[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abtrennung von Coumafos (O,O'-Diethyl-O"-(3-chlor-4-methyl-7-cumarinyl)-thiophosphat)
aus Bienenwachs durch Adsorption an Aktivkohle und anschließender Druckfiltration.
[0002] Die Milbe Varroa jacobsoni verursacht die als Varroatose bekannte Parasitose der
Honigbiene. Die Milbe parasitiert auf der adulten Biene und auf deren Brutstadien.
Nach einer Latenzzeit von mehreren Jahren, in denen keine klinischen Erscheinungen
beobachtet werden können, erfolgt innerhalb kurzer Zeit der Zusammenbruch der Völker.
Eine frühzeitige Diagnose ist für eine erfolgreiche Therapie von entscheidender Bedeutung.
Zur medikamentellen Diagnose und Therapie der Varroatose wurde von der Bayer AG in
Zusammenarbeit mit dem Tierhygienischen Institut Freiburg Perizin® entwickelt. W.
Ritter, Tierhygienisches Institut Freiburg; "Die Varroatose der Honigbiene, Apis mellifera,
und ihre Bekämpfung mit Perizin®", Veterinär-Medizinische Nachrichten, Heft 1, S.
3; G. Elwert Universitätsund Verlagsbuchhandlung Marburg-Lahn; 1986.
[0003] Bei der Behandlung eines von Milben befallenen Bienenvolkes mit Perizin verteilt
sich der Wirkstoff Coumafos durch den gemeinsamen Stoffwechsel beim sozialen Futteraustausch
im ganzen Bienenstock. Nach einer gewissen Wirkungszeit wird der Wirkstoff dann nach
und nach biologisch abgebaut. Allerdings kann in das Wabenwachs gelangtes Coumafos
dort eingeschlossen und konserviert werden. Bienenwachs durchläuft als Rohstoff für
die sogenannten "Mittelwände", den Grundplatten auf denen die Bienen wieder neue Waben
anlegen, einen ständigen Recycling-Prozess. Vorliegende Analysenergebnisse weisen
darauf hin, dass sich eingeschlossenes Coumafos im Wachskreislauf auf über 20 ppm
anreichert, während eine Beladung von 5 ppm bereits als nicht mehr akzeptabel angesehen
wird. Darum ist es notwendig, den Wirkstoff an einer noch zu ermittelnden Stelle des
Kreislaufs zwischen Imker und Mittelwand-Hersteller auszuschleusen, indem er aus dem
Wachs isoliert und entsorgt wird.
[0004] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Abtrennung von Coumafos aus Bienenwachs
durch Adsorption an Aktivkohle und anschließender Druckfiltration durch:
a) Schmelzen des Bienenwachses,
b) Zugeben von pulverförmiger Aktivkohle in einer Menge von mindestens 5 g pro Liter
flüssigen Wachses,
c) Herstellen einer homogenen Suspension aus dem Gemisch,
d) Verweilen der Suspension über eine bestimmte Kontaktzeit,
e) Filtrieren der Suspension in einem Druckfilter bei einer Druckdifferenz am Filtermedium
von mindestens 1 bar.
[0005] In einer bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Aktivkohle
vor der Filtration mindestens 5 min mit dem Bienenwachs in Kontakt gebracht.
[0006] Es ist vorteilhaft, wenn die Druckdifferenz bei der Filtration 4 bis 6 bar beträgt.
Aufgrund der geringen Feststoffkonzentration und der vergleichsweise geringen Korngröße
der Partikel, kann bei der vorliegenden Filtrationsaufgabe von einer Klärfiltration
gesprochen werden. Geeignete Druckfilter, die ausreichend große Filterflächen bieten,
sind beispielsweise der Tellerdruckfilter oder der Kerzenfilter. Beides sind geschlossene,
diskontinuierliche Apparate zur Klärfiltration mit einstellbarer Druckdifferenz und
automatischer Kuchenabreinigung. Durch die kompakte Anordnung der tellerförmigen bzw.
kerzenförmigen Filterelemente im Inneren der Druckfilter können Filterflächen bis
über 100 m
2 realisiert werden. Derartige Druckfilter sind beispielsweise beschrieben in Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry, Sixth Edition, WILEY-VCH, Electronic Release
2001; Filtration, 8. Filtration Equipment, 8.3 Candle Filters and 8.5 Disk Filters.
[0007] Die Menge an Aktivkohle beträgt vorzugsweise 20 bis 50 g pro Liter flüssigen Wachses.
Die eingesetzte Aktivkohle soll dabei eine möglichst hohe Adsorptionskapazität und
möglichst gute Filtrationseigenschaften besitzen. Adsorptionskapazität und Filtrationseigenschaften
der Aktivkohle werden während der Herstellung durch die art der Aktivierung bzw. die
Formulierung eingestellt. Als geeignet besonders hat sich die Aktivkohle CA 1® vom
Hersteller Norit erwiesen.
[0008] Die Kontaktzeit zwischen Aktivkohle und Bienenwachs beträgt bevorzugt 30 bis 90 min.
[0009] In einer besonders bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahren wird die
Suspension während der Kontaktzeit gerührt, um ein Absetzen der Aktivkohle am Behälterboden
zu vermeiden. Ein Aussedimentieren der Aktivkohle würde zu einer Entmischung von Aktivkohle
und Bienenwachs führen. Es ist zu erwarten, dass aufgrund der Kontaktwahrscheinlichkeit
zwischen Wirkstoff und Adsorptionsmedium bei einer inhomogenen Verteilung der Aktivkohle
in der Suspension im Vergleich zu einer homogenen Verteilung bei gleicher Aktivkohlemenge,
eine geringere Menge Coumafos adsorbiert werden kann.
[0010] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird Coumafos effektiv aus Bienenwachs
abgetrennt.
Beispiel 1 (erfindungsgemäß)
[0011] Die Abtrennung von Coumafos aus Bienenwachs kann im technischen Maßstab beispielsweise
wie folgt durchgeführt werden:
a) Schmelzen von 2000kg Bienenwachs in einen beheizten Rührkessel mit einem Nennvolumen
von 4 m3 bei einer Temperatur von 80°C.
b) Zugabe von 100 kg Aktivkohle unter Rühren.
c) Anschließend 1 h Nachrühren bei einer Temperatur von 80°C.
d) Danach filtrieren der Suspension bei einem Filtrationsdruck von 4 bis 6 bar. Als
Filterapparat kann ein beheizter Tellerdruckfilter mit automatischer Kuchenabreinigung
zum Einsatz kommen. Zur Reinigung von 2000 kg Wachs genügt ein Apparat mit etwa 10
m2 Filterfläche.
[0012] Die gesamte Zykluszeit zur diskontinuierlichen Verarbeitung von 2000 kg Wachs liegt
bei etwa 4 h, so dass sich ein Anlagendurchsatz von ca. 500 kg/h ergibt. Pro Tonne
aufgearbeitetes Wachs fallen Reststoffe in der Größenordnung von 100 kg an, die entsorgt
werden müssen. Aufgrund des hohen Heizwertes des Filterkuchens, ist die Verbrennung
der Reststoffe eine sinnvolle Entsorgungsmöglichkeit.
Beispiel 2 (erfindungsgemäß)
[0013] Laborversuch zur Abtrennung von Coumafos aus Bienenwachs.
[0014] Zunächst wurden 2000 ml Bienenwachs im Wasserbad bei einer Temperatur von 80°C verflüssigt.
Die Dichte des Wachses betrug bei 80°C und Umgebungsdruck p = 0,824 kg/m
3 und die dynamische Viskosität η = 14 mPas. Danach wurden dem flüssigen Wachs 50 g/l
pulverförmige Aktivkohle vom Typ CA 1® des Herstellers Norit beigegeben und 60 min
Kontaktzeit bei 80°C gerührt. Anschließend wurde die Suspension in einem beheizten
Labordruckfilter mit einer Filterfläche von 100 cm
2 bei einem Filtrationsdruck von 5,75 bar filtriert. Die Filtrationszeit betrug 8 min
und die anschließende Zeit für mechanisches Entfeuchten, wobei der Filterkuchen mit
Druckluft durchströmt wurde, betrug weitere 10 min. Die Kuchenhöhe bei Versuchsende
betrug 30 mm und das Gewicht des Filterkuchens 207,7 g. Es wurde eine Abreicherung
des Wirkstoffs von ca. 20 ppm auf weniger als 1 ppm erreicht.
Beispiel 3 (Vergleichsbeispiel)
[0015] Bei der Verwendung von aktivkohlehaltigen Filterschichten zur Filtration vom Coumafos
aus Bienenwachs an Stelle einer Zugabe von pulverförmiger Aktivkohle konnte keine
Abreicherung des Wirkstoffs bezogen auf den Ausgangswert von ca. 20 ppm beobachtet
werden. Der Aktivkohlegehalt der verwendeten Filterschicht betrug herstellungsbedingt
1,4 g und es wurden 1500 ml. Bienenwachs in ca. 3 h filtriert. Die Verwendung von
aktivkohlehaltigen Filterschichten führt nicht zur Abtrennung von Coumafos aus Bienenwachs.
Beispiel 4
[0016] Durch Zugabe von 2 g/l pulverförmiger Aktivkohle zum Flüssigen Bienenwachs und anschließender
Filtration wurde keine messbare Verringerung des Coumafosgehalts von ca. 20 ppm erreicht.
Erfindungsgemäßes Beispiel:
[0017] Erst durch eine Zugabe von mindestens 20 g/l Aktivkohle zum flüssigen Bienenwachs
konnte der Coumafosgehalt auf weniger als 5 ppm reduziert werden.
Beispiel 5
[0018] Reihenversuche bei variierter Kontaktzeit zwischen Aktivkohle und Bienenwachs zwischen
15 und 120 min haben gezeigt, dass sich die Abreicherung von Coumafos durch eine längere
Kontaktzeit erheblich verbessern lässt. Nach etwa 60 min schwächt sich dieser Effekt
aber langsam ab, so dass ab einer Kontaktzeit von 120 min nur noch mit geringen Verbesserungen
in der Abtrennung zu rechnen ist.
Erfindungsgemäßes Beispiel:
[0019] Es wurde wie in Beispiel 1 verfahren, jedoch mit einer Kontaktzeit von 15 min. Durch
eine Erhöhung der Verweilzeit von 15 min auf 60 min konnte eine weitere Abreicherung
von ca. 5 ppm auf unter 1 ppm erzielt werden.. Unmittelbares Filtrieren der Suspension
nach kurzem Verteilen der Pulverkohle bringt dageben eine kaum messbare Verringerung
des Coumafosgehalts von ca. 20 ppm im Bienenwachs.
1. Verfahren zur Abtrennung von Coumafos (O,O'-Diethyl-O"-(3-chlor-4-methyl-7-cumarinyl)-thiophosphat)
aus Bienenwachs durch Adsorption an Aktivkohle und anschließender Druckfiltration
durch:
a) Schmelzen des Bienenwachses,
b) Zugeben von pulverförmiger Aktivkohle in einer Menge von mindestens 5 g pro Liter
flüssigen Wachses,
c) Herstellen einer homogenen Suspension aus dem Gemisch,
d) Verweilen der Suspension über eine bestimmte Kontaktzeit,
e) Filtrieren der Suspension in einem Druckfilter bei einer Druckdifferenz am Filtermedium
von mindestens 1 bar.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Aktivkohle vor der Filtration mindestens 5 Minuten mit dem flüssigen Bienenwachs
in Kontakt gebracht wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kontaktzeit von Aktivkohle und Bienenwachs 30 bis 60 min beträgt.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckdifferenz am Filtermedium 4 bis 6 bar beträgt.
5. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge an Aktivkohle 20 bis 50 g pro Liter flüssigen Wachses beträgt.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Suspension während der Kontaktzeit von Aktivkohle und Bienenwachs gerührt wird.