(19)
(11) EP 1 280 138 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.01.2003  Patentblatt  2003/05

(21) Anmeldenummer: 01117957.9

(22) Anmeldetag:  24.07.2001
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7G10L 19/02, G10L 11/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: Empire Interactive Europe Ltd.
London N12 0DA (GB)

(72) Erfinder:
  • Tell, Andreas
    78462 Konstanz (DE)
  • Throll, Bernhard
    61440 Oberursel (DE)

(74) Vertreter: Grünecker, Kinkeldey, Stockmair & Schwanhäusser Anwaltssozietät 
Maximilianstrasse 58
80538 München
80538 München (DE)

   


(54) Verfahren zur Analyse von Audiosignalen


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Analyse, Separation und Extraktion von Audiosignalen.
Durch die Erzeugung einer Serie von Kurzzeitspektren, eine nichtlineare Abbildung in die Tonhöhenanregungsschicht, eine nichtlineare Abbildung in die Rhythmusanregungsschicht, Extraktion der kohärenten Frequenzströme, Extraktion der kohärenten zeitlichen Ereignisse und die Modellierung des Restsignals läßt sich das Audiosignal in Rhythmus- und Frequenzanteile zerlegen, mit denen man das Signal auf einfache Weise weiterverarbeiten kann.
Zu den Anwendungen des Verfahrens gehören Datenkompression, Manipulation der Zeitbasis, Tonart und Formantstruktur, Notation, Spurseparation und Identifikation von Audiodaten.




Beschreibung

Gebiet der Erfindung



[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Analyse von Audiosignalen. Analog zur Funktionsweise des menschlichen Gehirns werden in dem vorliegenden Verfahren die Audiosignale auf Frequenz- und Zeitkohärenz untersucht. Durch Extraktion dieser Kohärenzen lassen sich Datenströme der Signale separieren.

Stand der Technik



[0002] Das menschliche Gehirn reduziert Datenströmen, die von der Cochlea, der Retina oder anderen Sensoren geliefert werden. Akustische Information wird zum Beispiel auf dem Weg zum Neocortex auf weniger als 0.1 Prozent reduziert.

[0003] Eine Datenreduktion in Analogie zum menschlichen Gehirn bietet daher zwei Vorteile. Einerseits kann man eine starke Komprimierung erhalten, andererseits geht bei der Reduzierung der Datenströme nur Information verloren, die im Gehirn sowieso entfernt worden wäre und somit unhörbar ist.

[0004] Psychoakustische Modelle versuchen die Phänomene dieser Reduktion zu imitieren, vgl. Auditory Perception - A New Analysis and Synthesis, Richard M. Warren, 1999 Cambridge University Press, liefern aber prinzipbedingt im direkten Vergleich nur sehr schlechte Resultate.

[0005] Die Art der Datenreduktion läßt sich mit Hilfe der Informationstheorie erklären. Neuronale Netzwerke versuchen die Signalentropie zu maximieren. Dieser Prozeß ist äußerst kompliziert und kaum analytisch beschreibbar, und kann eigentlich nur durch lernende Netze modelliert werden.

[0006] Ein wesentlicher Nachteil dieses bekannten Verfahren besteht in der sehr langsamen Konvergenz, so daß es selbst auf modernen Rechnern nicht zufriedenstellend realisiert werden kann.

[0007] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, mit dem akustische Datenströme (Audiosignale) mit geringem Rechenaufwand so analysiert und zerlegt werden können, daß die separierten Signale einerseits sehr gut komprimiert oder anderweitig weiterverarbeitet werden können, andererseits aber einen möglichst geringen Informationsverlust aufweisen.

Beschreibung der Erfindung



[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zur Analyse von Audiosignalen gemäß Anspruch 1.

[0009] In der Beschreibung der Erfindung werden folgende Begriffe verwendet.

[0010] Ein Kurzzeitspektrum eines Signals a(t) ist eine zweidimensionale Darstellung S(f,t) im Phasenraum mit den Koordinaten f (Frequenz) und t (Zeit).

[0011] Die verwendete Definition von Kohärenz bezieht sich auf charakteristische Eigenschaften der Autokorrelationsfunktion As von Kurzzeitspektren S :

wobei S+ das konjugierte Spektrum bezeichnet. Weist diese Funktion vorhersagbares Verhalten für t=0 bzw. f=0 aus, so spricht man von Frequenzkohärenz respektive Zeitkohärenz. Diese Aussage betrifft das gesammte Kurzzeitspektrum S; will man, wie im folgenden, etwas über lokale Kohärenz erfahren, so zieht man nur einen Ausschnitt von S zur Bewertung heran.

[0012] Filter werden durch ihre Wirkung im Frequenzraum definiert. Der Filteroperator wirkt auf die Fouriertransformierte

als frequenzabhängige komplexwertige Bewertung h(f), die man als Frequenzantwort bezeichnet:





[0013] Die frequenzabhängigen reellen Grössen g(f) und φ(f) werden als Amplituden- bzw. Phasenantwort bezeichnet.

[0014] Anwendung der inversen Fouriertransformation auf die Operatordefinition zeigt, daß der Filter im Ortsraum als Faltung mit -1[h(f)] wirkt. Diese Faltung läßt sich als Skalarprodukt mit translationssymmetrischen Vektoren V(t) beschreiben. Ein Satz von Filtern mit verschiedenen hn(f) liefert damit ein Kurzzeitspektrum nach der obigen Definition. Im Falle von Bandpaßfiltern, bei denen h(f) bis auf ein endliches Intervall praktisch verschwindet, kann eine Bank von Filtern zur Darstellung von Kurzzeit-Fourierspektren oder Waveletspektren verwendet werden. Im ersten Fall entstehen die unterschiedlichen hn(f) durch Verschiebung eines vorgebenen h(f), im zweiten Fall durch Skalierung der Frequenzachse. Bei Fourierspektren haben die hn(f) eine konstante Bandbreite, bei Waveletspektren dagegen konstante Güte (constant Q).

[0015] In Strömen und Ereignissen werden Teile des Phasenraumes zusammengefaßt, die die gleiche Art von Kohärenz aufweisen und zusammenhängend sind. Ströme beziehen sich dabei auf Frequenzkohärenz, Ereignisse auf zeitliche Kohärenz. Ein Beispiel für einen Strom ist also eine einstimmige Melodielinie eines Instruments, die nicht unterbrochen ist. Ein Ereignis kann dagegen ein Trommelschlag sein, aber auch die Konsonanten in einer Gesangslinie.

[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der Kohärenzanalyse von Audiosignalen. Wie im menschlichen Gehirn werden dabei zwei kohärente Situationen in den Signalen unterschieden: zum einen zeitliche Kohärenz in Form von Gleichzeitigkeit und Rhythmik und zum anderen Kohärenz im Frequenzraum, die sich durch Obertonspektren darstellt und zur Wahrnehmung einer bestimmten Tonhöhe führt. Damit wird eine Reduktion der komplexen Audiodaten auf Rhythmik und Tonalität durchgeführt, wodurch sich der Bedarf an Steuerdaten wesentlich reduziert.

[0017] Um die Datenverarbeitung zu beginnen, muß zunächst eine Serie von Kurzzeitspektren erstellt werden, die zur weiteren Analyse benötigt werden. Anschließend wird mit einer nichtlinearen Abbildung die Anregung der Tonhöhenschicht erzeugt; eine weitere nichtlineare Abbildung ergibt die Anregung der Rhythmusschicht. Dann erfolgt die Extraktion der kohärenten Frequenzströme und der kohärenten zeitlichen Ereignisse. Zuletzt wird das verbleibende Restsignal modelliert.

[0018] Die getrennten Ströme können aufgrund ihrer geringen Entropie hervorragend komprimiert werden. Im optimalen Fall kann eine Kompressionsrate von über 1:100 erzielt werden, ohne daß Verluste hörbar wären. Ein mögliches Kompressionsverfahren wird anschließend an das Separationsverfahren beschrieben.

[0019] Im folgenden werden die Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens und vorteilhafte Ausführungsformen sowie verschiedene Anwendungen beschrieben.

[0020] Erzeugung der Kurzzeitspektren

[0021] Die Kurzzeitspektren werden vorteilhafterweise mittels Kurzzeit-Fouriertransformation, Wavelettransformation oder mittels einer Hybridmethode aus Wavelettransformation und Fouriertransformation erzeugt.

[0022] Die Fouriertransformation kann durch Verwendung einer zeitlich um t0 = 0 lokalisierten Fensterfunktion w(t) zur Erzeugung eines Kurzzeitspektrums verwendet werden :



[0023] Die Fensterfunktion beeinflußt dabei wesentlich die Bandbreite der einzelnen Filter, die unabhängig von f einen konstanten Wert besitzt. Die Frequenzauflösung ist damit über die ganze Frequenzachse gleich. Die Erzeugung eines Kurzzeitspektrums mittels Fouriertransformation bietet den Vorteil, daß schnelle Algorithmen (FFT, fast fourier transform) für die diskrete Fouriertransformation bekannt sind.

[0024] Die Wavelettransformation (WT) erhält man durch die Definition eines Mutter-Wavelets M(t) mit den Eigenschaften

und

Die Transformation ergibt sich dann zu:



[0025] Die Frequenzachse wird dabei logarithmisch homogen unterteilt, so daß man sinnvollerweise log(f) als neue Frequenzachse betrachtet. Die Wavelettransformation ist äquivalent zu einer Bank von Filtern mit

. Wegen ihrer logarithmischen Unterteilung hat diese Transformation den großen Vorteil, die Frequenzauflösung des menschlichen Gehörs nachzubilden. Schnelle Wavelettransformationen beruhen auf der Auswertung einer allgemeinen WT auf einem dyadischen Phasenraumgitter.

[0026] Die Vorteile von Fourier- und Wavelettransformation lassen sich zusammenführen, indem man hybride Methoden verwendet. Hierbei wird zunächst eine dyadische WT durch rekursive Halbierung des Frequenzspektrums mit komplementären Hoch- und Tiefpaßfiltern durchgeführt. Zur Realisation benötigt man ein Signal a(nΔt), n

, auf einem diskreten Zeitraster, wie es nach der Digitalisierung im Rechner vorliegt. Außerdem verwendet man die Operationen und , die den beiden Filtern entsprechen. Um das Verfahren rekursiv anzuwenden, muß die Signalrate halbiert werden, was der Operator durch entfernen aller ungeraden n erreicht. Umgekehrt fügt Û nach jedem diskreten Signalwert eine Null ein, um die Signalrate zu verdoppeln. Man kann dann die von der dyadischen WT erzeugten Bänder von der größten Frequenz an durchnumerieren :



[0027] Die große Rechengeschwindigkeit ist in der rekursiven Auswertbarkeit des Bandes Bm über Bm-1 begründet. Die Skalierung der Frequenzachse ist logarithmisch. Um die Auflösung der Transformation zu erhöhen, kann jedes Bandsignal Bm(n) mit einer diskreten Fouriertransformation weiter linear unterteilt werden. Die einzelnen Fourierspektren müssen dabei in ihrer Frequenzachse gespiegelt werden, da durch den Operator nach der obere Teil des Spektrums nach unten umklappt. Als Ergebnis erhält man eine stückweise lineare Approximation eines logarithmisch aufgelösten Spektrums. Die Auflösung kann dabei je nach verwendetem Fenster für die diskrete Fouriertransformation sehr hohe Werte erreichen.

Nichtlineare Tonhöhenanregung



[0028] Als Tonhöhe (Pitch) wird bei vom Gehirn empfundener Frequenzübereinstimmung eines tonalen Ereignisses mit einer zum Vergleich angebotenen Sinusschwingung deren Frequenz f definiert. Die Tonhöhenskala wird vorteilhafterweise logarithmisiert, um der Frequenzauflösung des menschlichen Gehörs gerecht zu werden. Eine solche Skala kann linear auf musikalische Notennummern abgebildet werden.

[0029] Die Tonhöhenanregungsschicht (PEL, Pitch Excitation Layer) stellt einen zeitabhängigen Zustand PELt(p) ∈

mit p = a log(f)+b und a, b Abbildungskonstanten dar, der sein Maximum bei pmax annimmt. Das Maximum gibt die zum Zeitpunkt t dominante Tonhöhe an.

[0030] Weitere lokale Maxima zeigen bei mehrstimmigen (polyphonen) Signalen ebenfalls vorhandene Tonhöhen an. Die PEL imitiert die Tonhöhenanregung im Cortex des menschlichen Gehirns, indem Frequenzkohärenzen analysiert werden.

[0031] Zur Erzeugung der Tonhöhenanregung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. In Frage kommen unter anderem neuronale Netze. Beispielsweise lassen sich neuronale Netze mit Rückkopplungsglied und Erkennungsträgheit vom Typ ART (Adaptive Resonance Theory) verwenden. Ein solches Modell zur erwartungsgesteuerten Stromseparation ist in einer einfachen Form in Pitch-based Streaming in Auditory Perception, Stephen Grossberg, in: Musical Networks - Parallel Distributed Perception and Performance, Niall Griffith, Peter M. Todd (Editors), 1999 MIT Press, Cambridge, beschrieben worden.

[0032] Eine einfachere und daher besonders geeignete Möglichkeit ist die Verwendung einer deterministischen Abbildung vom Kurzzeitspektrum in den PEL. Dabei ist es von Vorteil, diese Abbildung in zwei Teilabbildungen aufzuspalten. In einer ersten Abbildung wird der Logarithmus des Spektralbetrags genommen:



[0033] Die zweite Abbildung besteht wiederum aus verschiedenen Teilen. Als erstes wird die Korrelation von L(t,f) mit einem idealen Obertonspektrum berechnet. Anschließend werden spektrale Echos eines Tons im PEL unterdrückt, die der Lage möglicher Obertöne entsprechen.

[0034] Um den Kontrast zu erhöhen und weniger ausgeprägte Anteile des Spektrums zu unterdrücken, ist es von Vorteil, das Spektrum lateral zu hemmen. Diese laterale Hemmung kann nach der Berechnung von L(t,f), nach der Korrelierung oder auch nach der

[0035] Echounterdrückung durchgeführt werden. Für die laterale Hemmung kann, nach Vorbild der Natur, eine nichtlineare Abbildung verwendet werden.

[0036] Um den Aufwand zu erniedrigen, ist es von Vorteil, die laterale Hemmung mit einer linearen Abbildung durchzuführen. Damit wird die gesamte zweite Abbildung der Tonhöhenanregung eine lineare Abbildung und kann als Produkt von Matrizen geschrieben werden. In einer bevorzugten Ausführungsform führt eine erste Matrix H die laterale Hemmung durch; dabei wird der Kontrast des Spektrums erhöht, um für die folgende Korrelationsmatrix K eine optimale Ausgangsbasis zu liefern. Bei der Korrelationsmatrix handelt es sich um eine Matrix, die alle möglichen Obertonpositionen enthält und so an der Stelle mit maximaler Übereinstimmung des Obertonspektrums eine entsprechend große Ausgabe erzeugt. Anschließend wird wieder eine laterale Hemmung durchgeführt. Danach werden mit einer "Entscheidungsmatrix" U die spektralen Echos eines Tons im PEL unterdrückt, die der Lage möglicher Obertöne entsprechen. Zuletzt wird nochmals eine laterale Hemmung durchgeführt. Je nach Form der einzelnen Abbildungen ist es nötig, jeweils eine Matrix M vor- bzw. nachzuschalten, um den Spektralvektor vom Mittelwert zu befreien.

[0037] In einer bevorzugten Auführungsform können die Matrizen die folgende Gestalt haben. Die Größe der Korrelationsmatrix Kij entspricht der Länge des diskreten Spektrums und wird mit N bezeichnet. Dann können die Einträge die Form haben

   wobei die αj so gewählt werden, daß

Falls die Kurzzeitspektren mit reinen Fourier- oder Wavelettransformationen ermittelt wurden, ist

a,b sind nach dem zu analysierenden Spektralausschnitt zu wählen, P ist die Anzahl zu korrelierener Obertöne. Die verwendeten Konstanten ergeben sich aus der Lage der interessanten Daten im Spektrum und können relativ frei gewählt werden. Die Anzahl der Obertöne sollte sich zwischen etwa 5 und 20 bewegen, da dies der Zahl der wirklich vorkommenden Obertöne entspricht. Die Konstante p wird empirisch ermittelt. Sie kompensiert die Breite der spektralen Bänder. Für die Hybridmethode kann die Korrelationsmatrix entsprechend stückweise konstruiert werden.

[0038] Die spektralen Echos, die der Lage möglicher Obertöne entsprechen, können mit der Matrix U

unterdrückt werden:

mit δ0l dem Kronecker-Symbol; die αj werden so gewählt, daß



[0039] Für die laterale Hemmung kann man die Matrix Hij mit

wählen, wobei die Konstanten s > 0 und ρ1 > ρ2 empirisch zu bestimmen sind; die αj werden so gewählt, daß



[0040] Für die korrekte Funktionsweise obiger Matrizen muß der Spektralvektor mittelwertfrei sein.

[0041] Dazu kann man die Matrix M

verwenden:

wobei

die N -dimensionale Identitätsmatrix bezeichnet und E

=1, i,j =1,...,N. Definiert man =

MHM , so läßt sich der lineare Anteil der PEL-Abbildung schreiben als



[0042] Um die Anregungsschicht zu berechnen ist das logarithmische Spektrum mit A abzubilden:



[0043] Das so erzeugte Pitchspektrum zeigt deutliche Ausprägungen für alle im Audiosignal vorkommenden tonalen Ereignisse. Um die Ereignisse zu trennen, kann eine Vielzahl solcher Pitchspektren gleichzeitig erzeugt werden, die sich alle untereinander hemmen, so daß sich in jedem Spektrum ein anderer Kohärenzstrom manifestiert. Ordnet man jedem dieser Pitchspektren eine Kopie seines Frequenzspektrums zu, so kann man über ein Feedback in diese sogar eine erwartungsgesteuerte Anregung im Pitchspektrum erzeugen. Ein solches ART-Stream Netzwerk eignet sich hervorragend, um Eigenschaften der menschlichen Wahrnehmung zu modellieren.

[0044] Es ist vorteilhaft, die Ströme durch Suche von zeitlich zusammenhängenden lokalen Maxima auf der Pitchachse zu erkennen und die Tonhöhendaten daraus als Zeitreihe zu berechnen. Diese Stromdaten werden später dazu verwendet, die kohärenten Daten zu extrahieren.

Nichtlineare Rhythmusanregung



[0045] Plötzliche Änderungen auf der Zeitachse des Kurzzeitspektrums, sogenannte Transienten, sind die Grundlage für rhythmischen Empfinden und stellen die auffälligste zeitliche Kohärenz innerhalb eines kurzen Zeitfensters dar.

[0046] Die rhythmische Anregung soll bei geringer Frequenzauflösung und relativ hoher Zeitauflösung auf Ereignisse mit starker zeitlicher Kohärenz reagieren. Es bietet sich an, für diesen Zweck ein zweites Spektrum mit geringerer Frequenzauflösung neu zu berechnen.

[0047] Um den Aufwand zu reduzieren, ist es von Vorteil, das bereits vorhandene Spektrum für diesen Zweck zu nutzen. Grundlage für die lineare Abbildung in die Rhythmusanregungsschicht (REL, Rhythm Excitation Layer) ist dann das logarithmische Spektrum L(t,f). Die anzuwendende Abbildung kann durch zwei Schritte beschrieben werden.

[0048] In einem ersten Schritt werden die Frequenzkomponenten gemittelt, um ein besseres Signal/Rausch-Verhältnis zu erhalten. In einer bevorzugten Ausführungsform, die an die oben beschriebenen Matrizen angepaßt ist, hat die Matrix R

zur Frequenzrauschunterdrückung die Gestalt

mit



[0049] Die Konstanten a,b sind nach dem zu analysierenden Spektralausschnitt wie oben zu wählen, um die PEL mit der REL vergleichen zu können. Die Konstante σ steuert die Frequenzverschmierung und damit die Rauschunterdrückung.

[0050] Im menschlichen Gehirn kann nur eine zeitliche Korrelation auf einem sehr kurzen Intervall erfolgen. Man kann daher im zweiten Schritt der Rhythmusanregung eine differentielle Korrelation vornehmen, ohne wesentliche Informationen zu verlieren. Der Operator für diese Abbildung wird hier analytisch kontininuierlich wiedergegeben, kann aber mit Standardmethoden diskretisiert werden.

mit 0 < β < 1 und σ1 > σ2 > 0 als empirisch bestimmbaren Parametern.

[0051] Die beiden Operatoren kommutieren, so daß die zusammengesetzte Abbildung in die Rhythmusschicht durch

gegeben ist. Der Betrag von RL gibt Aufschluß über das Auftreten und den Frequenzbereich von Transienten.

Extraktion der kohärenten Frequenzströme



[0052] Da die PEL-Ströme im Frequenzraum gut lokalisiert sind, verwendet man eine Filterstruktur um den Strom von den restlichen Daten des Audiostroms zu trennen. Vorteilhafterweise benutzt man hierfür einen Filter mit variabler Mittenfrequenz. Von besonderem Vorteil ist es, wenn die Tonhöheninformation aus der PEL-Ebene in eine Frequenztrajektorie umgewandelt wird und damit die Mittenfrequenz des Bandpassfilters gesteuert wird. Somit wird für jeden Oberton ein Signal geringer Bandbreite erzeugt, das anschließend durch Addition zum Gesamtstrom verarbeitet werden kann, aber auch mittels Amplitudenhüllkurve für jeden Oberton und Tonhöhenverlauf beschrieben werden kann.

[0053] Um das Signal aus dem Datenstrom zu löschen, muß es abgezogen werden. Dabei kann durch den Filter eine Phasenverschiebung eingeführt werden. In diesem Fall ist es notwendig, nach der Extraktion eine Phasenanpassug durchzuführen. Das wird vorteilhafterweise erreicht, indem das extrahierte Signal mit einer komplexwertigen Hüllkurve vom Betrag 1 multipliziert wird. Die Hüllkurve wird verwendet, um mittels Optimierung, beispielsweise durch Minimierung des quadratischen Fehlers, den Phasenausgleich zu erreichen.

[0054] Es ist von Vorteil, mit der Hüllkurve auch die Amplitudenanpassung des extrahierten Signals vorzunehmen. Die Tonhöheninformation ist aus der PEL bekannt, so daß man eine entsprechende Sinusoide synthetisieren kann, die bis auf die fehlende Amplitudeninformation und eine gewisse Phasenabweichung den Teilton des Stromes exakt beschreibt.

[0055] In einer bevorzugten Ausführungsform kann die Sinusoide S(t) die folgende Form haben:

wobei f(t) den Frequenzverlauf aus der PEL und n die Nummer der harmonischen Komponente bezeichnet. Diese Hüllkurve muß jetzt sowohl die Amplitude anpassen als auch die Phasenverschiebung kompensieren. Das Orginalsignal kann dabei als Referenz genommen werden, um den Fehler der Anpassung zu messen und zu minimieren. Dabei reicht es aus, den Fehler lokal zu reduzieren und sich schrittweise durch die gesamte Hüllkurve zu arbeiten.

[0056] Wurde zur Erzeugung der PEL bereits eine Filterbank verwendet, so eröffnet sich eine andere vorteilhafte Möglichkeit zur Frequenzselektion der Ströme. Aus dem bekannten Frequenzverlauf f(t) läßt sich zu jedem Zeitpunkt die benötigte Frequenzbewertung B(f,t) für die gesamte Obertonstruktur berechnen. Aus den bekannten Frequenzantworten hn(f) lassen sich daraus die Koeffizienten berechnen, mit deren Hilfe man den Strom S(t) extrahieren kann:

mit Bn(t) den komplexwertigen Frequenzantwort des n-ten Filters. In diesem Fall repräsentiert S(t) den kompletten extrahierten Strom und weist keine Phasenverschiebung auf, da diese durch die komplexen Koeffizienten bereits korrigiert wurde. Obige Formel gilt jedoch nur für näherungsweise orthogonale hn(f), im allgemeinen Fall ist ein Korrekturglied zu ergänzen.

Extraktion der kohärenten zeitlichen Ereignisse



[0057] Im Gegensatz zu den PEL-Strömen sind die REL-Ereignisse im Frequenzraum schlecht lokalisiert, dafür aber im Zeitraum recht scharf definiert. Entsprechend ist die Strategie zur Extraktion zu wählen. Zunächst findet eine grobe Frequenzbewertung statt, die aus der Ereignisunschärfe in der REL abgeleitet wird. Da hier keine besondere Exaktheit erforderlich ist, ist es von Vorteil, für die Bewertung FFT-Filter, Analysefilterbänke oder ähnliche Werzeuge zu verwenden, bei denen jedoch Dispersionsfreiheit im Durchlaßband herrschen sollte. Der nächste Schritt erfordert entsprechend eine Zeitraumbewertung. Vorteilhafterweise trennt man das Ereignis durch Multiplikation mit einer Fensterfunktion ab. Die Wahl der Fensterfunktion muss empirisch bestimmt werden und kann auch adaptiv geschehen. Damit kann das extrahierte Ereignis durch

erhalten werden; das Signal a(t) wird mit H(f) frequenzbewertet und mit W(t) ausgeschnitten.

Modellierung des Restsignals



[0058] Nach Extraktion der kohärenten Frequenzströme und zeitlichen Ereignisse enthält das Restsignal (Residuen) des Audiostroms keine Anteile mehr, die vom Gehör erkennbare Kohärenzen aufweisen, lediglich die Frequenzverteilung wird noch wahrgenommen. Es ist daher von Vorteil, diese Anteile statistisch zu modellieren. Hierfür erweisen sich zwei Verfahren als besonders vorteilhaft.

[0059] In einem ersten Verfahren verwendet man mehrere Bänder, die frequenzlokalisiertes Rauschen enthalten. Eine Frequenzanalyse des Restsignals liefert das Mischungsverhältnis; die Synthese besteht dann aus einer zeitabhängigen gewichteten Addition der Bänder.

[0060] In einem zweiten Verfahren beschreibt man das Signal durch seine statistischen Momente. Die zeitliche Entwicklung dieser Momente wird aufgezeichnet und kann zur Resynthese verwendet werden. Die einzelnen statistischen Momente werden auf bestimmten Zeitintervallen berechnet. Vorteilhafterweise überlappen sich die Intervallfenster bei der Analyse zu 50% und werden dann bei der Resynthese mit einem Dreiecksfenster bewertet addiert, um die Überlappung zu kompensieren. Mit

bezeichnet man das n-te Moment der Zufallsfolge ak. Aus den Momenten läßt sich die Verteilungsfunktion der Zufallsfolge berechnen und dann eine äquivalente Folge neu erzeugen. Die Anzahl der analysierten Momente sollte wesentlich kleiner sein als die Länge K der Folge. Genaue Werte erschließen sich durch Hörexperimente.

Anwendungen



[0061] Das oben beschriebene Verfahren kann in vorteilhafter Weise zur Kompression von Audiodaten verwendet werden. Hierzu wird erfindungsgemäß ein Verfahren mit den Schritten nach Anspruch 20 zur Verfügung gestellt.

[0062] Die durch die Extraktion separierten Ströme und Ereignisse weisen geringe Entropie auf und lassen sich daher vorteilhafterweise sehr effizient komprimieren. Es ist von Vorteil, die Signale zunächst in eine für die Kompression geeignete Darstellung zu transformiert.

[0063] Als erstes kann eine adaptive differentielle Kodierung der PEL-Ströme erfolgen. Aus der Extraktion der Ströme erhält man pro Strom eine Frequenztrajektorie und für jeden vorhanden harmonischen Anteil eine Amplitudenhüllkurve. Zur effektiven Speicherung dieser Daten wird vorteilhafterweise ein zweifach differentielles Schema angewendet. Die Daten werden in gleichmäßigen Abständen abgetastet. Bevorzugt wird dabei eine Abtastrate von etwa 20 Hz verwendet. Die Frequenztrajektorie wird logarithmisiert, um der tonalen Auflösung des Gehörs gerecht zu werden, und auf dieser logarithmischen Skala quantisiert. In einer bevorzugten Ausführungsform beträgt die Auflösung etwa 1/100 Halbton. Explizit gespeichert wird vorteilhafterweise der Wert der Startfrequenz und danach nur noch die Differenzen zum vorangegangenen Wert. Dabei kann eine dynamische Bitanpassung verwendet werden, die bei stabilen Frequenzlagen, wie bei lange gehaltenen Tönen, praktisch keine Daten erzeugt.

[0064] Die Hüllkurven können ähnlich kodiert werden. Auch hier wird die Amplitudeninformation logarithmisch interpretiert, um eine höhere angepaßte Auflösung zu erreichen. Nachdem die Hüllkurve der Grundfrequenz analog zur Frequenztrajektorie kodiert wurde, wird zu jedem Oberton der Amplitudenstartwert abgelegt. Da der Verlauf der Obertonamplituden stark mit den Grundtonamplituden korreliert ist, wird vorteilhafterweise die Differenzinformation der Grundtonamplitude als Änderung der Obertonamplitude angenommen und nur noch die Differenz zu diesem geschätzten Wert gespeichert. Dadurch entstehen bei Obertonhüllkurven nur dann nennenswerte Datenvolumen, falls sich die Obertoncharakteristik stark ändert. Dadurch wird die Informationsdichte weiter erhöht.

[0065] Die aus der REL-Schicht extrahierten Ereignisse besitzen aufgrund ihrer zeitlichen Lokalisierung eine geringe zeitliche Kohärenz. Es ist daher von Vorteil, eine zeitlokalisierte Kodierung zu verwenden und die Ereignisse in ihrer Zeitraumdarstellung zu speichern. Häufig sind sich die Ereignisse untereinander sehr ähnlich. Vorteilhafterweise ermittelt man daher durch Analyse typischer Audiodaten einen Satz von Basisvektoren (Transienten), in dem sich die Ereignisse durch wenige Koeffizienten beschreiben lassen. Diese Koeffizienten können quantisiert werden und liefern dann eine effiziente Darstellung der Daten. Die Ermittlung der Basisvektoren erfolgt bevorzugt mit neuronalen Netzwerken, insbesondere Vektorquantisierungsnetzwerken, wie man sie beispielsweise aus Neuronale Netzwerke, Rüdiger Brause, 1995 B.G. Teubner Stuttgart, kennt.

[0066] Aufgrund ihres statistischen Charakters können die Residuen, wie oben beschrieben, durch eine Zeitreihe von Momenten oder durch Amplitudenverläufe von Bandrauschen modelliert werden. Für diese Art von Daten ist eine geringe Abtastrate ausreichend. Analog zur Kodierung der PEL-Ströme kann auch hier eine differentielle Kodierung mit adaptiver Bittiefenanpassung verwendet werden, mit der die Residuen nur minimal zum Datenstrom beitragen.

[0067] Sobald die Daten in eine geeignete Darstellung transformiert wurden, kann eine statistische Datenkomprimierung durch Entropiemaximierung erfolgen. Besonders geeignet sind dabei LZW- oder Huffmann-Verfahren.

[0068] Die nach obigem Verfahren separierten Signale eignen sich ebenfalls sehr gut für Manipulationen der Zeitbasis (Timestretching), der Tonart (Pitchshifting) oder der Formantstruktur, wobei unter Formant der Bereich des Klangspektrums zu verstehen ist, in dem sich unabhängig von der Tonhöhe Schallenergie konzentriert. Für diese Manipulationen sind bei der Resynthese der Audiodaten die Syntheseparameter in geeigneter Weise zu ändern. Hierfür werden erfindungsgemäß Verfahren mit den Schritten nach den Ansprüchen 25 - 28 zur Verfügung gestellt.

[0069] Die PEL-Ströme werden vorteilhafterweise an eine neue Zeitbasis angepaßt, indem die Zeitmarkierungen ihrer Hüllkurven- bzw. ihrer Trajektorienpunkte aus der PEL gemäß der neuen Zeitbasis angepaßt werden. Alle anderen Parameter können unverändert bleiben. Zur Änderung der Tonart wird die logarithmische Frequenztrajektorie entlang der Frequenzachse verschoben. Um die Formantstruktur zu ändern, wird aus den Obertonamplituden der PEL-Ströme eine Frequenzhülle interpoliert. Diese Interpolation kann vorzugsweise durch zeitliche Mittelung erfolgen. Dadurch erhält man ein Spektrum, dessen Frequenzhüllkurve die Formantstruktur ergibt. Diese Frequenzhülle kann unabhängig von der Basisfrequenz verschoben werden.

[0070] Die Ereignisse der REL-Schicht bleiben bei Tonart- und Formantstrukturänderung invariant. Bei Änderung der Zeitbasis paßt man den Zeitpunkt der Ereignisse entsprechend an.

[0071] Wie die REL-Ereignisse bleiben die globalen Residuen bei Tonartänderungen invariant. Bei einer Manipulation der Zeitbasis kann im Falle der Momentkodierung die Synthesefensterlänge angepaßt werden. Werden die Residuen mit Rauschbändern modelliert, können bei Manipulation der Zeitbasis die Hüllkurvenstützpunkte für die Rauschbänder entsprechend angepaßt werden. Bei der Formantkorrektur wird vorzugsweise die Rauschbanddarstellung verwendet. In diesem Fall kann eine Anpassung der Bandfrequenz entsprechend der Formantverschiebung vorgenommen werden.

[0072] Als weitere vorteilhafte Anwendung ergibt sich die Notation der Audiodaten in Notenschrift. Dazu wird erfindungsgemäß ein Verfahren mit den Schritten nach Anspruch 29 bereitgestellt. Bei dem Verfahren werden zunächst die PEL-Ströme nach ihrer Obertoncharakteristik gruppiert. Das Gruppenkriterium liefert ein trainierbarer Vektorquantisierer, der aus ihm vorgegebenen Beispielen lernt. Eine so erzeugte Gruppe kann dann durch die Frequenztrajektorien in eine Notation umgewandelt werden. Dabei können die Tonhöhen beispielsweise in das Zwölftonsystem quantisiert und mit Eigenschaften wie Vibrato, Legato o.ä. versehen werden.

[0073] Zur Notation der perkussiven Instrumente müssen Koinzidenzen von REL-Ereignissen mit tieffrequenten PEL-Ereignissen oder Residuen erkannt werden. Dazu werden vorzugsweise für Mustererkennungsaufgaben übliche neuronale Netze verwendet, wie sie beispielsweise auch in Neuronale Netzwerke, Rüdiger Brause, 1995 B.G. Teubner Stuttgart, beschrieben werden. Die so identifizierten Perkussionsschläge werden dann in die Notation eingefügt.

[0074] Anspruch 30 stellt erfindungsgemäß ein Verfahren zur Verfügung, mit dem in vorteilhafter Weise eine Spurseparation von Audiosignalen durchgeführt werden kann. Die PEL-Stöme werden dabei nach ihrer Obertoncharakteristik gruppiert und dann separat synthetisiert. Dazu müssen allerdings noch gewisse Zusammengehörigkeiten von REL-Ereignissen, PEL-Strömen und Residuen erkannt werden, da diese in eine dem Instrument entsprechende resynthetisierte Spur zusammengefaßt werden sollen. Diese Zusammengehörigkeit kann nur begrenzt deterministisch bestimmt werden; vorzugsweise verwendet man daher für diese Mustererkennung neuronale Netze, wie sie oben genannt wurden.

[0075] Sobald die Spuren separiert wurden, können sie getrennt bearbeitet und neu zusammengemischt werden. Neben vielen anderen Möglichkeiten können auch einzelne Instrumente analysiert oder ersetzt und Stimmen ausgeblendet oder verstärkt werden.

[0076] Es ist von Vorteil, das Verfahren zur Analyse von Audiosignalen für die globale und lokale Identifikation von Audiosignalen zu verwenden, wofür erfindungsgemäß ein Verfahren mit den Schritten nach Anspruch 31 oder 32 zur Verfügung gestellt wird. Diese Identifikation stützt sich auf Merkmale, die auch menschlicher Wahmehmung als Wiedererkennungsmerkmale zur Verfügung stehen. Mit verschiedenen Kriterien lassen sich verschiedene Arten der Wiedererkennung erhalten.

[0077] Um ein Musikstück eindeutig als ein in einer Datenbank gespeichertes Stück zu identifizieren, sind die relative Position und die Art, d.h. die innere Struktur, der Ströme und Ereignisse zu vergleichen. Unter der inneren Struktur der Melodielinie beispielsweise versteht man Merkmale, wie Intervalle und langanhaltende Töne. Dieser Vergleich mit einer Datenbank kann deterministisch erfolgen und sich vorteilhafterweise zunächst auf die Intervallabfolgen beschränken. Falls damit noch keine eindeutige Identifizierung möglich ist, kann man zusätzliche Kriterien hinzuziehen.

[0078] Um den Titel eines Musikstückes unabhängig von Interpreten oder Aufnahmeumständen zu ermitteln, muß man dominante Strukturen in dem Material finden. Diese Strukturen lassen sich durch häufige Wiederholungen oder besonders hohe Signalanteile deterministisch identifizieren. Je mehr solcher Merkmale mit einem Vergleichs- oder Referenzstück übereinstimmen, wobei Änderungen der Zeitbasis, Tonart oder Phrasierung zulässig sind, desto gößer ist die Wahrscheinlichkeit, daß das untersuchte Musikstück mit dem Vergleichsstück übereinstimmt. Der Vergleich von Melodielinien kann sich dabei vorteilhafterweise auf die Abfolge von den länger ausgehaltenen Tönen konzentrieren und auch hier nur auf die Abfolge der Intervalle. Es reicht häufig aus, die rhythmische Information nur sehr grob zu bewerten und einzubeziehen, da diese Information stark vom Interpreten abhängen kann.

[0079] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Analyse von Audiodaten kann in vorteilhafter Weise zur Identifikation einer Gesangsstimme in einem Audiosignal verwendet werden. Hierfür wird erfindungsgemäß ein Verfahren mit den Schritten nach Anspruch 33 zur Verfügung gestellt. Um den Sänger eines Musikstückes zu identifizieren, charakterisiert man vorteilhafterweise seine Stimme über die Formantstruktur. Die typische Formantlage kann, wie oben beschrieben, aus den PEL-Strömen interpoliert werden. Beim Vergleich der Formantstrukturen mit einer Datenbank kann man somit die Auswahl an möglichen Sängern stark einschränken, im Idealfall sogar den Sänger eindeutig identifizieren.

[0080] Bei allen oben genannten Identifikationsverfahren ist es von Vorteil, zu Beginn ein Hashing-Schema anzuwenden, um durch einen Prüfsummenvergleich mit der Datenbank die Auswahl einzuschränken und erst anschließend die Detailprüfung vorzunehmen.

[0081] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Analyse von Audiosignalen kann auch zur Restauration von alten oder technisch schlechten Audiodaten verwendet werden. Typische Probleme solcher Aufnahmen sind Rauschen, Knacksen, Brummen, schlechte Mischungsverhältnisse, fehlende Höhen oder Bässe. Zur Unterdrückung von Rauschen identifiziert man (in der Regel manuell) die unerwünschten Anteile in der Residuenebene, die dann gelöscht werden, ohne die anderen Daten zu verfälschen. Knacksen wird in analoger Weise aus der REL-Ebene und Brummen aus der PEL-Ebene eliminiert. Die Mischungsverhältnisse lassen sich durch Spurseparation bearbeiten, Höhen und Bässe lassen sich mit der PEL-, RELund Residueninformation nachsynthetisieren.

[0082] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren zur Analyse von Audiodaten anhand des in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels erläutert. Dabei zeigt
Figur 1
ein Wavelet-Filterbankspektrum einer Gesangslinie,
Figur 2
ein Kurzzeit-Fourierspektrum der Gesangslinie aus Figur 1,
Figur 3
eine Matrix der linearen Abbildung vom Fourierspektrum zum PEL,
Figur 4
eine Anregung der Tonhöhe im PEL, berechnet aus Figur 2,
Figur 5
eine Anregung im REL, berechnet aus Figur 2.


[0083] Zur Erzeugung der Kurzzeitspektren bieten sich mehrere Möglichkeiten an. In Figur 1 sieht man ein ein Kurzzeitspektrum einer constant-Q-Fllterbank, das einer Wavelettransformation entspricht. Eine Alternative bieten Fouriertransformationen; in Figur 2 ist ein Kurzzeit-Fourierspektrum zu sehen, das mit schneller Fouriertransformation erzeugt wurde.

[0084] Zur Anregung der Tonhöhenschicht wird in einer bevorzugten Ausführungsform der Kontrast des Spektrums mit lateraler Hemmung erhöht. Dann findet eine Korrelierung mit einem idealen Obertonspektrum statt. Das resultierende Spektrum wird wiederum lateral gehemmt. Anschließend wird mit einer Entscheidungsmatrix die Tonhöhenschicht von schwachen Echos der Obertöne befreit und zum Schluß wieder lateral gehemmt. Diese Abbildung kann linear gewählt werden. Eine mögliche Abbildungsmatrix vom Fourierspektrum aus Figur 2 zum PEL enthält Figur 3.

[0085] Nach der Anregung der Tonhöhenschicht, können verschiedene dominierende Tonhöhen erkennbar sein, wie beispielsweise in Figur 4.

[0086] Um die Rhythmusschicht anzuregen, kann zunächst eine Frequenzrauschunterdrückung und anschließend eine zeitliche Korrelierung durchgeführt werden. Führt man diese Anregung für Figur 2 durch, kann eine Anregung im REL wie in Figur 5 erhalten werden.


Ansprüche

1. Verfahren zur Analyse von Audiosignalen durch

a) Erzeugung einer Serie von Kurzzeitspektren,

b) nichtlineare Abbildung der Kurzzeitspektren in die Tonhöhenanregungsschicht (PEL),

c) nichtlineare Abbildung der Kurzzeitspektren in die Rhythmusanregungsschicht (REL),

d) Extraktion der kohärenten Frequenzströme aus dem Audiosignal,

e) Extraktion der kohärenten zeitlichen Ereignisse aus dem Audiosignal,

f) Modellierung des Restsignals des Audiosignals.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, in welchem die Kurzzeitspektren mittels Kurzzeit-Fouriertransformation, mittels Wavelettransformation oder mittels einer Hybridmethode aus Wavelettransformation und Fouriertransformation erzeugt werden.
 
3. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, in welchem die Abbildung in die Tonhöhenanregungsschicht aus der Korrelierung des Logarithmus des Spektralbetrags mit einem vorgegebenen idealen Obertonspektrum, einer Unterdrückung spektraler Echos, die den Lagen möglicher Obertöne entsprechen, und einer anschließenden Separation der Frequenzströme besteht.
 
4. Verfahren nach Anspruch 3, in welchem nach wenigstens einer der Abbildungen Logarithmus, Korrelierung und Unterdrückung der Echos eine laterale Hemmung durchgeführt wird.
 
5. Verfahren nach Anspruch 4, in welchem die Korrelierung, die Unterdrückung der Echos und die laterale Hemmung lineare Abbildungen sind.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3- 5, in welchem die Separation der Frequenzströme mit einem neuronalen Netz durchgeführt wird.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3- 5, in welchem die Separation der Frequenzströme durch Suche nach zeitlich zusammenhängenden lokalen Maxima und Berechnung der Tonhöhendaten als Zeitreihe erreicht wird.
 
8. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, in welchem die die Abbildung in die Rhythmusanregungsschicht aus einer linearen Abbildung zur Frequenzrauschunterdrückung und zur zeitlichen Korrelierung besteht, die auf den Logarithmus des Spektralbetrags angewendet wird.
 
9. Verfahren nach Anspruch 8, in welchem die zeitliche Korrelationsmatrix durch eine differentielle Korrelation gegeben ist.
 
10. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, in welchem die Extraktion eines Frequenzstroms aus dem Audiosignal mit einem Filter mit variabler Mittenfrequenz durchgeführt wird.
 
11. Verfahren nach Anspruch 10, in welchem die Mittenfrequenz des Filters über Frequenztrajektorien aus der Tonhöhenanregungsschicht gesteuert wird.
 
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, in welchem das extrahierte Signal mit einer komplexwertigen Hüllkurve multipliziert wird, um mit einem Optimierungsverfahren die Phase anzupassen.
 
13. Verfahren nach Anspruche 12, in welchem die komplexwertige Hüllkurve verwendet wird, um mit einem Optimierungsverfahren die Amplitude des Signals anzupassen.
 
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 9, in welchem die Frequenzströme als Entwicklung nach den Bandsignalen einer Filterbank berechnet werden, wobei die Koeffizienten durch Projektionen einer Frequenzbewertung auf die Frequenzantworten der Filterbank gegeben sind.
 
15. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, in welchem die Extraktion der zeitlichen Ereignisse aus einer Frequenzbewertung und einer Zeitraumbewertung besteht.
 
16. Verfahren nach Anspruch 15, in welchem die Frequenzbewertung mit einem FFT-Filter oder einer Analysefilterbank durchgeführt wird.
 
17. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, in welchem das Restsignal statistisch modelliert wird.
 
18. Verfahren nach Anspruch 17, in welchem für die Modellierung mehrere Bänder mit frequenzlokalisiertem Rauschen verwendet werden, die gemäß einer Frequenzanalyse mit einer zeitabhängigen Gewichtung addiert werden.
 
19. Verfahren nach Anspruch 17, in welchem die Modellierung des Restsignals erfolgt, indem aus den statistischen Momenten in vorgegebenen Zeitintervallen eine Verteilungsfunktion berechnet wird.
 
20. Verfahren nach Anspruch 19, in welchem sich die Intervallfenster zu 50% überlappen und dann bei der Resynthese mit einem Dreiecksfenster bewertet addiert werden.
 
21. Verfahren zur Kompression von Audiosignalen durch Separation des Audiosignals gemäß einem der vorigen Verfahren und anschließender Komprimierung der PEL-Ströme, REL-Ereignisse und des Restsignals.
 
22. Verfahren nach Anspruch 21, in welchem die Komprimierung die Schritte aufweist:

a) adaptive zweifach differentielle Kodierung der PEL-Ströme,

b) zeitlokalisierte Kodierung der REL-Ereignisse,

c) adaptive differentielle Kodierung des Restsignals,

d) statistische Komprimierung der Daten aus den Schritten a) , b) und c) durch Entropiemaximierung.


 
23. Verfahren nach Anspruch 22, in welchem die Ereignisse für die REL-Kodierung als Linearkombination einer endlichen Menge von Basisvektoren gegeben sind.
 
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 22 oder 23, in welchem die abschließende Kompression mit LZW- oder Huffmann-Verfahren durchgeführt wird.
 
25. Verfahren zur Manipulation der Zeitbasis von Signalen, die mit dem Verfahren nach Anspruch 18 separiert worden sind, durch

a) Ermittlung der Hüllkurven bzw. Trajektorien der PEL-Ströme und der Hüllkurven der Rauschbänder,

b) Anpassung der Zeitmarkierungen der Hüllkurven- bzw. Trajektorienpunkte,

c) Anpassung der Zeitpunkte der Ereignisse,

d) Anpassung der Hüllkurvenstützpunkte der Rauschbänder.


 
26. Verfahren zur Manipulation der Zeitbasis von Signalen, die mit einem der Verfahren nach den Ansprüchen 19 oder 20 separiert worden sind, durch

a) Ermittlung der Hüllkurven bzw. Trajektorien der PEL-Ströme,

b) Anpassung der Zeitmarkierungen der Hüllkurven- bzw. Trajektorienpunkte,

c) Anpassung der Zeitpunkte der Ereignisse,

d) Anpassung der Synthesefensterlängen bei der Momentkodierung.


 
27. Verfahren zur Manipulation der Tonart von Signalen, die mit einem Verfahren nach den Ansprüchen 1- 20 separiert worden sind, durch Verschiebung der logarithmischen Frequenztrajektorien entlang der Frequenzachse.
 
28. Verfahren zur Manipulation einer Formantstruktur von Signalen, die nach dem Verfahren nach Anspruch 18 separiert worden sind, durch

a) Ermittlung der Obertonamplituden von PEL-Strömen,

b) Interpolation einer Frequenzhüllkurve aus den Obertonamplituden,

c) Verschiebung der Frequenzhüllkurve,

d) Anpassung der Bandfrequenzen in der Rauschbanddarstellung entsprechend der Formantverschiebung.


 
29. Verfahren zur Notation von Audiodaten in Notenschrift durch

a) Separation des Audiosignals gemäß einem der Verfahren 1 - 20,

b) Gruppierung der PEL-Ströme nach ihrer Obertoncharakteristik in wenigstens eine Gruppe mittels eines trainierbaren Vektorquantisierers,

c) Identifizierung der perkussiven Instrumente durch Vergleich von REL-Ereignissen mit tieffrequenten PEL-Ereignissen oder Restsignalanteilen mittels eines neuronalen Netzes,

d) Umwandlung der Frequenztrajektorien jeder Gruppe und der Perkussionsschläge in Notationen.


 
30. Verfahren zur Spurseparation von Audiodaten durch

a) Separation des Audiosignals gemäß einem der Verfahren 1 - 20,

b) Gruppierung der PEL-Ströme nach ihrer Obertoncharakteristik mittels eines trainierbaren Vektorquantisierers,

c) Identifizierung von zu einer Gruppe gehörigen PEL-Strömen, REL-Ereignissen und Restsignalanteile mittels eines neuronalen Netzes,

d) Resynthese der zusammengehörigen Ströme, Ereignisse und Restsignalanteile in eine Spur für jede Gruppe.


 
31. Verfahren zur Identifikation eines Audiosignals durch Separation des Signals gemäß einem der Ansprüche 1 - 20 und anschließendem Vergleich der relativen Positionen und Art der Ströme und Ereignisse mit einer Datenbank.
 
32. Verfahren zur Identifikation eines Audiosignals durch Separation des Signals gemäß einem der Ansprüche 1 - 20 und anschließendem Vergleich dominanter Strukturen mit einer Datenbank.
 
33. Verfahren zur Identifikation einer Stimme in einem Audiosignal durch durch Separation des Signals gemäß einem der Ansprüche 1- 20, Extrapolation der Formantlage aus den PEL-Strömen und anschließendem Vergleich mit einer Datenbank.
 
34. Verfahren nach einem der Ansprüche 31 - 33, in welchem zur Einschränkung der Auswahl nach der Separation des Signals ein Hashing-Schema angewendet und damit ein Prüfsummenvergleich mit der Datenbank vorgenommen wird.
 




Zeichnung



















Recherchenbericht