[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sanierung von Tunnel-Rückflächenentwässerungen,
wobei im Tunnel eine Drainageleitung unterhalb des Fahrbahnniveaus vorgesehen ist
und in der Tunnelwand Spülnischen vorgesehen sind, die bis zu den Drainageleitungen
reichen.
[0002] Um die in Tunnelstrecken anfallenden Bergwässer schadlos ableiten zu können, sind
in der Tunnellängsachse Drainageleitungen (sog. Ulmendrainagen) verlegt. Das Rohrmaterial
(z.B. PVC-gelocht-flexibel DN 150) ist eingebettet in Filter(Einkorn-)beton. Die Drainageleitungen
neigen im Laufe der Jahre und bei entsprechendem umgebenden Kalkgebirge zur Versinterung
- das heißt die Leitungen "wachsen zu".
[0003] Ist diese Versinterung so weit fortgeschritten, dass mit den üblichen Kanalspülverfahren
die Leitung nicht mehr gereinigt werden kann, kommt es zu Wasseraustritten auf die
Fahrbahn.
[0004] Damit eine einwandfreie Wasserableitung wieder möglich ist, müssen die bestehenden
Drainageleitungen entfernt und neue eingebracht werden (z.B. PE-HD DA 140, d=8mm,
gelocht).
[0005] Es wäre natürlich möglich, im gesamten Tunnel bis zur Drainageleitung zu graben und
diese zu ersetzen. Dies wäre jedoch ganz offensichtlich mit einem erheblichen Arbeits-
und Zeitaufwand verbunden, und die Verkehrseinschränkungen wären erheblich.
[0006] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Sanierung von Tunnel-Rückflächenentwässerungen
zu schaffen, bei dem die Drainageleitungen nicht zur Gänze freigelegt werden müssen.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass man eine Kernbohrung schräg nach unten zur Drainageleitung anbringt,
so dass die Kernbohrung im Bereich einer Spülnische in die Drainageleitung mündet,
dass man von dieser Spülnische bis zu einer anderen Spülnische ein Seil in die Drainageleitung
einzieht, dass man über die Kernbohrung ein Bohrgestänge in die Drainageleitung einführt
und die Drainageleitung aufbohrt, wobei der Bohrkopf mittels des Seils gezogen wird,
so dass er in der Drainageleitung bleiben muss, dass man danach den Bohrkopf gegen
einen Felsräumer austauscht und nun in der Gegenrichtung den Querschnitt erweitert,
und dass man schließlich eine neue Drainageleitung in den erweiterten Querschnitt
einzieht.
[0008] Es sind Bohrsysteme bekannt, mit denen man mehrere Hundert Meter bohren kann und
bei denen das Bohrgestänge einen Biegeradius bis zu 30 m zulässt. (Z.B. Vermeer Navigator
D16X20A von der Vermeer AG in Altendorf, Schweiz.) Das Problem ist, dass diese Geräte
etwa 5 m lang sind und daher keinesfalls über eine vorhandene Spülnische (die meist
etwa einen Meter breit ist) zur Drainageleitung gebracht werden können. Aus diesem
Grund wird gemäß der vorliegenden Erfindung zunächst eine Kernbohrung (z.B. mit 300
mm Durchmesser) schräg zur Drainageleitung gebohrt. Die Drainageleitung liegt üblicherweise
etwa 1 m unter der Fahrbahnebene, die Länge der schrägen Bohrung kann etwa 5 bis 7
m betragen (die schräge Bohrung trifft dann in einem Winkel von etwa 10° auf die Drainageleitung).
Der Durchmesser der Bohrstangen beträgt etwa 50 mm, so dass in der 300 mm dicken Kernbohrung
250 mm frei bleiben. Dieser Freiraum ist ausreichend, damit das Bohrgestänge mit einem
Biegeradius von mehr als 30 m von der Tiefe der Drainageleitung auf die Höhe der Fahrbahn
geführt werden kann. Somit kann das Bohrgerät auf der Fahrbahn aufgestellt werden.
[0009] Wie sich herausgestellt hat, ist es jedoch nicht möglich, nun einfach der bestehenden
Drainageleitung nachzubohren. Die Drainageleitungen sind selten geradlinig verlegt
und bei Biegungen verlässt der Bohrkopf die Drainageleitung. Aus diesem Grunde wird
zunächst ein Stahlseil in die vorhandene Drainageleitung eingezogen (händisch oder
mit Hochdruck eingespült) und mit diesem Seil der Bohrkopf gezogen. Damit sich das
Seil nicht verwindet, wird es über einen Drehwirbel mit dem Bohrkopf verbunden. Auf
diese Weise bringt man die Pilotbohrung an (Durchmesser zum Beispiel 90 mm). Als Bohrkopf
können zum Beispiel der "Trihawk-Felsbohrkopf" von der Vermeer AG oder andere speziell
entwickelte Bohrköpfe verwendet werden.
[0010] Wenn man so bis zu einer der nächsten Spülnischen gebohrt hat, tauscht man den Bohrkopf
gegen einen Fräskopf und weitet im Rückzug die Bohrung auf.
[0011] Vorzugsweise erweitert man zwei Mal nacheinander den Querschnitt, um alle Rohrreste
der bestehenden Drainageleitung zu zerstören.
[0012] Bei herkömmlichen Bohrungen wird der Abraum meist ausgespült. Es hat sich jedoch
gezeigt, dass dies bei dem erfindungsgemäßen Verfahren nicht zuverlässig funktioniert.
Durch die Inhomogenität des Materials (PVC und Beton) bleiben immer wieder scharfkantige
Stücke liegen, so dass dann die neue Drainageleitung nicht eingezogen werden kann.
Außerdem sickert die Spülflüssigkeit in den Drainagebeton.
[0013] Es ist daher nach einem weiteren Merkmal der Erfindung vorgesehen, dass man den im
erweiterten Querschnitt verbleibenden Abraum mit einem Sauggebläse, welches mit einem
Saugschlauch verbunden ist, den man durch den erweiterten Querschnitt führt, heraus
saugt.
[0014] In der Praxis hat sich weiters gezeigt, dass die vorhandenen Drainageleitungen an
manchen Stellen sehr starke Krümmungen bzw. Querversätze aufweisen, denen das Bohrgestänge
nicht folgen kann. Da der Bohrkopf durch das Seil entlang der vorhandenen Drainageleitung
gezogen wird, kommt es an diesen Stellen zwangsläufig zu einem Stillstand der Bohrung.
Um dieses Problem zu beseitigen, ist gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung vorgesehen,
dass man zuvor die genaue Lage der Drainageleitung vermisst und an Stellen mit unzulässig
starken Krümmungen überlappende Kernbohrungen bis zur gewünschten Lage der Drainageleitung
anbringt. Auf diese Weise kann das Seil vor Beginn der eigentlichen Bohrung so verlegt
werden, dass nur zulässige Krümmungen auftreten.
[0015] Anhand der beiliegenden Zeichnungen wird die vorliegende Erfindung näher erläutert.
Es zeigt: Fig. 1 einen Querschnitt durch einen Tunnel; Fig. 2 schematisch die Aufstellung
eines Bohrgerätes im Tunnel zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens; und
Fig. 3 Kernbohrungen im Bereich einer starken Krümmung der Drainageleitung.
[0016] Der Tunnel 1 ist unten durch die Fahrbahn 2 und zwei erhöhte Seitenstreifen 3, 4
begrenzt. Die Drainageleitung 5 befindet sich unterhalb des Seitenstreifens 4, etwa
einen Meter unter dem Niveau des Seitenstreifens und unter dem äußersten seitlichen
Punkt der Ulme. Die Drainageleitung 5 ist von Filterbeton 6 umgeben. Das Lichtraumprofil
ist durch eine strichlierte Linie 7 angedeutet.
[0017] In Fig. 2 ist die Drainageleitung 5 von der Seite zu sehen. In dieser Fig. ist auch
eine Spülnische 8 zu sehen. Solche Spülnischen 8 sind üblicherweise alle 100 m im
Tunnel vorgesehen. Im Bereich einer Spülnische 8 verläuft die Drainageleitung als
offenes Gerinne.
[0018] Vor der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden zusätzliche Spülnischen
aus der Tunnelwand geschnitten, um die zukünftige Wartung zu erleichtern, wodurch
sich der Abstand der Spülnischen auf ca. 50 m reduziert.
[0019] Die Drainageleitung 5 ist nicht immer geradlinig verlegt. Um Abweichungen von der
Soll-Lage bereits vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn feststellen zu können, wird eine
spezielle Sonde durch die bestehende Leitung gezogen und die Lage der Drainageleitung
5 vermessen. Diese Vermessung erfolgt durch Bestimmung des Abstandes Empfänger zur
Sonde, da Tiefe und Gefälle der Drainageleitung 5 im Regelfall konstant sind. Aus
dem Abstand und der bekannten Höhe der Drainageleitung 5 lässt sich die seitliche
Lage errechnen.
[0020] Werden unzulässige Biegungen 22 (also Biegungen, die stärker sind als der minimale
Biegeradius des Bohrgestänges) festgestellt, werden an diesen Punkten von außen Kernbohrungen
21 (z.B. mit einem Durchmesser von 300 mm) "Mann an Mann" hergestellt, so dass die
Soll-Lage der Drainageleitung freigebohrt wird (s. Fig. 3).
[0021] Das horizontale Aufbohren der Drainageleitung 5 erfolgt jeweils von den Spülnischen
8 aus. Es werden, je nach Abstand der Spülnischen 8 und der Lagegenauigkeit der Drainageleitung
5, Abschnitte von 150 m bis 200 m pro Bohrgerätposition gebohrt (drei bis vier Nischenabstände).
[0022] Wie man aus Fig. 2 deutlich erkennt, ist das Bohrgerät 11 viel zu groß, um es in
eine Spülnische 8 einzubringen und von dort aus horizontal zu bohren. Man bringt daher
eine schräge Kernbohrung 9 an, die im Bereich der Spülnische 8 in die Drainageleitung
5 mündet. Der minimale Biegeradius des Bohrgestänges beträgt etwa 30 m. Bei einem
Durchmesser der Kernbohrung 9 von 300 mm und einem Durchmesser des Bohrgestänges von
50 mm kann man diesen Biegeradius leicht einhalten, wenn die Länge der Kernbohrung
9 7 m beträgt (die Drainageleitung 5 liegt einen Meter unter dem Fahrbahnniveau).
Dies ist in Fig. 2 schematisch zu sehen.
[0023] Damit eine neue Leitung eingezogen werden kann, wird außerdem bei der Spülnische
8 eine Einführungsbohrung 10 angebracht. (Diese Einführungsbohrung 10 dient dazu,
in den rechts von der Spülnische 8 liegenden Abschnitt der Drainageleitung 5 eine
neue Leitung einzuziehen, wogegen mit dem Bohrgerät 11 in den links von der Spülnische
8 liegenden Abschnitt gebohrt wird. Die Kernbohrung 9 und die Einführungsbohrung 10
gehören also zu verschiedenen Sanierungsabschnitten.)
[0024] Vor Beginn der eigentlichen Bohrung wird in die bestehende Drainageleitung 5 ein
Zugseil eingebracht. Dies erfolgt entweder händisch mit einer Einzugfeder oder - wenn
die Leitung nicht durchgängig ist - mit einem Wasser-Hochdruckaggregat (1200 bar,
150 1/s).
[0025] Das Bohrgerät 11 wird am Fahrbahnrand positioniert und verankert. Am Bohrkopf wird
das Zugseil über einen Drehwirbel befestigt. Die Pilotbohrung in die bestehende Drainageleitung
5 kann zum Beispiel mit einem Bohrkopf mit Durchmesser 110 mm erfolgen. Über das Zugseil
wird mit einer mobilen Kabelwinde (Zugkraft in der Größenordnung von 50 kN) der Bohrkopf
und somit das Bohrgestänge in der vorhandenen Drainageleitung 5 gehalten. Ohne das
Zugseil würde der Bohrkopf bei Krümmungen aus der vorhandenen Drainageleitung ausweichen.
[0026] Ist die Pilotbohrung bei der Endstation angelangt, wird der Bohrkopf gegen einen
Felsräumer ausgetauscht und der Querschnitt je nach Erfordernis erweitert (z.B. auf
180 mm). Dieses Aufweiten wird in der Regel zweimal durchgeführt, um alle Rohrreste
der bestehenden Drainageleitung 5 zu zerstören.
[0027] Ist der erforderliche Querschnitt gebohrt und geräumt, wird der verbleibende Abraum
(Filterbeton, Rohrreste, Vlies ...) herausgesaugt. Dazu wird an ein entsprechendes
Sauggebläse (Saugleistung z.B. 9000 m
3/h) ein PEHD-Rohr mit entsprechendem Durchmesser befestigt, dieses bei der Einführungsbohrung
10 eingeführt und mit dem Bohrgerät 11 gezogen, und der Abraum mit hoher Luftdurchsatzleistung
herausgesaugt. Das Saugen erfolgt gleichzeitig mit dem zweiten Auffräsen.
[0028] Der Einsatz eines konventionellen Spülbohrvefahrens ist weniger günstig, da durch
die Offenporigkeit des Filterbetons kein Spülstrom aufrechterhalten werden kann und
Spül-Zusätze (Bentonit) die Drainagewirkung des Filterbetons zerstören würden.
[0029] Danach wird der neue, vorgeschweißte Rohrstrang (ca. 50 m) am Bohrgestänge befestigt
und mit dem Bohrgerät unter Beigabe eines Gleitmittels eingezogen.
[0030] Abschließend werden sämtliche neu verlegten Abschnitte mit 200 bar gespült und mit
einer Roboterkamera zur Inspektion durchfahren.
1. Verfahren zur Sanierung von Tunnel-Rückflächenentwässerungen, wobei im Tunnel eine
Drainageleitung unterhalb des Fahrbahnniveaus vorgesehen ist und in der Tunnelwand
Spülnischen vorgesehen sind, die bis zu den Drainageleitungen reichen, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Kernbohrung schräg nach unten zur Drainageleitung anbringt, so dass die
Kernbohrung im Bereich einer Spülnische in die Drainageleitung mündet, dass man von
dieser Spülnische bis zu einer anderen Spülnische ein Seil in die Drainageleitung
einzieht, dass man über die Kernbohrung ein Bohrgestänge in die Drainageleitung einführt
und die Drainageleitung aufbohrt, wobei der Bohrkopf mittels des Seils gezogen wird,
so dass er in der Drainageleitung bleiben muss, dass man danach den Bohrkopf gegen
einen Felsräumer austauscht und nun in der Gegenrichtung den Querschnitt erweitert,
und dass man schließlich eine neue Drainageleitung in den erweiterten Querschnitt
einzieht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man zwei Mal nacheinander den Querschnitt erweitert, um alle Rohrreste der bestehenden
Drainageleitung zu zerstören.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass man den im erweiterten Querschnitt verbleibenden Abraum mit einem Sauggebläse, welches
mit einem Saugschlauch verbunden ist, den man durch den erweiterten Querschnitt führt,
heraus saugt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man zuvor die genaue Lage der Drainageleitung vermisst und an Stellen mit unzulässig
starken Krümmungen überlappende Kernbohrungen bis zur gewünschten Lage der Drainageleitung
anbringt.