[0001] Verfahren zum Anfahren eines Dampferzeugers mit einem in einer annähernd horizontalen
Heizgasrichtung durchströmbaren Heizgaskanal und Dampferzeuger
[0002] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Anfahren eines Dampferzeugers mit
einem in einer annähernd horizontalen Heizgasrichtung durchströmbaren Heizgaskanal,
in dem mindestens eine aus einer Anzahl von annähernd vertikal angeordneten, zur Durchströmung
eines Strömungsmediums parallel geschalteten Verdampferrohren gebildete Durchlaufheizfläche
angeordnet ist. Sie betrifft weiter einen derartigen Dampferzeuger.
[0003] Bei einer Gas- und Dampfturbinenanlage wird die im entspannten Arbeitsmittel oder
Heizgas aus der Gasturbine enthaltene Wärme zur Erzeugung von Dampf für die Dampfturbine
genutzt. Die Wärmeübertragung erfolgt in einem der Gasturbine nachgeschalteten Abhitzedampferzeuger,
in dem üblicherweise eine Anzahl von Heizflächen zur Wasservorwärmung, zur Dampferzeugung
und zur Dampfüberhitzung angeordnet ist. Die Heizflächen sind in den Wasser-Dampf-Kreislauf
der Dampfturbine geschaltet. Der Wasser-Dampf-Kreislauf umfaßt üblicherweise mehrere,
z.B. drei, Druckstufen, wobei jede Druckstufe eine Verdampferheizfläche aufweisen
kann.
[0004] Für den der Gasturbine als Abhitzedampferzeuger heizgasseitig nachgeschalteten Dampferzeuger
kommen mehrere alternative Auslegungskonzepte, nämlich die Auslegung als Durchlaufdampferzeuger
oder die Auslegung als Umlaufdampferzeuger, in Betracht. Bei einem Durchlaufdampferzeuger
führt die Beheizung von als Verdampferrohren vorgesehenen Dampferzeugerrohren zu einer
Verdampfung des Strömungsmediums in den Dampferzeugerrohren in einem einmaligen Durchlauf.
Im Gegensatz dazu wird bei einem Natur- oder Zwangumlaufdampferzeuger das im Umlauf
geführte Wasser bei einem Durchlauf durch die Verdampferrohre nur teilweise verdampft.
Das dabei nicht verdampfte Wasser wird nach einer Abtrennung des erzeugten Dampfes
den selben Verdampferrohren für eine weitere Verdampfung erneut zugeführt.
[0005] Ein Durchlaufdampferzeuger unterliegt im Gegensatz zu einem Natur- oder Zwangumlaufdampferzeuger
keiner Druckbegrenzung, so daß Frischdampfdrücke weit über dem kritischen Druck von
Wasser (P
Kri ≈ 221 bar) - wo es nur noch geringe Dichteunterschiede gibt zwischen flüssigkeitsähnlichem
und dampfähnlichem Medium - möglich sind. Ein hoher Frischdampfdruck begünstigt einen
hohen thermischen Wirkungsgrad und somit niedrige CO
2-Emisionen eines fossilbeheizten Kraftwerks. Zudem weist ein Durchlaufdampferzeuger
im Vergleich zu einem Umlaufdampferzeuger eine einfache Bauweise auf und ist somit
mit besonders geringem Aufwand herstellbar. Die Verwendung eines nach dem Durchlaufprinzip
ausgelegten Dampferzeugers als Abhitzedampferzeuger einer Gas- und Dampfturbinenanlage
ist daher zur Erzielung eines hohen Gesamtwirkungsgrades der Gas- und Dampfturbinenanlage
bei einfacher Bauweise besonders günstig.
[0006] Besondere Vorteile hinsichtlich des Herstellungsaufwands, aber auch hinsichtlich
erforderlicher Wartungsarbeiten bietet ein Abhitzedampferzeuger in liegender Bauweise,
bei dem das beheizende Medium oder Heizgas, also insbesondere das Abgas aus der Gasturbine,
in annähernd horizontaler Strömungsrichtung durch den Dampferzeuger geführt ist. Ein
derartiger, in liegender Bauweise ausgelegter Dampferzeuger ist aus der EP 0 944 801
B1 bekannt. Infolge seiner Auslegung als Durchlaufdampferzeuger ist beim Betrieb dieses
Dampferzeugers die Randbedingung einzuhalten, daß das Überströmen von Wasser aus den
die Durchlaufheizfläche bildenden Verdampferrohren in einen nachgeschalteten Überhitzer
ausgeschlossen ist. Dies kann jedoch gerade beim Anfahren des Dampferzeugers problematisch
sein.
[0007] Beim Anfahren des Dampferzeugers kann es zu einem sogenannten Wasserausstoß kommen.
Dieser entsteht, wenn die infolge der Beheizung der Verdampferrohre eintretende Verdampfung
des darin befindlichen Strömungsmediums erstmals einsetzt und dies beispielsweise
in der Mitte des jeweiligen Verdampferrohres geschieht. Damit wird die stromabwärts
vorhandene Wassermenge (auch als Wasserpfropfen bezeichnet) aus dem jeweiligen Verdampferrohr
hinausgeschoben. Um sicher auszuschließen, daß unverdampftes Strömungsmedium aus den
Verdampferrohren in den diesen nachgeschalteten Überhitzer gelangen kann, ist der
bekannte Dampferzeuger - wie üblicherweise auch ein Durchlaufdampferzeuger in stehender
Bauweise - mit einer zwischen die die Durchlaufheizfläche bildenden Verdampferrohre
und den Überhitzer geschalteten Wasser-Dampf-Trennvorrichtung oder Abscheideeinrichtung
versehen. Aus dieser wird überschüssiges Wasser abgezogen und entweder mittels einer
Umwälzpumpe wieder dem Verdampfer zugeführt oder verworfen. Ein derartiges Wasser-Dampf-Trennsystem
ist jedoch sowohl in konstruktiver Hinsicht als auch im Hinblick auf den Wartungsaufwand
vergleichsweise aufwendig.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Anfahren eines
Dampferzeugers der oben genannten Art anzugeben, mit dem auch bei besonders einfacher
Bauweise eine hohe betriebliche Sicherheit gewährleistet ist. Zudem soll ein für die
Durchführung des Verfahrens besonders geeigneter Dampferzeuger angegeben werden.
[0009] Bezüglich des Verfahrens wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst, indem zumindest
einige der die Durchlaufheizfläche bildenden Verdampferrohre vor einer Beaufschlagung
des Heizgaskanals mit Heizgas bis zu einem vorgebbaren Sollfüllstand teilweise mit
unverdampftem Strömungsmedium befüllt werden.
[0010] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, daß zur Einhaltung einer hohen betrieblichen
Sicherheit auch während des Anfahrens des Dampferzeugers sicher ausgeschlossen sein
sollte, daß unverdampftes Strömungsmedium in den den Verdampferrohren nachgeschalteten
Überhitzer gelangen kann. Für eine besonders einfache Bauweise sollte dies jedoch
unter Verzicht auf die üblicherweise bei Durchlaufdampferzeugern vorgesehene Wasser-Dampf-Trenneinrichtung
sichergestellt werden. Dazu sollte bei einem Dampferzeuger in liegender Bauweise,
bei dem ein den die Durchlaufheizfläche bildenden Verdampferrohren austrittsseitig
nachgeschalteter Austrittssammler direkt mit einem Eintrittsverteiler des Überhitzers
verbunden ist, vor dem Anfahren eine lediglich teilweise Befüllung der Verdampferrohre
mit unverdampftem Strömungsmedium vorgenommen werden. Die Füllmenge und damit der
Sollfüllstand für diese Erstbefüllung vor Aufnahme der Beaufschlagung des Heizgaskanals
mit Heizgas sollte dabei derart gewählt sein, daß einerseits ein Wasseraustoß infolge
der erstmaligen Dampfbildung vermieden ist, und daß andererseits eine unzureichende
Kühlung der Verdampferrohre beim Anfahren vermieden ist.
[0011] Der Sollfüllstand wird dabei zweckmäßigerweise derart gewählt, daß zu Beginn des
Anfahrvorgangs eine Bespeisung der Verdampferrohre mit Strömungsmedium unterbleiben
kann. Somit erfolgt während des Anfahrvorgangs, also nach erfolgter Beaufschlagung
des Heizgaskanals mit dem Heizgas, zunächst eine Verdampfung des bereits in den Verdampferrohren
befindlichen Strömungsmediums. Dabei wird dasjenige unverdampfte Strömungsmedium,
das innerhalb des jeweiligen Verdampferrohres stromabwärts vom jeweiligen Ort des
Verdampfungsbeginns liegt, durch die sich bildende Dampfblase in die vorab nicht gefüllte
Zone des jeweiligen Verdampferrohres geschoben. Dort kann dieser Anteil des unverdampften
Strömungsmediums verdampfen oder fällt bei Einhaltung ausreichend niedriger Massenstromdichten
in den Verdampferrohren wieder in den unteren Raumbereich des jeweiligen Verdampferrohres.
Durch eine geeignete Wahl des Sollfüllstands kann somit der im oberen Bereich des
jeweiligen Verdampferrohres befindliche, zunächst nicht mit Strömungsmedium befüllte
und als Ausgleichsraum für die darunterliegende Säule als Strömungsmedium dienende
Teilbereich des jeweiligen Verdampferrohres ausreichend groß bemessen gewählt werden,
so daß ein Austritt unverdampften Strömungsmediums aus dem jeweiligen Verdampferrohr
auch bei beginnender Verdampfung sicher ausgeschlossen werden kann.
[0012] Bei der teilweisen Befüllung der jeweiligen Verdampferrohre vor der erstmaligen Beaufschlagung
des Heizgaskanals mit Heizgas wird vorteilhafterweise der Istfüllstand der jeweiligen
Verdampferrohre an den vorgebbaren Sollfüllstand angeglichen. Dazu wird der jeweilige
Istfüllstand vorteilhafterweise mittels einer Differenzdruckmessung zwischen unterem
Rohreintritt und oberem Rohraustritt des jeweiligen Verdampferrohres ermittelt, wobei
der dabei gewonnene Meßwert zweckmäßigerweise als Grundlage für eine Bespeisung des
jeweiligen Verdampferrohres mit unverdampftem Strömungsmedium herangezogen wird.
[0013] Je nach Betriebszustand des Dampferzeugers und dessen Vorgeschichte können unterschiedliche
zeitliche Verläufe der Beheizung des Dampferzeugers während seiner Anfahrphase vorgesehen
sein. Um auch bei variierendem Ablauf der Anfahrphase eine besonders zuverlässige
Einhaltung der Randbedingungen zu gewährleisten, daß nämlich einerseits beim Anfahren
ein Austritt von unverdampftem Strömungsmedium aus den Verdampferrohren zuverlässig
ausgeschlossen und andererseits in jedem Fall eine ausreichende Kühlung aller Verdampferrohre
gewährleistet sein soll, wird der für die Erstbefüllung der Verdampferrohre maßgebliche
Sollfüllstand vorteilhafterweise in Abhängigkeit von dem jeweils vorgesehenen Anfahrbeheizungsverlauf
vorgegeben. Der Anfahrbeheizungsverlauf wird dabei zweckmäßigerweise anhand von Kennwerten
für die Kesselgeometrie und/oder den zeitlichen Verlauf des Wärmeangebots durch das
Heizgas ermittelt. Dabei kann für eine Vielzahl derartiger Parameterkombinationen
ein jeweils angepaßter Anfahrbeheizungsverlauf in einer dem Dampferzeuger zugeordneten
Datenbank hinterlegt sein, wobei insbesondere auch dem aktuellen Beheizungszyklus
vorangegangene Beheizungszyklen berücksichtigt sein können.
[0014] In der Startphase des Anfahrvorgangs, d. h. in einer Zeitspanne unmittelbar nach
Beginn der Beaufschlagung des Heizgaskanals mit Heizgas, ist ein Betrieb des Dampferzeugers
ohne weitere Beaufschlagung der Verdampferrohre mit Strömungsmedium oder Speisewasser
vorgesehen. Zweckmäßigerweise wird jedoch die Förderung von Speisewasser oder unverdampftem
Strömungsmedium in die Verdampferrohre nach einsetzender Dampfbildung in den Verdampferrohren
aufgenommen, so daß auch nach einsetzender Dampfbildung in jedem Fall eine ausreichende
Kühlung des jeweiligen Verdampferrohres sichergestellt ist. Das Einsetzen der Dampfbildung
wird dabei vorteilhafterweise mittels eines Druckanstiegs im Wasser-Dampf-Kreislauf
erkannt. Um die bedarfsgerechte Bespeisung der Verdampferrohre mit Speisewasser auf
besonders zuverlässige Weise zu ermöglichen, wird somit vorteilhafterweise nach der
Aufnahme der Beaufschlagung des Heizgaskanals mit Heizgas ein für einen Druck des
Strömungsmediums charakteristischer Meßwert überwacht, wobei dann, wenn dieser Meßwert
einen vorgebbaren Grenzwert übersteigt, eine kontinuierliche Beaufschlagung der Verdampferrohre
mit Speisewasser aufgenommen wird.
[0015] Auch nach Aufnahme der Förderung von Speisewasser in die Verdampferrohre wird das
Speisewasser in die Verdampferrohre zweckmäßigerweise derart eingespeist, daß ein
Austritt unverdampften Strömungsmediums aus den Verdampferrohren sicher vermieden
ist. Dazu wird die Zufuhr von Speisewasser in die Verdampferrohre vorteilhafterweise
derart geregelt, daß am oberen Rohraustritt des oder jeden Verdampferrohres überhitzter
Dampf austritt. Um dabei zu gewährleisten, daß kein unverdampftes Strömungsmedium
in den nachgeschalteten Überhitzer gelangen kann, kann dabei die Bereitstellung von
lediglich vergleichsweise schwach überhitztem Dampf am Austritt der Verdampferrohre
ausreichen.
[0016] Um eine besonders hohe betriebliche Stabilität des Dampferzeugers zu gewährleisten,
wird vorteilhafterweise bei der Bespeisung der Verdampferrohre mit Strömungsmedium
dessen Massenstromdichte derart eingestellt, daß ein im Vergleich zu einem weiteren
Verdampferrohr derselben Durchlaufheizfläche mehrbeheiztes Verdampferrohr einen im
Vergleich zum weiteren Verdampferrohr höheren Durchsatz des Strömungsmediums aufweist.
Die Durchlaufheizfläche des Dampferzeugers zeigt somit in der Art der Strömungscharakteristik
einer Naturumlaufverdampferheizfläche (Naturumlaufcharakteristik) bei auftretender
unterschiedlicher Beheizung einzelner Verdampferrohre ein selbststabilisierendes Verhalten,
das ohne das Erfordernis äußere Einflußnahme zu einer Angleichung der austrittsseitigen
Temperaturen auch an unterschiedlich beheizten, strömungsmediumsseitig parallel geschalteten
Verdampferrohren führt. Zur Gewährleistung dieser Charakteristik ist eine Beaufschlagung
der Verdampferrohre mit vergleichsweise geringer Massenstromdichte vorgesehen.
[0017] Bezüglich des Dampferzeugers wird die genannte Aufgabe gelöst, indem einem den Verdampferrohren
vorgeschalteten Verteiler und einem den Verdampferrohren nachgeschalteten Austrittssammler
eine gemeinsame Differenzdruckmeßeinrichtung zugeordnet ist. Über die Differenzdruckmeßeinrichtung
ist dabei der Füllstand in den Verdampferrohren auf besonders günstige Weise überwachbar,
so daß ein dafür charakteristischer Kennwert als geeignete Führungsgröße für die Bespeisung
der Verdampferrohre heranziehbar ist.
[0018] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß durch eine
lediglich teilweise Befüllung der Verdampferrohre mit unverdampftem Strömungsmedium
vor einer erstmaligen Beaufschlagung des Heizgaskanals mit Heizgas der Anfahrvorgang
mit hoher betrieblicher Sicherheit, also insbesondere unter ausreichender Kühlung
der Verdampferrohre bei sicherer Vermeidung einer Einbringung unverdampften Strömungsmediums
in den den Verdampferrohren nachgeschalteten Überhitzer, gewährleistet ist, wobei
der Dampferzeuger in konstruktiver Hinsicht besonders einfach gehalten sein kann.
Dabei kann auch bei der Einhaltung hoher betrieblicher Sicherheisstandards das vergleichsweise
aufwendige Wasser-Dampf-Trennsystem vollständig entfallen, ohne daß an dessen Stelle
baulich ebenso aufwendige Maßnahmen wie beispielsweise die Verwendung besonders robuster
oder hochwertiger Rohrmaterialien vorzunehmen sind. Ein besonders sicheres und stabiles
Betriebsverhalten ist dabei insbesondere erreichbar, indem die Verdampferrohre mit
vergleichsweise geringer Massenstromdichte beaufschlagt werden, so daß in den Verdampferrohren
befindliches unverdampftes Strömungsmedium auch bei einsetzender Dampfbildung im jeweiligen
Verdampferrohr verbleibt und letztendlich auch dort verdampft wird.
[0019] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Darin zeigt die Figur in vereinfachter Darstellung im Längsschnitt einen Dampferzeuger
in liegender Bauweise.
[0020] Der Dampferzeuger 1 gemäß der Figur ist in der Art eines Abhitzedampferzeugers einer
nicht näher dargestellten Gasturbine abgasseitig nachgeschaltet. Der Dampferzeuger
1 weist eine Umfassungswand 2 auf, die einen in einer annähernd horizontalen, durch
die Pfeile 4 angedeuteten Heizgasrichtung x durchströmbaren Heizgaskanal 6 für das
Abgas aus der Gasturbine bildet. Im Heizgaskanal 6 ist eine Anzahl von nach dem Durchlaufprinzip
ausgelegten Verdampferheizfläche, auch als Durchlaufheizfläche 8, 10 bezeichnet, angeordnet.
Im Ausführungsbeispiel sind dabei zwei Durchlaufheizflächen 8, 10 gezeigt, es kann
aber auch lediglich eine oder eine größere Anzahl von Durchlaufheizflächen vorgesehen
sein.
[0021] Die Durchlaufheizflächen 8, 10 des Dampferzeugers 1 umfassen jeweils in der Art eines
Rohrbündels eine Mehrzahl von zur Durchströmung eines Strömungsmediums W parallel
geschalteten Verdampferrohren 14 bzw. 15. Die Verdampferrohre 14, 15 sind dabei jeweils
annähernd vertikal ausgerichtet, wobei jeweils eine Mehrzahl von Verdampferrohren
14 bzw. 15 in Heizgasrichtung x gesehen nebeneinander angeordnet ist. Dabei ist jeweils
lediglich eines der so nebeneinander angeordneten Verdampferrohre 14 bzw. 15 sichtbar.
[0022] Den Verdampferrohren 14 der ersten Durchlaufheizfläche 8 ist strömungsmediumsseitig
jeweils ein gemeinsamer Verteiler 16 vor- und ein gemeinsamer Austrittssammler 18
nachgeschaltet. Der Austrittssammler 18 der ersten Durchlaufheizfläche 8 ist seinerseits
ausgangsseitig über ein Fallrohrsystem 20 mit einem der zweiten Durchlaufheizfläche
10 zugeordneten Verteiler 22 verbunden. Ausgangsseitig ist der zweiten Durchlaufheizfläche
10 ein Austrittssammler 24 nachgeschaltet.
[0023] Das von den Durchlaufheizflächen 8, 10 gebildete Verdampfersystem ist mit Strömungsmedium
W beaufschlagbar, das bei einmaligem Durchlauf durch das Verdampfersystem verdampft
und nach dem Austritt aus dem Verdampfersystem als Dampf D abgeführt und einer dem
Austrittssammler 24 der zweiten Durchlaufheizfläche 10 nachgeschalteten Überhitzerheizfläche
26 zugeführt wird. Das aus den Durchlaufheizflächen 8, 10 und der dieser nachgeschalteten
Überhitzerheizfläche 26 gebildete Rohrsystem ist in den nicht näher dargestellten
Wasser-Dampf-Kreislauf einer Dampfturbine geschaltet. Zusätzlich sind in den Wasser-Dampf-Kreislauf
der Dampfturbine eine Anzahl weiterer, in der Figur jeweils schematisch angedeuteter
Heizflächen 28 geschaltet. Bei den Heizflächen 28 kann es sich beispielsweise um Mitteldruckverdampfer,
Niederdruckverdampfer und/oder um Vorwärmer handeln.
[0024] Das von den Durchlaufheizflächen 8, 10 gebildete Verdampfersystem ist derart ausgelegt,
daß es für eine Bespeisung der Verdampferrohre 14, 15 mit vergleichsweise niedriger
Massenstromdichte geeignet ist, wobei die Verdampferrohre 14, 15 eine Naturumlaufcharakteristik
aufweisen. Bei dieser Naturumlaufcharakteristik weist ein im Vergleich zu einem weiteren
Verdampferrohr 14 bzw. 15 derselben Durchlaufheizfläche 8 bzw. 10 mehrbeheiztes Verdampferrohr
14 bzw. 15 einen im Vergleich zum weiteren Verdampferrohr 14 bzw. 15 höheren Durchsatz
des Strömungsmediums W auf.
[0025] Der Dampferzeuger 1 gemäß der Figur ist in vergleichsweise einfacher Bauweise gehalten.
Dazu ist unter anderem die zweite Durchlaufheizfläche 10 unter Verzicht auf ein vergleichsweise
aufwendiges Wasser-Dampf-Trennsystem oder Abscheidesystem direkt mit der ihr nachgeschalteten
Überhitzerheizfläche 26 verbunden, so daß der Austrittssammler 24 der zweiten Durchlaufheizfläche
10 unmittelbar über eine Überströmleitung und ohne Zwischenschaltung weiterer Komponenten
an einen Verteiler der Überhitzerheizfläche 26 angeschlossen ist. Um jedoch auch bei
dieser baulich vergleichsweise einfach gehaltenen Auslegung in allen Betriebszuständen
eine vergleichsweise hohe betriebliche Sicherheit einzuhalten, wird der Dampferzeuger
1 beim Anfahren im Hinblick auf diese Randvorgaben betrieben. Der Dampferzeuger 1
wird dabei beim Anfahren insbesondere derart betrieben, daß einerseits immer eine
ausreichende Kühlung sowohl der die Durchlaufheizflächen 8, 10 bildenden Verdampferrohre
14, 15 als auch der die Überhitzerheizfläche 26 bildenden Dampferzeugerrohre gewährleistet
ist. Andererseits wird der Dampferzeuger 1 auch beim Anfahren derart betrieben, daß
auch ohne einen zwischen die zweite Durchlaufheizfläche 10 und die Überhitzerheizfläche
26 geschaltetes Wasser-Dampf-Trennsystem die Einspeisung unverdampften Strömungsmediums
W in die Überhitzerheizfläche 26 sicher vermieden ist.
[0026] Um dies zu gewährleisten, werden die die erste Durchlaufheizfläche 8 bildenden Verdampferrohre
14 vor einer erstmaligen Beaufschlagung des Heizgaskanals 6 mit Heizgas aus der vorgeschalteten
Gasturbine bis zu einem vorgebbaren, in der Figur durch die gestrichelte Linie 30
angedeuteten Sollfüllstand mit unverdampftem Strömungsmedium W befüllt. Die Befüllung
der Verdampferrohre 14 mit unverdampftem Strömungsmedium W vor der Beheizungsaufnahme
erfolgt dabei über den ohnehin vorhandenen Speisewasserstrang und den Verteiler 16.
Dabei wird der in den Verdampferrohren 14 erreichte Istfüllstand durch eine Differenzdruckmessung
zwischen dem unteren Verteiler 16 und dem oberen Austrittssammler 18 ermittelt. Zu
diesem Zweck ist dem Verteiler 16 und dem Austrittssammler 18 eine gemeinsame Differenzdruckmeßeinrichtung
32 zugeordnet. Anhand des so ermittelten Istfüllstands in jedem Verdampferrohr 14
wird die weitere Befüllung mit unverdampftem Strömungsmedium W derart gesteuert, daß
der vorgegebene Sollfüllstand innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbandes eingenommen
wird.
[0027] Nach Abschluß der Erstbefüllung der Verdampferrohre 14 mit unverdampftem Strömungsmedium
W wird zunächst die weitere Zufuhr von Strömungsmedium W in die Verdampferrohre 14
unterbunden. In diesem Zustand erfolgt der Start des eigentlichen Anfahrvorgangs für
den Dampferzeuger 1, wobei insbesondere die Beaufschlagung des Heizgaskanals 6 mit
Heizgas aus der vorgeschalteten Gasturbine aufgenommen wird. Durch die nunmehr eintretende
Beheizung der Verdampferrohre 14 beginnt das in diesen befindliche unverdampfte Strömungsmedium
W zu verdampfen. In jedem der Verdampferrohre 14 setzt nunmehr nach einer gewissen
Zeitspanne lokale Verdampfung ein, wobei das stromabwärts oder oberhalb des jeweiligen
Ortes des Verdampfungsbeginns befindliche noch unverdampfte Strömungsmedium W jeweils
in die obere, zunächst nicht mit Strömungsmedium W befüllte Zone des jeweiligen Verdampferrohres
14 geschoben wird. Dort erfolgt entweder eine Verdampfung dieses Anteils des Strömungsmediums
W, oder dieser Teil des Strömungsmediums W fällt aufgrund der vergleichsweise geringen
Auslegungsmassenstromdichte in den Verdampferrohren 14 wieder in dessen unteren Bereich
zurück.
[0028] Eventuell noch verbleibendes unverdampftes Strömungsmedium W wird über das Fallrohrsystem
20 in die nachgeschaltete zweite Durchlaufheizfläche 10 überführt und dort vollständig
verdampft. Die zweite Durchlaufheizfläche 10 nimmt somit in jedem Fall den noch verbleibenden
Wasserausstoß aus der ersten Durchlaufheizfläche 8 auf. Aufgrund der lediglich teilweisen
Befüllung der Verdampferrohre 14 vor dem Beginn des eigentlichen Anfahrvorgangs tritt
somit kein oder nahezu kein unverdampftes Strömungsmedium W in den der zweiten Durchlaufheizfläche
10 nachgeschalteten Austrittssammler 24 oder in die diesem nachgeschaltete Überhitzerheizfläche
26 ein.
[0029] Im Ausführungsbeispiel ist somit die lediglich teilweise Befüllung der die erste
Durchlaufheizfläche 8 bildenden Verdampferrohre 14 vorgesehen; die zweite Durchlaufheizfläche
10 bleibt dabei zunächst unbefüllt. Zusätzlich kann in einer alternativen Ausführungsform
aber auch eine teilweise Befüllung der die zweite Durchlaufheizfläche 10 bildenden
Verdampferrohre 15 bei analoger Verfahrensführung vorgesehen sein.
[0030] Eine Feststellung, ob eine Dampfproduktion in den Verdampferrohren 14 bereits eingesetzt
hat und verdampftes Strömungsmedium oder Dampf D in den Austrittssammler 24 eintritt,
erfolgt über eine Druckmessung des Strömungsmediums W oder Dampfes D, insbesondere
am Austrittssammler 24 oder am Austritt der Überhitzerheizfläche 26. Über einen entsprechend
angeordneten Drucksensor wird dabei ein für den Druck des verdampften Strömungsmediums
oder Dampfes D im Austrittssammler 24 oder am Austritt der Überhitzerheizfläche charakteristischer
Meßwert erfaßt und überwacht. Auf beginnende Dampfproduktion wird dabei anhand einsetzenden
Druckanstiegs geschlossen, der bei einsetzender Dampfbildung Werte von einigen bar
pro Minute erreichen kann.
[0031] Nachdem auf diese Weise eine einsetzende Dampfbildung in den Verdampferrohren 14
festgestellt wurde, wird die betriebsgemäße Förderung von Speisewasser oder unverdampftem
Strömungsmedium W in den der Durchlaufheizfläche 8 zugeordneten Verteiler 16 aufgenommen.
Während des weiteren Anfahrvorgangs, also insbesondere bis hin zum Erreichen eines
Gleichgewichts-Betriebszustands, wird die Zufuhr von Speisewasser oder unverdampftem
Strömungsmedium W in die Verdampferrohre 14 dabei derart geregelt, daß am oberen Rohraustritt
34 der Verdampferrohre 14 überhitzter Dampf D, d.h. Dampf D ohne Naßanteile, austritt.
[0032] Im übrigen wird bei der Bespeisung der Verdampferrohre 14 mit Strömungsmedium W dessen
Massenstromdichte derart eingestellt, daß ein im Vergleich zu einem weiteren Verdampferrohr
14 mehrbeheiztes Verdampferrohr 14 einen im Vergleich zum weiteren Verdampferrohr
14 höheren Durchsatz des Strömungsmediums W aufweist. Dadurch ist gewährleistet, daß
die Durchlaufheizfläche 8 auch bei auftretender unterschiedlicher Beheizung einzelner
Verdampferrohre 14 in der Art der Strömungscharakteristik einer Naturumlaufverdampferheizfläche
ein selbststabilisierendes Verhalten zeigt.
[0033] Bei der hier vorgesehenen Durchführung des Anfahrvorgangs des Dampferzeugers 1 ist
sichergestellt, daß einerseits jederzeit eine ausreichende Kühlung für die Verdampferrohre
14, 15 vorliegt, und daß andererseits zu keinem Zeitpunkt unverdampftes Strömungsmedium
W in die der zweiten Durchlaufheizfläche 10 nachgeschaltete Überhitzerheizfläche 26
eintritt. Die Einhaltung dieser Randbedingungen ist dabei insbesondere durch die geeignete
Wahl des Sollfüllstands für die Verdampferrohre 14 vor dem Start des eigentlichen
Anfahrvorgangs sicherzustellen. Die Vorgabe des Sollfüllstands für die Verdampferrohre
14 erfolgt nämlich gerade derart, daß bei Zugrundelegung des vorgesehenen Anfahrvorgangs
genau diese Randbedingungen eingehalten werden. Dazu wird der Sollfüllstand in Abhängigkeit
von dem vorgesehenen Anfahrbeheizungsverlauf für den Dampferzeuger 1 vorgegeben. Der
Anfahrbeheizungsverlauf wird dabei anhand von Kennwerten für Kesselgeometrie und -material
und/oder die Brennstoffart ermittelt. Insbesondere kann dabei vorgesehen sein, daß
in der Art einer Datenbank in einem Speicherbaustein eine Vielzahl möglicher, für
den vorliegenden Dampferzeuger 1 geeignete Anfahrbeheizungsverläufe hinterlegt sind,
aus denen anhand von betrieblichen Daten ein für die aktuelle Situation angepaßter
Verlauf ausgewählt und für die Vorgabe des Sollfüllstands zugrundegelegt wird.
1. Verfahren zum Anfahren eines Dampferzeugers (1) mit einem in einer annähernd horizontalen
Heizgasrichtung durchströmbaren Heizgaskanal (6), in dem mindestens eine aus einer
Anzahl von annähernd vertikal angeordneten, zur Durchströmung eines Strömungsmediums
(W, D) parallel geschalteten Verdampferrohren (14) gebildete Durchlaufheizfläche (8)
angeordnet ist, bei dem zumindest einige Verdampferrohre (14) vor einer Beaufschlagung
des Heizgaskanals (6) mit Heizgas bis zu einem vorgebbaren Sollfüllstand teilweise
mit unverdampftem Strömungsmedium (W) befüllt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Istfüllstand der jeweiligen Verdampferrohre
(14) mittels einer Differenzdruckmessung zwischen unterem Rohreintritt (32) und oberem
Rohraustritt (34) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem der Sollfüllstand in Abhängigkeit von einem
vorgesehenen Anfahrbeheizungsverlauf vorgegeben wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem der Anfahrbeheizungsverlauf anhand von Kennwerten
für die Kesselgeometrie und/oder den zeitlichen Verlauf des Wärmeangebots durch das
Heizgas ermittelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei dem nach der Aufnahme der Beaufschlagung
des Heizgaskanals (6) mit Heizgas ein für einen Druck des Strömungsmediums (W, D)
charakteristischer Meßwert überwacht wird, wobei dann, wenn dieser Meßwert einen vorgebbaren
Grenzwert übersteigt, eine kontinuierliche Beaufschlagung der Verdampferrohre (14)
mit unverdampftem Strömungsmedium (W) aufgenommen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem nach einsetzender Dampfbildung in den Verdampferrohren
(14) die Förderung von Strömungsmedium (W) in die Verdampferrohre (14) aufgenommen
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, bei dem die Zufuhr von Strömungsmedium (W) in die Verdampferrohre
(14) derart geregelt wird, daß am oberen Rohraustritt des oder jeden Verdampferrohres
(15) überhitzter Dampf (D) austritt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem bei der Bespeisung der Verdampferrohre
(14) mit Strömungsmedium (W, D) dessen Massenstromdichte derart eingestellt wird,
daß ein im Vergleich zu einem weiteren Verdampferrohr (14) derselben Durchlaufheizfläche
(8) mehrbeheiztes Verdampferrohr (14) einen im Vergleich zum weiteren Verdampferrohr
(14) höheren Durchsatz des Strömungsmediums (W) aufweist.
9. Dampferzeuger (1) mit einem in einer annähernd horizontalen Heizgasrichtung durchströmbaren
Heizgaskanal (6), in dem mindestens eine aus einer Anzahl von annähernd vertikal angeordneten,
zur Durchströmung eines Strömungsmediums (W, D) parallel geschalteten Verdampferrohren
(14) gebildete Durchlaufheizfläche (8) angeordnet ist, wobei einem den Verdampferrohren
(14) vorgeschalteten Verteiler (16) und einem den Verdampferrohren (14) nachgeschalteten
Austrittssammler (18) eine gemeinsame Differenzdruckmeßeinrichtung (32) zugeordnet
ist.