[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Präzisionsgußteilen aus einer
Schmelze mittels eines metallischen Gießrades mit einem ringförmigen Verteilerkanal
und mit mehreren auswechselbaren Gießformen mit mindestens je einer Eingußöffnung,
wobei die Schmelzenmenge pro Abguß so gewählt wird, daß die Gießformen und der Verteilerkanal
beim Rotieren des Gießrades um seine Achse mit der Schmelze gefüllt werden, derart,
daß die Präzisionsgußteile nach dem Erstarren der Schmelze durch einen im Verteilerkanal
gebildeten Ring aus dem Gußwerkstoff zusammen gehalten und mit den Gießformen aus
dem Gießrad entnommen werden, worauf die Präzisionsgußteile von dem Ring abgetrennt
werden und das Material des Ringes einem Recycling-Prozeß zugeführt wird.
[0002] Es geht insbesondere, aber nicht ausschließlich, um die Herstellung von Präzisionsgußteilen
aus titanhaltigen Werkstoffen.
[0003] Ein durch die EP 0 686 443 A1 bekanntes Verfahren befaßt sich vorrangig mit der Auswahl
besonderer Formwerkstoffe, die einen Einfluß auf das Gieß- und Erstarrungsverhalten
von Schmelzen aus titanhaltigen Werkstoffen haben wie
Reintitan, |
Ti 6 Al 4 V, |
Ti 6 Al 2 Sn 4 Zr 2 Mo, |
Ti 5 Al 2,5 Sn |
Ti 15 V 3 Al 3 Cr 3 Sn, |
Ti Al 5 Fe 2,5 |
50 Ti 46 Al 2 Cr 2 Nb |
Titanaluminide. |
[0004] Auf solche Gußwerkstoffe erstreckt sich auch die Erfindung, ist aber hierauf nicht
beschränkt. Infrage kommen auch andere Werkstoffe wie z.B. Nickel-Basislegierungen,
hochwarmfeste Nickelaluminide, insbesondere Werkstoffe, die bei ihrer Gießtemperatur
hoch reaktiv sind, wozu auch die obigen Gußwerkstoffe gehören.
[0005] Anwendungsmöglichkeiten liegen auf dem Gebiete der Verbrennungsmotoren, z.B. für
oszillierend bewegte Teile wie Ventile, Pleuel und Kolbenbolzen, bei denen das Massen-,
Geräusch- und Temperaturverhalten eine Rolle spielt. Anwendungsmöglichkeiten liegen
aber auch auf dem Gebiete der rotierenden Maschinen wie Turbinenrädern, Turbinenschaufeln,
Verdichterrädern und deren Teile, also sämtlich Massenartikel, bei den die Herstellkosten,
die Präzision und die Einhaltung aller Produktparameter eine entscheidende Rolle spielen.
Weitere interessante Anwendungsgebiete sind biomedizinische Prothesen wie z.B. Implantate,
Sport- und Freizeitartikel, Werkzeuge und dergleichen mehr.
[0006] Sofern solche Werkstücke einfache Geometrien haben, also beispielsweise rotationssymmetrisch
ausgebildet sind wie Ventile, können teilbare, beliebig oft wiederverwendbare metallische
Formen eingesetzt werden, die zum Entformen der Gußteile lediglich geöffnet, nicht
aber zerstört werden müssen.
[0007] Bei dem durch die EP 0 686 443 A1 bekannten Verfahren werden um einen zentralen Eingußkanal
herum in teilbaren Formen jeweils mehrere Kränze von Gußteilen hergestellt, die auch
zwischen den Kränzen durch das im Eingußkanal erstarrte Material zu einem Baum oder
einer Traube von Gußteilen vereinigt sind. Hinzu kommt ein weiterer Gesichtspunkt:
Die meisten der oben beschriebenen Werkstoffe sind bei Raumtemperatur hart und spröde,
bei Temperaturen zwischen etwa 200 °C und 300 °C fest, aber noch duktil. Beim Entformen
bei Raumtemperatur können aber Sprödbrüche auftreten, die zu Ausschuß führen.
[0008] Für einmal verwendbare keramische Gießformen, die zum Entformen komplizierter Gußteile
zerstört werden müssen, ist die bekannte Vorrichtung nicht vorgesehen.
[0009] Durch die DE 19 84 678 B2 und die entsprechende EP 0 992 305 A1 ist es gleichfalls
bekannt, Präzisionsgußteile durch Abgießen von Schmelze in geteilte metallische Gießformen
herzustellen, die in radialer Ausrichtung innerhalb eines axial geteilten metallischen
Gießrades angeordnet sind. Durch die Anordnung der Gießformen innerhalb des Gießrades
wird zwischen dessen radialen Wänden ein Verteilerkanal gebildet, der unmittelbar
mit den Formhohlräumen der Gießformen in Verbindung steht. Pro Abguß wird die Schmelzenmenge
so gewählt, daß nach dem Erstarren der Schmelze auch im Verteilerkanal ein Ring aus
Gußwerkstoff vorhanden ist, von dem die Gußteile radial abstehen und mit dem sie einen
einteiligen Gußkörper bilden. Die Gußteile werden nach dem öffnen des Gießrades und
dem Herausnehmen des Gußkörpers durch Abnehmen der beliebig oft wieder verwendbaren
Gießformteile entformt und vom Ring abgetrennt. Bei dieser. Gießtechnolgie, die nur
für zerstörungsfrei entformbare Gußteile wie bespielsweise Motorventile anwendbar
ist, kommt die Schmelze an keiner Stelle mit keramischen bzw. oxidischen Werkstoffen
in Berührung, so daß die nicht zu den Gußteilen gehörenden Materialmengen, und dazu
gehört insbesondere der Ring, wieder eingeschmolzen und erneut vergossen werden können.
Diese Materialmengen teurer Werkstoffe, das sogenannte "Umlaufmaterial", betragen
etwa 50 bis 70 % der gesamten Materialmenge.
[0010] Soweit es sich um die Herstellung von komplizierten, insbesondere hinterschnittenen,
Präzisionsgußteilen handelt, die nur unter Zerstörung der Gießformen entformt werden
können, hat sich Gießtechnologie erhalten, für jeden Abguß neue, keramische bzw. oxidische
Gießformen zu verwenden. Um hiermit wirtschaftlich fertigen zu können, werden solche
Gießformen durch keramische bzw. oxidische Gießkanäle verbunden, so daß ganze Trauben
oder "Cluster" von Gußteilen entstehen, deren gesamte Oberflächen mit den keramischen
bzw. oxidischen Clusterformen in Berührung gekommen und dadurch kontaminiert worden
sind. Dies ist für die Präzisionsgußteile selbst noch erträglich, macht aber die Wiederwendung
bzw. das Recyclen der übrigen Materialmengen (des Umlaufmaterials) problematisch,
da sich dort die kontaminierenden Komponenten ansammeln. Man mußte sich daher dazu
entschließen, solche Materialmengen nur einmal zur Wiederverwendung als "Umlaufmaterial"
zuzulassen. Dadurch verteuert sich der Herstellprozeß enorm, insbesondere dann, wenn
es sich um teure Gußwerkstoffe handelt wie beispielsweise die eingangs beschriebenen
Werkstoffe auf Titanbasis, insbesondere die sehr teuren Titanaluminide.
[0011] Speziell Titan hat bei den materialbedingten Verarbeitungstemperaturen (es kann wegen
der Versprödung nicht bei Raumtemperatur entformt werden) wegen seiner hohen Affinität
zu Sauerstoff die Eigenschaft, Sauerstoff und Sauerstoffverbindungen aus den keramischen
Formwerkstoffen aufzunehmen und selbst mit diesen Formwerkstoffen zu reagieren. Der
Kontakt mit keramischen Werkstoffen verursacht eine deutliche Verringerung der Duktilität
des Gußwerkstoffs und erschwert die Wiederverwendung des "Umlaufmaterials" bzw. des
"Rücklaufschrotts", der infolgedessen nur in geringen Mengen bei Feingußprozessen
wieder zugesetzt werden kann.
[0012] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
anzugeben, durch die der Einsatz keramischer, einmal verwendbarer Gießformen mit hoher
Produktivität ermöglicht wird, ohne daß das Umlaufmaterial unzulässig stark kontaminiert
und die Wiederverwendung, das Recycling, dieses Umlaufmaterials unerträglich stark
eingeschränkt wird. Diese Forderungen stehen sich gewissermaßen diametral entgegen.
[0013] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei dem eingangs angegebenen Verfahren
erfindungsgemäß dadurch, daß die Gießformen aus einem keramischen Werkstoff ausgewählt
und formschlüssig und auswechselbar vom Gießrad abstehend an dieses angesetzt werden.
[0014] Die räumliche Ausrichtung der Gießformen bzw. ihrer Formhohlräume kann dabei radial,
schräg oder tangential zum Gießrad erfolgen. Auch können die Gießformen mehr als eine,
z.B. zwei, Eingußöffnungen besitzen. Speziell zum Gießen von Turbinenschaufeln können
Gießformen verwendet werden, die an beiden Enden des Formhohlraums je eine Eingußöffnung
besitzen. Auch muß die Rotationsachse des Gießrades nicht waagrecht verlaufen, sie
kann auch unter einem Winkel zur Waagrechten oder sogar senkrecht ausgerichtet sein.
In dem zuletzt genannten Fall ist dann bevorzugt die eine Seite des Gießrades zu schließen.
[0015] Durch die Erfindung wird die gestellte Aufgabe in vollem Umfange gelöst, insbesondere
wird der Einsatz keramischer, einmal verwendbarer Gießformen mit hoher Produktivität
ermöglicht, ohne daß das Umlaufmaterial unzulässig stark kontaminiert und die Wiederverwendung,
das Recycling, dieses Umlaufmaterials unerträglich stark eingeschränkt wird. Die sich
diametral entgegenstehenden Forderungen werden damit gleichzeitig gelöst.
[0016] Die Schmelze kommt nur innerhalb der Gießformen, d.h. heißt nur einmal mit keramischen
bzw. oxidischen Werkstoffen in Berührung, nicht aber die nicht zu den Gußteilen gehörenden
Materialmengen, und dazu gehört insbesondere der Ring, die wieder eingeschmolzen und
erneut vergossen werden können. Diese Materialmengen teurer Werkstoffe, das sogenannte
"Umlaufmaterial", das etwa 50 bis 70 % der gesamten Materialmenge beträgt, kann also
ohne nenneswerte Einschränkungen wieder verwendet werden. Eine zunehmende Kontamination
durch Sauerstoff und/oder Oxide unterbleibt, und eine Begrenzung der Zahl der Präzisionsgußteile
auf sogenannte "Cluster" ist außerdem nicht erforderlich. Die Erfindung ermöglicht
z.B. die gleichzeitige Herstellung von etwa 50 Turbolader-Rädern in einem Prozeßzyklus.
[0017] Dadurch wird die wirtschaftliche Herstellung von komplizierten, insbesondere hinterschnittenen,
Präzisionsgußteilen ermöglicht, die nur unter Zerstörung der Gießformen entformt werden
können. Dadurch verbilligt sich der Herstellprozeß enorm, insbesondere dann, wenn
es sich um teure Gußwerkstoffe handelt wie beispielsweise die eingangs beschriebenen
Werkstoffe auf Titanbasis, insbesondere die sehr teuren Titanaluminide. Die Duktilität
des Gußwerkstoffs bleibt erhalten und ermöglichst die mehrfache Wiederverwendung des
"Umlaufmaterials" bzw. des "Rücklaufschrotts", der infolgedessen in großen Mengen
bei Feingußprozessen wieder zugesetzt werden kann.
[0018] Es ist dabei im Zuge weiterer Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens besonders
vorteilhaft, wenn:
* als Gießrad ein solches mit zwei Radringen verwendet wird, die an einer ringförmigen
Trennfuge aneinanderstoßen, in der sich Ausnehmungen für das Einsetzen der Gießformen
befinden, wenn die Radringe nach dem Einsetzen der Gießformen unter Bildung des Verteilerkanals
axial zusammengefahren werden und wenn die Radringe nach dem Abguß unter Freigabe
des Ringes aus Gußwerkstoff mit den Gießformen und den Präzisionsgußteilen axial auseinander
gefahren werden.
[0019] Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zum Herstellen von Präzisionsgußteilen
aus einer Schmelze mittels eines metallischen Gießrades mit einem ringförmigen Verteilerkanal
und mit mehreren auswechselbaren Gießformen mit mindestens je einer Eingußöffnung,
wobei die Gießformen und der Verteilerkanal beim Rotieren des Gießrades um seine Achse
mit der Schmelze füllbar sind, derart, daß die Präzisionsgußteile nach dem Erstarren
der Schmelze durch einen im Verteilerkanal gebildeten Ring aus dem Gußwerkstoff zusammengehalten
und mit den Gießformen aus dem Gießrad entnehmbar sind.
[0020] Zur Lösung der gleichen Aufgabe ist eine solche Vorrichtung erfindungsgemäß dadurch
gekennzeichnet, daß die Gießformen aus einem keramischen Werkstoff ausgewählt und
formschlüssig und auswechselbar vom Gießrad abstehend an dieses ansetzbar sind.
[0021] Es ist dabei im Zuge weiterer Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung besonders
vorteilhaft, wenn - entweder einzeln oder in Kombination -:
* das Gießrad zwei Radringe aufweist, die an einer ringförmigen Trennfuge aneinanderstoßen,
in der sich Ausnehmungen für das Einsetzen der Gießformen befinden, wenn die Radringe
nach dem Einsetzen der Gießformen unter Bildung des Verteilerkanals axial zusammenfahrbar
sind, und wenn die Radringe nach dem Abguß unter Freigabe des Ringes aus Gußwerkstoff
mit den Gießformen und den Präzisionsgußteilen axial auseinander fahrbar sind,
* die Gießformen je einen ihre Eingußöffnungen umgebenden flanschförmigen Rand besitzen,
der formschlüssig in die komplementären Ausnehmungen in der Trennfuge des Gießrades
parallel zur Achse des Gießrades einsetzbar ist,
* die Radringe an ihren Außenseiten mit Halteringen versehen sind, die die flanschförmigen
Ränder der Gießformen auf je einem Teil ihres Umfanges hintergreifen,
* mindestens einer der Halteringe von dem zugehörigen Radring abnehmbar und außerhalb
des Gießrades mit den Gießformen bestückbar ist,
* mindestens einer der Halteringe in Sektoren unterteilt ist,
* in mindestens einem der Radringe Gießtrichter angeordnet sind, die den Verteilerkanal
mit den Eingußöffnungen der Gießformen verbinden,
* die Gießformen von einem ringförmigen Fangkanal umgeben sind,
* der Fangkanal eine Ringscheibe, eine zylindrische Zarge und einen radial einwärts
gerichteten Ringflansch besitzt und wenn der Fangkanal an einem der Radringe befestigt
ist,
* an dem jeweils anderen Radring eine weitere Ringscheibe befestigt ist, die bei geschlossenem
Gießrad eine öffnung in dem Fangkanal zumindest weitgehend verschließt,
* dem Gießrad eine Beschickungseinrichtung zugeordnet ist, mittels welcher vorgeheizte
Gießformen in das Gießrad einsetzbar sind,
* die Beschickungseinrichtung zur Aufnahme mindestens eines der Halteringe ausgebildet
ist, und/oder, wenn
* die Beschickungseinrichtung zur Aufnahme von Sektoren mindestens eines der Halteringe
ausgebildet ist.
[0022] Der Erfindungsgegenstand eignet sich in bevorzugter Weise zum Schleudergießen von
Präzionsgußteilen.
[0023] Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes und seine Wirkungsweise werden
nachfolgend anhand der Figuren 1 bis 6 näher erläutert.
[0024] Es zeigen:
- Figur 1
- einen halben Axialschnitt entlang der Achse eines Gießrades mit zwei Radringen während
eines Abgusses,
- Figur 2
- das Gießrad nach Figur 1 in geöffnetem Zustand zum Einsetzen der Gießformen und zur
Entnahme der Gußteile mit den gefüllten Gießformen,
- Figur 3
- einen sektorförmigen Ausschnitt aus dem linken Radring mit axialer Blickrichtung gemäß
dem Pfeil in Figur 2, jedoch ohne Gießformen,
- Figur 4
- einen Ausschnitt aus Figur 3 in perspektivischer Darstellung mit einer Gießform vor
dem Einschub in den Radring,
- Figur 5
- eine Prinzipdarstellung eines ersten Ausführungsbeispiels einer automatischen Beschickungseinrichtung
für Gießformen mit axialer Blickrichtung und
- Figur 6
- zwei weitere Ausführungsbeispiele einer automatischen Beschickungseinrichtung für
Gießformen mit axialer Blickrichtung.
[0025] In Figur 1 ist ein Gießrad 1 dargestellt, das aus zwei Radringen 2 und 3 aus Niob
mit einer gemeinsamen Rotationsachse A-A besteht, die zwischen sich einen ringförmigen
Verteilerkanal 4 einschließen. Die Radringe 2 und 3 stoßen an einer Trennfuge 5 dicht
aneinander. An das Gießrad 1 sind auf dem Umfang zahlreiche Gießformen 6 angesetzt,
deren Eingußöffnungen 6a mit dem Verteilerkanal 4 fluchten. Einzelheiten der lösbaren
Befestigung sind in Figur 4 gezeigt. Zu diesem Zweck besitzen die Radringe 2 und 3
entsprechende L-förmige Halteringe 2a und 3a, die aus Stahl oder einer Nickelbasis-Legierung
bestehen, mit den Radringen 2 und 3 auch einstückig aus Niob ausgeführt sein können,
wie dies Figur 4 zeigt.
[0026] Die Radringe 2 und 3 besitzen an ihren Außenseiten 2b und 3b koaxiale Führungsringe
7 und 8 aus Stahl, die gewissermaßen Ringschienen bilden und in Führungsrollen 9 und
10 laufen, die auf dem Umfang verteilt angeordnet sind und von denen nur jeweils eine
dargestellt ist. Die Führungsrollen 9 und 10, von denen mindestens eine angetrieben
ist, sind in Lagerböcken 11 und 12 gelagert, von denen die rechten in Richtung des
Pfeils 13 verschiebbar sind, um das Gießrad 1 in die öffnungsstellung gemäß Figur
2 bringen zu können. Das Gießrad 1 wird gemäß Figur 1 durch einen kippbaren Schmelztiegel
14 beschickt, der mit seinem Inhalt, dem Gußwerkstoff, durch eine Induktionsspule
15 beheizbar ist. Der Schmelztiegel 14 ist als metallischer "Kaltwandtiegel" bekannter
Bauweise ausgeführt, so daß die Schmelze nicht durch Tiegelmaterial kontaminiert werden
kann. Solche Kaltwandtiegel bestehen aus hohlen, gekühlten Kupfersektoren, die nach
Art einer Palisade auf dem Umfang aneinander gereiht sind, so daß sich auf der Innenseite
ein "Skull" aus dem Gußwerkstoff bildet, der jede Kontamination des Gußwerkstoffs
verhindert. Gegebenenfalls kann zwischen dem Schmelztiegel 14 und dem Verteilerkanal
4 noch eine - hier nicht gezeigte - herausnehmbare Leiteinrichtung für die Schmelze
angeordnet sein.
[0027] Die gesamte Anordnung ist zur Vermeidung einer Kontamination (z.B. Oxidation) durch
Gase in einer hier nicht gezeigten Kammer angeordnet, in der ein Vakuum oder eine
Schutzgasatmosphäre aufrecht werhalten werden kann. Um beim Bruch einer der keramischen
Gießformen oder bei einer anderen Undichtigkeit ein Austreten von Schmelze zu verhindern,
ist das Gießrad 1 mit allen Gießformen 6 von einem ringförmigen und koaxialen Fangkanal
16 umgeben, der fest mit dem Gießrad 1 verbunden ist, aber gemäß Figur 2 geöffnet
werden kann.
[0028] Diesen Zustand zeigt nun Figur 2: Die Radringe 2 und 3 sind an ihrer radialen Trennfuge
5 geöffnet und in bezug auf diese im Querschnitt asymmetrisch ausgebildet, so daß
die Gießformen 6 zuverlässig gehalten und gemäß Figur 4 formschlüssig eingesetzt werden
können. In geschlossenem Zustand gemäß Figur 1 untergreift auch der rechte Haltering
3a den rechten Teil des umlaufenden Randes 6b der Gießformen 6. Auch der Fangkanal
16 ist im Hinblick auf eine axiale, umlaufende Trennfuge 17 asymmetrisch zweiteilig
ausgebildet und besteht auf der Seite des rechten Radringes 3 aus einer Ringscheibe
16a, einer zylindrischen Zarge 16b und einem von dieser radial einwärts gerichteten
Ringflansch 16c. An dem linken Radring 2 ist eine weitere Ringscheibe 18 befestigt,
die beim Gießbetrieb gemäß Figur 1 in eine öffnung 16d des Ringflansches 16c eingreift.
[0029] Figur 3 zeigt einen sektorförmigen Ausschnitt aus dem linken Radring 2 mit axialer
Blickrichtung gemäß dem Pfeil 19 in Figur 2, jedoch ohne Gießformen 6. Unter Hinzunahme
von Figur 4 ergibt sich folgendes: Die Gießformen 6 besitzen eine radiale Eingußöffnung
6a und einen diese umgebenden Rand 6b. Für diesen Rand sind im Radteil 2 komplementäre
Ausnehmungen 20 angeordnet, die radial einwärts zu je einem pyramidenförmigen Gießtrichter
21 erweitert sind, der unmittelbar in den Verteilerkanal 4 übergeht. In diese Ausnehmungen
2 lassen sich die Gießformen 6 in Richtung des Pfeils 22 (Figur 4) einschieben; sie
werden in eingeschobener Stellung nach dem Schließen des Gießrades 1 (Figur 1) durch
den Haltering 3a am rechten Radring 3 fest und dicht gehalten.
[0030] Figur 5 zeigt eine Prinzipdarstellung einer automatischen Beschickungseinrichtung
23 für Gießformen 6 in axialer Blickrichtung. An radialen Auslegern 24 sind Greifer
25 angeordnet, die eine entsprechende Zahl von vorgeheizten keramischen Gießformen
6 halten und diese sukzessive vor die Ausnehmungen 20 transportieren und in diese
einschieben. Hier ist nur eine der Gießformen 6 dargestellt.
[0031] Figur 6 zeigt rechts eine Prinzipdarstellung einer automatischen Beschikkungseinrichtung
23a für Gießformen 6 in axialer Blickrichtung. Radiale Ausleger 24a dienen zur Halterung
eines Halterings 2a, der in Wirklichkeit auf dem Umfang geschlossen ist. In der linken
Hälfte der Figur 6 ist der Haltering in Sektoren 26 unterteilt, zwischen denen sich
Trennfugen 26a befinden. Es versteht sich, daß für beide Fälle an den Enden der Ausleger
24a entsprechende, aber nicht gezeigte, Greifvorrichtungen angeordnet sind. Auch in
diesen Fällen wird eine entsprechende Zahl von vorgeheizten keramischen Gießformen
6 zum gemeinsamen Einsetzen mit dem Haltering 2a oder den Sektoren 26 in das Gießrad
1 gehalten. Auch hier ist nur eine der Gießformen 6 dargestellt.
[0032] Heizvorrichtungen, mit denen das Gießrad 1 und die Gießformen 6 auf Abgußtemperatur
aufgeheizt werden, sind der Einfachheit halber nicht dargestellt. Nach dem Erstarren
der Schmelze sind die in den Gießformen 6 befindlichen Gußteile durch das in den Gießtrichtern
21 und in dem Verteilerkanal 4 befindliche ringförmige Material sternförmig miteinander
verbunden. Dieses Gebilde kann leicht aus dem Gießrad entnommen werden, ggf. durch
automatische Mittel. Nach dem Abtrennen der Gießformen können die Gußteile entformt
werden und die Materialmengen in den Gießtrichtern 21 sowie das Material im Verteilerkanal
4 kann, da es nicht mit dem keramischen Werkstoff der Gießformen 6 in Berührung gekommen
ist, mehrfach wieder eingeschmolzen und für neue Abgüsse verwendet werden. Der Verwertungsgrad
des Gußwerkstoffs wird dadurch beträchtlich gesteigert.
Bezugszeichenliste:
[0033]
- 1
- Gießrad
- 2
- Radring
- 2a
- Haltering
- 3
- Radring
- 3a
- Haltering
- 4
- Verteilerkanal
- 5
- Trennfuge
- 6
- Gießformen
- 6a
- Eingußöffnungen
- 6b
- Rand
- 7
- Führungsring
- 8
- Führungsring
- 9
- Führungsrollen
- 10
- Führungsrollen
- 11
- Lagerböcke
- 12
- Lagerböcke
- 13
- Pfeil
- 14
- Schmelztiegel
- 15
- Induktionsspule
- 16
- Fangkanal
- 16a
- Ringscheibe
- 16b
- Zarge
- 16c
- Ringflansch
- 16d
- öffnung
- 17
- Trennfuge
- 18
- Ringscheibe
- 19
- Pfeil
- 20
- Ausnehmungen
- 21
- Gießtrichter
- 22
- Pfeil
- 23
- Beschickungseinrichtung
- 23a
- Beschickungseinrichtung
- 24
- Ausleger
- 24a
- Ausleger
- 25
- Greifer
- 26
- Sektoren
- 26a
- Trennfugen
- A-A
- Rotationachse
1. Verfahren zum Herstellen von Präzisionsgußteilen aus einer Schmelze mittels eines
metallischen Gießrades (1) mit einem ringförmigen Verteilerkanal (4) und mit mehreren
auswechselbaren Gießformen (6) mit mindestens je einer Eingußöffnung (6a), wobei die
Schmelzenmenge pro Abguß so gewählt wird, daß die Gießformen (6) und der Verteilerkanal
(4) beim Rotieren des Gießrades (1) um seine Achse (A-A) mit der Schmelze gefüllt
werden, derart, daß die Präzisionsgußteile nach dem Erstarren der Schmelze durch einen
im Verteilerkanal (4) gebildeten Ring aus dem Gußwerkstoff zusammengehalten und mit
den Gießformen (6) aus dem Gießrad (1) entnommen werden, worauf die Präzisionsgußteile
von dem Ring abgetrennt werden und das Material des Ringes einem Recycling-Prozeß
zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießformen (6) aus einem keramischen Werkstoff ausgewählt und formschlüssig und
auswechselbar vom Gießrad (1) abstehend an dieses angesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Gießrad (1) ein solches mit zwei Radringen (2, 3) verwendet wird, die an einer
ringförmigen Trennfuge (5) aneinanderstoßen, in der sich Ausnehmungen (20) für das
Einsetzen der Gießformen (6) befinden, daß die Radringe (2, 3) nach dem Einsetzen
der Gießformen (6) unter Bildung des Verteilerkanals (4) axial zusammengefahren werden
und daß die Radringe (2, 3) nach dem Abguß unter Freigabe des Ringes aus Gußwerkstoff
mit den Gießformen (6) und den Präzisionsgußteilen axial auseinander gefahren werden.
3. Vorrichtung zum Herstellen von Präzisionsgußteilen aus einer Schmelze mittels eines
metallischen Gießrades (1) mit einem ringförmigen Verteilerkanal (4) und mit mehreren
auswechselbaren Gießformen (6) mit mindestens je einer Eingußöffnung (6a), wobei die
Gießformen (6) und der Verteilerkanal (4) beim Rotieren des Gießrades (1) um seine
Achse (A-A) mit der Schmelze füllbar sind, derart, daß die Präzisionsgußteile nach
dem Erstarren der Schmelze durch einen im Verteilerkanal (4) gebildeten Ring aus dem
Gußwerkstoff zusammengehalten und mit den Gießformen (6) aus dem Gießrad (1) entnehmbar
sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießformen (6) aus einem keramischen Werkstoff ausgewählt und formschlüssig und
auswechselbar vom Gießrad (1) abstehend an dieses ansetzbar sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Gießrad (1) zwei Radringe (2, 3) aufweist, die an einer ringförmigen Trennfuge
(5) aneinanderstoßen, in der sich Ausnehmungen (20) für das Einsetzen der Gießformen
(6) befinden, daß die Radringe (2, 3) nach dem Einsetzen der Gießformen (6) unter
Bildung des Verteilerkanals (4) axial zusammenfahrbar sind, und daß die Radringe (2,
3) nach dem Abguß unter Freigabe des Ringes aus Gußwerkstoff mit den Gießformen (6)
und den Präzisionsgußteilen axial auseinander fahrbar sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießformen (6) je einen ihre Eingußöffnungen (6a) umgebenden flanschförmigen
Rand (6b) besitzen, der formschlüssig in die komplementären Ausnehmungen (20) in der
Trennfuge (5) des Gießrades (1) zumindest im wesentlichen parallel zur Achse (A-A)
des Gießrades (1) einsetzbar ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Radringe (2, 3) an ihren Außenseiten mit Halteringen (2a, 3a) versehen sind,
die die flanschförmigen Ränder (6b) der Gießformen (6) auf je einem Teil ihres Umfanges
hintergreifen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einer der Halteringe (2a, 3a) von dem zugehörigen Radring (2, 3) abnehmbar
und außerhalb des Gießrades (1) mit den Gießformen (6) bestückbar ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einer der Halteringe (2a, 3a) in Sektoren (26) unterteilt ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in mindestens einem der Radringe (2, 3) Gießtrichter (21) angeordnet sind, die den
Verteilerkanal (4) mit den Eingußöffnungen (6a) der Gießformen (6) verbinden.
10. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießformen (6) von einem ringförmigen Fangkanal (16) umgeben sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Fangkanal (16) eine Ringscheibe (16a), eine zylindrische Zarge (16b) und einen
radial einwärts gerichteten Ringflansch (16c) besitzt und daß der Fangkanal (16) an
einem der Radringe (2, 3) befestigt ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß an dem jeweils anderen Radring (2, 3) eine weitere Ringscheibe (18) befestigt ist,
die bei geschlossenem Gießrad (1) eine öffnung (16d) in dem Fangkanal (16) zumindest
weitgehend verschließt.
13. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Gießrad (1) eine Beschickungseinrichtung (23) zugeordnet ist, mittels welcher
vorgeheizte Gießformen (6) in das Gießrad (1) einsetzbar sind.
14. Vorrichtung nach den Ansprüchen 3, 7 und 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschickungseinrichtung (23) zur Aufnahme mindestens eines der Halteringe (2a,
3a) ausgebildet ist.
15. Vorrichtung nach den Ansprüchen 3, 8 und 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschickungseinrichtung (23) zur Aufnahme von Sektoren (26) mindestens eines
der Halteringe (2a, 3a) ausgebildet ist.