[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beseitigung von störenden Legierungsbestandteilen
aus einer Aluminium-Gusslegierung.
[0002] Für die Herstellung von Leichtmetallkomponenten aus Aluminium-Gusslegierungen kommt
insbesondere im Kraftfahrzeugbau zunehmend Recyclingmaterial zur Anwendung, welches
zusätzlich zu den gewünschten Legierungsbestandteilen, wie zum Beispiel Silizium,
Kupfer, Mangan, Magnesium oder Nickel, auch Vanadium, Zirkonium oder andere unerwünschte
Bestandteile aufweist, die als Störelemente vor allem das Fließ- und Füllungsverhalten
der Schmelze negativ beeinflussen sowie zu einer erhöhten Porosität des Gussteils
führen. Auch an sich erwünschte Legierungsbestandteile können sich bei zu hohen Konzentrationen
in gleicher Weise negativ auswirken. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anteile der
oben erwähnten Legierungsbestandteile im Recyclingmaterial erheblich schwanken können.
[0003] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Beseitigung von
störenden Legierungsbestandteilen aus einer Aluminium-Gusslegierung zu schaffen, welches
sowohl in der Lage ist, Störelemente weitgehend zu entfernen als auch zu hohe Konzentrationen
von an sich erwünschten Bestandteilen zu reduzieren.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0005] Es hat sich gezeigt, dass durch eine Zugabe von Bor in die aufgeschmolzene Aluminium-Gusslegierung
eine Art Reinigungsprozess eingeleitet wird, welcher relativ langsam über eine längere
Reaktionszeit abläuft und in dessen Verlauf sich der Borgehalt in der Schmelze bis
auf einen geringen Restgehalt abbaut. Die Zugabe von Bor zu Aluminium-Gusslegierungen
ist zwar an sich bekannt, jedoch zu einem anderen Zweck und mit deutlich höher in
der Schmelze verbleibenden Konzentrationen sowie ohne Einhaltung von Reaktions-Mindestzeiten.
So wird in der DE 3739187 C 1 ein Verfahren zur Herstellung von hochschmelzende Elemente
enthaltenden Aluminiumvorlegierungen beschrieben, bei welchem zur Herstellung von
beispielsweise 100 kg einer Al Ti5 B1-Vorlegierung unter anderem 11,6kg Kaliumborfluorid
zugegeben wird. Die daraus angefertigten Gussstücke zeichnen sich besonders durch
Feinkörnigkeit und Homogenität aus. Weiterhin ist aus der DE 3632609 C 2 die Verwendung
einer Aluminiumlegierung bekannt, welche 0,05 bis 0,3 Gew.-% Bor enthält. Hiermit
soll insbesondere die Zugfestigkeit und Dehnung von Formteilen verbessert werden.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verbindet sich das Bor im Laufe einer Reaktionszeit
von mindestens einer Stunde unter Inkaufnahme einer Kornvergröberung mit den störenden
Legierungsbestandteilen der Aluminiumschmelze und fällt gemeinsam mit diesen als Schlacke
(Krätze) aus, welche aus der Schmelze vor oder während ihres Vergießens entfernt bzw.
zurückgehalten wird. Dabei wird die zu Reinigungszwecken erforderliche Borzugabe so
bemessen, dass sie nach Ablauf der Reaktionszeit zum weitaus überwiegenden Teil, nämlich
zu etwa 90% oder mehr, aus der Schmelze ausgeschieden und in dieser nur noch ein Borgehalt
von maximal 0,005 Gew.-% verblieben ist.
[0007] Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, die für die Zwecke dieser Behandlung
vorgesehene Menge an Bor der Schmelze in mehreren Teilmengen zuzumischen, wobei nach
jeder Zugabe einer Teilmenge die Reaktions-Mindestzeit von einer Stunde eingehalten
wird.
[0008] Da sich Bor in Aluminium nur schlecht löst, ist es von Vorteil, die für die Zwecke
dieser Behandlung notwendige Menge an Bor in Form einer Aluminium-Bor-Vorlegierung
zuzugeben, welche, wie zum Beispiel die Al B2-Phase, bereits bei 660 Grad Celsius
schmilzt und sich daher in der Aluminiumschmelze leicht auflöst.
[0009] Nach Ablauf des obengenannten Reinigungsprozesses kann dann die Aluminium-Gusslegierung
einer weiteren, an sich bekannten Schmelzebehandlung zum Zwecke der Kornfeinung unterzogen
werden; hierbei kommen ebenfalls Aluminium-Vorlegierungen zur Anwendung, wie zum Beispiel
Al Ti5 B1.
[0010] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher beschrieben:
[0011] Zugrundegelegt wurde eine Aluminium-Sekundärlegierung 226 nach DIN, welche bei etwa
760 Grad Celsius aufgeschmolzen wurde und als Störelemente vor allem Vanadium, Zirkonium
und Chrom, aber auch einen zu hohen Anteil an Titan aufwies.
[0012] In einer ersten Versuchsreihe wurden dieser Schmelze 0,012 Gew.-% Bor in Form einer
Aluminium-Bor-Vorlegierung zugemischt. Nach einer Reaktionszeit von mehr als drei
Stunden wurde dann der jeweilige Anteil der oben genannten Störelemente gemessen.
Dabei war der Anteil an Vanadium und Zirkonium in der Schmelze um durchschnittlich
jeweils 30 % und derjenige von Titan um durchschnittlich 35 % zurückgegangen, während
der Anteil an Chrom unverändert blieb. Der Borgehalt in der Schmelze war auf 0,0031
Gew,-% zurückgegangen.
[0013] In einer zweiten Versuchsreihe wurden der gleichen Ausgangsschmelze nacheinander
zwei Teilmengen von jeweils 0,025 Gew.-% Bor, ebenfalls in Form einer Aluminium-Bor-Vorlegierung,
beigemischt, wobei jeweils nach Zugabe einer Teilmenge eine Reaktionszeit von mehr
als 20 Stunden abgewartet und dann der jeweilige Anteil der oben genannten Störelemente
gemessen wurde.
[0014] Nach Zugabe der ersten Teilmenge und einer Reaktionszeit von 24 Stunden reduzierte
sich der Anteil an Vanadium in der Schmelze um durchschnittlich 50 % und derjenige
von Zirkonium sowie Chrom um jeweils 33 %. Der Anteil an Titan war um etwa 60 % zurückgegangen.
Der Borgehalt in der Schmelze hatte sich dabei auf 0,0005 Gew.-% abgebaut. Nach Zugabe
der zweiten Teilmenge an Bor und einer nochmaligen Wartezeit von 24 Stunden reduzierte
sich der Anteil an Vanadium um insgesamt 90 % gegenüber dem Ausgangswert und derjenige
von Zirkonium sowie Chrom um jeweils 60 %. Der Titananteil hatte sich nach der zweiten
Reinigungsprozedur um mehr als 90 % verringert. Der Boranteil war weiterhin gering.
[0015] Beim Vergießen zeigte die Schmelze ein deutlich verbessertes Füll- und Fließverhalten
und an den fertigen Gussteilen konnte eine merklich erhöhte Gussqualität und insbesondere
eine wesentlich geringere Gussporosität nachgewiesen werden.
1. Verfahren zur Beseitigung von störenden Legierungsbestandteilen aus einer Aluminium-Gusslegierung,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
a.) vollständiges Aufschmelzen der Aluminium-Gusslegierung,
b.) Zumischen von Bor bis zu einem für die Zwecke der Reinigung maximal in der Schmelze
verbleibenden Borgehalt von 0,005 Gew.-% nach dem
c.) Verweilen der Schmelze bis zum Vergießen für eine zur Reaktion des Bors mit den
störenden Legierungsbestandteilen erforderlichen Mindestzeitdauer und
d.) Entfernen oder Zurückhalten entstandener Feststoffe aus der Schmelze vor oder
während ihres Vergießens.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
mehrmaliges Zumischen von Bor-Teilmengen zur Schmelze mit jeweils anschließendem Verweilen
der Schmelze für die Dauer der Reaktionszeit.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
der Schmelze das Bor in Form einer Aluminium-Bor-Vorlegierung zugemischt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
eine Reaktionszeit von mindestens einer Stunde eingehalten wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
die Aluminium-Gusslegierung nach Ablauf der Reaktionszeit einer weiteren, an sich
bekannten Schmelzebehandlung zum Zwecke der Kornfeinung unterzogen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass
der Schmelze zum Zwecke der Kornfeinung nach Ablauf der Reaktionszeit eine Titan-Bor-Vorlegierung
zugemischt wird.