(19)
(11) EP 1 288 506 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.03.2003  Patentblatt  2003/10

(21) Anmeldenummer: 02018362.0

(22) Anmeldetag:  14.08.2002
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F15B 11/028, F15B 1/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 03.09.2001 DE 20114538 U

(71) Anmelder: Küpper-Weisser GmbH
78199 Bräunlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Isele, Rolf
    78234 Engen (DE)

(74) Vertreter: Klunker . Schmitt-Nilson . Hirsch 
Winzererstrasse 106
80797 München
80797 München (DE)

   


(54) Hydrauliksystem für die Eigengewichtsentlastung von Anbaugeräten


(57) Ein Hydrauliksystem zum Anschluß an einen Stellzylinder (100) zur Eigengewichtsentlastung von sich dynamisch vertikal bewegenden Anbaugeräten, insbesondere Schneepflug, besitzt eine elektronische Regelungseinrichtung zum Einregeln des Drucks p zum Anheben des Anbaugeräts auf einen Solldruck ps, wobei die Regelungseinrichtung des weiteren dafür sorgt, daß der Druck p, wenn sich der Druck aus einem vorgegebenen Toleranzdruckbereich p1, p2 um den Solldruck ps herausbewegt, so erhöht oder erniedrigt wird, daß der Druck wieder in den Toleranzdruckbereich zurückgeführt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Hydrauliksystem zum Anschluß an einen Stellzylinder, um über den Stellzylinder ein sich dynamisch vertikal bewegendes Anbaugerät gewichtszuentlasten.

[0002] Ein solches Hydrauliksystem ist insbesondere zur Eigengewichtsentlastung eines an einem Winterdienstfahrzeug befestigten Schneepflugs geeignet, ist aber genauso im Zusammenhang mit anderen Anbauaggregaten wie beispielsweise einem Mähwerk verwendbar. Es ist insbesondere für alle solche Geräte geeignet, die der Bodenkontur folgen und daher mittelbar oder unmittelbar auf dem Boden aufliegen. Dies soll nachfolgend am Beispiel eines an einem Winterdienstfahrzeug montierten Schneepflugs erläutert werden.

[0003] Der Schneepflug liegt aufgrund seines Eigengewichts auf der Fahrbahnoberfläche auf, was einerseits notwendig ist, um Schnee und Eis zuverlässig von der Fahrbahnoberfläche zu räumen, was aber andererseits einen starken Verschleiß der Schneepflugunterkante und die Gefahr von Beschädigungen durch ein Anfahren von festen Hindernissen mit sich bringt. Daher wird üblicherweise das Hydrauliksystem zum Heben und Senken des Pflugs so ausgebildet, daß der Druck in der Hebenkammer des für das Heben und Senken zuständigen Stellzylinders erhöht wird, ohne dabei den Pflug von der Fahrbahnoberfläche abzuheben. Dadurch wird das Eigengewicht des Pflugs teilweise auf das Trägerfahrzeug übertragen, wodurch das Trägerfahrzeug besser lenk- und fahrbar wird. Die Gewichtsentlastung ist so eingestellt, daß der Pflug mit einer Restkraft auf der Fahrbahndecke aufliegt, die zum zuverlässigen Räumen von Schnee und Eis ausreicht.

[0004] Wird der Pflug über eine Bodenwelle oder durch eine Bodensenke hinwegbewegt, so ist dies mit einem Anheben bzw. Absenken des Pflugs verbunden. Beim Anheben reduziert sich der Druck in der Hebenkammer des Stellzylinders und beim Absenken steigt der Druck. Entsprechend geringer bzw. höher ist in diesem Moment die Gewichtsentlastung des Pflugs. Dies kann bei kurzen, tiefen Bodensenken dazu führen, daß der Pflug vollständig von der Fahrbahndecke abhebt. Um auch bei solchen, sich vertikal bewegenden Anbaugeräten eine zeitlich konstante Eigengewichtsentlastung zu erreichen, wird der Entlastungsdruck in der Hebenkammer des Stellzylinders mittels schnell reagierenden Ventilen auf einem möglichst konstanten Druckniveau gehalten, indem entweder Hydraulikfluid abgelassen oder nachgepumpt wird. Dieses Prinzip ist jedoch mit dem Nachteil verbunden, daß die Hydraulikpumpe ständig in Betrieb ist, um den Hydraulikdruck in dem Stellzylinder konstant zu halten. Dies ist bei Systemen, die an eine Kommunalhydraulik des Trägerfahrzeugs angeschlossen sind oder einen separaten Motor mit Hydraulikpumpe besitzen, ein geringeres Problem als bei auf ein nicht mit Hydraulik vorbereitetes Fahrzeug angebauten Geräten, die eine Elektrohydraulikanlage nutzen. Denn die Batterie des die Hydraulikanlage antreibenden Elektromotors ist mit einer solchen Leistung überfordert. Bei Elektrohydraulikanlagen wird daher häufig auf eine Pflugentlastung verzichtet.

[0005] Von der Firma Blust Kommunaltechnik, Schluchsee, ist eine unter der Bezeichnung VS 190 vertriebene Hydraulikanlage zur Gewichtsentlastung von Anbaugeräten bekannt, die dieses Problem teilweise, wenn auch noch nicht befriedigend, löst. Demnach ist an die mit dem Hubzylinder verbundene Hydraulikleitung ein Hydrospeicher in Form eines Stickstoffspeichers angeschlossen, um den Druck in dem Hubzylinder konstant zu halten. Fährt der Pflug über eine Bodenwelle, so daß der Druck in dem Hubzylinder aufgrund des Anhebens des Anbaugeräts sinkt, so strömt Hydrauliköl aus dem Stickstoffspeicher nach und hält den Entlastungsdruck in dem Hubzylinder aufrecht. Wenn der Pflug wieder in die Normalposition absenkt, strömt das Hydrauliköl aus dem Hubzylinder zurück in den Stickstoffspeicher. Dieser Vorgang geschieht so schnell, daß der Pflug immer exakt auf der Oberfläche gleitet, ohne dabei zu hohen Bodendruck auszuüben.

[0006] Die Funktionsweise des zuvor genannten Hydrauliksystems wird nachfolgend anhand der Figur 2 näher erläutert.

[0007] Das Hydrauliksystem aus dem Stand der Technik gemäß Figur 2 umfaßt eine erste Hydraulikleitung 1 und eine zweite Hydraulikleitung 2, die über ein 4/3-Wegeventil wechselseitig mit einer von einem Elektromotor M angetriebenen Pumpe P und einem Tank 10 verbunden sind. Die erste Hydraulikleitung ist mit ihrem anderen Ende an die Hebenkammer 101 eines Stellzylinders 100 (nachfolgend auch "Hebenhydraulikleitung") und die zweite Hydraulikleitung 2 an die Senkenkammer 102 des Stellzylinders 100 angeschlossen (nachfolgend auch "Senkenhydraulikleitung"). Der Rückfluß aus der Hebenkammer 101 kann mittels einer Sperrventileinrichtung 4 blockiert werden, um ein Hydrospeichersystem 5 zu aktivieren. In der in Figur 2 dargestellten Position des Sperrventils 4 ist der Stellzylinder wie gewohnt zum Anheben und Absenken eines Geräts zu benutzen.

[0008] Beim Anheben des Stellkolbens 103 (Füllen der Hebenkammer 101 mit Hydrauliköl) mit geschlossener Sperrventileinrichtung 4, d.h. bei aktiviertem Hydrospeichersystem, schließt das zufließende Öl über das Sperrventil 8 das Hydrospeichersystem 5 ab und der Aushub erfolgt über das Rückschlagventil 11 der Sperrventileinrichtung 4 ohne Zeitverzögerung. Beim Absenken des Geräts erhöht sich jedoch der Druck in der Hebenkammer 101, da ein Rückfluß in den Tank 10 durch das Sperrventil 4 blockiert wird, und die Funktion des Hydrospeichersystems 5 wird automatisch zugeschaltet, indem das federbelastete Sperrventil 8 in die in Figur 2 dargestellte inaktive Position zurückschaltet. Das Öl aus der Hebenkammer 101 wird in den Stickstoffspeicher 6 geleitet. Sobald dieser auf einen eingestellten Sollwert gefüllt ist, fließt das restliche Öl über ein Druckbegrenzungsventil 9 ab. Die Einstellung des Drucksollwertes erfolgt somit über das Druckbegrenzungsventil 9. Der in dem Hydrospeichersystem 5 herrschende Druck, der dem Druck der Hebenkammer entspricht, kann über ein Manometer 7 abgelesen werden. Wird nun eine Erhebung von dem Gerät überfahren, so sinkt der Druck in der Hebenkammer 101 und aus dem Hydrospeicher 6 fließt Öl in die Hebenkammer 101 nach, so daß die Druckentlastung wieder hergestellt ist. Senkt sich das Gerät wieder auf die Normalposition ab, so fließt das Öl zurück in den Hydrospeicher.

[0009] Als nachteilhaft bei dieser Lösung hat sich erwiesen, daß das aus der Hebenkammer 101 verdrängte Öl beim Durchfahren einer Senke über das den Solldruckwert vorgebende Druckbegrenzungsventil 9 zurück in den Tank fließt. Das System verliert somit ständig Öl, welches durch Anschalten des Elektromotors M über die Pumpe P nachgefördert werden muß. (Dieses Problem würde sich übrigens selbst dann stellen, wenn das Druckbegrenzungsventil 9 nach dem Einstellen des Drucksollwertes auf einen höheren Druckgrenzwert eingestellt würde. Denn dann würden jedenfalls größere Überdrücke, wie sie sich bei stark unebener Fahrbahn bisweilen einstellen, dennoch zu einem Ölverlust führen, der über die Pumpe P und den Elektromotor M ausgeglichen werden müßte. Das Betätigen des Elektromotors würde außerdem dazu führen, daß sich zuerst ein Druck entsprechend dem höheren Grenzwert einstellt, was eventuell zum Ausheben des Pflugs führen kann).

[0010] Für den Fahrzeugführer, an den im Winterdienst im Pflugbetrieb ohnehin schon sehr hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit gegenüber der zu räumenden Straße gestellt werden und der durch die üblicherweise schlechten Sichtverhältnisse bei Schneegestöber möglichst nicht abgelenkt werden soll, bedeutet das, daß er noch das Manometer 7 überwachen muß, um bei abfallendem Druck rechtzeitig den Elektromotor M zum erneuten Druckaufbau zu starten. Selbst wenn die Druckerfassung und das Starten des Elektromotors automatisch erfolgen, so hat sich doch gezeigt, daß durch das ständige Starten des Elektromotors in kurzen Abständen die Batterie zum Kochen gebracht werden kann. Im Normalfall besteht daher die Gefahr, daß die Ladeleistung der Lichtmaschine nicht ausreicht, um die hohe Leistung, welche die Elektrohydraulikanlage verbraucht, nachzuspeisen, und daß sich die Batterie im Betrieb kontinuierlich entleert.

[0011] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Hydrauliksystem der eingangs genannten Art zu schaffen, bei welchem die Notwendigkeit, Hydraulikfluid nachzufördern, weitgehend reduziert wird.

[0012] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. In davon abhängigen Ansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung angegeben.

[0013] Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung ist darin zu sehen, daß der Solldruck im Hydrospeichersystem nicht über ein Druckbegrenzungsventil passiv eingestellt sondern stattdessen aktiv geregelt wird. Dazu ist eine Regeleinrichtung vorgesehen, die veranlaßt, daß Hydraulikfluid in die Hebenkammer hineingepumpt wird oder aus der Hebenkammer abgelassen wird, wenn der in der Hebenkammer vorherrschende Druck von dem vorgegebenen Solldruck abweicht. Solange sich aber die Druckverhältnisse innerhalb eines Toleranzbereichs um den Solldruck bewegen, wird der die Hydraulikpumpe treibende Elektromotor nicht aktiviert.

[0014] Vorzugsweise ist der Druckmeßwert, auf Basis dessen dem System Hydraulikfluid zu- oder abgeführt wird, ein zeitlich gemittelter Wert über den in der Hebenkammer gemessenen Druck. Das hat den Vorteil, daß kurzzeitige starke, außerhalb des Toleranzbereichs liegende Druckschwankungen aufgrund besonders unebener Straßenverhältnisse nicht zu einem ständigen Druckausgleich des Systems Anlaß geben. Vielmehr gehen solche Spitzendrücke im zeitlichen Mittelwert unter. Der Toleranzbereich um den Sollwert kann dementsprechend eng gewählt werden, und wenn sich der Druckmittelwert aus diesem Toleranzbereich herausbewegt, so ist dies eindeutig darauf zurückzuführen, daß im System zu viel oder zu wenig Hydraulikfluid vorhanden ist. Nur in diesen Fällen muß das Hydraulikfluidvolumen reguliert werden.

[0015] Vorzugsweise sind die Ventile des Hydrauliksystems als Sitzventile ausgeführt, da Sitzventile nahezu keine Leckströmung verursachen und das Hydrauliksystem somit nahezu keinen systemimmanenten Hydraulikfluidverlust ausgleichen muß.

[0016] Vorzugsweise wird zur Regelung des Hydraulikdrucks eine Sperrventileinrichtung in der Hebenhydraulikleitung geöffnet, wenn der Druck in der Hebenkammer den oberen Druckgrenzwert des Toleranzbereichs überschreitet. Eine solche Sperrventileinrichtung ist in dem Hydrauliksystem ohnehin vorgesehen, um das Hydrospeichersystem durch Schließen des Ventils zu aktivieren. Es sind also insoweit keine zusätzlichen Bauelemente zur Realisierung dieser Funktion erforderlich. Allerdings ist die Sperrventileinrichtung vorzugsweise im Rahmen einer elektronischen Regelung des Hydrauliksystems als elektrisch schaltbares Ventil ausgerührt.

[0017] Weitere Vorteile und Aspekte der Erfindung werden im Zusammenhang mit dem nachfolgend anhand der Zeichnungen beschriebenen Ausrührungsbeispiel erläutert. In den Figuren zeigen:

Figur 1 ein Ausführungsbeispiel für ein Hydrauliksystem gemäß der vorliegenden Erfindung; und

Figur 2 ein Hydrauliksystem gemäß dem Stand der Technik.



[0018] Die in Figur 1 dargestellte besondere Ausrührungsform des erfindungsgemäßen Hydrauliksystems umfaßt eine erste Hydraulikleitung 1, die an die Hebenkammer 101 eines Stellzylinders 100 angeschlossen ist, und eine zweite Hydraulikleitung 2, die an die Senkenkammer 102 desselben Stellzylinders 100 angeschlossen ist. Beide Hydraulikleitungen 1, 2 werden über ein federzentriertes, elektromagnetisch betätigtes 4/3-Wegeventil 3 wechselseitig mit einer Pumpe P und einem Tank 10 verbunden. Die Pumpe P wird von einem Elektromotor M angetrieben. Die vorgenannten Elemente dienen zum Anheben und Absenken beispielsweise eines Schneepflugs mittels dem Stellzylinder 100. Das heißt, wenn das Steuerungsventil 3 aus der in Figur 1 dargestellten Sperrposition nach links verschoben wird, kann Hydraulikfluid in die Hebenkammer 101 des Stellzylinders 100 gepumpt werden, um den Pflug anzuheben. Umgekehrt kann durch Pumpen von Hydraulikfluid in die Senkenkammer 102 des Stellzylinders 100 der Pflug abgesenkt werden, wenn das Steuerungsventil nach rechts verschoben wird. Beim Absenken des Pflugs muß allerdings das einseitig sperrende 2/2-Wegeventil 4 in der Hebenhydraulikleitung 1 aus der in Figur 1 dargestellten Position nach rechts verschoben werden, um einen Hydraulikstrom in Richtung zum Tank 10 zu ermöglichen.

[0019] Um nun den abgesenkten Pflug in seiner Betriebsposition zu entlasten, damit er nicht mit seinem vollen Eigengewicht auf dem Boden aufliegt, wird das Hydrospeichersystem 5 hinzugeschaltet. Dazu wird einerseits das Sperrventil 8 aktivgeschaltet. Das heißt, durch elektromagnetische Betätigung wird das Sperrventil 8 aus der in Figur 1 dargestellten Position in die andere der beiden möglichen Positionen geschaltet, um das Hydrospeichersystem 5 mit der Hebenhydraulikleitung 1 zu verbinden. Andererseits wird ein einseitig wirkendes Sperrventil 12 aktivgeschaltet. Das heißt, durch elektromagnetische Betätigung wird das Sperrventil 12 in seine Sperrposition gebracht, so daß das Hydrospeichersystem abgesehen von der Verbindung zur Hebenhydrau- likleitung 1 geschlossen ist. Das Sperrventil 12 hat lediglich die Funktion, den Druck im Hydrospeichersystem 5 abzulassen, wenn das Hydrospeichersystem 5 durch Abschalten des Sperrventils 8 von der Hebenhydraulikleitung 1 getrennt wird. Auf das Sperrventil 12 und die zugehörige Hydraulikleitung 13 zum Tank 10 kann daher im Bedarfsfall auch verzichtet werden. Schließlich wird auch das Sperrventil 4 in die in Figur 1 dargestellte aktive Stellung geschaltet. Bei aktiviertem Hydrospeichersystem 5 sind somit alle Ventile 4, 8, 12 in ihrer aktiven Stellung, so daß zwischen dem Stellkolben 103 des Stellzylinders 100, dem Rückschlagventil 11 des Sperrventils 4 und dem Rückschlagventil des Sperrventils 12 eine Hydraulikfluidsäule eingespannt ist. Eine Volumenänderung der Hebenkammer 101 des Stellzylinders 100 aufgrund einer Bewegung des Stellkolbens 103 wird dann nur noch von dem Hydrospeicher 6 des Hydrospeichersystems 5 ausgeglichen. Desweiteren wird das Steuerungsventil 3 bei aktiviertem Hydrospeichersystem 5 nach links verschoben, um die Senkenkammer 102 des Stellzylinders 100 mit dem Tank 10 zu verbinden, damit der Stellkolben 103 freie Bewegungen durchführen kann.

[0020] Im Hydrospeichersystem 5 ist desweiteren ein Druckbegrenzungsventil 9 vorgesehen, welches, anders als im Stand der Technik gemäß Figur 2, nicht zur Einstellung eines Drucksollwertes dient, sondern lediglich die Funktion eines Sicherheitsventils übernimmt. Denn Hydrospeicher sind Energieträger mit unter Druck stehenden Gasen, die explodieren können und deshalb mit Sicherheitsventilen und Not-Einrichtungen versehen werden müssen. Das Druckbegrenzungsventil 9 gemäß Figur 1 ist daher auf einen Druckwert eingestellt, der weit über dem üblichen Arbeitsdruck, nämlich dem zulässigen Maximaldruck des Hydrospeichers 6 liegt.

[0021] Der Hydrospeicher 6 ist vorzugsweise als Membranspeicher ausgebildet, der beispielsweise einen Inhalt von 1,4 Liter besitzt und für einen normalen Arbeitsdruckbereich von 45 bar bis 140 bar ausgelegt ist, wobei der maximal zulässige Druck, auf den das Sicherheitsdruckbegrenzungsventil 9 eingestellt ist, weit über diesem Arbeitsbereich liegt.

[0022] Der gewünschte Solldruck im aktivierten Hydrospeichersystem 5 wird mittels dem Elektromotor M und der Pumpe P über die Hydraulikhebenleitung 1 aufgebaut. Bei hohen Solldruckwerten von beispielsweise 80 bar kann dieser Druck relativ problemlos exakt erreicht werden. Der Druckaufbau erfolgt allerdings im unteren Druckbereich so schnell, daß ein niedrigerer Solldruck von beispielsweise nur 50 bar auf diese Weise nicht mehr exakt eingestellt werden kann. Daher ist das Regelungssystem des Hydrauliksystems so programmiert, daß der Solldruck von einem höheren Druck ausgehend eingeregelt wird. Dazu wird mittels dem Elektromotor M und der Pumpe P zunächst ein über dem Solldruck liegender Druck in der Hebenhydraulikleitung aufgebaut, das Steuerungsventil 3 wird anschließend in die rechte Position verschoben, um die Hebenhydraulikleitung 1 mit dem Tank 10 zu verbinden, und dann wird das Sperrventil 4 kurzzeitig betätigt, bis der Druck in der Hebenhydraulikleitung 1 und dem daran angeschlossenen Hydrospeichersystem 5 den gewünschten Solldruck erreicht hat. Dieselbe Einregelung ausgehend von einem höheren Druck auf den gewünschten Solldruck kann auch unmittelbar beim Absenken des Pflugs erfolgen. Die einseitig wirkenden, einstellbaren Drosseln 14 in den beiden Hydraulikleitungen 1, 2 dienen dabei der Verhinderung eines Aufschwingens des Systems.

[0023] Um nun zu verhindern, daß beim Überfahren von Bodenwellen oder Bodensenken und entsprechendes Anheben bzw. Absenken des Pflugs ständig Hydraulikfluid abgelassen oder nachgepumpt werden muß, ist ein elektronischer Druckschalter 15 vorgesehen, der einen Toleranzbereich p2<pS<p1 um den gewünschten Solldruck pS definiert. Nur wenn der Druck p in der Hebenhydraulikleitung 1 unter den unteren Toleranzwert p2 absinkt oder über den oberen Toleranzwert p1 steigt, wird Hydraulikfluid nachgepumpt bzw. abgelassen. Vorzugsweise wird der Druck p dann wieder auf den Solldruck ps eingeregelt.

[0024] Das Einregeln des in dem System herrschenden Drucks p auf einen Solldruckwert pS, der zwischen den oberen und unteren Toleranzwerten p1 bzw. p2 liegt, hat den Vorteil, daß der die Pumpe treibende Elektromotor nur benötigt wird, wenn der Druck p unter den unteren Toleranzwert p2 absinkt. Dadurch wird die den Elektromotor treibende Batterie geschont. Innerhalb dieses Toleranzbereichs werden die mit den Druckschwankungen einhergehenden Hydraulikfluidströme vom Hydrospeicher 6 absorbiert.

[0025] Vorzugsweise wird der Druck p im System als zeitlicher Druckmittelwert gemessen. Dies ist in Figur 1 durch ein langsam wirkendes Manometer 7 dargestellt. Gemäß der bevorzugten Ausführungsform erfolgt die zeitliche Druckmittelwertbildung allerdings durch einen Computer, damit die Solldruckeinregelung ohne Zeitverzögerung anhand des zum jeweiligen Zeitpunkt konkret vorherrschenden Momentandrucks erfolgen kann. Erst nach der Einregelung auf den Solldruck pS wird auf die computergesteuerte Druckmittelwertbildung umgestellt.

[0026] Die Druckmittelwertbildung hat den Vorteil, daß extreme Bodenunebenheiten nicht unmittelbar zu einem Nachfördern oder Ablassen des Hydrauliköls führen, wodurch der Elektromotor und damit die den Elektromotor antreibende Batterie zusätzlich geschont werden.

[0027] Das Hydrauliksystem und insbesondere die Ventile 4, 8, 12 zur Aktivierung des Hydrospeichersystems und zur Steuerung des Drucks bei aktiviertem Hydrospeichersystem werden mittels einer elektronischen Steuerund Regelungseinrichtung gesteuert. Die Ventile sind daher jeweils als Magnetventile ausgeführt.

[0028] Da die technischen Zusammenhänge des Gegendruckaufbaus in der Hebenkammer zum Zwecke der Pflugentlastung für den Bediener nicht unbedingt verständlich sind, sieht eine Bedienungsvariante eine schrittweise Verstellmöglichkeit des Gegendrucks anstelle einer kontinuierlichen Verstellmöglichkeit vor. Demnach hat der Bediener die Wahl zwischen drei Entlastungseinstellungen, nämlich "minimaler Entlastung", "mittlerer Entlastung" und "maximaler Entlastung". Die minimale Entlastung entspricht annähernd der Schwimmstellung des Pflugs, wohingegen die mittlere Pflugentlastung beispielsweise einem verbleibenden Pfluggewicht von 400 kg und die maximale Pflugentlastung einem verbleibenden Pfluggewicht von 300 kg entspricht. Selbstverständlich sind diese Werte je nach verwendetem Pflug oder sonstigen Anbaugerät einstellbar und veränderbar.


Ansprüche

1. Hydrauliksystem zum Anschluß an einen Stellzylinder (100) zur Eigengewichtsentlastung von sich dynamisch vertikal bewegenden Anbaugeräten, insbesondere Schneepflug, umfassend

- eine Hydraulikleitung (1) zum Anschluß des Hydrauliksystems an eine Hebenkammer (101) des Stellzylinders (100),

- eine Steuerungsventileinrichtung (3) zum Verbinden der Hydraulikleitung (1) mit einer Pumpe (P) und einem Tank (10),

- eine Sperrventileinrichtung (4) in der Hydraulikleitung (1), mittels welcher der Rückfluß aus der Hebenkammer (101) sperrbar ist,

- ein Hydrospeichersystem (5), welches zwischen der Sperrventileinrichtung (4) und der Hebenkammer (101) an die Hydraulikleitung (1) angeschlossen ist und einen Hydraulikspeicher (6) besitzt,

- eine Druckmeßeinrichtung (7) zum Messen eines auf die Hebenkammer (101) wirkenden Drucks (p) im Hydrauliksystem,

gekennzeichnet durch eine elektronische Regelungseinrichtung zum Einregeln des Drucks (p) auf einen Solldruck (ps), wobei die Regelungseinrichtung desweiteren dafür sorgt, daß der Druck (p), wenn sich der Druck aus einem vorgegebenen Toleranzdruckbereich (p1, p2) um den Solldruck (pS) herausbewegt, so erhöht oder erniedrigt wird, daß der Druck wieder in den Toleranzdruckbereich zurückgeführt wird.
 
2. Hydrauliksystem nach Anspruch 1, wobei die Regelungseinrichtung einen sich aus dem Toleranzbereich herausbewegenden Druck (p) auf den Solldruck (pS) zurückführt.
 
3. Hydrauliksystem nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Regeleinrichtung einen elektronischen Druckschalter (15) umfaßt.
 
4. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei der von der Druckmeßeinrichtung gemessene Druck (p) ein zeitlich gemittelter Wert ist, außer gegebenenfalls während der Sollwerteinregelung, bei welcher als Druckmeßwert der momentan herrschende Druck berücksichtigt wird.
 
5. Hydrauliksystem nach Anspruch 4, wobei die Regelungseinrichtung bei der Sollwerteinregelung den momentan herrschenden Druck berücksichtigt.
 
6. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei zur Verminderung des Drucks (p) die Sperrventileinrichtung (4) kurzzeitig geöffnet wird.
 
7. Hydrauliksystem nach Anspruch 6, wobei die Sperrventileinrichtung (4) ein elektrisch zuschaltbares Rückschlagventil ist.
 
8. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7 mit einer weiteren Hydraulikleitung (13) zum Verbinden des Hydrospeichersystems (5) mit einem Tank (10).
 
9. Hydrauliksystem nach Anspruch 8 mit einer weiteren Sperrventileinrichtung (12) in der weiteren Hydraulikleitung (13).
 
10. Hydrauliksystem nach Anspruch 9 mit einem Sicherheitsdruckbegrenzungsventil (9) zur Umgehung der weiteren Sperrventileinrichtung (12).
 
11. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10 mit einer einseitig wirkenden, einstellbaren Strömungsdrossel (14) in der Hebenund/oder Senkenhydraulikleitung (1, 2).
 
12. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 11 mit einem elektrisch gesteuerten Sperrventil (8) zum Trennen des Hydrospeichersystems (5) von der Hydraulikleitung (1).
 
13. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 12, wobei die Sperrventileinrichtung bzw. Sperrventileinrichtungen (4, 8, 12) als Sitzventile ausgeführt sind.
 
14. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 13, wobei die genannte Hydraulikpumpe (P) und/oder der genannte Tank (10) Bestandteil des Hydrauliksystems sind.
 
15. Hydrauliksystem nach Anspruch 14, wobei die Hydraulikpumpe (P) eine elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe ist.
 
16. Fahrzeug mit Anbaugerät und mit einem Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 15 zur Gewichtsentlastung des Anbaugeräts.
 
17. Fahrzeug nach Anspruch 16 als Winterdienstfahrzeug mit Schneepflug als Anbaugerät.
 




Zeichnung