[0001] Die Erfindung betrifft eine Webmaschine zum Herstellen von Drehergeweben sowie eine
Nadelbarre zu einer solchen Webmaschine.
[0002] Bei einem Verfahren zur Herstellung von Drehergeweben werden einerseits Steherfäden
mit einer Nadelbarre geführt; andererseits werden Dreherfäden mit einem Webschaft
geführt, der relativ zur Nadelbarre auf und ab sowie hin und her bewegt wird. Die
vertikale Führungsbewegung der Dreherfäden ist eine erste Bewegungskomponente, der
mit Hilfe eines geeignet ausgebildeten Schaftrahmens eine zweite Bewegungskomponente
überlagert wird. Mit einem Einlegeelement des Schaftrahmens werden die Dreherfäden
seitlich verschoben, d. h. es wird eine Versatzbewegung ausgeführt, so dass durch
Lagenwechsel der Dreherfäden die für Drehergewebe typische Bindung entsteht.
[0003] Bei jedem Verfahren zur Herstellung von Drehergeweben wird ein Drehergeschirr verwendet,
das aus zwei Elementen besteht, wobei das eine Element zur Aufnahme der Dreherfäden
und das andere zur Aufnahme der Steherfäden dient. Das Element für die Dreherfäden
kann beispielsweise eine Legeschiene oder ein Dreherfaden-Webschaftrahmen (vgl. DE-A-
23 53 658) sein. Das Element für die Steherfäden kann beispielsweise eine Nadelbarre
oder ein Steherfadenelement sein, das gleichzeitig die Funktion eines Webblatts hat
(vgl. DE-A- 466 340).
[0004] Aus der CH-A- 120 231 ist ein Drehergeschirr bekannt, das eine Reihe von Stehernadeln
umfasst; zwischen zwei benachbarten Stehernadeln ist jeweils eine Anschlaglamelle
für einen sicheren Wechsel der Dreherfäden angeordnet. Die Stehernadeln und Anschlaglamellen
sind an ihrem unteren Ende in einen Trägerbalken eingespannt; am oberen Ende sind
die Stehernadeln frei, die Anschlaglamellen lose geführt.
[0005] Wegen engen Raumverhältnissen zwischen Stehernadeln und Anschlaglamellen entsteht
eine gegenseitige Behinderung der Steher- und Dreherfäden während des Wechsels der
Dreherfäden. Durch die Behinderung kann es geschehen, dass einzelne Dreherfäden beim
Wechsel vorübergehend wie eine Saite gespannt werden, nach einem Überwinden der Behinderung
die Fäden nach oben schnellen und dabei über die Anschlaglamelle hinaus in eine falsche
Position springen. Oder die Dreherfäden bleiben aufgrund der Behinderung in der Gasse,
die sie verlassen sollten, zurück, so dass die Abbindung des Schussfadens nicht stattfinden
kann.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Webmaschine zum Herstellen von Drehergeweben zu
schaffen, bei der eine Behinderung zwischen den Steherund Dreherfäden entschärft ist.
Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 definierte Webmaschine gelöst. Ausserdem
sollen Mittel geschaffen werden, um die erwähnte Folge der Fadenbehinderung zu beseitigen.
Diese zusätzliche Aufgabe ist durch die Webmaschine gemäss Anspruch 5 gelöst.
[0007] Die Webmaschine zum Herstellen von Drehergeweben weist ein Element mit Stehernadeln,
insbesondere eine Nadelbarre, auf. Die Stehernadeln bilden eine Reihe in Richtung
der Längserstreckung des Elements. Die Seitenflächen der Stehernadeln schliessen mit
einer Normalen zur genannten Längserstreckung einen spitzen Winkel ein, der grösser
als 1° ist.
[0008] Die abhängigen Ansprüche 2 bis 6 betreffen vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemässen
Webmaschine. Gegenstand der Ansprüche 7 bis 10 ist eine Nadelbarre zu einer Webmaschine
gemäss einem der Ansprüche 1 bis 6.
[0009] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Illustration zwecks räumlichem Veranschaulichen eines Verfahrens zur Herstellung
von Drehergeweben,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht auf eine ausschnittsweise dargestellte Webmaschine zum Herstellen
von Drehergeweben,
- Fig. 3
- ausschnittsweise eine erfindungsgemässe Nadelbarre,
- Fig. 4
- eine Darstellung des Wechsels eines Dreherfadens in einer Nadelbarre einer bekannten
Webmaschine,
- Fig. 5
- eine entsprechende Darstellung wie in Fig. 4 für eine erfindungsgemässe Webmaschine,
- Fig. 6
- eine Seitenansicht eines seitlichen Endes einer Nadelbarre, quer zur Barrelängserstreckung
gesehen,
- Fig. 7
- eine Seitenansicht derselben Nadelbarre, in Richtung der Barrelängserstreckung gesehen,
und
- Fig. 8
- eine Draufsicht auf dieselbe Nadelbarre.
[0010] Wie in den Figuren 1 und 2 illustriert, wird ein Drehergewebe 1 aus Schussfäden 12
und Kettfäden, nämlich Steherfäden 13 sowie Dreherfäden 14, hergestellt. Dabei werden
die Steherfäden 13 mit einer Nadelbarre 3 und die Dreherfäden 14 mit einem Einlegeelement
4 geführt. Die Nadelbarre 3 trägt Nadeln 31 mit Ösen 32, die relativ steife Ösenstäbe
sind. Das Einlegeelement 4 enthält eine Einlegeschiene 41, die eine Lochschiene mit
Löcher 42 ist. Eine Folge von regelmässig angeordneten Löchern 42 ist strichpunktiert
als Streifen 42' angedeutet. In Fig. 1 verläuft die Transportrichtung 10 der Kettfäden
13 und 14 (Pfeile 10a bzw. 10b) und des Gewebes 1 (Pfeil 10c) von hinten nach vorne.
In der entsprechenden Anordnung der Fig. 2 verläuft die Transportrichtung 10 von rechts
nach links.
[0011] Zum Anschlagen eines frisch eingelegten Schussfadens 12' wird ein Webblatt 2 zwischen
der Nadelbarre 3 und dem Gewebe 1 betätigt: Doppelpfeil 20. Die Nadelbarre 3 und das
Einlegeelement 4 werden gegenläufig auf und ab bewegt: Doppelpfeile 30 bzw. 40a. Der
ersten Bewegungskomponente 40a der Einlegeschiene 41 ist als eine zweite Bewegungskomponente
eine Versatzbewegung 40b überlagert. Der Hub der Versatzbewegung 40b ist so gewählt,
dass der Dreherfaden 14 jeweils von einer ersten Lücke, die zwischen benachbarten
Stehernadeln 31 und 31' liegt, zu einer zweiten Lücke, die zur ersten benachbart ist,
bewegt wird. Nach einem Schusseintrag wird dieser Lagenwechsel des Dreherfadens 14
wieder in umgekehrter Richtung ausgeführt. Der Hub ist mindestens gleich dem Abstand
zwischen den benachbarten Nadeln 31 und 31'. Für einen grösseren Hub werden zwischen
den Stehernadeln 31 Anschlaglamellen 34 angeordnet (siehe Fig. 3), welche die Stehernadeln
31 überragen und so das Eintauchen des Dreherfadens 14 in die richtige Lücke 34 erzwingen.
Damit die erste Bewegungskomponente 40a des Einlegeelements 4 ausserhalb des Bereichs
der Steherfäden 13 erfolgen kann, sind diese über eine Umlenkstange 53 nach unten
umgelenkt.
[0012] Mit einer nur teilweise dargestellten Schwenkanordnung, die direkt an einen Hauptantrieb
der Webmaschine angeschlossen sein kann, lassen sich das Einlegeelement 4 sowie die
Nadelbarre 3 bewegen, so dass sich der für die Steher- und Dreherfäden 13 bzw. 14
notwendige Bewegungsablauf zur Bildung eines Webfaches für den Schusseintrag ergibt.
Die Nadelbarre 3 ist an einem ersten Kniehebel 54a, 54b zwischen einer ersten Achse
der Schwenkanordnung (nicht gezeigt) und einem raumfesten Gelenk 54 angeordnet. Durch
eine Auf- und Abbewegung 30' des Hebelarms 54b ergibt sich die Bewegung 30 der Nadelbarre
3. Eine zweite Achse 71, die parallel zur ersten Achse angeordnet ist, wird über einen
zweiten Kniehebel 71a, 71 b und eine Auf- und Abbewegung 70', die reziprok zur Bewegung
30' erfolgt, in eine bezüglich der ersten Achse umgekehrte Pendeldrehung 70 versetzt.
Eine Verbindung 74 zwischen der zweiten Achse 71 und dem Einlegeelement 4 überträgt
auf dieses die Schwenkbewegung und erzeugt so die vertikale Bewegungskomponente 40a
der Einlegeschiene 41. Die horizontale Bewegungskomponente 40b wird mit einem weiteren
nicht dargestellten Mechanismus hergestellt.
[0013] Die in Fig. 3 ausschnittsweise dargestellte Nadelbarre 3 umfasst eine Vielzahl von
Stehernadeln 31, die eine Reihe in Richtung der Längserstreckung A der Barre 31 bilden.
Entsprechendes gilt auch für andere Dreherfadenelemente. Die Seitenflächen der Stehernadeln
31, die jeweils einer Seitenflächen der benachbarten Stehernadeln 31' zugewandt sind,
schliessen mit einer Normalen N zur Längserstreckung A erfindungsgemäss einen spitzen
Winkel α ein, der grösser als 1° ist, vorzugsweise grösser als 2° und kleiner als
10° ist. Die Schrägstellung der Nadeln 31 wird in Bezug auf die Steherfäden 13 hergestellt,
und zwar so, dass sich die zweifache Umlenkung der Steherfäden 13 beim Durchtritt
durch die Ösen 32 verringert.
[0014] Zwischen zwei benachbarten Stehernadeln 31, 31' ist jeweils eine Anschlaglamelle
34 für einen sicheren Wechsel der Dreherfäden 14 angeordnet. Die Stehernadeln 31 und
Anschlaglamelle 34 sind in einer bekannten Weise an deren Basis in einem Sockel 5
befestigt. Die Anschlaglamellen 34 sind elastisch und nachgiebig dünn ausgebildet,
so dass sich mittels der Dreherfäden 14 eine seitliche Auslenkung in Richtung der
Barrelängserstreckung A ausüben lässt.
[0015] Die schräg stehenden Stehernadeln 31 und Anschlaglamellen 34 sind mit Vorteil parallel
zueinander ausgerichtet. Dabei sind die Stehernadeln 31 und die Anschlaglamellen 34
an der Basis durch einen Draht 52, der die Form einer Schraubenfeder aufweist, getrennt.
Es können statt eines Drahts zwei schraubenfederförmige Drähte 52, die ineinander
verschränkt sind, vorgesehen sein, wie dies im Beispiel der Fig. 3 der Fall ist. Zwischen
den Stehernadeln 31 und den Drähten 52 sind zwei Stangen 51 eingelegt, deren Querschnitte
jeweils die Form eines Kreissegments haben. Der untere Teil des Sockels 5 ist eine
Profilstange 50 mit einer Längsnut, in welche die oder einzelne Stehernadeln 31 zur
Verankerung eingefügt sind.
[0016] Die oberen Enden der Anschlaglamellen 34 sind durch einen Draht 35 oder ein anderes
lineares Element, beispielsweise eine feingliedrige Kette, verbunden. Dies ist eine
Massnahme, um ein über die Anschlaglamelle hinausgehendes Emporschnellen der Dreherfäden
zu verhindern. Der Draht beziehungsweise das Element ist jeweils in einen Durchbruch
35 der Anschlaglamelle 34 lose eingelegt, so dass die Anschlaglamellen 34 seitlich
auslenkbar bleiben.
[0017] Die Fig. 4 zeigt einen Querschnitt durch die Stehernadeln 31, 31' und Anschlaglamellen
34 einer bekannten Nadelbarre 3, wobei der Schnitt durch die Ösen 32 gelegt ist. Die
Nadeln 31 stehen senkrecht zur Barrelängserstreckung A. Die Gassenbreite, d. h. der
Abstand a zwischen Stehernadel 31 und Anschlaglamelle 34, ist so gezeichnet, dass
ein Lagenwechsel des Dreherfaden 14 - angedeutet durch den Pfeil 40c - unbehindert
durch den Steherfaden 13 durchführbar zu sein scheint. Tatsächlich sind aber die Platzverhältnisse
enger und/oder es erfolgen Transversalschwingungen der Fäden, so dass sich in der
Regel eine gegenseitige Behinderung zwischen den Fäden 13 und 14 ergibt. In der Fig.
5 ist die erfindungsgemässe Lösung dargestellt, durch welche die Behinderung entschärft
oder eliminiert werden kann: Die Stehernadeln 31 und - im dargestellten Beispiel -
die Anschlaglamellen 34 sind um einen spitzen Winkel α gegenüber der Barrelängserstreckung
A (siehe Fig. 4) geneigt. Mit dieser Neigung wird der Dreherfaden 14 durch die Aussenkante
310 (bzw. 310' für die strichpunktiert dargestellte Lage des Dreherfadens 14) von
dem Steherfaden 13 weggedrängt. Es ergibt sich ein Abstand δ zwischen den Fäden 13
und 14, der um so grösser ist, je grösser der Neigungswinkel α ist. Allerdings hat
die Neigung zur Folge, dass die Gassenbreite kleiner als der ursprüngliche Abstand
a ist. Dank der Nachgiebigkeit der Anschlaglamelle 34 kann diese durch den Dreherfaden
14 seitlich ausgelenkt werden (Pfeile 340), so dass die Gassenbreite ausreichend gross
wird.
[0018] Die Figuren 6 bis 7 zeigen zwei Seitenansichten und eine Draufsicht zu einer zweiten
Ausführungsform der erfindungsgemässen Nadelbarre 3. Die beiden Sockelstangen 51 a
und 51 b sind so ausgebildet, dass die Stehernadeln 31 und Anschlaglamellen 34 in
Nuten 510 einfügbar sind. Die Abstände sind nicht mehr durch einen Draht 52 (Fig.
3) festgelegt, sondern durch die Lage der Nuten 510. Die Anordnung der Stehernadeln
31 und Anschlaglamellen 34 sind an den beiden Enden durch je eine Anschlagstange 37
abgeschlossen. Diese sind jeweils benachbart zu einer Stehernadel 31 angeordnet und
bilden einen weitgehend starren Anschlag für die endständigen Dreherfäden 34. Die
endständigen Gassen sind daher etwas breiter als die innen liegenden Gassen ausgebildet.
[0019] In einer weiteren, nicht dargestellten Ausführungsform sind im Sockel 5 zwischen
der Anschlagstange 37 und der benachbarten Stehernadel 31 ein Keilstück angeordnet,
durch das der Neigungswinkel α festgelegt ist.
1. Webmaschine zum Herstellen von Drehergeweben (1), gekennzeichnet durch ein Element mit Stehernadeln (31), insbesondere eine Nadelbarre (3), wobei die Seitenflächen
der Stehernadeln, die eine Reihe in Richtung der Längserstreckung (A) des Elements
bilden, mit einer Normalen (N) zur genannten Längserstreckung einen spitzen Winkel
(α) grösser als 1° einschliessen.
2. Webmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen zwei benachbarten Stehernadeln (31, 31') jeweils eine Anschlaglamelle (34)
für einen sicheren Wechsel von Dreherfäden (14) angeordnet ist, wobei die Anschlaglamellen
elastisch und nachgiebig dünn ausgebildet sind, so dass mittels der Dreherfäden eine
seitliche Auslenkung (340) in Richtung der Längserstreckung (A) bewirkbar ist.
3. Webmaschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Stehernadeln (31) und Anschlaglamellen (34) zueinander parallel ausgerichtet
sind.
4. Webmaschine nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Stehernadeln (31) und die Anschlaglamellen (34) an deren Basis durch einen Draht
(52), der die Form einer Schraubenfeder aufweist, getrennt sind, wobei eine Befestigung
mittels einem Vergiessen hergestellt ist und wobei statt eines Drahts auch mindestens
zwei schraubenfederförmige, ineinander verschränkte Drähte vorgesehen sein können.
5. Webmaschine nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die oberen Enden der Anschlaglamellen (34) durch einen Draht (36) oder ein anderes
lineares Element verbunden sind.
6. Webmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Draht (36) beziehungsweise das Element jeweils in einen Durchbruch (35) der Anschlaglamellen
(34) lose eingelegt ist.
7. Nadelbarre (3) zu einer Webmaschine gemäss einem der Ansprüche 1 bis 6, mit Stehernadeln
(31) und Anschlaglamellen (34).
8. Nadelbarre nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der spitze Winkel (α) zwischen den Seitenflächen der Stehernadeln (31) und der Normalen
(N) zur Längserstreckung (A) grösser als 2° und kleiner als 10° ist.
9. Nadelbarre nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Anordnung der Stehernadeln (31) und Anschlaglamellen (34) an den beiden Enden
durch Anschlagstangen (37) abgeschlossen ist, die jeweils benachbart zu einer Stehernadel
(31) angeordnet sind und die einen weitgehend starren Anschlag für die endständigen
Dreherfäden (14) bilden.
10. Nadelbarre nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Sockel (5) zwischen der Anschlagstange (37) und der benachbarten Stehernadel
(31) ein Keilstück angeordnet ist, durch das der genannte Winkel (α) festgelegt ist.