[0001] Die Erfindung betrifft eine Spinnvorrichtung und ein Spinnverfahren gemäss dem Oberbegriff
der unabhängigen Ansprüche.
Aus dem Stand der Technik ist das Spinnen eines Garns in einem Luftstrom bekannt.
Es handelt sich dabei um ein Wirbelstrom-Luft-Spinnverfahren bei dem in einer Kammer
Fasern aus einem Faserzuführkanal in einen rotierenden Luftwirbel eingespeist werden.
In diesem rotierenden Luftwirbel werden die Fasern mit einer Drehung beaufschlagt
und so zu einem Garn gesponnen, das dann durch einen Spindelkanal einer rotierenden
oder feststehenden Spindel abgeführt wird, die im Wesentlichen gegenüber dem Faserzuführkanal
angeordnet ist. Bei diesem Verarbeitungsprozess befindet sich zumindest ein Ende der
in den Wirbel eingebrachten Fasern für eine gewisse Zeit frei in der rotierenden Luftströmung.
Die Vorteile dieses Spinnverfahrens bestehen darin, dass bei einer hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit
eine relativ gute, ringspinnähnliche Garnqualität erreichbar ist.
[0002] Der beim beschriebenen Verfahren für den Spinnprozess notwendige Luftwirbel wird
durch in der Spinnkammer angeordnete, tangential gerichtete Druckluftdüsen erzeugt.
Diese Druckluft wird nach dem Spinnprozess über einen entlang der Spindel verlaufenden,
koaxial zu dieser angeordneten ringförmigen Abluftkanal abgeführt. Da die Spinnkammer
und der Abführkanal verhältnismässig geringe Dimensionen aufweisen und der Druck der
zugeführten Luft hoch ist, sind die Strömungsgeschwindigkeiten entsprechend hoch.
Sie liegen zumindest in gewissen Bereichen nahe bei der Schallgeschwindigkeit.
[0003] Das aus dem Stand der Technik bekannte Spinnverfahren, wie es z.B. in US-5,528,895
beschrieben ist, zeichnet sich dadurch aus, dass vor dem Eingang des Spindelkanals
eine durch den Luftwirbel getragene, rotierende Fasersonne aus Fasern gebildet wird.
Das eine Ende der Fasern dieser rotierenden Fasersonne befindet sich im Spindelkanal
und bildet dort einen Teil des Garns das kontinuierlich abgezogen wird. Eine wichtige
Teilaufgabe dieser Fasersonne kann vereinfacht darin gesehen werden, dass sie freie
Fasern auffängt und dem Spinnprozess zuführt. Dennoch besteht dabei das Problem, dass
ein Teil der Fasern nicht durch die Fasersonne erfasst werden und daher in den Abluftstrom
geraten. Bei einem Grossteil dieser Fasern handelt es sich um Kurzfasern die von der
Menge her eine signifikante wirtschaftliche Bedeutung haben und bei den aus dem Stand
der Technik bekannten Spinnverfahren verloren gehen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es ein Spinnverfahren und eine Spinnvorrichtung zu zeigen,
die eine verbesserte Garnqualität ermöglichen und die eine Reduktion des Faserverlustes
bewirken.
[0005] Die Aufgabe wird durch das Spinnverfahren und die Spinnvorrichtung gelöst, so wie
sie durch die Patentansprüche definiert werden.
[0006] Die Erfindung beruht darauf, dass beim oben beschriebenen Verfahren in der Abluft
enthaltene Fasern aufgefangen, regeneriert und an einem definierten Ort in den Spinnprozess
zurückgeführt werden. Die Fasern werden dabei in einem ersten Schritt aus dem Abluftstrom
ausgeschieden, in einem zweiten Schritt falls erforderlich von allfälligen Schmutzpartikeln
befreit und ausgerichtet und in einem dritten Schritt über geeignete Mittel wieder
in den Prozess eingespiesen. Je nach Anwendungsgebiet sind dabei unterschiedliche
Einspeisepunkte vorhanden, die eine unterschiedliche Wirkung auf den Garnbildungsprozess
haben. Bevorzugte Varianten werden nachfolgend erläutert.
[0007] Eine erste Variante der Faserrückspeisung besteht darin, dass regenerierte Fasern
im Bereich des Zentrums der rotierenden Fasersonne in den Verarbeitungsprozess eingespeist
werden. In der Mitte der rotierenden Fasersonne befindet sich ein Bereich der, ähnlich
dem Zentrum eines Tornados, eine vergleichsweise geringe Strömungsgeschwindigkeiten
aufweist. Fasern die in dieser Zone eingespiesen werden sind nicht den hohen Strömungsgeschwindigkeiten
der Peripherie ausgesetzt und werden daher entsprechend weniger stark ausgelenkt.
Dadurch wird erreicht, dass ein Garn entsteht, das einen Kern aus vergleichsweise
wenig gedrehten Fasern aufweist, die von einem Mantel aus gedrehten Fasern umgeben
sind.
[0008] Die Einspeisung im Bereich der Mitte der rotierenden Fasersonne erfolgt bevorzugt
über einen zentrisch angeordneten separaten Faserzuführkanal und/oder über einen oder
mehrere exzentrisch angeordnete Faserzuführkanäle. Faserleitmittel werden eingesetzt,
um zu erreichen, dass die Fasern unter optimalen Bedingungen ins Zentrum der rotierenden
Fasersonne gelangen. Bei diesen handelt es sich z.B. um konische Elemente, die symmetrisch
ausgestaltet und angeordnet sind und im wesentlichen ins Zentrum der rotierenden Fasersonne
zeigen. Geeignet sind auch kegelförmige Leitmittel, die sich zum Zentrum der rotierenden
Fasersonne hin verjüngen und an ihrem vorderen Ende die Mündung des oder der Faserzuführkanäle
zum Einspeisen der regenerierten Fasern aufweist. Asymmetrische Ausgestaltungen sind
ebenfalls möglich.
[0009] Das Faserleitmittel kann an seinem vorderen Ende ein überstehendes Mittel, bspw.
ein Rohr, aufweisen, das die Mündung des Faserzuführkanals zusätzlich verlängert.
Das Faserleitmittel weist keine Kanten oder scharfe Übergänge auf, die sich negativ
auf die Strömungsverhältnisse auswirken; die Übergänge sind mit Vorteil fliessend
gestaltet. Die Faserleitmittel wirken unterstützend als Drallstopp, indem sie verhindern,
dass der Hauptfaserstrom, der z.B. aus einem oder mehreren peripher liegenden Hauptzuführkanälen
eingespiesen wird, keine ungewollte, rückwärts gerichtete Verdrehung erfährt, die
sich bis in den Zuführbereich erstreckt.
[0010] Bei den regenerierten Fasern handelt es sich hauptsächlich um Kurzfasern, die bei
der erstmaligen Einspeisung um so mehr benachteiligt sind, je weiter sie vom Zentrum
der Fasersonne entfernt sind. Werden nun diese regenerierten Fasern, welche durch
die natürliche Selektion gesammelt werden, im Zentrum eingespiesen, entsteht ein Garn
das in der Mitte des Querschnitts vermehrt kürzere Fasern aufweist, die aussen von
längeren Fasern umschlungen sind. Je nach Art und Weise dieser Rückspeisung werden
die Fasern mehr oder weniger ins Zentrum des Querschnitts zu liegen kommen.
[0011] In Ergänzung zu den eingespiesenen regenerierten Fasern, können auch externe Fasern
eingespiesen werden. Dabei kann es sich beispielsweise um Fasern handeln die eine
unendliche Länge (Endlosfasern) aufweisen, oder um Fasern die elastisch sind und z.B.
verstreckt eingebracht werden und so Einfluss auf das resultierende Garn nehmen.
[0012] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Fasern, insbesondere Kurzfasern, vorab aus
dem zu verarbeitenden Faserstrom auszuscheiden um diese dann, wie beschrieben, im
Bereich des Zentrums der rotierenden Fasersonne in den Garnbildungsprozess einzubringen.
Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass Kurzfasern durch den Abluftstrom
ausgeschieden werden.
[0013] Um den Garnbildungsprozess zu unterstützen kann im Spindelkanal eine in Laufrichtung
des Garns gerichtete Saugströmung erzeugt werden. Dadurch wird erzielt, dass die Fasern,
insbesondere die Kurzfasern, beim Eintritt in die Mündung des Spindelkanals unterstützt
werden. Eine entsprechende Saugströmung ist nicht zwingend mit einer Verarbeitung
von mittig eingebrachten Fasern verbunden.
[0014] Die Vorrichtung zum Einbringen von Fasern kann auch dazu verwendet werden um das
Anspinnen zu erleichtern, indem ein Leitgarn eingeführt wird. Die zentrisch eingespiesenen
Fasern bewirken in gewissen Fällen zudem, dass sich die Umwindefasern nicht unkontrolliert
und bis in den Zuführbereich verdrehen können. Der Abstand zwischen der Einspeiseöffnung
der regenerierten Fasern und der Mündung des Spindelkanals wird, abhängig vom zu verarbeitenden
Fasermaterial, eingestellt.
[0015] Bei der beschriebenen Vorrichtung kann der Spinnprozess auf zusätzliche vielfältige
Art und Weise beeinflusst werden. Gemeinsam mit den regenerierten Fasern oder als
Alternative kann die Einspeiseöffnung auch als zusätzliche Luftdüse ausgebildet sein,
über die der Garnbildungsprozess gezielt beeinflusst werden kann. Durch das zusätzliche
Einblasen von einem kontrollierten Luftvolumen wird erreicht, dass die Fasern im Zentrum
fluidisiert werden. Durch eine Injektorwirkung werden die Fasern aktiv in den Garnbildungsprozess
einbezogen. Weiter bewirkt das zentrische Einbringen von Luft, dass der im Zentrum
des Wirbels befindliche Bereich mit geringer Strömungsgeschwindigkeit beeinflusst
wird.
[0016] Beim beschriebenen Spinnverfahren ist vor der eigentlichen Spinnvorrichtung, welche
die Spinnkammer beinhaltet, ein Faservorbereitungsmittel angeordnet, das zum Vorbereiten
der Fasern eines Faserbandes für den Spinnprozess dient. Grundsätzlich sind zwei Varianten
von Faservorbereitungsmitteln bekannt mittels denen die Fasern auf den Garnbildungsprozess
vorbereitet werden. In einer ersten Variante wird das Faserband in einem Streckwerk,
wie es z.B. EP 0 488 007 zeigt, verfeinert und parallelisiert. Eine zweite Variante,
wie sie z.B. PCT/CH01/00217 zeigt, besteht darin, dass das Faserband durch eine oder
mehrere Auflösewalzen zu Einzelfasern aufgelöst wird. Mischformen dieser beiden Vorrichtungen
sind ebenfalls bekannt. Aus diesen beiden Varianten ergeben sich weitere Ausführungsformen
der Erfindung.
[0017] Das Streckwerk, das bei der ersten Variante als Auflösemittel eingesetzt wird, weist
in einer vereinfachten Ausführungsform in Laufrichtung der Fasern gesehen ein erstes
Walzenpaar, ein anschliessendes Riemenpaar und ein nachfolgend ein zweites Walzenpaar
auf. Grundsätzlich ist es möglich regenerierte Fasern vor dem ersten Walzenpaar und/oder
vor dem Riemenpaar und/oder vor oder nach dem zweiten Walzenpaar einzuspeisen. Falls
es erforderlich ist, dass die regenerierten Fasern nochmals einem Streckprozess unterworfen
werden, ist es sinnvoll sie vor dem Streckwerk einzuspeisen. Im Unterschied zur oben
beschriebenen Ausführungsform, bei der die Fasern im Bereich des Zentrums der rotierenden
Fasersonne eingespiesen werden, ist bei der hier gezeigten Variante das resultierende
Garn in der Regel nicht von einem herkömmlichen Garn zu unterscheiden.
[0018] Das als zweite Variante erwähnte Auflösemittel, beruht darauf, dass ein Faserband
aus zu verarbeitenden Fasern durch einen Speisekanal geführt, von einer Speisewalze
übernommen und von dieser einer mit Zähnen oder Nadeln versehenen Auflösewalze zugeführt
werden. Dabei wird das Faserband zwischen der Speisewalz und einer Speisemulde verdichtet
der Auflösewalze zugeführt. Die Fasern des Faserbands sind zumindest bereits kardiert
oder verstreckt und weisen daher eine im wesentlichen parallele Lage auf. Die Fasern
werden von der Auflösewalze auf eine Saugwalze übergeben, die eine geringere Umfangsgeschwindigkeit
aufweist. Bei der Saugwalze handelt es sich in der Regel um eine Walze mit einer porösen
Oberfläche, durch welche Luft ins Innere gesogen wird, derart, dass Fasern auf der
Oberfläche haften. Bei dieser zweiten Variante eines Auflösemittels werden die regenerierten
Fasern entweder im Bereich des Speisekanals, der Auflösewalze oder im Bereich der
Saugwalze in den Prozess rückgeführt. Damit die regenerierten Fasern eine optimale
Vorbereitung für den Garnbildungsprozess erfahren, werden sie bevorzugt im Bereich
des Speisekanals eingebracht.
[0019] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Figuren näher erläutert. Es zeigen schematisch
und stark vereinfacht:
- Fig. 1
- mögliche Einspeisepunkte von Fasern in einem Streckwerk;
- Fig. 2
- das Einspeisen von Fasern im Zentrum der Fasersonne;
- Fig. 3
- zwei weitere Varianten zum Einspeisen im Zentrum der Fasersonne;
- Fig. 4
- eine weitere Variante zum Einspeisen von Fasern;
- Fig. 5
- eine Spinnvorrichtung mit Auflösemittel und Spinnkammer.
[0020] Figur 1 zeigt eine Spinnvorrichtung 1 in einer Schnittdarstellung. Vor einer Spinnkammer
2 ist ein Streckwerk 3 angeordnet. Dieses dient dazu um die Fasern eines Faserbands
4 für den Spinnprozess in der Spinnkammer 2 vorzubereiten. Das Streckwerk 3 weist
ein erstes Rollenpaar 5, ein zweites Rollenpaar 5.1 und ein dazwischen angeordnetes
Riemenpaar 6. Diese weisen unterschiedliche Geschwindigkeiten auf, die so gewählt
sind, dass die Fasern beim Durchlaufen ausgerichtet und verdünnt werden, damit sie
nebeneinander liegend, in der richtigen Menge dem Garnbildungsprozess zugeführt werden
können.
[0021] Die zu verarbeitenden Fasern 7 gelangen über einen Faserzuführkanal 8 ins Innere
der Spinnkammer 2. In dieser befindet sich eine rotierende Fasersonne 9 aus Faser-enden
10. Die Fasersonne wird durch einen mittels Druckluftdüsen (nicht näher dargestellt)
erzeugten Wirbel 15 getragen, der schematisch durch Pfeile 15 dargestellt ist, die
entweder von vorne (Kreis mit Punkt in der Mitte) oder von hinten (Kreis mit Kreuz)
zu sehen sind. Ein Ende der Fasern 10 der rotierenden Fasersonne 9 befindet sich im
Eingang eines Spindelkanals 11 einer Spindel 12. Der Spindelkanal 11 dient zum kontinuierlichen
Abführen eines Garns 13 aus der Spinnkammer 2. Die aus dem Faserzuführkanal 8 zugeführten
Fasern 7 werden über ein Faserleitmittel 14 zur Eingangsmündung des Spindelkanals
11 geführt, wo sie durch die rotierenden Faser-enden aufgenommen und zu einem Garn
verdreht werden.
[0022] Die durch die Druckluftdüsen (nicht näher dargestellt) in die Spinnkammer 2 eingebrachte
Druckluft, welche zur Erzeugung des Wirbels 15 dient, wird über einen ringförmigen
Abluftkanal 16 abgeführt der parallel zur Spindel 12 verläuft und diese umgibt. Nicht
alle Fasern werden durch den Garnbildungsprozess erfasst, so dass ein Teil davon mit
der Abluft durch den Abluftkanal 16 abtransportiert wird. Bei diesen Fasern 17 handelt
es sich mehrheitlich um Kurzfasern. Die sich im Abgang befindlichen Fasern 17 werden,
wie hier schematisch durch Pfeil A dargestellt, aus dem Abluftstrom ausgeschieden
und regeneriert. Bei der Regeneration (nicht näher dargestellt) werden die Fasern
17 von allfälligen Partikeln und Rückständen befreit, ausgerichtet und wieder in den
Verarbeitungsprozess integriert. Die verschiedenen möglichen Einspeisepunkte werden
durch die Pfeile B bis E angezeigt. Die einzelnen Einspeisepunkte sind abhängig von
den zu verarbeitenden Fasern und der Art und Weise wie diese regeneriert werden. Sollen
die Fasern z.B. nochmals einen Streckungsprozess durchlaufen, werden sie bevorzugt
an der Stelle, wie sie durch Pfeil B angedeutet wird, eingespiesen.
[0023] Figur 2 zeigt eine weitere Ausführungsform der Erfindung. Bei dieser werden die sich im Abluftstrom
befindlichen Fasern 17 aus diesem ausgeschieden, regeneriert und durch einen separaten
zweiten Faserzuführkanal 20, der im Wesentlichen koaxial zur Spindel 12 angeordnet
ist, in den Bereich des Zentrums der in der Spinnkammer 2 rotierenden Fasersonne 9
eingebracht. Dieser Vorgang ist hier schematisch durch einen Pfeil F dargestellt.
Der erste und/oder der zweite Faserzuführkanal können geknickt ausgebildet sein oder
andere Mittel aufweisen, die eine ungewollte Verdrehung der Fasern verhindern.
[0024] Die Trennung der ausgeschieden Fasern von der Luft erfolgt mechanisch oder unter
Ausnützung der Fliehkraft, beispielsweise indem die Strömung umgelenkt wird, derart,
dass die Fasern aufgrund ihrer Trägheit ausgeschieden werden. Eine andere Möglichkeit
besteht darin einen Filter zu verwenden, der kontinuierlich gereinigt wird. Bei diesem
Filter kann es sich um ein endloses Filterband handeln, das auf Rollen gelagert ist
und eine kontinuierliche Bewegung aufweist. Die Abluft wird derart durch dieses Filterband
geleitet, dass enthaltene Fasern ausgeschieden werden. Das auf dem Filterband vorhandene
Fasermaterial wird regeneriert und in den Garnbildungsprozess zurückgeführt. Das Fasermaterial
kann z.B. durch das Filterband auf eine Saugtrommel übergeben werden, die Teil eines
Faservorbereitungsmittels ist.
[0025] Bei der Regeneration der ausgeschiedenen Fasern werden diese, falls erforderlich,
von allfälligen Schmutzpartikeln befreit, ausgerichtet und zu einem Faserband verdichtet,
derart, dass sie optimal für den Garnbildungsprozess vorbereitet sind. Der Regenerationsprozess
wird mit Vorteil über ein eigens dafür vorgesehenes Streckwerk oder Faserauflösemittel
durchgeführt.
[0026] Neben dem zweiten Faserzuführkanal 20 ist ein erster Faserzuführkanal 21 angeordnet.
Dieser erste Faserzuführkanal 21 ist versetzt zur Achse der Spindel 12 angeordnet
und dient zum Zuführen der zu verarbeitenden Fasern 7, die aus einem Streckwerk oder
einem an sich bekannten Faserauflösemittel stammen (beide nicht näher dargestellt).
Die Fasern 7 werden entlang einem Faserleitmittel 14.1 in den Wirkbereich der rotierenden
Fasersonne 9 gebracht, wo deren Enden von den rotierenden Fasern 10 erfasst und in
den Garnbildungsprozess integriert werden.
[0027] Das Faserleitmittel 14.1 ist koaxial zur Spindel 12 ausgerichtet und weist eine im
Wesentlichen konisch verlaufende, teilweise abgeflachte Faserleitfläche 22 auf, die
sich zum Spindelkanal 11 hin verjüngt und am vorderen Ende einen überstehenden Dorn
aufweisen kann, wie er z.B. aus DE 4 431 761 oder US-5,528,895 bekannt ist. Der zweite
Faserzuführkanal 20 verläuft im Innern des Faserleitmittels 14, koaxial zu diesem
und erstreckt sich bis in dessen Spitze. Die Mündung 23 des zweiten Faserzuführkanals
20 ist im Wesentlichen gegenüber dem Spindelkanal 11 angeordnet. Das Faserleitmittel
14 dient als Drallstopp, der verhindert, dass sie die zugeführten Fasern 7 eine ungewollte
Drehung erfahren, die sich rückwärts bis in den ersten Zuführkanal erstreckt.
[0028] Nicht alle der zugeführten Fasern 7 werden durch den Garnbildungsprozess erfasst
und gelangen daher in den Abluftkanal 16. Bei diesen Fasern 17 handelt es sich primär
um vergleichsweise kurze Fasern, die vom Garnbildungsprozess schlechter erfasst werden.
Diese Fasern 17 werden in der hier gezeigten Ausführungsform regeneriert und dann
durch den zweiten Faserzuführkanal 20 in die Mitte der rotierenden Fasersonne eingebracht.
Dadurch wird erreicht, dass diese Fasern vermehrt in die Mitte des Garnquerschnitts
zu liegen kommen, wo sie von längeren Fasern umschlungen werden. Da im Bereich der
Mitte der rotierenden Fasersonne 9 verhältnismässig ruhige Strömungsverhältnisse herrschen,
besteht die geringere Gefahr, dass Kurzfasern in den Abgang gelangen.
[0029] Figuren 3a und
3b zeigen zwei weitere Varianten von Einmündungen der Faserzuführkanäle 20, 21. Anstelle
eines konisch ausgestalteten Faserleitmittels werden hier Faserabgabekanten 24, wie
sie aus CH 1845/00 bekannt sind, eingesetzt. Diese weisen den Vorteil auf, dass sie
tendenziell, aufgrund der speziellen Strömungsverhältnisse in der Spinnkammer, Garne
mit einer besonders guten Qualität liefern.
[0030] Bei den gezeigten Ausführungsformen befindet sich unterhalb der Faserabgabekante
24, die gegenüber der Eingangsöffnung des Spindelkanals 11 der Spindel 12 versetzt
angeordnet ist, die Mündung des zweiten Faserzuführkanals 20. Zu verarbeitende Fasern
7 werden mittels dem ersten Faserzuführkanal 21 in die Spinnkammer 2 eingebracht und
über die Faserabgabekante 24 in den Wirkbereich der rotierenden Fasersonne 9 übergeben,
wo sie in den Garnbildungsprozess integriert werden. Die Faserabgabekante 24 dient
als Drallstopp und verhindert eine ungewollte Verdrehung der zu verarbeitenden Fasern
7 bis in den Faserzuführbereich des ersten Faserzuführkanals 21.
[0031] Die Figuren 3a und 3b unterscheiden sich dadurch, dass der zweite Faserzuführkanal
20 bei der in Figur 3b gezeigten Ausführungsform eine Verlängerung 25 aufweist, die
dazu dient, um die Fasern näher ins Zentrum der rotierenden Fasersonne zu bringen.
Durch das Einstellen des Abstands X zwischen der Mündung des zweiten Faserzuführkanals
20 und der Einlassöffnung des Spindelkanals 11 ist der Garnbildungsprozess zusätzlich
beeinflussbar. Die Verlängerung 25 ist hier als Rohr mit konstanten Querschnitt ausgestaltet,
das über die Wand 26 der Spinnkammer 2 vorsteht. Das Rohr verläuft im Wesentlichen
im Zentrum des rotierenden Luftwirbels (nicht näher dargestellt), der die rotierende
Fasersonne 9 trägt. Die Verlängerung 25 ist so ausgestaltet, dass sie die Strömung
des rotierenden Wirbels nicht negativ beeinflusst, z.B. indem sie nachteilige Turbulenzen
erzeugt.
[0032] Um den Garnbildungsprozess zusätzlich gezielt zu beeinflussen, kann einer oder beide
Faserzuführkanäle 20, 21 mit einer ins innere der Spinnkammer 2 gerichteten Luftströmung
beaufschlagt sein. Zusätzlich oder alternativ kann der Spindelkanal ebenfalls mit
einer gerichteten Strömung beaufschlagt werden. Der zweite Faserzuführkanal 20 kann
bei Bedarf, bei einer entsprechenden Ausgestaltung der Spinnvorrichtung zum Anspinnen
verwendet werden, in dem er als Aufnahme eines Leitgarns dient.
[0033] Figur 4 zeigt eine weitere Ausführungsform der Erfindung. Bei dieser werden Fasern 17 aus
dem Abluftkanal 16 ausgeschieden und regeneriert und über den zweiten Faserzuführkanal
in den Bereich der Mitte der rotierenden Fasersonne 9 eingebracht. Die Fasern 17 werden
über ein endlos umlaufendes luftdurchlässiges Filterband 50 aus dem Abluftstrom ausgeschieden.
Das Filterband 50 ist hier derart ausgebildet, dass es ausgeschiedene Fasern 17 über
eine gewisse Strecke transportiert und dann an eine Saugwalze 51 übergibt. Die Saugwalze
51 ist hier vor dem zweiten Faserzuführkanal 20 angeordnet und dient gleichzeitig
der Einförderung. Die Saugwalze 51 kann aber auch mit einem Faserauflösemittel wirkverbunden
sein. Das Filterband 50 ist derart ausgestaltet, dass es Fasern 17 aus dem Abluftstrom
ausscheidet, allfällige Restpartikel 52 jedoch ausscheidet. Dieser Vorgang ist schematisch
durch Pfeil 53 dargestellt.
[0034] Anstelle des endlos umlaufenden Filterbands 50 können die ausgeschiedenen Fasern
auch in einem Luftstrahl, z.B. in einem geeigneten Schlauch, rückgeführt werden.
[0035] Figur 5 zeigt eine Spinnvorrichtung 1 mit einem vorgeschalteten Faserauflösemittel 30 ähnlich
wie es in CH 1845/00 der selben Anmelderin beschrieben ist. Das Faserauflösemittel
30 weist einen Speisekanal 31 auf, der zum Zuführen von zu verarbeitenden Fasern 7
dient. Am Ende des Speisekanals 31 ist eine Speisewalze 32 und ein Muldenhebel 39
angeordnet, welche dazu dienen um die zu verarbeitenden Fasern 7 einer mit Zähnen
oder Nadeln versehenen Auflösewalze 33 zu zuführen. Bei dieser Übergabe werden Schmutzpartikel
und allfällige Rückstände 35 in einer ersten Stufe ausgeschieden und über einen entsprechenden
ersten Abführkanal 38 abgeführt. Die Fasern 7 werden von der Auflösewalze 33 auf eine
Saugwalze 34 übergeben. Bei der Saugwalze 34 handelt es sich in der Regel um eine
Walze mit einer porösen Oberfläche, durch welche Luft ins Innere gesogen wird, derart,
dass Fasern 7 auf der Oberfläche haften. Bei der Übergabe werden die Fasern stark
umgelenkt, restliche Schmutzpartikel 35 und Rückstände 35 werden ausgeschieden und
über einen weiteren Abführkanal 38 entfernt. Von der Saugwalze 34 werden die zu verarbeitenden
Fasern 7 mittels einer Abgabewalze 40 in einen Faserzuführkanal 36 geleitet über den
sie in die Spinnkammer 2 gelangen.
[0036] Bei der hier gezeigten Ausführungsform werden die in der Abluft enthaltenen Fasern
17 aus dieser ausgeschieden, falls erforderlich regeneriert und über einen Kanal 37
der Auflösewalze 33 zugeführt, mittels der sie erneut für den Garnbildungsprozess
vorbereitet werden. Die Einmündung der ausgeschiedenen Fasern erfolgt derart, dass
allfällige restliche Schmutzpartikel abgeschieden werden. Bei der hier gezeigten Vorrichtung
werden die aus der Abluft ausgeschiedenen Kurzfasern 17 mit den zu verarbeitenden
Fasern 7 aus dem Speisekanal 31 vermischt. Durch diese Rückführung wird erreicht,
dass die Effizienz des Spinnprozesses im Unterschied zu den bekannten Spinnverfahren
erhöht wird. Durch die Einspeisung im Wirkbereich der Auflösewalze und der anschliessenden
Übergabe an die Saugwalze werden die Fasern nochmals ausgerichtet und mit den anderen
Fasern vermengt. Durch den Regenerationsprozess, dem die aus der Abluft ausgeschiedenen
Fasern 17 unterzogen werden, wird erreicht, dass die Fasern optimal auf den Garnbildungsprozess
vorbereitet werden, so dass ein gleichmässiges Garn erzielt wird.
[0037] Durch Kombination der Merkmale der in den einzelnen Figuren gezeigten Ausführungsformen
ergeben sich weitere Ausführungsformen.
1. Spinnverfahren zur Herstellung eines Garns (13) aus Fasern (7) in einer Spinnkammer
(2), welche Fasern (7) in der Spinnkammer (2) mit einem drehenden Luftwirbel (15)
beaufschlagt werden und dadurch in einer Einlassmündung eines Spindelkanals (11) einer
in der Spinnkammer (2) angeordneten Spindel (12) zu einem Garn (13) gedreht werden,
wobei die Fasern (7) über mindestens einen Faserzuführkanal (20, 21) in die Spinnkammer
(2) geführt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) Fasern (17), die vom Garnbildungsprozess nicht erfasst werden, aus einem Abluftkanal
(16) ausgeschieden werden;
b) die ausgeschiedenen Fasern (17) in den Garnbildungsprozess rückgeführt werden.
2. Spinnverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die ausgeschiedenen Fasern (17) regeneriert werden, indem sie von allfälligen Schmutzpartikeln
befreit und falls erforderlich ausgerichtet werden.
3. Spinnverfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern (17) mittels einem endlos umlaufenden Filterband (50) aus dem Abluftstrom
ausgeschieden werden.
4. Spinnverfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass mittels des endlos umlaufenden Filterbands (50) die ausgeschiedenen Fasern (17) einer
Saugwalze (51) zugefördert werden.
5. Spinnverfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Saugwalze (50) mit einem Faserauflösemittel (30) zusammenwirkt.
6. Spinnverfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Saugwalze (50) zum Einfördern der ausgeschiedenen Fasern (17) in den zweiten
Faserkanal (20) dient.
7. Spinnverfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zu verarbeitenden Fasern (7) über einen ersten Faserzuführkanal (21) und die
ausgeschiedenen Fasern (17) über einen zweiten Faserzuführkanal (20) in die Spinnkammer
(2) geführt werden.
8. Spinnverfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die ausgeschiedenen Fasern (17) mittels dem zweiten Faserzuführkanal (20) ins Zentrum
des drehenden Luftwirbels (15) eingefördert werden.
9. Spinnverfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die aus dem Abluftstrom ausgeschiedenen Fasern (17) zwecks Regeneration einem Faservorbereitungsmittel
(30) zugeführt werden, wo sie mit zu verarbeitenden Fasern (7) vermischt werden und
gemeinsam mit diesen auf den Garnbildungsprozess vorbereitet werden.
10. Spinnverfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Faservorbereitungsmittel ein Streckwerk ist.
11. Spinnverfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Faservorbereitungsmittel (30) ein Faserauflösemittel ist, welches Faserauflösemittel
eine Speisewalze (32), eine Auflösewalze (33) und eine Saugwalze (34) aufweist.
12. Spinnverfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die regenerierten Fasern (17) im Bereich der Speisewalze (32) und/oder der Auflösewalze
(33) zugeführt werden.
13. Spinnvorrichtung (1) zur Durchführung des Verfahrens gemäss Anspruch 1, mit einer
Spinnkammer (2), mindestens einem in die Spinnkammer (2) mündenden Faserzuführkanal
(21), der zum Zuführen von zu verarbeitenden Fasern (7) dient, einer in der Spinnkammer
(2) angeordneten Spindel (13), die einem Spindelkanal (12) aufweist, welcher Spindelkanal
(12) zum Abführen eines gesponnenen Garns (13), und einem Abluftkanal (16) gekennzeichnet durch ein Mittel (50), das zum Ausscheiden von im Abluftkanal (16) vorhandenen Fasern (17)
dient und durch ein Mittel (37, 50) das zum Rückführen der ausgeschiedenen Fasern (17) in den Spinnprozess
dient.
14. Spinnvorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Mittel zum Ausscheiden der Fasern (17) ein endlos umlaufendes Filterband (50)
ist.
15. Spinnvorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass eine Saugwalze (51) vorhanden ist die zur Übernahme der Fasern (17) vom Filterband
(50) dient.
16. Spinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Mittel zum Rückführen der ausgeschiedenen Fasern ein zweiter Faserzuführkanal
(20) ist, der zum Einführen der ausgeschiedenen Fasern (17) in die Spinnkammer (2)
dient.
17. Spinnvorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Faserzuführkanal (20) derart angeordnet ist, dass die ausgeschiedenen
Fasern ins Zentrums eines drehenden Luftwirbels (15) eingebracht werden.
18. Spinnvorrichtung nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und/oder der zweite Faserzuführkanal (20, 21) derart ausgestaltet sind,
dass eine ungewollte Verdrehung der Fasern (7, 17) verhindert wird.
19. Spinnvorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und/oder der zweite Faserzuführkanal (20, 21) eine Biegung oder einen Knick
aufweisen.
20. Spinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Faserzuführkanal (20, 21) eine Faserabgabekante aufweist.
21. Spinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Faserzuführkanal (20, 21) in eine im wesentlichen konische Faserleitfläche
übergeht.
22. Garn (13) hergestellt nach einem der Verfahrensansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass in der Mitte des Garnquerschnitts Fasern (17) angeordnet sind, die hauptsächlich
aus dem zweiten Faserzuführkanal (20) stammen, und die von Fasern (7) umgeben sind,
die hauptsächlich aus dem ersten Faserzuführkanal (21) stammen.