[0001] Die Erfindung betrifft eine Allwettertrittschicht insbesondere für Reitplätze gemäß
Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] An den Untergrund von Reitplätzen, vor allem an dessen obere, den mechanischen Einwirkungen
der Pferdehufe unmittelbar ausgesetzte Trittschicht, werden eine ganze Reihe von speziellen
Anforderungen gestellt. Sie muß, um eine optimale Trittsicherheit für den Huf und
eine damit zusammenhängende Schonung der Bänder und Gelenke der Pferdegliedmaßen sicherzustellen,
griffig, aber nicht übermäßig rau; seine Elastizität muß hinreichend gut Stöße abfangen
können, ohne daß dabei aber der Untergrund schwammartig wirkt. Ihre Struktur muß möglichst
homogen und gleichmäßig sein, d.h. daß größere Unebenheiten, wie Kuhlen oder gar Löcher
nicht oder nur schwer durch die Reitbeanspruchung entstehen können. Weiterhin ist
es im Sinne eines effektiven Trainings der Pferde wünschenswert, den Platz möglichst
ganzjährig nutzen zu können. Letztendlich darf der Reitplatzbelag selbst keine anderweitigen
gesundheitsschädlichen Belastungen für Reiter und Pferd verursachen.
[0003] Im Allgemeinen sind Reitplätze nach folgendem Prinzip gestaltet: Auf einem hinreichend
festen, griffigen Untergrund wie Asphalt oder Schotter, wird eine Zwischenschicht
aufgetragen, während auf diese wiederum der eigentliche Reitplatzbelag, die sogenannte
Trittschicht aufgeschüttet wird. Traditionell werden dafür Sägespäne, Sägemehl, Sand
oder auch Gemische aus diesen und synthetischen Materialien verwendet. Keine dieser
Kombinationen kann jedoch in vollem Maße die oben erwähnten Anforderungen erfüllen.
[0004] Trittschichten, die aus den Materialien Sand oder Sägespänen bzw. Sägemehl bestehen,
neigen durch die Beanspruchungen des Reitens in einem erheblichen Maße zu Abrieb.
Dieser Abrieb aus feinen mikroskopisch kleinen Partikeln wird besonders bei trockenem
und heißen Wetter aufgewirbelt und kann bei Tier und Mensch das Wohlbefinden beeinträchtigen
und - vor allem in Verbindung mit den dabei aufgewirbelten vertrockneten und staubig
gewordenen Bestandteilen der Pferdeexkremente - zu Schädigungen der Atemwege führen.
Bei Regen oder Nässe wird der Partikelstaub in die Trittschicht hineingespült und
verschließt dort die innere für den Feuchtigkeitstransport notwendige poröse Struktur,
wodurch sich Nässe ansammelt und staut. Als Folge davon bilden sich Pfützen und der
Reitplatz wird wegen Schlammbildung insgesamt unbenutzbar. Während der kalten Jahreszeit
gefriert die in der Trittschicht gestaute Nässe und der Platz erhält eine steinharte
Beschaffenheit, er verliert seine schwingungsdämpfenden Eigenschaften und ist aus
diesem Grund ebenfalls nicht zu nutzen. Um diese Probleme zu beheben, wurden verschiedene
Lösungen vorgeschlagen, die allerdings nicht in vollem Maße überzeugen können und
weitere Nachteile aufweisen. So wird in der DE 32 06 105 C2 eine Mischung aus Naturfasern,
Naturstreu und insbesondere metallfreien Altkabelabfällen vorgestellt, während die
DE-OS 22 08 538 eine lockere Aufschüttung aus Lederteilchen vorschlägt. Allerdings
weist eine lockere Aufschüttung aus Plastik- oder PVC-Teilen, wie dies bei der Lösung
nach der DE 32 06 105 C2 der Fall ist, die nachteiligen Eigenschaften eines Granulates
auf. Das bedeutet, daß die einzelnen Kunststoffteilchen nicht miteinander verbunden
sind und die daraus gebildete Aufschüttung nur eine lockere Struktur aufweisen, die
unzusammenhängend bleibt. Zwar wird der Abrieb reduziert, doch fällt diese Lösung
hinsichtlich der Vermeidung der Kuhlen- oder Lochbildung hinter die traditionelle
Form der Sägemehlaufschüttung zurück. Der Pferdehuf ist in der Lage, das granuläre
Material durch einen Tritt seitlich wegzuschieben und zu zerstreuen, Haufen zu bilden,
oder Löcher in die Trittschicht zu scharren.
[0005] Zusätzlich weist das granulare Material aus Altkabelabfällen vor allem bei Kälte
sehr spröde Eigenschaften auf, die vor allem dann nachteilig sind, wenn die Schnittkanten
des Kunststoffes eine scharfe oder spitze Gestalt aufweisen.
[0006] Die Lösung nach der DE-OS 22 08 538 offenbart eine Trittschicht aus Lederabfällen.
Leder ist prinzipiell ein verrottendes Material, d.h. es wird durch die Exkremente
des Pferdes angegriffen. Eine Trittschicht aus diesem Material ist somit wartungs-
und pflegeintensiv und mit entsprechenden Kosten und Arbeitsaufwendungen verbunden.
Zudem ist Leder vor allem bei Nässe rutschig und glitschig, d.h. der Pferdehuf findet
keinen ausreichend sicheren Halt, der Reitplatz ist nicht mehr griffig genug, um ihn
gefahrlos nutzen zu können.
[0007] Aus der DE 38 43 974 A1 ist eine Tretschicht für Reitplätze vorbekannt, die aus Sand
und zur Lockerung beigemischtem Schnitzelmaterial besteht. Das Schnitzelmaterial umfasst
einen zerkleinerten Textilverbundstoff. Es hat sich jedoch gezeigt, dass bei einer
derartigen Mischung der eine höhere Masse aufweisende Sand sich nach unter ablagert
und die eingesetzten Schnitzel über den Sand rollen mit der Folge einer reduzierten
Trittsicherheit und Verletzungsgefahr für Reiter und Pferd.
Demnach ist es Aufgabe der Erfindung, einen Reitplatzbelag anzugeben, der alle notwendigen,
eingangs erwähnten Eigenschaften aufweist, insbesondere witterungs- und verwitterungsbeständig
ist, so daß ein derart ausgerüsteter Platz ganzjährig genutzt werden kann.
[0008] Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt mit einem Gegenstand nach den Merkmalen
des Patentanspruchs 1, wobei die Unteransprüche Aus- und Weiterbildungen umfassen.
[0009] Gemäß dem Grundgedanken der Erfindung besteht die Trittschicht aus einer lockeren
Aufschüttung aus unregelmäßig geformten Schnitzeln aus Teppichgewebeabfällen, die
in zweckmäßiger Dicke von im wesentlichen 10 bis 30cm auf einen Untergrund aufgebracht
werden. Der Untergrund ist hinreichend griffig und rauh gestaltet, um der Aufschüttung
den entsprechenden Halt zu geben. Erfindungsgemäß kann eine weitere Schicht zwischen
Untergrund und Trittschicht entfallen.
[0010] Die Fasern des Teppichgewebes sind nicht hygroskopisch, ausreichend reißfest und
somit resistent gegen Abrieb. Aus diesem Grunde bleiben die nässeableitenden Eigenschaften
der Aufschüttung auch bei reibender und stoßender Beanspruchung durch Hufeinwirkung
erhalten. Auch wird eine nachteilige Staubentwicklung wie bei herkömmlichen Sand-
oder Sägemehlbelägen vermieden.
[0011] Die Kanten der Teppichschnitzel entstehen durch einen Zerreiß- oder Schreddervorgang.
Dadurch erhalten die Teppichschnitzel die Eigenschaft, sich bei fortgesetzter Benutzung
miteinander mattenbildend zu verfilzen. Es entsteht, ohne daß es eines Festwalzens
oder eines sonstigen zusätzlichen Verdichtungsvorganges der Aufschüttung bedarf, allein
durch die fortlaufende Benutzung und Beanspruchung des Platzes ein homogener ebener
Belag. Durch die flächige Form der Teppichschnitzel in Kombination mit der gewünschten
Neigung zum Verfilzen, können sich diese nur schwer durch den Pferdehuf verschieben.
Kuhlen und Unebenheiten bilden sich somit nur schwer aus.
[0012] Die Erfindung soll anhand eines Ausführungsbeispiels unter Zuhilfenahme von Figuren
näher erläutert werden.
[0013] Hierbei zeigt
- Fig. 1
- den prinzipiellen Aufbau der Reitplatzaufschüttung;
- Fig. 2
- einen der Teppichschnitzel in seiner prinzipiellen Form aus einer seitlichen Perspektive.
- In Fig. 3
- ist die unregelmäßige Kantenform der Teppichschnitzel skizziert.
- Fig. 4
- stellt den prinzipiellen Aufbau des zur Herstellung der Teppichschnitzel erforderlichen
Rohmaterials zur Veranschaulichung seiner Schichtstruktur dar.
- Fig. 5
- veranschaulicht die für Trennung des Teppichflors von anhängenden Schichten verwendete
Schäleinrichtung.
[0014] Auf eine ebene, feste und ausreichend rauhe Unterlage 2 wird eine lockere Aufschüttung
von Teppichschnitzeln 1 aufgebracht. Als zweckmäßig haben sich dabei Schichtdicken
im Bereich von 10 bis 30cm erwiesen. Je nach Art der gegebenen Unterlage 2 kann die
Dicke jedoch frei variiert werden. Eine Zwischenschicht ist nicht zwingend vorgesehen,
sie kann im Allgemeinen entfallen und ist aus diesem Grunde in Fig. 1 nicht dargestellt.
[0015] Ein einzelner Teppichschnitzel besteht aus den Teppichfasern 3 und einer sie verbindenden
Kunststoffschicht 4. An der Kante 5 des Teppichschnitzels sind die Teppichfasern 3
durch einen Zerreiß- oder Schreddervorgang ausgefranst und stehen demzufolge von der
Kante 5 ab. Die Teppichschnitzel 6 sind im Anwendungsbeispiel polygonal geformt und
weisen Abmessungen von 1 bis 10 Zentimetern in Länge bzw. Breite auf. In der lockeren
Aufschüttung liegen sie in lateraler Richtung zueinander ungeordnet, legen sich jedoch
vertikal geordnet und sich im allgemeinen teilweise überlappend mit ihren Flächen
zueinander, so daß sich in der Draufsicht (Fig. 6) das Bild eines ungeordneten Mosaiks
aus Teppichschnitzeln ergibt. Durch die fortgesetzte Beanspruchung dieser Aufschüttung
verfilzen sich die Teppichschnitzel 6 untereinander, wobei dieses wesentlich durch
die Rißstruktur der Kanten 5 begünstigt wird.
[0016] In neu angelegten Aufschüttungen verhindert die zwischen den Flächen der Teppichschnitzel
wirkende Haftreibung ein seitliches Verschieben der Teppichschnitzel und damit eine
Kuhlenoder Lochbildung durch schaufelnde Hufbewegungen, später tritt unter fortgesetzter
Benutzung des Reitplatzbelages eine Verfilzung der Schnitzel untereinander ein, die
durch die Rißstruktur der Kanten 5 außerordentlich gefördert wird. Das Ergebnis ist
die Herausbildung einer weitgehend homogenen Mattenstruktur. Da die einzelnen Fasern
der Teppichschnitzel abriebfest und nicht hygroskopisch sind, nimmt die homogene Mattenstruktur
die nicht hygroskopische Beschaffenheit der einzelnen Teppichschnitzel 6 an, wobei
außerdem die Porenstruktur des einzelnen Teppichschnitzels erhalten bleibt.
[0017] Das Rohmaterial, dargestellt in Fig. 4, stammt in diesem erläuternden Beispiel aus
Stanzabfällen, die bei der Herstellung von textilen Verkleidungsteilen in der Zuliefererindustrie
der Automobilproduktion anfallen. Es besteht aus dem eigentlichen Teppichflor 7, dessen
Aufbau in Fig. 1 bereits erläutert wurde, und mit diesem verbundenen Unter- oder Tragschicht
aus Schaumstoff 8, der für den Reitplatzbelag nicht zur Anwendung kommt.
[0018] Zum Abschälen des Teppichflors 7 von der Schaumstoffschicht 8 wird z.B. eine in Fig.
5 dargestellte Vorrichtung angewendet. Die Stanzabfälle 13, die aus dem Teppichflor
7 und der Schaumstoffschicht 8 bestehen, werden durch eine s-förmig angeordnete Walzenanordnung
9 zur Schälvorrichtung geführt, die aus den Hochdruckdüsen 10 und 11 besteht, aus
der ein Hochdruckwasserstrahl austritt, der die Schaumstoffschicht 8 vom Teppichflor
7 abschält, wobei der Teppichflor 7 weitgehend unzerstört bleibt.
[0019] Die Lage der einzelnen Schichten 7 und 8 bezüglich der vertikalen Richtung ist im
allgemeinen zufällig. Um eine saubere Trennung der Schichten 7 und 8 voneinander zu
gewährleisten, muß ihre jeweilige Lage zu den Schäldüsen 10, 11 automatisch erkannt
werden. Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel erfolgt die Detektion der Lage auf
optischem Wege. Da die Schaumstoffschicht 8 im allgemeinen andersfarbig ist als der
Teppichflor 7, kann die Stärke der rückgestreuten Intensität eines Meßstrahls als
Maß verwendet werden, welche der jeweiligen Schichten 7 und 8 oben oder unten bezüglich
der Schäldüsen 10 und 11 gelegen ist.
[0020] Abhängig vom detektierten Signal aus der Anordnung 12 wird die entsprechende obere
bzw. untere Hochdruckdüse 10 oder 11 in Betrieb genommen und schält durch einen Wasserstrahl
die Schaumstoffschicht 8 vom Teppichflor 7 ab.
[0021] Der Teppichflor 7 wird anschließend zu Teppichschnitzeln 6 geschreddert.
Bezugszeichenliste:
[0022]
- 1
- Trittschicht
- 2
- Unterlage
- 3
- Teppichfasern
- 4
- Kunststoffschicht
- 5
- ausgefranste Randfasern
- 6
- Teppichschnitzel im Verbund
- 7
- Teppichflorschicht
- 8
- Schaumstoffträgerschicht
- 9
- s-förmige Walzenanordnung
- 10
- obere Hochdruckdüse
- 11
- untere Hochdruckdüse
- 12
- optische Lagedetektion
- 13
- Stanzabfall
1. Allwettertrittschicht insbesondere für Reitplätze als lockere Aufschüttung (1) auf
einer beliebigen festen, ausreichend griffigen und rauhen Unterlage (2), umfassend
unregelmäßig geformte Flächenstücke mit gewünschter Neigung zum Verfilzen,
dadurch gekennzeichnet, daß
diese Aufschüttung aus nicht hygroskopischen, gewebeartigen, faserigen, vollsynthetischen
Schnitzeln einer Teppichgewebeschicht besteht.
2. Allwettertrittschicht nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die lockere Aufschüttung unmittelbar auf die Unterlage ohne Verwendung einer Zwischenschicht
aufgebracht ist.
3. Allwettertrittschicht nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kanten der Schnitzel der Teppichgewebeschicht eine Rißstruktur aufweisen.
4. Allwettertrittschicht nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Schnitzel der Teppichgewebeschicht im Ergebnis eines Zerreiß- oder Schreddervorgangs,
sowie eines Schälschrittes gebildet sind.
5. Allwettertrittschicht nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Dicke der Aufschüttung im wesentlichen 10 bis 30cm beträgt.
6. Allwettertrittschicht nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Durchmesser der unregelmäßigen Flächenstücke im Bereich zwischen 1 bis 10cm liegt.
7. Allwettertrittschicht nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Rohmaterial für die Herstellung der Teppichschnitzel aus Abfällen von Verkleidungsteilen
der Automobilproduktion besteht.
8. Allwettertrittschicht nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
mit dem Schälschritt die nicht benötigte Schaumstofftrag- oder Unterschicht vom Teppichflor
geschält wird.
9. Allwettertrittschicht nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Schälvorgang mittels Hochdruckwasserstrahl oder Laserstrahl erfolgt.
10. Allwettertrittschicht für Reitplätze nach Anspruch 4, 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Zuführung des Rohmaterials zur Schäleinrichtung über eine S-förmige Walzenanordnung
realisiert ist.
11. Allwettertrittschicht nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Lage der abzuschälenden Schaumstofftrag- oder Unterschicht optisch oder mechanisch
oder über eine Leitfähigkeitsmessung detektiert wird.