[0001] Die Erfindung betrifft eine Gussvorrichtung zum Gießen eines metallischen Bauteils.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren und eine Verwendung einer solchen Gussvorrichtung.
[0002] Ein Gießverfahren und eine Gussvorrichtung zur Herstellung eines metallischen Hohlkörpers
zeigt die DE 198 21 770 C1. Die Gussvorrichtung umfasst eine Außengussform, die zumindest
einen Innenkern aufweist, der zur Ausbildung des Hohlraums des Hohlkörpers dient.
Die Außengussform ist in mindestens zwei Außenteile teilbar ausgeführt und der Innenkern
ist über mindestens ein Verbindungselement, das der Ausbildung einer Druchtrittsöffnung
in der Wandung in den Hohlraum hinein dient, mit einem Außenteil der Außengussform
verbunden. Die gezeigte Gussvorrichtung dient zum Gießen hohler Gasturbinenschaufeln.
Solche Gasturbinenschaufeln sind im Betrieb thermisch sehr hoch belastet. Daher kommen
hier häufig thermisch hoch beanspruchbare Materialien, wie z.B. Superlegierungen,
zum Einsatz. Solche Materialien können aber bei der Herstellung im Gussprozess zu
Schwierigkeiten führen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist die Angabe einer Gussvorrichtung zum Gießen eines metallischen
Bauteils, mit der insbesondere eine Rissbildung reduziert wird. Weitere Aufgaben der
Erfindung sind die entsprechenden Angaben der Herstellung und Verwendung einer Gussvorrichtung.
[0004] Erfindungsgemäß wird die auf eine Gussvorrichtung gerichtete Aufgabe gelöst durch
eine Gussvorrichtung zum Gießen eines metallischen Bauteils in einem von der Gussvorrichtung
begrenzten Hohlraum, mit einer dem Hohlraum zugewandten Frontschicht und einer an
die Frontschicht angrenzenden Zwischenschicht, wobei die Zwischenschicht so weich
ausgebildet ist, dass sie einer abkühlungsbedingten Kontraktion des metallischen Bauteils
nachgibt.
[0005] Mit diesem sandwich-artigen Aufbau der Gussvorrichtung wird erstmals von einer völlig
starren Konfiguration der Gussvorrichtung abgewichen und eine nachgiebige Zwischenschicht
eingeführt, durch die eine Kontraktion des metallischen Bauteils abgefedert wird.
Das metallische Bauteil zieht sich aufgrund der thermisch bedingten Längenverkürzung
zusammen. Dies führt bei einer starren Gussvorrichtung zum Aufbau hoher Eigenspannungen
in dem Bauteil. Hierdurch kann es zur Bildung von Rissen kommen, die die Qualität
des Bauteils beeinträchtigen. Indem nun eine vergleichsweise weiche Zwischenschicht
vorgesehen ist, wird dieser Kontraktion des metallischen Bauteils nachgegeben. Die
bei der Abkühlung auftretenden Eigenspannungen sind somit erheblich geringer als bei
einer starren Gussvorrichtung. Gleichzeitig wird mit der Frontschicht trotz der vergleichsweise
weichen Zwischenschicht eine Formtreue sichergestellt.
A) Vorzugsweise ist die Frontschicht im wesentlichen frei von Siliciumdioxid. Dies
hat eine besonders geringe Neigung einer chemischen Reaktion mit dem metallischen
Bauteil zur Folge.
B) Bevorzugt ist die Zwischenschicht im wesentlichen frei von Siliciumdioxid.
C) Bevorzugtermaßen weist die Zwischenschicht als Zwischenschicht-Grundstoff Korundmehl
auf. Weiter bevorzugt ist dem Zwischenschicht-Grundstoff als Binder Mowiol zugesetzt.
Weiter bevorzugt ist dem Zwischenschicht-Grundstoff Octanol als Entschäumer zugesetzt.
D) Bevorzugtermaßen weist die Frontschicht als Frontschicht-Grundstoff Korundmehl
auf. Weiter bevorzugt ist dem Frontschicht-Grundstoff als Binder Mowolith zugesetzt.
Weiter bevorzugt ist dem Frontschicht-Grundstoff Octanol als Entschäumer zugesetzt.
Mowiol und Mowolith sind keramische Binder auf Wasserbasis. Der Bindemechanismus läuft
über den Wasserentzug (Polykondensation) und nicht über eine Sol-Gel-Bildung auf Si-Bais.
Octanol ist Octan-Alkohol, C8H17-OH und dient zum Entschäumen infolge der Herabsetzung der Oberflächenspannung.
E) Vorzugsweise ist eine die Zwischenschicht umgebende und an die Zwischenschicht
angrenzende Außenschicht vorgesehen, die so hart ist, dass sie die Zwischenschicht
formerhaltend stützt. Eine solche Außenschicht, die insbesondere aus einem sonst für
Formschalen üblichen harten keramischen Material besteht, wird die vergleichsweise
weiche Zwischenschicht gestützt, so dass die Gussvorrichtung gut handhabbar bleibt
und keinen Formveränderungen unterliegt.
F) Vorzugsweise umfasst die Gussvorrichtung eine die Frontschicht und die Zwischenschicht
aufweisende Formschale sowie einen die Frontschicht und die Zwischenschicht aufweisenden
Gusskern. Der Gusskern wird in der Formschale angeordnet, so dass zwischen der Formschale
und dem Gusskern der Hohlraum verbleibt. Eine solche Anordnung dient zum Gießen hohler
oder Hinterschneidungen oder Bohrungen aufweisender metallischer Bauteile. Gerade
auf den Gusskern werden bei der abkühlungsbedingten Kontraktion des metallischen Bauteils
hohe Kräfte ausgeübt, die sich im konventionellen Gusskern in den erwähnten (hohen)
Eigenspannungen im metallischen Bauteil widerspiegeln. Gerade im Gusskern ist somit
der Aufbau mit der nachgiebigen Zwischenschicht besonders vorteilhaft.
[0006] Die Ausführungen gemäß den Punkten A) bis F) können natürlich auch untereinander
kombiniert werden.
[0007] Die auf Angabe eines Verfahrens gerichtete Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren
zur Herstellung einer Gussvorrichtung gemäß einem der oben genannten Ausführungen,
bei dem die Gussvorrichtung durch einen Brennvorgang gehärtet wird, wobei die Brenntemperatur
unter 1300 °C liegt.
[0008] Durch die Begrenzung der Brenntemperatur wird sichergestellt, dass der sandwich-artige
Aufbau aus Frontschicht und Zwischenschicht ausreichend gehärtet wird, gleichzeitig
aber die nachgiebige Eigenschaft der Zwischenschicht nicht beeinträchtigt wird.
[0009] Vorzugsweise wird der Gusskern mit einem Füllmaterial gefüllt und anschließend durch
einen Brennvorgang gehärtet, wobei das Füllmaterial bei dem Brennvorgang verbrennt,
wodurch der Gußkern als Hohlkern ausgebildet wird. Insbesondere kommen Polystyrolkugeln
als Füllmaterial in Betracht. Hierdurch wird der Gusskern stabilisiert. Die Stabilisierung
kann nach Härtung des Gusskerns im Brennvorgang wegfallen.
[0010] Die auf Angabe einer Verwendung gerichtete Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
eine Verwendung einer Gussvorrichtung gemäß einer der obigen Ausführungen zum Gießen
eines metallischen Bauteils aus einer intermetallischen Nickel-Aluminium-Legierung.
[0011] Bei einer intermetallischen Nickel-Aluminium-Legierung kommt es zu einem schlagartigen
Wechsel von duktilem zu sprödem Werkstoffverhalten währen der Abkühlung. Dies führt
nun bei solchen Werkstoffen zu einer besonderen Anfälligkeit hinsichtlich der Rissbildung
bei einer Kontraktion des Metalls. Das Abfedern mittels der nachgiebigen Zwischenschicht
führt somit für diese Materialgruppe zu besonders großen Vorteilen.
[0012] Vorzugsweise ist das Bauteil eine Gasturbinenschaufel oder ein Hitzeschildelement.
[0013] Die Erfindung wird beispielhaft anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen teilweise
schematisch und nicht maßstäblich:
- FIG 1
- eine Gussvorrichtung zum Gießen eines Hitzeschildelementes,
- FIG 2
- eine Gussvorrichtung zum Gießen eines hohlen Bauteils,
- FIG 3
- eine Gasturbine und
- FIG 4
- eine Gasturbinenschaufel.
[0014] Gleiche Bezugszeichen haben in den verschiedenen Figuren die gleiche Bedeutung.
[0015] Figur 1 zeigt in einem Längsschnitt eine Gussvorrichtung 1. Die Gussvorrichtung 1
ist zum Gießen eines Hitzeschildelementes geeignet. Nähere Ausführungen zu solchen
Hitzeschildelementen folgen später im Zusammenhang mit Figur 3. Die Gussvorrichtung
1 weist einen Hohlraum 3 auf, der zum Aufnehmen von flüssigem Metall vorgesehen ist.
Der Hohlraum 3 wird von einer Wand 6 begrenzt. Die Wand 6 ist sandwichartig aus mehreren
Schichten aufgebaut: eine Frontschicht 7 grenzt an den Hohlraum 3. Die Frontschicht
7 ist umgeben von einer Zwischenschicht 5. An die Zwischenschicht 5 schließt sich
wiederum eine Außenschicht 9 an. Die Wand 6 bildet so eine Formschale 21 zum Gießen
eines Hitzeschildelementes. Zur späteren Aufnahme eines Haltebolzens durchdringt die
Formschale 21 mit einem zentralen, etwa zylinderförmigen Raum 11 den Hohlraum 3.
[0016] Als flüssiges Metall, welches in den Hohlraum 3 eingefüllt wird, wird eine intermetallische
Nickel-Aluminium-Legierung verwendet. Diese kühlt in der Formschale 21 ab. Dabei zieht
sie sich zusammen. Durch dieses Zusammenziehen werden im kristallisierten Metall Eigenspannungen
aufgebaut. Die Zwischenschicht 5 ist nunmehr nachgiebig gestaltet, so dass die Kontraktion
des Metalls durch ein Eindrücken der Zwischenschicht 5 abgefedert wird. Hierdurch
bleiben die im Metall induzierten Eigenspannungen so klein, dass es nicht zu einer
Rissbildung kommt. Gleichzeitig ist die Frontschicht 7 frei von Siliciumdioxid ausgeführt,
so dass es nicht zu Reaktionen zwischen der Metallschmelze und dem Material der Zwischenschicht
kommt. Die Außenschicht 9 ist aus einer Keramik gebildet, die in konventionellen Formschalen
zum Einsatz kommt. Hierdurch wird der gesamten Formschale 21 die nötige Stabilität
verliehen.
[0017] Als Frontschicht wird ein Material gewählt, das als ein Frontschicht-Grundstoff sehr
feines Korundmehl, Korundmehl etwas gröberer Art und Korundpulver einer Körnung bis
0,12 mm verwendet. Diesen Frontschicht-Grundstoff wird Siliciumdioxid-freies Mowilith
auf Wasserbasis als Binder hinzugefügt. Auf einen Benetzer kann verzichtet werden.
Als Entschäumer kommt Octanol zum Einsatz. Die Zwischenschicht setzt sich aus einem
Zwischenschicht-Grundstoff aus feinem Korundmehl und Korundpulver der Körnung bis
0,12 mm und einem Binder aus Siliciumdioxid-freiem Mowiol auf Wasserbasis zusammen.
Es wird ebenfalls Octanol als Entschäumer verwendet. Auch hier kommt kein Benetzer
zum Einsatz. Als ein die Werkstückablösung erleichterndes Besandungsmaterial kommt
für die Frontschicht Korund einer Korngröße bis 0,25 mm, für die Zwischenschicht bis
0,5 mm und für die Außenschicht bis 1 mm zum Einsatz.
[0018] In Figur 2 ist schematisch eine Gussvorrichtung 1 gezeigt, die das Gießen eines hohlen
Bauteils ermöglicht. In eine konventionelle Formschale 21 ist ein Gusskern 23 montiert,
der den oben beschriebenen Aufbau aus einer Frontschicht, einer Zwischenschicht und
einer Außenschicht aufweist. Die Außenschicht begrenzt in diesem Fall einen inneren
Hohlraum des Gusskerns 23, der durch Ausbrennen einer Polystyrolkugelfüllung aus Polystyrolkugeln
25 entstanden ist.
[0019] Figur 3 zeigt schematisch eine Gasturbine 51. Die Gasturbine 51 weist einen Verdichter
53, eine Brennkammer 55 und ein Turbinenteil 57 auf. Die Brennkammer 55 weist eine
innere Brennkammerauskleidung 56 auf. Die Brennkammerauskleidung 56 ist gebildet aus
Hitzeschildelementen 33, wie sie vergrößert zusätzlich dargestellt sind. Im Turbinenteil
57 sind Gasturbinenschaufeln 31 angeordnet. Eine solche Gasturbinenschaufel 31 ist
in Figur 4 näher dargestellt. Sie weist ein Schaufelblatt 35 auf, welches einen Hohlraum
37 für eine innere Kühlung umschließt. An das Schaufelblatt 35 grenzt ein Befestigungsbereich
39 an. Sowohl die Gasturbinenschaufel 31 als auch das Hitzeschildelement 33 sind thermisch
sehr hoch belastet. Aus diesem Grund kommen hier spezielle Legierungen wie Nickel-Aluminium-Legierungen
zum Einsatz, die eine besondere Hochwarmfestigkeit zeigen. Gerade bei einem durch
Fliehkräfte auch besonders mechanisch belasteten Bauteil wie einer Gasturbinenschaufel
31 müssen Risse im Gussprozess unbedingt vermieden werden. Dies wird mit der oben
beschriebenen Gussvorrichtung 1 erreicht.
1. Gussvorrichtung (1) zum Gießen eines metallischen Bauteils (31, 33) in einem von der
Gussvorrichtung (1) begrenzten Hohlraum (37),
mit einer dem Hohlraum (37) zugewandten Frontschicht (7) und einer an die Frontschicht
(7) angrenzenden Zwischenschicht (5), wobei die Zwischenschicht (5) so weich ausgebildet
ist, daß sie einer abkühlungsbedingten Kontraktion des metallischen Bauteils (31,
33) nachgibt.
2. Gussvorrichtung nach Anspruch 1,
bei der die Frontschicht (7) im wesentlichen frei von SiO2 ist.
3. Gussvorrichtung nach Anspruch 1,
bei der die Zwischenschicht (5) im wesentlichen frei von SiO2 ist.
4. Gussvorrichtung nach Anspruch 1,
bei der die Zwischenschicht (5) als Zwischenschicht-Grundstoff Korundmehl aufweist.
5. Gussvorrichtung nach Anspruch 4,
bei der dem Zwischenschicht-Grundstoff als Binder Mowiol zugesetzt ist.
6. Gussvorrichtung nach Anspruch 4,
bei der dem Zwischenschicht-Grundstoff Octanol als Entschäumer zugesetzt ist.
7. Gussvorrichtung nach Anspruch 1,
bei der die Frontschicht (7) als Frontschicht-Grundstoff Korundmehl aufweist.
8. Gussvorrichtung nach Anspruch 7,
bei der dem Frontschicht-Grundstoff als Binder Mowolith zugesetzt ist.
9. Gussvorrichtung nach Anspruch 7,
bei der dem Frontschicht-Grundstoff Octanol als Entschäumer zugesetzt ist.
10. Gussvorrichtung nach Anspruch 1,
mit einer die Zwischenschicht (5) umgebenden und an die Zwischenschicht (5) grenzenden
Außenschicht (9) , die so hart ist, daß sie die Zwischenschicht (5) formerhaltend
stützt.
11. Gussvorrichtung nach Anspruch 1,
mit einer die Frontschicht (7) und die Zwischenschicht (5) aufweisenden Formschale
(21) und mit einem die Frontschicht (7) und die Zwischenschicht (5) aufweisenden Gußkern
(23) zur Anordnung in der Formschale (21) zum Gießen zumindest teilweise hohler Bauteile
(31).
12. Verfahren zur Herstellung einer Gussvorrichtung (1) nach Anspruch 1,
bei dem die Gussvorrichtung (1) durch einen Brennvorgang gehärtet wird, wobei die
Brenntemperatur unter 1300 °C liegt.
13. Verfahren zur Herstellung einer Gussvorrichtung (1) nach Anspruch 11,
bei dem der Gußkern (23) mit einem Füllmaterial (25) gefüllt und anschließend durch
einen Brennvorgang gehärtet wird, wobei das Füllmaterial (25) bei dem Brennvorgang
verbrennt, wodurch der Gusskern (23) als Hohlkern ausgebildet wird.
14. Verwendung einer Gussvorrichtung (1) gemäß Anspruch 1 zum Gießen eines metallischen
Bauteils (31, 33) aus einer intermetallischen Nickel-Aluminium Legierung.
15. Verwendung gemäß Anspruch 14, wobei das Bauteil eine Gasturbinenschaufel (31) ist.
16. Verwendung gemäß Anspruch 14, wobei das Bauteil ein Hitzeschildelement (33) einer
Brennkammerauskleidung (56) ist.