[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Webmaschine bei dem der
Kettablasseinstellalgorithmus und die Kettablaßeinstellparameter sowie der Warenabzugeinstellalgorithmus
und die Warenabzugeinstellparameter für den Maschinentyp über von Sensoren erfassbare
Signale und / oder von einer Bedienungsperson eingegebenen Signale eingestellt werden
und über Reglerstellgrößen die Steuerung der Webmaschine bewirkt wird.
Stand der Technik
[0002] Durch die EP 0 523 581 B1 ist ein Verfahren zum Betreiben einer Webmaschine bekannt
geworden, bei dem zwischen den beiden Antrieben von Webeinrichtung und Kettbaum eine
direkt wirkende Steuerverbindung realisiert ist, die wie ein mechanisches Verbindungsgetriebe
wirkt. Die Kettablasssteuerung erhält Informationen über den Start beziehungsweise
die Arbeitsgeschwindigkeit der Webeinrichtung und steuert entsprechend den Antrieb
des Kettbaums. Für den Warenabzug ist ein separater Antrieb vorgesehen, der mit der
Kettablass- und Warenabzugssteuerung verbunden ist. Eine solche Steuerung erfasst
jedoch nicht alle Parameter die notwendig sind um einen einwandfreien Webvorgang zu
gewährleisten.
[0003] Um ein möglichst fehlerfreies Gewebe zu erhalten ist es erforderlich, die vorhanden
Gegebenheiten in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Hierzu gehören alle Steuerungs- und
Regelungsparameter für den betreffenden Maschinentyp. Zugrunde gelegt werden hierfür
die als fest angenommenen Maschinengegebenheiten wie Kettbaumdurchmesser, Regler /
Einstellparameter, Fadenspannungs-Sollwert und dergleichen, die von Sensoren erfassbar
bzw. vom Maschinenbediener über ein Bedienpult in die Steuerung der Maschine eingegeben
werden. Weitere Steuerungs- und Regelungsparameter betreffen das verwendete Material.
Die Materialwerte sind ebenfalls in die Maschinensteuerung einzugeben. Hinzu kommen
die während des Webvorgangs auftretenden physischen Gegebenheiten wie der minimale
und maximale Kettbaumdurchmesser, die Anzahl und Aufteilung der symmetrisch oder asymmetrisch
auszuführenden Schaftwechsel und die bei jedem Anlauf der Maschine vorzugebenden aktuellen
Kettbaumdurchmesser.
[0004] Schließlich wird die Verfügbarkeit der Maschine sowie die Qualität der Webware auch
durch die herrschenden Umgebungsbedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur beeinflusst.
[0005] Die Nicht-Einhaltung bzw. Nicht-Einführung entsprechender Signale in die Steuerung
einer Webmaschine hat eine minderwertige Qualität des gewebten Materials zur Folge.
Darstellung der Erfindung
[0006] Der Erfinder hat sich deshalb die Aufgabe gestellt, eine optimale autonome Steuerung
und Regelung einer Webmaschine zu schaffen, die sich selbständig an die betreffenden
Gegebenheiten anpasst. Die oben genannten Probleme sollen weitestgehend vermieden
bzw. zumindest reduziert werden, um Webfehler und Maschinenstillstandzeiten zu minimieren.
Es sollen die verschiedenen Materialeigenschaften sowie die aktuellen IST-Werte und
Umgebungsbedingungen erfasst werden und fehlende oder falsche Parametervorgaben autonom
korrigiert werden.
[0007] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei einem Verfahren der eingangs genannten
Art erfindungsgemäß dadurch, dass ein Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem vorgesehen ist,
das ein Neuronales Netz und eine Fuzzy-Logik enthält und das mit denselben Signalen
versehen wird, wie die bisherigen Algorithmen und in welche die das zu verarbeitende
Material charakterisierenden Parameter eingegeben werden und dass die Rechenergebnisse
des Neuro-Fuzzy-Steuerungssystems in die Algorithmen und die Reglerstellgrößen einfließen.
In Folge dieses Vorgehens entsteht eine Erweiterung der bisher bekannten Verfahren
zur Steuerung und Regelung einer Webmaschine um ein Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem.
Dieses ist logisch unterteilt in eine Fuzzy-Logik und ein Neuronales Netz. Die Neuronalen
Netze können entweder als reine Softwarelösung oder als Hardware realisiert werden.
[0008] Durch ein kontinuierliches Erfassen der vorherrschenden Umgebungsbedingungen wie
Luftfeuchtigkeit und Temperatur, der Streckenist-Werte sowie der Bedienereingaben
durch das Neuronale Netz und die Fuzzy-Logik wird eine neue Reglerstruktur geschaffen.
Das Neuronale Netz interpretiert und korreliert die kontinuierlich erfassten Signale
mit den vorliegenden Informationen und Daten. Resultierend daraus werden die dem aktuellen
Zustand entsprechenden Modelle, Tabellen und Algorithmen in der Fuzzy-Logik ausgewählt.
Gleichzeitig erfolgen Rückmeldungen vom augenblicklichen Zustand der Webmaschine,
die zum selbständigen Adaptieren des Neuronalen Netzes für zukünftiges Verhalten dienen.
[0009] Anhand des in das Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem eingelernten Modelle und Regeln sowie
der kontinuierlich nachtrainierten Daten werden die im Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem
vorliegenden Informationen interpretiert und selbständig Entscheidungen getroffen.
Durch diese Entscheidungen werden die Regelparameter sowie die Struktur der Regelung
möglichst optimal an die aktuell vorherrschenden Gegebenheiten und Randbedingungen
adaptiert. Es erfolgt ein Festlegen des grundsätzlichen Reglerverhaltens und des Reglerarbeitsbereichs
und eine zusätzliche Feinkorrektur der Reglerstellgrößen unter Berücksichtigung der
IST-Werte; Rückmeldungen, sowie der vorherrschenden Umgebungsbedingungen.
[0010] Durch das Adaptieren der Reglerparameter und der Reglerstruktur beim Neustart der
Maschine an vorgegebene Daten oder bekanntes Wissen wird das Einschwingverhalten des
Reglersystems verkürzt, da das Reglersystem sich nicht über einen längeren Webvorgang
an die optimale Einstellung adaptieren muß. Webfehler und Maschinenausfälle werden
somit vermieden.
[0011] Das Erfassen der Rückmeldungen sowie zusätzlicher Daten aus der Umgebung verführt
zu einer kontinuierlichen Korrektur der eigentlichen Reglerstellgröße um einen durch
das Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem eingestellten Reglerarbeitspunkt. Das aus Regler
und Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem bestehende Regelsystem bietet somit den Vorteil,
dass schon von Beginn an die Regelgüte im Vergleich zu herkömmlichen Systemen höher
ist und im Laufe des Prozesses kontinuierlich durch das Training der aktuellen Messwerte
steigt. Dieses eingelernte Wissen steht für zukünftige Neustarts wiederum als Basiswissen
zur Adaption der Reglerparameter und Reglerstruktur zur Verfügung.
Ausführung der Erfindung
[0012] Anhand eines Ausführungsbeispiels wird die Erfindung näher erläutert.
[0013] Die Zeichnung zeigt schematisch das Steuer und Regelungsverfahren zum Betreiben einer
Webmaschine. In der Kolumne 1 sind die Parameter enthalten, welche sich auf die Maschinentype
und die physischen Gegebenheiten während des Webvorgangs beziehen. Die Kolumne 2 betrifft
die mit dem Garn in Verbindung stehenden Parameter. Wie mit den Pfeilen 3 bis 6 angedeutet,
werden diese Parameter als Steuer- bzw. Reglersignale in die Steuer, beziehungsweise
Regeleinrichtungen 7 bis 9 der Webmaschine eingegeben. Die Einrichtung 7 enthält den
Kettablasseinstellalgorithmus und die Kettablasseinstellparameter. Von ihr geht die
Regelstellgröße 10 aus ,die zum Kettbaum 11 führt. Die Einrichtung 8 enthält den Warenabzugseinstellalgorithmus
und die Warenabzugeinstellparameter. Von ihr geht die Regelstellgröße 12 aus, die
zum Warenbaum 13 führt. Die Einrichtung 9 stellt das Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem
dar, welches ein Neuronales Netz 14 und die Fuzzy-Logik 15 enthält ist. Die in das
Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem einfließenden Signale werden darin verarbeitet, gemäß
den darin enthaltenen Modellen, Tabellen und Regeln und die daraus resultierenden
Ergebnisse in die Einrichtungen 7 und 8 eingespeist, wie das mit den Pfeilen 16 und
17 angezeigt ist. Über die Meßwerterfassung 18, werden die Umgebungsbedingungen wie
Luftfeuchtigkeit und Temperatur erfaßt und als Signale über die Leitung 19 in das
Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem 9 eingegeben. Das Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem 9 ist
mit den Reglerstellgrößen 10 und 12 verbunden und erteilt diesen eine Feinkorrektur
was mit der Einrichtung 20 und den Pfeilen 21 und 22 angezeigt ist. Gleichzeitig erfolgt
vom Kettbaum 11 und vom Warenbaum 13 eine Rückmeldung welche durch die Pfeile 23,
24 und 25 angezeigt ist; über die IST-Werte am Kettbaum 11 und Warenbaum 13. Diese
IST-Werte werden ebenfalls in dem Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem 9 und in die Signale
zu den Einrichtungen 7, 8 und 20 eingebracht.
1. Verfahren zum Betreiben einer Webmaschine bei dem der Kettablasseinstellalgorithmus
und die Kettablaßeinstellparameter sowie der Warenabzugeinstellalgorithmus und die
Warenabzugeinstellparameter für den Maschinentyp über von Sensoren erfassbare Signale
und/oder von einer Bedienungsperson eingegebenen Signalen eingestellt werden und über
Reglerstellgrößen die Steuerung der Webmaschine bewirkt wird, dadurch gekennzeichnet, dass ein Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem (9) vorgesehen ist, das ein neuronales Netz (14)
und eine Fuzzy-Logik (15) enthält, und das mit denselben Signalen (5) versehen wird
wie obige Algorithmen (7, 8) und in welche die das zu verarbeitende Material charakterisierenden
Parameter (2) eingegeben werden und dass die Rechenergebnisse des Neuro-Fuzzy-Steuerungssystems
(9) in die Algorithmen (7, 8) und Reglerstellgrößen (10, 12) einfließen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in das Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem (9) die Signale der Meßwerte der Umgebungsbedingungen
eingegeben werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, d.g., daß an der Webmaschine (11, 13)
abgegriffene Signale (25) in das Neuro-Fuzzy-Steuerungssystem (9) als Rückmeldungen
einfließen.