus einem Blechprofil mit einem Kragen in Form einer randseitigen
Verprägung;
- Figur 2
- im Schema ein erstes Pressenwerkzeug und die Vorgehensweise zur Herstellung einer
Durchstellung an einem Blechprofil;
- Figur 3
- einen Ausschnitt aus einem Blechprofil in perspektivischer Ansicht mit der Darstellung
einer Durchstellung und
- Figur 4
- wiederum technisch vereinfacht ein zweites Pressenwerkzeug und die Vorgehensweise
zur Herstellung einer Durchstellung an einem Blechprofil.
[0019] Figur 1 zeigt ein Blechprofil 1 bzw. einen Ausschnitt daraus mit einem randseitigen
Kragen in Form einer in Bildebene nach oben ausgestellten Verprägung 2. Das Blechprofil
1 wird aus einer anfangs ebenen Platine 3 aus Stahlblech hergestellt. Die Platine
3 ist in der Figur 1 durch die gestrichelte Linie angedeutet. Bei der Herstellung
des Blechprofils 1 wird die Platine 3 in einem Pressenwerkzeug warm umgeformt, und
zwar bei einer Härtungstemperatur zwischen 700°C und 1100°C. Noch im Pressenwerkzeug
eingespannt ist das Blechprofil 1 dann durch schnelle Abkühlung gehärtet worden. Im
Zuge des Umformvorgangs ist die Verprägung 2 am Blechprofil 1 erzeugt worden. Eine
solche Verprägung 2 am Rand des Blechprofils 1 dient als Referenzpunkt zur Lageorientierung
des Blechprofils 1 in nachfolgenden Fertigungsoperationen. Man erkennt, dass die Verprägung
2 aus der Ebene des Blechprofils 1 bzw. der ursprünglichen Platine 3 vorsteht.
[0020] In der Figur 2 ist ein Pressenwerkzeug 4 dargestellt mit einer unteren Matrize 5,
einem oberen Stempel 6 und einem Niederhalter 7, der das Bauteil (Platine) im Pressenwerkzeug
4 fixiert. Der Stempel 6 wird bem Umformvorgang von seiner oberen Ausgangslage abgesenkt.
Beim Niedergang des Stempels 6 wird zunächst eine topfartige Ausformung an der Platine
bzw. des hieraus warmgeformten Blechprofils 8 erzeugt. Bei Erreichen der Schneidkante
9 an der Matrize 5 wird durch den Stempel 6 die Blechronde am Boden 10 der Ausformung
herausgetrennt. Die so erstellte Durchstellung 11 im Blechprofil 8 dient erfindungsgemäß
als Referenzpunkt zur Ausrichtung und Lageorientierung des Blechprofils 8 zur Versteifung
des Blechprofils oder als Montageloch zur Durchführung einer Schraube oder ähnlichem.
Wie zuvor beschrieben wird auch das Blechprofil 8 im Pressenwerkzeug 4 eingespannt
gehärtet.
[0021] Bei dem in der Figur 4 dargestellten Pressenwerkzeug 12 wird eine Platine 13 in einer
unteren Matrize 14 durch einen Niederhalter 15 gehalten. Die linke Bildhälfte zeigt
die Ausgangslage der Platine 13 im Pressenwerkzeug 12 vor dem Umformvorgang. Hierbei
ist die Platine 13 durch den oberen Niederhalter 15 und einem unteren Stempel 16 eingespannt.
Der untere Stempel 16 befindet sich mittig im Freiformraum 17 der Matrize 14. Im Niederhalter
15 ist ein Schneidwerkzeug in Form einer Loch- und Durchstellhülse 18 geführt verlagerbar
angeordnet. Dieses trennt beim mit dem Hub des Pressenwerkzeugs 12 konform gehenden
Schneidvorgang in der Abwärtsbewegung eine Öffnung 19 in die Platine 13 bzw. das hieraus
erzeugte Blechprofil 20. Gleichzeitig werden mit der Abwärtsbewegung des Schneidwerkzeugs
18 die randseitigen Bereiche 21 der Öffnung 19 kragenartig umgestellt und so eine
Durchstellung 22 im Blechprofil 20 erzeugt.
[0022] Der in Figur 3 dargestellte Ausschnitt aus einem Blechprofil 8 bzw. 20 zeigt eine
Durchstellung 12, 22, so wie sie in einer Vorgehensweise gemäß den Figuren 2 bzw.
4 beschrieben, erzeugt worden ist. In der Regel dienen zwei solcher Durchstellungen
12, 22 als Referenzpunkte in einem Blechprofil 8, 20 zur Lageorientierung desselben
in nachfolgenden Fertigungsoperationen. Die Referenzpunkte werden zur Aufnahme und
Orientierung eines Blechprofils 8, 20 bei Schneidoperationen, beispielsweise Laserschneiden,
Fügeoperationen etc. herangezogen. Auch zur koordinatenmäßigen Erfassung und Justierung
des Blechprofils 8, 20 in numerisch gesteuerten Anlagen können die Referenzpunkte
genutzt werden.
[0023] Grundsätzlich können die Durchstellungen 12 bzw. 22 aber auch zur Versteifung oder
als Montageöffnungen im Blechprofil 8, 22 dienen.
Bezugszeichenaufstellung
[0024]
- 1 -
- Blechprofil
- 2 -
- Verprägung
- 3 -
- Platine
- 4 -
- Pressenwerkzeug
- 5 -
- Matrize
- 6 -
- Stempel
- 7 -
- Niederhalter
- 8 -
- Blechprofil
- 9 -
- Schneidkante
- 10 -
- Boden
- 11 -
- Durchstellung
- 12 -
- Pressenwerkzeug
- 13 -
- Platine
- 14 -
- Matrize
- 15 -
- Niederhalter
- 16 -
- unterer Stempel
- 17 -
- Freiformraum
- 18 -
- Schneidwerkzeug
- 19 -
- Öffnung
- 20 -
- Blechprofil
- 21 -
- randseitiger Bereich v. 19
- 22 -
- Durchstellung
1. Verfahren zur Herstellung eines gehärteten Blechprofils aus einer Platine oder einem
Halbzeug, die in einem Pressenwerkzeug zum Blechprofil warm umgeformt und gehärtet
wird, wobei am Blechprofil aus der Ebene der Platine vorstehende Kragen vorgesehen
werden, dadurch gekennzeichnet,dass beim Umformvorgang die Kragen aus ungelochten Bereichen der Platine ausgeformt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kragen in Form von randseitigen Verprägungen (2) am Blechprofil (1) erzeugt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Kragen als Durchstellungen (12, 22) im Blechprofil (8, 20) erzeugt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung einer Durchstellung (12) zunächst eine topfartige Ausformung gebildet
und danach der Boden (10) der Ausformung herausgetrennt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung einer Durchstellung (22) eine Öffnung (19) im Blechprofil (20) mit
kragenartiger Umstellung ihrer randseitigen Bereiche (21) erzeugt wird.