[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Backofen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches
1.
[0002] Ein derartiger Backofen ist allgemein bekannt, wobei die Backofenmuffel mit einer
Emailschicht versehen ist. Die Emailbeschichtung dient zum einen als Antikorrosionsschicht
und zum anderen als Antioxidationsschicht. Weiterhin wird durch die Emailschicht die
Reinigbarkeit der Backofenmuffel verbessert und die Oberflächenhärte vergrößert. Zuletzt
wird durch das Email die Optik der Backofenmuffel bestimmt. Diese Funktionen werden
durch das Email bei Schichtstärken von typisch 100 bis 200 µm realisiert. Nachteilig
an derartigen Schutzschichten aus Email sind insbesondere deren Sprödigkeit und die
durch die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten von Email und Muffelmaterial
entstehenden Zug- und Druckspannungen, die zu Bauteilverformungen, Rissen oder Abplatzern
des Emails führen können.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, bei einem Backofen nach dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1 die Gebrauchseigenschaften der Backofenmuffel zu verbessern.
[0004] Erfindungsgemäß ist dies bei einem Backofen mit den Merkmalen des Patentanspruches
1 erreicht. Gemäß dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 ist die Schutzschicht
als Sol-Gel-Hartschicht realisiert. Auf der Sol-Gel-Hartschicht ist eine Sol-Gel-Hautschicht
ist eine Sol-Gel-Funktionalschicht vorgesehen, die verschiedene Bereiche der Muffelwände
mit besonderen Eigenschaften ausstattet. Diese Eigenschaften können beispielsweise
sein, eine besonders einfache Reinigbarkeit, ein besonderes Gleitverhalten oder katalytische
Eigenschaften. Vorteilhafterweise ist die Funktionalschicht als etwa 10 µm, insbesondere
etwa 2 bis 3 µm starke Schicht realisiert. Aufgrund der Sol-Gel-Technik verfügen die
aufgebrachten Schichten trotz ihrer geringen Dicke sowohl aufeinander als auch auf
dem Metall über eine große Stabilität und ein großes Anhaftvermögen.
Die Stärke der Schutzschicht ist geringer als etwa 30 µm, insbesondere geringer als
20 µm und bevorzugter Weise zwischen etwa 5 und 10 µm ist. Infolge der geringen Schichtstärke
treten in der Muffelwand nur geringe Spannungen auf. Weiterhin ist eine sehr gute
Wärmeleitung von den Heizelementen bzw. der Muffelwand zum Muffelinneren sichergestellt
und ist eine geringe Rißanfälligkeit der Schutzschicht bzw. eine geringe Wahrscheinlichkeit
von Abplatzern realisiert. Diese dünne Schutzschicht stellt einen ausreichenden Korrosions-
und Oxidationsschutz sowie einen harten Oberflächenschutz für das Metall dar.
[0005] Derartig dünne Schutzschichten können verfahrenstechnisch einfach bevorzugterweise
in Sol-Gel-Technik realisiert sein. Dabei ist die Sol-Gel-Schicht beispielsweise in
einem einfachen Tauchverfahren auf die Muffelwände aufbringbar. Insbesondere sind
bei der Sol-Gel-Technik die im Vergleich zur Emailierungstechnik niedrigen Einbrenntemperaturen
von etwa 450 bis 500 °C günstig. Auch sind die aufgebrachten Sol-Gel-Schichten für
die bei Garvorgängen typischen Temperaturen geeignet. Bevorzugter Weise besitzt die
Hartschicht eine Stärke von 5 bis 10 µm.
[0006] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die Schutzschicht transparent und dient
die Innenseite der Muffelwand als Reflektor. Dies ist insbesondere dann günstig, wenn
mit Hilfe von Wärmestrahlung im Infrarotbereich oder im sichtbaren Licht-Bereich gegart
wird. Derartige Transparentschichten sind als Sol-Gel-Schichten problemlos darstellbar.
[0007] Falls die Backofenmuffel aus Aluminium besteht, kann die Schutzschicht als anodisierte,
insbesondere hartanodisierte Aluminiumoxidschicht realisiert sein. Diese Oxidschicht
zeichnet sich insbesondere durch ihre ausgezeichnete Härte und Glätte aus.
[0008] Ein besonders guter Wärmeübergang vom Heizelement zur Muffelwand bzw. zum Garraum
und eine diesbezüglich hervorragende Wärmeverteilung ist dadurch erreichbar, daß die
Muffelwand eine isolierende Schutzschicht im µm-Bereich aufweist, auf der das Heizelement
mittels Dickschichttechnik direkt aufgebracht ist. Gegebenenfalls kann das Heizelement
auch mit aufwendigeren Beschichtungsverfahren, beispielsweise der Dünnschichttechnik,
realisiert sein.
[0009] Aufgrund der dünnen Schutzschichten treten beim Aufheizen der Backofenmuffel trotz
der unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten der Schutzschicht und der Muffelwand
lediglich geringe Spannungen in der Backofenmuffel auf. Deshalb kann die Stärke der
Muffelwand auch auf beispielsweise etwa 0,4 mm verringert werden.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die Backofenmuffel durch einen Stabilisierungsrahmen
von außen abgestützt. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn die Dicke der Muffelwand
nur etwa 0,3 bis 0,5 mm beträgt. Durch diese nahezu Halbierung der Wandstärke der
Backofenmuffel im Vergleich zum bisher bekannten Stand der Technik werden die Aufheizzeiten
und die Wärmeverteilung weiterhin deutlich verbessert. Zudem kann durch die geringe
Materialstärke Material eingespart werden. Außerdem wird das Gewicht der Backofenmuffel
deutlich reduziert.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist der Stabilisierungsrahmen im wesentlichen
durch eine Backofenisolation gebildet. Diese muß zum einen ausreichend nachgiebig
sein, um die räumliche Vergrößerung der Backofenmuffel beim Aufheizen mitmachen zu
können, und zum anderen steif genug sein, um die dünnwandige Backofenmuffel ausreichend
stabilisieren zu können. Es zeigen:
- Fig. 1 bis Fig. 4
- in perspektivischen Ansichten von vorne die Backofenmuffel nach verschiedenen Verfahrensschritten
zu deren Herstellung.
[0012] Fig. 1 zeigt eine quaderförmige Backofenmuffel 1 aus Edelstahl mit fünf Muffelwänden
3. Dies sind die beiden Seitenwände, eine Boden- und eine Deckwand sowie eine Rückwand.
Die Beschickungsöffnung der Backofenmuffel 1 umzieht ein Muffelflansch 5. Die Backofenmuffel
1 ist einstückig in einem Hydroumformverfahren hergestellt. Bei diesem Tiefziehverfahren
weist die Backofenmuffel im Unterschied zu herkömmlichen mechanisch tiefgezogenen
Teilen Mängel, wie ungleichmäßige und große Wanddickenveränderungen, sichtbare Ziehspuren
und einen Ziehwulst, sowie verminderte Oberflächenqualität und verminderte Formgenauigkeit
nicht auf. Mit Hilfe der Sol-Gel-Technologie werden in einem Tauch- oder Spritzverfahren
eine Muffelinnenseite 7 und eine Muffelaußenseite 9 mit einer Sol-Gel-Schicht 11 beschichtet
(Fig. 2). Dabei wird aus einer Lösung (Sol) durch kontrollierte Kondensationsmethoden
ein kolloides System im Mikrometer-Maßstab (Gel) erzeugt. Dieses Gel wird durch Trocknen
infolge Lösungsmittelentzug verdichtet und anschließend in geeigneter Weise ausgehärtet
bzw. bei einer Temperatur von etwa 450 bis 500°C eingebrannt. Während dieses Prozesses
wird die Sol-Gel-Schicht über chemische Verbindungen mit dem Untergrund besonders
fest verbunden. Die dabei entstehende Sol-Gel-Schicht ist etwa 10 µm dick und bildet
auf der Muffelwand 3 aus Edelstahl beidseitig eine harte Oberfläche mit elektrischen
Isolationseigenschaften. Weiterhin bildet sie einen Anlauf- und Oxidationsschutz für
das Edelstahl. Auf die Sol-Gel-Hartschicht sind in zumindest einem weiteren Prozeßschritt
in Sol-Gel-Technik Funktionalschichten auf verschiedene Bereiche der Muffelinnenseite
7 aufgebracht. Abhängig vom Ort in der Backofenmuffel 1 sind durch die Sol-Gel-Funktionalschichten
insbesondere Antihaft-, Gleit- und Katalyseeigenschaften bereitgestellt. Die Sol-Gel-Funktionalschichten
haben dabei eine Dicke von etwa 3 µm. Die aus den beiden Sol-Gel-Schichten 11 gebildete
Schutzschicht ist derart transparent, daß die zur Zubereitung von Speisen relevante
Wärmestrahlung im Infrarot- bzw. im sichtbaren Licht-Bereich die Schutzschicht durchdringen
kann und von der Edelstahloberfläche ins Muffelinnere optimal reflektiert werden kann
(Fig. 2). Bei Bedarf ist auch eine transparente oder deckende Einfärbung der Schichten
möglich.
[0013] Auf die Sol-Gel-Hartschicht sind in einem nachfolgenden Verfahrensschritt auf der
Muffelaußenseite 9 mäanderförmige Heizleiter 13 in Dickschichttechnik aufgetragen
(Fig. 3). Aufgrund der besonders dünnen Isolationsschicht zwischen dem Heizleiter
13 und der Muffelwand 3 ist ein besonders günstiger und gleichmäßiger Wärmeübergang
möglich. Die Heizleiter 13 können über Leiteranschlüsse 15 mit elektrischer Spannung
versorgt werden.
[0014] Gemäß Fig. 4 ist die Backofenmuffel 1 schließlich in eine Muffelisolation 17 aus
faserfreiem Isolationsmaterial, z.B. Perlite, eingebettet. Durch den Isolationsmantel
ist die Backofenmuffel 1, deren Wandstärke lediglich 0,4 mm beträgt, stabilisiert.
Weiterhin ist die Isolationsschale 17 ausreichend nachgiebig gestaltet, um bei der
thermischen Ausdehnung der Backofenmuffel 1 beim Aufheizen während eines Backvorgangs
nicht zu reißen.
1. Backofen mit einer frontseitig durch eine Tür verschließbaren metallischen Backofenmuffel,
deren Muffelwände Heizelemente zum Beheizen des Garraumes auf über etwa 180 °C bzw.
des darin angeordneten Gargutes zugeordnet sind, mit einer die Muffelwände zumindest
an der Innenseite bedeckenden Schutzschicht, wobei die Stärke der Schutzschicht (11)
geringer als etwa 30 µm ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht als Sol-Gel-Hartschicht (11) realisiert ist, und dass auf der Sol-Gel-Hartschicht
eine Sol-Gel-Funktionalschicht (11) vorgesehen ist, die verschiedene Bereiche der
Muffelwände mit besonderen Eigenschaften ausstattet.
2. Backofen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , dass unterschiedliche Flächenbereiche der Muffelwände (3) unterschiedliche Funktionalschichten
aufweisen.
3. Backofen nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Muffelwand zumindest zum Teil eine isolierende Schutzschicht aufweist, auf der
das Heizelement (13) mittels Dickschichttechnik aufgebracht ist.
4. Backofen nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Stabilisierungsrahmen die Backofenmuffel (1) von außen stützt, und dass der Stabilisierungsrahmen
im wesentlichen durch eine Backofenmuffelisolation (17) gebildet ist.
5. Backofen nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke der Muffelwand (3) etwa 0,3 bis 0,5 mm beträgt.