[0001] Die Erfindung betrifft einen Kartenhalter und ein Verfahren zur Vereinigung von Firmenausweis
und Schlüsselfunktion. Heutzutage gehen viele Großunternehmen dazu über, die visuelle
Identifizierungsfunktion (mittels Foto auf Firmenausweis) sowie eine elektronische
Identifizierungsfunktion auf ein and dasselbe Identmedium - beispielsweise eine SmartCard
- zu bringen. Diese Vereinheitlichung von Firmenausweisverwaltung und Schlüsselverwaltung
führt zu gewissen Einsparpotentialen.
[0002] SmartCards stoßen jedoch bei der Realisierung einer Schlüsselfunktion schnell an
ihre Grenzen: möchte man z.B. eine komplette Schließanlage eines Unternehmens mit
SmartCards betreiben - und dies ist Vorraussetzung für eine sinnvolle Vereinheitlichung
von Firmenausweis und Schlüsselfunktion -, so wird neben jeder Tür ein SmartCard-Lesegerät
benötigt. Die Installation derartiger Lesegeräte ist jedoch sehr aufwendig: Wände
sind aufzustemmen, eine Verkabelung mit einer zentralen Auswerteeinheit ist durchzuführen,
ferner ist der Türrahmen zu bearbeiten, um einen Elektroöffner anzubringen. Da Elektroöffner
nur die "Fallen"-Funktion eines Türschlosses freigeben, nicht jedoch die Riegelfunktion,
sind derartige Installationen obendrein noch versicherungstechnisch problematisch.
[0003] Um derartige Installationsprobleme zu umgehen, befinden sich seit einigen Jahren
elektronische Schließzylinder auf dem Markt. Diese Elektronikzylinder realisieren
in sich leistungsfähige flexible (d.h. jederzeit umprogrammierbare) Zutrittskontrollsysteme
und sind in wenigen Minuten montierbar, da sie dieselbe mechanische Schnittstelle
haben wie herkömmliche Mechanikzylinder und obendrein ohne jede Verkabelung auskommen
(es ist einfach der Mechanikzylinder gegen den Elektronikzylinder auszutauschen).
Die Schlüsselfunktion zu derartigen verkabelungsfreien Elektronikzylindern wird durch
aktive bzw. passive Transponder über eine Nahbereichsfunkschnittestelle realisiert
(siehe beispielsweise DE-A-196 14 215, insbesondere Spalte 2, Zeilen 25-45).
[0004] Die Integration einer Nahbereichsfunktionsschnittstelle, insbesondere die Integration
der sehr leistungsfähigen aktiven Transpondertechnologie in SmartCards ist technisch
äußerst problematisch bzw. schlicht bereits zu spät, wenn beispielsweise ein Unternehmen
bereits 10 000e von SmartCards an Mitarbeiter ausgegeben hat und die Sicherheitsinfrastruktur
an diese Karten angepaßt ist - eine Umrüstung wäre sehr kostenintensiv.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, einen Kartenhalter und ein Verfahren zur
Vereinigung von Firmenausweis und Schlüsselfunktion bereitzustellen, die eine einfache
Verbindung von Identkarte und Schlüsselfunktion ermöglichen. Diese Aufgabe wird mit
den Merkmalen der Ansprüche gelöst.
[0006] Die Erfindung geht von folgendem Grundgedanken aus:
1. Die Nahbereichfunkschnittstelle wird in einen besonders angepaßten, vorzugsweise
transparenten Kartenhalter integriert.
2. Dieser Kartenhalter weist die der Identkarte (z.B. SmartCard) fehlende Nahbereichsfunkschnittstelle,
eine Identkarten-Leseeinheit, sowie eine geeignete Steuerungseinheit, die eine Kommunikation
mit den Elektronikzylindern der Schließanlage ermöglicht, auf.
[0007] Grundidee des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist, daß der Kartenhalter ohne Karte völlig neutral und austauschbar ist. Eine Individualisierung
dieser Kommunikationsschnittstelle mit den auf der Identkarte gespeicherten Identdaten
des Kartenbesitzers erfolgt erst dann, wenn eine solche Identkarte in den erfindungsgemäßen
Kartenhalter eingesteckt wird.
[0008] Der erfindungsgemäße Kartenhalter weist vorzugsweise eine mechanische Halteeinheit
mit Identkartenleseeinrichtung, einen Taster, eine Stromversorgung (vorzugsweise Batterie),
eine Sende-/Empfangseinrichtung für die drahtlose Kommunikation mit den elektronischen
Schließvorrichtungen sowie einen Mikrocontroller auf. Der Mikrocontroller übernimmt
die Ablaufsteuerung, die Ansteuerung der Funkschnittstelle und die Abarbeitung von
Zutrittskontroll- bzw. Schlüsselinitialisierungstransaktionen über diese Schnittstelle
sowie die Ansteuerung der Identkarten-Leseschnittstelle mit Datenver- und -entschlüsselung.
[0009] Auf der in den erfindungsgemäßen Kartenhalter einführbaren Identkarte befindet sich
erfindungsgemäß ein geschützter Datenbereich, der genau die Informationen enthält,
die ein elektronischer Schlüssel benötigt, um bestimmte Schließungen einer oder mehrerer
verschiedener Schließanlagen öffnen zu können.
[0010] Diese Informationen werden durch einen oder mehrere Datensätze repräsentiert. Ein
Datensatz besteht mindestens aus einer individuellen Schlüsselidentnummer, anhand
derer eine Schließung ermitteln kann, ob dieser Schlüssel Zutritt hat oder nicht.
Bei erhöhtem Sicherheitsbedarf enthält ein solcher Datensatz zusätzlich ein spezielles
Paßwort, das Schließanlagenpaßwort, mit dessen Hilfe der Transponder z.B. via "Challenge-Response"-Verfahren
der korrespondierenden Schließung beweisen kann, daß er von einer autorisierten Person
initialisiert worden ist. Soll sich der Schlüssel in mehreren verschiedenen (n) Schließanlagen
bewegen können, werden n Datensätze benötigt.
[0011] Auf diese Datensätze greift der erfindungsgemäße Kartenhalter schreibend (für Schlüsselinitialisierungsvorgänge)
oder lesend (für die Abarbeitung von Zutrittskontrollaktionen mit einer elektronischen
Schließung) zu. Die Daten werden verschlüsselt in der Identkarte abgelegt bzw. in
verschlüsselter Form von dieser zur Verfügung gestellt. Daher werden bei jedem Zugriff
entsprechende Ver- bzw. Entschlüsselungsalgorithmen durch den Kartenhalter geführt.
[0012] Eine Zutrittskontrolltransaktion erfolgt wie im folgenden beschrieben. Bei Tastenbetätigung
im Sendebereich eines elektronischen Schließzylinders werden zunächst die auf der
Identkarte abgelegten Datensätze in den RAM-Bereich des Mikrocontrollers geladen und
dort entschlüsselt. Anschließend führt der Kartenhalter mit der Schließung eine Zutrittskontrolltransaktion
durch. Akzeptiert die Schließung Identnummer und Paßwort, so öffnet sie, anderenfalls
eben nicht. Zuletzt löscht der Kartenhalter wieder die Datensätze in seinem Speicher,
so daß er auf keinen Fall ohne Karte weiter benutzt werden kann.
[0013] Die Schlüsselinitialisierung mit dem erfindungsgemäßen Kartenhalter läuft wie folgt
ab. Bei Tastenbetätigung im Sendebereich eines speziellen Programmiergerätes mit Funkschnittstelle
werden zunächst Datensatzdaten über die Funkschnittstelle empfangen, auf Konsistenz
überprüft, dann verschlüsselt und schließlich im geschützten Datenbereich der Identkarte
als Datensatz abgelegt, so daß sie anschließend für Zutrittskontrolltransaktionen
zur Verfügung stehen.
[0014] Die Erfindung ist mit verschiedenen Vorteilen verbunden. Da die einfach zu installierenden,
kostengünstigen modernen Elektronikzylinder ein Nachrüsten kompletter Schließanlagen
ermöglichen und mit dem erfindungsgemäßen Kartenhalter/dem erfindungsgemäßen Verfahren
eine leistungsfähige Schnittstelle zu SmartCards erhalten, können Firmenausweisverwaltung
und Schlüsselverwaltung konsequent und kostengünstig vereinigt und vereinheitlicht
werden. Ferner wird der Kartenbesitzer gezwungen, Schlüsselverluste (d.h. Identkartenverluste)
sofort zu melden und die Ausweisverwaltung kann schnell und einfach auf Schlüsselverluste
reagieren; es ist einfach der betroffene Schließzylinder umzuprogrammieren. Wird die
SmartCard genutzt, um Rechnerarbeitsplätze zu sichern, so zwingt Integration der Schlüsselfunktion
den Benutzer, seine SmartCard mitzunehmen, wenn er seinen Arbeitsplatz verläßt und
ihn so abzusichern.
[0015] Der Kartenhalter weist vorzugsweise eine Ansteckvorrichtung und/oder eine Anhängeöse
auf, die seinem Träger das offene Tragen seines Firmenausweises ermöglicht.
1. Identkartenhalter zur Vereinigung von Firmenausweis und Schlüsselfunktion, mit einer
Identkarten-Leseeinrichtung, sowie einer Steuerungseinrichtung und einer Nahbereichsfunkschnittstelle,
die eine Kommunikation mit einem Elektronikzylinder einer Schließanlage ermöglichen.
2. Identkartenhalter nach Anspruch 1, wobei die Steuereinrichtung einen Mikrocontroller
zum Ansteuern der Nahbereichsfunkschnittstelle und zum Ansteuern der Identkarten-Leseeinrichtung
aufweist.
3. Identkartenhalter nach Ansprich 2, wobei der Mikrocontroller Zutrittskontrollund Schlüsselinitialisierungsaktionen
über die Nahbereichsfunkschnittstelle abarbeitet.
4. Identkartenhalter nach Anspruch 2 oder 3, wobei der Mikrocontroller eine Datenver-
und -entschlüsselung über die Identkarten-Leseeinrichtung ausführt.
5. Identkartenhalter nach einem der Ansprüche 1 bis 4, der zum Aufnehmen und zeitweiligen
Halten einer Identkarte geeignet ausgebildet ist.
6. Zutrittskontrollverfahren mit den Schritten:
a) Auslesen von Datensätzen, die Schließinformationen enthalten, aus einer Identkarte
in einen Speicherbereich eines Mikrocontrollers eines die Identkarte haltenden Kartenhalters;
b) Entschlüsseln der Datensätze
c) Durchführen einer Zutrittskontrollaktion durch den Mikrocontroller; und
d) Löschen der Datensätze im Mikrocontroller.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Datensätze je eine individuelle Schlüsselidentnummer
aufweisen.
8. Verfahren zum Vereinigen von Firmenausweis und Schlüsselfunktion mit den Schritten:
A) Speichern verschlüsselter Datensätze, die Schließinformationen enthalten, auf einer
Identkarte;
B) Einführen der Identkarte in einen Kartenhalter gemäß einer der Ansprüche 1 bis
5;
C) Durchführen eines Zutrittskontrollverfahrens nach Anspruch 6 oder 7.