[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Stuhl, insbesondere Bürostuhl, mit einer über
einen Lehnenträger an einem Sitzträger angelenkten Rückenlehne und mit einer synchron
hierzu bewegbaren Sitzfläche, deren vorderer Bereich über eine Schiebeführung und
deren hinterer Bereich über einen Sitzlenker mit dem Sitzträger verbunden ist.
[0002] Sitzmöbel und insbesondere Stühle, bei denen sich deren Sitzfläche und deren Rückenlehne
synchron bewegen, sind mit verschiedenen Synchronmechaniken in Gebrauch. Die Synchronmechanik
dient dazu, bei Verstellung der Rückenlehne gleichzeitig die Position der Sitzfläche
zu verändern.
[0003] So ist aus der DE 42 19 599 A1 ein Stuhl oder Sessel mit synchron verstellbarer Neigung
von Rückenlehne und Sitz bekannt. Bei diesem Stuhl wird mittels eines an der Sitzfläche
in deren hinteren Bereich einerseits und am Sitzträger andererseits angelenkten Sitzlenker
mit zunehmender Neigung der Rückenlehne die Sitzfläche angehoben, wobei gleichzeitig
ein einerseits mit der Sitzfläche und andererseits mit dem Lehnenlenker drehbar verbundener
Schlepphebel die Sitzfläche nach hinten zieht. Aufgrund dieses Anhebens der Sitzfläche
im hinteren, der Rükkenlehne zugewandten Bereich kann der Benutzer beim Zurücklehnen
der Rükkenlehne auf der Sitzfläche nach vorne rutschen. Bei einer Synchronbewegung
von Rückenlehne und Sitzfläche sollte sich die Sitzfläche jedoch zumindest soweit
nach hinten und nach unten neigen, dass die vom Benutzer beim Zurücklehnen auf den
Sitz oder die Sitzfläche ausgeübte Schubkraft aufgenommen bzw. aufgefangen wird.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Stuhl, insbesondere einen Bürostuhl,
mit besonders geeignetem und einfach realisierbarem Synchronmechanismus anzugeben.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 1. Dazu
ist einerseits der Abstand des den Sitzlenker mit der Sitzfläche verbindenden oberen
Drehpunktes zur Rückenlehne kleiner als der Abstand des den Sitzlenker mit dem Sitzträger
verbindenden unteren Drehpunktes zur Rückenlehne. Dadurch erfolgt mit zunehmender
Neigung der Rückenlehne keine Anhebung, sondern vorteilhafterweise eine Absenkung
der Sitzfläche. Andererseits ist zur Synchronisation zwischen der Bewegung der Rückenlehne
und der Bewegung der Sitzfläche eine Schiebeführung zwischen dem Sitzlenker und dem
Lehnenträger vorgesehen.
[0006] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass bei einem Stuhl oder Sitzmöbel
mit verstellbarer Sitzfläche und verstellbarer Rückenlehne die Verstellmöglichkeiten
von Sitzfläche einerseits und Rückenlehne andererseits zunächst unabhängig voneinander
betrachtet werden können. Die Konstruktion weist somit zunächst zwei Freiheitsgrade
auf. Die Verstellmöglichkeit der Rückenlehne weist dabei lediglich einen einzigen
Freiheitsgrad auf, wenn die Anlenkung der Rükkenlehne am Sitzträger in einfacher Weise
über den mit der Rückenlehne starr verbundenen Lehnenträger realisiert wird, der am
Sitzträger über eine einzige Drehachse drehbar befestigt ist. Darüber hinaus kann
die Sitzfläche komplexere Verstellmöglichkeiten aufweisen, wobei analog zur Verstellbarkeit
der Rückenlehne dennoch davon ausgegangen werden kann, dass auch die Einstellmöglichkeiten
der Sitzfläche mit einem einzigen Freiheitsgrad beschreibbar sind. Die Bewegung der
Sitzfläche kann hierbei sowohl eine Translation als auch eine Kippbewegung oder eine
Kombination verschiedener Bewegungsformen sein.
[0007] Eine Kopplung der Bewegungen der Sitzfläche einerseits und der Rückenlehne andererseits
sollte dabei zunächst sicherstellen, dass jeder möglichen Position der Rückenlehne
eine Position der Sitzfläche zugeordnet ist, wodurch die gesamte Konstruktion auf
einen Freiheitsgrad beschränkt wird. Diese Anforderungen sowie ein sowohl dauerhaft
stabiler als auch konstruktiv einfach ausgeführter Kopelmechanismus werden durch eine
Schiebeführung des mit der Sitzfläche drehbar verbundenen Sitzlenkers gegenüber dem
Lehnenträger erfüllt. Dadurch ist insgesamt eine besonders einfache Synchronmechanik
gegeben. Hierzu kann ein am Sitzlenker angeordneter Mitnehmerbolzen in einem im Lehnenträger
vorgesehenen Langloch geführt sein. Alternativ können der Mitnehmerbolzen am Lehnenträger
und die Langlochführung im Sitzlenker vorgesehen sein.
[0008] Die im vorderen Sitzbereich vorgesehene Schiebeführung kann durch ein im Sitzträger
vorgesehenes Langloch und eine darin geführte, mit der Sitzfläche starr verbundene
Achse oder durch einen Zylinder realisiert sein. Unabhängig davon ist vorteilhafterweise
eine in Richtung auf den Sitzträger schräg nach unten verlaufende vordere Schiebeführung
vorgesehen. Durch die geneigte Anordnung der als Längenausgleichselement wirksamen
vorderen Schiebeführung der Sitzfläche wird nicht nur ein unerwünschtes Anheben der
Vorderkante der Sitzfläche beim Zurückneigen der Rückenlehne vermieden, sondern vielmehr
eine Absenkung der Vorderkante der Sitzfläche beim Zurückneigen der Rückenlehne erreicht.
Diese Absenkung ist umso stärker ausgeprägt, je mehr die Neigung der Schiebeführung
von der Horizontalen abweicht und in Richtung zur Vertikalen verläuft.
[0009] Durch die vom mit der Sitzfläche verbundenen oberen Drehpunkt des Sitzlenkers ausgehende
Neigung des Sitzlenkers nach vorne und nach unten wird in ergonomischer Hinsicht der
Komfort dadurch erhöht, dass sich die Sitzfläche beim Zurückneigen der Rückenlehne
hauptsächlich in ihrem hinteren Bereich absenkt, während sich gleichzeitig die Vorderkante
der Sitzfläche nach hinten und nach unten bewegt. Dadurch erhält die Sitzfläche in
gewünschter Art und Weise in deren hinteren Bereich einen größeren Bewegungsspielraum
als in deren vorderen Bereich.
[0010] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Darin zeigen:
- Fig. 1
- in schematischer Seitenansicht einen Bürostuhl in Ruheposition mit einer ersten Variante
einer Schiebeführung zwischen einem Lehnenträger und einem Sitzlenker,
- Fig. 2
- den Bürostuhl gemäß Fig. 1 in nach hinten zurückgeneigter Endstellung,
- Fig. 3
- in einer Darstellung gemäß Fig. 1 eine zweite Variante der Schiebeführung zwischen
Lehnenträger und Sitzlenker, und
- Fig. 4
- den Bürostuhl gemäß Fig. 3 in nach hinten zurückgeneigter Endstellung.
[0011] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0012] Der als Bürostuhl ausgebildete Stuhl 1 gemäß Fig. 1 umfasst einen fest mit einem
nur teilweise dargestellten Standfuß 2 verbundenen Sitzträger 3. Mit dem Sitzträger
3 ist über einen Lehnenlenker 4 eine Rückenlehne 5 drehbar verbunden. Die Rückenlehne
5 ist dabei aus der in den Figuren 1 und 3 gezeigten Ruheposition heraus in die in
den Figuren 2 bzw. 4 dargestellte zurückgeneigte Position oder Stellung nach hinten
neigbar. Die Neigung der Rückenlehne 5 erfolgt dabei durch eine Drehung um einen Drehpunkt
D1. Dazu ist der mit der Rückenlehne 5 fest verbundene Lehnenlenker 4 mit dem Sitzträger
3 über eine Drehachse A verbunden, wobei der Drehpunkt D1 im Wesentlichen durch die
Mittelachse dieser Drehachse A gegeben ist.
[0013] Am Sitzträger 3 ist weiterhin eine Sitzfläche 6 über einen im Ausführungsbeispiel
geraden Sitzlenker 7 angelenkt. Dieser kann jedoch auch in Richtung auf die Sitzfläche
6 konvex gewölbt oder gebogen ausgeführt sein. Der Sitzlenker 7 ist mit dem Sitzträger
3 über ein Drehgelenk D2 und mit der Sitzfläche 6 in deren hinteren Bereich, d.h.
in der der Rückenlehne 5 zugewandten hinteren Sitzhälfte 6b über ein Drehgelenk D3
drehbar verbunden. Die Drehpunkte D2 und D3 sind wiederum durch entsprechende Drehachsen
A realisiert, über die der Sitzlenker 7 mit dem Sitzträger 3 einerseits und mit der
Sitzfläche 6 andererseits drehbar verbunden ist.
[0014] Im vorderen Bereich, d.h. in der der Rückenlehne 5 abgewandten vorderen Sitzhälfte
6a ist die Sitzfläche 6 über eine Schiebeführung 8 mit dem Sitzträger 3 verbunden.
Die Schiebeführung 8 kann in nicht näher dargestellter Weise als Langloch im Sitzträger
3 und darin geführter, mit der Sitzfläche 6 verbundener starrer Achse 9 oder - wie
dargestellt - als im Sitzträger 3 geführter Zylinder ausgeführt sein. Dieser ist dann
mit der Sitzfläche 6 über die Achse 9 drehbar verbunden. Dabei verläuft die Schiebeführung
8 in Richtung auf den Standfuß 2 geneigt. Der Neigungswinkel α zwischen der Schiebeführung
8 und der Vertikalen V beträgt dabei α = (45 ± 30)°, wobei α vorzugsweise 45° ist.
[0015] Zur Synchronisation der Bewegung der Rückenlehne 5 und der Bewegung der Sitzfläche
6 ist bei der in den Figuren 1 und 2 dargestellten Variante ein am Sitzlenker 7 angeordneter
Mitnehmerbolzen 10a in einem im Lehnenträger 4 vorgesehenen Langloch 10b unter Bildung
einer Schiebeführung 10 geführt. Alternativ ist gemäß der in den Figuren 3 und 4 dargestellten
Variante zur Bildung der Schiebeführung 10 der Mitnehmerbolzen 10a am Lehnenträger
4 angeordnet, während das Langloch 10b im Sitzlenker 7 vorgesehen ist.
[0016] Wird die Rückenlehne 5 durch Neigung nach hinten in die in den Figuren 2 und 4 dargestellte
Position gebracht, so wird durch diese Neigung der Lehnenträger 4 im Uhrzeigersinn
gedreht und damit der Sitzlenker 7 zusammen mit der Sitzfläche 6 nach unten bewegt.
Dabei nimmt der Winkel β zwischen dem Sitzlenker 7 und der Vertikalen V von etwa 45°
bis 60° auf etwa 90° zu. In der Endstellung liegt der Sitzlenker 7 somit nahezu horizontal.
[0017] Infolge der Neigung der Rückenlehne 4 senkt sich zusammen mit dem Drehpunkt D3 die
Sitzfläche 6 in ihrem hinteren Bereich 6b ab. Gleichzeitig bewegt sich die Vorderkante
11 der Sitzfläche 6 nach hinten und nach unten, wobei der dazu erforderliche Längenausgleich
durch die vordere Schiebeführung 8 erfolgt.
[0018] Die dadurch bedingte Verschiebung der Vorderkante 11 der Sitzfläche 6 zum in Fig.
1 bzw. 3 dargestellten Punkt 11' ist durch den Längenpfeil 12 veranschaulicht. Diese
Absenkung der vorderen Sitzkante 13 ist geringer als die Absenkung des hinteren Bereichs
6b der Sitzfläche 6, so dass diese insgesamt abgesenkt und im Uhrzeigersinn geneigt
wird.
[0019] In nach hinten zurückgeneigter Stellung liegt der den Sitzlenker 7 mit der Sitzfläche
6 verbindende obere Drehpunkt D3 bezogen auf die Sitzfläche 6 tiefer als der den Lehnenlenker
4 mit dem Sitzträger 3 verbindende Drehpunkt D1, während dieser in der Ruheposition
unterhalb des Drehpunktes D3 liegt.
[0020] Bezugszeichenliste
- 1
- Stuhl
- 2
- Standfuß
- 3
- Sitzträger
- 4
- Lehnenlenker
- 5
- Rückenlehne
- 6
- Sitzfläche
- 6a
- vordere Sitzhälfte
- 6b
- hintere Sitzhälfte
- 7
- Sitzträger
- 8
- Schiebeführung
- 9
- Achse
- 10
- Schiebeführung
- 10a
- Mitnehmerbolzen
- 10b
- Langloch
- 11
- Sitzvorderkante
- 12
- Pfeil
- A
- Drehachse
- a,b
- Abstand
- α,β
- Neigungswinkel
- D1 bis D3
- Drehpunkt
- V
- Vertikale
1. Stuhl, insbesondere Bürostuhl, mit einer über einen Lehnenträger (4) an einem Sitzträger
(3) angelenkten Rückenlehne (5) und mit einer synchron hierzu bewegbaren Sitzfläche
(6), deren vorderer Bereich (6a) über eine Schiebeführung (8) und deren hinterer Bereich
(6b) über einen Sitzlenker (7) mit dem Sitzträger (3) verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Abstand (a) des den Sitzlenker (7) mit der Sitzfläche (6) verbindenden oberen
Drehpunktes (D3) zur Rückenlehne (5) kleiner ist als der Abstand (b) des den Sitzlenker
(7) mit dem Sitzträger (3) verbindenden unteren Drehpunktes (D2) zur Rückenlehne (5),
und dass zur Synchronisation zwischen der Bewegung der Rückenlehne (5) und der Bewegung
der Sitzfläche (6) eine Schiebeführung (10) zwischen dem Sitzlenker (7) und dem Lehnenträger
(4) vorgesehen ist.
2. Stuhl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Synchronisation zwischen der Bewegung der Rückenlehne (5) und der Bewegung der
Sitzfläche (6) ein am Sitzlenker (7) angeordneter Mitnehmerbolzen (10a) in einem im
Lehnenträger (4) vorgesehenen Langloch (10b) geführt ist.
3. Stuhl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Synchronisation zwischen der Bewegung der Rückenlehne (5) und der Bewegung der
Sitzfläche (6) ein am Lehnenträger (4) angeordneter Mitnehmerbolzen (10a) in einem
im Sitzlenker (7) vorgesehenen Langloch (10b) geführt ist.
4. Stuhl nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass im vorderen Bereich (6a) der Sitzfläche (6) eine in Richtung auf den Sitzträger (3)
schräg nach unten verlaufende Schiebeführung (8) vorgesehen ist.
5. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass in nach hinten zurückgeneigter Stellung der Rückenlehne (5) der den Sitzlenker (7)
mit der Sitzfläche (6) verbindende obere Drehpunkt (D3) bezogen auf die Sitzfläche
(6) tiefer liegt als ein den Lehnenträger (4) mit dem Sitzträger (3) verbindender
Drehpunkt (D1).