[0001] Die Erfindung betrifft ein Fadenleitelement sowie ein Verfahren zum Beschichten einer
Oberfläche eines Fadenleitelementes gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs
der jeweiligen Kategorie.
[0002] Zahlreiche Komponenten in Textilmaschinen, die mit Fäden in Kontakt stehen, die mit
hoher Geschwindigkeit geführt werden, sind besonderen Belastungen durch Reibungskräfte
ausgesetzt. Im Rahmen dieser Anmeldung werden Komponenten von Textilmaschinen, die
in Kontakt mit geführten Fäden stehen und / oder zur Führung von Fäden bestimmt sind,
als Fadenleitelemente bezeichnet. Dabei umfasst im folgenden der Begriff des Fadens
neben Textilfäden, bestehend aus verschiedenen Stoffen, wie beispielsweise Wolle,
Baumwolle oder Seide, auch Garne oder Zwirne wie z.B. Papiergarne, Zellstoffgarne
oder synthetische Garne aus Perlon, Nylon, Dralon oder anderen synthetischen Stoffen,
sowie Fäden im weitesten Sinne, d.h. beispielsweise auch Drähte aus Glas, Metall oder
anderen Materialien. Besonders grosse Reibungskräfte treten an solchen Stellen auf,
an denen der Faden an das entsprechende Fadenleitelement mit grosser Kraft angepresst
wird. Wird dabei der Faden zusätzlich mit hoher Geschwindigkeit geführt, kann dies
aufgrund von Reibungsverlusten die Freisetzung erheblicher Wärmemengen zur Folge haben.
Die negativen Auswirkungen der beschriebenen Reibungseffekte gewinnen insbesondere
dann dramatisch an Bedeutung, wenn eine sehr grosse Zahl von Fadenleitelementen auf
engsten Raum miteinander in thermischem Kontakt stehen. Das führt insgesamt zu nicht
vertretbaren Temperaturerhöhungen sowohl des Fadens selbst, als auch des Fadenleitelementes
und mit diesem in Kontakt stehenden System- oder Maschinenkomponenten. Eine entsprechende
Temperaturerhöhung kann im Zusammenspiel mit damit einhergehenden Temperaturgradienten
im Material zu Verformungen von Fadenleitelement und / oder anderer beteiligter Systemoder
Maschinenkomponenten führen und in manchen Fällen auch durch direkte oder indirekte
Auswirkungen der verschiedenen Reibungsmechanismen die Beschädigung des geführten
Fadens zur Folge haben. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass das in der Regel
aggressive Scheuerverhalten des Fadens im Zusammenspiel mit den diskutierten Reibungseffekten
schnell zu einer massiven mechanischen Abnutzung des Fadenleitelementes führt. Die
beschriebenen Effekte führen dann in vielen Fällen letztlich zu einer Verminderung
der Qualität des Endproduktes und zu einem vorzeitigen Verschleiss der beteiligten
Komponenten.
[0003] Um den durch Reibungsmechanismen hervorgerufenen Verschleiss zu reduzieren, sind
Ausführungen von Fadenleitelementen bekannt, die gänzlich aus keramischen Materialien
gefertigt sind. Der Nachteil solcher Fadenleitelemente besteht einerseits darin, dass
im Herstellungsprozess ein erheblicher Aufwand betrieben werden muss, um präzise die
geforderten geometrischen Fehlertoleranzen einzuhalten, andererseits zeigen Keramiken
grundsätzlich im Vergleich mit Metallen deutlich schlechtere Wärmeleiteigenschaften,
so dass die im Betrieb erzeugte Reibungswärme nur ungenügend abgeführt werden kann.
[0004] Andererseits sind auch Fadenleitelemente bekannt, die vollständig aus Metall gefertigt
sind. Die Oberflächen solcher Fadenleitelemente werden dann häufig mit speziellen
Verfahren gehärtet um die Abnutzung des relativ weichen Metallkörpers im Betrieb zu
reduzieren. Zwar ist die präzise masshaltige Fertigung solcher Fadenleitelemente technisch
und wirtschaftlich gewährleistet, jedoch ist die Verschleissanfälligkeit im Vergleich
mit den aus keramischen Werkstoffen gefertigten Fadenleitelementen trotz gehärteter
Oberflächen immer noch signifikant höher. Darüber hinaus ist bekannt, dass solche
gehärteten Oberflächen in der Regel einen hohen Widerstand gegenüber dem Anlagern
und / oder Einlagern von Fremdkomponenten zeigen. Das heisst insbesondere, dass vom
Faden mitgeführte oder auf anderem Wege zugeführte Gleit- und / oder Schmiermittel
sich entweder gar nicht oder nur ungenügend an und / oder in der Oberfläche des Fadenleitelementes
anlagern können. Dabei sind gerade diese Effekte häufig erwünscht, weil dadurch die
Möglichkeit zur Ausbildung eines zusätzlichen Gleit- und / oder Schmierfilms zwischen
Faden und Oberfläche des Fadenleitelementes besteht, der die relevanten Reibungskoeffizienten
zusätzlich reduzieren und damit sowohl die Erzeugung von Reibungswärme als auch den
mechanischen Verschleiss von Faden und Systemkomponenten durch Reibung drastisch herabsetzen
kann.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein verbessertes Fadenleitelement zu entwickeln,
das die Reibungskräfte zwischen geführtem Faden und Fadenleitelement auf ein Minimum
reduziert, wodurch die reibungsbedingte Abnutzung des Fadenleitelementes im wesentlichen
verhindert und damit die Lebensdauer massiv erhöht wird und das darüber hinaus wirtschaftlich
und mit höchster Präzision masshaltig gefertigt werden kann.
[0006] Die diese Aufgaben in verfahrenstechnischer und apparativer Hinsicht lösenden Gegenstände
der Erfindung sind durch die Merkmale des unabhängigen Anspruchs der jeweiligen Kategorie
gekennzeichnet.
[0007] Die jeweiligen abhängigen Ansprüche beziehen sich auf besonders vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung.
[0008] Das erfindungsgemässe Fadenleitelement zum Führen von Fäden ist dadurch gekennzeichnet,
dass eine Oberfläche des Körpers des Fadenleitelementes wenigstens in dem Bereich,
in dem der Faden geführt wird, mit einer Oberflächenbeschichtung versehen ist, die
eine als Matrix ausgebildete Struktur zur Aufnahme von Schmier- und / oder Gleitmitteln
aufweist.
[0009] Ein derartiger dünner Film aus Schmier- und / oder Gleitmitteln zwischen Faden und
Oberflächenbeschichtung des Fadenleitelementes führt dazu, dass die Reibung zwischen
Faden und Fadenleitelement in erheblichem Masse vermindert wird. Dadurch wird sowohl
der mechanische Verschleiss von Faden, Fadenleitelement und mit diesen in Kontakt
stehenden System- oder Maschinenkomponenten im Betrieb herabgesetzt, als auch die
Produktion von Reibungswärme weiter reduziert. Die Lebensdauer des Fadenleitelementes
und der mit ihm in Kontakt stehenden System- oder Maschinenkomponenten wird dadurch
signifikant erhöht und die Gewebequalität deutlich verbessert. Die unvermeidlich entstehende
Restwärme aufgrund eines nicht vollständig verschwindenden Reibungskoeffizienten für
die Reibung zwischen Faden und Fadenleitelement wird aufgrund der guten Wärmeleiteigenschaften
des erfindungsgemässen Fadenleitelementes zuverlässig abgeführt.
[0010] Das erfindungsgemässe Verfahren zum Beschichten eines Fadenleitelementes erzeugt
auf der Oberfläche des Körpers des Fadenleitelementes wenigstens in dem Bereich, in
dem der Faden geführt wird eine Oberflächenbeschichtung, die eine als Matrix ausgebildete
Struktur zur Aufnahme von Schmier- und / oder Gleitmitteln aufweist.
[0011] Die Oberflächen von Fadenleitelementen können auf unterschiedliche Weise behandelt
werden und sind häufig ganz oder teilweise mit Oberflächenschichten, bestehend aus
den verschiedensten Materialien, versehen. Diese Oberflächenschichten finden bevorzugt
Verwendung im Bereich von chemisch, thermisch oder mechanisch stark beanspruchten
Stellen des Werkstückes und haben in der Regel die Aufgabe, die Verschleissanfälligkeit
durch mechanische Belastungen oder Korrosion zu vermindern und damit die Lebensdauer
des Werkstückes zu erhöhen.
[0012] Es sind eine ganze Reihe verschiedener Verfahren zum Aufbringen von Oberflächenschichten
bekannt, die auf ganz unterschiedlichen Prinzipien beruhen können. So sind beispielsweise
Verfahren zum Oberflächen-Legieren eines Basis-Metalls mittels Hochenergiestrahlen
wie Laser- oder Elektronenstrahlen wohlbekannt, wobei die aufgeschmolzene Oberfläche
des Basis-Metalls mit dem Legiermetall legiert wird. Auch das Aufbringen von zusätzlichen
neuen Oberflächenschichten zum Beispiel mittels thermischer Spritzverfahren, durch
Plasmaspritzen oder elektrodenlose Tauchverfahren sind bekannte Techniken.
[0013] Dabei ist die Problematik der Masshaltigkeit des behandelten Werkstückes sehr häufig
ein zentraler Punkt, was die Einsatzmöglichkeiten verschiedener Beschichtungstechniken
einschränkt oder im speziellen Fall gänzlich verbieten kann. Nicht selten ist die
Dicke der aufgebrachten Schichten verfahrensbedingt ausserhalb vertretbarer Toleranzen,
so dass das beschichtete Werkstück mechanisch oder chemisch in aufwendigen Verfahren
nachbearbeitet werden muss. Insbesondere für die Beschichtung von metallischen Werkstücken
oder Werkstücken aus Kunststoff bieten sich für den Fall, dass die Masshaltigkeit
des Werkstückes mit hoher Präzision gewährleistet sein muss, Verfahren an, die das
Werkstück selbst während des Beschichtungsvorganges thermisch nur wenig belasten und
darüber hinaus sehr dünne Oberflächenschichten mit Dicken im Bereich von wenigen Mikrometern
erzeugen.
[0014] Als bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines Fadenleitelementes zum Führen von Fäden,
bei welchem eine Oberfläche des Körpers des Fadenleitelementes wenigstens in dem Bereich,
in dem der Faden geführt wird, mit einer Oberflächenbeschichtung versehen ist, die
eine als Matrix ausgebildete Struktur zur Aufnahme von Schmier- und / oder Gleitmitteln
aufweist, wird im folgenden ein Fachhalteelement beschrieben, wie es in Reihenfachwebmaschinen
zum Einsatz kommt, sowie ein geeignetes Verfahren zur Erzeugung einer dünnen keramischen
Oberflächenbeschichtung angegeben. Dabei kann ein Fadenleitelement auch in anderen
Formen, z.B. als Ring, Oese, Rolle, Kamm, Nut oder auf eine andere Weise konkret ausgeführt
sein.
[0015] Die Erfindung wird an Hand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematische Darstellung eines Fachhalteelementes mit integriertem Schusseintragskanal
für den Einsatz im Webrotor einer Reihenfachwebmaschine,
- Fig. 2
- Schnitt durch einen Teil eines oberflächenbeschichteten Fachhalteelementes nach Fig.
1 entlang der Schnittlinie II - II,
- Fig. 3
- Reibungskoeffizient µ in Abhängigkeit von der Zeit für geschlichtete Fäden bestehend
aus verschiedenen Materialien bei Einsatz von herkömmlichen unbeschichteten Fachhalteelementen,
- Fig. 4
- wie Figur. 3, aber für erfindungsgemässe Fachhalteelemente.
[0016] Fig. 1 zeigt in einer schematischen Darstellung ein erfindungsgemässes Fachhalteelement
1 für eine Reihenfachwebmaschine. Der aus einem Metall gefertigte Körper 3 des Fachhalteelementes
1 ist ganz oder teilweise mit einer keramischen Oberflächenschicht 5 versehen und
wird durch die Zapfen 6 im Webrotor verankert. Zur Fachbildung wird im Betrieb der
Kettfaden 8 durch das Fachhalteelement 1 senkrecht zur Schnittlinie II - II entlang
der Richtung I - I über die beschichtete Oberfläche des Fachhalteelementes 1 geführt.
[0017] Durch den Schusseintragskanal 2 wird senkrecht zu der von der Schnittlinie
II - II und der Richtung
I - I aufgespannten Ebene der Schussfaden geführt.
[0018] Fig. 2 zeigt das gleiche Fachhalteelement 1 im Schnitt entlang der Schnittlinie
II - II, wobei zusätzliche Schichten, sowie ein Kettfaden 8 dargestellt sind.
[0019] Reihenfachwebmaschinen sind Mehrphasenwebmaschinen, bei welchen mehrere gegeneinander
in Stufen verschobene Schussfäden in rotierende Webfächer eingetragen werden, wobei
die Webkette über einen Webrotor geführt wird, dessen kontinuierliche Rotation einen
wesentlichen Bestandteil der Fachbildung darstellt. Dabei geschieht die komplette
Fachbildung durch das Zusammenspiel mehrerer Funktionselemente. Auf dem Rotor selbst
sind das im wesentlichen die Fachhalteelemente 1 mit integriertem Schusseintragskanal
2 sowie die Anschlagkämme. Bis zu insgesamt 10.000 der Fachhalteelemente 1 sind kammartig
in axialer Richtung in mehreren Reihen auf der Oberfläche entlang des Umfangs des
Webrotors angeordnet. Im Zusammenwirken von Rotorkrümmung und Rotorbewegung öffnen
die Fachhalteelemente 1 die hintereinander angeordneten Fächer. Dabei werden die Kettfäden
8 durch eine geeignete Vorrichtung so positioniert, dass sie beim Anheben durch ein
Fachhalteelement 1 entweder das Hochfach bilden oder in der Tieffachposition verbleiben.
[0020] Bei dem in Fig. 1 gezeigten bevorzugten Ausführungsbeispiel umfasst das Fachhaltelement
1 einen Körper 3, der von einer Randschicht 4 begrenzt wird. Es ist bekannt, dass
die Randschichten 4 der Fachhaltelemente carbonitriert werden, um eine Härtung der
Oberflächen zu erzielen und damit die Abnutzung durch Reibung zu reduzieren. Ein wesentlicher
Nachteil des Carbonitrierens besteht jedoch darin, dass derartig behandelte Randschichten
4 im allgemeinen einen hohen Widerstand gegen die Anlagerung und / oder Einlagerung
von Stoffen an und / oder in die Oberfläche zeigen.
[0021] Beim Einsatz der bekannten Fachhalteelemente in Reihenfachwebmaschinen treten erhebliche
Reibungskräfte an den Kontaktstellen zwischen Kettfaden 8 und Fachhalteelement auf,
deren Stärke in Abhängigkeit von der Zeit zusätzlich grosse Fluktuationen aufzeigt,
was sich unter anderem im zeitabhängigen Verhalten des zugehörigen Reibungskoeffizienten
widerspiegelt (siehe Fig. 3). Bedingt durch die hohe Rotationsfrequenz des Webrotors
und die Kräfte, mit denen der Kettfaden 8 an das Fachhalteelement, insbesondere beim
Aufbau des Fachs, angepresst wird, werden durch die auftretenden Reibungskräfte zwischen
Kettfaden 8 und der Oberfläche des Fachhalteelementes beträchtliche Wärmemengen erzeugt.
Dadurch, dass auf einem einzigen Webrotor insgesamt bis zu 10.000 Fachhalteelemente
montiert sind, die über den Webrotor zudem in gutem thermischen Kontakt miteinander
stehen, gewinnen die negativen Auswirkungen der beschriebenen Reibungseffekte zusätzlich
dramatisch an Bedeutung. Die mit der Wärmeerzeugung einhergehende Temperaturerhöhung
kann unter anderem zu einer Deformation des Webrotors und zur Beschädigung des Kettfadens
8 durch diverse Reibungsmechanismen führen. Das trifft insbesondere auf Glasfäden
zu, so dass die Herstellung von qualitativ hochwertigem Glasgewebe mit den bisher
im Einsatz befindlichen Fachhalteelementen nicht möglich ist. Als Konsequenz ergibt
sich, dass die Webgeschwindigkeit von Reihenfachwebmaschinen in erster Linie durch
die Reibung zwischen Kettfaden 8 und Fachhalteelement begrenzt wird.
[0022] Das bevorzugte Ausführungsbeispiel des erfindungsgemässen Fachhalteelementes 1 mit
integriertem Schusseintragskanal 2 nach Fig. 1 und Fig. 2 besteht aus einem aus Metall
gefertigten Körper 3, der eine Randschicht 4 aufweist, die aus dem gleichen Material
wie der Körper 3 selbst besteht und mindestens einer zusätzlichen keramischen Oberflächenschicht
5. Die Randschicht 4 des metallischen Körpers 3 des Fachhalteelementes 1 ist carbonitriert.
Unter Carbonitrieren versteht man eine spezielle Art der Oberflächenbehandlung eines
metallischen Fadenleitelementes. Dabei werden in einem thermochemischen Verfahren
die Oberflächenschichten des Fadenleitelementes mit Kohlenstoff und Stickstoff angereichert.
Auf die carbonitrierte Randschicht 4 des Fachhalteelementes 1 wird eine höchstens
zehn Mikrometer dicke Schicht 5, bestehend aus einem keramischen Material durch Abscheidung
aus der Gasphase aufgebracht. Bevorzugt wird zur Beschichtung als spezielles Verfahren,
die Methode des Sputterns angewendet, die im folgenden erläutert wird. Als bevorzugtes
Beschichtungsmaterial kommt Titanoxid zum Einsatz. Zur Beschichtung der Randschichten
4 des Fachhaltelementes 1 wird hoch reines Titan in einer Vakuum Kammer unter Anwesenheit
von Sauerstoff aus einem Titan-Target herausgelöst. Der Sauerstoff wird in einer chemischen
Reaktion vom Titan aufgenommen, wobei die Stöchiometrie der entstehenden Titanoxid-Verbindungen
durch den Partialdruck des Sauerstoffes bestimmt wird. Die so entstandenen Titanoxid-Verbindungen
lagern sich dann auf der Randschicht 4 des Fachhalteelementes 1, die sich gemeinsam
mit dem Titan-Target ebenfalls in der Vakuum Kammer befinden, an und bilden in Abhängigkeit
von der Reaktionsdauer eine Oberflächenschicht 5 bestimmter gleichmässiger Dicke aus.
Die besonderen Vorzüge des Sputterns gegenüber anderen Beschichtungsmethoden liegen
unter anderem in der niedrigen Abscheidungstemperatur und in der Möglichkeit, gleichmässige
dünne Schichten mit kontrollierter Stöchiometrie im Mikrometerbereich herstellen zu
können. Aufwendiges Nachbearbeiten der Schichten durch mechanische oder chemische
Verfahren ist nicht notwendig. Dabei weist die beim Vorgang des Sputterns aufgebrachte
keramische Oberfläche eine als Matrix ausgebildete Struktur auf, die zur Aufnahme
von Schmier- und / oder Gleitmitteln geeignet ist; so dass-die Schmier- / und oder
Gleitmittel in diese matrixartig ausgebildete Struktur der beschichteten Oberfläche
angelagert und / oder eingelagert werden können.
[0023] Bei der Verarbeitung des Kettfadens 8 in Textilmaschinen wird der Kettfaden 8 in
aller Regel nicht trocken verarbeitet, sondern aus verschiedenen Gründen mit einem
Gemisch aus verschiedenen Komponenten getränkt, das neben anderen Eigenschaften auch
gewisse Schmier und / oder Gleiteigenschaften aufweist. Das Gemisch aus verschiedenen
Komponenten wird üblicherweise als Schlichte bezeichnet. Die Schlichte wird im Verarbeitungsprozess
vom Kettfaden 8 mitgeführt und kann sich an den Berührungsstellen zwischen Kettfaden
8 und Fachhalteelement 1 an der aufgesputterten Oberfläche 5 des Fachhalteelementes
1 anlagern. Dabei ist es nicht notwendig, dass der Faden die Schlichte zum Fachhalteelement
1 mitführt. Vielmehr kann die Schlichte auch durch spezielle, eventuell zusätzliche,
Vorrichtungen auf die Oberfläche des Fachhalteelementes 1 aufgebracht werden. Im Betrieb
bildet sich nach einer kurzen Anlaufzeit ein dünner stabiler Film 7 aus Schlichte
zwischen der beschichteten Oberfläche 5 des Fachhalteelementes 1 und dem mit Schlichte
getränkten Kettfaden 8 aus. Im Zusammenspiel mit der relativ hohen Luftfeuchtigkeit
von ca. 70% - 80%, wie sie in der Umgebung des Webrotors einer Reihenfachwebmaschine
typischerweise eingestellt wird, führt der dünne Schlichte-Film 7 zu einer bedeutenden
Absenkung des Reibungskoeffizienten µ. In Fig. 3 ist die zeitliche Entwicklung der
Reibungskoeffizienten µ dargestellt, wie sie für geschlichtete Fäden 8 unterschiedlicher
Materialien beim Einsatz der herkömmlichen unbeschichteten Fachhalteelemente gemessen
wurden. Beispielhaft werden in Fig. 3 die entsprechenden Messkurven für Fäden aus
Glas 30, Baumwolle 31 und Polyester 32 gezeigt. Die gemessenen Reibungskoeffizienten
µ zeigen Werte in einer Grössenordnung von µ ≈ 0.20 - 0.30 und zeichnen sich durch
starke Fluktuationen des Wertes des Reibungskoeffizienten µ in Abhängigkeit von der
Zeit aus. Diese Fluktuationen des Reibungskoeffizienten µ führen zu entsprechenden
Fluktuationen der mechanischen Spannung im Kettfaden 8. Fig. 4 zeigt dagegen die Ergebnisse
analoger Messungen des Reibungskoeffizienten µ für Glas 40, Baumwolle 41 und Polyester
42, die bei Verwendung des erfindungsgemässen, mit Titanoxid beschichteten Fachhalteelementes
1 erzielt wurden. Bereits nach kurzer Zeit fällt der Reibungskoeffizient µ bei allen
untersuchten Fäden massiv auf Werte ab, die um mehr als 30% niedriger liegen, als
bei den unbeschichteten Fachhalteelmenten, was auf die Ausbildung des erwähnten dünnen
Schlichtefilms 7 auf der keramischen Oberflächenschicht 5 des Fachhalteelementes 1
zurückzuführen ist (siehe Fig. 4). Darüber hinaus bleibt der Wert des Reibungskoeffizienten
µ im zeitlichen Verlauf deutlich stabiler, das heisst, die Fluktuationen der mechanischen
Spannungen im Kettfaden 8 werden in erheblichem Masse reduziert und damit der Kettfaden
8 wesentlich schonender verarbeitet. Durch die Herabsetzung der Reibungskräfte und
die damit einher gehende deutlich verringerte Wärmeproduktion wird auch die Auswahl
der Materialien, die als Substratmaterial für den Körper des erfindungsgemässen Fachhaltelementes
1 in Frage kommen, deutlich verbreitert. So können neben metallischen oder keramischen
Substratmaterialen durchaus auch Kunststoffe wie Polyetheretherketon (PEEK), Polyamid
(PA) oder verschiedene gefüllte Kunststoffe (Composits) in Betracht kommen. Letztlich
führt die-massive Herabsetzung der Reibungskräfte zwischen Kettfaden 8 und Fadenleitelement
1 dazu, dass der für den Antrieb des Webrotors eingesetzte elektrische Antrieb eine
geringere Leistungsaufnahme zeigt, was somit zur Einsparung von elektrischer Energie
führt.
1. Fadenleitelement zum Führen von Fäden, dadurch gekennzeichnet, dass eine Oberfläche des Körpers (3) des Fadenleitelementes wenigstens in dem Bereich,
in dem der Faden (8) geführt wird, mit einer Oberflächenbeschichtung (5) versehen
ist, die eine als Matrix ausgebildete Struktur zur Aufnahme von Schmier- und / oder
Gleitmitteln aufweist.
2. Fadenleitelement nach Anspruch 1, mit einer Oberflächenbeschichtung (5) aus Keramik,
die eine Dicke von weniger als zehn Mikrometern aufweist.
3. Fadenleitelement nach Anspruch 1 oder 2, mit einem Körper (3) aus Metall, das eine
Wärmeleitfähigkeit von mindestens 20 W·m-1·K-1 besitzt oder mit einem Körper (3) aus Kunststoff, wie zum Beispiel Polyehteretherketon
(PEEK), Polyamid (PA) oder mit einem Körper (3) aus einem gefüllten Kunststoff (Composit).
4. Fadenleitelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3 als Fachhalteelement (1) für einen
Webrotor einer Reihenfachwebmaschine.
5. Webrotor für eine Reihenfachwebmaschine mit Fachhalteelement (1 ) nach Anspruch 4.
6. Reihenfachwebmaschine mit einem Webrotor nach Anspruch 5.
7. Verfahren zum Beschichten eines Fadenleitelementes nach einem der Ansprüche 1 bis
4 dadurch gekennzeichnet, dass eine Oberfläche des Körpers (3) des Fadenleitelementes wenigstens in dem Bereich,
in dem der Faden (8) geführt wird, mit einer Oberflächenbeschichtung (5) versehen
ist, die eine als Matrix ausgebildete Struktur zur Aufnahme von Schmier- und / oder
Gleitmitteln aufweist.
8. Verfahren zum Beschichten von Oberflächen von Fadenleitelementen nach Anspruch 7 mittels
Abscheidung aus der Gasphase durch Sputtern.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, wobei für die Oberflächenbeschichtung (5) eine Keramik,
die vorzugsweise Titanoxid umfasst, verwendet wird.
10. Fachhalteelement (1) für Rotoren in Reihenfachwebmaschinen mit einer nach einem Verfahren
nach Anspruch 7 bis 9 erzeugten Oberflächenbeschichtung (5), die eine Dicke von weniger
als zehn Mikrometern besitzt.