[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Schmelzofen, insbesondere zum Aufbereiten von
Magnesiumschmelze, mit einem bis zu einer vorbestimmten Füllstandshöhe Schmelze aufnehmenden
Schmelzenraum, der nach oben hin durch eine geneigte Decke abgeschlossen und gegebenenfalls
durch wenigstens eine Trennwand in über wenigstens eine Durchströmöffnung miteinander
verbundene Kammern unterteilt ist und dem eingangsseitig eine Beschikkungsöffnung
für eine Materialzugabe und ausgangsseitig eine Entnahmeöffnung für eine Schmelzenentnahme
zugehören.
[0002] Aufgrund der hohen Affinität des Magnesiums zu Sauerstoff muß beim Schmelzen von
Magnesium und Magnesiumlegierungen für einen Oxidationsschutz gesorgt werden, der
eine Reaktion der Schmelze mit der Umgebungsluft bzw. der Ofenatmosphäre weitgehend
verhindert. Der Schmelzenraum der Schmelzöfen ist daher nach außen hin mit einer Decke
gasdicht abgeschlossen und der bei den bekannten Schmelzöfen verbleibende Zwischenraum
zwischen Decke und Schmelzenoberfläche wird mit einem Schutzgas gespült, wobei schwefelhaltige
Schutzgase, die entweder SF
6 (Schwefelhexafluorid) oder SO
2 (Schwefeldioxid) enthalten, Verwendung finden. Allerdings trägt das SF
6, wenn es in die Atmosphäre gelangt, durch sein hohes Erderwärmungspotential, das
24.000 mal größer als das von CO
2 ist, zum Treibhauseffekt bei und das alternativ dazu eingesetzte SO
2 ist giftig. Darüber hinaus kommt es trotz der Schutzgasspülung an der Schmelzenoberfläche
zu Oxidationsreaktionen und zur Ausbildung von Schlacke u. dgl. Verunreinigungen,
die laufend entfernt werden müssen. Diese Schlacke u. dgl. stellt dabei ein zu entsorgendes
oder aufwendig zu recycelndes Abfallprodukt dar.
[0003] Um auf den Einsatz von schwefelhaltigen Schutzgasen verzichten zu können, wurde gemäß
der DE 197 47 002 A ein Verfahren zum Betreiben eines Magnesiumschmelzofens vorgeschlagen,
nach dem das zu schmelzende Material drei hintereinander gereihte Kammern durchfließt
und in Fließrichtung in den einzelnen Kammern stufenweise auf höhere Temperaturen
gebracht wird, wobei nur die erste Kammer mit einem reinen CO
2 zum Schutz vor Oxidationsreaktionen begast wird und die beiden anderen Kammern nach
außen hin abgeschlossen sind. Durch die anfangs geringe Schmelzentemperatur wird die
damit verbundene erhöhte Reaktionsträgheit des Magnesiums zur Unterbindung unerwünschter
Reaktionen genutzt und durch den Abschluß der anderen Kammern ein Eindringen von Sauerstoff
verhindert. Allerdings kommt es aufgrund der zu Beginn in diesen Kammern vorhandenen
Luftpolster auch hier zu Oxidationsreaktionen und es entsteht Schlacke od. dgl., wozu
noch der Aufwand für das mehrstufige Schmelzverfahren kommt.
[0004] Es sind auch schon Schmelzöfen bekannt, die eine geneigte, zumindest bereichsweise
in die Schmelze hineinragende Decke aufweisen (DE 195 04 415 A1). Dadurch werden aufschwimmende
Verunreinigungen in der Schmelze, wie Oxide, Schlacke u. dgl. in einer vom Auslaß
entgegengesetzten Richtung gesammelt, von wo sie schließlich bei Bedarf abgeschöpft
werden. Als nachteilig hat es sich bei einem derartigen Schmelzofen erwiesen, daß
die Zufuhr von frischem Metall in genau dem Bereich des Ofens erfolgt, in dem sich
auch die Oxide, die Schlacke u. dgl. ansammeln und somit die Verunreinigungen bei
jedem Beschikkungsvorgang erneut in die Schmelze hineingerissen und mit der Schmelze
vermischt werden.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Schmelzofen der eingangs geschilderten
Art zu schaffen, der ein einwandfreies Aufbereiten von oxidationsgefährdeten Schmelzen,
insbesondere auch Magnesiumschmelzen, ohne eine Begasung erlaubt und auch bei üblichen
Schmelztemperaturen eine Schlackenbildung weitgehend unterbindet.
[0006] Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß die Beschickungs- und Entnahmeöffnungen
durch Schächte gebildet sind, die unter das Niveau der Füllstandshöhe der Schmelze
ragen und daß in der Decke oberhalb der unteren Mündungsöffnung des Beschickungsschachtes
eine verschließbare Reinigungsöffnung für sich aufgrund der Deckenneigung ansammelnde
Verunreinigungen der Schmelze vorgesehen ist. Damit taucht die Decke in die Schmelze
ein, so daß sich mit einer entsprechenden Ausgestaltung des Schmelzofens die freie
Schmelzenoberfläche minimieren läßt und beispielsweise auf den Bereich der Beschickungs-
und Entnahmeschächte begrenzt werden kann. Die zudem in die Schmelze eintauchenden
Schächte verhindern, daß frisch dem Ofen zugeführtes Metall die Decke von Verunreinigungen
durchqueren muß und verhindert somit ein erneutes Vermischen der Verunreinigungen
mit der Schmelze. Mit einer Entnahme der Verunreinigungen durch die gesonderte Reinigungsöffnung
ist außerdem eine gegenseitige Störung von Beschickung und Reinigung vermieden. Auf
diese einfache und elegante Weise wird so ein hervorragender Oxidationsschutz bei
guter Qualität der Schmelze erreicht und der Einsatz giftiger und/oder umweltschädlicher
Schutzgase vermieden. Die verbleibenden freien Schmelzenoberflächenbereiche werden
in ausreichendem Maße bei geschlossenen Schächten mit CO
2-haltigem schwefelfreiem Schutzgas geringer Menge bzw. bei Reinigungsarbeiten od.
dgl., wenn die Schächte geöffnet werden, bedarfsweise mit schwefelhaltigem Gas geringer
Menge geschützt. Die erforderliche Schutzgasmenge für das gesamte Aufbereitungsverfahren
wird dabei im Verhältnis der geringen freien Schmelzenoberflächen zur sonst üblichen
ganzen, der Umgebungsluft ausgesetzten Schmelzenoberfläche reduziert. Auch die entstehende
Schlackenmenge, die von der luftbeaufschlagten Schmelzenoberfläche abhängt, wird ebenfalls
im entsprechenden Verhältnis verringert, wobei es keine Beschränkung hinsichtlich
der Schmelztemperaturen gibt.
[0007] Vorteilhafterweise verläuft die Decke wenigstens bis zu einem Niveau oberhalb der
Ausmündung des Beschickungsschachtes hin ansteigend oder weist die Decke zwischen
Beschickungs- und Entnahmeschacht einen Abschnitt mit in den Schmelzenraum vorragendem,
vorzugsweise V-förmigem Verlauf auf. Dieser Deckenverlauf hat zur Folge, daß die in
geringer Menge vorhandenen Verunreinigungen und Schlackenteilchen der Schmelze aufschwimmen
und der Deckenneigung entlang hochsteigen, so daß diese Partikel über eine geeignete,
mit einem Deckel verschließbare Reinigungsöffnung im Bereich der höchsten Deckenlage
bedarfsweise abgezogen werden können. Ein gleichzeitig in Richtung zum Beschickungsschacht
hin abfallender Boden des Schmelzenraumes bewirkt durch seine Neigung ein Ansammeln
von absinkenden Verunreinigungen im Anfangsbereich des Schmelzenraumes, wodurch im
Bereich des Entnahmeschachtes für eine möglichst reine Schmelze gesorgt ist.
[0008] Um die freien Oberflächenbereiche der Schmelze vor einer Oxidationsreaktion zu schützen,
münden Zu- bzw. Ableitungen eines Schutzgasversorgungssystems in die jeweiligen Schächte.
[0009] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand rein schematisch veranschaulicht, und
zwar zeigen
- Fig. 1 und 2
- zwei Ausführungsbeispiele eines erfindungsgemäßen Schmelzofens jeweils im Längsschnitt.
[0010] Ein Schmelzofen 1 zum Aufbereiten von Magnesiumschmelze S bildet einen bis zu einer
vorbestimmten Füllstandshöhe H Schmelze aufnehmenden Schmelzenraum 2, der nach oben
hin durch eine Decke 3 gasdicht abgeschlossen ist. Eine Trennwand 4 unterteilt den
Schmelzenraum 2 in zwei über eine Durchströmöffnung 5 miteinander verbundene Kammern,
eine Schmelzenkammer 6 und eine Entnahmekammer 7, wobei der Schmelzenkammer 6 ein
Beschickungsschacht 8 und der Entnahmekammer 7 ein Entnahmeschacht 9 zugehören. Die
Decke 3 besitzt gemäß dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 einen durchgehenden, vom
Entnahmeschacht 9 zum Beschickungsschacht 8 hin abfallend geneigt und der Schmelzenraum
2 wird über nicht weiter dargestellte Heizeinrichtungen in den Seitenwänden zum Schmelzen
und Aufbereiten des Magnesiums beheizt.
[0011] Die Füllstandshöhe H des Schmelzenraumes liegt im Höhenbereich der Beschickungs-
bzw. Entnahmeschächte 8,9, so daß die Decke 3 vollständig oder zumindest mit ihrem
Mittelabschnitt 10 unterhalb des Schmelzenniveaus liegt und in die Schmelze S eintaucht,
wodurch im Schmelzenofen 1 nur im Bereich der Schächte 8,9 freie Schmelzenoberflächen
O auftreten. Damit kommt es zu einem optimierbaren Oxidationsschutz für die Schmelze
S auch ohne Einsatz größerer Schutzgasmengen und das Entstehen von Oxidationsreaktionsprodukten
und Schlacke kann auf einfache Weise verhindert werden.
[0012] Beim Ofenbetrieb wird festes Rohmaterial aus Magnesium oder einer Magnesiumlegierung
über eine Schleuse 13 und den Beschickungsschacht 8 in den Schmelzenraum 2 eingebracht,
wobei der Beschickungsschacht 8 in die Schmelze S hineinragt, wodurch die beim Aufschmelzen
freiwerdenden Verunreinigungen und Oxidationsprodukte aufschwimmen und zum größten
Teil innerhalb des Beschickungsschachtes 8 verbleiben. Nur ein geringer Teil dieser
Verunreinigungen gelangt in die vollständig mit Schmelze S gefüllte Schmelzenkammer
6, wo sie aufsteigen und sich aufgrund der Deckenneigung im Bereich der entsprechend
hochliegenden, mit Dekeln 14 verschlossenen Reinigungsöffnungen 15 ansammeln. Der
sich bodenwärts absetzende Schlamm sammelt sich aufgrund der Bodenneigung unterhalb
des Beschikungsschachtes 8 bzw. der zugehörigen Entnahmeöffnung 15, wobei die Trennwand
4 bzw. die Engstelle 11 ein Eindringen von Verunreinigungen und Schlackenteilchen
in die Entnahmekammer 7 weitgehend verhindern.
[0013] In der Entnahmekammer 7 befindet sich im wesentlichen reine Schmelze, die über den
Entnahmeschacht 9 mittels einer nicht weiter dargestellten Pumpe oder durch Unterdruckbeaufschlagung
entnommen und einer Gießvorrichtung od. dgl. zugeführt wird.
[0014] Zur Reinigung des Schmelzenraumes 2 können nach Absenken des Schmelzenniveaus und
Betätigen entsprechender Be- und Entlüftungseinrichtungen 16 die Deckel 14 geöffnet
werden, welche Be- und Entlüftungseinrichtungen 16 auch für den Druckausgleich beim
Befüllen des Schmelzenraumes sorgen.
[0015] Um die freien Oberflächenbereiche O der Schmelze vor einer Oxidationsreaktion zu
schützen, werden die Beschickungs- bzw. Entnahmeschächte 8,9 mit Schutzgas beaufschlagt,
wozu nur angedeutete Zu- und Ableitungen 17 eines Schutzgasversorgungssystems vorgesehen
sind.
1. Schmelzofen (1), insbesondere zum Aufbereiten von Magnesiumschmelze, mit einem bis
zu einer vorbestimmten Füllstandshöhe (H) Schmelze (S) aufnehmenden Schmelzenraum
(2), der nach oben hin durch eine geneigte Decke (3) abgeschlossen und gegebenenfalls
durch wenigstens eine Trennwand (4) in über wenigstens eine Durchströmöffnung (5)
miteinander verbundene Kammern (6, 7) unterteilt ist und dem eingangsseitig eine Beschickungsöffnung
(8) für eine Materialzugabe und ausgangsseitig eine Entnahmeöffnung (9) für eine Schmelzenentnahme
zugehören, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschickungs- und Entnahmeöffnungen durch Schächte (8, 9) gebildet sind, die
unter das Niveau der Füllstandshöhe der Schmelze (S) ragen und daß in der Decke (3)
oberhalb der unteren Mündungsöffnung des Beschickungsschachtes (8) eine verschließbare
Reinigungsöffnung für sich aufgrund der Deckenneigung ansammelnde Verunreinigungen
der Schmelze (S) vorgesehen ist.
2. Schmelzofen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Decke (3) wenigstens bis zu einem Niveau oberhalb der Ausmündung des Beschikkungsschachtes
(8) hin ansteigend verläuft.
3. Schmelzofen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Decke (3) zwischen Beschickungs- und Entnahmeschacht (8,9) einen Abschnitt (10)
mit in den Schmelzenraum (2) vorragenden, vorzugsweise V-förmigem Verlauf aufweist.
4. Schmelzofen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Zu- bzw. Ableitungen (17) eines Schutzgasversorgungssystems in die jeweiligen Schächte
(8, 9) münden.