[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche, welche
wenigstens eine erste Schicht, die ein Polymer aufweist, umfasst, in hydrophile und
hydrophobe Bereiche durch Erzeugen einer latenten Struktur der ersten Schicht mittels
einer zugeordneten Modifikationseinrichtung zur Herstellung einer Druckform für den
Offsetdruck.
[0002] Des weiteren betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche
welche wenigstens eine erste Schicht, die ein Polymer aufweist, umfasst, in hydrophile
und hydrophobe Bereiche durch Erzeugen einer latenten Struktur der ersten Schicht
zur Herstellung einer Druckform für den Offsetdruck.
[0003] Bereits seit einiger Zeit finden in der graphischen Industrie Druckformen Verwendung,
deren Oberfläche eine äußere Schicht aus Polymermaterial, insbesondere Polystyrol,
Styrol-Copolimerisate und dergleichen, und eine innere Schicht aus metallischem Material,
wie beispielsweise aus Aluminium, aufweisen. Derartige Druckformen werden typischerweise
ausgehend von einem unstrukturierten oder undifferenzierten Zustand für den Einsatz
im Offsetdruck in hydrophile und hydrophobe Bereiche oder Teilflächen gemäß dem zu
druckenden Sujet strukturiert. Ein geläufiges Verfahren zur Strukturierung umfasst
die lokal selektive Modifikation der äußeren Schicht der Oberfläche durch zeitlich
und räumlich selektive Einwirkung von elektromagnetischer Energie, insbesondere Laserstrahlung,
und anschließende Entwicklung der latenten Struktur in hydrophobe und hydrophile Bereiche
durch Entfernung, beispielsweise unter Einsatz von Chemikalien, wie beispielsweise
Druckformreinigungsmitteln, der nicht-modifizierten Bereiche der äußeren Schicht derart,
dass hydrophile Bereiche der Struktur im wesentlichen durch die freigelegte innere
Schicht der Oberfläche gebildet werden, während die modifizierten Bereiche der äußeren
Schicht die hydrophoben Bereiche der Struktur sind.
[0004] Eine Druckform, deren Oberfläche mittels thermischer Laserenergieeinwirkung und anschließender
chemischer Behandlung in hydrophile und hydrophobe Bereiche strukturierbar ist, ist
beispielsweise in der EP 0 931 647 A1 offenbart. Die Oberfläche weist dabei neben
einem Carboxyl-Gruppen enthaltenden Polymer Styrol auf. Des weiteren ist zur Unterstützung
der Absorption von Laserenergie ein anionischer Farbstoff in der Oberfläche oder benachbart
zu dieser vorgesehen. Im Dokument EP 0 931 657 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung
einer Offsetdruckform offenbart. Nach der bildmäßigen Belichtung der Druckform mit
infrarotem Licht werden die bildmäßigen Bereiche durch Zuführung einer wässrigen Flüssigkeit
auf die Oberfläche der Druckform entwickelt. Dieses beschriebene Verfahren kann insbesondere
auf dem Druckformzylinder eines Druckwerkes oder innerhalb einer Druckmaschine durchgeführt
werden.
[0005] Aus der DE 44 26 012 C2 ist des weiteren eine Lösch- und Hydrophilierungsvorrichtung
an einem Druckwerk aus dem Zusammenhang mit löschbaren, also regenerierbaren Druckformen
bekannt. Aus Düsen kann eine Reinigungsflüssigkeit, ein Hydrophilierungsmittel, entweder
direkt auf die Druckform oder ein zugeordnetes Reinigungstuch gesprüht werden. Am
Umfang des die Druckform aufnehmenden Zylinders ist eine Bebilderungseinrichtung vorgesehen.
[0006] Konventionelle Bebilderungsverfahren von Druckformen, insbesondere innerhalb von
Druckwerken oder Druckmaschinen ist gemein, dass der Bebilderungsprozess oder der
Strukturierungsprozess wesentlich auf der Wechselwirkung von Licht, sei es durch thermische
oder durch reaktionsauslösende Wirkung, mit der Oberfläche der Druckform beruht. Für
eine technische Realisierung ist daher eine oft aufwendige und komplexe Bebilderungseinrichtung,
welche eine oder mehrere Lichtquellen, insbesondere Laserlichtquellen, umfasst, erforderlich.
Eine derartige Bebilderungseinrichtung mit Laserlichtquellen ist mit nicht unerheblichen
Kosten sowohl bei der Anschaffung als auch im Einsatz verbunden.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein weiteres Verfahren und eine
weitere Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche in hydrophile und hydrophobe
Bereiche anzugeben.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche
in hydrophile und hydrophobe Bereiche mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen charakterisiert.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche, welche wenigstens
eine erste Schicht, die ein Polymer, beispielsweise Polystyrol, Polyimid, Polysilan
oder dergleichen, aufweist, umfasst, in hydrophile und hydrophobe Bereiche durch Erzeugen
einer latenten Struktur der ersten Schicht mittels einer zugeordneten Modifikationseinrichtung
zur Herstellung einer Druckform für den Offsetdruck, zeichnet sich dadurch aus, dass
selektiv ein gasförmiges, leichtflüchtiges Lösungsmittels als Modifikationsmittel
über wenigstens ein Einwirkungszeitintervall auf wenigstens einen lokal begrenzten
Bereich der Oberfläche zugeführt wird. Neben dem Einwirkungszeitintervall sind Parameter
für den Gasfluss, wie der Gasdruck, die Strömungsgeschwindigkeit, die Ausdehnung des
Strömungsfeldes und dergleichen, festgelegt. Im Zusammenhang der Erfindung wird unter
einer latenten Struktur eine Strukturierung verstanden, welche Bereich der Oberfläche
mit wenigstens zwei gegensätzlichen Eigenschaften, umfasst. Beispielhaft dafür sei
das Eigenschaftspaar Hydrophilie - Hydrophobie, auch Oleophobie - Oleophilie, genannt.
Es sei unter dem Begriff der latenten Struktur auch verstanden, dass es sich hierbei
um eine Struktur handeln kann, welche potentiell, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme
eines oder mehrerer zusätzlicher Verfahrensschritte, auch als Entwicklung bezeichnet,
zu einer Struktur mit wenigstens zwei gegensätzlichen Eigenschaften führt.
[0010] Wenn die Oberfläche, wie bevorzugt, wenigstens eine ersten Schicht, die Polystyrol
aufweist und eine zweite Schicht, die metallisch sein kann oder Polyester aufweist,
umfasst, wird im erfindungsgemäße Verfahren des weiteren die latente Struktur wenigstens
in einem Bereich der Oberfläche derart entwickelt, dass in denjenigen Bereichen, welche
nicht selektiv modifiziert worden sind, die erste Schicht entfernt wird. Die zweite
Schicht weist bevorzugt Aluminium auf. Es ist besonders vorteilhaft, wenn die Modifikationseinrichtung
selektiv Bereiche der Oberfläche entlang ihrer zwei, diese aufspannenden Dimensionen
durch Translation sukzessiv oder wenigstens teilweise parallel erreichen kann.
[0011] Erfindungsgemäß umfasst bevorzugt das Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche,
welche wenigstens zwei Schichten umfasst, wobei die erste Schicht Polystyrol aufweist
und die zweite Schicht metallisch sein kann oder Polyester aufweist, durch Modifikation
der ersten Schicht und anschließende Entwicklung in hydrophile und hydrophobe Bereiche
zur Erzeugung einer Druckform für den Offsetdruck eine Anzahl von Schritten. Die erste
Schicht der Oberfläche der Druckform in unstrukturiertem Zustand ist einer Modifkationseinrichtung
zugeordnet, beispielsweise erfolgt diese Zuordnung durch eine Anordnung derart, dass
die Modifikationseinrichtung der Oberfläche gegenüberliegt. Beispielsweise kann die
Druckform auf einem Zylinder, insbesondere einem Druckformzylinder innerhalb eines
Druckwerks, drehbar um die Achse des Zylinders aufgenommen sein. Die Modifikationseinrichtung
kann durch Translation mit geeigneten Mitteln, wie Aktuatoren, Linearantrieben, Spindelantrieben
und dergleichen, selektiv Bereiche der Oberfläche entlang ihrer zwei, diese aufspannenden
Dimensionen sukzessiv oder wenigstens teilweise parallel erreichen. Gegebenfalls ist
dem Zylinder ein Antrieb zur Erzeugung einer Rotationsbewegung um seine Achse zugeordnet.
Spätestens vor der Modifikation von jedem selektiven Bereich wird die diesem Bereich
zugeordnete Strukturinformation an der Modifikationseinrichtung bereitgestellt. Dabei
entspricht die Strukturinformation wenigstens der Struktur des gewünschten Drucksujets.
Durch selektives Zuführen eines Modifikationsmittels auf Bereiche der Oberfläche wird
eine latente Struktur erzeugt. Als Modifikationsmittel findet dabei erfindungsgemäß
ein gasförmiges, leichtflüchtiges Lösungsmittel über wenigstens ein Einwirkungszeitintervall
auf einen lokal begrenzten Bereich der Oberfläche Verwendung. Das gasförmige, leichtflüchtige
Lösungsmittel kann dabei einen Alkohol (R-OH) und/oder ein Aldehyd (R-HO) und/oder
ein Keton (R
1-CO-R
2) und/oder einen Ester (R
1-COO-R
2) umfassen. Im Zusammenhang der Erfindung kann R, R
1 beziehungsweise R
2 einen aliphatischen Rest, insbesondere eine Kohlenwasserstoffkette, aber auch einen
mit weiteren funktionellen Gruppen substituierten aliphatischen Rest oder eine aromatischen
Rest bezeichnen. R, R
1 und R
2 können identisch oder verschieden sein. Die latente Struktur wird wenigstens in einem
Bereich der Oberfläche derart entwickelt, dass in denjenigen Bereichen, welche nicht
selektiv modifiziert worden sind, die erste Schicht entfernt wird. In der Folge entsteht
eine entwickelte Druckform mit hydrophilen und hydrophoben Bereichen. Die hydrophilen
Bereiche werden im wesentlichen von der freigelegten zweiten Schicht und die hydrophoben
Bereich im wesentlichen von der durch die Einwirkung des gasförmigen, leichtflüchtigen
Lösungsmittels modifizierten ersten Schicht der Druckform gebildet. Das erfindungsgemäße
Verfahren stellt eine einfache und kostengünstige Möglichkeit zur Erzeugung einer
Druckform dar.
[0012] In vorteilhaften Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Strukturierung
einer Oberfläche wird elektromagnetische Energie, vorteilhafterweise durch eine Lichtquelle
in Form von Laserstrahlung emittiert, wenigstens auf den lokal begrenzten Bereich
der Oberfläche, welcher durch die Zuführung des gasförmigen, leichtflüchtigen Lösungsmittels
modifiziert wird, wurde oder werden soll, eingestrahlt. Es kann vorgesehen sein, die
elektromagnetische Energie während des Zuführens des gasförmigen, leichtflüchtigen
Lösungsmittels auf dem lokal begrenzten Bereich zur Verfügung zu stellen. Vorteilhaft
kann aber auch eine Art Vorbehandlung oder Art Nachbehandlung des zu modifizierenden
Bereichs durch elektromagnetische Energie sein. Mit anderen Worten, das Wirkungszeitintervall
der Zuführung des gasförmigen, leichtflüchtigen Lösungsmittels kann mit dem Belichtungszeitintervall
mit elektromagnetischer Energie im wesentlichen zusammenfallen oder auch unterschiedlich
sein. Es versteht sich, dass die betrachteten Intervalle auch jeweils mehrere Teilintervalle
aufweisen können. Die durch die Lichtquelle zur Verfügung gestellte Energie an der
Oberfläche unterstützt die Wirkung des gasförmigen, leichtflüchtigen Lösungsmittels
auf die erste Schicht der Oberfläche in vorteilhafter Weise.
[0013] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche, welche wenigstens
eine erste Schicht, die ein Polymer aufweist, umfasst, in hydrophile und hydrophobe
Bereiche durch Erzeugen einer latenten Struktur der ersten Schicht zur Herstellung
einer Druckform für den Offsetdruck, zeichnet sich dadurch aus, dass eine Modifikationseinrichtung
ein gasförmiges, leichtflüchtiges Lösungsmittel über wenigstens ein Einwirkungszeitintervall
auf einen lokal begrenzten Bereich der Oberfläche zuführt. Bevorzugt umfasst die Oberfläche
wenigstens eine erste Schicht, die Polystyrol aufweist, und eine zweite Schicht, die
metallisch sein kann oder Polyester aufweist.
[0014] Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Strukturierung
einer Oberfläche, welche wenigstens zwei Schichten umfasst, wobei die erste Schicht
Polystyrol aufweist und die zweite Schicht metallisch sein kann oder Polyester aufweist,
durch selektive Modifikation der ersten Schicht und anschließende Entwicklung in hydrophile
und hydrophobe Bereiche zur Erzeugung einer Druckform für den Offsetdruck zeichnet
sich dadurch aus, dass eine Modifikationseinrichtung ein gasförmiges, leichtflüchtiges
Lösungsmittel über wenigstens ein Einwirkungszeitintervall auf einen lokal begrenzten
Bereich der Oberfläche der Druckform zuführt. Typischerweise kann die Vorrichtung
eine Steuerungseinheit umfassen oder mit einer Steuerungseinheit verbunden sein. Spätestens
vor der Modifikation von jedem selektiven Bereich wird von der Steuerungseinheit zugeordneter
Strukturinformation an der Modifikationseinrichtung bereitstellt. Des weiteren sind
Mittel zur Erzeugung einer Relativbewegung, beispielsweise durch Aktuatoren, Spindelantrieben,
Servomotoren, Linearmotoren und dergleichen, zwischen Modifikationseinrichtung und
Oberfläche der Druckform vorgesehen. Es ist besonders vorteilhaft, wenn die Modifikationseinrichtung
zeitlich und räumlich parallel wenigstens zwei lokal begrenzte Bereiche der Oberfläche
erreicht. Dadurch ist es möglich, die Zeit zur Modifikation von Bereichen auf der
gesamten Oberfläche durch Parallelverarbeitung zu reduzieren.
[0015] In einer vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Strukturierung
ist darüber hinaus vorgesehen, dass eine Lichtquelle, bevorzugt eine Laserlichtquelle,
elektromagnetische Energie auf wenigstens einen lokal begrenzten Bereich der Oberfläche,
insbesondere auf den zu modifizierenden lokal begrenzten Bereich der Oberfläche, einstrahlt.
Es versteht sich, dass gegebenenfalls Mittel zur Erzeugung einer Relativbewegung zwischen
Lichtquelle und Oberfläche analog derer oder identisch zu denen zur Erzeugung der
Relativbewegung zwischen Modifikationseinrichtung und Oberfläche vorgesehen sind,
so dass jeweils der lokal begrenzte, zu modifizierende Bereich der Oberfläche sowohl
durch die elektromagnetische Energie als auch durch das Modifikationsmittel erreichbar
ist.
[0016] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfasst das gasförmige,
leichtflüchtige Lösungsmittel Ethanol (C
2H
5-OH) und/oder 4-Hydroxy-4-methyl-2-pentanon und/oder 3-Butoxy-2-propanol und/oder
Ethanal (C
2H
5-HO) und/oder Aceton (CH
3-CO-CH
3) und/oder Essigester (CH
3-COO- C
2H
5).
[0017] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche kann in einem
Druckformbelichter oder in einem Druckwerk, einem sogenannten Direct-Imaging Druckwerk,
vorteilhaft zum Einsatz kommen Eine erfindungsgemäße Druckmaschine, welche zur Verarbeitung
von Bogen typischerweise einen Anleger, ein oder mehrere Druckwerke und einen Ausleger
umfasst oder welche zur Verarbeitung von Papierbahnen einen Rollenwechsler, wenigstens
ein Druckwerk, einen Trockner und einen Falzapparat umfasst, zeichnet sich durch wenigstens
ein Druckwerk aus, welches wenigstens eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Strukturierung
einer Oberfläche aufweist.
[0018] Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung
werden anhand der nachfolgenden Figuren sowie deren Beschreibungen dargestellt. Es
zeigt im Einzelnen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Strukturierung einer Oberfläche anhand von vier Teilabbildungen,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit der vorteilhaften Weiterbildung einer zusätzlichen Lichtquelle,
- Figur 3
- schematische Darstellungen zweier Anordnungen von Ausführungsformen innerhalb eines
Druckformbelichters oder eines Druckwerkes, und
- Figur 4
- schematische Darstellungen zweier Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung
zur gleichzeitigen Modifikation mehr als eines Bereiches der ersten Schicht der Oberfläche.
[0019] Die Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Strukturierung einer Oberfläche anhand von vier
Teilabbildungen. In der Teilabbildung A ist einer Druckform 10 mit einer ersten Schicht
12 und einer zweiten Schicht 14 gezeigt. Im Zusammenhang der in Figur 1 und den nachfolgenden
Figuren beschriebenen Ausführungsformen kann die erste Schicht 12 auch als äußere
die zweite Schicht 14 auch als innere Schicht bezeichnet werden. Die Druckform 10
kann neben diesen Schichten an ihrer Oberfläche noch weitere Schichten in ihrer Tiefe
umfassen oder auf einem Träger aufgenommen sein, für das erfindungsgemäße Verfahren
ist es im wesentlichen unerheblich, ob die Druckform flach oder gekrümmt ist. Die
erste Schicht 12 weist dabei Polystyrol auf. Unter Polystyrol sind im Zusammenhang
der Erfindung sowohl im wesentlichen reines Polystyrol als auch Styrol-Copolymerisate,
beispielsweise mit Carboxy-Gruppen enthaltenen Polymeren, zu verstehen. Die zweite
Schicht 14 kann metallisch sein, umfasst bevorzugt Aluminium. Ein alternatives Material,
welches sich als vorteilhaft erwiesen hat, umfasst Polyester. Ohne Einschränkung der
Allgemeinheit hinsichtlich des Ausgangszustandes der Struktur der Oberfläche 10 geht
das erfindungsgemäße Verfahren, wie eine Ausführungsform in der Teilabbildung A der
Figur 1 gezeigt ist, von einer unstrukturierten ersten Schicht 12 aus.
[0020] In der Teilabbildung B der Figur 1 ist gezeigt, wie die Druckform 10 mit der ersten
Schicht 12 über der zweiten Schicht 14 gegenüber einer Modifikationseinrichtung 16
angeordnet ist. Aus der Modifikationseinrichtung 16 wird lokal begrenzt, beispielsweise
durch Austrittsdüsen, ein gasförmiges, leichtflüchtiges Lösungsmittel 18, die oben
beschriebenen Substanzen umfassend, einem Bereich der Druckform 10 zugeführt. Es ist
ebenfalls denkbar, dass das gasförmige, leichtflüchtige Lösungsmittel 18 mittels flexibler
Leitungen, wie Schläuchen oder dergleichen, der Oberfläche der Druckform 10 zugeführt
wird. Es entsteht durch die Einwirkung des gasförmigen, selektiven Lösungsmittels
18 eine modifizierte Oberfläche 110. Durch die Doppelpfeile sind eine erste Translationsrichtung
112 und eine zweite Translationsrichtung 114 angedeutet, in welche die Modifikationseinrichtung
16 relativ zur Druckform 10 derart bewegbar ist, dass selektiv Bereiche der Oberfläche
entlang der zwei, die Druckform aufspannenden Dimensionen sukzessiv erreichen werden
können. Die Modifikationseinrichtung 16 ist bevorzugt mittels einer Verbindung zum
Austausch von Daten und/oder Steuersignalen 116, welche auch teilweise drahtlos sein
kann, mit einer Steuerungseinheit 118 verknüpft. Spätestens vor der Modifikation von
jedem selektiven Bereich wird von der Steuerungseinheit 118 dem zu modifizierenden
Bereich zugeordnete Strukturinformation an der Modifikationseinrichtung 16 bereitgestellt.
[0021] In Teilbild C der Figur 1 ist eine mittels der Modifikationseinrichtung 16 erzeugte
latente Struktur, gebildet aus einer Anzahl von modifizierten Oberflächen 110, auf
und/oder in der ersten Schicht 12 der Druckform 10 gezeigt. Die Wirkung des gasförmigen,
leichtflüchtigen Lösungsmittels ist auf die erste Schicht 12 der Druckform 10 gerichtet,
darüber hinaus kann aber auch eine Verstärkung der Haftung der ersten Schicht 12 auf
der zweiten Schicht 14 der Druckform 10 erreicht werden. Die latente Struktur entspricht
dem hydrophoben Anteil der bildmäßigen Strukturierung, umfasst also die im Offsetdruck
farbführenden hydrophoben Bereiche der Oberfläche der Druckform.
[0022] Zur Entwicklung der latenten Struktur der Druckform 10 wird wenigstens in einem Bereich
der Oberfläche die erste Schicht 12 in denjenigen Bereichen, welche nicht selektiv
modifiziert worden sind, entfernt. Eine Entfernung der ersten, nicht-modifizierten
Schicht 12 ist beispielsweise durch den Einsatz einer Reinigungsflüssigkeit, eines
geläufigen Druckformreinigungsmittels, möglich. Aufgrund der Modifikation der ersten
Schicht 12 im erfindungsgemäßen Verfahren verbleibt eine Anzahl von modifizierten
Oberflächen 110 auf der Druckform, während die zweite Schicht 12 freigelegt wird.
Der zweite Schicht 14 kommt die Funktion der hydrophilen Bereiche im Offsetdruck zu.
Die durch das erfindungsgemäße Verfahren in hydrophile und hydrophobe Bereiche ist
schematisch im Teilbild D der Figur 1 dargestellt.
[0023] Die Figur 2 ist eine schematische Darstellung einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung mit der vorteilhaften Weiterbildung einer zusätzlichen Lichtquelle. Es
ist eine Druckform 10 mit einer ersten Schicht 12 und einer zweiten Schicht 14 gezeigt.
Die Druckform 10 ist einer Modifikationseinrichtung 16 gegenüberliegend angeordnet.
Die Modifikationseinrichtung 16 führt lokal begrenzt, zeitlich und räumlich selektiv
ein gasförmiges, leichtflüchtiges Lösungsmittel 18 einem Bereich der Druckform 10
zu. Es entsteht eine modifizierte Oberfläche 110 auf der Druckform 10. Die Modifikationseinrichtung
16 ist einer ersten Translationsrichtung 112 und einer zweiten Translationsrichtung
114 relativ zur Druckform 10 bewegbar. Der Modifikationseinrichtung 16 ist eine Lichtquelle
20, bevorzugt eine Laserlichtquelle, insbesondere im infraroten Wellenlängenbereich
emittierend, zugeordnet. Ein Lichtstrahl 22 beleuchtet wenigstens den Bereich der
Druckform 10, welcher durch die Einwirkung des gasförmigen, leichtflüchtigen Lösungsmittels
18 modifiziert wird, so dass eine modifizierte Oberfläche 110 erzeugt wird.
[0024] Die Figur 3 bezieht sich schematisch auf zwei Anordnungen von Ausführungsformen innerhalb
eines Druckformbelichters oder eines Druckwerkes der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
Im Teilbild A der Figur 1 ist eine Anordnung gezeigt, wie sie bevorzugt in einem Druckwerk,
in dem die Druckform 10 mit der ersten Schicht 12 und der zweiten Schicht 14 auf einem
Zylinder 30 aufgenommen ist, realisiert sein kann. Der Zylinder 30 ist drehbar um
seine Achse 32 in Rotationsrichtung 34. Der ersten Schicht 12 der Druckform 10 zugeordnet
ist die Modifikationseinrichtung 16, welche entlang der Translationsrichtung 36 im
wesentlichen parallel relativ zur Achse 32 des Zylinders 30 bewegbar ist. In Kombination
der Rotations- und der Translationsbewegung können alle Punkte der Oberfläche der
Druckform 10 von der Modifikationseinrichtung 16 erreicht werden. Im Teilbild B der
Figur 3 ist eine Ausführungsform einer sogenannten In-Drum Anordnung gezeigt. In anderen
Worten, ist die Druckform 10 mit der ersten Schicht 12 und der zweiten Schicht 14
konkav aufgenommen, so dass die zugeordnete, auf einer Welle 38 befindliche Modifikationseinrichtung
16 durch Bewegung in Translationsrichtung 36 im wesentlichen parallel zur durch die
Welle 38 definierten Richtung und durch Rotation in Rotationsrichtung 34 um die durch
die Welle 38 definierten Achse alle Punkte der Oberfläche der Druckform 10 erreicht.
[0025] Die Figur 4 ist eine schematische Darstellung zweier Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur gleichzeitigen Modifikation mehr als eines Bereiches der ersten Schicht
der Oberfläche. Im Teilbild A der Figur 4 ist eine Anzahl von Modifikationseinrichtung
16, hier beispielhaft und ohne Einschränkung der Allgemeinheit sieben Modifikationseinrichtungen
16, gezeigt, welche der ersten Schicht 12 der auf dem Zylinder 30 aufgenommenen Druckform
10 mit erster Schicht 12 und zweiter Schicht 14 gegenüberliegend zugeordnet ist. Der
Zylinder 30 ist um seine Achse 32 in Rotationsrichtung 34 drehbar. Die Anzahl von
Modifikationseinrichtungen 16 ist als integrierte Modifikationseinrichtung 40 ausgeführt.
Mit anderen Worten, diese Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung umfasst
eine integrierte Modifikationseinrichtung 40, welche modular mehrere Modifikationseinrichtungen
16 zum Zuführen eines gasförmigen, leichtflüchtigen Lösungsmittels auf einen lokal
begrenzten Bereich der Oberfläche der Druckform 10 aufweist. Im Teilbild B der Figur
4 ist gezeigt, dass in einer alternativen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung
auch eine Anzahl von Modifikationseinrichtungen 16, hier beispielhaft vier, welche
der auf dem Zylinder 30 aufgenommenen Druckform 10 gegenüberliegend angeordnet sind,
vorgesehen sein können. Jeweils Teilbereiche der Gesamtfläche der Druckform 10 werden
von einer Modifikationseinrichtung 16 erreicht und bildmäßig dem gasförmigen, leichtflüchtigen
Lösungsmittel 18 ausgesetzt. Mit den in der Figur 4 gezeigten Ausführungsformen ist
wenigstens teilweise eine parallele oder gleichzeitige Modifikation von wenigstens
zwei Bereichen der Oberfläche der Druckform 10 möglich.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 10
- Druckform
- 12
- erste Schicht
- 14
- zweite Schicht
- 16
- Modifikationseinrichtung
- 18
- gasförmiges Lösungsmittel
- 110
- modifizierte Oberfläche
- 112
- erste Translationsrichtung
- 114
- zweite Translationsrichtung
- 116
- Verbindung zum Austausch von Daten und/oder Steuersignalen
- 118
- Steuerungseinheit
- 20
- Lichtquelle
- 22
- Lichtstrahl
- 30
- Zylinder
- 32
- Achse
- 34
- Rotationsrichtung
- 36
- Translationsrichtung
- 38
- Welle
- 40
- Integrierte Modifikationseinrichtung
1. Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche (10), welche wenigstens eine erste Schicht
(12), die ein Polymer aufweist, umfasst, in hydrophile und hydrophobe Bereiche durch
Erzeugen einer latenten Struktur der ersten Schicht (12) mittels einer zugeordneten
Modifikationseinrichtung (16) zur Herstellung einer Druckform (10) für den Offsetdruck,
gekennzeichnet durch:
- Selektives Zuführen eines gasförmigen, leichtflüchtigen Lösungsmittels (18) als
Modifikationsmittel über wenigstens ein Einwirkungszeitintervall auf wenigstens einen
lokal begrenzten Bereich der Oberfläche (10).
2. Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche mit wenigstens einer ersten Schicht
(12) und einer zweiten Schicht (14) gemäß Anspruch 1, wobei die erste Schicht (12)
Polystyrol aufweist und die zweite Schicht (14) metallisch ist oder Polyester aufweist,
gekennzeichnet durch:
- Entwickeln der latenten Struktur wenigstens in einem Bereich der Oberfläche derart,
dass in denjenigen Bereichen, welche nicht selektiv modifiziert worden sind, die erste
Schicht (12) entfernt wird.
3. Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß Anspruch 1 oder 2,
gekennzeichnet durch:
- Translation der Modifikationseinrichtung (16) derart, dass die Modifikationseinrichtung
(16) selektiv Bereiche der Oberfläche entlang ihrer zwei, diese aufspannenden Dimensionen
sukzessiv oder wenigstens teilweise parallel erreichen kann.
4. Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß einem der oberen Ansprüche,
gekennzeichnet durch:
- Einstrahlen von elektromagnetischer Energie (22) wenigstens auf den lokal begrenzten
Bereich der Oberfläche.
5. Verfahren zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß einem der oberen Ansprüche,
gekennzeichnet durch:
- Einstrahlen von elektromagnetischer Energie während des Zuführens des gasförmigen,
leichtflüchtigen Lösungsmittels.
6. Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche (10), welche wenigstens eine erste
Schicht (12), die ein Polymer aufweist, umfasst, in hydrophile und hydrophobe Bereiche
durch Erzeugen einer latenten Struktur der ersten Schicht (12) zur Herstellung einer
Druckform (10) für den Offsetdruck,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Modifikationseinrichtung (16) ein gasförmiges, leichtflüchtiges Lösungsmittel
(18) über wenigstens ein Einwirkungszeitintervall auf einen lokal begrenzten Bereich
der Oberfläche zuführt.
7. Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche (10) gemäß Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Oberfläche (10) wenigstens eine erste Schicht (12), die Polystyrol aufweist,
und eine zweite Schicht (14), die metallisch ist oder Polyester aufweist, umfasst.
8. Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Modifikationseinrichtung (16) zeitlich und räumlich parallel wenigstens zwei
lokal begrenzte Bereiche der Oberfläche erreicht.
9. Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß einem der Ansprüche 6, 7 oder
8,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Lichtquelle elektromagnetische Energie (22) auf wenigstens den lokal begrenzten
Bereich der Oberfläche einstrahlt.
10. Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Steuerungseinheit (118) spätestens vor der Modifikation von jedem selektiven
Bereich zugeordneter Strukturinformation an der Modifikationseinrichtung bereitstellt.
11. Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das gasförmige, leichtflüchtige Lösungsmittel (18) einen Alkohol (R-OH) und/oder
ein Aldehyd (R-HO) und/oder ein Keton (R1-CO-R2) und/oder einen Ester (R1-COO-R2) umfasst.
12. Vorrichtung zur Strukturierung einer Oberfläche gemäß Anspruch 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass das gasförmige, leichtflüchtige Lösungsmittel (18) Ethanol (C2H5-OH) und/oder 4-Hydroxy-4-methyl-2-pentanon und/oder 3-Butoxy-2-propanol und/oder
Ethanal (C2H5-HO) und/oder Aceton (CH3-CO-CH3) und/oder Essigester (CH3-COO-C2H5) umfasst.
13. Druckformbelichter,
gekennzeichnet durch
wenigstens eine Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 6 bis 12.
14. Druckwerk,
gekennzeichnet durch
wenigstens eine Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 6 bis 12.
15. Druckmaschine,
gekennzeichnet durch
wenigstens ein Druckwerk gemäß Anspruch 15.