[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Sphärogusslegierung für Gusseisenprodukte mit
einer plastischen Verformbarkeit, wobei die Sphärogusslegierung als Nicht-Eisenbestandteile
zumindest die Elemente C, Si, Mn, Cu, Mg, S und als Beimengungen eines oder mehre
Elemente aus der Gruppe IIIb des Periodensystems enthält.
[0002] Im Kraftfahrzeugbau werden Sphärogusslegierungen verwendet für die Herstellung von
Gussteilen, die eine hohe Schlagbelastung aushalten müssen, beispielsweise Querlenker,
als Teile der Radaufhängung der angetriebenen Räder, die auch nach einem Unfall noch
intakt bleiben müssen. Die Gussteile dürfen beim sogenannten Crash-test zwar verformt
werden, aber nicht brechen. Handelsübliche Graugusslegierungen neigen zum Bruch, wenn
sie starken Schlägen ausgesetzt werden.
[0003] Aus der WO 99 45 156 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung von Sphärogusslegierungen
mit Produkteinschlüssen bekannt, die bei der maschinellen Bearbeitung der hergestellten
Produkte plastisch verformt werden. Die plastisch verformbaren Einschlüsse dienen
als Schmiermittel bei der spanabhebenden Bearbeitung. Die Einschlüsse bestehen aus
etwa 50% SiO
2, 25% CaO, 15% MgO und 10% Al
2O
3. Die Basislegierung wird vor der eigentlichen Behandlung mit Magnesium schwefelarm
und sauerstoffarm gemacht mit einem Reagens, das CaC
2, CaO, Ca, Al und Mg enthält. Eine Metallanalyse der so hergestellten Produkte wird
nicht offenbart.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, eine Sphärogusslegierung
für Gusseisenprodukte mit einer plastischen Verformbarkeit anzugeben, die auch bei
einer hohen Schlagbeanspruchung wesentlich höher ist als bei handelsüblichen Sphärogusslegierungen.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Sphärogusslegierung für Gusseisenprodukte mit
einer plastischen Verformbarkeit, wobei die Sphärogusslegierung als Nicht-Eisenbestandteile
zumindest die Elemente C, Si, Mn, Cu, Mg, S und als Beimengungen eines oder mehrere
Elemente aus der Gruppe IIIb des Periodensystems enthält, wobei die Legierung als
Beimengung zumindest das Element Bor enthält und wobei der Si-Gehalt mehr als 2,4
% beträgt.
[0006] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0007] Es ist von Vorteil, dass der Perlitanteil im Gefüge der Gusseisenprodukte reduziert
wird und dass ein ferritisches Gefüge gewährleistet werden kann. Dies wird dadurch
erreicht, dass die Legierung als Beimengung 2 bis 200 ppm Bor enthält.
[0008] Es ist auch von Vorteil, dass im Gefüge der Gusseisenprodukte eine Verfestigung der
Mischkristalle gewährleistet werden kann. Dies wird dadurch erreicht, dass der Si-Gehalt
2,6 bis 2,9 % beträgt.
[0009] Es ist auch von Vorteil, dass bei der Nachbehandlung der Oberflächen der Gusseisenprodukte
möglichst wenig Eigenspannung in den Gusseisenprodukten erzeugt werden. Dies wird
dadurch erreicht, dass die Gusseisenprodukte nach dem Giessverfahren einer Nachbehandlung
unterworfen werden, die besonders schonend ist für die Produktoberflächen. Dies wird
auch dadurch erreicht, dass die schonende Nachbehandlung der Oberflächen ein spannungsarmes
Anglühen und bzw. oder ein Strahlen mit schwach abrasiven Partikeln umfasst. Durch
die Nachbehandlung der Oberflächen, die üblicherweise in dem Verfahrensabschnitt des
sogenannten Gussputzens nach dem Auspacken der Gussteile aus der Giessform und nach
dem Abkühlen stattfindet, können Eigenspannungen im Gussteil aufgebaut werden, die
später einen Bruch des Gussteiles auslösen können. Durch eine möglichst schonende
Oberflächenbehandlung wird möglichst wenig Eigenspannung im Gussteil aufgebaut und
wird die Gefahr eines Bruches erheblich reduziert.
[0010] Der Kerngedanke der Erfindung ist es, eine Gusseisenlegierung anzugeben, die besonders
geeignet ist für tragende Teile, beispielsweise für die Radaufhängung in der Automobilindustrie.
Die tragende Teile dürfen nicht brechen, sondern lediglich verformen. Die Verformung
soll nicht elastisch sondern plastisch sein. Die Verformbarkeit der Teile soll plastisch
sein und so gross, wie möglich sein, soll nicht bis zum Bruch der Teile führen und
soll nicht reversibel sein.
Beispiel 1
[0011] Ein Querlenker für eine Radaufhängung eines Vorderrades eines Personenkraftwagens
aus Sphäroguss (GJS) mit der folgenden chemischen Zusammensetzung: 3,5 % C, 2,7 %
Si, 0,16 % Mn, 0,06 % Cu, 0,043 % Mg, 0,002 % S, 200 ppm Summe der Elemente aus der
Gruppe IIIb des Periodensystemes (B, Al, Ga, In, TI), weist ein Gefüge auf mit maximal
15% Perlit.
[0012] Die Graphitausbildung im Gefüge beträgt, gemessen nach der Norm DIN EN ISO 945, mehr
als 90 % Form VI, und die Grösse der Graphitkugeln im Gefüge liegt in den Klassen
7-8.
[0013] Die mechanischen Eigenschaften dieses Gussteiles werden angegeben mit R
p0.2 mindestens 250 N/mm
2 , R
m mindestens 400 N/mm
2 und A mindestens 15,0 %.
[0014] Die Zusammensetzung und die, Eigenschaften des Gussteiles werden verglichen mit einer
konventionellen Spharogusslegierung mit der Bezeichnung GJS-400-15.
[0015] Die Wirksamkeit dieser Zusammensetzung kann anhand der Messresultate eines instrumentierten
Schlagversuches dargestellt werden. Dieser Schlagversuch wird durchgeführt als eine
Simulation für den Missbrauchstest der Radaufhängung des Personenkraftwagens.
[0016] Hierbei wird untersucht, ob die Radaufhängung den Personenwagen nach einem Zusammenstoss
noch soweit trägt, dass der Personenwagen in die nächste Werkstatt gefahren werden
kann. Hier muss dann das tragende Teil der Radaufhängung, beispielsweise der Querlenker,
der durch den Zusammenstoss dauerhaft und irreversibel verformt wurde, jedoch noch
bruchsicher und tragfähig ist, ausgewechselt werden.
[0017] Im Diagramm 1 werden auf der rechten Seite die Messresultate der Schlagversuche an
einem Querlenker eines Personenkraftwagens dargestellt. Als Vergleichswerte sind im
Diagramm 1 auf der linken Seite auch die Messresultate eines identischen Gussteiles
dargestellt, das aus handelsüblichem Sphäroguss hergestellt wurde. Aus Diagramm 1
ist ersichtlich, dass die gesamte Energieaufnahme im Querlenker beim Schlagversuch
mehr als 2200 J beträgt. Aus Diagramm 1 ist ebenfalls ersichtlich, dass der Deformationswert
im Schlagversuch mehr als 75% höher ist als bei einem vergleichbaren Gussteil aus
einer konventionellen Sphärogusslegierung. Die Deformation des Querlenkers, ausgedrückt
in mm, gemessen als Differenz zwischen zwei Messpunkten am Gussteil, vor und nach
dem Schlagversuch, beträgt mehr als 15 mm. Bei vergleichbaren Gussteilen aus einer
konventionellen Sphärogusslegierung beträgt diese Deformation üblicherweise weniger
als 9 mm. Die maximale Kraft, die vom Querlenker aufgenommen wird, liegt zwischen
3000 und 3500 kN. Der hier instrumentierte Schlagversuch wird durchgeführt auf einem
Rosand Impact-Tester.
[0018] Querlenker für einen Personenkraftwagen, die aus der erfindungsgemässen Spärogusslegierung
mit mindestens 2,4 % Si-Anteil und mit mindestens das Element Bor als Beimengung hergestellt
werden, und die beim Gussputzen einer möglichst schonenden Oberflächenbehandlung unterworfen
werden, zeichnen sich aus durch eine hohe plastische nicht reversible Verformbarkeit
aus. Die tragenden Teile der Radaufhängung eines Automobils brechen bei dem Crash-Test,
der eine bestimmte Unfallsituation simuliert, nicht und bleiben intakt.
[0019] Die vorliegende Gusslegierung eignet sich auch für alle anderen Fahrzeugteile, die
sich bei extremen Belastungen verformen dürfen, jedoch nicht brechen dürfen.

1. Sphärogusslegierung für Gusseisenprodukte mit einer plastischen Verformbarkeit, wobei
die Sphärogusslegierung als Nicht-Eisenbestandteile zumindest die Elemente C, Si,
Mn, Cu, Mg, S und als Beimengungen eines oder mehrere Elemente aus der Gruppe IIIb
des Periodensystems enthält, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung als Beimengung zumindest das Element Bor enthält und dass der Si-Gehalt
mehr als 2,4 % beträgt.
2. Sphärogusslegierung für Gusseisenprodukte mit einer plastischen Verformbarkeit nach
dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Si-Gehalt 2,6 bis 2,9 % beträgt.
3. Sphärogusslegierung für Gusseisenprodukte mit einer plastischen Verformbarkeit nach
dem Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung als Beimengung 2 bis 200 ppm Bor enthält.
4. Sphärogusslegierung für Gusseisenprodukte mit einer plastischen Verformbarkeit nach
einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die plastische Verformung der Produkte nach einem instrumentierten Schlagversuch
irreversibel und dauerhaft ist.
5. Sphärogusslegierung für Gusseisenprodukte mit einer plastischen Verformbarkeit nach
einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Energieaufnahme der Produkte im instrumentierten Schlagversuch mindestens 35%
höher liegt als bei vergleichbaren Gusseisenprodukten aus konventionellen Sphärogusslegierungen,
derart, dass die Produkte bruchsicher sind.
6. Verfahren zur Herstellung von Gusseisenprodukten aus einer Sphärogusslegierung mit
einer plastischen Verformbarkeit nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Gusseisenprodukte nach dem Giessverfahren einer Nachbehandlung unterworfen werden,
die besonders schonend ist für die Produktoberflächen.
7. Verfahren zur Herstellung von Gusseisenprodukten aus einer Sphärogusslegierung mit
einer plastischen Verformbarkeit nach dem Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die schonende Nachbehandlung der Oberflächen ein spannungsarmes Anglühen und bzw.
oder ein Strahlen mit schwach abrasiven Partikeln umfasst.
8. Verwendung des Verfahrens nach dem Anspruch 6 oder 7 zur Herstellung eines bruchsicheren,
irreversibel und dauerhaft verformbaren Querlenkers.
9. Verwendung der Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 zur Herstellung
eines bruchsicheren, irreversibel und dauerhaft verformbaren Querlenkers.
10. Querlenker nach einem der Ansprüche 8 oder 9 dadurch gekennzeichnet, dass der Deformationswert nach der plastischen Verformung im instrumentierten Schlagversuch
mindestens 15 mm beträgt.