(57) Das Verfahren zur chargenweisen Herstellung von großen Zuckerkristallen mit Kristallgrößen
über 5 mm, vorzugsweise über 8 mm durch Verdampfungskristallisation in einem Kristallisationsbehälter,
erfolgt in der Weise, dass zwischen den wachsenden Zuckerkristallen und der übersättigten
Zuckerlösung eine Relativbewegung hergestellt wird, welche die wachsenden Zuckerkristalle
in der Schwebe hält und die Relativbewegung hergestellt wird ohne mechanisch bewegte
Teile im Kristallisationsbehälter durch einen aufwärtsgerichteten Strom der Zuckerlösung,
wobei die durch Verdampfung aus dem System abgeführte Wassermenge gesteuert wird durch
die Wärmezufuhr in die Zuckerlösung und die Wärmezufuhr so gesteuert wird, dass die
Übersättigung der Zuckerlösung erhalten bleibt.
Die Vorrichtung weist als besonderes Merkmal einen beheizbaren Siebboden auf sowie
eine Abtrennvorrichtung für neugebildetes Feinkorn in einem strömungsberuhigten Auffanggefäß.
[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur chargenweisen Herstellung
von großen Zuckerkristallen mit Kristallgrößen über 5 mm, vorzugsweise über 8 mm durch
Verdampfungskristallisation in einem Kristallisationsbehälter, wobei zwischen den
wachsenden Zuckerkristallen und der übersättigten Zuckerlösung eine Relativbewegung
hergestellt wird, welche die wachsenden Zuckerkristalle in der Schwebe hält, sowie
eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens. Große Zuckerkristalle über 5
mm, durch spezielle Kristallisationsverfahren aus konzentrierten, reinen Zuckerlösungen
hergestellt, werden auch Kandiszucker genannt.
[0002] Bei besonderen Anwendungen des Zuckers kommt es darauf an, dass sich der Zucker langsam
auflöst und sich erst langsam eine hohe Konzentration bzw. der süße Geschmack einstellt.
Hierfür wird nach wie vor Kandiszucker mit Kristallgrößen über 5 mm, vorzugsweise
sogar über 8 mm eingesetzt.
[0003] Die Herstellungsverfahren für Zuckerkristalle mit Kristallgrößen über 5 mm, vorzugsweise
über 8 mm, entwickelten sich aus der Kristallisation an Fäden, welche, in übersättigte
Zuckerlösungen eingebracht, ein langsames und gleichmäßiges Wachsen der Zuckerkristalle
ermöglichen. Die Fäden verbleiben dabei jedoch in den Zuckerkristallen, was von Verbrauchern
als störend empfunden wird. Für Kandis ohne Fäden sind daher seit ca. 100 Jahren verschiedene
Herstellungsverfahren entwickelt und eingesetzt worden; vgl. AT 35 841.
[0004] Bei der Kristallisation von Zucker aus übersättigten Lösungen entstehen je nach Verfahrensbedingungen
mehr oder weniger feinkörnige Produkte und unter gewissen anderen Bedingungen feste
Agglomerate von Kristallen verschiedener Größe, die mechanisch aufgebrochen grobkörnig
anfallen. Dieses Produkte haben die unregelmäßige Form von Mahlgut und nicht die regelmäßige
monklin sphenoidale Form von Zuckerkristallen, die für den Verbraucher ein Zeichen
von Qualität und Reinheit darstellt.
[0005] Aus der Patentliteratur der Jahre 1896 bis 1910 sind eine Reihe von mehr oder weniger
aufwendigen und umständlichen Verfahren zur Herstellung von Kandis bekannt, d.h. grobkristallinem
Zucker. Eine Zusammenfassung dieser Patentliteratur findet sich in der Zeitschrift
des Vereins der deutschen Zuckerindustrie 62, (1912) Seiten 1212 bis 1228. Später
hinzugekommen ist noch das deutsche Patent 239906, welches eine Bodenausbildung für
Kristallisationsgefäße beschreibt. Hierbei wird durch einen mechanischen Rührer am
Boden des Kristallisationsgefäßes die übersättigte Zuckerlösung von oben nach unten
befördert und derartig in das Gemisch aus Zuckerlösung und Kristallen eingeführt,
dass die Zuckerkristalle aufgewirbelt beständig in Bewegung gehalten werden und wodurch
die Reibung an den Gefäßwänden verringert wird. Dieses Verfahren wird im Prinzip noch
heute zur Herstellung von Zuckerkristallen ohne Fäden verwendet, jedoch gelingt es
hiermit nur außerordentlich schwierig, Kristallgrößen über 5 mm zu erzeugen.
[0006] Da die spezifische Oberfläche der Kristalle (Fläche/Kristallmasse) mit zunehmendem
Kristalldurchmesser abnimmt, nehmen die Schwierigkeiten der Steuerung der Kristallisation
mit der Kristallgröße zu. Der Wasserentzug aus der Lösung, durch den die Übersättigung
als Triebkraft der Kristallisation erzeugt wird, sollte nicht größer sein als die
bei der gegebenen Kristalloberfläche mögliche Kristallisationsrate. Bei den bestehenden
Verfahren wird das Gleichgewicht nicht eingehalten. Dadurch entstehen unerwünschte
Kristallkeime, die die Ausbeute an großen Kristallen verringern und deren Qualität
mindern.
[0007] Weiterhin ist das Verfahren nach Wulf und Bock bekannt, bei dem eine längere, flache
Wanne mit Impfkristallen in schaukelnder Bewegung gehalten wird. Die Ausbeute beträgt
aber nur 18 bis 20 % der eingebrachten Zuckermenge; vgl. Technologie des Zuckers,
M. & H. Schaper Hannover, 1968, Seiten 491 und 492.
[0008] Aus der DD 294 731 ist ein Verfahren zur Herstellung von fadenlosem Kandis bekannt,
bei welchem eine außerhalb des Kristallisationsgefäßes kontinuierlich regenerierte,
ständig übersättigte heiße Saccharoselösung im Kreislauf geführt wird, wobei während
des Kristallisierungsvorganges bei konstanter Temperatur Impfkristalle im Gleich-
oder Gegenstrom zugegeben werden. Die in der im Kreislauf geführten Saccharoselösung
wachsenden Saccharosekristalle werden nach Erreichen der gewünschten Kristallgröße
durch Sieben abgetrennt. Auch dieses Verfahren führt zu einer relativ starken mechanischen
Belastung der Zuckerkristalle und somit nicht oder nur mit sehr geringen Ausbeuten
zu den gewünschten großen Zuckerkristallen.
[0009] Auch das Verfahren gemäß DE-B-1172200 führt nur zu Kristallkonglomeraten und nicht
zu den gewünschten großen Kristallen.
[0010] Die Erfindung hat sich somit die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zur Herstellung
von großen Zuckerkristallen mit Kristallgrößen über 5 mm, vorzugsweise über 8 mm zur
Verfügung zu stellen, bei dem durch Verdampfungskristallisation in einem Kristallisationsbehälter
zwischen den wachsenden Zuckerkristallen und der übersättigten Zuckerlösung eine Relativbewegung
hergestellt wird, welche die wachsenden Zuckerkristalle in der Schwebe hält, jedoch
durch weitere Maßnahmen dafür gesorgt wird, dass der Kristallisationsprozess so gesteuert
wird, dass Störungen durch Keimbildung minimiert werden, damit die eingebrachten Zuckerkristalle
sicher die Größe erreichen, die sonst nur in schlechten Ausbeuten erreichbar war.
[0011] Die Aufgabe wird jetzt dadurch gelöst, dass die Relativbewegung hergestellt wird
ohne mechanisch bewegte Teile im Kristallisationsbehälter durch einen aufwärtsgerichteten
Strom der Zuckerlösung, welcher die wachsenden Zuckerkristalle in der Schwebe hält,
wobei die durch Verdampfung aus dem System abgeführte Wassermenge gesteuert wird durch
die Wärmezufuhr in die Zuckerlösung und die Wärmezufuhr so gesteuert wird, dass die
Übersättigung der Zuckerlösung erhalten bleibt.
[0012] Vorzugsweise wird dabei dafür gesorgt, dass in der Zuckerlösung neugebildetes Feinkorn
abgetrennt wird und somit nicht das weitere Wachstum der großen Zuckerkristalle stören
kann.
[0013] Da die Oberfläche der wachsenden Zuckerkristalle zunehmend größer wird, wächst auch
die Menge des aus der Lösung entfernten Zuckers. Dies wird vorzugsweise dazu ausgenutzt,
die Produktionsgeschwindigkeit zu erhöhen, indem die Geschwindigkeit des aufwärtsgerichteten
Stromes der Zuckerlösung mit zunehmender Größe der wachsenden Zuckerkristalle erhöht
wird.
[0014] Um die Übersättigung in der Lösung als Triebkraft für die Kristallisation aufrecht
zu erhalten, muss Wasser aus der Lösung entfernt werden. Vorzugsweise erfolgt dies
beim erfindungsgemäßen Verfahren durch Verdampfung bei Unterdruck. Die durch die Verdampfung
verbrauchte Wärmemenge wird durch entsprechende Wärmezufuhr in die Zuckerlösung geliefert,
wobei ein geringer Teil auch durch die freiwerdende Kristallisationswärme zur Verfügung
steht. Das erfindungsgemäße Verfahren ist in der Lage, mit hoher Ausbeute große Zuckerkristalle
zu liefern mit Kristallgrößen bis 25 mm.
[0015] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens dient vorzugsweise eine Vorrichtung
bestehend aus
a) einem senkrecht stehenden Kristallisationsbehälter mit
b) einer unteren Zuführung für die übersättigte Zuckerlösung,
c) einem beheizbaren Siebboden,
d) einem Überlauf in ein Auffanggefäß mit größerem Durchmesser als der Kristallisationsbehälter,
welcher Einbauten zur Strömungsberuhigung aufweist,
e) einer Rückführleitung mit Pumpe für die Zuckerlösung vom Auffanggefäß zur unteren
Zuführung des Kristallisationsbehälters,
f) einer Abführung im oberen Teil des Auffanggefäßes für Wasserdampf
g) einer Zuführöffnung im oberen Teil des Auffanggefäßes für Impfkristalle
h) eine Entleerungsöffnung oberhalb des Siebbodens für die fertigen Zuckerkristalle
i) Mess- und Steuerungseinrichtungen für Temperatur, Wärmezufuhr und Fließgeschwindigkeit
der Zuckerlösung.
[0016] Der erfindungsgemäße Kristallisationsbehälter weist am oberen Ende einen Überlauf
auf in ein Auffanggefäß mit einem größeren Durchmesser als der Kristallisationsbehälter,
was bereits zu einer Verlangsamung der Strömungsgeschwindigkeit führt. Durch Einbauten
zur Strömungsberuhigung führt dies zu einer Sedimentation von neugebildetem Feinkorn,
welches sich am Boden des Auffanggefäßes sammeln kann und somit nicht mehr das Kristallwachstum
der großen Zuckerkristalle stören kann.
[0017] Durch Messung der Temperatur, der Wärmezufuhr und der Fließgeschwindigkeit der Zuckerlösung
ist es möglich, das gesamte System so zu steuern, dass in möglichst kurzer Zeit ungestört
große Zuckerkristalle mit Kristallgrößen über 5 mm und auch deutlich über 8 mm entstehen
können, so dass Kristallgrößen zur Verfügung gestellt werden, die sonst nur in schlechten
Ausbeuten erzielt werden konnten.
1. Verfahren zur chargenweisen Herstellung von großen Zuckerkristallen mit Kristallgrößen
über 5 mm, vorzugsweise über 8 mm durch Verdampfungskristallisation in einem Kristallisationsbehälter,
wobei zwischen den wachsenden Zuckerkristallen und der übersättigten Zuckerlösung
eine Relativbewegung hergestellt wird, welche die wachsenden Zuckerkristalle in der
Schwebe hält, dadurch gekennzeichnet, dass die Relativbewegung hergestellt wird ohne mechanisch bewegte Teile im Kristallisationsbehälter
durch einen aufwärtsgerichteten Strom der Zuckerlösung, wobei die durch Verdampfung
aus dem System abgeführte Wassermenge gesteuert wird durch die Wärmezufuhr in die
Zuckerlösung und die Wärmezufuhr so gesteuert wird, dass die Übersättigung der Zuckerlösung
erhalten bleibt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Strom der übersättigten Zuckerlösung neugebildetes Feinkorn abgetrennt wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Geschwindigkeit des aufwärtsgerichteten Stroms der Zuckerlösung mit zunehmender
Größe der wachsenden Zuckerkristalle erhöht wird.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Verdampfung des Wassers bei Unterdruck erfolgt.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß Ansprüchen 1 bis 4 bestehend aus
a) einem senkrecht stehenden Kristallisationsbehälter mit
b) einer unteren Zuführung für die übersättigte Zuckerlösung,
c) einem beheizbaren Siebboden,
d) einem Überlauf in ein Auffanggefäß mit größerem Durchmesser als der Kristallisationsbehälter,
welcher Einbauten zur Strömungsberuhigung aufweist,
e) einer Rückführleitung mit Pumpe für die Zuckerlösung vom Auffanggefäß zur unteren
Zuführung des Kristallisationsbehälters,
f) einer Abführung im oberen Teil des Auffanggefäßes für Wasserdampf
g) einer Zuführöffnung im oberen Teil des Auffanggefäßes für Impfkristalle
h) eine Entleerungsöffnung oberhalb des Siebbodens für die fertigen Zuckerkristalle
i) Mess- und Steuerungseinrichtungen für Temperatur, Wärmezufuhr und Fließgeschwindigkeit
der Zuckerlösung.