Gebiet der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung einer Staukennzahl
δ und sich daraus ergebende selbstkalibrierende Verfahren zur Schätzung von Rückstaulängen
an Bedienstationen zur Abfertigung einzeln bewegter Einheiten, wie beispielsweise
Lichtsignalanlagen oder Schleusen, mit einem davor befindlichen Detektor. Die so ermittelten
Größen und daraus ableitbare Kennwerte können zur Steuerung der Lichtsignalanlagen
oder Schleusen eingesetzt oder zur Anzeige des Verkehrszustandes in übergeordneten
Einrichtungen verwendet werden.
Stand der Technik
[0002] Ein wichtiges Anliegen der Straßenverkehrstechnik ist die Bestimmung von Rückstaulängen
an Lichtsignalanlagen, um Informationen über den Verkehrsfluß zu gewinnen. Die Kenntnis
der Rückstaulängen kann außerdem zur Steuerung der Signalanlagen dienen (Bernhard
Friedrich,
Methoden und Potentiale adaptiver Verfahren für die Lichtsignalsteuerung, Straßenverkehrstechnik 9/1996). Nach Joos Bernhard, Thomas Riedel,
Erkennung von Stau mit kurzen Schleifendetektoren, Straßenverkehrstechnik 7/1999, können Stauungen an Lichtsignalanlagen nur zwischen
Haltlinie und Detektor erkannt oder errechnet werden. Gleiches gilt auch für Stauungen
an beliebigen Bedienstationen zur Abfertigung einzeln bewegter Einheiten mit sich
abwechselnden Sperr- und Durchlaßphasen.
[0003] Ein wesentlicher Nachteil dieses bekannten Verfahrens besteht darin, keine Staulängen
bestimmen zu können, die größer als die Entfernung zwischen Bedienstation und Detektor
sind.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen,
mit dem eine Bestimmung der Rückstaulänge an Bedienstationen zur Abfertigung einzeln
bewegter Einheiten nicht nur zwischen Bedienstation und Detektor ermöglicht wird,
um mit Hilfe dieser Rückstaulänge oder daraus abgeleiteter Kennwerte wie beispielsweise
Wartezeiten eine Lichtsignalanlage oder Schleuse zu steuern oder Verkehrszustände
in übergeordneten Einrichtungen anzuzeigen.
Beschreibung der Erfindung
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zur Ermittlung einer Staukennzahl δ
gemäß Anspruch 1, mit dem auf einfache Weise eine Bestimmung der Rückstaulänge erfolgen
kann. Darüber hinaus lassen sich mit dieser Staukennzahl auch andere für die Anlagensteuerung
relevante Parameter, wie beispielsweise der Sättigungszeitbedarf, ermitteln. Verfahren
zur Bestimmung der Rückstaulänge unter Verwendung der Staukennzahl sind Gegenstand
der Ansprüche 4 und 16.
[0006] Insbesondere stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Bestimmung einer
Staukennzahl δ an Bedienstationen zur Abfertigung einzeln bewegter Einheiten bereit,
wobei jede Abfertigungsphase aus einer Sperr- und einer Durchlaßphase besteht und
sich vor der Bedienstation ein Detektor befindet, durch Messung der Zeit (Füllzeit)
zwischen Sperrbeginn oder einem an den Sperrbeginn gebundenen Zeitpunkt und Dauerbelegung
des Detektors und anschließendem Vergleich mit einer Referenzfüllzeit, wobei δ bei
Überschreiten der Referenzfüllzeit ein erster Wert und sonst ein zweiter Wert zugeordnet
wird.
[0007] Als Beginn der Füllzeit kann neben dem Sperrbeginn beispielsweise auch ein an eine
Übergangszeit vor Beginn der Sperrphase gekoppelter Zeitpunkt gewählt werden. Bei
Lichtsignalen käme als Übergangszeit die Gelbphase in Frage.
[0008] Wird die Referenzfüllzeit unterschritten, wird also die Strecke zwischen Bedienstation
und Detektor schneller als in der Referenzzeit aufgefüllt, so kann man von einem Stau
ausgehen. Andernfalls befinden sich die Einheiten im freien Fluß.
[0009] Die Referenzfüllzeit entnimmt man hierbei beispielsweise simulatorischen Tests oder
empirischen Untersuchungen. Vorteilhafterweise wird die Referenzfüllzeit in Abhängigkeit
von der Geometrie des Zuflußbereichs, beispielsweise von dem Abstand zwischen Detektor
und Bedienstation, der Spurbreite etc., und/oder von der Durchlaßzeit der Bedienstation
gewählt.
[0010] Mit der auf die oben beschriebene Weise ermittelten Staukennzahl δ lassen sich eine
Mehrzahl für eine Durchsatzoptimierung oder eine Verkehrszustandsanzeige relevanter
Parameter ermitteln.
[0011] Ein erstes Verfahren zur Schätzung der Rückstaulänge
L̂n unter Zuhilfenahme der erfindungsgemäß ermittelten Staukennzahl in der
n-ten Abfertigungsphase beruht auf der Annahme, daß
L̂n als lineare Funktion einer geglätteten Staukennzahl δ̂
n, die aus der Staukennzahl δ
n unter Berücksichtigung der (
n - 1)-ten geglätteten Staukennzahl δ̂
n-1 ermittelt wird, gegeben ist:

wobei δ̂
n nicht mehr nur zwei sondern mehrere Werte annehmen kann. Mit einem vorgegebenen
m ergibt sich die Rückstaulänge bei gegebenem δ̂
n aus Gleichung (1). Die Staukennzahl wird geglättet, um zu große Sprünge der Staukennzahl
von einer Abfertigungsphase zur nächsten zu vermeiden.
[0012] Dieses Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß zur Ermittlung der Rückstaulänge
keine Geschwindigkeitsmessungen erforderlich sind.
[0013] Vorteilhafterweise wird die Steigung in jeder
n-ten Abfertigungsphase neu angepaßt. Dazu ermittelt man die Verkehrsstärke
qn. Diese ergibt sich beispielsweise aus einer Schätzung oder aus der gemessenen Zahl
der Einheiten, die während der
n-ten Abfertigungsphase den Detektor passieren. Aus der Verkehrsstärke läßt sich errechnen,
wieviele Einheiten während der
n-ten Sperrphase mindestens vor der Bedienstation vorhanden waren; man erhält somit
eine untere Schranke
L
für die Rückstaulänge. Andererseits ergibt die Rückstaulängenfunktion des vorigen
Abfertigungsschrittes
L̂n-1(δ̂
n)
= mn-1δ̂
n mit δ̂
n und geeignet gewähltem
mn-1 eine Schätzung der tatsächlichen Rückstaulänge in der aktuellen Abfertigungsphase.
Durch Vergleich von
L
und
L̂n-1(δ̂
n) kann man
mn und damit
L̂n kalibrieren.
[0014] Die Steigung der (
n - 1)-ten Abfertigungsphase erhält man vorteilhafterweise durch rekursive Anwendung
des gerade beschriebenen Verfahrens mit geeigneten Anfangswerten für δ̂
0 und
m0. Dieses Verfahren ist somit selbstkalibrierend.
[0015] Bevorzugt glättet man die Staukennzahl, indem man eine Konvexkombination der aktuellen
Staukennzahl und der geglätteten Staukennzahl der vorigen Abfertigung bildet:

[0016] Die Verkehrsstärke
qn wird vorzugsweise mit dem vor der Bedienstation befindlichen Detektor gemessen.
[0017] In einer vorteilhaften Ausführung ist die untere Schranke der Staulänge
L
als lineare Funktion von
qn gegeben, da bereits diese einfache Form eine gute Näherung darstellt. Vorzugsweise
hängt die Steigung dieser Geraden von der Zeit ab, in der der Detektor während eines
Abschnitts der Abfertigungsphase dauerbelegt ist. Berücksichtigt man diese Abhängigkeit,
verbessert sich die Übereinstimmung mit den Realdaten.
[0018] Es ist von Vorteil, die Steigung
mn im
n-ten Schritt nur dann zu verändern, wenn entweder
δn den zweiten Wert angenommen hat und
L
>
L̂n-1(δ̂
n)
= mn-1δ̂
n oder wenn δ
n den ersten Wert angenommen hat und
L
<
L̂n-1(δ̂
n) =
mn-1δ̂
n. Im ersten Fall zeigt einerseits δ
n einen Stau an in einer Entfernung von mindestens
L
von der Bedienstation, andererseits liegt die Schätzung der Staulänge
L̂n-1(δ̂
n) unter
L
. Im zweiten Fall weist zwar δ
n auf keinen Stau der Länge
L
hin, nach der Schätzung
L̂n-1(δ̂
n) dagegen ist der Stau sogar noch länger als
L
. In beiden Fällen ist daher eine Kalibrierung der Steigung
mn angebracht. Falls sich dagegen der Wert der Staukennzahl und die geschätzte Staulänge
nicht widersprechen, wird die Steigung beibehalten:
mn =
mn-1.
[0019] Man kann zur Anpassung der Steigung
mn eine geglättete Staulänge
L'n verwenden, die sich als Kombination aus
L
und
L̂n-1(δ̂
n) ergibt:

[0020] Die nach dem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren ermittelte Staukennzahl
δ kann auch zur Bestimmung des Sättigungszeitbedarfs verwendet werden; hierbei handelt
es sich um den durchschnittlichen Zeitbedarfswert einer Einheit bei gesättigtem (nicht
mehr freiem) Fluß während der Durchlaßphase. Der Sättigungszeitbedarf ist einerseits
ein Maß für die Leistungsfähigkeit der Bedienstation. Andererseits kann er auch zur
Rückstaulängenschätzung mittels eines Warteschlangenmodells dienen.
[0021] Zur Bestimmung des Sättigungszeitbedarfs
t
im
n-ten Abfertigungsschritt wird als erstes die Staukennzahl δ mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren ermittelt und die Verkehrsstärke
qn gemessen oder geschätzt. Der Sättigungszeitbedarf kann dann, unter Verwendung einer
geeigneten Anfangsbedingung für
t
, über

berechnet werden, wobei
t
die Durchlaßzeit im
n-ten Abfertigungsschritt bezeichnet.
[0022] Um zu große Änderungen des Sättigungszeitbedarfs von einem Abfertigungsschritt zum
nächsten zu vermeiden, läßt man vorzugsweise in jedem Schritt nur eine vorgegebene,
maximale Änderung Δ
t
> 0 des Sättigungszeitbedarfs zu. Falls also das aus Gleichung (4) gewonnene
t
eine der Ungleichungen

erfüllt, so wird vorteilhafterweise ein modifizierter Sättigungszeitbedarf
t̂
mit

berechnet.
[0023] Es ist von Vorteil, die Verkehrsstärke
qn mit dem vor der Bedienstation befindlichen Detektor zu messen.
[0024] Alternativ zu dem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren läßt sich die Rückstaulänge
mit Hilfe eines Warteschlangenmodells ermitteln, das als zu kalibrierenden Parameter
einen modelleigenen Sättigungszeitbedarf τ

mit einem geeignet gewählten Anfangswert enthält. Ein derartiges Verfahren kann in
jedem
n-ten Abfertigungsvorgang aus folgenden Schritten bestehen:
[0025] Zunächst wird der tatsächliche Sättigungszeitbedarf
t
gemäß dem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren bestimmt. Tritt eine Änderung
gegenüber dem Sättigungsbedarfswert der letzten Abfertigungsphase um
ΔtB ein, wird der modelleigene Sättigungsbedarfswert τ

mit

angepaßt, wobei
cd eine geeignet gewählte Dämpfungskonstante bezeichnet. Insbesondere wird der modelleigene
Sättigungsbedarfswert mit

angepaßt, falls für den tatsächlichen Sättigungsbedarfswert nur eine maximale Änderung
von Δ
t
zugelassen wird, wobei sgn(Δ
tB) das Vorzeichen von
ΔtB bezeichnet. Aus der Verkehrsstärke errechnet man eine untere Schranke für die Staulänge
L
. Mit diesen Größen berechnet man mit Hilfe eines Warteschlangenmodells eine erste
Schätzung der Rückstaulänge
L
. Anschließend werden
L
und
L
, analog zu obigem Verfahren zur Rückstaulängenschätzung, verglichen. Falls
L
> L
und
δn den ersten Wert angenommen hat oder falls
L
< L
und δ
n den zweiten Wert angenommen hat, ist der modelleigene Sättigungszeitbedarf zu modifizieren.
Mit dem kalibrierten Modellsättigungszeitbedarf wird dann mit dem Warteschlangenmodell
eine kalibrierte Schätzung der Rückstaulänge berechnet.
[0026] Dieses Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß zur Ermittlung der Rückstaulänge
keine Geschwindigkeitsmessungen erforderlich sind.
[0027] Weiterhin können vorteilhafterweise Störungen im Abfluß berücksichtigt und im Warteschlangenmodell
eine entsprechend modifizierte Verkehrsstärke verwendet werden.
[0028] In einer günstigen Ausführung der Störungskompensation wird
qn nur dann modifiziert, wenn es kleiner als der zweitgrößte Wert max
10,2(
q) der letzten zehn
q-Werte ist. In diesem Fall wählt man zur Berechnung der Störungskompensation ein Zeitintervall
während der Abfertigungsphase und zählt vorbestimmte, kürzere Zeitintervalle, beispielsweise
die vollen Sekunden, in denen der Detektor in dem gesamten Intervall dauerbelegt ist.
Das gesamte Intervall beginnt vorzugsweise einige Sekunden nach Beginn der Durchlaßphase
und endet einige Sekunden nach Ende der Durchlaßphase. Dividiert man die so erhaltene
Zahl durch die Länge des gesamten Intervalls, erhält man den Belegungsgrad
b ∈ [0, 1] des Detektors. Unterschreitet
b eine untere Schranke
u, wird einer Störungskennzahl
s der Wert 0 zugeordnet. Überschreitet
b eine obere Schranke
o, wird
s der Wert 1 zugeordnet. Ist
u ≤
b ≤
o, ergibt sich
s als

[0029] Als modifizierte Verkehrsstärke
q'n nimmt man dann

wobei
pkomp eine Konstante ist, mit der die Stärke der Störungskompensation eingestellt werden
kann.
[0030] Die Kalibrierung des modelleigenen Sättigungszeitbedarfs erfolgt vorteilhafterweise
mit einem an einen klassischen PID-Regler (Proportional-Integral-Differential-Regler)
angelehnten Rückkopplungsverfahren. Dazu soll δ
n als erstem Wert (falls kein Stau) -1 und als zweiten Wert (falls Stau) 1 zugeordnet
werden. Die Kalibrierung verwendet zwei Variable:

(entspricht einem Sägezahn-Integrierglied) und

(entspricht einem Differenzierglied). Falls
δnL
≥
δnL
ist

=

= 0 und der Sättigungszeitbedarf wird nicht verändert. Andernfalls definiert man die
Hilfsvariable

[0031] Um eine Überkorrektur des Sättigungszeitbedarfs zu vermeiden, kann man

definieren, wobei sgn(
A) das Vorzeichen von
A bezeichnet. Man wählt nun


wobei
td eine geeignet zu wählende Konstante ist. Daraus ergibt sich dann der kalibrierte
Sättigungszeitbedarf für das Warteschlangenmodell

wobei
pp,
pi und
pd die Parameter des Reglers bezeichnen.
[0032] Es ist von Vorteil, die berechnete Rückstaulänge zu glätten, indem man eine Konvexkombination
aus
L
und
L
bildet:

[0033] Damit wird eine Überkorrektur der Rückstaulänge vermieden.
[0034] Im folgenden werden zwei erfindungsgemäßen Verfahren zur Ermittlung der Rückstaulängenschätzung
unter Zuhilfenahme des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Ermittlung der Staukennzahl
unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
- Figur 1
- die berechnete Steigung mn der Rückstaulängenfunktion in Abhängigkeit der Zeit aus Verfahren 1,
- Figur 2
- den geschätzten Rückstau (in Fahrzeugen) in Abhängigkeit des explizit gemessenen,
geglätteten Rückstaus aus Verfahren 1,
- Figur 3
- die Schätzung des Zeitbedarfswerts t

in Abhängigkeit der Zeit aus Verfahren 2.
Verfahren 1
[0035] Die Anwendung des Verfahrens zur Rückstaulängenschätzung und seine Verifizierung
wird an einer Zufahrt einer hochbelasteten Lichtsignalanlage (stadteinwärts Landsberger/Trappentreustraße,
München) mit stark schwankenden Grünzeiten (Durchlaßzeiten) dargestellt.
[0036] Der Detektor befindet sich 30 m oder ca. 5 Fahrzeuge von der Haltlinie entfernt.
Als Referenzfüllzeit werden für diese Entfernung 22 Sekunden genommen.
[0037] Bei Überschreiten der Referenzfüllzeit wird δ der Wert 0 und sonst der Wert 1 zugeordnet.
Die Staukennzahl wird geglättet, indem δ̂
n = αδn + (1 - α)δ̂
n-1, wobei α typischerweise zwischen 0.05 und 0.2 liegt und δ
0 = δ̂
0 = 0.
[0038] Die untere Schranke berechnet sich über

wobei
a1 die Fahrzeuge zwischen Detektor und Haltlinie berücksichtigt und daher den Wert
a1 = 5 annimmt. In diesem Ausführungsbeispiel werden γ
1 = 0.9 und γ
2 = 1.2 gewählt. Der Belegungsgrad
b des Detektors ergibt sich, indem man zwischen 5 s nach Durchlaßbeginn und 15 s nach
Durchlaßende die vollen Sekunden zählt, in denen der Detektor dauerbelegt ist und
anschließend durch die Gesamtlänge dieses Zeitintervalls teilt; somit ist immer
b ∈ [0, 1].
[0039] Die Steigung
mn wird in diesem Beispiel als
mn = m
/
m
geschrieben, wobei m

= 10 und
m
= 0.5 geeignete Anfangswerte bilden. Die Modifizierung der Steigung erfolgt über
einen geglätteten Wert
L
= βL
(
qn) + (1-β)
L̂n-1(δ̂
n) mit β = 0.7. Es ist

und

wobei

Geeignete Werte für eine schnelle, aber stabile Schätzung sind
k0 = 10 und
K = 1000.
[0040] Figur 1 zeigt die Kalibrierung der Steigung
mn. Der willkürlich vorgegebene Wert von ca. 20 steigt am ersten Tag auf den Wert an,
der der Verkehrscharakteristik der Spur entspricht. Anschließend finden nur noch leichte
Anpassungsvorgänge statt. Das Regelverhalten ist stabil und robust.
[0041] In Figur 2 sieht man den Vergleich von der geschätzten, geglätteten Rüchstaulänge
mit manuell erhobenen, leicht geglätteten Rückstaulängenwerten. Der gemessene Rückstau
L
wurde mit

geglättet. Ein quadrierter Korrelationskoeffizient von
R2 = 0.7748 weist auf einen guten Zusammenhang zwischen geschätzter und realer Rückstaulänge
hin.
Verfahren 2
[0042] Als Anwendung des Verfahrens wird die Bestimmung der Rückstaulänge an der in obigem
Beispiel genannten Zufahrt einer Lichtsignalanlage mit Hilfe eines Warteschlangenmodells
beschrieben.
[0043] Zur Berechnung des Sättigungszeitbedarfs wird eine maximale Änderung von
Δt
= 0.02 zugelassen. Die Änderung wird für die Verwendung im Warteschlangenmodell zusätzlich
mit dem Faktor
cd = 0.9 gedämpft.
[0044] Figur 3 zeigt die Ermittlung des Zeitbedarfswerts
t
in Abhängigkeit der Zeit bei einem Anfangswert von
t
= 2
s. Erkennbar ist, daß neben dem Einschwingvorgang innerhalb der beiden Werktage mehrmals
Schwankungen von
t
auftreten. Diese Schwankungen erklären sich unter anderem mit veränderlichen Verkehrszusammensetzungen
und tageszeitabhängigem Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer.
[0045] Störungen im Abfluß werden über den aus obigem Beispiel bekannten Belegungsgrad kompensiert.
Die Störungskennzahl
s ergibt sich aus Gleichung (9), wobei für die Schranken
u = 0.2 und
o = 1.1 eingesetzt wird. Durch diese Wahl wird garantiert, daß
s immer kleiner als 1 bleibt.
[0046] Das makroskopische Warteschlangenmodell wird in diesem Beispiel R. M. Kimber und
E. M. Hollis,
Traffic queues and delays at road junctions, TRRL Laboratory Report 909, Berkshire, 1979, entnommen. Die Modellgleichung für
die Rückstaulänge
L lautet

mit

und

wobei
C = 0.6 die statistischen Schwankungen beim Abfluß charakterisiert.
[0047] Geeignete Parameter für die Kalibrierung des Sättigungszeitbedarfs analog zu einem
PID-Regler sind
pd = 0.003,
pi = 0.01,
pd = 0.01 und
td = 1.2.
[0048] Die Glättung der Rückstaulängenschätzung erfolgt mit γ = 0.6.
1. Verfahren zur Bestimmung einer Staukennzahl δ an Bedienstationen zur Abfertigung einzeln
bewegter Einheiten mit sich abwechselnden Sperr- und Durchlaßphasen und mit davor
befindlichem Detektor durch Messung der Füllzeit zwischen Sperrbeginn oder einem an
den Sperrbeginn gebundenen Zeitpunkt und Dauerbelegung des Detektors und anschließendem
Vergleich mit einer Referenzfüllzeit, in welchem der Staukennzahl δ bei Überschreiten
der Referenzfüllzeit ein erster Wert und sonst ein zweiter Wert zugeordnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, in welchem die Referenzfüllzeit in Abhängigkeit von der
Geometrie des Zuflußbereichs der Bedienstation gewählt wird.
3. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, in welchem die Referenzfüllzeit in Abhängigkeit
von der Durchlaßzeit gewählt wird.
4. Verfahren zur Ermittlung der Rückstaulänge
L̂n in der
n-ten Abfertigungsphase durch
(a) Bestimmung der n-ten Staukennzahl δn nach Anspruch 1,
(b) Berechnung einer geglätteten Staukennzahl δ̂n unter Verwendung der (n - 1)-ten geglätteten Staukennzahl δ̂n-1,
(c) Ermittlung der Rückstaulänge L̂n(δ̂n) = mδ̂n mit geeignet vorgegebener Steigung m.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei die Steigung
mn in der
n-ten Abfertigungsphase ermittelt wird durch
(a) Ermittlung der Verkehrsstärke qn,
(b) Berechnung einer unteren Schranke L

für die Staulänge in Abhängigkeit von qn,
(c) Ermittlung der Steigung mn durch Vergleich von L

mit L̂n-1(δ̂n) mit geeignet vorgegebener Steigung mn-1.
6. Verfahren nach Anspruch 5, in welchem die Steigung mn-1 durch rekursive Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 5 mit geeigneten Anfangsbedingungen
für m0 und δ̂0 ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4-6, in welchem die geglättete Staukennzahl δ̂n als konvexe Kombination von δn und δ̂n-1 gemäß δ̂n = αδn + (1 - α)δ̂n-1, α ∈ [0,1], berechnet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5-7, in welchem die Verkehrsstärke qn mit dem vor der Bedienstation befindlichen Detektor gemessen wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5-8, in welchem die untere Schranke
L
der Staulänge als lineare Funktion von
qn vorgegeben wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, in welchem die Steigung von
L
(
qn) in Abhängigkeit von der Zeit, in welcher der Detektor während eines Abschnitts der
Abfertigungsphase dauerbelegt ist, vorgegeben wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 5-10, in welchem die Steigung
mn gegenüber
mn-1 verändert wird, falls δ
n der zweite Wert zugeordnet wird und
L
>
L̂n-1(δ̂
n) =
mn-1δ̂
n oder falls δ der erste Wert zugeordnet wird und
L
< L̂n-1(δ̂
n)
= mn-1δ̂
n, und andernfalls
mn = mn-1 gesetzt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 5-11, in welchem die Anpassung der Steigung
mn über einen geglätteten Wert
L
=
βL
(
qn) + (1
- β)L̂n-1(δ̂
n) mit β > 0 erfolgt.
13. Verfahren zur Ermittlung des Sättigungszeitbedarfs
t
durch
(a) Bestimmung der Staukennzahl nach einem der Ansprüche 1-3,
(b) Ermittlung der Verkehrsstärke qn,
(c) Bestimmung des Sättigungszeitbedarfs t

unter Verwendung der Durchlaßzeit t

und einer geeigneten Anfangsbedingung für t

gemäß

14. Verfahren nach Anspruch 13, in welchem der Sättigungszeitbedarf
t
in jeder
n-ten Abfertigungsphase um höchstens einen vorgegebenen, maximalen Betrag im Vergleich
zum Sättigungszeitbedarf der
(n - 1)-ten Abfertigungsphase verändert wird.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, in welchem die Verkehrsstärke qn mit dem vor der Bedienstation befindlichen Detektor gemessen wird.
16. Verfahren zur Ermittlung der Rückstaulänge
L
durch
(a) Bestimmung des Sättigungszeitbedarfs t

nach einem der Ansprüche 13-15,
(b) Bestimmung des modelleigenen Sättigungszeitbedarfs τ

gemäß τ

= τ

+ cd(t

- t

) unter Verwendung des (n - 1)-ten Modellsättigungszeitbedarfs τ

und mit geeignet gewähltem cd,
(c) Berechnung einer unteren Schranke der Staulänge L

in Abhängigkeit von qn,
(d) Berechnung einer Rückstaulängenschätzung mit einem Warteschlangenmodell unter
Verwendung des modelleigenen Sättigungszeitbedarfs,
(e) Kalibrierung des modelleigenen Sättigungszeitbedarfs durch Vergleich der Rückstaulängenschätzung
mit der unteren Schranke L

,
(f) Berechnung der Rückstaulänge L

mit einem Warteschlangenmodell unter Verwendung des kalibrierten modelleigenen Sättigungszeitbedarfs.
17. Verfahren nach Anspruch 16, in welchem die Rückstaulängenberechnung mit einer modifizierten
Verkehrsstärke erfolgt, bei der Störungen im Abfluß berücksichtigt werden.
18. Verfahren nach Anspruch 17, in welchem die Störungskompensation berechnet wird, indem
in einem Zeitintervall während der Abfertigungsphase vorbestimmte Zeitintervalle,
insbesondere die vollen Sekunden, gezählt werden, in denen der Detektor dauerbelegt
ist.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 16-18, in welchem die Kalibrierung des modelleigenen
Sättigungszeitbedarfs mit einem an einen klassischen PID-Regler angelehnten Verfahren
vorgenommen wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 16-19, in welchem die Rückstaulängenschätzung geglättet
wird, indem eine Konvexkombination aus
L
und
L
gemäß
Ln = γ
L
+ (1 -
γ)
L
,
γ ∈ [0,1] gebildet wird.