[0001] Die Erfindung betrifft einen Träger oder Carrier für die Herstellung und gegebenenfalls
für den Transport von Kabelbäumen oder von Teilen von Kabelbäumen, die zumindest teilweise
aus Flachbandkabeln gebildet sind.
Kabelbäume sind insbesondere in der Kraftfahrzeugindustrie wegen ihres hohen Anteiles
manueller Arbeit sowohl bei der Herstellung als auch beim Einbau derzeit intensive
Studienobjekte, wobei versucht wird, Lösungen zu finden, die es erlauben, Kabelbäume
im größeren Ausmaß als bisher automatisiert herzustellen.
Im Stand der Technik werden Kabelbäume auf sogenannten Stecktischen, auch einfach
Tische genannt, händisch hergestellt, wobei Kabel mit bereits richtiger Länge und
zumeist den richtigen, schließlich im Kraftfahrzeug verwendeten Steckern von entsprechend
geschulten Mitarbeitern sukzessive aufgebaut und mit verschiedenen Klemmen, Halterungen,
od.dgl. in passender Lage zueinander fixiert werden. Schließlich wird der fertige
Kabelbaum (oder auch Teil eines Kabelbaumes, im folgenden wird dies nicht mehr unterschieden)
getestet und zum Transport zur Fabrik, in der er in ein KFZ eingebaut wird, zusammengefaltet
oder zusammengerollt.
In einem ersten Schritt zur Erleichterung der automatischen Herstellung werden seit
einiger Zeit Flachbandkabel an Stelle der seit jeher üblichen Rundkabel verwendet,
wobei bisher nur Teile von Kabelbäumen durch solche Gebilde ersetzt werden, beispielsweise
die Verkabelung einer Fahrertür (Steuerung des Außenspiegels, Warnlicht in der Tür
bei geöffneter Tür, Betätigungselemente für Fensterheber und Zentralverriegelung etc.)
in dieser neuen Technik gebaut werden. Vorteilhaft sind die Flachbandkabel einerseits
in der Montage im Kraftfahrzeug wegen ihrer geringen Höhe normal zur Ebene des Flachbandkabels
und wegen ihrer Steifigkeit in der Kabelebene, die die automatische Handhabung erleichtert.
Dazu kommt noch, dass die einzelnen Leiter innerhalb des Flachbandkabels an genau
definierter Stelle zu finden sind und nicht, wie bei verdrehten Rundkabeln, ausschließlich
mittels Farbkodierung gefunden werden können.
Flachbandkabel weisen darüber hinaus noch den Vorteil auf, dass sie in einem Winkel
zueinander aufeinandergelegt werden können und dass in dieser Lage einzelne oder alle
der Leiter eines der Kabel mit entsprechenden Leitern des anderen Kabels mittels passender
Techniken miteinander leitend verbunden, beispielsweise verschweißt, werden können.
So ist es möglich, Abzweigungen od.dgl. ohne zusätzliche Stecker zu schaffen, was
einerseits die Herstellungskosten, andererseits die Bauhöhe klein hält.
Es hat sich nun gezeigt, dass die zunehmend automatisierte Manipulation derartiger
Flachbandkabel bei der Herstellung von Kabelbäumen, die zumindest teilweise aus derartigen
Flachbandkabeln bestehen, bei den herkömmlichen Tischen, auf denen derartige Kabelbäume
hergestellt werden, verschiedentlich Probleme mit sich bringt, da es notwendig oder
zumindest günstig ist, dass verschiedene der automatischen Manipulationsmaschinen
nicht nur von oben zu den auf dem Tisch liegenden Flachbandkabeln Zugang haben, sondern
auch von der Seite oder von unten. Die im Labor durchgeführte Interimslösung durch
Ausschneiden von Löchern in die Tische einen passenden Zugang zu schaffen, ist im
technisch-industriellen Maßstab schon wegen der mangelnden Flexibilität dieses Verfahrens
keine Lösung.
Die Erfindung zielt darauf ab, eine Vorrichtung (Carrier) zu schaffen, auf der Kabelbäume
hergestellt werden können, die zumindest zum Teil aus Flachbandkabeln bestehen und
in einer bevorzugten Ausführungsform soll diese Vorrichtung auch in der Lage sein,
die am Ende der Herstellung des Kabelbaumes oder nach einigen Schritten der Herstellung
des Kabelbaumes zum Weitertransport übliche Faltung vorzunehmen.
Erfindungsgemäß werden die genannten Ziele dadurch erreicht, dass der Carrier aus
miteinander bevorzugt lösbar verbundenen länglichen Profilen aufgebaut ist, dass diese
Profile eine Oberseite aufweisen, auf die die Flachbandkabel im Zuge ihrer Verbindung
zum Aufbau des Kabelbaumes zu liegen kommen und dass zumindest in einer der anderen
Seiten des Profiles eine T-Nut oder eine hinterschnittene Nut vorgesehen ist.
Mit einem solchen System können mit einfachen Verbindungselementen rasch, leicht und
flexibel die Flächen geschaffen werden, auf denen im fertigen Zustand des Kabelbaumes
Flachbandkabel zu liegen kommen. Durch die zumindest eine im Profil vorhandene und
vom Flachbandkabel nicht abgedeckte Nut ist es möglich, Verbindungselemente oder auch
Funktionselemente, wie pneumatische Zylinder, Spannvorrichtungen, Haltevorrichtungen,
Magnetventile, pneumatische oder elektrische Kupplungen, Führungselemente, Aufnahmen
für Stecker, etc. an den jeweils dafür notwendigen Stellen auf einfache Weise zu befestigen.
In einer Ausgestaltung der Erfindung, durch die das Falten des Kabelbaumes ermöglicht
wird, ist eine Faltvorrichtung an zumindest einer Stelle des Carriers vorgesehen,
durch die die Faltung des Kabelbaumes nach seiner Herstellung ohne merkliche bzw.
schädliche mechanische Zug- oder Druckbelastung der im Faltungsbereich verlaufenden
Flachbandkabel des Kabelbaumes erfolgt.
Diese Faltvorrichtung bewegt die beiden an der Faltung teilnehmenden Teile des Carriers
entlang einer Evolvente relativ zueinander, wodurch die zug- bzw. stauchungsfreie
Faltung des Kabelbaumes unter Einhaltung eines Abstandes zwischen den beiden Teilen
des gefalteten Kabelbaumes im gefalteten Zustand erfolgt.
In einer bevorzugten Ausführungsform dieser Faltungsvorrichtung besteht diese aus
drei Zahnrädern, von denen zwei koaxial und drehfest miteinander verbunden zueinander
angeordnet sind, wobei die beiden Drehachsen der Zahnräder an einer Wippe befestigt
sind, die ortsfest an einer Achse zwischen den beiden Zahnrädern gelagert ist und
aus zwei Zahnstangen, von denen die erste mit einem der beiden koaxial gelagerten
Zahnräder zusammenwirkt und die zweite simultan mit den beiden anderen Zahnrädern,
die auf unterschiedlichen Achsen sitzen, kämmt. Dabei ist die erste der beiden Zahnstangen
ortsfest bezüglich des Teiles des Carriers, der sich nicht bewegt. Der eigentliche
Antrieb für die Faltvorrichtung kann auf eines dieser Elemente oder auf den zu bewegenden
Teil des Carriers wirken.
Die Erfindung wird im folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher beschrieben.
Dabei zeigt
die Fig. 1 das Prinzip der Faltung,
die Fig. 2 in schematischer Darstellung eine erfindungsgemäße Faltungsvorrichtung
im ungefalteten Zustand,
die Fig. 3 die Vorrichtung der Fig. 2 im gefalteten Zustand und
die Fig. 4 eine Draufsicht und eine Seitenansicht auf einen erfindungsgemäßen Carrier.
[0002] Fig. 1 zeigt eine theoretisch ideale Faltung eines Carriers 1, bei der die "neutrale
Linie" (vorstellbar als ein unendlich dünn gedachter Kabelbaum) während des gesamten
Faltvorganges weder auf Zug noch auf Druck beansprucht wird. Dabei sind dick die als
undeformiert anzusehenden Teile a, b, des Kabelbaumes dargestellt, während dünn dargestellt
der Teil b1 des Kabelbaumes 1 ist, der während des Faltens gebogen wird.
Fig. 2 und 3 zeigen eine Vorrichtung aus den oben besprochenen Zahnrädern und Zahnstangen,
durch die die theoretisch ideale Faltung gemäß Fig. 1 erzielt werden kann. Eine um
ein ortsfestes Lager drehbare Wippe 2 trägt einerends zwei Zahnräder drehfest miteinander
verbundene, koaxiale Zahnräder 3,4 und andernends ein Zahnrad 5. Das Zahnrad 4 kämmt
mit einer ortsfesten Zahnstange 6, die Zahnräder 3 und 5 mit einer zweiseitigen, parallel
zur ersten Zahnstange 6 verschieblichen Zahnstange 8. Das Zahnrad 5 trägt den bzw.
einen beweglichen Teil a des Carriers. Beim Verschieben des Lagers der Zahnräder 3,4,
beispielsweise mittels einer Zylinder-Kolben-Einheit 7 wird die in Fig. 3 dargestellte
Lage erreicht, ohne dass der Kabelbaum 1 gestaucht oder gedehnt worden wäre.
Fig. 4 zeigt in Draufsicht und Seitenansicht anhand eines Beispiels eines Carriers
10 auch ein Profil 11, das zum Aufbau eines erfindungsgemäßen Carriers geeignet ist,
wobei nicht nur eine, sondern vier Längsnuten 12 in einem im wesentlichen quadratischen
Grundkörper vorgesehen sind. Damit muß beim Aufbau des Carriers nicht auf die Orientierung
der Profile geachtet werden und es können alle Arten von Vorrichtungen 13, die zur
Herstellung des Kabelbaumes aus einem oder mehreren Flachbandkabeln benötigt werden,
in vier zueinander orthogonalen Winkellagen an jedem der Profile befestigt werden,
wodurch der Aufbau der Vorrichtungen selbst wesentlich vereinfacht wird. Es bringt
dabei keinerlei Nachteile mit sich, dass das Flachbandkabel auf einer mit einer Längsnut
12 versehenen Seite des Profils 11 ruht. Diese Nut kann beispielsweise T-förmig sein
oder einen schwalbenschwanzförmigen Querschnitt aufweisen.
Zur Illustration sind am Carrier als Beispiele für Vorrichtungen 13 Faltvorrichtungen
für die Flachbandkabel, Haltevorrichtungen für die bereits gebildeten Faltungen, Zylinder/Kolben/Einheiten
für die Bewegung von Vorrichtungen etc. dargestellt.
Es ist selbstverständlich möglich, die Faltbarkeit des Carriers auf andere Weise zu
erreichen. So kann insbesondere bei Carriern, die nur zur Herstellung des Kabelbaumes,
aber nicht zu seinem Transport verwendet werden, ein aufwändiges System angewandt
werden, bei dem die beiden zu faltenden Teile mittels einer pneumatisch oder elektrisch
betätigten Vorrichtung EDV-gesteuert zueinander geführt werden. Bevorzugt wird in
diesem Fall der Kabelbaum über einen Transportcarrier gefaltet, der ihm die für den
Transport notwendige Steifigkeit verleiht.
Es ist für den Fachmann nach den obigen Ausführungen klar, dass auch mehrfache Faltungen
möglich sind, dies ändert nichts prinzipielles an den dafür notwendigen und ausreichenden
erfindungsgemäßen Vorrichtungen und Maßnahmen. Es ist selbstverständlich auch möglich,
statt oder zusätzlich zu einer oder mehreren "Hauptfaltungen", wie sie oben beschrieben
wurden, einen oder mehrere periphere Teile des Kabelbaumes, gegebenenfalls auch um
unterschiedliche Achsen, ins Zentrum hin zu falten, um zu transportierbaren Gebilden
zu gelangen.