[0001] Die Erfindung betrifft eine Zugeinheit zum Ziehen von langgestrecktem Material, insbesondere
zur Querschnittsverminderung, in einer Ziehstufe, wobei die Zugeinheit zumindest einen
Ziehschlitten mit Antriebsmitteln für den Ziehschlitten aufweist. Zudem betrifft die
Erfindung eine Ziehstraße mit mindestens zwei Zugeinheiten.
[0002] Ziehmaschinen dienen zum Ziehen von länglichen metallischen Gegenständen, wie Rohre,
Stränge oder Stangen, durch ein Ziehwerkzeug. Es wird zwischen kontinuierlich arbeitenden
Ziehmaschinen, bei denen die Länge des Ziehgutes die Abmessung der Maschine um ein
Vielfaches überschreiten kann, und diskontinuierlich arbeitenden Ziehmaschinen, wie
Ziehbänke, unterschieden.
[0003] Ein Beispiel für eine kontinuierlich arbeitende Geradeausziehmaschine ist aus der
DE-OS 28 52 071 bekannt. Diese offenbart eine Schlittenziehmaschine mit einer Zugeinheit,
die zwei in Gleitbahnen am Maschinenrahmen parallel zur Ziehrichtung geführte Ziehschlitten
aufweist. Diese beiden gegenläufig sich hin- und herbewegenden Ziehschlitten ziehen
das Ziehgut im Hand-an-Hand-Betrieb endlos. Zur Durchführung dieser Hubbewegung sind
die Ziehschlitten jeweils mit einem zweiarmigen Hebel verbunden, die mittels einer
auf einer gemeinsamen Achse sitzenden Doppelkurvenscheibe gegenläufig hin- und hergeschwenkt
werden.
[0004] Ein weiterhin bekanntes Antriebssystem, wie es beispielsweise in der EP 0 371 165
A1 beschrieben ist, umfaßt eine rotierende Trommel mit kurvenförmig auf der Oberfläche
verlaufenden Stegen zur Erzeugung der gegenläufigen Ziehschlittenbewegungen.
[0005] Die basierend auf solchen Antrieben kurze und nicht erweiterbare Hublänge der Ziehschlitten
führt dazu, daß der Hub zu einem großen Teil aus Beschleunigungs- und Bremsweg besteht.
Um eine hohe mittlere Ziehgeschwindigkeit zu erreichen, muß mit sehr hohen Hubfrequenzen
gearbeitet werden. Die Hubfrequenz ist aber nicht beliebig erhöhbar, da sie durch
die an den Umkehrpunkten der Ziehschlitten entstehenden Massekräfte begrenzt wird.
[0006] Bei der Durchführung von mehreren Ziehvorgängen mit jeweils vermindertem Querschnitt
auf hintereinander angeordneten Ziehmaschinen wird das Ziehgut herkömmlicherweise
aufgetrommelt und im Bund zum Anfang der nächsten Ziehmaschine weitertransportiert.
Aus der EP 0182922 A1 ist eine Kopplungseinheit beschrieben, um mehrere Geradeausziehmaschinen
direkt und ohne Zwischentrommelung des Ziehgutes hintereinanderzuschalten und gleichzeitig
arbeiten zu lassen. Diese Kopplung von Ziehmaschinen wird mittels einer Führungseinrichtung
zwischen den jeweiligen Ziehmaschinen erreicht, die das Ziehgut einerseits in die
Ziehdüse der nachfolgenden Ziehmaschine führt und andererseits das Ziehgut aus der
geraden Flußrichtung ablenkt. Diese Auslenkung des Ziehgutes aus der Geraden schafft
einen Pufferbereich für die Bewegung des Ziehgutes, so daß die vorangehende, im kontinuierlichen
Ziehprozeß arbeitende Ziehmaschine ungestört in diesen entstehenden Bogen hinein das
Ziehgut transportieren kann, während die nachfolgende Ziehmaschine im intermittierenden
Betrieb während des Ziehbeginns das ankommende Ziehgut übernehmen kann.
[0007] Werden zwei oder mehr Ziehmaschinen hintereinandergeschaltet, muß das gezogene Material
zwischen den einzelnen Ziehmaschinen nach dem Stand der Technik entweder aufgetrommelt
werden oder aus der Geraden ausgelenkt und mittels eines Verformungselementes in eine
Bogenform geführt werden, was einen hohen prozeßtechnischen sowie maschinenbaulichen
Aufwand bedeutet.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Zugeinheit mit geringerem maschinenbaulichem
Aufwand sowie eine mehrere Zugeinheiten umfassende Ziehstraße mit geringerem maschinenbaulichem
Aufwand bei gleichzeitig geringerem Prozeßaufwand bereitzustellen.
[0009] Diese Aufgabe wird durch eine Zugeinheit mit den Merkmalen nach Anspruch 1 sowie
durch eine Ziehstraße mit den Merkmalen des Anspruchs 9 gelöst. Vorteilhafte Weiterentwicklungen
sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0010] Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, daß die Zugeinheit nach einer Modulbauweise zusammensetzbar
ist und hierzu umfaßt: mindestens ein Laufbahn-Modul, welches durch unmittelbare Verbindung
mit mindestens einem weiteren Laufbahn-Modul zu einer durchgehenden Laufbahn zusammensetzbar
ist sowie mindestens ein Halteelement-Modul zum Befestigen eines Ziehwerkzeuges mit
der Zugeinheit, wobei die Antriebsmittel für die Schlitten einzeln angesteuerte Linearmotoren
für einen unabhängigen Bewegungsablauf des jeweiligen Ziehschlittens entlang der Laufbahn
umfassen, wobei die Laufbahn Teil des Linearmotors ist.
[0011] Grundgedanke der Erfindung ist der modulartige Aufbau einer Zugeinheit aus einzelnen
Laufbahn-Modulen, wobei die Grundeinheit nur ein Laufbahn-Modul umfaßt. Ein Laufbahn-Modul
weist mindestens ein Halteelement-Modul zur lösbaren Aufnahme eines Ziehwerkzeugs
auf. Die Halteelement-Module selbst sind ebenfalls lösbar bzw. entlang der Zugeinheit
bzw. deren Maschinenrahmen verschiebbar angeordnet. Ein Laufbahn-Modul kann auch mit
mehreren Halteelement-Modulen versehen sein, wobei nicht alle Halteelement-Module
ein Ziehwerkzeug aufnehmen müssen. Eine Zugeinheit weist mindestens einen Ziehschlitten
auf, dessen Antriebsmittel mindestens einen Linearmotor umfassen. Die Laufbahn ist
hierbei Teil des Linearmotors.
[0012] Neben dem modulen Aufbau der Zugeinheit ist vorzugsweise auch der Linearmotorantrieb
für einen jeweiligen Ziehschlitten modulartig aufgebaut, indem ein Linearmotor als
Linearmotorkomplex für einen Ziehschlitten ein oder mehrere Linearmotoreinheiten umfaßt.
Eine Linearmotoreinheit umfaßt hierbei einen Primär- und einen Sekundärteil. Der stationäre
Teil - entweder Primär- oder Sekundärteil - der jeweiligen Linearmotoreinheiten ist
in die Laufbahn-Module integriert, der andere bewegliche Teil ist mit den zu verfahrenden
Schlitten verbunden. Je nach Antriebsleistung für den jeweiligen Ziehschlitten wird
der Linearmotorkomplex mit unterschiedlich beschaffenen und/oder unterschiedlich vielen
Linearmotoreinheiten bestückt.
[0013] Durch modulartigen Aufbau einer Zugeinheit sowie auch durch modulartigen Aufbau der
Linearmotor-Antriebsmittel für einen Ziehschlitten kann eine Zugeinheit variabel aufgebaut
werden. Es kann eine Vielzahl von Konfigurationen mit im Verhältnis geringem maschinenbaulichen
Aufwand erreicht werden.
[0014] Das Laufbahn-Modul einer Zugeinheit ist dabei so gestaltet, daß es durch unmittelbare
Verbindung mit mindestens einem weiteren Laufbahn-Modul zu einer durchgehenden Laufbahn
zusammensetzbar ist. Auf diese Weise kann eine Zugeinheit beliebig zu einer zusammenhängenden
Laufbahnlänge zusammengesetzt werden, um die Zahl der Ziehschlitten bei gleichem Arbeitshub
oder die Hublänge bei gleicher Zahl an Ziehschlitten zu vergrößern.
[0015] Durch Verwendung von Linearmotoren ist die Hublänge bzw. der Verfahrweg des einzelnen
Schlittens nicht mehr beschränkt. Linearmotoren lassen sich genau steuern oder regeln
und ermöglichen eine schnelle Beschleunigung und schnelle Bremswirkung. Unter Ausnutzen
eines insgesamt längeren Hubweges wird die durchschnittliche Ziehgeschwindigkeit insgesamt
höher, da der Beschleunigungs- bzw. Bremsweg anteilsmäßig kürzer ist. Zudem wird es
möglich, daß die jeweiligen Schlitten auf dem Vor- und dem Rückweg mit unterschiedlichen
Geschwindigkeiten verfahren werden können. Hierdurch lassen sich die Ziehschlitten
wieder schneller in Zieheingriff bringen.
[0016] Vorzugsweise ist der stationäre Sekundärteil des Linearmotorantriebes für die jeweiligen
Ziehschlitten als eine Mittelschiene ausgebildet, wobei die Ziehschlitten entlang
äußerer Führungsschienen geführt werden. Alternativ kann der stationäre Sekundärteil
als zwei parallel verlaufende Außenschienen eines Laufbahnmoduls und die Führung als
Mittelschiene ausgebildet sein. Vorzugsweise ist diese Führung ebenfalls modulartig
aus einzelnen Führungs-Modulen zusammengesetzt. Auf diese Weise kann die Laufbahn
bzw. Führung einer Zugeinheit je nach Wunsch, beispielsweise in Abhängigkeit der Anzahl
der Ziehschlitten, verlängert oder auch verkürzt werden. Es wird vorgeschlagen, daß
die Länge eines Laufbahnmoduls der Länge eines Führungs-Moduls entspricht, um eine
Änderung einer Zugeinheit mit geringem baulichen Aufwand zu erreichen.
[0017] Die einzelnen Laufbahn-Module sowie analog die einzelnen Führungs-Module können vorzugsweise
untereinander unterschiedliche Längen aufweisen. Auf diese Weise kann vom Betreiber
der Zugeinheit bestimmt werden, mit welchen individuellen Modulen eine Einheit in
Abhängigkeit der jeweiligen Anforderungen, aber auch der jeweiligen baulichen Voraussetzungen
zusammengebaut wird.
[0018] Ein einzelnes Laufbahn-Modul kann mit mehreren Halteelement-Modulen ausgerüstet werden,
die es erlauben, die Plazierung des Ziehwerkzeugs je nach Anforderung zu bestimmen.
Hierzu weisen die Halteelement-Module vorzugsweise ein Arretierungsteil sowie eine
Halteteil auf. Das Halteteil, das das Ziehwerkzeug umgreift, wird in das Arretierungsteil,
das mit der Führung am Maschinenrahmen verbunden ist, montiert.
[0019] In Weiterführung des erfinderischen Gedankens wird eine Ziehstraße vorgeschlagen,
die nach der Modulbauweise aus mindestens zwei erfindungsgemäß vorgeschlagenen Zugeinheiten
zusammengesetzt ist. Die Laufbahnmodule von mindestens zwei Zugeinheiten werden unmittelbar
hintereinander zu einer gemeinsamen Laufbahn angeordnet, wobei die Zugeinheiten durch
Ziehwerkzeuge zur Durchführung einer weiteren Ziehstufe getrennt sind. Im Gegensatz
zum Stand der Technik ist aber eine unmittelbare Anordnung des Endes der Laufbahn
einer vorgeordneten Zugeinheit mit dem Anfang bzw. dem Ziehwerkzeug einer nachgeordneten
Zugeinheit möglich, weil die unterschiedlichen Ziehanforderungen in den jeweiligen
Ziehstufen durch die individuell antreibbaren Ziehschlitten einer jeder Zugeinheit
erfüllt werden. Hierzu weist die Ziehstraße eine Rechnereinheit zur Steuerung oder
Regelung des Linearmotors des jeweiligen Ziehschlittens auf sowie Signalleitungen,
die die Rechnereinheit mit jeweils einem Schlitten verbinden zur genauen Abstimmung
der Ziehvorgänge der jeweiligen Ziehschlitten hintereinander angeordneter Zugeinheiten.
Insgesamt ist es durch die Modulbauweise möglich, die verschiedensten Ziehstraßenkonfigurationen
zusammenzustellen.
[0020] Die Linearmotorantriebe der jeweiligen Schlitten können so genau und individuell
gesteuert werden, daß keine Pufferzone zwischen den Zugeinheiten mehr notwendig ist.
Hierbei ergibt sich neben dem fertigungstechnischen Einsparpotential auch der Vorteil,
daß die Ziehstraße weniger Platz als eine herkömmliche Ziehstraße mit Pufferzone bzw.
Ausgleichszone einnimmt. Bei einer Vielzahl von Ziehschlitten auf einer einzigen Laufbahn
und einer entsprechenden Anzahl von Ziehwerkzeugen in Halteelement-Modulen läßt sich
eine Ziehstraße erreichen, die das Ziehgut in einem einzigen Durchgang mit mehreren
Ziehstufen fertigziehen kann.
[0021] Besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform einer Zugeinheit bzw. Ziehstraße mit
einem kombinierten Vorzieh- und Ziehschlitten, der in einem ersten Schritt den Vorziehprozeß
durchführt und in einem sich anschließenden Schritt den Ziehprozeß allein oder mit
weiteren Ziehschlitten durchführt.
[0022] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und aus der nachfolgenden Beschreibung, in der die in den Figuren dargestellten Ausführungsformen
der Erfindung näher erläutert werden. Dabei sind neben den oben aufgeführten Kombinationen
von Merkmalen auch Merkmale alleine oder in anderen Kombinationen erfindungswesentlich.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Zugeinheit nach der Erfindung umfassend ein Laufbahnmodul nach einer ersten Ausführungsform
mit einem separaten Vorziehschlitten und mit einem Ziehschlitten;
- Fig. 2
- eine Zugeinheit nach Fig. 1 umfassend zwei unmittelbar hintereinander angeordnete
Laufbahnmodule mit einem weiteren Ziehschlitten;
- Fig. 3
- eine Zugeinheit nach Fig. 1 umfassend drei unmittelbar hintereinander angeordnete
Laufbahnmodule mit zwei weiteren Ziehschlitten;
- Fig. 4
- eine Ziehstraße umfassend zwei Zugeinheiten nach Fig. 2 mit jeweils zwei Ziehschlitten
und jeweils einem separaten Vorziehschlitten;
- Fig. 5
- eine Zugeinheit nach der Erfindung umfassend ein Laufbahnmodul nach einer zweiten
Ausführungsform mit einem kombinierten Vorzieh- und Ziehschlitten;
- Fig. 6
- die Zugeinheit nach Fig. 5 mit einem zweiten Ziehschlitten;
- Fig. 7
- die Zugeinheit nach Fig. 6 umfassend zwei unmittelbar hintereinander angeordnete Laufbahnmodule
mit einem weiteren Ziehschlitten;
- Fig. 8
- eine Ziehstraße umfassend zwei Zugeinheiten nach Fig. 6 mit jeweils einem kombinierten
Vorzieh- und Ziehschlitten und zwei Ziehschlitten.
[0023] Fig. 1 zeigt eine Zugeinheit 1 zum Ziehen von langgestrecktem Material 2 bzw. Ziehgut
zur Querschnittsverminderung in einer Ziehstufe mittels eines Ziehwerkzeuges 3. Hierbei
weist diese Zugeinheit 1 einen Ziehschlitten 4 und einen Vorziehschlitten 5 auf. Die
Zugeinheit 1 setzt sich aus einem Laufbahn-Modul 6a in Form einer langgestreckten
Metallschiene, einem Führungs-Modul 7a in Form von zwei äußeren Führungsschienen 8,
9 sowie einem Halteelement-Modul 10a zusammen, welches zwischen den beiden Führungsschienen
8, 9 des Führungs-Moduls 7a lösbar befestigt ist. Das Halteelement-Modul 10a setzt
sich aus den eigentlichen Arretierungsteilen 24, die an den Führungsschienen 8, 9
befestigt sind, und einem Halteteil 25 für das Ziehwerkzeug 3 - hier einen Ziehring
- zusammen. In die Arretierungsteile 24 kann das das Ziehwerkzeug aufnehmende Halteteil
25 lösbar montiert werden. Das Laufbahn-Modul 6a ist so ausgerüstet, daß es mit beiden
Enden - hier mit seinem freien Ende 11 - unmittelbar an ein weiteres entsprechendes
Laufbahn-Modul 6b befestigt werden kann, wobei die beiden Laufbahn-Module 6a, b eine
durchgehende Laufbahn 6 bilden (vgl. Fig. 2). Die Laufbahn 6 bzw. das einzelne Laufbahn-Modul
6a, b ist der stationäre Sekundärteil eines Linearmotorkomplexes als Antriebsmittel
sowohl für den Vorzieh- als auch die Ziehschlitten 5, 4. Ein solches Laufbahn-Modul
6a,b kann sich auch wiederum modulartig aus mehreren parallelen nebeneinanderliegenden
Segmenten zusammensetzen (nicht gezeigt).
[0024] Dagegen sind die Primärteile des Linearmotors mit den Schlitten 4, 5 verbunden. Hierzu
sind mehrere Primärteile 12, 13 an der Unterseite des Ziehschlittens angeordnet (verdeckt),
die mit der Laufbahn 6a bzw. mittleren Schiene zusammenwirken. Durch diesen Linearmotor
angetrieben, bewegen sich die beiden Schlitten 4, 5 entlang der Führungsschienen 8,
9 in Ziehrichtung hin und zurück. Hierzu sind die einzelnen Schlitten mit Rollen 14
versehen, die entlang der Führungsschienen 8, 9 abrollen.
[0025] Bei der in Fig. 1 gezeigten Zugeinheit 1 handelt es sich um eine Ziehmaschine, bei
der das Ziehgut 2 - hier ein Rohr - diskontinuierlich stückweise durch das Ziehwerkzeug
3 von dem hin- und zurückfahrenden Ziehschlitten 4 mit kurzen Hüben gezogen wird,
nachdem der Rohranfang 26 von dem Vorziehschlitten 5 - die Ziehangel 15 greifend -
soweit herausgefahren worden ist, daß der Ziehschlitten 4 den vorgezogenen Rohranfang
26 greifen konnte. Zum Greifen der Ziehangel 15 bzw. des Ziehgutes 2 weisen die Schlitten
4, 5 keilförmige Klemmbacken 16a, b bzw. 27a, b auf, die gesteuert zusammenfahrbar
sind und wieder lösbar sind. Der Vorziehschlitten 5 braucht nicht notwendigerweise
mit einem elektrischen Linearmotor angetrieben werden, sondern kann auch durch ein
hydraulisch angetriebenen Antrieb bewegt werden.
[0026] Durch Hinzufügen von Laufbahn-Modulen bzw. Führungs-Modulen in die Zugeinheit 1 läßt
sich die Laufbahnlänge und damit die von den Schlitten zurücklegbare Hublänge beliebig
verlängern. Durch entsprechende Verlängerung des Hubweges ist die Konzeption einer
Ziehbank für Rohr- und Stablängen einer fixen Länge möglich, die mit einem Zug gezogen
werden.
[0027] Die Zugeinheit nach Fig. 2 ist ausgehend von der Zugeinheit nach Fig. 1 mittels eines
zweiten Laufbahn-Moduls 6b sowie eines zweiten Führungs-Moduls 7b und mittels eines
zweiten Ziehschlittens 17 erweitert worden (Fig. 2). Hierbei sind das Ende 11 des
ersten Laufbahn-Moduls 6a und der Anfang 18 des zweiten Laufbahn-Moduls 6b so ausgebildet,
daß ein unmittelbarer Übergang entsteht bzw. eine durchgehende Laufbahn 6. Analoges
gilt für die Führungs-Module 7a,b. Auf der sich ergebenden Laufbahn 6 bzw. in der
Führung werden zwei Ziehschlitten 4, 17 eingesetzt, die im Hand-an-Hand-Betrieb arbeiten,
d.h. der erste Ziehschlitten 4 fährt zurück, während der zweite Schlitten 17 zieht
und umgekehrt. Es ergibt sich eine kontinuierliche Ziehmaschine für lange Rohr- oder
Stablängen.
[0028] Eine weitere Ausbaustufe der Zugeinheit zeigt die Fig. 3. Hier ist eine kontinuierliche
arbeitende Ziehmaschine dargestellt, die über drei Ziehschlitten 4, 17, 19 verfügt.
Zur Verlängerung des Hubes ist die Laufbahn 6 um ein drittes Laufbahn-Modul 6c verlängert,
entsprechend ist die Führung für die Schlitten um ein drittes Führungs-Modul 7c verlängert.
[0029] Diese drei Ziehschlitten 4, 17, 19 arbeiten nach einem Verfahren, bei dem immer zwei
Ziehschlitten im Paar mit dem Ziehgut in Eingriff sind, während der dritte Ziehschlitten
entkoppelt ist und zurückgefahren wird. Die durch das Ziehwerkzeug 3 bzw. den Ziehring
durchgesteckte Ziehangel 15 wird mittels des Vorziehschlittens 5 bzw. dessen Klemmbacken
16a, b ergriffen und in Ziehrichtung vorgezogen. Anschließend wird der Vorziehschlitten
5 wieder in seine Ausgangsstellung am Ziehwerkzeug 3 verfahren. Die ersten beiden
Ziehschlitten 4, 17, das heißt die, die dem Vorziehschlitten 5 am nächsten sind, werden
zusammen mit dem Vorziehschlitten 5 oder anschließend in Richtung Ziehwerkzeug 3 verfahren,
so daß sich der vorgezogene Rohranfang 26 durch den Vorziehschlitten 5 und den ersten
und zweiten Ziehschlitten 4, 17 erstreckt. Die beiden ersten Ziehschlitten 4, 17 kommen
mit dem vorgezogenen Rohranfang 26 in Eingriff und werden in Ziehrichtung verfahren.
Hierbei findet ein Ziehvorgang statt. Der vorspringende Bereich des vorgezogenen Rohranfangs
26 wird in den dritten Schlitten 19 eingefahren und von dessen Klemmbacken 28a, b
festgeklemmt. In dem Moment, wenn der dritte Schlitten 19 greift, wird der erste Schlitten
4 entkoppelt. Die weitere Ziehbewegung übernehmen der zweite und dritte 17, 19 Schlitten,
während der erste Schlitten 4 wieder zurückfährt usw. Durch den Einsatz von drei Ziehschlitten
pro Zugeinheit kann die Ziehkraft erhöht werden, weil zwei Ziehschlitten immer gleichzeitig
ziehen. Es lassen sich große Ziehgutabmessungen ziehen.
[0030] Mit Fig. 4 wird eine Ziehstraße 20 dargestellt, die sich aus zwei Zugeinheiten 1a,b
mit jeweils einem Ziehwerkzeug 3a, 3c modulartig zusammensetzt. Hierzu wird die Zugeinheit
nach Fig. 3 um ein viertes Laufbahn-Modul 6d sowie um ein viertes Führungs-Modul 7d
verlängert. Zudem wird in ein bestehendes Halteelement-Modul 10c am dritten Führungs-Modul
7c ein zweites Ziehwerkzeug 3c eingesetzt. Zu jeder Zugeinheit gehören ein Vorziehschlitten
5a,b und zwei Ziehschlitten 4a,b; 17a, b, die wie in Fig. 2 gezeigt, im Hand-an-Hand-Betrieb
arbeiten. Mit 10b ist ein weiteres Halteelement-Modul bzw. nur der Arretierungsteil
24b bezeichnet, welches am zweiten Führungs-Modul 7b angeordnet ist. Hier kann wahlweise
bei Bedarf ein weiteres Ziehwerkzeug eingesetzt werden. Die Halteelement-Module 10a-d
sind verschiebbar oder lösbar zu den Führungs-Modulen 7a-d angeordnet.
[0031] Die einzelnen Schlitten sind jeweils über Signalleitungen 21a-f mit einer Rechnereinheit
22 verbunden. In dieser Rechnereinheit 22 wird der gewünschte Bewegungsablauf der
einzelnen Schlitten hinsichtlich der Geschwindigkeiten, Position und Kraft geregelt,
und die Bewegungsabläufe werden mittels eines Monitors 23 visualisiert. Während eine
solche Rechnereinheit bei den Zugeinheiten nach den Fig. 1 bis 3 deren Bewegung untereinander
koordiniert, kommt bei der Ziehstraße noch die Abstimmung der Ziehvorgänge der jeweiligen
Ziehschlitten hintereinander angeordneter Zugeinheiten 1a, b hinzu.
[0032] Mit den Fig. 5 bis 8 werden Zugeinheiten bzw. eine Ziehstraße nach einer zweiten
Ausführungsform des Vorziehschlittens gezeigt, hier mit einem kombinierten Vorzieh-
und Ziehschlitten 129 bzw. nachfolgend Kombi-Schlitten genannt. Die Zugeinheit 101
ist ebenso wie die Zugeinheit nach Fig. 1 nach der Modulbauweise zusammengesetzt;
entsprechende Bauteile sind analog zu Fig. 1 bezeichnet. Der Kombi-Schlitten 129 umfaßt
zwei verschiedene Klemmbackenpaare 130a,b sowie 131a, b, wobei das erste Paar zum
Erfassen der Ziehangel 115 und das zweite Paar zum Erfassen des vorgezogenen Rohres
126 dient. Nachdem der Kombi-Schlitten das Rohr ein kurzes Stück durch das Ziehwerkzeug
103 vorgezogen hat, fährt der Kombi-Schlitten zurück, erfaßt mit dem zweiten Klemmbackenpaar
131a, b den vorgezogenen Rohranfang und beginnt mit dem Ziehvorgang, indem er ständig
eine bestimmte kurze Strecke hin- und wieder zurückfährt.
[0033] Diese Zugeinheit kann mit einem weiteren und damit zweiten Ziehschlitten 117 ausgerüstet
werden. Dabei empfiehlt es sich, als Laufbahn- bzw. Führungsmodul 106a, 107b eine
längere Version zu wählen. Hierbei übernimmt wieder der Kombi-Schlitten 129 den Vorziehvorgang,
den er mit abgesenkter Geschwindigkeit durchführt. Da der Kombi-Schlitten 129 mehrfach
hin- und herfahren kann, um das Rohr schrittweise vorzuziehen, benötigt er im Vergleich
zu dem separaten Vorziehschlitten einen geringeren Hub. Sobald der Rohranfang ausreichend
vorgezogen ist, fährt der Kombi-Schlitten 129 zurück, gefolgt von dem zweiten Schlitten
117. Dieser greift den vorgezogenen Rohranfang und beginnt mit dem kontinuierlichen
Betrieb im Zusammenspiel mit dem Kombi-Schlitten 129.
[0034] In Analogie zur Zugeinheit nach Fig. 2 wird eine derartige Zugeinheit 101 mit jeweils
einem weiteren Laufbahn- bzw. Führungs-Modul 6b, 7b verlängert, so daß ein dritter
Ziehschlitten 119 plaziert werden kann. Im Gegensatz zu der Zugeinheit nach Fig. 2
besteht nun der Vorteil, daß bei einer verhältnismäßig kurzen Laufbahn (zwei Module
(106a, b)) trotzdem drei Schlitten (129, 117, 119) für den Ziehvorgang zur Verfügung
stehen, die den Ziehvorgang, wie im Zusammenhang mit Fig. 3 beschrieben, durchführen,
nachdem der Kombi-Schlitten 129 ein ausreichendes Rohrstück vorgezogen hat.
[0035] Mit Fig. 8 wird eine Ziehstraße 120 gezeigt, die sich aus zwei Zugeinheiten 101a,
b, wie in Fig. 7 gezeigt, zusammensetzt. Diese Ziehstraße 120 umfaßt ein erstes bis
viertes Laufbahn- bzw. Führungsmodul (106a-d; 107a-d) und insgesamt zwei Ziehwerkzeuge
103a, 103c sowie vier Halteelement-Module 110a-d, wobei zwei von diesen ein Werkzeug
aufnehmen. In Fig. 8 wird ein Ziehzustand gezeigt, bei dem das Ziehgut 102 bzw. das
Rohr bereits die erste Zugeinheit 101a und somit erste Ziehstufe durchlaufen hat und
unmittelbar in die zweite Ziehstufe einläuft. Entsprechend zu Fig. 4 ist eine Rechner-
und Steuereinheit (hier nicht gezeigt) vorhanden, die die Angleichung der Bewegungen
der Schlitten der einzelnen Zugeinheiten der Ziehstraße übernehmen. Analog kann eine
Ziehstraße beispielsweise durch zwei Zugeinheiten mit jeweils nur zwei Schlitten zusammengestellt
werden.
[0036] Sofern erwünscht, kann die Anzahl der Ziehschlitten bei beiden Ausführungsformen
beliebig erhöht werden. Dann kann die hierzu notwendige Hublänge durch längere Module
bereitgestellt werden. Zudem können die Ziehstraßen nach Fig. 4 bzw. 8 durch die Modulbauweise
beliebig verlängert werden. Insgesamt ist es möglich, durch Umgruppierung der Halteelement-Module
mit entsprechendem Ziehwerkzeug oder Veränderung der Anzahl oder Umgruppierung der
Schlitten jeweils eine andere Ziehstraßenkonfiguration zu erzielen. Damit können individuell
konfigurierte Ziehstraßen beim Neubau oder beim Umbau entstehen. Bestehende Anlagen
lassen sich flexibel auf die unterschiedlichsten Anforderungen umkonfigurieren. Durch
die vorgeschlagene Modulbauweise, die sich auf die Laufbahn, wie die Führung, die
Anzahl und Plazierung der Ziehwerkzeuge wie auch den Linearmotorantrieb erstreckt,
ist es möglich, beliebige Ziehstraßenanordnungen von der einfachsten Bauweise bis
zu einer verfahrenstechnisch anspruchsvollen mehrstufigen Ziehstraße bereitzustellen.
1. Zugeinheit (1, 101) zum Ziehen von langgestrecktem Material (2) in einer Ziehstufe,
wobei die Zugeinheit (1, 101) zumindest einen Ziehschlitten (4, 17, 19; 129, 117,
119) mit Antriebsmitteln für den Ziehschlitten aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugeinheit (1, 101) nach einer Modulbauweise zusammensetzbar ist und hierzu umfaßt:
mindestens ein Laufbahn-Modul (6a, 106a), welches durch unmittelbare Verbindung mit
mindestens einem weiteren Laufbahnmodul (6b, 106b) zu einer durchgehenden Laufbahn
(6, 106) zusammensetzbar ist sowie mindestens ein Halteelement-Modul (10a; 110a) zum
Arretieren eines Ziehwerkzeuges (3a, 103a),
wobei die Antriebsmittel des jeweiligen Ziehschlittens (4, 17, 19; 129, 117, 119)
mindestens einen Linearmotor für einen unabhängigen Bewegungsablauf entlang der Laufbahn
(6) umfassen, wobei die Laufbahn (6, 106) Teil des Linearmotors ist.
2. Zugeinheit nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Linearmotor für einen Ziehschlitten (4, 17, 19; 129, 117, 119) eine Linearmotoreinheit
oder mehrere Linearmotoreinheiten umfaßt, wobei der stationäre Teil der jeweiligen
Linearmotoreinheiten in die Laufbahn-Module (6a-d) integriert ist.
3. Zugeinheit nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Laufbahn-Modul (6a-d; 106a-d) den Sekundärteil oder den Primärteil der jeweiligen
Linearmotoreinheiten umfaßt und daß der jeweils andere Teil mit den Ziehschlitten
verbunden ist.
4. Zugeinheit nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der stationäre Sekundärteil als eine Mittelschiene oder zwei parallel verlaufende
Außenschienen eines Laufbahn-Moduls (6a-d; 106a-d) ausgebildet ist, wobei die Mittel-
oder die Außenschienen benachbarter Laufbahn-Module unterbrechungslos aneinander arretierbar
sind.
5. Zugeinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die jeweiligen Ziehschlitten (4, 17, 19; 129, 117, 119), die entlang der Laufbahn
(6) bewegt werden, in einer Führung geführt sind und daß diese Führung modulartig
aus Führungs-Modulen (7a-d; 107a-d) zusammengesetzt ist.
6. Zugeinheit nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge eines Laufbahn-Moduls (6a-d; 106a-d) der Länge eines Führungs-Moduls (7a-d;
107a-d) entspricht.
7. Zugeinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die einzelnen Laufbahn-Module (6a-d; 106 a-d) von gleicher oder unterschiedlicher
Länge sind.
8. Zugeinheit nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Halteelement-Module (10a-d; 110a-d) einen Arretierungsteil (24; 124), der mit
der Führung verbunden ist, sowie einen Halteteil (25, 125) für das Ziehwerkzeug (3,
103) umfassen zum wahlweisen Einsetzen oder Entfernen von Ziehwerkzeugen (3a, 3c;
103a, 103c) in die Führung.
9. Ziehstraße (20, 120) mit mindestens zwei Zugeinheiten (1; 101) zum Ziehen von langgestrecktem
Material in jeweils einer Ziehstufe,
wobei die jeweilige Zugeinheit (1, 101) zumindest einen Ziehschlitten (4a, 17a, 129a,
117a, 119a; 4b, 17b, 129b, 117b, 119b) mit Antriebsmitteln für
den Ziehschlitten aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß modulartig aufgebaute Zugeinheiten (1a, b; 101a, b),
die mindestens ein Laufbahn-Modul (6a, 6c; 106a, 106c),
welches durch unmittelbare Verbindung mit mindestens einem weiteren Laufbahn-Modul
(6b, 6d; 106b, 106d) zu einer durchgehenden Laufbahn (6, 106) zusammensetzbar ist,
sowie mindestens ein Halteelement-Modul (10a-d; 110a-d) zum Arretieren eines Ziehwerkzeuges
(3a, 3c; 103a, c) umfassen,
wobei die Antriebsmittel mindestens einen Linearmotor für einen unabhängigen Bewegungsablauf
des jeweiligen Ziehschlittens entlang der Laufbahn (6, 106) aufweisen, wobei die Laufbahn
(6, 106) Teil des Linearmotors ist, nach einer Modulbauweise unmittelbar hintereinander
mit einer durchgehenden Laufbahn (6, 106) angeordnet sind
und die Ziehstraße (20, 120) eine Rechnereinheit (22) zur Steuerung oder Regelung
der jeweiligen Linearmotoren der jeweiligen Schlitten aufweist sowie Signalleitungen
(21a-f), die die Rechnereinheit mit jeweils einem Schlitten verbinden zur genauen
Abstimmung der Ziehvorgänge der jeweiligen Schlitten hintereinander angeordneter Zugeinheiten
(1a, b; 101 a, b).
10. Ziehstraße nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Halteelement (10c, 110c) einer jeweils nachgeordneten Zugeinheit (1b, 101b) unmittelbar
hinter dem Ende der Laufbahn des Laufbahn-Moduls (6b, 106b) der jeweils vorgeordneten
Zugeinheit (1a, 101a) angeordnet ist.
11. Ziehstraße nach Anspruch 9 oder 10,
gekennzeichnet durch
mindestens zwei Zugeinheiten (1a, b; 101a, b) mit mindestens zwei Ziehschlitten (4a,
b; 17a, b; 117a, b; 119a,b), jeweils einem Ziehwerkzeug (3a, c; 103a, c) in einem
Halteelement (10a, c; 110a,c) sowie jeweils einen Vorziehschlitten (5a, b) oder jeweils
einen kombinierten Vorzieh- und Ziehschlitten (129a, b) je Zugeinheit.
12. Ziehstraße nach einem der Ansprüche 9 bis 11 mit einer Zugeinheit nach einem der Ansprüche
2 bis 8.