[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kältebereitstellung durch Verdampfen von
flüssigem Stickstoff bei subatmosphärischem Druck und anschließendem Anwärmen und
Verdichten des verdampften Stickstoffes.
[0002] Ferner betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Kältebereitstellung durch Verdampfen
von flüssigem Stickstoff bei subatmosphärischem Druck und anschließendem Anwärmen
und Verdichten des verdampften Stickstoffes, mit einem Entspannungsoder Dosierorgan,
das der Entspannung oder Dosierung des flüssigen Stickstoffes dient, einem Behälter,
in den der entspannte Stickstoff geführt und aus dem Kälte an wenigstens einen (Kälte)Verbraucher
abgeführt wird, einem Wärmetauscher, der der Anwärmung des verdampften Stickstoffes
dient, und einem Verdichter, der der Verdichtung des verdampften Stickstoffes dient.
[0003] Gattungsgemäße Verfahren bzw. Vorrichtungen zur Kältebereitstellung werden beispielsweise
für offene und geschlossene Kälteprozesse, die der Kühlung von Hochtemperatur-Supraleitenden-Komponenten
dienen, verwendet. Die zu kühlende Komponente wird dabei entweder direkt in den vorgenannten
Behälter integriert oder über einen Sekundärkreislauf aus diesem Behälter mit Kälte
versorgt.
[0004] Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, Temperaturen unterhalb des Siedepunktes von
Stickstoff zu erreichen. So kann ein Kältemittel, das einen niedrigen Siedepunkt als
der Stickstoff selbst aufweist, verwendet werden; als Kältemittel kommen in diesem
Fall beispielsweise Neon oder Helium zur Anwendung.
[0005] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Stickstoff bei subatmosphärischem Druck zu
verdampfen, auf etwa Umgebungstemperatur anzuwärmen und anschließend auf atmosphärischen
oder überatmosphärischen Druck zu verdichten.
[0006] Die
Figur 1 zeigt schematisch einen derartigen, zum Stand der Technik zählenden Prozess.
[0007] Hierbei wird über Leitung 1 verflüssigter Stickstoff in einer Expansions- oder Dosiervorrichtung,
bei der es sich vorzugsweise um ein Expansionsventil 2 handelt, entspannt und einem
Behälter 3 zugeführt. In diesem bildet sich eine Gasphase a sowie eine Flüssigphase
b aus, da durch die Abgabe von Kälteleistung der dem Behälter zugeführte flüssige
Stickstoff verdampft wird. Über Leitung 4 wird verdampfter Stickstoff aus dem Behälter
3 abgezogen und nach einer Anwärmung auf Umgebungstemperatur im Wärmetauscher 5 mittels
des Verdichters 6 auf atmosphärischen oder überatmosphärischen Druck verdichtet. Die
Anwärmung des verdampften Stickstoffes im Wärmetauscher 5 erfolgt vorzugsweise gegen
Umgebungsluft, Wasser, o. ä. oder mittels einer elektrischen Beheizung.
[0008] Als Verdichter kommen bei dieser Verfahrensweise handelsübliche Vakuumpumpen oder
Kompressoren zum Einsatz.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein gattungsgemäßes Verfahren sowie eine
gattungsgemäße Vorrichtung zur Kältebereitstellung anzugeben, das bzw. die energetische
und apparative Vorteile gegenüber dem vorbeschriebenen Prozess zur Kältebereitstellung
durch Verdampfen von flüssigem Stickstoff aufweist.
[0010] Verfahrensmäßig wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass der verdampfte Stickstoff
zunächst verdichtet und anschließend ggf. angewärmt wird.
[0011] Vorrichtungsseitig ist dazu der Verdichter erfindungsgemäß dem Wärmetauscher vorgeschaltet.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Kältebereitstellung
durch Verdampfen von flüssigem Stickstoff - sowie weitere Ausgestaltungen des- bzw.
derselben - seien anhand der in den Figuren 2 und 3 dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert.
[0013] Im Gegensatz zu dem anhand des in der Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispieles
beschriebenen Prozesses wird - wie in den Figuren 2 und 3 dargestellt - der aus dem
Behälter 3 abgezogene verdampfte Stickstoff nunmehr nicht erst (auf Umgebungstemperatur)
angewärmt, sondern erfindungsgemäß zunächst verdichtet und erst anschließend im Wärmetauscher
5' (auf Umgebungstemperatur) angewärmt.
[0014] Als Verdichter 6' kommen hierbei ein oder mehrere sog. kalte Verdichter zum Einsatz.
Die Verdichtung erfolgt erfindungsgemäß nunmehr unmittelbar bei der Siedetemperatur
des Stickstoffes anstatt bei Umgebungstemperatur.
[0015] Als kalte Verdichter kommen beispielsweise Turboverdichter radialer Bauart zur Anwendung,
die speziell für den Einsatz bei sehr tiefen Temperaturen konzipiert sind.
[0016] In der Figur 3 ist eine Verfahrensweise dargestellt, die sich von der anhand der
Figur 2 erläuterten dadurch unterscheidet, dass ein zusätzlicher Wärmetauscher 7,
der dem kalten Verdichter 6' vorgeschaltet ist, vorgesehen wird. Dieser Wärmetauscher
7 dient der Unterkühlung des flüssigen Stickstoffes in der Leitung 1 durch den, aus
dem Behälter 3 abgezogenen, verdampften Stickstoff, der dadurch leicht angewärmt wird.
[0017] Der derart im Wärmetauscher 7 unterkühlte Stickstoff wird anschließend über Leitung
1' dem Expansionsventil 2 zugeführt.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung führen zu einer
Verringerung der Antriebsleistung des Verdichters 6, da die Verdichtung bei tiefer
Temperatur erfolgt. Bei offenen Prozessen kann zudem der Wärmetauscher 5' kleiner
ausgeführt oder auch ganz weggelassen werden werden.
[0019] Ferner werden für die Verdichtung des unter subatmosphärischem Druck vorliegenden
Stickstoffes dank der niedrigeren Saugtemperatur - und damit höheren Dichte - kleinere
Verdichter benötigt.
[0020] Des Weiteren müssen nunmehr weniger Apparate, Instrumente, etc. bei subatmosphärischem
Druck betrieben werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit der Verunreinigung des Prozessgases
durch Leckagen verringert wird, was insbesondere im Falle eines geschlossenen Prozesses
von Bedeutung ist.
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Kältebereitstellung
führen somit zu einer Vereinfachung des Prozesses, einer Kostenreduzierung, einer
Erhöhung des Prozesswirkungsgrades und einer Verbesserung der Betriebssicherheit sowie
der Verfügbarkeit.
1. Verfahren zur Kältebereitstellung durch Verdampfen von flüssigem Stickstoff bei subatmosphärischen
Druck und anschließendem Anwärmen und Verdichten des verdampften Stickstoffes, dadurch gekennzeichnet, dass der verdampfte Stickstoff zunächst verdichtet und anschließend ggf. angewärmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der verdampfte Stickstoff vor seiner Verdichtung zur Unterkühlung des flüssigen Stickstoffes
verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Verdichtung des verdampften Stickstoffes mittels eines oder mehrerer sog. kalter
Verdichter erfolgt.
4. Vorrichtung zur Kältebereitstellung durch Verdampfen von flüssigem Stickstoff bei
subatmosphärischen Druck und anschließendem Anwärmen und Verdichten des verdampften
Stickstoffes, mit einem Entspannungs- oder Dosierorgan (2), das der Entspannung oder
Dosierung des flüssigen Stickstoffes dient, einem Behälter (3), in den der entspannte
Stickstoff geführt und aus dem Kälte an wenigstens einen (Kälte)Verbraucher abgeführt
wird, einem Wärmetauscher (5, 5'), der der Unterkühlung des flüssigen und der Anwärmung
des verdampften Stickstoffes dient, und einem Verdichter (6), der der Verdichtung
des verdampften Stickstoffes dient, dadurch gekennzeichnet, dass der Verdichter (6') dem Wärmetauscher (5') vorgeschaltet ist, der Wärmetauscher (5')
nicht vorgesehen ist oder mittels einer By-pass-Leitung umgehbar ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass dem Verdichter (6') ein Wärmetauscher (7), der dem Wärmetausch mit dem flüssigen
Stickstoff dient, vorgeschaltet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Verdichter (6') als sog. kalter Verdichter ausgebildet ist.