[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur Evakuation von Aufzugspassagieren,
die in einer steckengebliebenen Aufzugskabine eingeschlossen sind, wobei die Aufzugskabine
auf ein Stockwerk oder auf eine stockwerknahe Position bewegt wird.
[0002] Aus der Offenlegungsschrift DE 26 40 137 ist eine Hilfsfahrvorrichtung für Aufzüge
bekannt geworden, die bei steckengebliebener Aufzugskabine den in der Aufzugskabine
eingeschlossenen Passagieren einen Notausstieg aus der Aufzugskabine ermöglicht. An
der Aufzugskabine ist eine drehbare Walze angeordnet, auf der eine Reservelänge des
Tragseiles aufgewickelt ist. Die Walze ist von der Aufzugskabine her über ein Getriebe
bedienbar. Durch Drehen der Walze wird das Tragseil abgewickelt und die Aufzugskabine
bis auf das nächsttiefere Stockwerk bewegt, auf dem die Passagiere die Aufzugskabine
verlassen können.
[0003] Ein Nachteil der bekannten Einrichtung liegt darin, dass die Notevakuation von den
Aufzugspassagieren selbst durch geführt werden muss. Kinder oder ältere Passagiere
sind mit der Bedienung der Walze zur Verlängerung des Tragseiles überfordert. Zudem
muss die für den Aufzugsbetrieb notwendige Tragseillänge nach einer Notevakuation
durch Fachpersonal neu eingestellt werden.
[0004] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung, wie sie in Anspruch 1 gekennzeichnet
ist, löst die Aufgabe, die Nachteile der bekannten Einrichtung zu vermeiden und eine
Einrichtung zu schaffen, mittels der in einer steckengebliebenen Aufzugskabine eingeschlossene
Passagiere einfach und sicher evakuiert werden können.
[0005] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
dass zur Evakuation der Aufzugspassagiere kein über die Treibscheibe auf das Treibseil
wirkender, kostspieliger Notantrieb notwendig ist. Weiter vorteilhaft ist, dass zur
Evakuation der Aufzugspassagiere auch bestehende Schachtausrüstung verwendet werden
kann. Die Evakuation ist mit einfachen Mitteln leicht durchführbar.
[0006] Anhand der beiliegenden Figuren wird die vorliegende Erfindung näher erläutert.
[0007] Es zeigen:
Fig. 1
einen Aufzug mit einem Seilzug zur Evakuation von Aufzugspassagieren,
Fig. 2
einen Seilzug in Verbindung mit einem Energiespeicher zum Bewegen einer steckengebliebenen
Aufzugskabine,
Fig. 3
einen Seilzug in Verbindung mit einem Hilfsgewicht zum Bewegen der steckengebliebenen
Aufzugskabine,
Fig. 4
eine Seitenansicht des Seilzuges und
Fig. 5
eine Draufsicht des Seilzuges.
[0008] Fig. 1 zeigt eine Aufzugsanlage mit einer in einem Aufzugsschacht 1 verfahrbaren
Aufzugskabine 2, die über ein Seil 3 mit einem Gegengewicht 4 verbunden ist. Das Seil
3 wird im Betriebsfall mittels einer Treibscheibe 5 einer Antriebseinheit 6 angetrieben.
Aufzugskabine 2 und Gegengewicht werden mittels sich über die Schachthöhe erstreckender
Führungsschienen 7 geführt. Die Aufzugsanlage weist ein oberstes Stockwerk mit einer
obersten Stockwerktür 8, ein zweitoberstes Stockwerk mit einer zweitobersten Stockwerktür
9, weitere Stockwerke mit weiteren Stockwerktüren 10 und ein unterstes Stockwerk mit
einer untersten Stockwerktür 11 auf. In einem Schachtkopf 12 ist die Antriebseinheit
6 und ein Geschwindigkeitsbegrenzer 13 angeordnet, der die Geschwindigkeit der Aufzugskabine
2 überwacht und bei Übergeschwindigkeit die Aufzugskabine 2 stillsetzt. Je Seite der
Aufzugskabine 2 ist ein Doppelhebel 14 vorgesehen, der an einem Drehpunkt 15 angelenkt
ist. Eine zur Stillsetzung der Aufzugskabine 2 vorgesehene Fangvorrichtung 16 ist
mittels eines Gestänges 17 mit der einen Seite des Doppelhebels 14 verbunden, welche
Seite auch mit einem Begrenzerseil 19 des Geschwindigkeitsbegrenzers 13 verbunden
ist. Die andere Seite des einen Doppelhebels 14 ist mittels eines Gestänges 18 mit
dem anderen Doppelhebel verbunden. Wird die eine Seite des Doppelhebels 14 nach oben
bewegt, so wird die Fangvorrichtung 16 eingerückt, wobei sich mit der Führungsschiene
7 verkeilende Sperrelemente die Aufzugskabine 2 im Notfall stillsetzen. Im Betriebsfall
treibt die Aufzugskabine 2 das Begrenzerseil 19 mittels des Doppelhebels 14 an. Bei
Übergeschwindigkeit der Aufzugskabine 2 blockiert der Geschwindigkeitsbegrenzer 13
das Begrenzerseil 19. Dadurch wird der Doppelhebel 14 nach oben ausgelenkt und die
Fangvorrichtung 16 beidseitig der Aufzugskabine 2 eingerückt.
[0009] Das endlose Begrenzerseil 19 wird mittels einer in einer Schachtgrube 20 angeordneten
Umlenkrolle 21 gespannt, wobei eine Rollenachse 22 einenends an einem Drehpunkt 23
angelenkt ist und anderenends ein Spanngewicht 24 trägt.
[0010] Fig. 1 zeigt die beispielsweise zwischen dem obersten Stockwerk und dem zweitobersten
Stockwerk mit Aufzugspassagieren steckengebliebene Aufzugskabine 2. Die Fangvorrichtung
16 ist nicht eingerückt. Die Antriebseinheit 6 ist stromlos und mittels einer Bremse
der Antriebseinheit 6 gebremst. Die Bremse kann beispielsweise manuell gelüftet werden.
Falls die Aufzugskabine 2 zusammen mit den Aufzugspassagieren das Gegengewicht 4 gewichtsmässig
überwiegt, bewegt sich die Aufzugskabine 2 bei gelüfteter Bremse nach unten. Die eingeschlossenen
Aufzugspassagiere können dann die Aufzugskabine 2 auf dem zweitobersten Stockwerk
oder auf einer stockwerknahen Position verlassen. Falls das Gegengewicht 4 die Aufzugskabine
2 zusammen mit den Aufzugspassagieren gewichtsmässig überwiegt, bewegt sich die Aufzugskabine
2 bei gelüfteter Bremse nach oben. Die eingeschlossenen Aufzugspassagiere können dann
die Aufzugskabine 2 auf dem obersten Stockwerk oder auf einer stockwerknahen Position
verlassen.
[0011] Falls die Aufzugskabine 2 zusammen mit den Aufzugspassagieren mit dem Gegengewicht
4 im Gleichgewicht ist, bleibt die Aufzugskabine 2 bei gelüfteter Bremse stehen. In
diesem Fall muss zur Evakuation der Aufzugspassagiere eine zusätzliche Kraft K auf
die Aufzugskabine 2 einwirken. Mit der zusätzlichen Kraft K werden die Reibkräfte
der Antriebseinheit 6, der Gegengewichtsführungen und der Aufzugskabinenführungen
überwunden und die Aufzugskabine 2 nach unten gezogen.
[0012] Zur Erzeugung der zusätzlichen Kraft K kann ein Seilzug 25 verwendet werden, der
einerseits mit dem Begrenzerseil 19 in Verbindung steht und andererseits in der Schachtgrube
20 verankert ist. Ein Zugseil 26 des Seilzuges 25 ist mittels einer Seilklemme 27
mit dem Begrenzerseil 19 verbunden und mittels eines Ankerseiles 28 mit einem Ankerpunkt
29 der Schachtgrube 20 verbunden. Im Falle von Gewichtsgleichheit zwischen Aufzugskabine
2 zusammen mit den Aufzugspassagieren und dem Gegengewicht 4 löst eine Person die
Bremse der Antriebseinheit 6, eine weitere Person steigt in die Schachtgrube 20 und
betätigt eine Kurbel 30 des Seilzuges 25, wobei die Aufzugskabine 2 mittels des Seilzuges
25 auf das zweitoberste Stockwerk gezogen wird. Falls sich die Aufzugskabine 2 nach
dem Überwinden der Haftreibung selbständig nach unten bewegt, kann die Aufzugskabine
mittels der Bremse der Antriebseinheit 6 abgebremst werden. Im Notfall wird das Begrenzerseil
19 blockiert und die Fangvorrichtung 16 eingerückt sobald die Seilklemme 27 an der
Rollenachse 22 ansteht.
[0013] Zur Erzeugung der zusätzlichen Kraft K kann anstelle des Seilzuges 25 ein an der
Aufzugskabine 2 angeordnetes Seil oder Band vorgesehen sein, das vorzugsweise in der
Schachtgrube 20 verankert ist und im Betriebsfall mit der Aufwärtsbewegung der Aufzugskabine
2 abrollbar und mit der Abwärtsbewegung der Aufzugskabine 2 aufrollbar ist. Im Falle
von Gewichtsgleichheit zwischen Aufzugskabine 2 zusammen mit den Aufzugspassagieren
und dem Gegengewicht 4 löst eine Person die Bremse der Antriebseinheit 6, eine weitere
Person steigt in die Schachtgrube 20 und zieht die Aufzugskabine 2 mittels des Seils
oder Bandes auf das zweitoberste Stockwerk. Dieses Vorgehen eignet sich besonders
bei kleineren Aufzugsanlagen mit kleineren Aufzugskabinen. Das Seil oder Band kann
anstatt an der Aufzugskabine 2 am Gegengewicht 4 angeordnet sein. Dies Aufzugskabine
2 wird dann auf das nächsthöhere Stockwerk gezogen.
[0014] Fig. 1 zeigt eine maschinenraumlose Aufzugsanlage. Die erfindungsgemässe Einrichtung
zur Evakuation von Aufzugspassagieren kann auch auf eine Aufzugsanlage mit Maschinenraum
angewendet werden.
[0015] Fig. 2 zeigt den Seilzug 25 in Verbindung mit einem Energiespeicher zum Bewegen einer
steckengebliebenen Aufzugskabine 2. Als Energiespeicher ist beispielsweise eine Zugfeder
31 vorgesehen. Andere Energiespeicher wie pneumatische oder hydraulische Kraftspeicher
sind auch denkbar. Vor dem Lösen der Bremse der Antriebseinheit 6 wird die Feder 31
mittels des Seilzuges 25 gespannt und danach die Bremse gelöst. Die Federkraft der
Zugfeder 31 wirkt mittels des Begrenzerseiles 19 auf die Aufzugskabine 2 ein, bis
diese auf dem zweitobersten Stockwerk oder auf einer stockwerknahen Position ankommt.
[0016] Wie in Fig. 3 gezeigt, kann die Zugfeder 31 durch ein Gewicht 32 ersetzt werden.
Vor dem Lösen der Bremse wird das Gewicht 32 mittels des Seilzuges 25 angehoben. Nach
dem lösen der Bremse zieht das Gewicht 32 die Aufzugskabine 2 nach unten. Das Gewicht
32 kann auch auf dem Boden der Schachtgrube 20 liegen und als Ankerpunkt dienen.
[0017] Mit den Ausführungsvarianten der Fig. 2 und 3 ist zur Evakuation der Aufzugspassagiere
lediglich eine Person notwendig.
[0018] Die Fig. 4 und 5 zeigen Einzelheiten des Seilzuges 25 im wesentlichen bestehend aus
zwei Seitenplatten 33, einer mittels eines Klinkenrades 34 angetriebenen Treibrolle
35, wobei das Zugseil 26 die Treibrolle 35 etwas mehr als 270° umschlingt. Das Klinkenrad
34 wird mittels der Kurbel 30 angetrieben, wobei die eine Drehrichtung mittels einer
Klinke 36 sperrbar ist. Das Zugseil 26 wird mittels Führungsrollen 37 einlaufseitig
geführt und mittels Druckrollen 38 in eine Nut 39 der Treibrolle 35 gepresst, wobei
eine Druckrolle 38 mittels einer Federkraft einer Druckfeder 40 beaufschlagt wird.
Die Seilklemme 27 ist mittels eines Spannhebels 41 betätigbar, wobei zwei Spannplatten
42 das Begrenzerseil 19 festklemmen. Der gezeigte Seilzug 25 ist seillängenunabhängig
und mit der Nut 39 der Treibrolle 35 lastabhängig. Anstelle der Kurbel 30 oder anstelle
des gezeigten Seilzuges 25 kann auch ein motorischer Antrieb vorgesehen sein.
1. Verfahren zur Evakuation von Aufzugspassagieren, die in einer steckengebliebenen Aufzugskabine
eingeschlossen sind, wobei die Aufzugskabine auf ein Stockwerk oder auf eine stockwerknahe
Position bewegt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Gewichtsgleichheit zwischen einem Gegengewicht (4) und der Aufzugskabine (2)
mit den eingeschlossenen Aufzugspassagieren eine zusätzliche, nicht von einer Treibscheibe
(5) einer Antriebseinheit (6) ausgehende Kraft (K) erzeugt wird, die bei gelüfteter
Bremse der Antriebseinheit (6) das Gegengewicht (4) und die Aufzugskabine (2) bewegt,
wobei die zusätzliche Kraft (K) mittels eines Seiles oder Bandes auf die Aufzugskabine
(2) einwirkt und diese auf das nächstliegende Stockwerk bewegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zusätzliche Kraft (K) mittels eines Seilzuges (25) auf die Aufzugskabine (2)
einwirkt und diese auf das nächstliegende Stockwerk bewegt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Seilzug (25) auf ein Begrenzerseil (19) eines Geschwindigkeitsbegrenzers (13)
einwirkt, wobei das Begrenzerseil (19) in Verbindung mit einer Fangvorrichtung (16)
der Aufzugskabine (2) steht.
4. Einrichtung zur Evakuation von Aufzugspassagieren, die in einer steckengebliebenen
Aufzugskabine eingeschlossen sind, wobei die Aufzugskabine auf ein Stockwerk oder
auf eine stockwerknahe Position bewegbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Gewichtsgleichheit zwischen einem Gegengewicht (4) und der Aufzugskabine (2)
mit den eingeschlossenen Aufzugspassagieren eine Einrichtung (25) zur Erzeugung einer
zusätzlichen, nicht von einer Treibscheibe (5) einer Antriebseinheit (6) ausgehenden
Kraft (K) vorgesehen ist, wobei mit der zusätzlichen Kraft (K) bei gelüfteter Bremse
der Antriebseinheit (6) das Gegengewicht (4) und die Aufzugskabine (2) bewegbar ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Aufzugskabine (2) ein aufrollbares Seil oder Band angeordnet ist, mittels
dem die Aufzugskabine (2) mit der zusätzlichen Kraft (K) auf das nächstliegende Stockwerk
bewegbar ist.
6. Einrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Erzeugung der zusätzlichen Kraft (K) ein Seilzug (25) vorgesehen ist, der die
Aufzugskabine (2) auf das nächstliegende Stockwerk bewegt.
7. Einrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Übertragung der vom Seilzug (25) erzeugten zusätzlichen Kraft (K) auf die Aufzugskabine
(2) ein Begrenzerseil (19) eines Geschwindigkeitsbegrenzers (13) vorgesehen ist, wobei
das Begrenzerseil (19) in Verbindung mit einer Fangvorrichtung (16) der Aufzugskabine
(2) steht.
8. Einrichtung nach den Ansprüchen 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Seilzug (25) manuell oder motorisch betätigbar ist.
9. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Energiespeicher (31) vorgesehen ist, der die zusätzliche Kraft (K) erzeugt.