[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines einkristallinen Bauteils
komplexer Formstruktur mit verschiedenen Strukturteilen aus einer metallischen Schmelze,
wobei sich die metallische Schmelze in einer mit der Formstruktur korrelierenden Negativform
befindet und die Negativform durch ein der Kristallisationsgeschwindigkeit der metallischen
Schmelze angepaßtes, den Schmelzpunkt einschließendes Temperaturgefälle unter Bildung
einer Erstarrungsfront bewegt wird.
[0002] Die Herstellung einkristalliner Bauteile nimmt mehr und mehr an Bedeutung zu, um
immer weitere Leistungssteigerungen, insbesondere im Bereich von Turbinen, zu erzielen.
Bei Turbinen, wie Triebwerksturbinen von Flugzeugen oder Gasturbinen zur Energiegewinnung
in Kraftwerken, sind Turbinenschaufeln einer hohen Belastung ausgesetzt. Im Zuge der
Steigerung von Leistung, Wirkungsgrad und Emission von Gasturbinen werden die thermischen
und damit die mechanischen Randbedingungen an Turbinenleitschaufeln der ersten Stufe(n)
zunehmend extremer. Besondere Belastungen treten beispielsweise durch zunehmende Ausdünnung
der Plattformen, durch Arbeitsmediumswechsel und durch verminderte Außenkuehlung wegen
Kühlleckagen im Kanalrandbereich der Gasturbine auf. Eine weitere Leistungssteigerung
der Materialeigenschaften wird verlangt, da zur Kühlluftverbrauchsreduzierung in der
Gasturbine die Anzahl der Schaufeln im Ring zugunsten zu mehr Größe reduziert wird.
Um diese Randbedingungen bewältigen zu können, wird ein Materialwechsel bzw. ein Wechsel
der Materialstruktur hin zu Einkristallen angestrebt, wie es teilweise im Laufschaufelbereich
von Gasturbinen schon erprobt ist. Bauteile die aus Einkristallen gebildet sind besitzen
nur solche Korngrenzen, die bei steigenden Temperaturen keine im Vergleich zum Gesamtmaterial
wesentlichen Schwachstellen im Material darstellen.
[0003] Die Herstellung einkristalliner Bauteile ist bereits seit vielen Jahren bekannt.
Dazu wird zunächst Schmelze in eine Gußform gegossen. Die Gußform hat die negative
Formstruktur des herzustellenden Bauteils und wird von daher auch als Negativform
bezeichnet. Wenn die Schmelze in der Negativform erstarrt, so erhält sie die gewünschte
Formstruktur des Bauteils. Die Formstruktur besteht in der Regel aus mehreren Bereichen,
sogenannten Strukturteilen. Die Gußform mit der Schmelze befindet sich innerhalb eines
Ofens, so daß die Schmelze weiter beheizt wird und flüssig bleibt. Zur Einkristallerzeugung
wird die Negativform langsam aus dem Ofen herausgefahren, so daß außerhalb des Ofens
der Erstarrungsprozeß beginnt und die Erstarrungsfront dem Temperaturgefälle folgt.
Um dem Einkristall die gewünschte Orientierung zu geben, wird zu Beginn eine schneckenhausförmige,
mit Schmelze gefüllte Spitze der Gußform von der äußersten Spitze her erstarrt. Die
schneckenhausförmige Spitze wird als Selektionshelix bezeichnet. Die Helix dient zur
Selektion der Kristallwachstumsrichtung. Der Einkristall bildet somit die beginnende
Erstarrungsfront und wächst im gewünschten Fall durch die gesamte Negativform. Die
Negativform muß mit einer der Kristallisationsgeschwindigkeit des Metalls angepaßten
Geschwindigkeit durch das Temperaturgefälle geführt werden. Wird die Schmelze schneller
durch das Temperaturgefälle geführt als die Kristallwachstumsgeschwindigkeit, so kommt
es zur Keimbildung und es bilden sich zusätzliche Kristalle, die eine Orientierung
anders als der gewünschte Einkristall haben. Geschieht dies, so ist das Bauteil schadhaft
und nicht mehr zu verwenden.
[0004] Insbesondere ist eine Einkristallerzeugung von Turbinenleitschaufeln mit weit überhängenden
Plattformen sehr schwierig. Die Turbinenleitschaufeln bestehen aus mehreren Strukturteilen,
welche die Formstruktur des Bauteils ausmachen. Besonders Problematisch ist der Übergang
von einer Plattform zu einem Profilteil und umgekehrt. Die Plattform bildet den Leitschaufelbereich,
der in der Turbine parallel, bündig auf der inneren radialen Oberfläche des Leitschaufelträgers
liegt und die Profile sind zum einen das Schaufelblatt und zum anderen das Verbindungselement
zwischen Leitschaufelträger und Leitschaufel. Problematisch ist bei dieser Anordnung,
daß die Ebenennormale der Plattform praktisch senkrecht auf der Ebenennormalen des
Profils liegt. Die Wachstumsrichtung des Einkristalls wird in der Regel so gewählt,
daß sie im wesentlichen entlang der Längsachse des Profils verläuft und parallel zur
Ebenennormalen der Plattform. Die Ebenen stehen fast im wesentlichen senkrecht aufeinander
und haben ihr Ausdehnung in verschiedene Richtungen. Es ist demnach ein nahezu schlagartiger
Wechsel der Erstarrungsfrontfläche von der geringen Fläche des Profils hin zu der
wesentlich breiteren Fläche der Plattform zu realisieren. Es muß in diesem Bereich
mit einer Erniedrigung der Absenkgeschwindigkeit der Gußform im Ofen aus dem beheizten
in den ungeheizten Bereich geantwortet werden, oder eine entsprechende Anzahl von
Kornbeibehaltern in Form einer Weiche vom Profil in die Äußeren Plattformbereiche
vorgesehen werden. Beide Möglichkeiten sind sehr schwierig in den Auswirkungen vorhersehbar
und zudem Schwankungen im Prozeß unterworfen, so daß die Ausbringrate bzw. die Produktivität
abnimmt. Bisher wird dieses Problem zu lösen versucht, indem für die Plattform eine
optimale Orientierung zum Temperaturgefälle gesucht wird. Durch einseitiges Ankippen
der Gußform im Ofen, um die Orientierung der Plattform zum Temperaturgefälle zu optimieren,
wird das Problem in eine Richtung verbessert, da die Erstarrungsfront nun entlang
einer Rampe in die Plattform auffächert, so daß der Querschnittwechsel abgeschwächt
wird. Trotzdem bleibt ein rechtwinkliger Anschluß bestehen. Problematisch ist weiterhin
die Zusammenführung des in der Plattform ausgefächerten Einkristalls zurück in ein
schmaleres Strukturteil der Leitschaufel, wobei wiederum das Problem des rechtwinkligen
Anschlusses auftritt mit spontanem Wechsel der Fläche der Erstarrungsfront.
[0005] Solche und ähnliche Problematiken stellen sich vielfach auch für andere Bauteile
anderer Formstruktur dar.
[0006] Es stellt sich daher die
Aufgabe, ein Verfahren dahingehend zur Verfügung zu stellen, das es ermöglicht, einkristalline
Bauteile komplexer Formstruktur auf zuverlässiger und wirtschaftlicher Basis herzustellen.
[0007] Zur
Lösung dieser Aufgabe wird vorgeschlagen, daß zu wenigstens einem der Strukturteile der
Formstruktur ein individuelles Temperaturgefälle erzeugt wird.
[0008] Ein weiteres vorteilhaftes Merkmal der Erfindung sieht vor, daß mit einem individuellen
Temperaturgefälle eine individuelle Erstarrungsfront gebildet wird. Auf diese Weise
wird die Negativform wie gewohnt durch das Temperaturgefälle geführt. Wenn schließlich
die Erstarrungsfront durch ein Strukturteil hindurchwachsen muß, das ungünstig zu
der Erstarrungsfront orientiert ist, so kann für diesen Strukturteil oder Bereich
ein eigenes Temperaturgefälle erzeugt werden. Dieses Temperaturgefälle kann optimal
auf die Bedürfnisse des jeweiligen Strukturteils unabhängig vom Haupttemperaturgefälle
ausgerichtet werden. Bei dem Beispiel der Turbinenleitschaufel kann zum Beispiel das
Magnetfeld und damit das Temperaturgefälle des Induktionsofens so variiert werden,
das statt einer ebenen Erstarrungsfront eine geformte Erstarrungsfront gebildet wir.
Zum einen wird demnach ein Temperaturgefälle im Bereich des Profils gebildet, das
eine ebene Erstarrungsfront senkrecht zur Längsachse des Profils bildet und zum anderen
wird ein Temperaturgefälle erzeugt, das ein Abbiegen der Erstarrungsfront in die Plattform
bewirkt und die Erstarrungsfront die Plattform der Höhe nach durchwandert und nicht
wie bisher der Breite nach. Es ist als weiterer Vorteil dieser Ausgestaltung zu verstehen,
daß wenn die Erstarrungsfront zu den Seiten hin abbiegt und in die Kantenbereiche
der Plattform wächst, sie auch dort enden kann und nicht wieder zurück zum Profilteil
geführt werden muß. Bisher war es immer notwendig, die in die Breite der Plattform
aufgefächerte Erstarrungsfront bei Erreichen des Endes der Erstarrungsfront zurück
in das Profil zu führen. Dadurch sind die Probleme der schwierigen Querschnittsübergänge
und der Mehrkornbildung beseitigt. Auf diese Weise können Strukturteile, vollständig
verschieden gekühlt oder erwärmt werden. Es ist grundsätzlich möglich, jedem Strukturteil
ein individuelles Temperaturgefälle zuzuordnen, um damit äußerst komplexe Bauteile
als Einkristalle herzustellen.
[0009] Vorteilhaft ist die Erfindung derart ausgestaltet, daß verschiedene individuelle
Temperaturgefälle verschieden schnell fortbewegt werden. Eine derartiges Verfahren
ermöglicht, daß bestimmte Strukturteile weniger schnell durch das Temperaturgefälle
geführt werden als andere. Zum Beispiel können bei Verwendung mehrerer Heizelemente,
die Heizelemente unabhängig voneinander entlang der Negativform bewegt werden. Auf
diese Weise wird das Temperaturgefälle in den verschiedenen Strukturelementen verschieden
schnell fortbewegt. Im Fall der Herstellung einer Turbinenleitschaufel kann es beispielsweise
notwendig sein, die in die Plattform abgebogene Erstarrungsfront etwas langsamer fortschreiten
zu lassen, als die gleichzeitig fortschreitende Erstarrungsfront im Profil. Damit
wird es möglich eine optimale Einkristallbildung in der Plattform zu gewährleisten
und eine maximal mögliche Geschwindigkeit der fortschreitenden Erstarrung im Profil
zu erzielen. Es ist kein Kompromiß zwischen einzelnen Bereichen mehr notwendig. Jeder
Bereich bzw. Strukturteil erhält sein individuellen Kompromiß zwischen Erstarrungsgeschwindigkeit
und Sicherheit bei der Ausbildung des Einkristalls.
[0010] Eine weitere vorteilhaft Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß individuelle
Temperaturgefälle verschiedener Strukturteile individuelle Orientierungen zur Kristallwachstumsrichtung
haben. Auf diese Weise ist es möglich, die Erstarrungsfront beliebig zur Wachstumsrichtung
und zum jeweiligen Strukturteil zu orientieren. In dem Beispiel der Herstellung einer
Turbinenleitschaufel wird demnach zwar das Wachstum ausgehend von dem Übergang zum
Profil in die Breite wachsen, jedoch ist die Erstarrungsfront nicht senkrecht zur
Wachstumsrichtung ausgerichtet. Die Erstarrungsfront hat also einen Neigungswinkel
kleiner 90° zu der Wachstumsrichtung.
[0011] Von besonderem Vorteil ist die Erfindung dadurch, daß die verschiedenen Kristallwachstumsrichtungen
der verschiedenen Strukturteile im wesentlichen einer Hauptkristallwachstumsrichtung
folgen. Unter der Hauptkristallwachstumsrichtung ist diejenige Richtung zu verstehen,
der das Kristallwachstum im wesentlichen folgt. Im bisherigen Stand der Technik findet
das gesamte Kristallwachstum in einer Richtung statt, nämlich entgegengesetzt zu der
Richtung mit der die Negativform aus dem Ofen geführt wird. Mit der Erfindung ist
es möglich viele verschiedene Wachstumsrichtungen durch Schaffung verschiedener in
verschiedenen Temperaturgefälle zu erzielen. Es wäre zum Beispiel möglich ein sternförmiges,
einkristallines Bauteil vom Zentrum aus sternförmig nach außen hin wachsen zu lassen.
Für jede Zinke des Bauteils könnte ein individuelles Temperaturgefälle erzeugt werden,
das sich zu den Spitzen der Zinken bewegt. Für ein solches Bauteil ist keine Hauptkristallwachstumsrichtung
festlegbar. Der Vorteil einer Hauptkristallwachstumsrichtung liegt in der hohen Sicherheit,
daß keine Mehrkornbildung stattfindet, die mit groß werdendem Unterschied der Kristallwachstumsrichtungen
im Übergang von einem Strukturteil zum anderen ab einem bestimmten Winkel wieder steigt.
Daher wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die verschiedenen Kristallwachstumsrichtungen
nicht mehr als 20° von der Hauptkristallwachstumsrichtung abweichen. Der hier angegebene
Winkel ist jedoch nicht beschränkend zu sehen. Mit einer ausreichend feinfühligen
Führung des Prozesses sind auch größere Winkel realisierbar.
[0012] Es wird in vorteilhafter Weise erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß das individuelle
Temperaturgefälle von einem unabhängig ansteuerbaren Heizelement gebildet wird. Das
Temperaturgefälle für die Hauptkristallwachstumsrichtung kann am einfachsten mit einem
entsprechend leistungsstarken Heizelement erzeugt werden, wohingegen die individuellen
Temperaturgefälle der verschiedenen Strukturteile mit kleineren Heizelementen erzeugt
werden können. Unter ansteuerbaren Heizelementen, sind sowohl Heizelemente die örtlich
verfahrbar sind und/oder Heizelemente die in Ihrer Wärmeabgabe regelbar sind zu verstehen.
Besonders vorteilhaft ist, daß eine Induktionsspule und/oder ein Strahler als Heizelement
eingesetzt wird. So kann je nach Bedürfnis eine entsprechende Wärmequelle gewählt
werden.
[0013] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß das Temperaturgefälle
durch einen Isolationskörper beeinflußt wird. Es ist somit nicht nur möglich das Temperaturgefälle
durch Heizkörper zu beeinflussen, sondern auch durch Isolationskörper. Unter Zuhilfenahme
von Isolationskörpern lassen sich noch stärkere Temperaturgefälle erzeugen, als unter
alleiniger Verwendung von Heizelementen.
[0014] Besonders vorteilhaft ist das Verfahren derart, daß mit ihm eine Turbinenleitschaufel
hergestellt wird.
[0015] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung werden aus der Beschreibung der Figuren
deutlich. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Schnitts durch eine Turbinenleitschaufel mit eingezeichnetem
Erstarrungsfrontverlauf bei herkömmlicher Verfahrensweise,
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung eines Schnitts durch eine Turbinenleitschaufel mit eingezeichnetem
Erstarrungsfrontverlauf der erfindungsgemäßen Verfahrensweise.
[0016] Fig. 1 zeigt ein einkristallines Gußteil 1 aus dem mittels Durchtrennung entlang
der Schnittlinien X zwei Turbinenleitschaufeln 10 erhalten werden können. Die Schnittlinie
A bezeichnet die Längsachse des Gußteils 1, die parallel zu der Längsachse der anliegenden
Profile 2 liegt. Im wesentlichen senkrecht zu den Strukturbereichen die als Profile
bezeichnet werden liegen die als Plattformen 3 bezeichneten Strukturbereiche. Da die
Fig. 1 einen Schnitt durch die Turbinenleitschaufel zeigt, erstrecken sich die Ebenen
senkrecht zur Papierebene. Die Selektionshelix 4 dient zur Herausbildung eines Einkristalls,
der anschließend durch das gesamte Bauteil 1 hindurchwachsen soll, damit einkristalline
Turbinenleitschaufeln 10 erhalten werden. Die Turbinenleitschaufel 10 ist vor seiner
Erstarrung als flüssige Schmelze in der Gußform enthalten. Die Gußform befindet sich
zu diesem Zeitpunkt in einem Induktionsofen 5, dessen Spule 5 lediglich angedeutet
ist. Der Induktionsofen 5 hält die Schmelze im flüssigen Zustand. Die Gußform wird
zur Bildung des Einkristalls mit einer Geschwindigkeit, die an die Kristallwachstumsgeschwindigkeit
des Metalls angepaßt ist, nach unten hin aus dem Induktionsofen 5 geführt. Zunächst
wird, nachdem die Selektionshelix 4 unter Erstarrungstemperatur gesunken ist, ein
einzelner Kristall ausgebildet, der mit weiter sinkender Gußform durch die Gußform
hindurchwächst. Zur Erzeugung eines starken Temperaturgefälles ist es üblich unterhalb
des Induktionsofens 5 Blenden 6 anzubringen. Da die Induktion hauptsächlich innerhalb
der Spule 5 wirkt und das magnetische Feld außerhalb sehr schnell an Stärke verliert,
erfolgt die Erstarrung weitestgehend in einer Ebene senkrecht zur Bewegungsrichtung
der Gußform. Die Erstarrungsfront 7 ist für verschiedene Zeitabstände gestrichelt
in der Fig. 1 angedeutet. Bei fortschreitender Erstarrungsfront 7 kommt es in den
nahezu rechtwinkligen Übergängen zwischen den Profilstrukturteilen 2 und den Plattformstrukturteilen
3 zu abrupten Querschnittsänderungen. Hier besteht die hohe Gefahr der Mehrkornbildung,
die wiederum zu einer Unbrauchbarkeit des Turbinenleitschaufel 1 führt.
[0017] Der Fig. 2 ist das selbe Bauteil 1 zu entnehmen, wie auch der Fig. 1. Der Unterschied
liegt jedoch in den zusätzlich zu dem bereits oben genannten Induktionsofen 5 eingesetzten
Induktionsspulen 8 und Strahler 9. Sie sorgen dafür, daß das Temperaturgefälle nicht
eben sondern erfindungsgemäß geformt ist. Auf diese Weise wird zu den verschiedenen
Strukturteilen 2,3 der Formstruktur des Bauteils 1 ein individuelles Temperaturgefälle
erzeugt. In diesem Beispiel ist das Temperaturgefälle näherungsweise halbkreisförmig
und soll nur schematisch eine Möglichkeit der Formgebung des Temperaturgefälles darstellen.
Das bedeutet, daß in den Strukturteilen, die sich nahe der Längsachse A befinden mit
einer praktisch in die parallele Richtung verlaufenden Erstarrungsfront durchwachsen
werden. Dieser Bereich unterscheidet sich also in seiner Erstarrung nicht wesentlich
zu dem Kristallwachstum, wie er in der Fig. 1 gezeigt wird. Die Strukturteile bzw.
Bereiche weiter entfernt von der Längsachse A, werden mit einer Erstarrungsfront 7
durchwachsen, die eine Wachstumsrichtung aufweist, die von der Hauptkristallwachstumsrichtung
und von der Längsachse A abgeneigt ist. Diese individuelle, verschiedene Kristallwachstumsrichtung
sollte vorzugsweise nicht weiter als 20° von der Hauptkristallwachstumsrichtung abweichen.
Die Hauptkristallwachstumsrichtung ist bei diesem Gußteil entlang der Längsachse A,
da dies die wesentliche Kristallwachstumsrichtung ist. Die individuellen Temperaturgefälle
in den Plattformen 3 werden durch die Induktionsspulen 8 und die Strahler 9 erzeugt.
Durch die erhöhte Temperatur, die diese Heizelemente 8,9 ausschließlich auf die weiter
von der Längsachse A entfernten Bereiche erzeugen, verläuft die Erstarrungsfront 7
von innen nach außen, so daß die Erstarrungsfront 7 die Plattform nicht in der Breite
durchläuft, sonder tendenziell in der Höhe. Unter Höhe ist die Ausdehnung parallel
zur Längsachse A zu verstehen. Unter der Breite ist die Ausdehnung senkrecht zur Längsachse
A zu verstehen. Die gesonderten Heizelemente 8,9 können individuell angesteuert werden.
Sie können beispielsweise in der Wärmeerzeugung regelbar sein und/oder in ihrer Position
verfahrbar sein. Es ist selbstverständlich, daß es ebenfalls möglich ist, für mehrere
Strukturteile mit nur einem einzigen Heizelement individuelle Temperaturgefälle zu
erzeugen.
1. Verfahren zur Herstellung eines einkristallinen Bauteils komplexer Formstruktur mit
verschiedenen Strukturteilen aus einer metallischen Schmelze, wobei sich die metallische
Schmelze in einer mit der Formstruktur korrelierenden Negativform befindet und die
Negativform durch ein der Kristallisationsgeschwindigkeit der metallischen Schmelze
angepaßtes, den Schmelzpunkt einschließendes Temperaturgefälle unter Bildung einer
Erstarrungsfront bewegt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß zu wenigstens einem der Strukturteile der Formstruktur ein individuelles Temperaturgefälle
erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem individuellen Temperaturgefälle eine individuelle Erstarrungsfront gebildet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß verschiedene individuelle Temperaturgefälle verschieden schnell fortbewegt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß individuelle Temperaturgefälle verschiedener Strukturteile individuelle Orientierungen
zur Kristallwachstumsrichtung haben.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die verschiedenen Kristallwachstumsrichtungen der verschiedenen Strukturteile im
wesentlichen einer Hauptkristallwachstumsrichtung folgen.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die verschiedenen Kristallwachstumsrichtungen nicht mehr als 20° von der Hauptkristallwachstumsrichtung
abweichen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das individuelle Temperaturgefälle von einem unabhängig ansteuerbaren Heizelement
gebildet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß eine Induktionsspule und/oder ein Strahler als Heizelement eingesetzt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Temperaturgefälle durch einen Isolationskörper beeinflußt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß mit ihm eine Turbinenleitschaufel hergestellt wird.