[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Kammer für eine Gefriertrocknungseinrichtung
mit temperierbaren Stellflächen für Behälter, in denen sich das zu gefriertrocknende
Produkt befindet.
[0002] Die Gefriertrocknung hat sich insbesondere in der pharmazeutischen Industrie zur
Konservierung von Medikamenten, Impfstoffen usw. durchgesetzt. In den Kammern moderner
Gefriertrocknungseinrichtungen befindet sich eine Mehrzahl von Stellplatten, auf deren
Stellflächen eine Vielzahl von Behältern, Fläschchen o.dgl. (100.000 und mehr) Platz
findet. Das üblicherweise in Wasser gelöste Produkt wird in Behälter dieser Art gefüllt.
Vor dem Beginn des Gefriertrocknungsprozesses erfolgt das Einfrieren der Flüssigkeit.
Üblicherweise findet dieser Schritt bereits in der Kammer der Gefriertrocknungseinrichtung
statt, indem die Stellflächen entsprechend tief (-40° C bis -60° C) gekühlt werden.
[0003] Aus der deutschen Offenlegungsschrift 197 19 298 ist eine Kammer der eingangs erwähnten
Art bekannt. Außerdem wird in diesem Dokument ein Verfahren zur Steuerung des Gefriertrocknungsprozesses
in der Kammer erläutert. Kennzeichnend für den Ablauf des Trocknungsprozesses sind
im wesentlichen zwei Trocknungsphasen. Solange sich noch kristallisiertes (gefrorenes)
Wasser in dem Produkt befindet, nennt man diesen Trockenabschnitt die Haupt- oder
Sublimationstrocknung. Liegt kein Wasser in Form von Eis mehr vor, ist das restliche
Wasser am Trockenprodukt absorbiert und auch mehr oder weniger fest gebunden. Die
Entfernung dieses Wassers findet während der Nach- oder Desorptionstrocknung statt.
Zur Steuerung eines Gefriertrocknungsprozesses dieser Art werden bestimmte Kammerdrücke
und Stellflächentemperaturen eingestellt. Ein wesentlicher Parameter ist dabei die
Eistemperatur, die durch Druckanstiegsmessungen bestimmbar ist.
[0004] Die Steuerung der Eistemperatur in der Sublimationsfläche über den Druck setzt voraus,
dass ein gleichförmiger Wasserdampfpartialdruck in der Kammer herrscht. Diese gleichförmige
Druckverteilung ist im Bereich der Kammerwände sowie Kammertür oder -türen nur begrenzt
möglich. In diesen Bereichen hängt die Temperatur des in den Fläschchen befindlichen
Produkts nicht nur von der Stellplattentemperatur ab; auch die Temperatur der Innenwände
der Kammer wirkt sich über Wärmestrahlung aus. Hat z.B. der aus dem Produkt austretende
Wasserdampf eine Temperatur von -40°C, dann erhöht sich diese Temperatur auf den Stellplatten
z.B. auf -20° C, während der Wasserdampf in der Nähe der Wände z.B. 20°C erreicht.
Aufgrund dieser Temperaturunterschiede können sich Druckunterschiede von mehr als
10% einstellen. Die gewünschte Voraussetzung, dass ein gleichmäßiger Wasserdampfpartialdruck
in der Kammer herrscht, ist nicht mehr ausreichend genau erfüllt; die sich einstellende
Eistemperatur ist nicht mehr gleichförmig. Einbußen der Produktqualität sind die Folge.
[0005] Um den Einfluss der Kammerwandtemperatur auf die Temperatur des in den Fläschchen
befindlichen Produkts zu vermeiden, ist es bekannt, die Stellplatten mit einem äußeren
Rand auszurüsten, der das Produkt vor einer von den Kammerwänden ausgehenden Wärmestrahlung
schützt. Diese Maßnahmen haben jedoch nur einen begrenzten Erfolg gehabt, da die Temperaturunterschiede
zwischen dem Rand und den Stellflächen ca. 20°C betragen.
[0006] Weiterhin wurde bereits vorgeschlagen, die Wände und Tür(en) der Kammer zu temperieren.
Diese Maßnahmen sind jedoch mit praktisch unüberwindbaren technischen Schwierigkeiten
und wirtschaftlichen Nachteilen verbunden. Die Kammer mit ihrer (ihren) Tür(en) kann
bei Produktionsanlagen, besonders wenn sie mit Dampf sterilisiert werden müssen, eine
Masse von vielen Tonnen haben. Diese Massen müssten bis -40°C und oft bis -60°C beim
Einfrieren abgekühlt werden, was entweder zu einer unzulässig langen Einfrierzeit
führt oder zu getrennten Kühlsystemen, die ein mehrfaches an Kälteleistung abgeben
müssen, als sie für die Stellplatten und das Produkt erforderlich ist. Abgesehen von
diesen wirtschaftlichen Problemen ist es technisch schwierig, die Flansche an der
Kammer und den Flansch an der Tür auf z.B. -50°C zu kühlen. Die Dichtungen zwischen
Kammer und Tür müssen bei tiefen Temperaturen funktionsfähig bleiben, und es ist schwierig,
ein Kondensieren des Wasserdampfes an diesen Flanschen zu vermeiden. Eine denkbare
Isolierung der Flansche gegen die Wasserdampfkondensation ist technisch nicht möglich,
da Kammerflansch und Tür in sterilen Räumen untergebracht sind. Die Sterilitätsanforderungen
in einem Reinraum schließen die Verwendung von für diese tiefen Temperaturen geeigneten
Isoliermaterialien aus.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Kammer für eine Gefriertrocknungseinrichtung
der eingangs erwähnten Art ohne besonderen technischen Aufwand so auszubilden, dass
sich während des Gefriertrocknungsprozesses gleichförmige Temperatur- und Wasserdampfdruckverhältnisse
einstellen.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass eine aus temperierbaren Bauteilen
bestehende optische Abschirmung zwischen den Stellflächen und den Kammerinnenflächen
vorhanden ist. Während der Durchführung des Gefriertrocknungsprozesses werden die
temperierbaren Bauteile jeweils auf die Temperatur eingestellt, die auch die Stellplatten
haben. Die Kammerwandtemperaturen können die Temperatur des in den Fläschchen befindlichen
Produkts nicht mehr beeinflussen. In dem von den Abschirmbauteilen begrenzten Innenraum
herrschen keine messbaren Temperatur- und Wasserdampfdruckunterschiede mehr.
[0009] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung sollen anhand eines in den Figuren
1 und 2 schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles erläutert werden. Es zeigen
- Figur 1 einen Vertikalschnitt durch eine Kammer nach der Erfindung,
- Figur 2 einen Horizontalschnitt durch diese Kammer.
[0010] In den Figuren sind die Kammer mit 1, die Kammerwandung mit 2, ihre Tür mit 3 (Figur
2), die in der Kammer 1 befindlichen Stellplatten mit 4 und ein beispielhaft dargestelltes,
auf der Stellfläche einer Stellplatte 4 abgesetztes Fläschchen mit 5 bezeichnet. Die
untere Stellplatte 4 stützt sich auf einer ortsfesten Basisplatte 6 ab. Die übrigen
Stellplatten 4 sind derart auf- und abbewegbar (Doppelpfeil 7), dass sich ihr Abstand
verändert. Durch ein Zusammenfahren der Stellplatten z.B. mit Hilfe eines hydraulischen
Antriebs (Kolbenstange 8) erfolgt in bekannter Weise das Verschließen der Fläschchen
5 mit Stopfen, die seitlich endende Durchtrittskanäle für den Wasserdampf aufweisen
und vor dem Beginn des Gefriertrocknungsprozesses auf die Fläschchen 5 aufgesetzt
werden. Die oberste Stellplatte 4 ist am Stempel 9 der Kolbenstange 8 befestigt.
[0011] Die Stellplatten 4 sind Bestandteil eines gestrichelt angedeuteten Temperierkreislaufs
11. Er ist von einer Sole durchströmt, die je nach Bedarf in einen Wärmetauscher 12
(angeschlossen an eine nicht dargestellte Kältemaschine) gekühlt oder mit einer Heizung
13 aufgeheizt wird. Dem gesteuerten Ablauf des Gefriertrocknungsprozesses dient eine
als Block dargestellte Steuerung 15, der als Steuergröße u.a. Signale eines in der
Kammer angeordneten Drucksensors 16 zugeführt werden. Zu Beginn des Gefriertrocknungsprozesses
werden die Stellplatten zunächst gekühlt (Einfrierphase). Während der Trocknungsphasen
haben die Stellplatten Temperaturen über 0°C, um den Verdampfungsprozess zu beschleunigen.
[0012] Die Kammer 1 ist mit einem Anschlussstutzen 21 ausgerüstet, an den über ein Ventil
22 ein Kondensator 23 und eine Vakuumpumpe 24 angeschlossen sind. Der Kondensator
23 dient der Anlagerung des Wasserdampfes, der während der Gefriertrocknung anfällt.
Nicht kondensierbare Gase werden von der Vakuumpumpe 24 entfernt. Das Ventil 22 steht
mit der Steuerung 15 in Verbindung. Es wird zeitweise geschlossen, um mit Hilfe von
Druckanstiegsmessungen die Eistemperatur bestimmen zu können.
[0013] Um das erfindungsgemäße Ziel zu erreichen, ist eine Abschirmung zwischen den Stellflächen
und den Innenflächen der Kammerwand 2 vorgesehen. Sie besteht aus mehreren Bauteilen
31 bis 36, die die Stellplatten 4 derart umfassen, dass keine Sichtverbindung zwischen
den Stellflächen und den darauf abgesetzten Fläschchen5 einerseits und den Kammerinnenwandflächen
andererseits besteht. Die zwischen den Bauteilen gewählten Abstände sind so groß bemessen,
dass der Wasserdampftransport zwischen den Stellflächen und dem Anschlussstutzen 21
im wesentlichen ungehindert stattfinden kann. Zweckmäßig ist es deshalb, wenn sich
die einzelnen Bauteile nach Art einer Jalousie überlappen.
[0014] Beim dargestellten Ausführungsbeispiel umfassen die Bauteile 31 bis 36 das Stellplattenpaket
von allen Seiten. Nach oben und nach unten bilden die obere bzw. untere Stellplatte
4 den erwünschten, temperierten Sichtschutz. Ist z.B. eine obere Stellplatte 4 nicht
vorhanden, müssen ein oder mehrere weitere Bauteile vorhanden sein, die für die optische
Abschirmung zur oberen Kammerwandung hin sorgen.
[0015] Durch die erfindungsgemäßen Bauteile entsteht ein innerer, nach außen optisch dichter
Raum 37, in dem sich die Stellplatten 4 bzw. Stellflächen für die Fläschchen 5 befinden.
Von den Kammerinnenwandflächen ausgehende Strahlungswärme kann die Temperatur- und
Druckverhältnisse im Raum 37 nicht mehr beeinflussen. Während des Ablaufs des Gefriertrocknungsprozesses
stellen sich die gewünschten Drücke und Temperaturen im Raum 37 gleichmäßig ein.
[0016] Um eine optimale Abschirmung der Stellflächen auch in Kantenbereichen des Stellplattenpaketes
zu erreichen, weisen die Bauteile 31, 32 oben und unten abgebogene Endabschnitte auf.
Eine Alternative dazu zeigt Figur 2. Im Bereich der hinteren Kanten des Stellplattenpaketes
enden die Bauteile 31, 33 bzw. 32, 33 jeweils mit einem den Dampfdurchtritt nicht
behindernden Spalt. Den Spalten sind mit ausreichendem Abstand weitere Bauteile 34,
35, vorzugsweise zwischen den Spalten und der Kammerwand 2, zugeordnet, deren Breite
und Länge so gewählt sind, dass eine Sichtverbindung zwischen den Stellflächen und
der Kammerinnenwand durch die Spalte hindurch nicht besteht.
[0017] Mit 36 ist ein Bauteil der erfindungsgemäßen Art bezeichnet, das an der Tür 3 der
Kammer 1 befestigt ist und derart ausgebildet ist, dass eine Sichtverbindung zwischen
den Stellflächen und der Türinnenfläche nicht besteht. Abgebogene Abschnitte 40 sorgen
für die notwendige Überlappung der Abschirmbauteile im Bereich der vorderen Kanten
des Stellplattenpaketes.
[0018] Die Abschirmbauteile sind temperiert. Sie sind als relativ dünne (weniger als 1 cm)
doppelwandige Platten ausgebildet und von einem Heiz-/Kühlmedium (Sole) durchströmt.
Zweckmäßig haben die Platten eine möglichst geringe Wärmekapazität und bestehen aus
Edelstahl.
[0019] In Figur 1 ist ein vom Temperaturkreislauf 11 für die Stellplatten 4 unabhängiger
Kreislauf 41 mit Wärmetauscher 42 und Heizung 43 dargestellt. Alle Abschirmbauteile
sind Bestandteil dieses Kreislaufs 41. Über flexible Verbindungsleitungen 44 (Figur
2) ist auch das an der Kammertür 3 befestigte Bauteil 36 versorgt.
[0020] Es besteht zwar die Möglichkeit, die Abschirmbauteile auch in den Stellplattenkreislauf
11 einzubeziehen. Wegen der unterschiedlichen und zeitlich versetzten Leistungsanforderungen
sind jedoch zwei separate Kreisläufe 11 und 41 zweckmäßig. Der Steuerung des Kreislaufs
41 dient ebenfalls der Steuerblock 15.
[0021] Die Figuren zeigen noch, dass sich der Drucksensor 16 im Raum 37 befindet. Als Steuergröße
ist der Druck in diesem Raum 37 maßgebend. Der Druck außerhalb des Raumes 37 ist für
den gesteuerten Ablauf des Gefriertrocknungsprozesses unerheblich.
1. Kammer (1)für eine Gefriertrocknungseinrichtung mit temperierbaren Stellflächen für
Behälter(5), in denen sich gefrierzutrocknendes Produkt befindet, dadurch gekennzeichnet, dass eine aus temperierbaren Bauteilen (31 bis 36) bestehende optische Abschirmung zwischen
den Stellflächen und den Innenwandflächen der Kammer (1) vorhanden sind.
2. Kammer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die temperierbaren Bauteile doppelwandig ausgebildete Platten sind, die Bestandteil
eines Kältemittelkreislaufs (11, 41) sind.
3. Kammer nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine Mehrzahl von temperierbaren Bauteilen bzw. Platten (31 bis 36)zur Herstellung
der optischen Dichtheit derart angeordnet sind, dass sie einander überlappen.
4. Kammer nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die temperierbaren Bauteile bzw. Platten (31 bis 36) zur Herstellung der optischen
Dichtheit mit abgebogenen Abschnitten(38, 39, 40) ausgerüstet sind, die das Stellplattenpaket
seitlich, oben oder unten umfassen.
5. Kammer nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die zwischen den temperierbaren Bauteilen bzw. Platten (31 bis 36) vorhandenen Abstände
so bemessen sind, dass der Wasserdampftransport zwischen den Stellflächen und einem
an die Kammer (1) angeschlossenen Kondensator (23) im wesentlichen ungehindert stattfindet.
6. Kammer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Stellplatten (4)und die der optischen Abschirmung dienenden temperierbaren Platten
(31 bis 36) Bestandteil eines gemeinsamen Kältekreislaufs (11) sind.
7. Kammer nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Stellplatten (4)und die temperierbaren, der optischen Abschirmung dienenden Platten
(31 bis 36), jeweils Bestandteile eines Kältekreislaufs (11, 41) sind, welche voneinander
unabhängig sind.
8. Kammer nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit einer Kammertür, dadurch gekennzeichnet, dass die Türinnenwandung (36) eines oder mehrerer der temperierbaren Bauteile bzw. Platten
(31 bis 36) trägt.
9. Kammer nach einem vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein der Steuerung des Ablauf des Gefriertrocknungsprozesses dienender Drucksensor
(16)innerhalb des nach außen optisch dicht abgeschirmten Raumes angeordnet ist.