[0001] Die Erfindung betrifft eine Verstreckvorrichtung, umfassend eine Spinnvorrichtung
und eine pneumatische Abzugsvorrichtung sowie ein Verfahren zur Herstellung verstreckter
Kunststoffilamente, wonach schmelzgesponnene Filamente mit einem Einzeltiter von größer
1 dTex hinter einer Spinnvorrichtung zumindest auf Erstarrungstemperatur abgekühlt
und mittels einer pneumatischen Abzugsvorrichtung verstreckt werden, für die Herstellung
von Kunststoffäden, Stapelfasern oder Vliesen.
[0002] Die Herstellung von Kunststoffilamenten durch Schmelzspinnen besteht im Wesentlichen
aus drei Verfahrensschritten. Zunächst wird das Polymer mittels eines Extruders zum
Schmelzen gebracht, anschließend erfolgt das Spinnen der Filamente mittels einer mit
Kapillarbohrungen versehenen Spinndüse oder mehreren Spinndüsen. Schließlich erfolgt
eine Verstreckung der ersponnenen Filamente, um eine Verringerung des Querschnitts
sowie eine Veränderung der mechanischen Eigenschaften der Kunststoffilamente oder
-fasern zu erreichen. Die Verringerung des Querschnitts des ersponnenen Filaments
ist für viele technische und textile Anwendungen eine wesentliche Voraussetzung.
[0003] Die Verstreckung der Filamente erfolgt mittels einer Abzugsvorrichtung auf mechanischem
Wege über Galetten oder auf pneumatischem Wege über eine Düse.
[0004] Unabhängig von der Art der integrierten Abzugsvorrichtung, pneumatisch oder mechanisch,
haben die bei hoher Spinngeschwindigkeit, d.h. größer als 3500 m/min, auf einer einstufigen
Anlage ersponnenen Filamente deutlich schlechtere mechanische Eigenschaften, beispielsweise
Festigkeit und Elastizitätsmodul, als die der mit geringerer Spinngeschwindigkeit,
d.h. kleiner als 3500 m/min, ersponnenen Filamente, die in einem zusätzlichen Verfahrensschritt
eine Nachverstreckung erfahren haben.
[0005] Zwar begünstigt im einstufigen Verfahren eine hohe Spinngeschwindigkeit die Ausbildung
verbesserter mechanischer Eigenschaften gegenüber einer niedrigeren Spinngeschwindigkeit,
gleichzeitig werden aber auch im Filament selbst Strukturunterschiede zwischen der
Oberfläche und dem Inneren des Filaments erzeugt, die für eine Verringerung der Festigkeit
bzw. des Elastizitätsmoduls der Filamente gegenüber einem nachverstreckten Filament
verantwortlich sind.
[0006] Die US 2 604 667 lehrt die Herstellung orientierter Fäden ohne spezielle Verstreckvorrichtung
zum Nachverstrecken durch Verwendung einer Abzugsgeschwindigkeit von mindestens 4700
m/min. Diese hohe Geschwindigkeit ist erforderlich, um zu hoher Festigkeit zu kommen.
Wird die Geschwindigkeit unterschritten, haben die erzeugten Filamente eine hohe Dehnung.
Um diese Abzugsgeschwindigkeit zu erreichen, können angetriebene Walzen oder eine
Luftdüse verwendet werden. Die US 2 604 667 behandelt in erster Linie die Herstellung
von Garnen, erwähnt wird aber auch die Herstellung von Stapelfasern bei Verwendung
einer Luftdüse als Abzugsvorrichtung, sowie für die Herstellung von Spinnvliesen aus
ersponnenen, endlosen Filamenten mittels einer im Schall- bis Überschallbereich betriebenen
pneumatischen Düse einer Abzugsvorrichtung vorzunehmen. Jeweils mehrere erstarrte
Filamente werden mittels der Düse einer Ablagevorrichtung für die Herstellung des
Spinnvlieses zugeführt. Die durch Luftreibung auf die Filamente ausgeübte Kraft ermöglicht
die Einstellung der Abzugsgeschwindigkeit und damit die Beeinflussung der mechanischen
Eigenschaften der Filamente. Hierbei hat sich gezeigt, dass der Beeinflussung der
Eigenschaften der Filamente Grenzen gesetzt sind. Trotz Erhöhung der Abzugsgeschwindigkeit,
was durch die Erhöhung des Drucks der der Düse zugeführten Luft geschieht, kann die
Festigkeit kaum weiter gesteigert und die Dehnung kaum weiter verringert werden.
[0007] Aus der DE-OS 2 117 659 ist ein Verfahren zum Herstellen von Fäden und Fasern durch
Schmelzspinnen von Kapillaren aus synthetischen, linearen Polymeren bekannt, das mit
Abzugsgeschwindigkeiten bis 3500 m/min arbeitet. Die Abzugsgeschwindigkeit ist durch
die Geschwindigkeit eines Galettenpaares vorgegeben. Zur Beeinflussung der Dehnung
ist zwischen einer Spinndüse und den Abzugsgaletten ein Heizorgan angeordnet, in welchem
ein aus 50 Filamenten bestehender Kunststoffaden auf Temperaturen oberhalb des Erstarrungspunktes
und unterhalb der Schmelztemperatur erwärmt wird, wodurch ein Streckverhältnis bis
zu 1:2 erreicht wird. Weiterhin wird die Herstellung von Spinnvliesen aus Filamenten
mit feinem Einzeltiter und speziell angepasster Festigkeit und Dehnung erwähnt, ohne
dies jedoch näher auszuführen.
[0008] In der DE-OS 29 25 006 wird auf die Auswirkung der Verstreckung auf die Festigkeit
einerseits und auf die Dehnung und die Schrumpfung andererseits eingegangen. Es wird
ausgeführt, dass die Filamente durch die Verstreckung eine höhere Festigkeit erhalten,
während die Dehnung und die Schrumpfung vermindert werden. Die gegenüber der DE-OS
21 17 659 höheren Abzugsgeschwindigkeiten von 4100 bis 6000 m/min werden durch die
Verwendung leicht rotglühender Heizorgane in direktem Kontakt mit den Filamenten erreicht.
[0009] Zur Herstellung von Kunststoffasern aus Polymeren, insbesondere Polyamid, Polyester
oder Polypropylen im Wege des Schmelzspinnens, ist aus der DE 40 21 545 eine Anlage
mit zumindest einer Spinndüse, einem Blasschacht, einem Heizschacht, einer Präparationseinrichtung,
Galetten- und einer Spuleneinrichtung bekannt, wobei der Heizschacht Gegenstrom erzeugende
Blaseinrichtungen, z.B. Blasdüsen aufweist. Mit dieser Anlage können vollverstreckte
Kunststoffäden oder -fasern hergestellt werden, wobei die einzelnen Fasern oder Filamente
einen Einzeltiter kleiner 1 dTex aufweisen. Auf dieser Anlage und nach diesem Verfahren
werden vollverstreckte Kunststoffäden ohne Nachbehandlung erzeugt, die sich zu einer
besonders feinen und anschmiegsamen Ware verarbeiten lassen. Ob die Anlage für höhere
Titerbereiche ausreichende Verstreckungseigenschaften aufweist, ist nicht ausgeführt.
[0010] Das Dokument DE-A 197 05 113 offenbart eine gattungsgemäße Vorrichtung und ein Verfahren
zur Herstellung verstreckter Kunststoffilamente, in deren Heizvorrichtung die Kunststoffilamente
im Gegenstrom mit einem Heizmittelstrom erwärmt werden.
[0011] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Vorrichtung und ein Verfahren anzugeben,
die gegenüber den bekannten Vorrichtungen und Verfahren eine kompaktere Bauform hinsichtlich
der Länge der Heizvorrichtung gestatten und zur Herstellung von verstreckten Kunststoffilamenten
mit einem Titer größer 1 dTex geeignet sind, sowie Filamente mit höherer Festigkeit
und einer verringerten Dehnung hervorbringen.
[0012] Erfindungsgemäß weist die Verstreckvorrichtung eine zwischen der Spinnvorrichtung
und der Abzugsvorrichtung angeordnete Heizvorrichtung auf, in der ein Heizmittel die
Kunststoffilamente auf eine Temperatur zwischen ihrer Glastemperatur und ihrer Schmelztemperatur
erwärmt.
[0013] Auf dieser Anlage lassen sich endlose Filamente aus thermoplastischem Kunststoff,
beispielsweise Polyester (PES), Polyamid (PA), Polypropylen (PP), Polyethylen (PE)
usw. durch Einfach- oder Mehrfachspinnen (zweischichtig, segmentiert, koaxial, usw.)
für technische oder textile Anwendungen herstellen. Die mechanischen Eigenschaften
der durch Schmelzspinnen hergestellten Filamente verbessern sich maßgeblich, insbesondere
bei gleichem Titer, hinsichtlich der Reißfestigkeit, des Dehnungsverhaltens, des Elastizitätsmoduls
und des thermischen Schrumpfes der Filamente und daraus hergestellter Vliesstoffe.
[0014] Vorzugsweise ist die Heizvorrichtung eine, in die das Heizmittel mit einer Strömungsrate
von 5 bis 50 m
3/h zugeführt wird und einen statischen Überdruck von 0,05 bis 1,0 bar erzeugt.
[0015] Vorteilhafter Weise ist die Verstreckvorrichtung eine, bei der die Heizvorrichtung
eine Infrarot-Heizvorrichtung ist.
[0016] Der statische Überdruck in der erfindungsgemäßen Verstreckvorrichtung beträgt 0,1
bis 0,5 bar.
[0017] Vorzugsweise werden der Verstreckvorrichtung 5 bis 50 m
3/h Dampf als Heizmittel zugeführt.
[0018] Die Heizvorrichtung kann mit heißer Luft oder einem anderen heißen, vorzugsweise
neutralen Gas, aber auch mit Additiven versetzten Gasgemischen, insbesondere Dampf,
betrieben werden. Die Luft ist auf eine Temperatur erhitzt, die zwischen der Glastemperatur
und der Schmelztemperatur der Filamente liegt.
[0019] Die Verstreckung ist durch den Unterschied der Eintrittsgeschwindigkeit der Filamente
in die Heizvorrichtung und die Eintrittsgeschwindigkeit der Filamente in die Abzugsvorrichtung
definiert.
[0020] Überraschenderweise wurde gefunden, dass das Ergebnis der Verstreckung unabhängig
von der Strömungsrichtung des Heizmittels ist.
[0021] In einer vorteilhaften Weiterbildung können Mittel zur Herstellung eines Spinnvlieses
vorgesehen sein. Diese Mittel bewirken eine Ablage der über die pneumatische Abzugsvorrichtung
geförderten Kunststoffilamente zu einem flächigen Gebilde, eben einem Spinnvlies,
wobei für die Kunststoffilamente keine weiteren mechanischen Fördermittel notwendig
sind. Bei der Anwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung und des Verfahrens auf segmentierte
Multifilamente, die nachfolgend vorzugsweise durch eine hydrodynamische Behandlung
in ihre Elementarfilamente geteilt oder gesplittet werden, wird überraschenderweise
bei gleichem Energieeintrag der Teilungs- oder Splittgrad erhöht, beziehungsweise
lässt sich bei gleichem Teilungs- oder Splittgrad der Multifilamente der dazu benötigte
Energieeintrag reduzieren. Darüberhinaus kann die Länge der Heizvorrichtung verglichen
mit dem Stand der Technik verkürzt werden.
[0022] Die Verstreckvorrichtung kann auch durch Mittel zur Erzeugung von Stapelfasern ergänzt
werden, wobei die Kunststoffilamente in kurze Fasern geschnitten werden. Diese Fasern
eignen sich insbesondere für die Herstellung von Faservliesen.
[0023] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung von verstreckten Kunststoffilamenten,
bei dem schmelzgesponnene Filamente hinter einer Spinnvorrichtung zumindest auf Erstarrungstemperatur
abgekühlt und mittels einer pneumatischen Abzugsvorrichtung verstreckt und anschließend
in einer Heizvorrichtung zum Zwecke des Verstreckens erwärmt werden, wobei die Filamente
zum Zwecke des Verstreckens in einer Heizvorrichtung auf eine Temperatur zwischen
ihrer Glastemperatur und ihrer Schmelztemperatur erwärmt werden.
[0024] Vorzugsweise werden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren die Filamente in der Heizvorrichtung
von einem gasförmigen, auf eine Temperatur oberhalb des Erstarrungspunktes erhitzten
Heizmittel mit einer Strömungsrate von 20 bis 50 m
3/h angeblasen, welches einen statischen Überdruck von 0,05 bis 1,0 bar erzeugt. Die
Kunststoffilamente weisen dadurch eine höhere Festigkeit bei geringerer Dehnung auf.
[0025] Vorteilhafter Weise erfolgt die Beheizung durch eine Infrarot-Heizvorrichtung, die
rechtwinklig zu den sich vertikal bewegenden Filamenten angeordnet ist.
[0026] Diese Filamente benötigen keine weitere Nachverstreckung und ermöglichen die Verfahrensführung
bei geringeren Abzugsgeschwindigkeiten als bisher.
[0027] Vorzugsweise wird das Verfahren derart geführt, dass zwischen der Heizvorrichtung
und der Abzugsvorrichtung eine Nachverstreckung in einem Streckverhältnis von 1,1
bis 1,5 erfolgt.
[0028] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die Filamente im Temperaturbereich von 100°C bis
350 °C angeblasen werden. Die Volumenrate des Heizmittels beträgt zwischen 5 m
3/h bis 50 m
3/h Dampf.
[0029] Um eine deutliche Verbesserung der Festigkeit und der Dehnung zu erreichen, i ist
es ausreichend, wenn die Filamente mit einer Abzugsgeschwindigkeit von 2000 m/min
bis 4700 m/min durch den Heizmittelstrom geführt werden.
[0030] Gleichwohl tritt die Verbesserung der Eigenschaften auch bei höheren Geschwindigkeiten
ein.
[0031] Mit dem Verfahren können die Eigenschaften der herzustellenden Kunsstoffilamente
beeinflusst werden. So ist es möglich, die Heizmittelstrommenge und deren Temperatur
so einzustellen, dass eine Fadendehnung kleiner 60 % erzielt wird, oder die Abzugsgeschwindigkeit
der Filamente, die Heizmittelstrommenge und deren Temperatur so einzustellen, dass
bei gleicher Abzugsgeschwindigkeit eine relative Erhöhung der Zugfestigkeit des nachverstreckten
Filaments von mindestens 20 % gegenüber einem einfach verstreckten Filament erzielt
wird, wobei vorzugsweise eine Zugfestigkeit der Filamente von mindestens 32 cN/Tex,
besonders vorzugsweise 34 bis 45 cN/Tex erzielt wird, oder die Heizmittelstrommenge
und deren Temperatur so einzustellen, dass ein Heißluftschrumpf von höchstens 6 %
(bei 180 °C, 15 min) erzielt wird. Das gilt insbesondere, wenn als Material PES verwendet
wird.
[0032] Weiterhin ist es vorteilhaft, die Abzugsgeschwindigkeit der Filamente, die Volumenrate
des Heizmittels und dessen Temperatur so einzustellen, dass der Übergang des Bereichs
elastischer Verformung in den Bereich plastischer Verformung erst unter einer um mindestens
20 % höheren Kraft erfolgt.
[0033] Obwohl die Filamente hochverstreckt sind, ist es möglich, die Filamente im Anschluss
an die Verstreckung kontinuierlich oder in einer getrennten Behandlungsstufe nochmals
nachzuverstrecken.
[0034] Als weiterer Verfahrensschritt können die Kunststoffilamente zur Erzeugung eines
Vlieses auf einem Träger abgelegt werden oder zur Herstellung von Stapelfasern geschnitten
werden, wobei die geschnittenen Filamente zur i Verarbeitung in weiteren Verfahren
abgefüllt werden können.
[0035] Besonders vorteilhaft ist die Verwendung der Kunststoffilamente zur Herstellung eines
Vlieses, wobei die Filamente eine Zugfestigkeit von mindestens 32 cN/Tex und eine
Dehnung kleiner als 60 % aufweisen. Zur Herstellung eines Spinnvlieses können die
Kunststoffilamente als Endlosfäden abgelegt werden, zur Herstellung eines Faservlieses
können die verfahrensgemäß erhaltenen Stapelfasern eingesetzt werden.
[0036] Weiterhin vorteilhaft ist die Verwendung der Kunststoffilamente zur Herstellung von
Garnen, wobei die Filamente eine Zugfestigkeit von mindestens 32 cN/Tex und eine Dehnung
kleiner als 60 % aufweisen. Dabei können die Garne aus endlosen Kunststoffilamenten
hergestellt sein oder aus Stapelfasern gesponnen sein.
In der Zeichnung ist eine Verstreckungsvorrichtung zur Herstellung von verstreckten
Kunststoffilamenten schematisch dargestellt. Es zeigt die:
- Fig. 1
- a die wesentlichen Baugruppen der Anlage
- Fig. 1 b
- ein weiteres Modul mit unterschiedlicher Heizvorrichtung
- Fig. 2
- einen Verlauf der Geschwindigkeit eines Filamentbündels gemäß der Erfindung im Vergleich
zu herkömmlichen Systemen und
- Fig. 3
- die Kennlinien verschiedener mechanischer Eigenschaften.
[0037] Die in Fig. 1 a und b dargestellte Verstreckungsvorrichtung zur Herstellung von verstreckten
Kunststoffasern umfasst eine Spinnvorrichtung 1, der in bekannter Weise geschmolzener
Kunststoff zugeführt wird. Über in der Spinnvorrichtung 1 angeordnete Spinndüsen tritt
eine der Anzahl der Öffnungen in den Spinndüsen entsprechende Anzahl von Filamenten
2 aus, die zusammen ein Filamentbündel 3 ergeben. Üblicherweise werden bis zu 400
Filamente zu einem Filamentbündel zusammengefasst. Nach Austritt aus der Spinndüse
werden die Filamente 2 unter die Erstarrungstemperatur abgekühlt, wobei eine zusätzliche
Kühlvorrichtung 4 vorgesehen sein kann. Dabei bilden sich kristalline und amorphe
Zonen im einzelnen Filament aus.
[0038] Die abgekühlten Filamente 2 werden nun einer Heizvorrichtung 5 zugeführt und dort
gebündelt, so dass ein paralleler Verlauf durch die Heizvorrichtung 5 erfolgt. Die
Heizvorrichtung 5 weist einen Heizschacht 6 auf, dem ein Heizmittel 8, insbesondere
Dampf, zugeführt wird. Die Strömungsrichtung des Heizmittels 8 im Heizschacht 6 kann
in Strömungsrichtung zu dem Filamentbündel 3 oder im Gegenstrom dazu geführt werden.
[0039] In einer bestimmten Entfernung zu dem Heizschacht 6 ist die Abzugsvorrichtung 10
angeordnet, mit welcher auf das Filamentbündel 3 eine Zugkraft ausgeübt wird. Dies
erfolgt auf pneumatischem Weg über eine Venturi-Düse 11, der unter hohem Druck stehende
Luft 12 zugeführt wird, so dass am engsten Querschnitt die Schallgeschwindigkeit erreicht
und im weiteren Verlauf die Schallgeschwindigkeit überschritten wird.
[0040] Das aus der Abzugsvorrichtung 10 austretende Filamentbündel 3 kann in bekannter Weise
zu einem Kunststoffaden verarbeitet werden, zur Erzeugung von Stapelfasern geschnitten
werden oder zur Herstellung eines Spinnvlieses dienen. Letzteres ist beispielsweise
in der FR 74 20 254 beschrieben.
[0041] In Fig. 2 ist eine Übersicht über den Geschwindigkeitsverlauf der ersponnenen Filamente
für verschiedene Anlagen bzw. Verfahren dargestellt. Unter den üblichen Bedingungen
einer direkten Erspinnung und Streckung der Filamente in einer Stufe und unter hoher
Geschwindigkeit, hier einer Abzugsgeschwindigkeit von 6000 m/min, erfahren die Filamente
eine schockartige Abkühlung aufgrund der sehr hohen Geschwindigkeitsgradienten in
Längs- und Querrichtung, siehe Kurve A. Entlang des Spinnweges ist der Geschwindigkeitsgradient
größer als 2x10
4 1/s, und die Abkühlgeschwindigkeit ist in der Größenordnung von 26000 °C/s. Diese
extremen Bedingungen bewirken in dem Filament eine unterschiedliche, heterogene Struktur
zwischen dem Mantel und dem Kern des Filaments. Gegenüber den in einem mehrstufigen
Verfahren nachverstreckten Filamenten hat dies einen Abfall bestimmter mechanischer
Eigenschaften zur Folge.
[0042] Eine Verringerung der Geschwindigkeit auf 4400 m/min Abzugsgeschwindigkeit vermindert
den Geschwindigkeitsgradienten und die Kühlgeschwindigkeit deutlich, wie dann aus
der Kurve B abgelesen werden kann. Allerdings nimmt auch die Bruchlast ab und die
Bruchdehnung zu.
[0043] Um trotz vorteilhafter niedriger Abzugsgeschwindigkeiten eine Erhöhung der Bruchlast
und eine Verringerung der Bruchdehnung zu erhalten, werden zweistufige mechanische
Verfahren verwendet, die einen ersten Bereich mit einem hohen Geschwindigkeitsgradienten
und einen zweiten Bereich mit hohen Geschwindigkeitsgradienten aufweisen. Dies ist
in der Kurve C dargestellt.
[0044] Durch die Verwendung einer erfindungsgemäßen Heizvorrichtung zwischen der Spinndüse
und der Abzugsvorrichtung wird bei einer Abzugsgeschwindigkeit von 4400 m/min der
in der Kurve D dargestellte Verlauf erreicht. Über eine Länge L der Heizvorrichtung
5 findet eine Nachverstreckung der über den Erstarrungspunkt erhitzten Filamente statt.
[0045] In der Tabelle 1 sind verschiedene Versuchsergebnisse mit und ohne Heizvorrichtung
für unterschiedliche Massendurchsätze von Polyethylenterephthalat (PET) mit einem
Schmelzpunkt von 256 °C und einer Viskosität von 190 Pas bei 290 °C gegenübergestellt.
[0046] In einer ersten Versuchsanordnung T wurde eine aus Spinnvorrichtung 1 und Abzugsvorrichtung
10 bestehende Verstreckvorrichtung zur Herstellung von Filamenten verwendet.
[0047] Die zweite Versuchsanordnung V unterscheidet sich von der ersten dadurch, dass zwischen
der Spinnvorrichtung 1 und der Abzugsvorrichtung 10 eine erfindungsgemäße Heizvorrichtung
5 vorgesehen wurde, in welcher die Filamente auf eine Temperatur oberhalb der Erstarrungstemperatur
erhitzt wurden, jedoch die Schmelztemperatur nicht erreicht wird.
[0048] Die Versuche wurden für beide Versuchsanordnungen zum einen mit einem Massendurchsatz
von 0,9 g/min je Kapillaröffnung der Spinndüse (T1, V1.1, V1.2) und zum anderen mit
einem Massendurchsatz von 0,56 g/min je Kapillaröffnung der Spinndüse (T2, V2) durchgeführt.
[0049] Bei dem Vergleich der wesentlichen Eigenschaften des in der ersten Versuchsreihe
hergestellten Filaments ist zunächst festzustellen, dass die Abzugsgeschwindigkeit
des Filaments in den Versuchen V1.1 und V1.2 gegenüber T1 deutlich zurückgegangen
ist. Dies läßt sich dadurch erklären, dass die Reibungskräfte in der Heizvorrichtung
durch die Druckerhöhung in der Abzugsvorrichtung nicht vollständig ausgeglichen wurden.
Ein direkter Vergleich der mechanischen Eigenschaften zweier mit derselben Abzugsgeschwindigkeit
gemäß den beiden Versuchsanordnungen T, V hergestellten Filamente ist hier daher nicht
möglich.
[0050] Man erkennt aber, dass trotz einer von 4800 m/min auf 3300 m/min verringerten Abzugsgeschwindigkeit
die Festigkeit von 30,5 cN/Tex auf 40 cN/Tex gesteigert und die Dehnung von 72 % auf
55 % verringert wurde (T1 und V1.2). Damit ist es möglich, zur Erzeugung von Filamenten
hoher Festigkeit in einem Bereich mittlerer Abzugsgeschwindigkeit zu arbeiten. Eine
Erhöhung der Geschwindigkeit in der Versuchsanordnung mit Heizvorrichtung auf 4000
m/min führt zu einer nochmaligen Verbesserung der Festigkeit von 40 cN/dTex auf 56
cN/Tex und eine Verringerung der Dehnung von 56 % auf 40 % (V1.2 gegenüber V1.1).
[0051] In der zweiten Versuchsreihe V2, T2 wurde ein Massendurchsatz Polymer /Loch von 0,56
g/min eingestellt. Auch im feineren Titerbereich verringerte sich die Abzugsgeschwindigkeit.
Die Festigkeit verbesserte sich in beträchtlichem Maße von 26 cN/Tex auf 38 cN/Tex
und die Dehnung wurde ebenfalls von 82 % auf 48 % deutlich reduziert
Tabelle 1
Versuch |
V 1.1 |
V 1.2 |
T 1 |
V 2 |
T 2 |
Massenstrom Polymer/Loch (g/mn Loch) |
0,90 |
0,90 |
0,90 |
0,56 |
0,56 |
Titer (dTex) |
2,2 |
2,7 |
1,9 |
1,8 |
1,3 |
Abzugsgeschwindigkeit (m/min) |
4000 |
3300 |
4800 |
3100 |
4300 |
Festigkeit (cN/tex) |
40 |
43 |
30,5 |
38 |
26 |
Dehnung (%) |
56 |
45 |
72 |
48 |
82 |
Splittgrad (%) |
98 |
100 |
85 |
99 |
85 |
therm. Schrumpf (%) (180°C, 15 min Heißluft) |
4,0 |
4,0 |
4,5 |
5,0 |
5,5 |
[0052] In Fig. 3 ist der Kraft-Dehnungsverlauf der aus den Versuchen T1, V1, V1.1, V1.2,
T2, V2 hervorgegangenen Filamente zusammengestellt. Man erkennt den außerordentlich
großen Einfluss der Heizvorrichtung sowohl auf die Festigkeit als auch auf die Dehnung.
Insbesondere von Bedeutung ist die wesentliche Verbesserung der Dehnung im Bereich
von Kräften höher als 10 cN/Tex. Die verbesserten Filamente können hier deutlich mehr
Last aufnehmen, ohne eine übermäßige Dehnung zu erfahren. Dieses Verhalten ist selbst
bei mit verringerter Abzugsgeschwindigkeit hergestellten Filamenten gemäß V1.2 bzw.
V2 noch in wesentlichem Maße gegeben.
[0053] Die Abkühlung der aus der etwa 300 °C heißen Spinnvorrichtung austretenden Filamente
erfolgt durch Anströmung mit Luft bei Raumtemperatur, die Erhitzung der Filamente
in der Heizvorrichtung auf 270 - 300 °C erfolgt mit einer Volumenrate Dampf zwischen
20 und 30 m
3/h. Es versteht sich von selbst, dass die Temperatur des gasförmigen Fluids 8 für
Polyolefine entsprechend der jeweiligen Schmelztemperatur angepasst werden muß. Der
Massendurchsatz an gasförmigem Fluid 8 richtet sich unter anderem nach der Menge der
zu verstreckenden Filamente, dem verwendeten Polymer oder Polymeren, dem Verstreckungsgrad
und der Vorverstreckung zwischen der Spinnvorrichtung 1 und der Heizvorrichtung 5.
[0054] Die Filamente eignen sich aufgrund ihrer verbesserten mechanischen Eigenschaften
besonders für die Herstellung von Vliesen, wobei als Material thermoplastische Kunststoffe,
z.B. Polyester wie Polyethylenterephthalat (PET), Polybutylenterephthalat (PBT), Polytrimethylenterephthalat
(PTT); Polyamide wie Polyamid 6 (PA 6), Polyamid 6.6 (PA 6.6), Polyamid 11 (PA 11),
Polyamid 4,6 (PA 4,6) oder Polyolefine wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) oder
deren Copolymere in Frage kommen. Die Filamente können auch aus mehreren verschiedenen
Materialien hergestellt sein, wobei bekannte Spinntechniken verwendet werden.
1. Verstreckvorrichtung zur Herstellung von verstreckten Kunststoffilamenten (2, 3),
umfassend eine Spinnvorrichtung (1), und eine pneumatische Abzugsvorrichtung (10),
dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Spinnvorrichtung (1) und der Abzugsvorrichtung (10) eine Heizvorrichtung
(5) angeordnet ist, in der ein Heizmittel (8) die Kunststoffilamente (2, 3) auf eine
Temperatur zwischen ihrer Glastemperatur und ihrer Schmelztemperatur erwärmt.
2. Verstreckvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Heizmittel (8) mit einer Strömungsrate von 5 bis 50 m3/h zugeführt wird und einen statischen Überdruck von 0,05 bis 1,0 bar erzeugt.
3. Verstreckvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Heizvorrichtung (5) eine Infrarot-Heizvorrichtung (13) ist.
4. Verstreckvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der statische Überdruck 0,1 bis 0,5 bar beträgt.
5. Verstreckvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Heizmittel (8) 5 bis 50 m3/h Dampf zugeführt werden.
6. Verfahren zur Herstellung von verstreckten Kunststoffilamenten (2, 3), bei dem schmelzgesponnene
Filamente (2, 3) mit einem Einzeltiter von größer 1 dTex hinter einer Spinnvorrichtung
(1) zumindest auf Erstarrungstemperatur abgekühlt und mittels einer pneumatischen
Abzugsvorrichtung (10) verstreckt werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente zum Zwecke des Verstreckens in einer Heizvorrichtung (5) auf eine Temperatur
zwischen ihrer Glastemperatur und ihrer Schmelztemperatur erwärmt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente in der Heizvorrichtung (5) durch ein gasförmiges, erhitztes Fluid (8)
geführt werden, welches mit einer Strömungsrate von 20 bis 50 m3/h zugeführt wird und einen statischen Überdruck von 0,05 bis 1,0 bar erzeugt.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Beheizung durch eine Infrarot-Heizvorrichtung (13) erfolgt, die rechtwinklig
zu den sich vertikal bewegenden Filamenten angeordnet ist.
9. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Heizvorrichtung (5) und der Abzugsvorrichtung (10) eine Nachverstreckung
in einem Streckverhältnis von 1,1 bis 1,5 erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente mit einer Abzugsgeschwindigkeit von 2000 m/min bis 4700 m/min durch
das Heizmittel (8) geführt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Strömungsgeschwindigkeit des Heizmittels (8) beim Eintritt in die Heizvorrichtung
(5) zwischen 35 m/s und 50 m/s und zwischen 70 m/s und 90 m/s beim Austritt aus der
Heizvorrichtung (5) beträgt.
12. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsgeschwindigkeit der Filamente (2, 3), der Betrag der Heizmittelenergie
und die Temperatur des Heizmittels (8) so eingestellt werden, dass bei gleicher Abzugsgeschwindigkeit
eine relative Erhöhung der Zugfestigkeit des nachverstreckten Filaments von mindestens
20% gegenüber einem einfach verstreckten Filament erzielt wird, wobei vorzugsweise
eine Zugfestigkeit der Filamente von mindestens 32 cN/Tex, vorzugsweise 40 bis 50
cN/Tex, erzielt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsgeschwindigkeit der Filamente (2, 3) und die Temperatur des Heizmittels
(8) so eingestellt sind, dass der Übergang des Bereichs elastischer Verformung in
den Bereich plastischer Verformung erst unter einer um mindestens 20 % erhöhten Kraft
erfolgt.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Heizmittelmenge und die Temperatur des Heizmittels (8) so eingestellt werden,
dass ein Heißluftschrumpf von höchstens 6 % (bei 180°C, 15 min) erzielt wird.