[0001] Die Erfindung betrifft eine Pulverbeschichtungsanlage für die Serienbeschichtung
von Werkstücken gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] In Beschichtungsanlagen für die Serienbeschichtung von Werkstücken wie z. B. Fahrzeugkarossen
mit häufig wechselnden Farben ist während des Lackierbetriebes eine rasche Umstellung
von einer Farbe zur anderen erforderlich. Die zu diesem Zweck bei der Nasslackbeschichtung
üblichen Farbwechselventilblöcke sind bei der Pulverbeschichtung wegen der Besonderheiten
des Pulverlacks nicht verwendbar. Pulverlacke werden bisher üblicherweise mit Hilfe
eines nach dem Venturiprinzip arbeitenden Sauginjektors aus einem durch Luft fluidisierten
Behälter angesaugt und über Kunststoffschläuche in einem Pulver-Luft-Gemisch zum Zerstäuber
gefördert, wobei man geringes Pulvervolumen in einem großen Luftvolumen fördert, um
den Druckabfall in den Förderschläuchen zu überwinden, was allerdings zu hohen Fließgeschwindigkeiten
und der daraus resultierenden Neigung zu Anlagerungen im Förderschlauch führt. Bei
Wahlmöglichkeit zwischen mehreren Farben zur Versorgung eines Zerstäubers wird für
jede Farbe ein fluidisierter Behälter benötigt. Der Farbwechsel erfolgte in bekannten
Pulverbeschichtungsanlagen (DE 3014114, WO 94/22589) durch Umrüsten der Kabine (EP
0200681). Abgesehen von dem Geräte- und Zeitaufwand ergaben sich hierbei erhebliche
Entfernungen vom Zerstäuber mit der Folge u.a. entsprechend großer Farbverluste beim
Farbwechsel und schwieriger Anlagerungsprobleme.
[0003] Es wurden zwar auch schon speziell für Pulverlack geeignete Farbwechsler vorgeschlagen
(DE 10125648), die zwischen die jeweils auf Rüttelunterlagen stehenden üblichen Fluidbehälter
für das Pulver und eine zu dem Zerstäuber führende, den Farben gemeinsame Leitung
geschaltet werden können. Da die Zerstäuber in der hier betrachteten Beschichtungsanlage
aber an Maschinenteilen montiert sind, die im Betrieb über relativ große Wegstrecken
bewegt werden, wie z. B. ein Lackierroboter längs seiner sog. Mitfahrachse (Verfahrbarkeit
parallel zu der Werkstückförderrichtung), muss auch in diesem Fall ein entsprechend
langer Verbindungsschlauch zwischen dem Farbwechsler und der Maschine vorhanden sein,
was nicht nur wegen der oben erwähnten Probleme nachteilig sein, sondern auch Grenzen
aufgrund der begrenzten Leistungsfähigkeit der mit Venturitechnik arbeitenden Pumpen
an den Pulverbehältern haben kann. Noch weniger realisierbar wäre es aus praktisch-technischen
Gründen, nicht nur den Farbwechsler, sondern auch die großen Fluidbehälter mit je
einem Rüttler und ggf. zugehöriger Waage auf einer mit der Maschine bewegbaren Unterlage
zu montieren, um die Schlauchlänge zu verkürzen.
[0004] Neben den langen Förderschläuchen hat die bisher übliche Pulverförderung weitere
Nachteile, wie z. B. relativ große Leitungsdurchmesser, die u.a. in Robotern Platzprobleme
hervorrufen, wenn mehrere Schläuche benötigt werden. Ferner kommt es wegen der hohen
Fließgeschwindigkeiten aufgrund der Reibung und Wärmeentwicklung zu Verschleiß und
zu Anhaftungen im Injektor und im Förderschlauch, was häufigen Schlauchwechsel und
Austausch der Verschleißteile im Injektor erforderlich macht, vor allem aber auch
die Beschichtungsqualität beeinträchtigt, da die Beseitigung der Ablagerungen aufgrund
des wärmebedingten Anbackverhaltens des Pulvers sehr schwierig ist. Zu Verschleiß
und Anlagerungen kann es auch im Zerstäuber selbst kommen. Ein weiterer Nachteil ist
der hohe Luftbedarf für die Pulverförderung.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Pulverbeschichtungsanlage mit einer
Beschichtungsmaschine anzugeben, die den Farbwechsel nicht nur mit geringerem Geräte-
und Zeitaufwand sowie geringerem Platzbedarf ermöglicht, sondern vor allem auch die
Gefahr von Beschichtungsfehlern herabsetzt, die bei bekannten Anlagen durch schwierig
zu beseitigende Ablagerungen insbesondere in der den Farben gemeinsamen Leitung hervorgerufen
wird.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen gekennzeichnete Pulverbeschichtungsanlage
gelöst.
[0007] Bei der hier beschriebenen Anlage erfolgt die Pulverlackförderung vom Farbwechsler
zu dem Zerstäuber oder sonstigen Applikationsorgan nicht mehr durch die bisher übliche
Injektortechnik, sondern durch die räumlich von dem ortsfesten Pulverversorgungssystem
getrennte, erfindungsgemäß mit dem zu versorgenden Applikationsorgan mitbewegbare,
beispielsweise mit einem verfahrbaren Roboter mitfahrende Fördereinheit, mit der das
Pulver auch dosiert werden kann. Da die mitfahrende Baueinheit auch den der Fördereinheit
vorgeschalteten Farbwechsler enthalten kann, muss die Länge des den wählbaren Farben
gemeinsamen Schlauches nur noch der durch die Maschine zu dem Zerstäuber oder sonstigen
Applikationsorgan führenden Strecke entsprechen. Ferner kann als Fördereinheit eine
Dosierpumpe verwendet werden, die eine Pulverförderung ohne die bisherige Ablagerungsneigung
ermöglicht. Beides hat eine erhebliche Verbesserung der Lackierqualität zur Folge,
weil die zu beschichtenden Werkstücke wie z. B. Fahrzeugkarossen nicht mehr durch
Fremdfarbe, Pulveragglomerate usw. verunreinigt werden, da sich weniger Anlagerungen
bilden, die sich während des Lackierbetriebes ablösen könnten.
[0008] Weitere Vorteile der Erfindung sind geringer Aufwand für die Pulverfarbversorgung
(mit entsprechender Kostenersparnis), geringer Platzbedarf sowie dank kürzerer Schläuche
und der Möglichkeit kleinerer Leitungsquerschnitte auch geringere Lackverluste als
bisher. Die Anzahl wählbarer Farben kann wesentlich größer sein als bisher. Wegen
der kleineren Leitungsquerschnitte ist es ferner problemlos möglich, Farbschläuche
innerhalb eines Roboters bis unmittelbar vor den Zerstäuber zu verlegen. Die Montage
einer Dosierpumpe oder sonstigen Fördereinheit auf einem mitfahrenden Teil des Roboters,
ggf. auch in unmittelbarer Nähe am Zerstäuber, bietet zudem die Möglichkeit einer
wesentlichen Verkürzung der Farbwechselzeiten. Durch die schonendere Pulverförderung
ergeben sich außerdem längere Standzeiten der Leitungen und sonstigen vom Pulver durchströmten
Anlagenteile und damit reduzierter Wartungsaufwand.
[0009] An dem in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Pulverbeschichtungsanlage mit einem Lackierroboter;
- Fig. 2
- eine abgewandelte Ausführungsform der Anlage nach Fig. 1; und
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung einer an sich bekannten Dosierpumpe, die vorteilhaft
als Fördereinheit in der hier beschriebenen Anlage verwendet werden kann.
[0010] Die in Fig. 1 dargestellte Anlage enthält einen Lackierroboter 1, der auf einer Schienenkonstruktion
2 beispielsweise parallel zu der Förderrichtung zu beschichtender Fahrzeugkarossen
verfahrbar ist. Dieser Bewegungsfreiheitsgrad und der zugehörige Roboterteil werden
üblicherweise als Mitfahrachse bezeichnet. Am Handgelenk des Roboters ist ein Zerstäuber
3 montiert, dessen Bauart und Funktionen beliebigen bekannten Pulverbeschichtungsanlagen
entsprechen können.
[0011] Beispielsweise in der Nähe der Schienenkonstruktion 2 ist auf dem dortigen mitfahrenden
Teil des Roboters 1 eine Baueinheit 4 befestigt, die einen Farbwechsler 5 und eine
Dosierpumpe 6 enthält. Die Konstruktion des Farbwechslers ist an sich beliebig, kann
aber zweckmäßig der in der DE 10125648 beschriebenen Vorrichtung entsprechen, die
ein mit dem Zerstäuber verbundenes Farbrohr enthält, das von einem Motorantrieb relativ
zu einer Anordnung mehrerer jeweils mit einer Farbzuführleitung verbundener Farbanschlüsse
bewegbar gelagert ist. Die Dosierpumpe 6 wird anhand von Fig. 3 näher erläutert.
[0012] Der Ausgang des Farbwechslers 5 ist mit dem Zerstäuber 3 über einen durch den Roboter
1 und durch dessen Handgelenk bis unmittelbar am Zerstäuber mündenden Schlauch 7 verbunden.
Die jeweils einer wählbaren Farbe zugeordneten Eingangsanschlüsse des Farbwechslers
5 sind dagegen über bewegbare Schläuche 8 mit jeweiligen Farbvorratsbehältern 9 verbunden,
die das ortsfeste Pulverversorgungssystem bilden.
[0013] Die Dosierpumpe 6 erlaubt über eine gewisse Leitungslänge die Pulverentnahme durch
Saugwirkung ohne Fluidisierung, so dass das Pulver dem Farbwechsler 5 ohne die bisher
erforderliche Luftinjektion an den Behältern 9 zugeführt werden kann. Für die Behälter
selbst genügt beispielsweise das übliche Rütteln und eventuell eine leichte Fluidisierung,
um das Nachfließen von Pulver zu der Absaugöffnung zu gewährleisten.
[0014] Von einem ortsfesten Pulverversorgungssystem zu einem mitfahrenden Teil des Roboters,
also zu der Baueinheit 4 führende Schläuche müssen so lang sein, dass der Roboter
die gewünschte Mitfahrbewegung ausführen kann. Bei Anordnung des ortsfesten Versorgungssystems
an der Mitte der Verfahrstrecke ist die Mindestlänge somit die halbe Verfahrstrecke
(in praktischen Fällen beispielsweise etwa 4m). Insbesondere für den Fall, dass die
Schläuche 8 so lang sind, dass das Pulver nicht von der Dosierpumpe 6 aus den Behältern
9 gesaugt werden kann, bestehen auch andere Möglichkeiten der Pulverförderung zu dem
Farbwechsler 5, beispielsweise durch gesonderte Vakuumförderung oder durch Druckförderung
an den ortsfesten Behältern.
[0015] Bei der abgewandelten Ausführungsform nach Fig. 2 sei angenommen, dass wegen großer
Entfernung der Vorratsbehälter 9 vom Roboter 1 relativ lange Schläuche 8' mit relativ
großem Querschnitt erforderlich sind und der Farbwechsler 5 deshalb durch die oben
erwähnte gesonderte Vakuum- oder Druckförderung versorgt wird. Insbesondere in diesem
Fall wäre es unzweckmäßig, den Farbwechsler direkt an die Schläuche 8' anzuschließen.
Darstellungsgemäß führen die Schläuche 8' vielmehr in jeweilige Zwischenbehälter 10
auf dem mitfahrenden Roboterteil, aus denen der Farbwechsler 5 das Pulver gleichmäßig
und genau absaugen kann. Diese als Puffer dienenden Zwischenbehälter 10 müssen nicht
fluidisiert werden, obwohl eine leichte Fluidisierung zur Verbesserung der Pulverbeweglichkeit
sinnvoll sein kann, und sie können im Gegensatz zu den ortsfesten Vorratsbehältern
7 so klein und leicht sein, dass sie problemlos in die Baueinheit 4 oder einen sonstigen
Teil des Roboters eingebaut werden können.
[0016] Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene Ausführungsbeispiel mit der Anordnung
der Baueinheit 4 an der Mitfahrachse des Roboters beschränkt. Vielmehr ist es vorteilhaft
möglich, zumindest die Dosierpumpe 6, aber auch den Farbwechsler 5 in oder an einem
anderen bewegbaren Teil einer Beschichtungsmaschine anzuordnen, bei einem Roboter
beispielsweise auch an oder in dem das Handgelenk bewegenden Arm. (in Fig 2 bei 1)
[0017] Fig. 3 zeigt das Prinzip einer möglichen Ausführungsform der in Fig. 1 und 2 verwendbaren
Dosierpumpe 6. Sie besteht im wesentlichen aus einer Kammer 11, die über ein gesteuertes
Ventil 12 an eine nicht dargestellte Druckluftquelle und über ein weiteres gesteuertes
Ventil 14 an eine ebenfalls nicht dargestellte Vakuumquelle angeschlossen ist. Der
Ausgang der Kammer ist über den Schlauch 7 (Fig. 1 und 2) mit dem Zerstäuber 13 verbunden,
während der Pulvereingang 15 der Kammer über ein Ventil 16 an den Ausgang des Farbwechslers
angeschlossen ist. Die Druckluftund Vakuumquellen dienen als Pumpenantrieb. Die Förderung
und Dosierung des Pulverlacks geschieht über den Wechsel von Druck und Vakuum in der
Kammer, in der zu diesem Zweck eine luftdurchlässige Membran angeordnet ist. Die Fördermenge
ist im wesentlichen durch die Kammergröße definiert. Derartige Pumpen sind an sich
bekannt (EP-A 1 106 547). Generell hat die Dosierpumpe 6 und ihre erfindungsgemäße
Anordnung den Vorteil, dass die Pulverdosierung genauer ist als bei der bisher üblichen
Dosierung mit Luftinjektion an den ortsfesten Vorratsbehältern.
1. Pulverbeschichtungsanlage für die Serienbeschichtung von Werkstücken mit Beschichtungspulver
wechselnder Farbe mit einem ortsfesten Pulverversorgungssystem (9) für mehrere wählbare
Farben, von dem eine Versorgungsleitungsanordnung (8) zu einem bewegbaren Teil (4)
einer ein Pulverapplikationsorgan (3) tragenden Beschichtungsmaschine (1) führt,
und mit einer an das Pulverversorgungssystem (9) angeschlossenen Farbwechseleinheit
(5), von der eine den Farben gemeinsame Leitung (7) zu dem Applikationsorgan (3) führt,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Fördereinheit (6), die das gewählte Beschichtungspulver von der Farbwechseleinheit
(5) zu dem Applikationsorgan (3) fördert, an einem bewegbaren Teil (4) der Beschichtungsmaschine
(1) angeordnet ist.
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die der Fördereinheit (6) vorgeschaltete Farbwechseleinheit (5) an dem bewegbaren
Maschinenteil (4) angeordnet ist.
3. Anlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fördereinheit (6) als Dosiereinrichtung ausgebildet ist.
4. Anlage nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Fördereinheit durch eine zwischen die Farbwechseleinheit (5) und das Applikationsorgan
(3) geschaltete Pumpe (6) gebildet ist, zu deren Antrieb über abwechselnd angesteuerte
Ventile (12, 14) Druckluft und Vakuum erzeugt wird.
5. Anlage nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Förder- und Farbwechseleinheiten (5, 6) an einem mitfahrenden Teil (4) eines
parallel zu dem Förderweg der Werkstücke verfahrbaren Lackierroboters (1) befestigt
und mit dem Applikationsorgan (3) durch eine wenigstens teilweise durch den Roboter
führenden Leitung (7) verbunden sind.
6. Anlage nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Farbwechseleinheit (5) über je einen Farbschlauch (8) für jede wählbare Farbe
unmittelbar mit je einem Vorratsbehälter (9) des ortsfesten Pulverversorgungssystems
verbunden ist.
7. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass an einem bewegbaren Teil (4) der Beschichtungsmaschine (1) für jede wählbare Farbe
je ein Zwischenbehälter (10) für das Beschichtungspulver angeordnet und die Farbwechseleinheit
(5) zwischen diese Zwischenbehälter (10) und die Fördereinheit (6) geschaltet ist.