(19)
(11) EP 1 262 598 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.12.2002  Patentblatt  2002/49

(21) Anmeldenummer: 02006446.5

(22) Anmeldetag:  22.03.2002
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7E01B 7/26
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 30.05.2001 DE 10126212

(71) Anmelder: VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg
90338 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Gunzelmann, Karlheinz
    91469 Hagenbüchach (DE)

(74) Vertreter: LOUIS, PÖHLAU, LOHRENTZ & SEGETH 
Postfach 3055
90014 Nürnberg
90014 Nürnberg (DE)

   


(54) Gleisweiche


(57) Es wird eine Gleisweiche (10) mit einer Weichenzunge (20) beschrieben, die auf Gleitstühlen (22) verstellbeweglich vorgesehen ist. Die Gleitstühle (22) sind mit einer zentralen Schmiereinrichtung (26) verbunden, um eine automatische optimale Schmierung zwischen der Weichenzunge (20) und den Gleitstühlen (22) der Gleisweiche (10) zu erzielen.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Gleisweiche mit einer auf Gleitstühlen verstellbeweglichen Weichenzunge, wobei die Gleitstühle mit einer zentralen Schmiereinrichtung verbunden sind.

[0002] Übliche Gleisweichen weisen eine Weichenzunge auf, die auf Gleitstühlen mit Hilfe einer Antriebseinrichtung zwischen zwei Weichenstellungen hin- und herverstellbar sind. Die Gleitstühle sind auf Gleisschwellen befestigt.

[0003] Zur Aufrechterhaltung der Funktionstüchtigkeit einer solchen Gleisweiche ist es notwendig, die Gleisweiche zu schmieren. Diese Schmierarbeit wird bislang üblicherweise von sogenannten Streckengehern erledigt, die auf den Gleitstühlen im Bereich des Verstellweges der Weichenzunge jeweils eine bestimmte Schmiermittelmenge plazieren, um die Reibung zwischen den Gleitstühlen und der Weichenzunge zu reduzieren. Die Qualität dieser Schmierarbeit ist vom jeweiligen Streckengeher abhängig. Es ist also nicht zuverlässig ausschließbar, daß die Schmierung zwischen den Gleitstühlen und der Weichenzunge ungleichmäßig oder unvollkommen durchgeführt wird. Ein weiterer Mangel besteht darin, daß das Schmiermittel den jeweiligen Witterungseinflüssen ausgesetzt, d.h. bei Regen vorzeitig aufgelöst wird. Das heißt, die Schmiereigenschaften nehmen vorzeitig ab. Es müßte folglich bereits nach einer relativ kurzen Zeitspanne erneut geschmiert werden. Da ein Streckengeher in einer bestimmten Zeit nur eine bestimmte Gleisstrecke schmieren kann, bedeutet dies, daß ein Streckengeher regelmäßig nicht dazu in der Lage ist, eine optimale Schmierarbeit zu leisten. Das bedeutet, daß das Personal entsprechend erhöht werden müßte, um eine optimale Schmierung der Gleisweichen einer Gleisstrecke zu bewerkstelligen. Das ist zur allgemeinen Forderung nach Personalreduktionen im Gegensatz.

[0004] Die US-A 4 109 584 beschreibt eine Gleisweiche, die an einem Grundelemente eine erste, eine zweite und eine dritte Spur aufweist. Zum Verstellen dieser drei Spuren sind zwei Verstelleinrichtungen vorgesehen.

[0005] Eine Gleichweiche der eingangs genannten Art mit einer auf Gleitstühlen verstellbeweglichen Weichenzunge, wobei die Gleitstühle mit einer zentralen Schmiereinrichtung verbunden sind, ist aus der DE-PS 943 055 bekannt. Dort ist mit dem Stellantrieb der Weiche eine Ölpumpe gekuppelt, die bei jeder Betätigung des Stellantriebes für die Weichenzunge Schmiermaterial über Rohrleitungen auf die Gleitfläche zwischen den Gleitstühlen und der Weichenzunge preßt und so die Schmierung automatisch an den jeweiligen Bedarf anpaßt. Wird der Stellantrieb längere Zeit nicht betätigt, so erfolgt auch keine Schmierung. Das kann einen Mangel darstellen.

[0006] Aus der DE 44 05 446 A1 ist ein automatisches Schmiersystem zum Abschmieren von Weichen in Gleisanlagen von Schienenfahrzeugen bekannt, das aus einer neben dem Gleis in geeigneter Weise angeordneten Mehrleitungspumpe sowie einem Kontaktschalter zur Ermittlung der Weichenverstellung und einem Steuergerät zur Auslösung des Abschmiervorgangs besteht. Die Schmierpumpe besitzt eine der Schmierstellenanzahl entsprechende Anzahl von einzeln regelbaren Auslässen, die einzeln über Schmierleitungen mit den Schmierstellen verbunden sind. Ein Elektromotor oder ein eigener oszillierender Antrieb ist mit dem Weichenverstellmechanismus koppelbar. Der Abschmiervorgang wird bei der elektromotorisch angetriebenen Pumpe von einem Steuergerät ausgelöst, das entweder eine einstellbare Anzahl von Verstellbewegungen summiert oder bei Überschreiten einer einstellbaren Leistungsaufnahme des Elektromotors die Schmierpumpe einschaltet und bei Ablauf einer vollen Pumpenumdrehung wieder ausschaltet, wobei die Weichenverstellung über einen speziellen Sensor, vorzugsweise einem mechanischen Endschalter oder einem induktiven Nährungsinitiator, ermittelt wird. Dort sind also regelbare Auslässe vorhanden, die mit den Schmierstellen verbunden sind. Außerdem ist dort ein separater Elektromotor oder ein eigener oszillierender Antrieb vorhanden, der mit dem Weichenverstellmechanismus verbunden ist. Das Steuergerät zur Auslösung des Abschmiervorgangs ist dazu vorgesehen, entweder eine voreingestellte Anzahl von Verstellbewegungen durchzuführen oder bei Überschreiten einer voreingestellten Leistungsaufnahme des Elektromotors die Schmierpumpe einzuschalten. Ferner ist ein spezieller Sensor dazu vorgesehen, die Weichenverstellung zu ermitteln. Dieses bekannte Schmiersystem weist also eine Vielzahl miteinander zusammenwirkender Komponenten auf, was auf die Störanfällig Einfluß haben kann.

[0007] Die DE-AS 1 285 490 offenbart eine Schmiervorrichtung zum selbsttätigen Schmieren mehrerer Schmierstellen an Eisenbahnweichen, bei der für jede Schmierstelle eine gesonderte Kolbenpumpe vorgesehen ist und alle Kolbenpumpen in einem gemeinsamen Ölbehälter am Boden desselben angeordnet und von einem Stellglied betätigbar sind, das mechanisch mit dem Stellantrieb der Weiche gekuppelt und oberhalb des Ölspiegels in den Ölbehälter eingeführt ist. Diese bekannte Schmiervorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Kolbenpumpen in liegender Tandemanordnung und mit Zwillingskolben ausgerüstet sind, und daß das beim Umstellen der Weiche um eine vertikale Achse gedrehte Stellglied einen Hebel aufweist, der das obere Ende einer um eine horizontale Achse schwenkbaren Schwinge bewegt, deren unteres Ende in einen Ausschnitt jedes Zwillingskolbens eingreift.

[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Gleisweiche der eingangs genannten Art zu schaffen, die einfach ausgebildet ist und bei welcher eine optimale Weichenschmierung gewährleistet wird.

[0009] Diese Aufgabe wird bei einer Gleisweiche der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch, daß die zentrale Schmiereinrichtung zur definierten wiederholten Abgabe einer bestimmten Schmiermittelmenge eine Zeitsteuereinrichtung aufweist, und daß die zentrale Schmiereinrichtung eine Zentralpumpeneinrichtung mit einer Anzahl Pumpenkörper aufweist, die jeweils mit einer zugehörigen Verteilereinrichtung verbunden sind, wobei jede Verteilereinrichtung eine Anzahl Schmiermittelausgänge aufweist.

[0010] Eine zentrale Schmiereinrichtung kommt bspw. bei Lastkraftwagen als Zentralschmierung zur Anwendung. Der Erfinder des vorliegenden Vorschlages hat erkannt, daß eine solche, geeignet modifizierte LKW-Zentralschmierung bei einer Gleisweiche angewandt werden kann. Mit Hilfe der zentralen Schmiereinrichtung können die Gleitstühle einer Gleisweiche automatisch optimal mit gleichbleibender Qualität bei minimalem Schmiermittelverbrauch geschmiert werden.

[0011] Erfindungsgemäß weist die zentrale Schmiereinrichtung zur definierten wiederholten Abgabe einer bestimmten Schmiermittelmenge eine Zeitsteuereinrichtung auf, die beispielsweise dazu dient, alle vierzehn Stunden zwei Pumpenhübe durchzuführen, um die Gleitstühle der Gleisweiche jeweils mit einer passenden Quantität Schmiermittel zu versorgen. Selbstverständlich kann die Zeitsteuereinrichtung bezüglich der Anzahl Pumpenhübe und bezüglich der Zeitspanne zwischen der Durchführung einer definierten Anzahl Pumpenhübe auch anders eingestellt sein.

[0012] Erfindungsgemäß weist die zentrale Schmiereinrichtung eine Zentralpumpeneinrichtung mit einer Anzahl Pumpenkörper auf, die jeweils mit einer zugehörigen Verteilereinrichtung verbunden sind, wobei jede Verteilereinrichtung eine Anzahl Schmiermittelausgänge aufweist. Die Pumpenkörper können hierbei für gleiche oder vorzugsweise für unterschiedliche Schiermittelfördermengen vorgesehen sein. Damit ist es in vorteilhafter Weise möglich, die Gleisweiche in Abschnitte zu unterteilen, innerhalb welchen die Weichenzunge bestimmte, voneinander verschiedene Wegstrecken bei der Verstellung der Gleisweiche zurücklegt. Bereiche größerer Wegstrecken der Weichenzunge benötigen eine größere Menge Schmiermittel als Bereich kleinerer Wegstrecken der Weichenzunge. Auf diese Weise kann der Schmiermittelverbrauch bei optimaler Schmierung weiter reduziert werden.

[0013] Zur Realisierung der genannten unterschiedlichen Schmiermittelfördermengen können die Pumpenkörper unterschiedliche Größen besitzen.

[0014] Bei der erfindungsgemäßen Gleisweiche kann jeder Gleitstuhl an seiner Oberseite mit mindestens einer Schmiernut ausgebildet sein, die mit einem zentralen Versorgungsloch verbunden ist. Das jeweilige zentrale Versorgungsloch ist mit einem zugehörigen Ausgang der jeweils zugehörigen Verteilereinrichtung verbunden.

[0015] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles der erfindungsgemäßen Gleisweiche bzw. wesentlicher Einzelheiten derselben.

[0016] Es zeigen:
Figur 1
eine Draufsicht auf einen Abschnitt einer Gleisweiche,
Figur 2
einen Schnitt entlang der Schnittlinie II-II in Figur 1 durch einen Gleitschuh und durch zugehörige Gleisschienen - in Kombination mit einer schematisch in einer Blockdarstellung gezeichneten zentralen Schmiereinrichtung, und
Figur 3
einen Schnitt entlang der Schnittlinie III-III in Figur 2 zur Verdeutlichung der mit sich überkreuzenden Schmiernuten ausgebildeten Oberseite des jeweiligen Gleitstuhles der Gleisweiche.


[0017] Figur 1 zeigt in einer Ansicht von oben einen Abschnitt einer Gleisweiche 10 im unmittelbaren Anschluß an einen Gleiskörper 12, von dem nur zwei Gleisschwellen 14 dargestellt sind. Von der Gleisweiche 10 sind eine Anzahl Gleisschwellen 16 dargestellt, die sich in ihrer Längenabmessung voneinander passend unterscheiden.

[0018] Die Gleisweiche 10 weist ortsfeste äußere Gleisschienen 18 und zwischen diesen eine Weichenzunge 20 auf. Die äußeren Gleisschienen 18 sind an Gleitstühlen 22 fixiert. Die Weichenzunge 20 weist innere Gleisschienen 24 auf, die auf den Gleitstühlen 22 verstellbeweglich gelagert sind. Die Gleitstühle 22 der Gleisweiche 10 sind an den Gleisschwellen 16 befestigt.

[0019] Bei einer Verstellung der Gleisweiche 10 von der in Figur 1 gezeichneten Weichenstellung zur Geradeausfahrt in die andere Weichenstellung zur Durchführung einer Kurvenfahrt führt der in Figur 1 linke Vorderabschnitt der inneren Gleisschienen 24 der Weichenzunge 20 auf den zugehörigen Gleitstühlen 22 eine Bewegung entlang einer größeren Wegstrecke durch als die in Figur 1 weiter rechts befindlichen Abschnitte der inneren Gleitschienen. Aus diesem Grunde ist es zweckmäßig, wenn die linken Gleitstühle 22 der Gleisweiche 10 mit einer größeren Schmiermittelmenge geschmiert werden als die in Figur 1 weiter rechts liegenden Gleitstühle 22 der Gleisweiche 10.

[0020] Die Gleitstühle 22 sind mit einer zentralen Schmiereinrichtung 26 verbunden, die in Figur 2 in einer Blockdarstellung in Kombination mit einem geschnitten gezeichneten Gleitstuhl 22 schematisch dargestellt ist. Auf der Oberseite 28 des jeweiligen Gleitstuhles 22 ist die zugehörige äußere Gleisschiene 18 fixiert und die zugehörige innere Gleitschiene 24 verstellbeweglich vorgesehen. Diese Verstellbeweglichkeit ist in Figur 2 durch den Doppelpfeil 30 verdeutlicht.

[0021] Die zentrale Schmiereinrichtung 26 weist eine Zeitsteuereinrichtung 32 auf, die zur definierten wiederholten Abgabe einer bestimmten Schmiermittelmenge vorgesehen ist. Die zentrale Schmiereinrichtung 26 wird mit Hilfe einer externen Energiequelle mit Energie versorgt. Diese Energieversorgung ist in Figur 2 durch den Pfeil 34 angedeutet. Bei dieser Energieversorgung kann es sich um ein normales Stromnetz eines Energieversorgers handeln. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Energieversorgung mit Hilfe von Solarzellen zu bewerkstelligen, um eine autarke Energieversorgung zu realisieren.

[0022] Die zentrale Schmiereinrichtung 26 weist eine Zentralpumpeneinrichtung 36 mit Pumpenkörpern 38 auf. Jeder Pumpenkörper 38 ist mit einer zugehörigen Verteilereinrichtung 40 verbunden. Jede Verteilereinrichtung 40 weist eine Anzahl Schmiermittelausgänge 42 auf. Jeder Gleitstuhl 22 ist mit einem zentralen Versorgungsloch 44 ausgebildet, das mit einem zugehörigen Schmiermittelausgang 42 strömungstechnisch verbunden ist. Das ist in Figur 2 durch den Pfeil 46 angedeutet.

[0023] Die Pumpenkörper 38 der zentralen Schmiereinrichtung 26 sind für definierte unterschiedliche Schmiermittelfördermengen vorgesehen, um größere Wegstrecken der inneren Gleisschienen 24 der Weichenzunge 20 auf den Gleitstühlen 22 mit einer größeren Menge Schmiermittel zu versorgen als entsprechend kleinere Wegstrecken. Die Gleitstühle 22 können also in verschiedene Schmierbereiche aufgeteilt sein.

[0024] Die Figur 3 verdeutlicht abschnittweise einen Gleitstuhl 22 in Blickrichtung von oben, wobei das zentrale Versorgungsloch 44 mit sich überkreuzenden Schmiernuten 48 fluidisch verbunden ist, die an der Oberseite 28 des jeweiligen Gleitstuhles 22 ausgebildet sind, um eine optimale Schmierung zwischen den inneren Gleisschienen 24 der Weichenzunge 20 und den Gleitstühlen 22 der Gleisweiche 10 zu bewerkstelligen. Auf die Scharniernuten 48 kann auch verzichtet werden.


Ansprüche

1. Gleisweiche mit einer auf Gleitstühlen (22) verstellbeweglichen Weichenzunge (20), wobei die Gleitstühle (22) mit einer zentralen Schmiereinrichtung (26) verbunden sind.
dadurch gekennzeichnet,
daß die zentrale Schmiereinrichtung (26) zur definierten wiederholten Abgabe einer bestimmten Schmiermittelmenge eine Zeitsteuereinrichtung (32) aufweist, und daß die zentrale Schmiereinrichtung (26) eine Zentralpumpeneinrichtung (36) mit einer Anzahl Pumpenkörper (38) aufweist, die jeweils mit einer zugehörigen Verteilereinrichtung (40) verbunden sind, wobei jede Verteilereinrichtung (40) eine Anzahl Schmiermittelausgänge (42) aufweist.
 
2. Gleisweiche nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Pumpenkörper (38) für unterschiedliche Schmiermittelfördermengen vorgesehen sind.
 
3. Gleisweiche nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Gleitstuhl (22) mit einem zentralen Versorgungsloch (44) ausgebildet ist.
 
4. Gleisweiche nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Gleitstuhl (22) an seiner Oberseite (28) mit mindestens einer Schmiernut (48) ausgebildet ist, die mit dem zentralen Versorgungsloch (44) verbunden ist.
 




Zeichnung