[0001] Die Erfindung betrifft eine Bremseinrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1.
[0002] Eine derartige Bremseinrichtung ist Gegenstand der nicht-vorveröffentlichten DE 100
23 345.7 vom 12. Mai 2000. Die darin beschriebene Einrichtung dient einer gezielten
Verkürzung der ballistischen Flugbahn, um die Längsstreuung gegenüber den vorgegebenen
Zielkoordinaten zu verringern und dadurch die Effektivität des Munitionseinsatzes
zu steigern, wie es in der EP 1 103 779 A1 näher ausgeführt ist.
[0003] Vorliegender Erfindung liegt die technische Problemstellung zugrunde, eine Bremseinrichtung
gattungsgemäßer Art dahingehend weiterzubilden, daß das Ausstellen der Bremselemente
möglichst präzise einsetzt.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß durch die im Hauptanspruch angegebene Kombination
der wesentlichen Merkmale gelöst. Danach erstreckt eine Halterungs-Haube für die noch
nicht in Wirkstellung verbrachten Bremselemente sich in axialer Richtung nach vorne,
zur Spitze des Projektiles hin, über den Stauraum für die Bremselemente und deren
Anlenkung hinaus bis zu dem konisch verjüngten Zünder-Bereich, in dem radial von innen
gegen die Haube wirkende Kraftelemente angeordnet sind, um im Bremsauslösepunkt auf
der Flugbahn die Haube unter schalenförmigem Aufbrechen zur Freigabe der Bremselemente
abzusprengen.
[0005] Bei den Kraftelementen handelt es sich vorzugsweise um elektrisch initiierbare pyrotechnische
Ladungen, die mittels einer Steuerschaltung aktiviert werden, wenn auf dem absteigenden,
flachen Ast der bisher ballistischen Flugbahn der Bahnpunkt erreicht ist, aus dem
heraus ein Abbremsen des Fluges mit dementsprechend steilerem Abstieg zu einer genaueren
Trefferlage im Zielgelände führt.
[0006] Bezüglich zweckmäßiger Weiterbildungen und konstruktiver Einzelheiten sowie deren
Vorteilen wird außer auf die weiteren Ansprüche auch auf nachstehende Beschreibung
eines in der Zeichnung unter Beschränkung auf das Wesentliche abstrahiert und angenähert
maßstabsgerecht skizzierten bevorzugten Realisierungsbeispiels zur erfindungsgemäßen
Lösung Bezug genommen.
[0007] Die einzige Figur der Zeichnung zeigt im abgebrochenen Axial-Längsschnitt einen Zünder
mit integrierter Bremseinrichtung gemäß einer erfindungsgemäßen Auslegung im Bereich
der Ogive eines Artillerie-Projektiles.
[0008] Ein Zünder 11, der zum Einschrauben in die Ogive eines Artillerie-Projektiles 12
ausgelegt ist, weist in seiner kegelstumpfförmigen Mantelfläche 13 einen umlaufend
radial eingesenkten Stauraum 14 auf. Dieser ist seiner Rückwand 25 axial gegenüber,
also in Flugrichtung, durch einen hier aufgelegten Ring 15 begrenzt, an den Bremselemente
16 verschwenkbar angelenkt sind. Die ruhen in ihrer Verbringungsstellung im Stauraum
14, aus dem sie in ihre Funktionsstellung, nämlich in eine gegenüber der Projektil-Längsachse
17 etwa radiale Orientierung, ausschwenken können. Damit die bei der Ausstellbewegung
unter Rotation des Projektiles 12 auftretende Korrioliskraft im Anlenkbereich abgebaut
werden kann, ist es zweckmäßig, beim Ring 15 anfangs relativ zum rotierenden Projektil
12 etwas Schlupf in seiner Lagerung zuzulassen.
[0009] Eine pilzförmige Aufnahme 18 für mehrere (wenigstens zwei; skizziert sind vier) peripher
gegeneinander versetzte, radial wirkende pyrotechnische Kraftelemente 19 greift bei
diesem Realisierungsbeispiel mit ihrem hohlen Schaft 20 von vorne durch den Anlenk-Ring
15 hindurch in eine Aufnahmebohrung 21 im Zünder 11 ein.
[0010] Eine mit ihrer Außenmantelfläche 27 die Kontur der Kegelmantelfläche 13 der Ogive
über dem Stauraum 14 ergänzende, hohlkegelstumpfförmige Haube 22 ist in Anströmrichtung,
also von der Spitze des Zünders 11 her, über die pilzförmige Aufnahme 18 mit den Kraftelementen
19 gestülpt. Der Aufnahme 18 axial gegenüber greift der freie Stirnrand 23 der großflächigen
Basis der Haube 22 in eine umlaufende Kerbe 24 ein, die dicht unter der Mantelfläche
13 achsparallel in die Rückwand 25 des Stauraumes 14 eingestochen ist. Dieser axiale
Eingriff wird gesichert durch einen aerodynamisch konfigurierten Haltering 26, der
vor der vorderen, kleineren Stirnfläche der Haube 22 mit der Aufnahme 18 verschraubt
oder sonstwie verbunden ist. Die aerodynamische Geometrie der Projektil-Ogive mit
der Zünder-Mantelfläche 13 setzt sich so über die Haube 22 zum Hattering 26 fort.
[0011] Die Haube 22 ist vorne, hinter ihrer kleinen Basis, als Ringbereich 28 mit relativ
massiv profiliertem Querschnitt ausgelegt, der radial gegen die Aufnahme 18 anliegt.
Daran schließt sich einstückig nach rückwärts, bis zum Eingriff in die Kerbe 24, eine
dagegen sehr dünne hohlkegelstumpfförmige Wandung an. Dieser dünnwandige Bereich ist
konstruktiv dafür ausgelegt, sich längs Trenn- oder Sollbruchstellen in einzelne,
dann sich vom Stauraum 14 radial abhebende, Schalen zu zerlegen. Dafür sind längs
Erzeugender der Außenmantelfläche 27 der Hülle 22 verlaufende Trennstellen vom rückwärtigen
Stirnrand 23 her bis in die Nähe des Ringbereiches 28 geschlitzt oder jedenfalls konstruktiv
zu etwa achsparallel verlaufenden Sollbruchstellen geschwächt.
[0012] Die Kraftelemente 19 können an sich in beliebiger Orientierung in die Aufnahme 18
eingebaut sein. Im Grundsatz genügt es, nur ein Kraftelement 19 einzubauen und dessen
Reaktionsgasschwaden über Umlenkkanäle direkt oder mittels zu verschiebender Kolben
gegen den aufzubrechenden Ringbereich 28 zu richten. Wichtig ist nur, daß die Reaktionsgasschwaden
mit maßgeblichen radialen Komponenten von innen her auf den Ringbereich 28 der Haube
22 einwirken, um diese schnell und rundum möglichst gleichzeitig aufzubrechen; wobei
jedoch Versuche gezeigt haben, daß dies Gleichzeitigkeit nicht funktionskritisch ist,
weil der Ringbereich 28 von der Anströmung sogleich rundum abgerissen wird, wenn er
nur erst einmal an einer Stelle aufgebrochen ist. Jedenfalls führt, wenn die pyrotechnischen
Kraftelemente 19 (sog. Squibs) initiiert werden, die radiale Beanspruchung zum Aufbrechen
des Ringbereiches 28 und damit auch der Trennstellen in der dünneren Wandung der Haube
22. Mit dem radialen Absprengen der Bruchstücke des Ringbereiches 28 werden die einzelnen
zu Längsschalen aufgebrochenen Wandungsteile um ihren scharnierartigen Eingriff in
die Kerbe 24 herum gegen die Fluganströmung radial nach außen geschwenkt und von der
Anströmung radial weggeschleudert. Um diese scharnierförmige Schwenkbewegung in der
Kerbe 24 zu fördern, ist diese, wie in der Zeichnung berücksichtigt, ebenso wie der
eingreifende Stirnrand 23 im Querschnitt dreieckförmig gestaltet. Frontseitig wird
ein mögliches Verklemmen der radial abzusprengenden Bruchstücke des Ringbereiches
28 mit dem davor axial anliegenden Haltering 26 vorteilhafterweise dadurch vermieden,
daß die ringförmig radiale Anlagefläche wie in der Zeichnung berücksichtigt trichterförmig
nach vorne sich öffnend abgeschrägt ist. Dadurch ist sichergestellt, daß der Ringbereich
28 sich im Zuge des radialen Absprengens von der axial benachbarten Fläche des Halterings
26 ungestört freihebt.
[0013] Indem so die Haube 22 schalenförmig aufgebrochen und vom Stauraum 14 abgehoben wurde,
sind die Bremselemente 16 freigegeben, unter Einwirkung der Zentrifugalkraft des drallstabilisierten
Artillerie-Projektiles 12 um ihre jeweilige Anlenkung an den Ring 15 herum aus dem
Stauraum 14 heraus nach außen, in eine etwa radiale Wirkstellung verschwenkt zu werden.
Dieses fliehkraftbedingte Ausstellen wird dadurch gefördert, daß - der Anlenkung am
Ring 15 gegenüber - die freien Stirnenden der Bremselemente 16 mit einer Masseansammlung
29 ausgestattet sind, um das Trägheitsmoment für ein stabiles Ausstellen in eine möglichst
radiale Position zu vergrößern, in der die größte angeströmte Fläche für maximale
Bremswirkung erzielt wird.
[0014] Bei den Bremselementen 16 kann es sich wie dargestellt um segmentierte Klappen handeln,
die an Schwenkwellen 30 angelenkt sind, welche ihrerseits längs Sekanten am Ring 15
befestigt sind; oder es handelt sich um in den Stauraum 14 eingefaltete, in ihren
Außenbereichen mit Zusatzmassen belegte textile Gebilde in Form mehrerer Streifen
oder eines geschlossen kreisringförmigen Tuches, die durch Herumnähen direkt an den
Ring 15 angelenkt sind. Das kreisringförmige Tuch ist vorzugsweise durch radial verlaufende
Aufnäher verstärkt, zwischen dessen äußeren, den Anlenkungen an den Ring 15 gegenüber
gelegenen freien Enden längs der äußeren Peripherie des Bremstuches die Masseansammlungen
eingenäht sind.
[0015] Die Anlenkungen an den Ring 15 sind vorzugsweise reibschlüssig, um infolge abgebremsten
Bewegungsablaufes mechanische Beanspruchungsspitzen an der Anlenkung beim Ausstellen
der Bremselemente 16 gegen die Anströmung möglichst zu vermeiden. Ebenfalls zum Vermeiden
mechanischer Überbeanspruchungen klappen die freigegebenen Bremselemente 16 nicht
gegen einen konstruktiven Anschlag, sondern sie nehmen frei durchschwingend die durch
Anströmung und Fliehkraft bedingte stabile Stellung ein, in der sie im Falle von Bremsklappen
dann schließlich noch eine mechanische Verriegelung erfahren können. Die Anlenkung
liegt möglichst weit vorne im sich verjüngenden Bereich der Ogive, weil dort die Kreisringfläche
der etwa radial ausgestellten Bremselemente 16 relativ größer ist und so eine bessere
Bremswirkung ergibt, als eine Anlenkung bei größerem Durchmesser der Ogive.
[0016] Um also die fliehkraftbedingt radial ausstellenden Bremselemente 16 der Bremseinrichtung
im Bereich der Ogive eines drallstabilisierten Artillerie-Projektiles 12 in der Verbringungsstellung
zu sichern und dann bei Erreichen des Bremspunktes der ballistischen Bahn definiert
freigeben zu können, ist der Stauraum 14 zur Aufnahme der Bremselemente 16 von einer
Haube 22 radial abgedeckt, die erfindungsgemäß in Anströmrichtung auf den Projektil-Zünder
11 aufgesteckt und zwischen einer Kerbe 24 in der Stauraum-Rückwand 25 sowie einem
mit der Ogive verbundenen frontseitigen Haltering 26 axial fixiert ist. Zur Freigabe
der Bremselemente 16 wird der massivere vordere Ringbereich 28 der Haube 22 mittels
pyrotechnischer Kraftelemente 19 radial angesprengt und damit die hohlkegelstumpfförmige
Haubenwandung rückwärtig, über dem Stauraum 14, längs Sollbruchstellen zu etwa achsparallelen
Schalen aufgebrochen, die dann von der Anströmung zunächst scharnierartig in der Kerbe
24 drehend nach außen geschwenkt und schließlich etwa radial nach hinten weggeschleudert
werden. Dadurch können die in den Stauraum 14 eingelegten massiven oder textilen Bremselenmente
16 sich nun fliehkraftbedingt, um ihre Anlenkung an einen Ring 15 im vorderen Bereich
des Stauraumes 14 herum, mit ihren freien Enden aus dem Stauraum 14 heraus in ihre
radiale Wirkstellung ausstellen.
1. Bremseinrichtung nach DE 100 23 345.7, mit im Zünder-Bereich der Ogive eines bahnkorrigierbaren
drallstabilisierten Artillerie-Projektiles (12) unter einer Haube (22) gehalterten,
aus einem Stauraum (14) radial ausstellbaren Bremselementen (16),
dadurch gekennzeichnet,
daß die Haube (22) sich mit einem, gegenüber einer dünnen rückwärtig sich öffnenden hohlkegelstumpfförmigen
Wandung massiveren, vorderen Ringbereich (28) axial bis zu radialer Anlage gegen eine
Aufnahme (18) für wenigstens ein Kraftelement (19) erstreckt, das für eine radiale
Bersteinwirkung gegen das Innere des Ringbereiches (28) der Haube (22) ausgelegt ist.
2. Bremseinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Haube (22), zum Aufbrechen in etwa achsparallele Schalen-Stücke, im Bereich des
Stauraumes (14) mit etwa achsparallel verlaufenden Trennstellen in Form von Schlitzen
oder Sollbruchstellen ausgestattet ist.
3. Bremseinrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Haube (22) dem vorderen, massiveren Ringbereich (28) gegenüber mit ihrem rückwärtigen
Stirnrand (23) etwa achsparallel in eine Kerbe (24) in der Rückwand (25) des Stauraumes
(14) verschwenkbar eingreift.
4. Bremseinrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Haube (22) vor dem Ringbereich (28) mittels eines Halteringes (26) axial fixiert
ist.
5. Bremseinrichtung nach dem vorangehenden Anspruch,
dadurch gekennzeichnet,
daß die ringförmige Anlagefläche zwischen Haltering (26) und Hauben-Ringbereich (28)
für radiales Freiheben des radial aufgesprengten Ringbereiches (28) gegenüber der
Radialebene trichterförmig nach vorne sich öffnend abgeschrägt ist.
6. Bremseinrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß in den vorderen Bereich des Stauraumes (14) ein Ring (15) hineinragt, an den, unmittelbar
oder über Sekanten-Wellen, die Bremselemente (16) angelenkt sind.
7. Bremseinrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bremselemente (16) Klappen oder Lappen sind, die ihren Anlenkuneen gegenüber,
an ihren freien Stirnenden, mit Masseansammlungen (29) ausgestattet sind.
8. Bremseinrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche mit Ausnahme des vorangehenden
Anspruches,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bremselemente (16) zu einer flexibel in den Stauraum (14) einfaltbaren Ringscheibe
mit längs ihres Außenrandes gelegener Masseansammlung (29) integriert sind.
9. Bremseinrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8;
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausstellbewegung der Bremselemente (16) gegen die Anströmung konstruktiv gedämpft
erfolgt.