[0001] Die Erfindung betrifft ein Hydrauliksystem zum Anschluß an einen Stellzylinder, um
über den Stellzylinder ein sich dynamisch vertikal bewegendes Anbaugerät gewichtszuentlasten.
[0002] Ein solches Hydrauliksystem ist insbesondere zur Eigengewichtsentlastung eines an
einem Winterdienstfahrzeug befestigten Schneepflugs geeignet, ist aber genauso im
Zusammenhang mit anderen Anbauaggregaten wie beispielsweise einem Mähwerk verwendbar.
Es ist insbesondere für alle solche Geräte geeignet, die der Bodenkontur folgen und
daher mittelbar oder unmittelbar auf dem Boden aufliegen. Dies soll nachfolgend am
Beispiel eines an einem Winterdienstfahrzeug montierten Schneepflugs erläutert werden.
[0003] Der Schneepflug liegt aufgrund seines Eigengewichts auf der Fahrbahnoberfläche auf,
was einerseits notwendig ist, um Schnee und Eis zuverlässig von der Fahrbahnoberfläche
zu räumen, was aber andererseits einen starken Verschleiß der Schneepflugunterkante
und die Gefahr von Beschädigungen durch ein Anfahren von festen Hindernissen mit sich
bringt. Daher wird üblicherweise das Hydrauliksystem zum Heben und Senken des Pflugs
so ausgebildet, daß der Druck in der Hebenkammer des für das Heben und Senken zuständigen
Stellzylinders erhöht wird, ohne dabei den Pflug von der Fahrbahnoberfläche abzuheben.
Dadurch wird das Eigengewicht des Pflugs teilweise auf das Trägerfahrzeug übertragen,
wodurch das Trägerfahrzeug besser lenk- und fahrbar wird. Die Gewichtsentlastung ist
so eingestellt, daß der Pflug mit einer Restkraft auf der Fahrbahndecke aufliegt,
die zum zuverlässigen Räumen von Schnee und Eis ausreicht.
[0004] Wird der Pflug über eine Bodenwelle oder durch eine Bodensenke hinwegbewegt, so ist
dies mit einem Anheben bzw. Absenken des Pflugs verbunden. Beim Anheben reduziert
sich der Druck in der Hebenkammer des Stellzylinders und beim Absenken steigt der
Druck. Entsprechend geringer bzw. höher ist in diesem Moment die Gewichtsentlastung
des Pflugs. Dies kann bei kurzen, tiefen Bodensenken dazu führen, daß der Pflug vollständig
von der Fahrbahndecke abhebt. Um auch bei solchen, sich vertikal bewegenden Anbaugeräten
eine zeitlich konstante Eigengewichtsentlastung zu erreichen, wird der Entlastungsdruck
in der Hebenkammer des Stellzylinders mittels schnell reagierenden Ventilen auf einem
möglichst konstanten Druckniveau gehalten, indem entweder Hydraulikfluid abgelassen
oder nachgepumpt wird. Dieses Prinzip ist jedoch mit dem Nachteil verbunden, daß die
Hydraulikpumpe ständig in Betrieb ist, um den Hydraulikdruck in dem Stellzylinder
konstant zu halten. Dies ist bei Systemen, die an eine Kommunalhydraulik des Trägerfahrzeugs
angeschlossen sind oder einen separaten Motor mit Hydraulikpumpe besitzen, ein geringeres
Problem als bei auf ein nicht mit Hydraulik vorbereitetes Fahrzeug angebauten Geräten,
die eine Elektrohydraulikanlage nutzen. Denn die Batterie des die Hydraulikanlage
antreibenden Elektromotors ist mit einer solchen Leistung überfordert. Bei Elektrohydraulikanlagen
wird daher häufig auf eine Pflugentlastung verzichtet.
[0005] Von der Firma Blust Kommunaltechnik, Schluchsee, ist eine unter der Bezeichnung VS
190 vertriebene Hydraulikanlage zur Gewichtsentlastung von Anbaugeräten bekannt, die
dieses Problem teilweise, wenn auch noch nicht befriedigend, löst. Demnach ist an
die mit dem Hubzylinder verbundene Hydraulikleitung ein Hydrospeicher in Form eines
Stickstoffspeichers angeschlossen, um den Druck in dem Hubzylinder konstant zu halten.
Fährt der Pflug über eine Bodenwelle, so daß der Druck in dem Hubzylinder aufgrund
des Anhebens des Anbaugeräts sinkt, so strömt Hydrauliköl aus dem Stickstoffspeicher
nach und hält den Entlastungsdruck in dem Hubzylinder aufrecht. Wenn der Pflug wieder
in die Normalposition absenkt, strömt das Hydrauliköl aus dem Hubzylinder zurück in
den Stickstoffspeicher. Dieser Vorgang geschieht so schnell, daß der Pflug immer exakt
auf der Oberfläche gleitet, ohne dabei zu hohen Bodendruck auszuüben.
[0006] Die Funktionsweise des zuvor genannten Hydrauliksystems wird nachfolgend anhand der
Figur 2 näher erläutert.
[0007] Das Hydrauliksystem aus dem Stand der Technik gemäß Figur 2 umfaßt eine erste Hydraulikleitung
1 und eine zweite Hydraulikleitung 2, die über ein 4/3-Wegeventil wechselseitig mit
einer von einem Elektromotor M angetriebenen Pumpe P und einem Tank 10 verbunden sind.
Die erste Hydraulikleitung ist mit ihrem anderen Ende an die Hebenkammer 101 eines
Stellzylinders 100 (nachfolgend auch "Hebenhydraulikleitung") und die zweite Hydraulikleitung
2 an die Senkenkammer 102 des Stellzylinders 100 angeschlossen (nachfolgend auch "Senkenhydraulikleitung").
Der Rückfluß aus der Hebenkammer 101 kann mittels einer Sperrventileinrichtung 4 blockiert
werden, um ein Hydrospeichersystem 5 zu aktivieren. In der in Figur 2 dargestellten
Position des Sperrventils 4 ist der Stellzylinder wie gewohnt zum Anheben und Absenken
eines Geräts zu benutzen.
[0008] Beim Anheben des Stellkolbens 103 (Füllen der Hebenkammer 101 mit Hydrauliköl) mit
geschlossener Sperrventileinrichtung 4, d.h. bei aktiviertem Hydrospeichersystem,
schließt das zufließende Öl über das Sperrventil 8 das Hydrospeichersystem 5 ab und
der Aushub erfolgt über das Rückschlagventil 11 der Sperrventileinrichtung 4 ohne
Zeitverzögerung. Beim Absenken des Geräts erhöht sich jedoch der Druck in der Hebenkammer
101, da ein Rückfluß in den Tank 10 durch das Sperrventil 4 blockiert wird, und die
Funktion des Hydrospeichersystems 5 wird automatisch zugeschaltet, indem das federbelastete
Sperrventil 8 in die in Figur 2 dargestellte inaktive Position zurückschaltet. Das
Öl aus der Hebenkammer 101 wird in den Stickstoffspeicher 6 geleitet. Sobald dieser
auf einen eingestellten Sollwert gefüllt ist, fließt das restliche Öl über ein Druckbegrenzungsventil
9 ab. Die Einstellung des Drucksollwertes erfolgt somit über das Druckbegrenzungsventil
9. Der in dem Hydrospeichersystem 5 herrschende Druck, der dem Druck der Hebenkammer
entspricht, kann über ein Manometer 7 abgelesen werden. Wird nun eine Erhebung von
dem Gerät überfahren, so sinkt der Druck in der Hebenkammer 101 und aus dem Hydrospeicher
6 fließt Öl in die Hebenkammer 101 nach, so daß die Druckentlastung wieder hergestellt
ist. Senkt sich das Gerät wieder auf die Normalposition ab, so fließt das Öl zurück
in den Hydrospeicher.
[0009] Als nachteilhaft bei dieser Lösung hat sich erwiesen, daß das aus der Hebenkammer
101 verdrängte Öl beim Durchfahren einer Senke über das den Solldruckwert vorgebende
Druckbegrenzungsventil 9 zurück in den Tank fließt. Das System verliert somit ständig
Öl, welches durch Anschalten des Elektromotors M über die Pumpe P nachgefördert werden
muß. (Dieses Problem würde sich übrigens selbst dann stellen, wenn das Druckbegrenzungsventil
9 nach dem Einstellen des Drucksollwertes auf einen höheren Druckgrenzwert eingestellt
würde. Denn dann würden jedenfalls größere Überdrücke, wie sie sich bei stark unebener
Fahrbahn bisweilen einstellen, dennoch zu einem Ölverlust führen, der über die Pumpe
P und den Elektromotor M ausgeglichen werden müßte. Das Betätigen des Elektromotors
würde außerdem dazu führen, daß sich zuerst ein Druck entsprechend dem höheren Grenzwert
einstellt, was eventuell zum Ausheben des Pflugs führen kann).
[0010] Für den Fahrzeugführer, an den im Winterdienst im Pflugbetrieb ohnehin schon sehr
hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit gegenüber der zu räumenden Straße gestellt
werden und der durch die üblicherweise schlechten Sichtverhältnisse bei Schneegestöber
möglichst nicht abgelenkt werden soll, bedeutet das, daß er noch das Manometer 7 überwachen
muß, um bei abfallendem Druck rechtzeitig den Elektromotor M zum erneuten Druckaufbau
zu starten. Selbst wenn die Druckerfassung und das Starten des Elektromotors automatisch
erfolgen, so hat sich doch gezeigt, daß durch das ständige Starten des Elektromotors
in kurzen Abständen die Batterie zum Kochen gebracht werden kann. Im Normalfall besteht
daher die Gefahr, daß die Ladeleistung der Lichtmaschine nicht ausreicht, um die hohe
Leistung, welche die Elektrohydraulikanlage verbraucht, nachzuspeisen, und daß sich
die Batterie im Betrieb kontinuierlich entleert.
[0011] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Hydrauliksystem der eingangs
genannten Art zu schaffen, bei welchem die Notwendigkeit, Hydraulikfluid nachzufördern,
weitgehend reduziert wird.
[0012] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. In davon abhängigen
Ansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung angegeben.
[0013] Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung ist darin zu sehen, daß der Solldruck im Hydrospeichersystem
nicht über ein Druckbegrenzungsventil passiv eingestellt sondern stattdessen aktiv
geregelt wird. Dazu ist eine Regeleinrichtung vorgesehen, die veranlaßt, daß Hydraulikfluid
in die Hebenkammer hineingepumpt wird oder aus der Hebenkammer abgelassen wird, wenn
der in der Hebenkammer vorherrschende Druck von dem vorgegebenen Solldruck abweicht.
Solange sich aber die Druckverhältnisse innerhalb eines Toleranzbereichs um den Solldruck
bewegen, wird der die Hydraulikpumpe treibende Elektromotor nicht aktiviert.
[0014] Vorzugsweise ist der Druckmeßwert, auf Basis dessen dem System Hydraulikfluid zu-
oder abgeführt wird, ein zeitlich gemittelter Wert über den in der Hebenkammer gemessenen
Druck. Das hat den Vorteil, daß kurzzeitige starke, außerhalb des Toleranzbereichs
liegende Druckschwankungen aufgrund besonders unebener Straßenverhältnisse nicht zu
einem ständigen Druckausgleich des Systems Anlaß geben. Vielmehr gehen solche Spitzendrücke
im zeitlichen Mittelwert unter. Der Toleranzbereich um den Sollwert kann dementsprechend
eng gewählt werden, und wenn sich der Druckmittelwert aus diesem Toleranzbereich herausbewegt,
so ist dies eindeutig darauf zurückzuführen, daß im System zu viel oder zu wenig Hydraulikfluid
vorhanden ist. Nur in diesen Fällen muß das Hydraulikfluidvolumen reguliert werden.
[0015] Vorzugsweise sind die Ventile des Hydrauliksystems als Sitzventile ausgeführt, da
Sitzventile nahezu keine Leckströmung verursachen und das Hydrauliksystem somit nahezu
keinen systemimmanenten Hydraulikfluidverlust ausgleichen muß.
[0016] Vorzugsweise wird zur Regelung des Hydraulikdrucks eine Sperrventileinrichtung in
der Hebenhydraulikleitung geöffnet, wenn der Druck in der Hebenkammer den oberen Druckgrenzwert
des Toleranzbereichs überschreitet. Eine solche Sperrventileinrichtung ist in dem
Hydrauliksystem ohnehin vorgesehen, um das Hydrospeichersystem durch Schließen des
Ventils zu aktivieren. Es sind also insoweit keine zusätzlichen Bauelemente zur Realisierung
dieser Funktion erforderlich. Allerdings ist die Sperrventileinrichtung vorzugsweise
im Rahmen einer elektronischen Regelung des Hydrauliksystems als elektrisch schaltbares
Ventil ausgerührt.
[0017] Weitere Vorteile und Aspekte der Erfindung werden im Zusammenhang mit dem nachfolgend
anhand der Zeichnungen beschriebenen Ausrührungsbeispiel erläutert. In den Figuren
zeigen:
Figur 1 ein Ausführungsbeispiel für ein Hydrauliksystem gemäß der vorliegenden Erfindung;
und
Figur 2 ein Hydrauliksystem gemäß dem Stand der Technik.
[0018] Die in Figur 1 dargestellte besondere Ausrührungsform des erfindungsgemäßen Hydrauliksystems
umfaßt eine erste Hydraulikleitung 1, die an die Hebenkammer 101 eines Stellzylinders
100 angeschlossen ist, und eine zweite Hydraulikleitung 2, die an die Senkenkammer
102 desselben Stellzylinders 100 angeschlossen ist. Beide Hydraulikleitungen 1, 2
werden über ein federzentriertes, elektromagnetisch betätigtes 4/3-Wegeventil 3 wechselseitig
mit einer Pumpe P und einem Tank 10 verbunden. Die Pumpe P wird von einem Elektromotor
M angetrieben. Die vorgenannten Elemente dienen zum Anheben und Absenken beispielsweise
eines Schneepflugs mittels dem Stellzylinder 100. Das heißt, wenn das Steuerungsventil
3 aus der in Figur 1 dargestellten Sperrposition nach links verschoben wird, kann
Hydraulikfluid in die Hebenkammer 101 des Stellzylinders 100 gepumpt werden, um den
Pflug anzuheben. Umgekehrt kann durch Pumpen von Hydraulikfluid in die Senkenkammer
102 des Stellzylinders 100 der Pflug abgesenkt werden, wenn das Steuerungsventil nach
rechts verschoben wird. Beim Absenken des Pflugs muß allerdings das einseitig sperrende
2/2-Wegeventil 4 in der Hebenhydraulikleitung 1 aus der in Figur 1 dargestellten Position
nach rechts verschoben werden, um einen Hydraulikstrom in Richtung zum Tank 10 zu
ermöglichen.
[0019] Um nun den abgesenkten Pflug in seiner Betriebsposition zu entlasten, damit er nicht
mit seinem vollen Eigengewicht auf dem Boden aufliegt, wird das Hydrospeichersystem
5 hinzugeschaltet. Dazu wird einerseits das Sperrventil 8 aktivgeschaltet. Das heißt,
durch elektromagnetische Betätigung wird das Sperrventil 8 aus der in Figur 1 dargestellten
Position in die andere der beiden möglichen Positionen geschaltet, um das Hydrospeichersystem
5 mit der Hebenhydraulikleitung 1 zu verbinden. Andererseits wird ein einseitig wirkendes
Sperrventil 12 aktivgeschaltet. Das heißt, durch elektromagnetische Betätigung wird
das Sperrventil 12 in seine Sperrposition gebracht, so daß das Hydrospeichersystem
abgesehen von der Verbindung zur Hebenhydrau- likleitung 1 geschlossen ist. Das Sperrventil
12 hat lediglich die Funktion, den Druck im Hydrospeichersystem 5 abzulassen, wenn
das Hydrospeichersystem 5 durch Abschalten des Sperrventils 8 von der Hebenhydraulikleitung
1 getrennt wird. Auf das Sperrventil 12 und die zugehörige Hydraulikleitung 13 zum
Tank 10 kann daher im Bedarfsfall auch verzichtet werden. Schließlich wird auch das
Sperrventil 4 in die in Figur 1 dargestellte aktive Stellung geschaltet. Bei aktiviertem
Hydrospeichersystem 5 sind somit alle Ventile 4, 8, 12 in ihrer aktiven Stellung,
so daß zwischen dem Stellkolben 103 des Stellzylinders 100, dem Rückschlagventil 11
des Sperrventils 4 und dem Rückschlagventil des Sperrventils 12 eine Hydraulikfluidsäule
eingespannt ist. Eine Volumenänderung der Hebenkammer 101 des Stellzylinders 100 aufgrund
einer Bewegung des Stellkolbens 103 wird dann nur noch von dem Hydrospeicher 6 des
Hydrospeichersystems 5 ausgeglichen. Desweiteren wird das Steuerungsventil 3 bei aktiviertem
Hydrospeichersystem 5 nach links verschoben, um die Senkenkammer 102 des Stellzylinders
100 mit dem Tank 10 zu verbinden, damit der Stellkolben 103 freie Bewegungen durchführen
kann.
[0020] Im Hydrospeichersystem 5 ist desweiteren ein Druckbegrenzungsventil 9 vorgesehen,
welches, anders als im Stand der Technik gemäß Figur 2, nicht zur Einstellung eines
Drucksollwertes dient, sondern lediglich die Funktion eines Sicherheitsventils übernimmt.
Denn Hydrospeicher sind Energieträger mit unter Druck stehenden Gasen, die explodieren
können und deshalb mit Sicherheitsventilen und Not-Einrichtungen versehen werden müssen.
Das Druckbegrenzungsventil 9 gemäß Figur 1 ist daher auf einen Druckwert eingestellt,
der weit über dem üblichen Arbeitsdruck, nämlich dem zulässigen Maximaldruck des Hydrospeichers
6 liegt.
[0021] Der Hydrospeicher 6 ist vorzugsweise als Membranspeicher ausgebildet, der beispielsweise
einen Inhalt von 1,4 Liter besitzt und für einen normalen Arbeitsdruckbereich von
45 bar bis 140 bar ausgelegt ist, wobei der maximal zulässige Druck, auf den das Sicherheitsdruckbegrenzungsventil
9 eingestellt ist, weit über diesem Arbeitsbereich liegt.
[0022] Der gewünschte Solldruck im aktivierten Hydrospeichersystem 5 wird mittels dem Elektromotor
M und der Pumpe P über die Hydraulikhebenleitung 1 aufgebaut. Bei hohen Solldruckwerten
von beispielsweise 80 bar kann dieser Druck relativ problemlos exakt erreicht werden.
Der Druckaufbau erfolgt allerdings im unteren Druckbereich so schnell, daß ein niedrigerer
Solldruck von beispielsweise nur 50 bar auf diese Weise nicht mehr exakt eingestellt
werden kann. Daher ist das Regelungssystem des Hydrauliksystems so programmiert, daß
der Solldruck von einem höheren Druck ausgehend eingeregelt wird. Dazu wird mittels
dem Elektromotor M und der Pumpe P zunächst ein über dem Solldruck liegender Druck
in der Hebenhydraulikleitung aufgebaut, das Steuerungsventil 3 wird anschließend in
die rechte Position verschoben, um die Hebenhydraulikleitung 1 mit dem Tank 10 zu
verbinden, und dann wird das Sperrventil 4 kurzzeitig betätigt, bis der Druck in der
Hebenhydraulikleitung 1 und dem daran angeschlossenen Hydrospeichersystem 5 den gewünschten
Solldruck erreicht hat. Dieselbe Einregelung ausgehend von einem höheren Druck auf
den gewünschten Solldruck kann auch unmittelbar beim Absenken des Pflugs erfolgen.
Die einseitig wirkenden, einstellbaren Drosseln 14 in den beiden Hydraulikleitungen
1, 2 dienen dabei der Verhinderung eines Aufschwingens des Systems.
[0023] Um nun zu verhindern, daß beim Überfahren von Bodenwellen oder Bodensenken und entsprechendes
Anheben bzw. Absenken des Pflugs ständig Hydraulikfluid abgelassen oder nachgepumpt
werden muß, ist ein elektronischer Druckschalter 15 vorgesehen, der einen Toleranzbereich
p
2<p
S<p
1 um den gewünschten Solldruck p
S definiert. Nur wenn der Druck p in der Hebenhydraulikleitung 1 unter den unteren
Toleranzwert p
2 absinkt oder über den oberen Toleranzwert p
1 steigt, wird Hydraulikfluid nachgepumpt bzw. abgelassen. Vorzugsweise wird der Druck
p dann wieder auf den Solldruck p
s eingeregelt.
[0024] Das Einregeln des in dem System herrschenden Drucks p auf einen Solldruckwert p
S, der zwischen den oberen und unteren Toleranzwerten p
1 bzw. p
2 liegt, hat den Vorteil, daß der die Pumpe treibende Elektromotor nur benötigt wird,
wenn der Druck p unter den unteren Toleranzwert p
2 absinkt. Dadurch wird die den Elektromotor treibende Batterie geschont. Innerhalb
dieses Toleranzbereichs werden die mit den Druckschwankungen einhergehenden Hydraulikfluidströme
vom Hydrospeicher 6 absorbiert.
[0025] Vorzugsweise wird der Druck p im System als zeitlicher Druckmittelwert gemessen.
Dies ist in Figur 1 durch ein langsam wirkendes Manometer 7 dargestellt. Gemäß der
bevorzugten Ausführungsform erfolgt die zeitliche Druckmittelwertbildung allerdings
durch einen Computer, damit die Solldruckeinregelung ohne Zeitverzögerung anhand des
zum jeweiligen Zeitpunkt konkret vorherrschenden Momentandrucks erfolgen kann. Erst
nach der Einregelung auf den Solldruck p
S wird auf die computergesteuerte Druckmittelwertbildung umgestellt.
[0026] Die Druckmittelwertbildung hat den Vorteil, daß extreme Bodenunebenheiten nicht unmittelbar
zu einem Nachfördern oder Ablassen des Hydrauliköls führen, wodurch der Elektromotor
und damit die den Elektromotor antreibende Batterie zusätzlich geschont werden.
[0027] Das Hydrauliksystem und insbesondere die Ventile 4, 8, 12 zur Aktivierung des Hydrospeichersystems
und zur Steuerung des Drucks bei aktiviertem Hydrospeichersystem werden mittels einer
elektronischen Steuerund Regelungseinrichtung gesteuert. Die Ventile sind daher jeweils
als Magnetventile ausgeführt.
[0028] Da die technischen Zusammenhänge des Gegendruckaufbaus in der Hebenkammer zum Zwecke
der Pflugentlastung für den Bediener nicht unbedingt verständlich sind, sieht eine
Bedienungsvariante eine schrittweise Verstellmöglichkeit des Gegendrucks anstelle
einer kontinuierlichen Verstellmöglichkeit vor. Demnach hat der Bediener die Wahl
zwischen drei Entlastungseinstellungen, nämlich "minimaler Entlastung", "mittlerer
Entlastung" und "maximaler Entlastung". Die minimale Entlastung entspricht annähernd
der Schwimmstellung des Pflugs, wohingegen die mittlere Pflugentlastung beispielsweise
einem verbleibenden Pfluggewicht von 400 kg und die maximale Pflugentlastung einem
verbleibenden Pfluggewicht von 300 kg entspricht. Selbstverständlich sind diese Werte
je nach verwendetem Pflug oder sonstigen Anbaugerät einstellbar und veränderbar.
1. Hydrauliksystem zum Anschluß an einen Stellzylinder (100) zur Eigengewichtsentlastung
von sich dynamisch vertikal bewegenden Anbaugeräten, insbesondere Schneepflug, umfassend
- eine Hydraulikleitung (1) zum Anschluß des Hydrauliksystems an eine Hebenkammer
(101) des Stellzylinders (100),
- eine Steuerungsventileinrichtung (3) zum Verbinden der Hydraulikleitung (1) mit
einer Pumpe (P) und einem Tank (10),
- eine Sperrventileinrichtung (4) in der Hydraulikleitung (1), mittels welcher der
Rückfluß aus der Hebenkammer (101) sperrbar ist,
- ein Hydrospeichersystem (5), welches zwischen der Sperrventileinrichtung (4) und
der Hebenkammer (101) an die Hydraulikleitung (1) angeschlossen ist und einen Hydraulikspeicher
(6) besitzt,
- eine Druckmeßeinrichtung (7) zum Messen eines auf die Hebenkammer (101) wirkenden
Drucks (p) im Hydrauliksystem,
gekennzeichnet durch eine elektronische Regelungseinrichtung zum Einregeln des Drucks (p) auf einen Solldruck
(p
s), wobei die Regelungseinrichtung desweiteren dafür sorgt, daß der Druck (p), wenn
sich der Druck aus einem vorgegebenen Toleranzdruckbereich (p
1, p
2) um den Solldruck (p
S) herausbewegt, so erhöht oder erniedrigt wird, daß der Druck wieder in den Toleranzdruckbereich
zurückgeführt wird.
2. Hydrauliksystem nach Anspruch 1, wobei die Regelungseinrichtung einen sich aus dem
Toleranzbereich herausbewegenden Druck (p) auf den Solldruck (pS) zurückführt.
3. Hydrauliksystem nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Regeleinrichtung einen elektronischen
Druckschalter (15) umfaßt.
4. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei der von der Druckmeßeinrichtung
gemessene Druck (p) ein zeitlich gemittelter Wert ist, außer gegebenenfalls während
der Sollwerteinregelung, bei welcher als Druckmeßwert der momentan herrschende Druck
berücksichtigt wird.
5. Hydrauliksystem nach Anspruch 4, wobei die Regelungseinrichtung bei der Sollwerteinregelung
den momentan herrschenden Druck berücksichtigt.
6. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei zur Verminderung des Drucks
(p) die Sperrventileinrichtung (4) kurzzeitig geöffnet wird.
7. Hydrauliksystem nach Anspruch 6, wobei die Sperrventileinrichtung (4) ein elektrisch
zuschaltbares Rückschlagventil ist.
8. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7 mit einer weiteren Hydraulikleitung
(13) zum Verbinden des Hydrospeichersystems (5) mit einem Tank (10).
9. Hydrauliksystem nach Anspruch 8 mit einer weiteren Sperrventileinrichtung (12) in
der weiteren Hydraulikleitung (13).
10. Hydrauliksystem nach Anspruch 9 mit einem Sicherheitsdruckbegrenzungsventil (9) zur
Umgehung der weiteren Sperrventileinrichtung (12).
11. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10 mit einer einseitig wirkenden, einstellbaren
Strömungsdrossel (14) in der Hebenund/oder Senkenhydraulikleitung (1, 2).
12. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 11 mit einem elektrisch gesteuerten
Sperrventil (8) zum Trennen des Hydrospeichersystems (5) von der Hydraulikleitung
(1).
13. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 12, wobei die Sperrventileinrichtung
bzw. Sperrventileinrichtungen (4, 8, 12) als Sitzventile ausgeführt sind.
14. Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 13, wobei die genannte Hydraulikpumpe
(P) und/oder der genannte Tank (10) Bestandteil des Hydrauliksystems sind.
15. Hydrauliksystem nach Anspruch 14, wobei die Hydraulikpumpe (P) eine elektrisch angetriebene
Hydraulikpumpe ist.
16. Fahrzeug mit Anbaugerät und mit einem Hydrauliksystem nach einem der Ansprüche 1 bis
15 zur Gewichtsentlastung des Anbaugeräts.
17. Fahrzeug nach Anspruch 16 als Winterdienstfahrzeug mit Schneepflug als Anbaugerät.