[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Warmkammer-Druckgießmaschine,
bei dem flüssiges Metall schußweise von einem hinund her bewegbaren Gießkolben aus
einem in ein Metallbad tauchenden Gießbehälter durch dessen Steigkanal zu einem Mundstückskörper
und einer Düsenspitze bis in eine Form gefördert und dort unter Druck gesetzt wird.
[0002] Die Erfindung betrifft auch eine Warmkammer-Druckgießmaschine zur Durchführung eines
solchen Verfahrens.
[0003] Metalldruckgussteile werden in immer größeren Umfang auf allen Gebieten der Technik
verwendet, wobei es jeweils auf möglichst hohe Produktqualität ankommt. Bekannt ist
es hierzu (DE-PS 29 22 914), wegabhängige Signale zur Steuerung des Einpressvorganges
zu verwerten oder Signale, die vom Einpressdruck abhängig sind und aus denen auf die
jeweilige Stellung des Gießkolbens und damit auf den Füllungsgrad der Form geschlossen
werden kann. Aus der WO 95/33588 ist es darüber hinaus auch bekannt, im Endbereich
des Mundstückes, also kurz vor der Düsenspitze, einen von oben in das Mundstück hereinragenden
Metallsensor vorzusehen, um exakte tatsächliche Werte über die Lage der Metallfront
beim Schuß zu erhalten und daraus dann entsprechende Regelsignale für die Formfüllung
und den Einpressdruckverlauf abzuleiten. Diese Maßnahme dient zusammen mit der Verwendung
hochdynamischer Stetigventile mit sehr geringen Schaltzeiten dazu bessere Produkte
bei dünnwandigem Guß zu erreichen.
[0004] In allen Fällen aber muß dafür gesorgt werden, dass die in der Form vor dem Einschießen
des Metalls vorhandene Luft und die Luft, die sich im Steigkanal und im Mundstückskörper
befindet, möglichst vollständig entweichen kann, um Lunkerbildung innerhalb des Druckgussstückes
möglichst zu vermeiden. Bekanntlich arbeiten alle Warmkammer-Druckgießmaschinen so,
dass nach jedem Schuß der Gießkolben wieder in seine ursprüngliche Stellung zurückgefahren
wird, in der eine Verbindungsöffnung zwischen dem im Ofen temperierten Metallbad und
dem Gießzylinder freigegeben wird, um den beim Gießvorgang zunächst entleerten Gießzylinder
wieder zu füllen. Bei dieser Rückbewegung des Gießkolbens entsteht ein gewisser Unterdruck
im Steigkanal und im Mundstückskörper. Da der Mundstückskörper im übrigen auch zur
Düsenspitze und zur Form hin leicht ansteigt, fließt nach dem Druckgießvorgang dort
noch vorhandenes Metall wieder in den Gießbehälter zurück bis zu dem Niveau, welches
vom Metallbadpegel bestimmt wird. Steigkanal und Mundstückskörper sind daher vor jedem
Schuß mit Luft gefüllt und es muß dafür gesorgt werden, dass auch diese Luft, die
von der Metallfront beim Formfüllvorgang vor sich hergetrieben wird, durch die Form
entweichen kann. Dies führt dazu, dass der Formfüllvorgang nicht mit einer, für die
Metallfüllung der Form an sich möglichen hohen Geschwindigkeit erfolgen kann. Dazu
kommt, dass der Fördervorgang der Metallschmelze und damit die Vorwärtsbewegung des
Gießkolbens erst einsetzen kann, wenn die nach dem vorhergehenden Schuß zunächst zur
Entnahme des Werkstückes geöffnete Form wieder geschlossen ist. Die Zykluszeit zwischen
jedem Schuß wird dadurch, insbesondere durch den in der ersten Füllphase mit sehr
geringer Geschwindigkeit bewegten Gießkolben verlängert. Dazu kommt, dass es dennoch
nicht möglich ist, die gesamte Luft durch die der Form zugeordneten Lüftungskanäle
entweichen zu lassen, so dass im Gussteil Luftporen entstehen können.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, hier Abhilfe zu schaffen und
ein Verfahren zum Betrieb einer Warmkammer-Druckgießmaschine und eine entsprechend
ausgestaltete Druckgießmaschine vorzuschlagen, mit denen relativ sicher die Luft aus
der Form und dem Gießsystem abgeführt werden kann.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der eingangs genannten
Art vorgesehen, dass nach jedem Schuß bei offener Form der Gießkolben aus seiner zurückgezogenen
Stellung, in der er einen Zulauf aus dem Metallbad in den Gießzylinder des Gießbehälters
freigibt, in eine vorgeschobene Stellung bewegt wird, in welcher der Steigkanal und
Mundstückskörper mit flüssigem Metall gefüllt sind, dass dann die Form geschlossen
und erst danach Metall in die Form gedrückt wird.
[0007] Durch diese Maßnahme kann der Zeitraum, während dem die Form ohnehin zur Entnahme
des Werkstückes geöffnet ist, für einen Teil des Fördervorganges der Metallschmelze
für den neuen Schuß ausgenützt werden. Gleichzeitig wird dabei dafür gesorgt, dass
die im Steigkanal und im Mundstückskörper befindliche Luft aus dem Gießsystem herausgedrückt
wird, wobei sie wegen der noch offenen Form keine Schwierigkeiten zum Entweichen hat.
Nach dem dann erfolgten Schließen der Form kann daher der eigentliche Druckgießvorgang
eingeleitet werden, bei dem lediglich die in der Form noch vorhandene Luft durch die
entsprechenden Entlüftungskanäle aus der Form herausgedrückt werden muß, ehe der Druck
auf die Metallschmelze erhöht und der Einpressvorgang vollständig durchgeführt wird.
Die Luftmenge jedenfalls, die beim Stand der Technik aus Steigkanal und Mundstückskörper,
d.h. aus dem Gießsystem selbst bei jedem Schuß herausgedrückt werden muß, kann in
einfacher Weise entweichen, und zwar in einer Zeitspanne, die ohnehin für die Entnahme
des Gußteiles zwischen jedem Schuß vorgesehen sein muß.
[0008] In Weiterbildung der Erfindung kann die Ankunft des flüssigen Metalls an der Mundstücksspitze
erfasst, der Formschließvorgang eingeleitet und der Gießkolben festgehalten werden,
bis die Form geschlossen ist. Durch diese Ausgestaltung kann im Vergleich zum Stand
der Technik wegen der Vorfüllung des Gießsystems der eigentliche Formfüll- und Einpressvorgang
wesentlich schneller und auch exakter durchgeführt werden, so dass es möglich ist,
Produkte hoher Qualität ohne Lufteinschlüsse mit großer Effizienz herzustellen.
[0009] Zur Durchführung des neuen Verfahrens eignet sich eine Warmkammer-Druckgießmaschine,
die mit einem vom Steigkanal zur Düsenspitze hin ansteigenden Kanal im Mundstückskörper
und mit einem im Bereich der Düsenspitze angeordneten Metallsensor versehen ist, wobei
allerdings der Metallsensor abweichend vom Vorschlag nach der WO 95/33588 an der Unterseite
des Mundstückskörpers angebracht ist. Durch diese Ausgestaltung nämlich wird der Metallsensor
von dem in der Vorfüllphase das Gießsystem langsam auffüllenden flüssigen Metall überflutet
und es kann eine feinfühlige Regelung stattfinden. Bekanntlich haben Mundstückskörper
gängiger Warmkammer-Druckgießmaschinen eine Neigung von etwa 5°, die dazu ausgenützt
werden kann, das Metall in diesem geneigten Mundstückskörperkanal langsam durch die
Vorwärtsbewegung des Gießkolbens bis zum Metallsensor ansteigen zu lassen.
[0010] Es kann nun eine entsprechende Steuerungseinrichtung vorgesehen werden, die jeweils
vom Zeitpunkt des vom Metallsensors abgegebenen Signals, dass das Gießsystem vorgefüllt
ist, die Steuerung des Einpressvorganges der Metallschmelze in die Form übernimmt.
[0011] Wird dafür gesorgt - was an sich bekannt ist - dass das Badniveau der Metallschmelze
im Ofen z.B. über einen Mehrkammerofen stets gleich hoch gehalten ist, dann wird es
auch möglich, eine Gießsystemvorfüllkurve vorzugeben, die maschinenspezifisch und
unabhängig von der Form ist. Danach arbeitet das Gießkolbenvorschub- und Druckbeaufschlagungssystem
formabhängig und kann in bekannter Weise betrieben werden.
[0012] Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispieles in der Zeichnung dargestellt
und wird im folgenden erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Schnittdarstellung durch das Gießsystem und die Form einer Warmkammer-Druckgießmaschine,
- Fig. 2
- die vergrößerte Darstellung des mit einer Düsenspitze ausgerüsteten Endes des Mundstückbereiches
des Gießsystems und
- Fig. 3
- den zeitlichen Verlauf der Bewegungsgeschwindigkeit des Gießkolbens und der von ihm
geförderten Metallschmelze im Gießsystem nach Fig. 1.
[0013] Die Fig. 1 läßt zunächst erkennen, dass das mit der Bezugszahl 1 insgesamt versehene
Gießsystem aus einem nicht näher gezeigten Ofen 2 mit einer temperierten Entnahmekammer
3 besteht, in der sich bis zum Niveau 4 flüssiges Metall 5 befindet. In dieses vom
flüssigen Metall 5 gebildete Metallbad taucht ein Gießbehälter 6 ein, der eine zylindrische
Gießkammer 7 und einen darin auf- und abbeweglichen Gießkolben 8 sowie einen mit dem
Gießkammer 7 in Verbindung stehenden Steigkanal 9 aufweist. Der Steigkanal 9 mündet
in einen Mundstückskörper 10 ein, der in das am Ende des Steigkanals 9 vorgesehene
Anschlussstück 11 des Gießbehälters 6 eingesetzt und ebenso wie dieses beheizt ist,
was aber nicht näher gezeigt ist.
[0014] Die Gießkammer 7 ist außerdem mit einer Verbindungsöffnung 12 zum Metallbad 5 versehen,
welche in der dargestellt zurückgezogenen Lage des Gießkolbens 8 freigegeben ist.
Der Gießkolben 8 wiederum wird über eine Kolbenstange 13 gesteuert angetrieben, wobei
der dazu vorgesehene Gießkolbenantrieb nicht gezeigt ist.
[0015] Der Mundstückskörper 10 ist mit einer in ihn eingesetzten Düsenspitze 14 versehen,
die aus Fig. 2 erkennbar ist. In Fig. 2 ist auch die um den Mundstückskörper 10 herum
angeordnete Heizung 15 angedeutet. Zu erkennen ist auch ein Metallsensor 16, der von
der Unterseite her in den Mundstückskörper 10 eingesetzt ist und über ein Anschlusskabel
17 mit einer Steuereinrichtung 18 in Verbindung steht, die wiederum in nicht näher
gezeigter Weise mit dem Antrieb für den Gießkolben 8 verbunden ist.
[0016] Zu Fig. 1 ist noch zu bemerken, dass das Mundstück mit der Düsenspitze 14 am Zulaufsystem
19 für die Form 20 angesetzt ist, die aus einer an der festen Formenaufspannplatte
21 der nicht weiter gezeigten Druckgießmaschine aufgespannten festen Formhälfte 22
und aus der an der nicht gezeigten beweglichen Formenaufspannplatte der Druckgießmaschine
befestigten beweglichen Formenhälfte 23 aufgebaut ist. Diese Form 20 ist in bekannter
Weise mit Entlüftungskanälen versehen und sie ist in Fig. 1 im geschlossenen Zustand
gezeichnet.
[0017] Die nach Fig. 1 geschlossene Form wird nun nach dem neuen Verfahren zur Entnahme
des noch in der Form befindlichen Werkstückes geöffnet. Dieses Formöffnen geschieht
nach Fig. 3 zum Zeitpunkt Null auf der nach rechts verlaufenden Zeitachse t. Nach
dem neuen Verfahren wird nun bei geöffneter Form der Gießkolben 8 durch seinen Antrieb
aus der in der Fig. 1 gezeigten Lage nach unten bewegt. Er verschließt dabei die Verbindungsöffnung
12 zum Metallbad 5 und drückt das in der Gießkammer 7 und in dem angrenzenden Steigkanal
9 bis zum Niveau 4 vorhandene flüssige Schmelzmaterial durch den Steigkanal nach oben
in den leicht zur Form 20 hin ansteigenden Kanal 24 des Mundstückes 10. Die flüssige
Metallschmelze 5 erreicht dabei, wie Fig. 2 andeutet, den Metallsensor 16, der von
unten her in den Kanal 24 des Mundstückes 10 eingesetzt ist und überflutet diesen
bei einem horizontal verlaufenden Niveau 25, so dass ein Signal abgegeben werden kann,
wenn die flüssige Schmelze 5 am Metallsensor 16 bzw. - nach einer empirisch zu ermittelnden
weiteren kurzen Zeitspanne - an der Düsenspitze 14 bis zu dem horizontal verlaufenden
maximalen Niveau 25a ansteht. Dieser Zeitpunkt, bzw. der Zeitpunkt, zu dem die Metallschmelze
5 den Metallsensor 16 erreicht, wird nun zusammen mit "Form geschlossen" als Startsignal
für die schnelle Formfüllung ausgenützt. Im Ausführungsbeispiel der Fig. 3 ist dies
der Fall zum Zeitpunkt t nach zwei Sekunden. Die Form selber ist zum Zeitpunkt t
F geschlossen, so dass danach - zum Zeitpunkt des Ablaufs von drei Sekunden - der Formfüllvorgang
mit hoher Geschwindigkeit in der auch bisher schon bekannten Weise einsetzen kann.
[0018] Es wird ohne weiteres erkennbar, dass die von der Schmelze 5 vor dem Gießkolben 8
zu Beginn des in Fig. 3 geschilderten Vorganges vor der Metallfront hergeschobene
Luft, die sich noch in dem oberhalb des Niveaus 4 liegenden Teil des Steigkanals 9
und im Kanal 24 des Mundstückkörpers befindet, ohne Probleme aus der noch offenen
Form entweichen kann. Die Metallschmelze wird dabei sehr langsam und mit geringer
Geschwindigkeit (beim Ausführungsbeispiel etwa 0,1 Meter pro Sekunde) in das Gießsystem
eingefüllt, welches auf diese Weise beim Ausführungsbeispiel nach zwei Sekunden vorgefüllt
ist. Aus diesem vorgefüllten Gießsystem, welches in Fig. 2 durch das Niveau 25 angedeutet
ist, lässt sich nach dem Schließen der Form zum Zeitpunkt t
F die Form selbst sehr schnell und effektiv ausschließlich in Abhängigkeit von dem
durch die Form gegebenen Bedingungen füllen. Die in der Form vorhandene Luft und der
geringe Luftanteil in der Düsenspitze 14 (Fig. 2) behindern das Entweichen dieser
nur noch geringen Luftmenge nicht. Auf diese Weise wird es daher möglich, dass das
erzeugte Druckgussteil nahezu ohne Lufteinschlüsse herstellbar ist. Es wird auch möglich,
eine kürzere Zykluszeit einzuhalten, weil der Vorfüllvorgang für das Gießsystem, der
in der Fig. 3 in der Zeit von Null bis zwei Sekunden erfolgt, in einer Zeitspanne
vor sich geht, in der die Form ohnehin der Werkstückentnahme geöffnet sein muß.
[0019] Mit dem neuen Verfahren können auch Druckgussteile mit geringerem Gewicht prozesssicher
hergestellt werden.
1. Verfahren zum Betrieb einer Warmkammer-Druckgießmaschine, bei dem flüssiges Metall
schußweise von einem hin.- und herbewegbaren Gießkolben 8 aus einem in ein Metallbad
(5) tauchenden Gießbehälter (6) durch dessen Steigkanal (9) zu einem Mundstückskörper
(10) und einer Düsenspitze (14) bis in eine Form (20) gefördert und dort unter Druck
gesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, dass nach jedem Schuß bei offener Form der Gießkolben (8) aus einer zurückgezogenen Stellung,
in der er einen Zulauf (12) aus dem Metallbad (5) in die Gießkammer (7) des Gießbehälters
(6) freigibt, in eine vorgeschobene Stellung bewegt wird, in welcher der Steigkanal
(9) und der Mundstückskörper (10) mit flüssigem Metall gefüllt sind, dass dann die
Form (20) geschlossen und erst danach Metall in die Form gedrückt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ankunft des flüssigen Metalls (5) an der Mundstücksspitze erfasst, der Formschließvorgang
eingeleitet und der Gießkolben (8) festgehalten wird, bis die Form geschlossen ist.
3. Warmkammer-Druckgießmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit
einem vom Steigkanal (9) zur Düsenspitze (14) hin ansteigenden Kanal (24) im Mundstückskörper
(10) und mit einem im Bereich der Düsenspitze (14) angeordneten Metallsensor, dadurch gekennzeichnet, dass der Metallsensor (16) an der Unterseite des Kanals (24) des Mundstückkörpers (10)
angebracht ist.
4. Warmkammer-Druckgießmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuereinrichtung (18) zum Erfassen und Auswerten des vom Metallsensors (16)
abgegebenen Signals vorgesehen ist, welches als Startsignal für das Einsetzen des
Einpressvorgangs in die Form ausnützbar ist.
5. Warmkammer-Druckgießmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass über die Steuereinrichtung (18) und eine Prozessleiteinrichtung eine Gießsystem-Vorfüllkurve
vorgegeben wird, die maschinenspezifisch die Vorfüllzeit und die Gießkolbengeschwindigkeit
einschließlich des Abbremsvorganges des Gießkolbens bestimmt.
6. Warmkammer-Druckgießmaschine nach einem der Ansprüche 3 bis 5, gekennzeichnet durch die Verwendung eines Mehrkammerofens, der in einer Entnahmekammer gleiches Badniveau
gewährleistet.