[0001] Ein Raffstoreantrieb mit einem Elektromotor zur Bewegung von Lamellen ist beispielsweise
durch die DE 29710905U1 bekannt geworden.
[0002] Es kann vorkommen, dass die Lamellen aufgrund äußerer Einflüsse die eingestellte
Endposition nicht erreichen können, wenn sich beispielsweise ein Gegenstand unter
den Lamellen befindet, sich eine Lamelle in einer Führung verklemmt hat oder eine
Raffstoremechanik des Raffstoreantriebs vereist ist. In solchen Fällen kann es zu
einer Zerstörung von Teilen der Antriebsmechanik, des Elektromotors oder der Lamellen
kommen, da der Raffstoreantrieb die Fehlfunktion nicht registriert.
[0003] Es muss demnach eine Möglichkeit gefunden werden, eine Störung gegenüber dem Normalbetrieb
des Raffstoreantriebs rechtzeitig zu erkennen und den Raffstoreantrieb rechtzeitig
vor einer mechanischen Beschädigung seiner Teile abschalten zu können.
[0004] Zur Erkennung von Gegenständen in der Bahn der Lamellen ist die Verwendung von Sensoren
bekannt. Diese Lösung ist sehr teuer und wird deshalb nur in besonders gefährdeten
Bereichen eingesetzt.
[0005] Die Messung des Drehmoments des Elektromotors und die Abschaltung des Antriebs bei
Über- oder Unterschreiten eines bestimmten Drehmomentwertes ist im Bereich von Rohrmotoren
durch die DE 4440449A1 bekannt geworden. Das Verfahren kann jedoch nicht auf einen
Raffstoreantrieb übertragen werden, da man für einen Raffstoreantrieb wegen einer
deutlich geringeren möglichen mechanischen Beanspruchung eine genauere Messung benötigt
(üblicherweise werden beim AC-Rohrmotor die Punkte Drehmoment = 0 und Drehmoment >
> Normalmoment ausgewertet).
[0006] Für die Bestimmung des Drehmomentes eines AC-Asynchronmotors von Rohr- bzw. Raffstoreantrieben
sind der Einsatz eines Kraftsensors zur direkten Drehmomentmessung (Dehnungsmessstreifen,
Drehmomentaufnehmer o.ä.) bekannt, mit dem eine hohe Messgenauigkeit und geringe Störeinflüsse
des Motors erreicht werden können. Kostengründe verbieten bisher jedoch einen serienmäßigen
Einsatz.
[0007] Es ist auch bekannt, dass mit einem höheren Drehmoment bei einem AC-Motor die Drehzahl
geringer wird. Diese Drehzahländerung hat eine Veränderung des Phasenwinkels und der
Kondensatorspannung zur Folge. Einer dieser Werte kann mit einer Steuerung ausgewertet
werden, um Rückschlüsse auf das Drehmoment zu ziehen. Dieses Verfahren ist sehr ungenau
und kann erst bei einem höheren Drehmoment eingesetzt werden. Zusätzlich wirken sich
Störgrößen (Motortemperatur, Netzspannung) sehr stark auf die Messreproduzierbarkeit
aus. Aus diesem Grund wird das Verfahren nur bei Rohrmotoren eingesetzt. Die hohe
Messgenauigkeit und Reproduzierbarkeit der Drehmomentmessung, die man für mechanisch
empfindlichere und im kleineren Drehmomentbereich arbeitenden Raffstoreantrieb benötigt,
ist so nicht zu erreichen.
[0008] Bei einem AC-Raffstoremotor ist eine Drehzahlregelung durch eine Phasenanschnittsteuerung
bekannt, bei welcher der Motor im Regelbereich nicht übererregt wird. Hierdurch ergeben
sich andere elektrische Eigenschaften, die es ermöglichen anhand der elektrischen
Daten fehlerbehaftet, jedoch mit verbesserter Auflösung, auf das Drehmoment zu schließen.
[0009] Für die Abschaltung des Raffstoreantriebes werden aus den vorgenannten Gründen bisher
üblicherweise Fixgrenzwerte vorgegeben bzw. sind als Fixwert parametrierbar.
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfach und kostengünstig zu realisierendes
Verfahren zur Abschaltung des Raffstoreantriebs bei Störungen des Normalbetriebes
vorzuschlagen.
[0011] Die Lösung dieser Aufgabe besteht in der Anwendung des Verfahrens gemäß Patentanspruch
1.
[0012] Zur Ermittlung des Drehmomentes eines AC-Raffstoreantriebes werden erfindungsgemäß
zusätzliche Messungen physikalischer Parameter verwendet, die als Ergebnis den Zusammenhang
zwischen Eingangsleistung, Drehzahl und Drehmoment ergeben (als Tabelle oder/und Formel).
Um die Eingangsleistung nicht messen zu müssen, wird diese über den Zündwinkel der
Phasenanschnittsteuerung eines geregelten AC-Antriebes im gesamten Laufzeitbereich
ermittelt. Dabei werden eingehende Störgrößen oder Betriebsparameter, wie Motortemperatur
und Netzspannung, berücksichtigt. Die nichtlinearen Zusammenhänge zwischen Eingangsleistung,
Drehzahl und Drehmoment können in einer Tabelle nachgeschlagen oder/und anhand einer
Formel errechnet werden.
[0013] Mit diesem Verfahren ist eine für einen Raffstoreantrieb ausreichende Messgenauigkeit
und insbesondere Wiederholgenauigkeit zu erzielen, die in allen Fällen eine mechanische
Überlastung oder Zerstörung des Raffstoreantriebs verhindert.
[0014] Bei einer Ausführungsform wird das aktuelle Drehmoment ständig mit dem Drehmoment,
welches vor einer bestimmten Zeit gemessen wurde, verglichen. Wenn die Drehmomentdifferenz
ΔM einen definierten Wert überschreitet, wird der Motor abgeschaltet. Um den Drehmomentsprung
am Anfang des Hochziehens der Lamellen zu unterdrücken, kann die Messung unter Umständen
erst ab einer bestimmten Position der Lamellen beginnen.
[0015] Zur Vermeidung dieser Probleme beim Start des Raffstoreantriebes und der fehlenden
Erkennung, dass der Raffstoreantrieb beispielsweise bei einem Lagerschaden immer schwerer
läuft, wird zur Verbesserung des Verfahrens die Anwendung eines "Lernalgorithmus"
oder eines Testlaufs vorgeschlagen.
[0016] Um bei einem Hindernis und/oder einer Überlastung abschalten zu können, müssen dem
Motor Drehmomentgrenzwerte vorliegen. Gegenüber bisher bekannter Verfahrensweise zur
Vorgabe produktspezifischer Fixwerte, die im Einzelfall die Gefahr fehlerhafter Einstellung
beinhaltet, wird erfindungsgemäß eine systemeigene Drehmoment-Grenzwertermittlung
durch den Raffstoreantrieb nach definierten "Lernalgorithmen" vorgeschlagen.
[0017] Bei dem "Lernalgorithmus" muss berücksichtigt werden, dass das Drehmoment bei einem
Raffstoreantrieb zunimmt, je weiter die Lamelle nach oben gezogen wird. Zusätzlich
kann es (je nach Ausführung) zu einem Sprung des Drehmomentes beim Beginn des Hochziehens
kommen, wenn die Last der unteren Raffstore-Lamelle aufgenommen wird.
[0018] Ein erster "Lernalgorithmus" kann darin bestehen, dass bei Inbetriebnahme des Raffstoreantriebs
die maximalen und den minimalen Drehmomentwerte erfasst werden, die beim einem störungsfreien
Hoch- und Herunterfahren der Lamellen (Testlauf) auftreten. Bei der ersten Fahrt wird
der maximale (für Laufrichtung Hoch) M
max und der minimale (für Laufrichtung Tief) M
min Drehmomentwert bestimmt. Bei den folgenden Fahrten werden die beiden Werte je nach
Laufrichtung des Raffstoreantriebs mit dem aktuellen Drehmomentwert verglichen. Wenn
der aktuelle Wert außerhalb des minimalen oder maximalen Wertes M
max, M
min (zuzüglich eines konstanten Zuschlags) ist, wird der Motor abgeschaltet.
[0019] Dieser Algorithmus erreicht eine zuverlässige Drehmomentüberwachung auch während
der Startphase, bedingt aber in allen Fällen eine Drehmoment-Lernphase eines neu installierten
Raffstore-Systems bzw. bei Austausch des Raffstoreantriebes.
[0020] Bei einer noch sichereren Variante der Erfindung wird die komplette Drehmomentkurve
des Raffstoreantriebs bei einem störungsfreien Betrieb aufgenommen und abgespeichert.
[0021] Während eines Testlaufs wird das Drehmoment beim Hochfahren und Herunterfahren der
Lamellen für jede Position (alle möglichen Winkelgrade) gemessen und gespeichert.
Bei den folgenden Fahrten werden die Werte mit dem aktuellen Drehmoment verglichen.
Wenn die Abweichung einen bestimmten Wert überschreitet, wird der Raffstoreantrieb
abgeschaltet.
[0022] Mit dieser Verfahrensweise wird ein exaktes Abschalten auch beim Aufsetzen des Raffstores
auf ein Hindernis erreicht, jedoch tritt als Nachteil eine fehlende Überwachung des
Drehmoments während der Lernphase ein und die Notwendigkeit des Starts einer neuen
Lernfahrt nach Austausch eines bereits installierten Raffstoreantriebes.
[0023] Erfindungsgemäß werden neben der Nutzung der einzelnen "Lernalgorithmen" zur Auswertung
des Drehmomentes eines AC-Raffstoreantriebes zum zerstörungsfreien Betrieb eines Raffstores
im gesamten Arbeitsbereich vorzugsweise Kombinationsmethoden wie folgt angewendet:
[0024] Um bei den Verfahren mit "Lernalgorithmus" bei der "Lernfahrt" / Testlauf eine Überlastabschaltung
zu ermöglichen, kann sich eine Abschaltung an der erfassten Drehmomentdifferenz ΔM
orientieren.
[0025] Normalerweise stoppt der Raffstoreantrieb, sobald sich die Lamelle in einer unteren
Endstellung befindet. Zum "Lernen" wird beim Abwärtsfahren das Drehmoment bei der
gegenüber der unteren Endposition um weitere x Winkelgrade verlängerten Position als
Min-Wert M
min gespeichert. Abgeschaltet wird später, wenn das Drehmoment M
min während der Drehung um mehrere Winkelgrade unterschritten wurde, d.h. das Drehmoment
M
min wurde über eine gewisse Strecke oder Zeit unterschritten. Durch die Verzögerung um
x Winkelgrade wird erreicht, dass sowohl nicht direkt beim Aufsetzen der Unterschiene
gestoppt wird als auch ein kurzes Rucken nicht zum Abschalten führt.
1. Verfahren zur Abschaltung eines einen AC-Asynchron-Motor umfassenden, elektromotorisch
betriebenen Raffstoreantriebs bei Störungen des Normalbetriebs,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
i) Betriebsparameter des AC-Asynchron-Motors, wie Netzspannung und Motortemperatur,
und die Drehzahl AC-Asynchron-Motors werden erfasst.
ii) Die Eingangsleistung des AC-Asynchron-Motors wird anhand des Zündwinkels der Phasenanschnittssteuerung
des AC-Asynchron-Motors unter Berücksichtigung der erfassten Betriebsparameter bestimmt.
iii) Das Drehmoment des AC-Asynchron-Motors wird aus der Eingangsleistung und der
Drehzahl des AC-Asynchron-Motors bestimmt.
iv) Der Raffstoreantrieb wird bei Überschreiten eines Drehmomentgrenzwertes abgeschaltet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
i) Das Drehmoment wird während des Betriebs des Raffstoreantriebs ständig bestimmt.
ii) Die Drehmomentdifferenz ΔM wird ständig errechnet.
iii) Die Abschaltung des Raffstoreantriebs erfolgt bei Überschreiten eines Grenzwertes
der Drehmomentdifferenz ΔM.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das maximale und das minimale Drehmoment Mmin und Mmax bei einem störungsfreien Betrieb des Raffstoreantriebs bestimmt werden, und dass
eine Abschaltung bei Mmax < Maktuell < Mmin erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Drehmoment bei einem störungsfreien Betrieb des Raffstoreantriebs für jede Position
der Lamelle als Referenzwert ständig bestimmt und als Drehmomentkurve abgespeichert
wird, und dass der Raffstoreantrieb bei Überschreiten einer vorgegebenen Abweichung
des aktuellen Drehmoments von dem Referenzwert abgeschaltet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4 und Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschaltung während dem ersten Betrieb des Raffstoreantriebs vor der Erfassung
der Drehmomentkurve bei Überschreiten des Grenzwertes der Drehmomentdifferenz ΔM erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Drehmoment während dem ersten Betrieb des Raffstoreantriebs ("Lernfahrt") beim
Abwärtsfahren an einer gegenüber der unteren Endposition um x Winkelgrade verlängerten
Position als Min-Wert Mmin erfasst und gespeichert wird, und dass eine spätere Abschaltung erfolgt, wenn der
Min-Wert Mmin während der Drehung um mehrere Winkelgrade unterschritten wurde.