[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Dämpfung von Schwingungen beim Wickeln von
Materialbahnen - insbesondere von Papier- und Kartonbahnen- gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1, sowie eine Wickelmaschine gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches
8.
[0002] Wickelmaschinen sind in vielfältig verschiedenen Konstruktionen bekannt und dienen
dem Aufwickeln einer Materialbahn zu Wickelrollen. Bei der Produktion von Papieroder
Kartonbahnen erfolgt das Aufwickeln der fertigen, mehrere Meter breiten, Bahn entweder
am Ende der Papiermaschine oder auch am Ende einer nachgeordneten Streichmaschine.
Derartige Wickelmaschinen sind beispielsweise aus den Schriften DE 40 07 329 A1 und
EP 0 792 829 A2 bekannt. Die Wickelmaschine aus der Schrift DE 40 07 329 A1 entspricht
der Bauform des sogenannten Pope-Rollers. In der EP 0 792 829 A2 wird eine andere
Bauform eines Pope-Rollers gezeigt, bei der während des Wickelns die Wickelachse ortsfest
bleibt, aber die Druckwalze in Abhängigkeit mit dem größer werdenden Wickel horizontal
verfahren wird.
[0003] Um schmalere Wickelrollen mit höherer Wickelqualität herzustellen, wird die Bahn
durch mehrere Längsschnitte in Einzelbahnen aufgeteilt, die auf Hülsen aufgewickelt
werden, die üblicherweise aus Pappe hergestellt sind.
[0004] Dieses Aufwickeln auf Hülsen erfolgt entweder auf sogenannten Tragwalzen-Wickelmaschinen
oder auf sogenannten Stützwalzen-Wickelmaschinen. Aus der Schrift WO 93/25461 ist
eine Tragwalzen-Wickelmaschine bekannt, bei der die Bahnen in einem oberen Zwickel
zwischen den beiden Tragwalzen gewickelt wird. In die äußeren Enden der äußeren Hülsen
greifen Führungsköpfe hinein, um ein axiales Verschieben die Wickelrollen in dem Wickelbett
zu verhindern. Mit der Schrift WO 93/15988 wird eine Wickelmaschine offenbart, die
nur eine Walze aufweist. Diese Wickelmaschine wird Stützwalzen-Wickelmaschine genannt.
Im oberen Bereich dieser Stützwalze liegen die Wickelrollen - bezogen auf die Scheitellinie
der Stützwalze - alternierend zueinander versetzt an. Zum Halten der Wickelrollen
auf der Stützwalze greifen in die Hülsen der Wickelrolle beidseitig Führungsköpfe
hinein, die zur Verminderung des Auflagegewichtes der Wickelrollen auf der Stützwalze
mit Kolben-Zylinder-Einheiten verbunden sind.
[0005] Bei einem weiteren Stand der Technik, der Schrift DE 32 43 994 A1, wird eine Tragwalzen-Wickelmaschine
beschrieben, bei der insgesamt drei Tragwalzen achsparallel nebeneinander vorhanden
sind. Dadurch entstehen insgesamt zwei Wickelbetten, in denen die Wickelrollen alternierend
angeordnet sind.
[0006] Diesen genannten Wickelmaschinen ist gemeinsam, daß immer mindestens eine Walze und
mindestens eine Wickelrolle miteinander eine Anpreßlinie bilden. Teilweise verfügen
diese Wickelmaschinen auch noch über eine zusätzliche Druckwalze, die die Wickelrollen
von oben her mit einer zusätzlichen Anpreßkraft versehen. Ebenfalls ist den genannten
Wickelmaschinen gemeinsam, daß es beispielsweise durch Unwucht der Walzen und vor
allen Dingen durch die Wickelrollen, zu Schwingungen kommen kann. Die Schwingungen
durch Unwucht sind synchron zu den Drehfrequenzen der Walzen oder der Wickelrollen.
Schwankungen - beispielsweise in der Dicke - des aufzuwickelnden Materials, führen
bei den Wickelrollen jedoch zu umfänglichen Unrundheiten der Oberfläche. Dadurch werden
zusätzliche Schwingungen ausgelöst, die bei Tragwalzen-Wickelmaschinen im Extremfall
zum Herausspringen der Wickelrolle aus dem Wickelbett führen können.
[0007] In der Schrift DE 196 29 205 A1 wird ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Aufwickeln
einer Papierbahn zu einer Wickelrolle mit Schwingungsdämpfung beschrieben. Dort wird
ein Pope-Roller unter Zuhilfenahme von abgestimmten Feder-Masse-Systemen - in Verbindung
mit Tilgern (= Stoßdämpfer) - in Parallel- und/oder Reihenschaltung, zu einem in Gegenphase
schwingenden System aufgebaut. Dieses System ist entweder noch mit einer schwingfähigen
oder mit einer unendlich großen Zusatzmasse- beispielsweise in Form einer Wand - realisiert.
Es erfolgt zwar die Erfassung der horizontalen Schwingungsanteile mittels Bewegungssensoren
um das System abzustimmen, jedoch kann durch diese Abstimmung das System nur in einer
typischen Grundfrequenz (die im wesentlichen der Drehfrequenz der Wickelrolle entspricht)
und in den ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz schwingen. Ein direktes Reagieren
auf momentane, nichtperiodische Unebenheiten der Wickelrolle - also auf Frequenzanteile
kleiner als die Drehfrequenz - ist nicht möglich.
[0008] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Wickelmaschine bereitzustellen,
mit dem sich Schwingungen beim Wickeln reduzieren oder sogar vermeiden lassen.
[0009] Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche 1 und 8 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen und der Figurenbeschreibung.
[0010] Gemäß der Erfindung werden auftretende Schwingungskräfte (= dynamische Kräfte) mindestens
einer Walze oder einer Wickelrolle mit einer hohen Abtastrate (Abtastrate = Anzahl
der Messungen pro Sekunde) gemessen, um dann durch ein unmittelbares Verlagern der
Drehachse des schwingenden Körpers, die Schwingungskräfte zu reduzieren.
[0011] Das Verlagern der Drehachse sieht bei einem "Bauch" der Wickelrolle - bei ihrer ansonsten
kreisrunden Form - derart aus, daß die Drehachsen der Walze und der Wickelrolle für
die Dauer des "Bauches" kurzzeitig in einem größeren Abstand zueinander gebracht werden.
Bei einer "Delle" in der Wickelrolle erfolgt entsprechend eine Verminderung des Abstandes
der Drehachsen. Im Rahmen der Erfindung kann die Drehachse der Wickelrolle oder der
Walze oder können auch beide Drehachsen gleichzeitig verlagert werden.
[0012] Die erfindungsgemäße Schwingungsdämpfung kann man auch wie folgt beschreiben: Je
eine Walze und eine Wickelrolle rollen mit ihren Mantelflächen derart aufeinander
ab, daß der zylindrische Umfang der Walze der quasi zylindrischen Oberfläche der Wickelrolle
folgt. Würde eine Walze mittels kurzzeitiger Kräfterhöhung bewußt gegen eine "Beule"
gepreßt werden, so würde durch Elastizitäten der Wickelrolle und gegebenenfalls auch
des Walzenbelages, die Wickelrolle von der "Beule" weg beschleunigt werden. Dieses
würde Schwingungen entstehen lassen.
[0013] Ist jedoch eine Wickelrolle kreisrund und auch konzentrisch, aber ihr Schwerpunkt
liegt nicht auf ihrer Drehachse, so kommt es zu Unwucht, die die Wickelrolle und auch
die Wickelmaschine zu Schwingungen anregen würden. Nähert sich nun beim Wickeln der
Schwerpunkt der Wickelrolle, einer gedachten Verbindungslinie zwischen seiner Drehachse
und der Nip-Linie mit der Walze, so erfährt die Walze höhere Lagerkräfte. Durch Elastizitäten
der Wickelrolle und gegebenenfalls auch des Walzenbelages, würde sich die Exzentrizität
und damit die Unwucht noch erhöhen. Deshalb ist dann ein Entgegenpressen der Walze
gegen die Exzentrizität erforderlich, welches mit einer Annäherung der Walzendrehachse
zur Drehachse der Wickelrolle einhergeht. Dieses kann ebenfalls auch Verlagerung der
Walzendrehachse genannt werden.
[0014] Es kann auch vorkommen, daß Unwucht und/oder Unrundheiten einer Wickelrolle sich
an den Walzenenden einer verlagerbaren Walze unterschiedlich stark auswirken. Deshalb
muß eine Walze dann nicht unbedingt achsparallel verlagert werden, sondern es kann
an den Lagerstellen individuell mit der Achsverlagerung reagiert werden.
[0015] Für das Verlagern der Drehachsen wird eine Zusatzenergie verwendet, die unabhängig
von einem momentanen Energiezustand des schwingenden Systems (Wickelrolle und Tragwalze
bzw. Druckwalze) ist. Dadurch kann die Zusatzenergie das schwingenden System nicht
zum Schwingen anregen. Wird die Zusatzenergie zum Beispiel von einer leistungsstarken
Hydraulikpumpe geliefert und wird diese Hydraulikpumpe zusätzlich nur in ihrem unteren
Leistungsbereich gefahren, so kann auch eine im oberen Bereich der Pumpenkennlinie
abfallende Leistung, nicht das Schwingungssystem anregen. Die Art der erfindungsgemäßen
Schwingungsdämpfung ist eine aktive Schwingungsdämpfung.
[0016] Die momentanen Schwingungskräfte sind den momentanen Schwingungsbeschleunigungen
proportional. Im Rahmen der Erfindung können deshalb nicht nur die Schwingungskräfte
für die Bewertung der Schwingung gemessen werden, sondern auch die Beschleunigung
selbst oder die verwandten physikalischen Größen wie Weg und Geschwindigkeit. Durch
geeignetes Differenzieren und/oder Rechnen lassen sich entweder dann die Kräfte ermitteln
oder man verwendet die oben genannten physikalischen Größen auch ohne weitere Bearbeitung
für den Steuerungsprozeß der aktiven Schwingungsdämpfung.
[0017] Die aktive Schwingungsdämpfung ist auch schon aus dem Fahrzeugbau bekannt, wo dann
die Geräusche im Fahrzeuginnern mit einer sehr hohen Abtastrate gemessen werden, um
dann mittels einer gezielten Ansteuerung von Lautsprechern, die dann - im Gegensatz
zur erfindungsgemäßen Schwingungsdämpfung - in Gegenphase schwingen und somit eine
Schallauslöschung zu bewirken. Im Fahrzeugbau machen die benötigten Energien für die
aktive Dämpfung, im Verhältnis zur Wickeltechnik, jedoch nur einen winzigen Bruchteil
aus. Dieses wird um so deutlicher, wenn man sich vor Augen führt, daß nach dem heutigen
Stand der Technik, eine fertige Wickelrolle auf dem Pope-Roller über 100 Tonnen wiegen
kann.
[0018] Die Erfindung soll nun anhand der vereinfachten Zeichnungen näher erläutert werden.
[0019] Es zeigen:
- Figur 1
- eine Tragwalzen-Wickelmaschine mit aktiver Schwingungsdämpfung für eine Tragwalze
mit vertikaler Ausrichtung der Schwingungsdämpfung;
- Figur 2
- eine Tragwalzen-Wickelmaschine mit aktiver Schwingungsdämpfung für beide Tragwalzen
mit zentrischer Ausrichtung der Schwingungsdämpfung;
- Figur 3
- eine Tragwalzen-Wickelmaschine mit aktiver Schwingungsdämpfung für beide Tragwalzen
mit waagerechter Ausrichtung der Schwingungsdämpfung;
- Figur 4
- eine Tragwalzen-Wickelmaschine mit drei Walzen und mit aktiver Schwingungsdämpfung
für zwei Tragwalzen mit waagerechter Ausrichtung der Schwingungsdämpfung;
- Figur 5
- eine Stützwalzen-Wickelmaschine mit nur einer Walze und mit aktiver Schwingungsdämpfung
für die Wickelrolle mit zentrischer Ausrichtung der Schwingungsdämpfung.
[0020] In der Figur 1 ist eine Tragwalzen-Wickelmaschine mit zwei Walzen a, b dargestellt.
Auf den Walzen a, b (= Körper) ruht die Wickelrolle c (= Körper). Da erfindungsgemäß
Wickelrolle und/oder Walze eine aktive Schwingungsdämpfung erfahren können und wegen
der Vermeidung von Oder-Formulierungen im kennzeichnenden Teil der Hauptansprüche
bzw. in den Unteransprüchen, wird hier auf die Entsprechungen zu dem Begriff "Körper"
hingewiesen. Eine Materialbahn 16 umschlingt teilweise die Walze a und wird durch
die Drehrichtung der Walzen a, b auf eine Hülse 15 aufgewickelt. Eine Druckwalze d
kann optional vorhanden sein. Die Walze b verfügt über zwei Lager 7 (bedingt durch
die Seitenansicht in der Figur 1 kann nur ein Lager dargestellt werden). Auf mindestens
einem der Lager 7 ist ein Meßwertaufnehmer 9 angeordnet. Dieser Meßwertaufnehmer 9
erfährt keine Einwirkung durch Kräfte, da er sich nicht in dem Kraftfluß zwischen
Wickelrolle c und einem Widerlager 18 befindet. Ist der Meßwertaufnehmer 9 jedoch
ein Beschleunigungsaufnehmer, so ist er in der Lage, durch Schwingungen bedingte Bewegungen
des Lagers 7 zu registrieren. Das Lager 7 wird mittels einer Strebe 17 und eines Widerlagers
19 im wesentlichen in seiner horizontalen Position gehalten. Zwischen dem Lager 7
und dem Widerlager 18 ist ein Stellorgan 11, bevorzugt in Form eines Hydraulikzylinders,
angeordnet. Anschlußleitungen des Hydraulikzylinders wurden hier aus Gründen der Übersichtlichkeit
weggelassen. Alternativ sind als Stellorgane 11 auch Linearmotoren verwendbar. Liefert
nun der Meßwertaufnehmer 9 ein Signal über eine "Beule" in der Wickelrolle c, so kann
eine nicht dargestellte Auswerteelektronik in Abhängigkeit von dem Signal des Meßwertaufnehmers
9, einen vertikalen Stellweg für das Lager 7 bewirken. Durch den Stellweg kommt es
zu einer achsparallelen Verlagerung der Drehachse 2 der Walze b.
[0021] Bei einer Tragwalzen-Wickelmaschine, bei der eine Wickelrolle gleichzeitig mit zwei
Walzen Kontakt hat, ist die Schwingungsdämpfung besonders schwierig, da nicht nur
die Schwingungen an einem Nip (Walze und Wickelrolle) auftreten, sondern zugleich
noch ein zweiter Nip für Schwingungen sorgt. Deshalb kommt es zu Wechselwirkungen
zwischen den drei Körpern (Walzen a, b, und Wickelrolle c).
[0022] Mittels eines geeigneten Rechenmodells werden aus den Lagerkräften die erforderlichen
achsparallelen Bewegungen der Walze b berechnet. Auf diese Weise sind speziell die
Probleme der Wechselwirkungen weitestgehend zu lösen.
[0023] Bei der Tragwalzen-Wickelmaschine aus der Figur 1 wird nur die Walze b aktiv schwingungsgedämpft.
Dadurch bleiben immer noch Schwingungskräfte, die durch das Abrollen der Wickelrolle
c auf der Tragwalze a oder durch das Abrollen der Druckwalze d entstehen. Deshalb
ist in einer Weiterentwicklung der Erfindung, die in der Figur 2 zu sehen ist, auch
die Tragwalze a aktiv schwingungsgedämpft. Zusätzlich sind die Stellorgane 11, 12
im wesentlichen auf das Zentrum der Wickelrolle c gerichtet und die Meßwertaufnehmer
9, 10 sind zwischen den Lagern 6, 7 und den Stellorganen 11, 12 angeordnet. Weiterhin
können die Lager 6, 7 in Führungen 13, 14 gleiten. Dadurch sind Streben 17 und Widerlager
19 wie in Figur 1 nicht erforderlich. Durch die im wesentlichen zentrische Ausrichtung
der Stellorgane 11, 12 gibt es nur noch geringfügige Kräfte auf die Führungsflächen
der Führungen 13, 14. Dieses heißt, daß ein konstruktiver Aufwand für das Auffangen
von vertikalen und horizontalen Kraftkomponenten nur geringfügiger Art ist.
[0024] Weil in der Figur 2 nun insgesamt zwei Walzen verlagerbar sind (d.h. mit ihren Drehachsen
achsparallel verschoben werden können) und jede Achse schließlich zwei Lager aufweist,
entsteht ein komplexes Schwingungssystem, da es vielfältige Wechselwirkungen zwischen
den beteiligten Körpern a, b, c, d gibt. Um diesen Gegebenheiten Rechnung zu tragen,
empfiehlt es sich, daß die Meßsignale in einem Rechnerprogramm bearbeitet werden.
Heutige Rechnerleistungen ermöglichen eine Echtzeit-Datenverarbeitung von mehr als
100 Hz Abtastrate.
[0025] Mit der Figur 3 soll eine weitere Anordnung der Stellorgane 11, 12 bei einem Tragwalzen-Wickelmaschine
veranschaulichen. Hier sind die Stellorgane 11, 12 horizontal ausgerichtet. Die Führungen
13, 14 müssen nur wegen des Gewichtes der Wickelrolle c einseitig stützend ausgebildet
sein. Sind nun die Stellorgane 11, 12 horizontal ausgerichtet, so kann feinfühliger
reagiert werden, weil die waagerechte Komponente bei einem großen Stellweg kleine
vertikale Komponenten ermöglicht.
[0026] Weil bei einem Tragwalzen-Wickelmaschine jeweils nur die äußeren Enden der Hülsen
15 der äußeren Wickelrolle c für Führungsköpfe zugänglich sind, gibt es hier auch
nur dort Führungsköpfe. Deshalb kann bei diesem Wickelmaschinen-Typ keine Stellkraft
auf die Wickelrolle c einwirken, sondern das Stellorgan kann immer nur an einer der
Tragwalzen angreifen.
[0027] Mit der Figur 4 wird nun eine Dreiwalzen-Wickelmaschine gezeigt. Hier sind die Wickelrollen
c alternierend zur Scheitellinie der Walze d und senkrecht zur Zeichnüngsebene zueinander
versetzt angeordnet. Dadurch können beidseitig einer jeden Wickelrolle c in deren
Hülsen 15 Führungsköpfe eingreifen. Auch hier ist das Prinzip der vertikalen Ausrichtung
der Stellorgane 11, 12 verwirklicht worden. Die Walze d erfährt in diesem Ausführungsbeispiel
keine aktive Schwingungsdämpfung.
[0028] Weil in der Figur 4 die einzelnen Wickelrollen c mit Führungsköpfen versehen sein
können, könnte alternativ oder zusätzlich eine aktive Schwingungsdämpfung an jeder
einzelnen Wickelrolle angreifen.
[0029] Das Angreifen von Führungsköpfen in die Wickelrollen c - in Verbindung mit der erfindungsgemäßen,
aktiven Schwingungsdämpfung wird in der Figur 5 gezeigt. Die gestrichelten Doppelkreise
auf der Walze d zeigen die Hülsen 15 in ihrer Lage während des Wickelanfanges. Auf
einer Walze d sind alternierend zu deren Scheitellinie und senkrecht zur Zeichnungsebene
zueinander versetzt die Wickelrollen c angeordnet. Deshalb sind die Enden der Hülsen
15 einer jeden Wickelrolle c für Führungsköpfe zugänglich. Je nach gewünschter Wickelhärte,
werden die Wickelrollen c derart durch Stellorgane angehoben, daß nicht das volle
Gewicht der Wickeirolle c zum Tragen kommt. Dadurch kann die Anpreßkraft der Wickelrolle
c auf die Walze d kleiner dimensioniert werden, als die Normalkraft des Wickelrollen-Eigengewichtes.
Bei dem hier dargestellten Wickelmaschinen-Typ ist nun der Mechanismus zum Anheben
der Wickelrolle c kombiniert mit der aktiven Schwingungsdämpfung. Es versteht sich,
daß hier mittels der Führungsköpfe aber auch eine zusätzliche Anpreßkraft realisiert
werden könnte.
[0030] Wird bei den beschriebenen Lösungen entweder nur die Drehachse einer Walze oder nur
die einer Wickelrolle verlagert, so entstehen Reaktionskräfte auf das Maschinengestell
und auf die Fundamente. Werden nun aber im Rahmen der aktiven Schwingungsdämpfung
die Achsen der Walze und der Wickelrolle gleichzeitig verlagert und werden die jeweiligen
Verlagerungswege der Drehachsen umgekehrt proportional zu den Massen der entsprechenden
Körper gewählt, so ergeben sich nach dem Impulssatz keine Kräfte auf die Fundamente.
Sind die Stöße der Wickelrolle auf eine Walze unelastischer oder teilelastischer Art,
so gelten die entsprechenden Abwandlungen des Impulssatzes.
[0031] Abschließend soll noch hervorgehoben werden, daß die aktive Schwingungsdämpfung nicht
nur bei Trag- oder Stützwalzen-Wickelmaschinen, also für in Längsrichtung geteilte
Materialbahnen 16 verwendet werden kann, sondern auch für den Pope-Roller und seinen
Weiterentwicklungen. Hier kann dann sowohl auf die Lagerungen der Druckwalze, als
auch auf die Lagerungen der Wickelachse eine aktive Schwingungsdämpfung einwirken.
Ferner kann die vorliegende Erfindung auch auf Umwickelmaschinen und auch bei Abwickelstationen
für Streichmaschinen angewendet werden.
1. Verfahren zur Dämpfung von Schwingungen bei Wickelmaschinen für Materialbahnen - insbesondere
von Papier- und Kartonbahnen - mit den folgenden Merkmalen:
- mindestens zwei aufeinander abrollende zylindrische Körper (a, b, c, d) bilden miteinander
einen Nip,
- einer der Körper (a, b, c, d) ist eine Wickelrolle und der andere Körper (a, b,
c, d) ist eine daran anliegenden Walze,
- die beiden Körper (a, b, c, d) bilden durch Unwucht oder Unrundheit miteinander
ein schwingfähiges System dadurch gekennzeichnet, daß
- mindestens einer der Körper (a, b, c, d) des Schwingungssystems eine aktiven Dämpfung
bezüglich der Schwingungskräfte erfährt,
- das heißt, daß pro Umdrehung eines der Körper (a, b, c, d) eine Vielzahl von Schwingungskräfte-Messungen
erfolgen,
- in Abhängigkeit vom aktuellen Meßwert wird die Drehachse (1, 2, 3, 4, 5) mindestens
eines Körpers (a, b, c, d) derart verlagert, daß die Schwingungskräfte vermindert
werden,
- das Verlagern der Drehachse (1, 2, 3, 4, 5) erfolgt mittels einer von außen dem
System zugeführten Zusatzenergie.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß pro Umdrehung eines der Körpers (a, b, c, d), mindestens vier Meßwerte gewonnen werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Gewinnung eines neuen Meßwertes, die aus dem letzten Meßwert resultierende
Verlagerung der Drehachse (1, 2, 3, 4, 5) abschlossen ist, womit so eine Echtzeit-Datenverarbeitung
vorliegt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerte in einem Rechenprogramm verarbeitet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Rechenprogramm einen Algorithmus beinhaltet, der den zeitlichen Verlauf der Meßwerte
als Funktion der Abwicklung des Körpers registriert, wobei der Algorithmus durch die
Abfolge der Meßwerte, die nächste Umdrehung des rotierenden Körpers erkennt und dadurch
schneller in seiner Datenverarbeitung zu den Werten für die Verlagerung für die Drehachse
gelangt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Algorithmus bezüglich der Parameter des Schwingungssystems lernfähig und damit
selbstadaptierend ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzahl der Meßwerte zu Beginn des Wickelns geringer ist und mit zunehmenden Wickelrollen-Durchmesser
gesteigert wird.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7, mittels
einer Wickelmaschine mit mindestens zwei Körpern (a, b, c, d), wobei einer der Körper
(a, b, c, d) eine Walze ist und der andere Körper (a, b, c, d) eine Wickelrolle ist,
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Körper (a, b, c, d) an den Enden seiner Drehachse (1, 2, 3, 4, 5)
mit verlagerbaren Lagern (6, 7, 8) ausgestattet ist, wobei diesen Lagern (6, 7, 8)
Meßwertaufnehmer (9, 10) zugeordnet sind und daß an den Lagern (6, 7, 8) die Zusatzenergie
in Form von Stellorganen (11, 12) angreift.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Stellorgan (11, 12) aus einem Hydraulikzylinder besteht.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzenergie vertikal gerichtet ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzenergie horizontal gerichtet ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzenergie in Richtung Drehachse (1, 2, 3, 4, 5) des zugeordneten Körpers
(a, b, c, d) gerichtet ist.