[0001] Die Erfindung betrifft eine an die Körperkontur des Benutzers anpassbare Sitz- und
Lehnfläche, insbesondere für Rollstühle, entsprechend des Oberbegriffes des Hauptanspruches.
[0002] Entsprechende Sitz- und Lehnflächen bzw. Sitzschalen werden zum Beispiel bei Patienten
eingesetzt, denen es aufgrund verschiedener Erkrankungen oder Insuffizienzen der knöchernen
Strukturen respektive des Band- bzw. des Muskelapparates ein "selbständiges" Sitzen
nicht möglich ist. Durch möglichst präzises Anpassen der Sitz- bzw. Lehnfläche bzw.
der Sitzschale an das Körperrelief versucht man eine physiologische Sitzhaltung des
Benutzers zu generieren.
[0003] Um insbesondere die Sitzfläche genau an die Körperstruktur des Benutzers anpassen
zu können, gibt es bereits das Verfahren, vom Benutzerkörper einen Gipsabdruck zu
erstellen und entsprechend dieses Gipsabdruckes wird anschließend eine Sitzschale
gefräst. Eine andere Technik ist die, den Körperabdruck in einem mit Styropor-Kugeln
gefüllten Kissen zu nehmen und entsprechend dieses Körperabdruckes wird dann wiederum
eine Sitzschale gefräst.
[0004] Bei diesen derartigen Verfahren besteht der Nachteil darin, dass jeder Abdruck nur
eine "Momentaufnahme" der körperlichen Situation darstellt. Hat beispielsweise ein
Patient bei der Anpassung aufgrund psychischer Anspannung die Muskeln seines Körpers
stark angespannt, wird dieses in die Sitzschalenausfräsung bzw. die Rückenlehnenausfräsung
mit übernommen. Das hat zur Folge, dass der Patient über einen bestimmten Zeitraum
eine gefräste Sitzschale oder Rückenlehne benutzen muss, die ihm eigentlich nicht
passt. Dies kann schwere Folgeerkrankungen, wie beispielsweise Kontrakturen oder Knochendeformationen
nach sich ziehen.
[0005] Ein besonderes Problem in dieser Hinsicht stellt die Anpassung entsprechender Sitz-
oder Lehnflächen für Kinder dar. Durch das Wachsen der Kinder wird die ausgefräste
Sitz- oder Lehnfläche schnell zu klein und muss durch eine neue ersetzt werden. Hierdurch
entstehen hohe Kosten.
[0006] Ein weiterer Nachteil der einmal gefertigten und anschließend nicht mehr veränderbaren
Sitz- oder Lehnfläche stellt zudem dar, dass eine Versorgung mit einer neuen Sitzschale
häufig versäumt wird bzw. nicht schnell genug durchgeführt werden kann, was für die
körperliche und auch seelische Entwicklung z. B. eines Kindes schlecht ist. Die Wartezeit
zwischen dem Anpassen der Schale und der Auslieferung ist sehr lang und in diesem
Zeitraum kann sich, gerade bei wachsenden Kindern, der Körper ändern, sodass, wenn
die einmal gefräste Sitz- oder Lehnfläche z. B. an einen Rollstuhl montiert wird,
bereits diese neue Fläche nicht mehr den körperlichen Gegebenheiten entspricht.
[0007] Die bekannten anpassbaren Sitzflächen für Rollstühle haben also den Nachteil, dass
zwischen Anpassung und Erstellung der Sitzflächen ein zu großer Zeitraum gegeben ist;
bei einer Falschmessung der körperlichen Gegebenheiten wird die Sitzfläche unveränderlich
falsch ausgebildet und, wenn sich herausstellt, dass die geformte Sitzfläche nicht
passt, ist es nicht möglich, diese Sitzfäche in ihrer Ausgestaltung abzuändern.
[0008] Das oben gesagte gilt insbesondere für die Sitz- und Lehnflächen von Rollstühlen,
ist jedoch auch zutreffend für weitere orthopädische Sitz- oder Lehnflächen oder auch
Sitz- oder Lehnflächen für Kraftfahrzeuge.
[0009] Aus der DE 196 33 318 C1 ist eine Vorrichtung zum Stützen des menschlichen Körpers
oder von Teilen desselben bekannt, die eine gewisse Anpassung der Stützvorrichtung
an den menschlichen Körper ermöglicht. Hierzu werden dort zueinander parallele teleskopisch
ausfahrbare Druckmittelzylinder vorgeschlagen, die in unterschiedliche Höhe ausfahren
können, um die Kontur des aufliegenden menschlichen Körpers nachzuahmen. Hierbei handelt
es sich jedoch um eine hinsichtlich der Technik und der Kosten sehr aufwendige Lösung,
die zudem nicht eine exakte Anpassung der Aufliegefläche an den menschlichen Körper
ermöglicht, da lediglich aufgrund der Anzahl der verwandten Druckmittelzylinder eine
rasterartige Anpassung an den menschlichen Körper ermöglicht und nicht eine vollflächige
exakte Anpassung. Hierdurch ergibt sich eine hohe Druckbelastung des aufliegenden
menschlichen Körpers an den Stellen der Stützvorrichtung, die nicht exakt an den menschlichen
Körper angepaßt sind.
[0010] Aus der DE-OS 33 43 935 ist ein Arbeitsstuhl für Körperbehinderte bekannt, der neben
Polsterelementen auch aufblasbare Zusatzkissen vorschlägt, wobei diese aufblasbaren
Kissen jedoch nicht eine Stütze bzw. einen sicheren Halt für den aufliegenden Körper
bieten und insbesondere bei Verwendung dieser Zusatzkissen bei einem Rollstuhl für
Schwerbehinderte wird kein sicheres Abstützen des behinderten Körpers hierdurch ermöglicht.
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine an den Körperbau des Benutzers dauerhaft
anpassbare Sitz- oder Lehnfläche auszubilden, wobei die Anpassung an die Körperanatomie
einfach und kostengünstig sein soll und bei der die dauerhafte Anpassung mehrfach
hintereinander ausführbar ist.
[0012] Diese der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird durch die Lehre des kennzeichnenden
Teiles des Hauptanspruches gelöst.
[0013] Mit anderen Worten ausgedrückt, wird eine Sitz- oder Lehnfläche, insbesondere für
Rollstühle vorgeschlagen, bei der eine oder mehrere Kammern vorgesehen sind, die entlüftet
werden können und in denen ein dauerhaft formbares Material ausgebildet ist, sodass
dieses formbare Material sich der Kontur bzw. Anatomie des Benutzers anpasst und diese
angepasste Form bei angelegtem Unterdruck bzw.Vakuum innerhalb der Kammer auch behält.
Diese Kammern sind auch belüftbar, sodass das einmal hergestellte Relief in dem formbaren
Material entsprechend der Anatomie des Benutzers wieder verändert werden kann, sodass
eine Sitz- oder Lehnfläche mehrfach hintereinander dauerhaft an die Kontur des Benutzers
anpassbar ist.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen erläutert.
[0015] In vorteilhafter Ausgestaltung befinden sich auf einer Sitzfläche oder auf einer
Lehnfläche zwei oder mehr Kammern, um dadurch durch unterschiedliche Entlüftung bzw.
Belüftung dieser Kammern eine genaue und individuelle Anpassung der Sitz- oder Lehnfläche
an die Körperanatomie zu erreichen.
[0016] Eine besonders gute Anpassung an die Anatomie des Benutzers wird dann erreicht, wenn
mindestens zwei Kammern nebeneinander und mindestens zwei Kammern hintereinander angeordnet
sind, um hier eine große Variabilität bei der Be- und Entlüftung der Kissen bzw. der
Kammern zu erhalten.
[0017] Eine besonders einfache Bedienung und kostengünstige Ausgestaltung wird bei einer
Sitz- oder Lehnfläche, die aus zwei oder mehr Kammern besteht, erreicht, wenn diese
Kammern gemeinsam be- bzw. entlüftet werden.
[0018] Eine differenzierte Anpassung an die Anatomie des Benutzers wird dann erreicht, wenn
bei mehreren vorhandenen Kammern die Kammern gruppenweise be- oder entlüftet werden
und eine entsprechende Anordnung der Be- und Entlüftungsleitungen gewählt wird.
[0019] Eine besonders differenzierte Be- und Entlüftung wird zugunsten einer sehr genauen
Anpassung an die Anatomie des Benutzers erreicht, wenn jede einzelne Kammer getrennt
be- und entlüftet werden kann, um beispielsweise Körperfehlstellungen gezielt auszugleichen.
[0020] Eine gute Anpassung und ein hoher Komfort der Sitz- und Lehnfläche wird dann erreicht,
wenn das Stützpolster aus Schaumstoff, insbesondere hochviskosem Schaumstoff besteht.
[0021] Eine einfache Herstellung der Stützpolster wird dann erreicht, wenn als Stützpolster
ein einteiliges Schaumstoffelement verwendet wird, d. h., wenn mehrere Kammern vorhanden
sind, wird pro Kammer ein einteiliger Schaumstoffblock verwendet.
[0022] Wenn die Kammer in einer Aufnahmetasche, insbesondere einer textilen Aufnahmetasche,
angeordnet wird, wird eine hohe Belastbarkeit und Abriebfestigkeit der Erfindung erzielt.
[0023] Eine einfachere Reinigung der vorgeschlagenen Erfindung wird dann erreicht, wenn
die Aufnahmetasche lösbar mit der Grundplatte befestigt ist.
[0024] Eine kostengünstige Ausführung der Erfindung ist gegeben, wenn pro Kammer ein Belüftungs-
und ein Entlüftungsanschluss vorhanden ist.
[0025] Wenn pro Belüftungszuleitung und Entlüftungsableitung ein Rückschlagventil vorgesehen
ist, wird auf kostengünstige Art und Weise ein sicherer Betrieb der Erfindung ermöglicht.
[0026] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist unter der bzw. den Kammern eine
Grundplatte vorhanden, mit der die Kammern unmittelbar bzw. mittelbar verbunden sein
können, um eine einfache Handhabung der vorgeschlagenen Sitz- oder Lehnfläche zu ermöglichen.
[0027] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung befinden sich in der Grundplatte mindestens
eine Aussparung zugunsten der Aufnahme der Be- und Entlüftungsleitung der Kammer,
um die Zu- und Abluftleitungen vor Schädigungen zu schützen.
[0028] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend in den Zeichnungen dargestellt,
wobei
- Fig. 1
- einen Rollstuhl mit einer an die Körperkontur des Benutzers angepassten Sitzfläche
und Rückenlehne darstellt,
- Fig. 2
- stellt eine an die Körperkontur des Benutzers anpassbare Sitzfläche dar,
- Fig. 3
- zeigt eine Kammer einer Sitz- oder Lehnfläche in einer Aufsicht dar und
- Fig. 4
- zeigt im Schnitt entsprechend A,B aus Fig. 2 Kammern im Querschnitt dar
- Fig. 5 u.6
- zeigen schematisch Beispiele für die Anordnung der Be- und Entlüftungsleitungen der
Kammern.
[0029] Bezug nehmend auf Fig. 1 ist ein Rollstuhl 1 dargestellt, der eine an die Körperkontur
des Benutzers dauerhaft anpassbare Sitzfläche 2
und eine an die Körperkontur des Benutzers anpassbare Lehnfläche 3 aufweist; dauerhaft
insofern, dass nach der Anpassung an die Körperkontur die Sitz-/ bzw. Lehnfläche diese
Form auch erhalten bleibt, wenn die Sitz-/Lehnfläche nicht vom Körper des Benutzers
beaufschlagt wird. Die Sitzfläche 2 und die Lehnfläche 3 können zum Beispiel über
Klettbänder miteinander verbunden sein. Zum Beispiel können Sitzfläche 2 und Lehnfläche
3 zu diesem Zweck an zwei aneinander stoßenden Rändern Stofflaschen aufweisen mit
aufgeklebten Klettbändern und diese Befestigung miteinander ermöglicht eine unterschiedliche
Ausrichtung der Sitzfläche 2 und Lehnfläche 3 zueinander.
[0030] Fig. 2 zeigt die Sitzfläche 2, wobei in diesem Ausführungsbeispiel diese Sitzfläche
2 aus einer Vielzahl von Kammern 4 besteht, die nachfolgend anhand Fig. 3 eingehend
beschrieben werden. Bei der Sitzfläche 2 entsprechend Fig. 2 sind jeweils zehn Kammern
hintereinander angeordnet und zwei Kammern nebeneinander, wobei die Anzahl dieser
Kammern und die Anordnung selbstverständlich variierbar ist.
[0031] Eine Kammer 4 ist in Fig. 3 dargestellt, und eine Kammerhülle 5 besteht aus einer
luftundurchlässigen Folie, insbesondere einer PVC-Folie, deren Ränder zusammengeschweißt
wurden. In einer entsprechenden Kammerhülle 5 bzw. der Kammer 4 ist ein Stützpolster
angeordnet, das in diesem Ausführungsbeispiel aus einem Schaumstoffblock 6 besteht.
Dieser Schaumstoffblock 6 ist in diesem Ausführungsbeispiel aus Kostengründen einteilig
ausgebildet, er kann jedoch auch selbstverständlich mehrteilig ausgebildet sein bzw.
können je nach Bedarf Schaumstoffflocken das eigentliche Stützpolster bilden, Schaumstoffkügelchen
oder sonstige ein- oder mehrteilige Materialien, die zum einen einen geeigneten Sitzkomfort
ermöglichen und zum anderen eine dauerhafte Ausformung der Sitzoberfläche entsprechend
der Anatomie des Benutzers. In diesem Ausführungsbeispiel handelt es sich um ein eigenelastisches
Material, nämlich um viskoelastischen Schaumstoff, der offenporig ist.
Aufgrund des Verschweißens der Kammerhülle 5 ist die Kammer 4 luftdicht ausgebildet
mitsamt des darin angeordneten Stützpolsters bzw. Schaumstoffblockes 6, wobei die
Kammer 4 eine Zuluftleitung 7 aufweist und eine Abluftleitung 8. Sowohl Zuluft- als
auch Abluftleitung 7, 8 sind ausgestattet jeweils mit einem Rückschlagventil 9. Über
die Abluftleitung 8 kann der Innenraum der Kammer 4 entlüftet werden, sodass ein Vakuum
in der Kammer angelegt werden kann und über die Zuluftleitung 9 kann wieder Luft in
die Kammer 4 eingebracht werden.
[0032] Die Breite des Schaumstoffblockes 6 mißt in diesem Ausführungsbeispiel 1/10 der Tiefe
der Sitz/Lehnfläche und die Länge des Schaumstoffblockes misst in diesem Ausführungsbeispiel
die Hälfte der Breite der Sitz/Lehnfläche. Durch diese Ausführungsform wird gewährleistet,
dass 20 Kammern 4 und darin enthaltene Stützpolster auf einer Sitz/Lehnfläche angeordnet
werden können. Dabei berühren sich die Kammern 4 in der Mitte.
[0033] Um eine einfache Montage der Kammern 4 zu erreichen, und um eine hohe Verschleißfestigkeit
zu ermöglichen, wird jede Kammer 4 in diesem Ausführungsbeispiel in eine Aufnahmetasche
10 eingesetzt, wobei bis auf die Stirnwandungen der Kammern diese von diesen Aufnahmetaschen
umgeben werden. Die Aufnahmetaschen selbst sind befestigt auf einem bielastischen
Basistextilstoff, der wiederum mit einer Grundplatte 11 verbunden ist. In diesem Ausführungsbeispiel
erfolgt diese Vebindung lösbar mittels Klettverschluss.
[0034] In Fig. 4 sind im Querschnitt drei Kammern 4 a, 4 b und 4 c ersichtlich, die entsprechende
Schaumstoffblöcke 6 a bis 6 c beinhalten, die wiederum von entsprechenden Kammerhüllen
5 a bis 5 c luftdicht aufgenommen werden. Die Kammern 4 a bis 4 c sind wiederum in
entsprechenden Aufnahmetaschen 10 a bis
10 c angeordnet.
[0035] An der Unterseite der Kammern 4 a bis 4 c schließen sich unter Zwischenschaltung
von Anschlussstücken 10 die Zuluft- und Abluftleitungen 7, 8 an, wobei zur Vereinfachung
für die gesamte Sitz- oder Lehnfläche 2, 3 ein Entlüftungs- und ein Belüftungsstrang
verwendet werden kann, von dem die einzelnen Zuluft- und Abluftleitungen 7, 8 abzweigen,
die wiederum zu den entsprechenden Kammern führen. Jede Kammer ist also an eine Be-
und Entlüftungsleitung angeschlossen.
Die Zuluft- und Abluftleitungen sind in Hohlräumen der Grundplatte 11 angeordnet und
dies bewirkt einen Schutz dieser Leitungen vor Beschädigungen. Die Grundplatte 11
selbst kann aus Schaumstoff bestehen, wobei es vorteilhaft ist, die Grundplatte dreischichtig
aufzubauen, wobei die untere Schicht als Fundamentplatte fungieren kann auf der eine
zweite Funktionsschicht angeordnet ist, in der die Hohlräume bzw. die Kanäle für die
Luftschläuche verlaufen. Auf dieser zweiten Schicht liegt dann eine Deckelschicht,
in der Löcher gebohrt sind, durch welche die Luftschläuche aus der mittleren Schicht
austreten können. Umlaufend an allen vier Seiten ist die mittlere Schicht durch Schaumstoffstreifen
verschlossen. Die komplette Grundplatte 11 ist in vorteilhafter Ausgestaltung in ein
Gewebe, beispielsweise Nylon-PUR eingehüllt. An zwei Seiten dieses Gewebes befinden
sich auch die Stofflaschen, an welche die Sitz/Lehnfläche geklettet werden kann. Die
obere Seite der Grundplattenumhüllung ist mit Klett ausgestattet, um die Sitz/Lehnenflächen-Polster
aufzunehmen. Die Bohrungen der Deckelschicht durchstoßen sowohl das Nylon-PUR als
auch das Klett.
[0036] In Fig. 5 ist schematisch ein Plan für die Verschlauchung der Kammern einer Reihe
abgebildet, woraus ersichtlich wird, dass es möglich ist, sämtliche Kammern 4 einer
Reihe über eine Hauptzufuhrleitung 14 mit Luft zu versorgen, von der jeweils eine
Zuluftleitung 7 zu einer Kammer 4 führt. Analog hierzu ist es möglich, jede Kammer
4 über eine Abluftleitung 8 zu entlüften, wobei die einzelnen Abluftleitungen 8 auf
eine Hauptentlüftungsleitung 15 münden, die die Luft gesammelt ableitet. Rückschlagventile
9 verhindern ein ungewolltes Be- oder Entlüften einer Zelle. Mit VR sind Rückschlagventile
gekennzeichnet, die an eine Pumpe angekoppelt werden können und in vorteilhafter Weise
auch manuell geöffnet bzw. geschlossen werden können.
[0037] Fig. 6 stellt ein weiteres Beispiel dar, wie die einzelnen Zu- und Abluftleitungen
zu den einzelnen Kammern angeordnet sein können. Wiederum gibt es eine Hauptzufuhrleitung
14, die ein Rückschlagventil 22 aufweist, das in vorteilhafter Weise manuell geöffnet
bzw. geschlossen werden kann, für die Belüftung der einzelnen Kammern 4, die wiederum
schematisch dargestellt sind, wobei von der Hauptzufuhrleitung 14 einzelne Zuluftleitungen
7 abzweigen, die zu den jeweiligen Kammern 4 führen. Zwischen Hauptzufuhrleitung 14
und Kammer 4 ist jeweils ein Rückschlagventil 9 vorgesehen, ebenfalls am Beginn der
Hauptzufuhrleitung 14. Weiterhin weist jede Kammer 4 eine Abluftleitung 8 zum Exsoufflieren
auf, die jeweils mit einem Rückschlagventil 9 ausgerüstet ist. In dem in Fig. 6 dargestellten
Beispiel weisen die vorderen beiden Kammern 4.1 und 4.2 Abluftleitungen auf, die mit
einer Sammelabluftleitung 17 verbunden sind, die wiederum ein Rückschlagventil 21
aufweist, das wie das Rückschlagventil 19 betätigbar ist zugunsten einer Öffnung/Schließung
des Ventils. Die übrigen Kammern 4.3 bis 4.10 sind mit einer Gruppenabluftleitung
18 verbunden, die über ein Ventil separat geöffnet/geschlossen werden kann. Das heißt,
dass, wenn über das Regelventil 19 eine Öffnung der Gruppenabluftleitung 18 erfolgt
und eine Vakuumpumpe beispielsweise an die Abluftleitung 18 angesetzt wird, über das
Ventil 19 aus sämtlichen Zellen 4.3 bis 4.10 Luft herausgesaugt werden kann, während
die beiden vorderen Zellen 4.1 und 4.2 nicht luftevakuiert werden. Dies hat den Vorteil,
dass, wenn die Zellen 4.1 und 4.2 an der Vorderkante einer Sitzfläche angeordnet sind,
diese noch lufthaltenden Zellen 4.1 und 4.2 für eine leichte Anhebung und Unterstützung
der Oberschenkel sorgen, während die restlichen Zellen 4.2 bis 4.10 ein Vakuum aufweisen,
d. h. dass das darüber angeordnete Gesäß etwas tiefer angeordnet ist und dadurch einen
besonders sicheren Sitz gewährleistet.
[0038] Bei Schließung des Ventiles 19 und Öffnung des Ventiles 20 ist es möglich, sowohl
die Zellengruppe 4.3 bis 4.10 und die Zellengruppe 4.1 und 4.2 gemeinsam zu entlüften
bei Betätigung des Ventiles 21, das in der Sammelabluftleitung 17 angeordnet ist.
[0039] Zur Funktionsweise der oben benannten Erfindung Folgendes:
[0040] Wenn eine Sitzfläche eines Rollstuhls an die Anatomie des Benutzers angepasst werden
soll, werden die Entlüftungsleitungen bzw. die Hauptentlüftungsleitungen 15 an eine
Vakuumpumpe angeschlossen. Nach dem Ankoppeln öffnen sich die Rückschlagventile der
in Fig. 5 dargestellten VR-Ventile. Der Patient setzt sich nun auf die Sitzfläche.
Die Luft aus den einzelnen Kammern 4 wird nun zunächst durch das Eigengewicht des
Patienten aus diesen Kammern ausgedrückt und über die Entlüftungsleitungen 8 bzw.
über die Hauptentlüftungsleitung 15 abgegeben. Die nun noch in der Kammer 4 bzw. dem
Schaumstoffblock 6 verbleibende Luft wird nun mittels der Vakuumpumpe (nicht dargestellt)
aus der bzw. den Kammern der Sitzfläche abgesaugt und dementsprechend sinkt der Patient
in den sich an die Körperform anpassenden Schaumstoffblock 6 ein bzw. in das anders
ausgebildete Stützpolster. Das Körperrelief bildet sich somit in dem Stützpolster
bzw. Schaumstoff ab. Hierdurch erfährt der Körper durch die Sitzfläche 2 eine optimale
Stützung. Anschließend kann die Vakuumpumpe abgekoppelt werden und die Anpassung der
Sitzfläche 2 an die Körperanatomie ist vollzogen und der Sitz ist sofort für den weiteren
Gebrauch fertig. Aufgrund der luftdichten Anordnung des Stützpolsters verbleibt das
Vakuum in der Kammer und bewahrt die einmal vollzogene Anpassung an den menschlichen
Körper. In entsprechender Weise kann auch die Lehnfläche 3 angepasst werden.
[0041] Sollte zum Beispiel bei einer Fehlmessung die Anpassung an die Körperanatomie nicht
gut sein, so kann durch Öffnen des VR-Ventils der Hauptzufuhrleitung Luft in die Kammer
4 bzw. die Kammern eingeleitet werden, worauf sich die Schaumstoffblöcke 6 wieder
in ihre ursprüngliche Form zurückbewegen. Anschließend kann - wie oben beschrieben
- eine nochmalige Anpassung der Sitzfläche 2 erfolgen.
[0042] Sie stellt einen wesentlichen Vorteil gegenüber den bisher bekannten Sitzschalen
dar, die lediglich ein Mal angepasst werden kann und weitere Anpassungen sind nicht
notwendig.
[0043] Auch auf kleinste habituelle tonische Änderungen der Skelettmuskulatur, ausgelöst
zum Beispiel durch psychische Stresssituationen während der Anpassung, kann die Sitzfläche
durch Be- und Entlüften der Polster immer wieder neu angepasst werden. Durch das schnelle
Anpassen der Sitz- oder Lehnfläche ergibt sich ein weiterer Vorteil:
Es kann sofort auf das Längenwachstum eines Kindes reagiert werden. Die Sitz/Lehnfläche
wächst durch potentiell unendlich neue Einstellungen quasi mit. Hierdurch wird der
körperlichen Entwicklung eines Kindes Rechnung getragen. Wenn zwei oder mehr Kammern
verwendet werden, kann durch unterschiedliche Be- und Entlüftung der Kammern ein unterschiedliches
Höhenniveau der Sitz/Lehnfläche 2, 3 erzielt werden, um eventuelle Körperfehlhaltungen
auszugleichen.
Die Sitz/Lehnflächen 2, 3 können um 90° zueinander gedreht werden, sodass diese Flächen
bei den verschiedensten pathologischen knöchernen Verformungen einsetzbar sind, beispielsweise
um die Lendenlordose auszupolstern oder beim um 90° gedrehten Lehnteil eine stark
skoliotische Wirbelsäule zu stützen.
[0044] Wird die Sitz/Lehnfläche nicht mehr benötigt, können die einzelnen Kammern chemothermisch
aufbereitet werden. Die Sitz/Lehnfläche 2, 3 ist nach der Reinigung wiedereinsetzbar.
Dies war bei bislang erhältlichen individuell angeformten Sitz/Lehnflächen nicht möglich.
1. Anpassbare Sitz/Lehnfläche insbesondere für Rollstühle mit einem an die Körperkontur
des Benutzers anpassbaren und in seiner der Körperkontur entsprechend angepassten
Form verbleibenden Stützpolsters, gekennzeichnet durch die Anordnung mindestens eines mehrfach anformbaren elastischen Stützpolsters in
mindestens einer luftdichten, evakuierbaren Kammer (4), die be- und entlüftbar ist
zugunsten der wiederholten Anpassbarkeit des Stützpolsters an die Körperkontur und
den Erhalt des angepassten Stützpolsters in der evakuierten Kammer (4).
2. Sitz- und Lehnfläche gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet durch die aus mindestens zwei Kammern (4) bestehende Sitz- oder Lehnfläche (2, 3).
3. Sitz- und Lehnfläche gemäß Anspruch 2, gekennzeichnet durch mindestens zwei Kammern (4) nebeneinander und mindestens zwei Kammern (4) hintereinander
pro Sitz- oder Lehnfläche (2, 3).
4. Sitz- und Lehnfläche gemäß einem der Ansprüche 2 oder 3 gekennzeichnet durch eine gemeinsame Be- und Entlüftung der Kammern (4).
5. Sitz- und Lehnfläche gemäß Anspruch 2 oder 3, gekennzeichnet durch eine gruppenweise Be- und Entlüftung der Kammern (4).
6. Sitz- und Lehnfläche gemäß Anspruch 2 oder 3, gekennzeichnet durch eine gesonderte Be- und Entlüftung jeder einzelnen Kammer (4).
7. Sitz- und Lehnfläche gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch Schaumstoff als Stützpolster.
8. Sitz- und Lehnfläche gemäß Anspruch 7, gekennzeichnet durch jeweils einen einteiligen Schaumstoffblock (6) in jeder Kammer (4) als Stützpolster.
9. Sitz- und Lehnfläche gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch die Anordnung einer Kammer (4) in einer Aufnahmetasche.
10. Sitz- und Lehnfläche gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch die Anordnung einer Grundplatte (11) unter der bzw. den Kammern (4).
11. Sitz- und Lehnfläche gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen Belüftungs- und einen Entlüftungsanschluss pro Kammer.
12. Sitz- und Lehnfläche gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch ein Rückschlagventil (9), das jeweils in der Belüftungszuleitung (7) und einer Entlüftungsleitung
(8) der Kammer (4) angeordnet ist.
13. Sitz- und Lehnfläche gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine lösbare Befestigung der Aufnahmetasche (10) mit der Grundplatte (11).
14. Sitz- und Lehnfläche gemäß Anspruch 10, gekennzeichnet durch mindestens einen Hohlraum (12) in der Grundplatte (11) zugunsten der Aufnahme der
Be- bzw. Entlüftungsleitung (7, 8) der Kammer (4).