[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Umformvorrichtung gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruches 1.
[0002] Aus der DE 197 15 593 C2 ist eine Innenhochdruckumformvorrichtung zur Umformung hohler
Werkstückrohlinge bekannt. Die Umformvorrichtung weist ein Matrizensystem auf, in
das der umzuformende Werkstückrohling eingebracht wird. An das Matrizensystem ist
eine Umformflüssigkeitsleitung angeschlossen, über die von innen Druck auf den Werkstückrohling
aufgebracht werden kann, der vom Werkzeug, d.h. vom Matrizensystem aufgenommen werden
muß. Durch den aufgebrachten Innendruck verformt sich der Werkstückrohling entsprechend
der Innenkontur des Matrizensystems, wobei die zwischen dem Werkstückrohling und der
Matrize eingeschlossene Luft über eine Entlüftungsbohrung aus dem Matrizensystem entweicht.
[0003] Eine konstruktiv ähnliche Vorrichtung zur Innenhochdruckverformung von hohlen Werkstückrohlingen
ist aus der DE 196 20 484 A1 bekannt.
[0004] Bei Umformprozessen, wie z. B. Innenhochdruckumformung, Hydroforming, etc. werden
Umformwerkzeuge eingesetzt, bei denen inkompressible Fluide bzw. Flüssigkeiten zur
Umformung der Werkstückrohlinge verwendet werden. Derartige Umformvorrichtungen zeichnen
sich dadurch aus, dass die zu erzeugende Werkstückgeometrie durch nur eine Positiv-
oder Negativform vorgegeben wird. Je nach Komplexität des zu erzeugenden Werkstücks
und in Abhängigkeit von dem Material des Werkstückrohlings muss über das "Wirkmedium"
ein extrem hoher Druck aufgebracht werden. Nur durch sehr hohe Drücke kann eine vollständige
Anlage des Werkstücks an die Werkzeuginnenkontur erreicht werden. Das Werkzeug muss
diesen hohen Innendrücken standhalten, was eine sehr massive Gestaltung der Werkzeuge
erfordert. Die damit verbundenen hohen Werkzeugkosten stellen vor allem bei kleinen
Losgrößen ein Problem dar. Insbesondere in der Entwicklungsphase von Produkten müssen
aber Prototypenteile in sehr kleinen Stückzahlen hergestellt werden. Bei Teilen, die
durch Innenhochdruckumformung hergestellt werden, werden heutzutage für "Prototypenteile"
Werkzeuge verwendet, die annähernd seriengleichen Werkzeugen entsprechen. Im Vergleich
zur "Blechschalenbauweise" führt dies zu unverhältnismäßig hohen Kosten, was für Funktionsversuche
aber unerlässlich ist.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Umformvorrichtung zu schaffen, mit der auch
kleine Anzahlen von Werkstücken wirtschaftlich herstellbar sind.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0007] Das Grundprinzip der Erfindung besteht darin, die von innen auf das Umformwerkzeug
einwirkenden Druckkräfte, d.h. den "Umformdruck" zumindest teilweise durch einen "Gegen-
bzw. Stabilisierungsdruck" zu kompensieren, der von außen auf das Werkzeug wirkt.
[0008] Hierzu wird das Umformwerkzeug in einem "Druckraum" angeordnet. Das Umformwerkzeug
bzw. ein "Hohlraum" des in das Umformwerkzeug eingebrachten Werkstückrohlings ist
über eine Druckmittelleitung mit einem Druckmittelanschluss verbunden, über den der
Umformdruck aufgebracht wird. Zum Aufbringen eines "Gegendrucks" von außen auf das
Umformwerkzeug ist vorgesehen, dass der Druckraum einen "Druckeingang" aufweist, der
ebenfalls über den Druckmittelanschluss des Umformwerkzeuges beaufschlagbar ist.
[0009] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist der Druckmittelanschluss des Umformwerkzeugs
über ein Regelventil mit dem Druckeingang des Druckraums verbunden. Das Regelventil
ermöglicht eine genaue Regelung des von außen auf das Umformwerkzeug einwirkenden
Gegen- bzw. "Kompensationsdrucks".
[0010] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist eine Entlüftungsleitung vorgesehen, die
aus dem Umformwerkzeug herausgeführt ist und die eine Entlüftung der zwischen dem
Werkzeugrohling und dem Umformwerkzeug eingeschlossenen Luft zur Atmosphäre hin ermöglicht.
Vorzugsweise ist in der Entlüftungsleitung ein weiteres Regelventil vorgesehen, über
das der zwischen dem Werkzeug und dem Werkstückrohling herrschende Druck einstellbar
ist.
[0011] Zur Steuerung der Regelventile ist eine elektronische Regeleinrichtung vorgesehen,
die den von innen auf den Werkstückrohling aufgebrachten Umformdruck, den zwischen
dem Werkstückrohling und dem Umformwerkzeug herrschenden Druck sowie den im Druckraum
herrschenden, von außen auf das Umformwerkzeug wirkenden Gegen- bzw. Kompensationsdruck
regelt. Vorzugsweise steuert die Regeleinrichtung die Regelventile so an, dass die
durch die oben genannten Drücke hervorgerufene mechanische Belastung des Umformwerkzeugs
minimal ist.
[0012] Der Druckraum weist eine Öffnungs- bzw. Verschließvorrichtung auf, z. B. einen Deckel,
über den das Umformwerkzeug in den Druckraum eingebracht werden kann. Der Druckraum
stellt somit eine "Grundmaschine" dar, die unabhängig von dem Umformwerkzeug ist.
Das heißt, je nach Anwendung können unterschiedliche Umformwerkzeuge in den Druckraum
gestellt werden.
[0013] Der durch einen Außenbehälter und einen "Deckel" begrenzte Druckraum kann beispielsweise
im Erdreich versenkt angeordnet sein. Dies hat den Vorteil, dass der Druckraum durch
den Außendruck des Erdreichs stabilisiert wird. Alternativ dazu kann der Druckraum
auch eine oberirdisch angeordnete Maschinenkomponente sein, die entsprechend massiv
ausgelegt ist.
[0014] Zur besseren Druckaufnahme kann die Außengeometrie des Umformwerkzeugs auf die Werkstückgeometrie
abgestimmt sein. So kann beispielsweise durch eine kugelförmige Außengeometrie eine
deutlich bessere Druckeinleitung erreicht werden als durch einen quaderförmige Werkzeuggeometrie.
[0015] Die oben genannten Druckniveaus können durch die Regelventile dem jeweiligen Prozess
optimal angepasst werden. Die Druckniveaus bestimmen zum einen unmittelbar den Umformprozess,
zum anderen kann durch eine gezielte Regelung der Druckniveaus die Belastung des Werkzeugs
kontrolliert werden. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass durch geeignete Regelung der
Druckniveaus das Werkzeug schwächer ausgelegt werden kann. Beispielsweise kann zu
Beginn des Umformvorganges ein geringer Gegen- bzw. Außendruck eingestellt werden,
um die Belastung der "Außenschale" des Umformwerkzeugs zu minimieren.
[0016] Die Umformvorrichtung gemäß der Erfindung ist für verschiedene Werkstückmaterialen
verwendbar, wie beispielsweise Stahl, Leichtmetall, Beton auf Kunststoffbasis etc.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang
mit der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung; und
- Fig 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung.
[0018] Figur 1 zeigt ein Umformwerkzeug 1, das in einem Druckraum 2 aufgestellt ist, der durch Wände
3, einen Boden 4 und einen "Deckel 5" begrenzt ist. Das Umformwerkzeug 1 weist in
seinem Inneren eine Ausnehmung 6 auf, deren Kontur der eines herzustellenden Werkstücks
entspricht. Das Werkstück wird aus einem Werkstückrohling 7 hergestellt, der hier
ein in die Ausnehmung 6 eingesetztes Rohr ist.
[0019] Das Umformwerkzeug 1 bzw. der Innenraum des Werkstückrohlings 7 stehen über eine
Druckmittelleitung 8, die durch den Deckel 5 aus dem Druckraum 2 herausgeführt ist,
mit einem Druckmittelanschluss 9 in Verbindung.
[0020] Von der Druckmittelleitung 8 zweigt eine Stichleitung 10 ab, in der ein erstes Druckregelventil
11 angeordnet ist. Über den Druckmittelanschluss 9 kann somit der Innenraum des Werkstückrohlings
7 mit Umformdruck p
i beaufschlagt werden. Durch Öffnen des Druckregelventils 11 kann Druckmittel vom Druckmittelanschluss
9 in den Druckraum 2 gelangen. Der im Druckraum 2 herrschende "Gegendruck" bzw. "Kompensationsdruck"
p
a drückt von außen gegen das Umformwerkzeug 1, was durch Pfeile 12 dargestellt ist.
[0021] Von der Ausnehmung 6 des Werkzeugs 1 führt eine Stichleitung 13 nach unten zum Boden
4 des Druckraums 2. Dort ist eine hier nicht näher dargestellte "Leitungskupplung"
vorgesehen, über die die Stichleitung 13 des Umformwerkzeugs 1 mit einer Entlüftungsleitung
14 verbindbar ist. Die Entlüftungsleitung 14 steht über ein zweites Regelventil 15
mit Umgebungsdruck p
∞ in Verbindung.
[0022] Zum Verformen des Werkstückrohlings 7 wird über den Druckmittelanschluss 9 ein Umformdruck
p
i auf die Werkstückinnenseite aufgebracht. Dadurch verformt sich der Werkstückrohling
7 allmählich entsprechend der Innenkontur der Ausnehmung 6. Die zwischen dem Werkstückrohling
7 und der Ausnehmung 6 eingeschlossene Luft kann dabei über die Entlüftungsleitung
14 entweichen, wenn das Regelventil 15 geöffnet ist. Durch das Regelventil 15 kann
also der Druck p
0 in der Ausnehmung 6 geregelt werden.
[0023] Gleichzeitig mit der Beaufschlagung des Innenraums des Werkstückrohlings 7 kann über
die Stichleitung 10 und das erste Regelventil 11 der Druckraum 2 mit Druck beaufschlagt
werden. Der im Druckraum 2 herrschende Kompensationsdruck p
a drückt von außen gegen das Werkzeug, wodurch der im Werkzeug herrschende Innendruck
zumindest teilweise kompensiert wird. Durch den Kompensationsdruck p
a wird also die durch den Umformdruck p
i erzeugte mechanische Belastung des Umformwerkzeugs 1 verringert.
[0024] Im Vergleich zu herkömmlichen Umformwerkzeugen, die nicht in einem Druckraum 2 betrieben
werden, kann das Umformwerkzeug 1 hier weniger massiv und somit kostengünstiger ausgelegt
werden. Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, dass der Druckraum
2 werkzeugunabhängig ist. Das heißt, im Druckraum 1 können verschiedene Werkzeuge
aufgestellt und an die Entlüftungsleitung 14 bzw. den Druckmittelanschluss 9 angeschlossen
werden.
[0025] Fig. 2 zeigt ein Ausführungsbeispiel, bei dem im Unterschied zu Fig. 1 der Druckmittelanschluss
9 bzw. die Druckmittelleitung 8 zusätzlich über eine Verbindungsleitung 16 und ein
Druckregelventil 17 mit der Entlüftungsleitung 14 verbunden ist. Damit kann das "System"
auch zuerst mit konstantem Druck beaufschlagt werden und der Druck zur Umformung kann
abgelassen werden. Hierdurch ergibt sich also eine zusätzliche Möglichkeit, das "System"
zu regeln.
1. Umformvorrichtung mit einem Umformwerkzeug, in das ein zu verformendes Werkstück einbringbar
ist, wobei das Umformwerkzeug einen Druckmittelanschluss zum Aufbringen eines Umformdrucks
auf das Werkstück aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass
das Umformwerkzeug (1) in einem Druckraum (2) angeordnet ist, und dass eine Einrichtung
(9-11) zum Erzeugen eines in dem Druckraum (2) herrschenden, von außen auf das Umfomwerkzeug
(1) wirkenden Stabilisierungsdrucks (pa ) vorgesehen ist.
2. Umformvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckraum (2) einen Druckeingang (10) aufweist, welcher mit dem Druckmittelanschluss
(9) des Umformwerkzeugs (1) in Druckverbindung bringbar ist, zum zumindest teilweisen
kompensieren des auf das Umformwerkzeug (1) wirkenden Innendrucks.
3. Umformvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckeingang (10) mit dem Druckmittelanschluss (9) über eine erste Druckregeleinrichtung
(11) verbunden ist, zum Regeln des im Druckraum (2) herrschenden auf das Umformwerkzeug
(1) wirkenden Stabilisierungsdrucks (pa).
4. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Umformwerkzeug (1) eine Ausnehmung (6) aufweist, deren Form der herzustellenden
Außenform des Werkstücks (7) entspricht und dass das Umformwerkzeug (1) einen Druckentlastungsanschluss
(13) aufweist, über den Entlüftungsdruck (p0) aus der Ausnehmung (6) abgelassen werden kann.
5. Umformvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckentlastungsanschluss (13) über eine Entlüftungsleitung (14) und einen zweiten
Druckregler (15) zur Atmosphäre (p∞) hin entlüftbar ist, wobei der zweite Druckregler (15) zur Regelung des während des
Umformvorganges zwischen dem Werkstück (7) und dem Umformwerkzeug (1) herrschenden
Drucks (p0) vorgesehen ist.
6. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Regeleinrichtung (11, 15) vorgesehen ist, zur Regelung des Umformdrucks (pi), des Stabilisierungsdrucks (pa) und des Entlüftungsdrucks (p0), in Abhängigkeit vom Verformungszustand des Werkstücks (7).
7. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Stabilisierungsdruck (pa) und der Entlüftungsdruck (p0) so geregelt werden, dass die mechanische Belastung des Umformwerkzeugs (1) minimal
ist.
8. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckmittelanschluss (9) außerhalb des Druckraums (2) angeordnet ist und über
eine Druckmittelleitung (8) mit einem im zu verformenden Werkstück (7) vorgesehenen
Hohlraum verbunden ist.
9. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckraum (2) eine Öffnungs/Verschließeinrichtung (5) aufweist, zum Einbringen
bzw. Herausnehmen des Umformwerkzeugs (1).
10. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckmittelleitung (8) durch die Öffnungs/Verschließeinrichtung (5) aus dem Druckraum
(2) herausgeführt ist.
11. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckraum (2) im Erdreich versenkt ist.
12. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Umformwerkzeug (1) eine gerundete Außenform hat.
13. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Umformwerkzeug (1) eine kugelförmige Außengeometrie hat.
14. Umformvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckmittelanschluß (9) über eine Verbindungsleitung (16) und ein Druckregelventil
(17) mit der Entlüftungsleitung (14) verbunden ist.