[0001] In der praktischen Anwendung von Hörhilfegeräten wird in vielen Fällen der Gehörgang
durch eine Otoplastik bzw. durch ein im Gehörgang sitzendes Hörhilfegerät verschlossen.
Um dennoch eine gewisse Belüftung des eingeschlossenen Gehörgangvolumens gewährleisten
und den mit einem verschlossenen Gehörgang verbundenen akustischen Effekten begegnen
zu können, wird meist ein kleiner Belüftungskanal, auch als Ventilationsöffnung oder
kurz "Vent" bezeichnet, in die Otoplastik bzw. das im Ohr getragene Hörhilfegerät
integriert.
[0002] Der Größe dieses Belüftungskanals sind allerdings von akustischer Seite Grenzen gesetzt,
da durch einen großen Belüftungskanal zu viele Schallanteile das Gehörgangrestvolumen
verlassen und so zum Mikrofon des Hörhilfegerätes gelangen können. Die Folge wären
rückkopplungsbedingte Oszillationen (Feedback). Daher kann zumeist nur ein Belüftungskanal
mit einem verhältnismäßig kleinen Querschnitt eingesetzt werden.
[0003] Bislang unterlag es dem Hörgeräteakustiker, ein an den Hörschaden und weitere individuelle
Bedingungen eines Hörgeräteträgers angepasstes Vent in ein Hörhilfegerät zu integrieren.
Dabei wurden allerdings aufgrund der höheren akustischen Stabilität vorwiegend verhältnismäßig
kleine Ventilationsöffnungen verwendet, was mit einer unzureichenden Belüftung des
eingeschlossenen Gehörgangvolumens einhergeht.
[0004] Aus der DE 199 42 707 A1 ist ein im Ohr tragbares Hörhilfegerät oder ein Hörhilfegerät
mit im Ohr tragbarer Otoplastik bekannt, bei dem ein Belüftungskanal vorhanden ist.
Zusätzlich sind bei dem bekannten Hörhilfegerät Mittel zum Drosseln oder Verschließen
des Belüftungskanals vorhanden. Die Einstellung dieser Mittel erfolgt bei am Ohr getragenem
Hörhilfegerät durch entsprechende Bedienelemente oder durch die Signalverarbeitungseinheit
des Hörhilfegerätes oder durch Programmierung des Hörhilfegerätes.
[0005] Nachteilig bei den bekannten im Ohr tragbaren Hörhilfegeräten oder Hörhilfegeräten
mit im Ohr tragbarer Otoplastik ist die unzureichende Belüftung des Gehörgangs bei
den üblicherweise kleinen Ventilationsöffnungen. Dadurch kommt es häufig zu einem
schlechten Tragekomfort oder gar zu Entzündungen im Gehörgang.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, die Belüftung des Gehörgangs bei einem im Ohr
tragbaren Hörhilfegerät oder einem Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik zu
verbessern.
[0007] Diese Aufgabe wird bei einem im Ohr tragbaren Hörhilfegerät oder einem Hörhilfegerät
mit im Ohr tragbarer Otoplastik, umfassend wenigstens einen Eingangswandler zur Aufnahme
eines akustischen oder elektromagnetischen Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches
Signal, eine Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und Verstärkung des elektrischen
Signals und einen Hörer zur Wandlung des elektrischen Signals in ein akustisches Signal,
gelöst durch wenigstens einen ersten Belüftungskanal und wenigstens einen zweiten
Belüftungskanal zur Belüftung des von dem Hörhilfegerät bzw. der Otoplastik eingeschlossenen
Gehörgangvolumens, wobei den Belüftungskanälen jeweils Mittel zum Begünstigen einer
Strömungsrichtung durch den Belüftungskanal zugeordnet sind, zum Begünstigen des Ausströmens
von Luft aus dem eingeschlossenen Gehörgangsvolumen bei dem ersten Belüftungskanal
und zum Begünstigen des Einströmens von Luft in das eingeschlossene Gehörgangsvolumen
bei dem zweiten Belüftungskanal.
[0008] Ferner wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb eines im Ohr tragbaren
Hörhilfegerätes oder eines Hörhilfegerätes mit im Ohr tragbarer Otoplastik, wobei
ein Ansteuersignal mit einer in einem nicht hörbaren Frequenzbereich liegenden Signalfrequenz
erzeugt und dem elektrischen Signal überlagert und über den Hörer in den Gehörgang
abgegeben wird zur aktiven Belüftung des Gehörgangs.
[0009] Bei dem Hörhilfegerät gemäß der Erfindung handelt es sich z.B. um ein im Ohr tragbares
Hörgerät (IdO), ein hinter dem Ohr (HdO) oder am Körper tragbares Hörgerät, das mit
einer im Ohr tragbaren Otoplastik verbunden ist, ein im Ohr tragbares Kommunikationsgerät,
einen im Ohr tragbaren Teil eines Kommunikationssystems, z.B. ein im Ohr tragbares
Headset zur Verbindung mit einem Mobiltelefon, usw. Bei all diesen Geräten ist ein
den Gehörgang verschließendes Teil in dem Gehörgang angeordnet. Dadurch ist die natürliche
Belüftung des Gehörgangs weitgehend unterbunden.
[0010] Das Hörhilfegerät gemäß der Erfindung umfasst einen Eingangswandler, beispielsweise
ein Mikrofon, eine Hörspule oder eine Antenne, der ein Eingangssignal aufnimmt und
in ein elektrisches Signal wandelt. Das elektrische Signal wird in einer Signalverarbeitungseinheit
weiterverarbeitet und in der Regel mit von der Frequenz abhängiger Verstärkung verstärkt.
Ein Hörer wandelt das so verarbeitete elektrische Signal in ein akustisches Signal,
das in den Gehörgang eines Benutzers abgegeben wird.
[0011] Bei einem im Ohr getragenen Hörhilfegerät ist der Hörer in dem Hörhilfegerät und
damit im Gehörgang angeordnet. Anders bei einem Hörhilfegerät mit einer Otoplastik.
Hier kann der Hörer in der Otoplastik, aber auch außerhalb des Gehörgangs angeordnet
sein, z.B. innerhalb eines hinter dem Ohr tragbaren Hörhilfegerätes, wobei dann die
Schallleitung von dem Hörer in den Gehörgang über einen mit der Otoplastik verbundenen
Schallschlauch erfolgt.
[0012] Durch die wenigstens zwei Belüftungskanäle in Verbindung mit in den Belüftungskanälen
angeordneten Strömungswiderständen, die in wenigstens einem Belüftungskanal eine Strömung
von dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen nach außen begünstigen und in wenigstens
einem anderen Belüftungskanal eine Strömung in das eingeschlossene Gehörgansvolumen
hinein begünstigen, resultiert insgesamt eine Strömung durch das eingeschlossene Gehörgangvolumen,
so dass in diesem ein Luftaustausch erfolgt. Dies verbessert den Tragekomfort des
Hörhilfegerätes und trägt dazu bei, durch eine schlechte Belüftung des Gehörgangs
verursachte Krankheiten zu vermeiden.
[0013] Angetrieben wird die Strömung beispielsweise durch Bewegungen und damit verbundene
Volumenänderungen des Gehörgangs, wie sie beim Sprechen oder Kauen hervorgerufen werden.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Variante der Erfindung wird über den Hörer zusätzlich zu
dem Nutzsignal ein weiteres Signal, das Ansteuersignal, ausgegeben, das in einem nicht
hörbaren Frequenzbereich liegt und daher von dem Benutzer nicht wahrgenommen wird.
Im Zusammenspiel der Strömungswiderstände in den Belüftungskanälen mit dem Hörer wird
dadurch eine Membranpumpe erzeugt, die für eine Luftströmung durch das eingeschlossene
Gehörgangvolumen sorgt und dadurch eine aktive Belüftung des eingeschlossenen Gehörgangvolumens
bewirkt.
[0015] Als Mittel zum Erzeugen des Ansteuersignals kann ein Signalgenerator, beispielsweise
ein Sinusgenerator, vorhanden sein. Dabei verbessert sich die durch den Hörer hervorgerufene
Ventilationswirkung mit zunehmender Amplitude des Ansteuersignals, weshalb eine möglichst
große Amplitude bevorzugt wird. Auf diese Weise entsteht eine nicht durch das Nutzsignal
hervorgerufene, vorzugsweise tieffrequente Bewegung der Hörermembrane, die für ein
gleichförmiges Ein- und Ausströmen von Luft in dem Hörer sorgt. Beim Betrieb des Hörhilfegerätes
ist jedoch darauf zu achten, dass durch die Überlagerung des Nutzsignals mit dem Ansteuersignal
die Hörermembrane nicht ihre Vollaussteuerung erreicht, womit hörbare Artefakte erzeugt
würden.
[0016] Um eine bevorzugte Durchlassrichtung der Belüftungskanäle zu erreichen, kommt eine
besondere Strukturierung der Belüftungskanäle in Betracht. Beispielsweise kann sich
ein Belüftungskanal in einer Durchlassrichtung langsam und kontinuierlich verengen
und abrupt wieder auf den ursprünglichen Umfang aufweiten. In dem zweiten, vorzugsweise
parallel angeordneten Belüftungskanal wird die gleiche Maßnahme getroffen, nur erfolgt
hier die langsame und kontinuierliche Verengung in umgekehrter Richtung. Beispielsweise
bei einem gegenüber dem Außendruck erhöhten Druck in dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen
bietet dann der Schallkanal, der sich nach außen langsam und stetig verengt, einen
geringeren Strömungswiderstand als der Belüftungskanal mit einer dem eingeschlossenen
Volumen zugewandten, abrupten Verengung. Somit erfolgt im Mittel durch den ersten
Belüftungskanal eine Luftströmung nach außen und durch den zweiten Belüftungskanal
eine Luftströmung nach innen. Insgesamt ergibt sich somit eine Luftströmung durch
das eingeschlossene Gehörgangvolumen und damit ein Luftaustausch. Die Funktionsweise
gleicht dabei der einer Membranpumpe.
[0017] Zum Betrieb eines Hörhilfegerätes gemäß der Erfindung sind in der Regel keine speziellen
Hörer erforderlich. Bei den üblicherweise eingesetzten Hörern ist nämlich für den
dynamischen Betriebszustand ein Druckausgleich zwischen den beiden von der Membrane
getrennten Luftvolumina nicht vorgesehen. Eventuell seitlich neben der Membrane angeordnete
Mikrobohrungen zum statischen Druckausgleich haben keine Auswirkungen auf den dynamischen
Betrieb.
[0018] Um die Strömung in einer Richtung durch einen Belüftungskanal zu begünstigen, können
gemäß einer Variante der Erfindung auch Ventile oder Klappen an einem Eingang der
Belüftungskanals oder innerhalb des Belüftungskanals angeordnet sein. Ventile oder
Klappen erfordern zwar einen höheren mechanischen Aufwand zur Herstellung, dafür gewährleisten
sie jedoch, dass die Strömung durch den Belüftungskanal nahezu ausschließlich in einer
Richtung erfolgt.
[0019] Mechanisch noch aufwändiger, dafür jedoch noch effizienter sind automatisch betätigbare
Ventile oder Klappen. Diesen Ventilen oder Klappen sind elektrische oder magnetische
Miniaturantriebe zugeordnet, die vorzugsweise direkt mit dem Ansteuersignal für den
Hörer angesteuert werden. Damit werden die Ventile oder Klappen im Takt des Ansteuersignals
geöffnet bzw. geschlossen, wobei die Ventile oder Klappen in dem einen Belüftungskanal
geöffnet sind, während die Ventile oder Klappen in dem anderen Belüftungskanal schließen.
[0020] Vorzugsweise sind die Miniaturantriebe, aber auch die Ventile oder Klappen, zumindest
teilweise in Mikrostrukturtechnik hergestellt. Derartige Verfahren erlauben eine kostengünstige
Herstellung nahezu beliebig kleiner Miniaturaktoren in hohen Stückzahlen.
[0021] Das Ansteuersignal zur Ansteuerung des Hörers bei einem Hörhilfegerät gemäß der Erfindung
wird vorzugsweise mittels eines Signalgenerators erzeugt. Beispielsweise kann dies
ein Sinusgenerator sein. Es kommen aber auch andere Ansteuersignale, beispielsweise
Rechtecksignale, in Betracht. Um die Belüftung an die individuellen Bedürfnisse eines
Benutzers anpassen zu können, sind Amplitude und/oder Frequenz des Ansteuersignals
vorteilhaft einstellbar. Die Einstellung kann zum Beispiel durch Programmierung des
Hörhilfegerätes erfolgen. Dies erlaubt die Einstellung des pro Zeiteinheit in etwa
austauschbaren Luftvolumens.
[0022] Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Einstellung
des Ansteuersignals in Abhängigkeit von Kennwerten des Eingangssignals bzw. des elektrischen
Signals erfolgt. Zum Erzielen einer guten Ventilationswirkung hat das Ansteuersignal
vorteilhaft eine verhältnismäßig hohe Amplitude. Es wird dem Nutzsignal überlagert
und über den Hörer ausgegeben. Dadurch besteht insbesondere bei einem Nutzsignal mit
verhältnismäßig hoher Amplitude die Gefahr der Übersteuerung des Hörers, womit hörbare
Artefakte erzeugt würden. Durch das Erfassen des Signalpegels des Eingangssignals
bzw. der Amplitude des elektrischen Signals kann dies dadurch verhindert werden, dass
bei einem elektrischen Signal mit hoher Amplitude die Amplitude des Ansteuersignals
reduziert wird. Eventuell kann das Ansteuersignal bei einem elektrischen Signal mit
besonders hoher Amplitude auch ganz abgeschaltet werden. Weiterhin können in einer
sehr ruhigen Schallumgebung Frequenz und/oder Amplitude des Ansteuersignals herabgesetzt
werden, um von der aktiven Belüftung eventuell hervorgerufene Strömungsgeräusche zu
reduzieren oder zu vermeiden.
[0023] Auch die Einstellung des Ansteuersignals in Abhängigkeit des eingestellten Hörprogramms
ist möglich. Beispielsweise wird dann die Belüftungstätigkeit im Falle eines Hörprogramms
für ruhige Umgebung gedrosselt.
[0024] Bei einer besonders komfortablen Ausführungsform der Erfindung ist ein Sensor zum
Erfassen wenigstens eines Kennwertes des von dem in dem Ohr tragbaren Hörhilfegerät
oder der in dem Ohr tragbaren Otoplastik eingeschlossenen Gehörgangvolumens vorgesehen.
Mittels dieses Sensors kann beispielsweise die Größe des eingeschlossenen Gehörgangvolumens
oder die relative Luftfeuchte in dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen gemessen werden.
Daraufhin wird die Belüftungstätigkeit an die so gemessenen Kennwerte angepasst. So
kann z.B. bei einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit im Gehörgang durch eine Erhöhung
der Frequenz des Ansteuersignals die Belüftungstätigkeit erhöht werden.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigen:
Figur 1 ein im Ohr tragbares Hörhilfegerät mit einem Belüftungskanal nach dem Stand
der Technik,
Figur 2 ein im Ohr tragbares Hörhilfegerät mit zwei Belüftungskanälen,
Figur 3 das Blockschaltbild des Hörhilfegerätes gemäß Figur 2,
Figur 4 Klappen, die in zwei parallel angeordneten Belüftungskanälen angebracht sind,
und
Figur 5 schematisch eine aus einem Träger mit mehreren Durchlässen und Schwenkelementen
zusammengesetzte Anordnung zum Öffnen und Schließen eines Belüftungskanals.
[0026] Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung ein in dem Ohr tragbares Hörhilfegerät
1 nach dem Stand der Technik. Über ein Mikrofon 2 wird ein akustisches Signal aufgenommen
und in ein elektrisches Signal gewandelt. Das elektrische Signal ist einer Signalverarbeitungseinheit
3 zugeführt. In der Signalverarbeitungseinheit 3 wird das elektrische Signal verarbeitet
und in Abhängigkeit der Signalfrequenz verstärkt. Das verarbeitete elektrische Signal
wird über einen Hörer 4 in ein akustisches Signal zurückgewandelt und in den Gehörgang
eines Hörgeräteträgers abgegeben. Die elektronischen Komponenten des Hörhilfegerätes
1 sind zur Spannungsversorgung mit einer Batterie 8 verbunden.
[0027] Zur Belüftung des von dem in dem Ohr tragbaren Hörhilfegerät 1 eingeschlossenen Gehörgangvolumens
ist das Hörhilfegerät 1 von einem Belüftungskanal 5 durchzogen. Der Belüftungskanal
stellt einen Bypass zum elektroakustischen Signalpfad durch das Hörhilfegerät 1 dar.
In bestimmten akustischen Situationen, z.B. bei geringer akustischer Verstärkung des
Hörhilfegerätes 1 aufgrund einer lauten Schallumgebung, ist dieser Bypass gegenüber
dem Signalpfad durch das Hörhilfegerät 1 dominierend. Dies kann dazu führen, dass
bestimmte Funktionen des Hörhilfegerätes 1, wie z.B. eine gewünschte Richtwirkung
oder eine Störgeräuschminderung, nurmehr eingeschränkt ausgeführt werden können. Darüber
hinaus kann es durch den Belüftungskanal 5 auch zu Rückkopplungen zwischen dem Hörer
4 und dem Mikrofon 2 kommen. Zur Vermeidung dieser Nachteile wird der Belüftungskanal
5 in der Regel nur mit einem verhältnismäßig kleinen Querschnitt ausgeführt. Damit
ergibt sich jedoch der Nachteil, dass durch den Belüftungskanal nur eine geringe Belüftungswirkung
in dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen erzielt werden kann.
[0028] Figur 2 zeigt in stark vereinfachter und schematischer Darstellung ein im Ohr getragenes
Hörhilfegerät 11 gemäß der Erfindung, wobei im Wesentlichen nur die für die Erfindung
relevanten Komponenten dargestellt sind. Das Hörhilfegerät 11 reicht bis tief in den
Gehörgang 12 eines Hörgeräteträgers, womit zwischen dem Hörhilfegerät 11 und dem Trommelfell
13 ein Gehörgangvolumen 14 eingeschlossen wird. Durch das Hörhilfegerät 11 wird die
natürliche Luftzirkulation im Gehörgang 12, die durch die Erwärmung der Luft infolge
der Körperwärme auf natürliche Weise erfolgt, unterbunden. Um dennoch eine Belüftung
des eingeschlossenen Gehörgangvolumens 14 zu erreichen, sind bei dem Hörhilfegerät
11 zwei Belüftungskanäle 15 und 16 vorgesehen. Dabei liegen die zur Innenseite des
Gehörgangs 12 gerichteten Öffnungen der Belüftungskanäle 15 und 16 möglichst weit
auseinander, um eine möglichst gute Belüftung des gesamten eingeschlossenen Gehörgangvolumens
14 zu erreichen. Ferner sind die Belüftungskanäle 15 und 16 im Bereich dieser Öffnungen
strukturiert. Im Ausführungsbeispiel verengen sich die Belüftungskanäle stetig, um
sich dann wieder abrupt auf ihre ursprüngliche Weite zu öffnen. Durch diese Strukturierung
wird ein von der Strömungsrichtung der Luft durch den Belüftungskanal abhängiger Strömungswiderstand
geschaffen. In Richtung der sich langsam und stetig zunehmenden Verjüngung erfährt
die Luft einen geringeren Strömungswiderstand als in umgekehrter Richtung. Volumenänderungen
des eingeschlossenen Gehörgangvolumens 14, die beispielsweise durch Kauen oder Sprechen
hervorgerufen werden, erzeugen so in Verbindung mit den unterschiedlichen Strömungswiderständen
einen Pump-Effekt, der eine Strömung durch das eingeschlossene Gehörgangvolumen 14
bewirkt.
[0029] Ein vereinfachtes Blockschaltbild des Hörhilfegerätes gemäß Figur 2 ist in Figur
3 dargestellt. Wie bei Hörhilfegeräten üblich umfasst auch das Hörhilfegerät 11 ein
Mikrofon 2' zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches
Signal, eine Signalverarbeitungseinheit 3' zur Verarbeitung und frequenzabhängigen
Verstärkung des Eingangssignals, einen Hörer 18 zur Wandlung des verarbeiteten elektrischen
Signals in ein akustisches Ausgangssignal sowie eine Batterie 8' zur Spannungsversorgung
des Hörhilfegerätes 11. Gemäß einer bevorzugten Variante der Erfindung umfasst das
Hörhilfegerät 11 ferner einen Signalgenerator 17. Dieser erzeugt ein vorzugsweise
sinusförmiges Signal mit einer im nicht hörbaren Frequenzbereich liegenden Frequenz.
Beispielsweise ist dies ein Signal mit einer Signalfrequenz von 10 Hz und möglichst
großer Amplitude. Dieses Signal wird dem eigentlichen Nutzsignal, das von dem Hörer
18 abgegeben wird, überlagert. Dabei ist der Signalgenerator 17 so ausgebildet, dass
es selbst durch die Überlagerung des Nutzsignals mit dem Ansteuersignal nicht zu einer
Vollaussteuerung des Hörers 18 kommt. Infolge des Ansteuersignals vollzieht eine in
dem Hörer 18 angeordnete Hörermembrane eine gleichförmige Pumpbewegung. Auf diese
Weise entsteht in dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen gegenüber der Außenluft ein
mit der Frequenz des Ansteuersignals wechselnder Über- bzw. Unterdruck. Wie Figur
2 weiterhin zu entnehmen ist, sind die Strukturelemente 19 und 20 in den parallelen
Belüftungskanälen 15 und 16 entgegengesetzt ausgerichtet, d.h., das Strukturelement
19 im Belüftungskanal 15 verjüngt sich zunehmend in Richtung der Außenseite des Gehörgangs
12 und das Strukturelement 20 im Belüftungskanal 16 verjüngt sich zunehmend in Richtung
der Innenseite des Gehörgangs 12. Somit strömt bei einem Überdruck im Gehörgangvolumen
14 im Mittel mehr Luft durch den Belüftungskanal 15 von innen nach außen als durch
den Belüftungskanal 16. Dahingehend strömt bei einem Unterdruck im eingeschlossenen
Gehörgangvolumen 14 im Mittel mehr Luft durch den Belüftungskanal 16 in das eingeschlossene
Gehörgangvolumen 14 als durch den Belüftungskanal 15. Insgesamt ergibt sich somit
infolge der Pumpbewegung der Hörermembrane des Hörers 18 eine gleichförmige Luftströmung
durch das eingeschlossene Gehörgangvolumen 14, die durch den Pfeil 21 angedeutet ist.
[0030] Vorteilhaft umfasst das Hörhilfegerät 11 gemäß Figur 3 zusätzlich einen in das eingeschlossene
Gehörgangvolumen gerichteten Sensor 10. Mittels des Sensors 10 kann die relative Luftfeuchte
in dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen erfasst und dem Signalgenerator 17 zugeführt
werden. Frequenz und Amplitude des von dem Signalgenerator 17 abgegebenen Ansteuersignals
werden dann auch in Abhängigkeit dieses Sensorsignals bestimmt, wobei mit zunehmender
relativer Luftfeuchtigkeit Frequenz und/oder Amplitude des Ansteuersignals erhöht
werden.
[0031] Die Erfindung trägt somit dazu bei, dass die natürliche Luftzirkulation durch den
Gehörgang 12 auch bei im Ohr getragenem Hörhilfegerät 11 nicht unterbunden wird. Dies
erhöht den Tragekomfort und hilft Entzündungen infolge einer schlechten Belüftung
zu vermeiden.
[0032] Die in Figur 2 dargestellte Anordnung und Ausbildung der Belüftungskanäle 15 und
16 sowie der Strukturelemente 19 und 20 sind rein beispielhaft zu verstehen. Ohne
den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen, ist hierbei eine Vielzahl an Variationsmöglichkeiten
denkbar. Ein weiteres Ausführungsbeispiel hierfür gibt Figur 4. Auch bei dieser Ausführungsform
schließt ein nur zum Teil dargestelltes Hörhilfegerät 22, das in dem Gehörgang 12
angeordnet ist, ein Gehörgangvolumen 14 ein. Im Unterschied zu Figur 2 befinden sich
hier jedoch an den in den Gehörgang hinein gerichteten Öffnungen zweier Belüftungskanäle
23 und 24 in der Zeichnung nur schematisch dargestellte Klappen 25 und 26, die bei
einem Druckgefälle in der einen Richtung öffnen und bei einem Druckgefälle in der
Gegenrichtung schließen. Durch eine entgegengesetzte Orientierung der Klappen 25 und
26 in den Belüftungskanälen 23 und 24 ist bei einem Druckgefälle in dem Gehörgang
12 von innen nach außen die Klappenanordnung 25 geöffnet, während die Klappenanordnung
26 schließt. Dadurch kann, wie durch die Pfeile 27 angedeutet ist, in diesem Betriebszustand
Luft durch den Belüftungskanal 23 ausströmen, während durch den Belüftungskanal 24
kein Luftaustausch erfolgt. Durch die weitere Bewegung der Hörermembrane des Hörers
28 infolge des Ansteuersignals entsteht in dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen 14
darauffolgend ein Unterdruck, so dass die Klappenanordnung 26 öffnet und durch den
Belüftungskanal 24 Luft in das eingeschlossene Gehörgangvolumen einströmt. Dahingegen
ist in diesem Betriebszustand die Klappenanordnung 25 geschlossen. Insgesamt ergibt
sich somit durch die Pumpbewegung der Membrane des Hörers 28 die durch den Pfeil 29
angedeutete Luftzirkulation.
[0033] Im Unterschied zu der Strukturierung der Belüftungskanäle gemäß Figur 2 erfordert
die in Figur 4 gezeigte Klappenanordnung einen höheren Herstellungsaufwand. Allerdings
gewährleistet diese dafür eine Luftströmung durch die Belüftungskanäle 23 und 24 in
nahezu jeweils nur einer Richtung. Dies verbessert die Luftzirkulation.
[0034] Mechanisch noch aufwändiger, dafür jedoch mit einer nahezu perfekten Öffnungs- und
Schließwirkung ist die in Figur 5 gezeigt Ventilanordnung. Dargestellt ist ein in
einem Belüftungskanal 30 eingesetzter, mit Durchlässen 31 versehener Träger 32, wobei
eine Vielzahl parallel angeordneter Ventile 33 das Öffnen bzw. Verschließen des Belüftungskanals
30 bewirken. Dabei dienen in den Träger 32 eingebrachte Schwenkelemente 34 dem vorzugsweise
vollständigen Öffnen oder Verschließen jeweils eines einem Schwenkelement 34 zugeordneten
Durchlasses 31. Der Träger 32 besteht vorzugsweise aus einem Halbleitermaterial, in
das die Schwenkelemente 34 eingebracht sind. Die Betätigung der Schwenkelemente 34
erfolgt aufgrund elektromagnetischer Kräfte, wobei die Steuerung der Ventile direkt
mit dem Ansteuersignal zur Steuerung der Hörermembrane gekoppelt werden kann.
[0035] Gemäß der Erfindung wird auch die in Figur 5 gezeigte Ventilanordnung bevorzugt paarweise
in mehreren Belüftungskanälen eingesetzt, wobei die Ventile so gesteuert werden, dass
die Ventile in einem Belüftungskanal schließen, während sie in dem anderen Belüftungskanal
geöffnet sind. Die Wirkungsweise entspricht dann der in Figur 4 gezeigten, nur mit
einer nochmals verbesserten Öffnungs- bzw. Schließwirkung gegenüber der dort gezeigten
Klappenanordnung.
1. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik,
umfassend wenigstens einen Eingangswandler (2') zur Aufnahme eines akustischen oder
elektromagnetischen Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, eine
Signalverarbeitungseinheit (3') zur Verarbeitung und Verstärkung des elektrischen
Signals und einen Hörer (18, 28) zur Wandlung des elektrischen Signals in ein akustisches
Signal, gekennzeichnet durch wenigstens einen ersten Belüftungskanal (15, 23) und wenigstens einen zweiten Belüftungskanal
(16, 24) zur Belüftung des von dem Hörhilfegerät (11, 22) bzw. der Otoplastik eingeschlossenen
Gehörgangvolumens (14), wobei den Belüftungskanälen (15, 16, 23, 24) jeweils Mittel
zum Begünstigen einer Strömungsrichtung durch den Belüftungskanal (15, 16, 23, 24) zugeordnet sind, zum Begünstigen des Ausströmens
von Luft aus dem eingeschlossenen Gehörgangsvolumen (14) bei dem ersten Belüftungskanal
(15, 23) und zum Begünstigen des Einströmens von Luft in das eingeschlossene Gehörgangsvolumen
bei dem zweiten Belüftungskanal (16, 24).
2. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch Mittel zum Erzeugen eines Ansteuersignals mit einer in einem nicht hörbaren Frequenzbereich
liegenden Signalfrequenz, wobei das Ansteuersignal dem elektrischen Signal überlagert
und über den Hörer (18, 28) ausgegeben wird zur aktiven Belüftung des von dem Hörer
(18, 28) bzw. der Otoplastik eingeschlossenen Gehörgangvolumens (14).
3. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Strukturierung der Belüftungskanäle (15, 16) zum Begünstigen der Strömung in
jeweils einer Richtung durch den Belüftungskanal (15, 16).
4. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass den Belüftungskanälen (23, 24) Klappen (25, 26) oder Ventile zugeordnet sind, die
selbsttätig bei einem Druckgefälle in einer Richtung öffnen und bei einem Druckgefälle
in der Gegenrichtung schließen.
5. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch Mittel zum automatischen, aktiven Öffnen und Schließen der Belüftungskanäle (23,
24, 30).
6. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch Ventile (33) oder Klappen, denen elektrische und/oder magnetische Miniaturantriebe
zugeordnet sind, zum aktiven Öffnen und Schließen der Belüftungskanäle (30).
7. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum automatischen, aktiven Öffnen und Schließen der Belüftungskanäle (30)
zumindest teilweise in Mikrostrukturtechnik hergestellt sind.
8. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass Amplitude und/oder Frequenz des Ansteuersignals einstellbar sind.
9. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 8, gekennzeichnet durch Mittel zum Erfassen von Kennwerten des Eingangssignals und Mittel zur Einstellung
des Ansteuersignals in Abhängigkeit der Kennwerte.
10. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach einem der Ansprüche 2 bis 9, gekennzeichnet durch einen Sensor zum Erfassen eines Kennwertes des von dem in dem Ohr tragbaren Hörhilfegerät
(11, 22) oder der in dem Ohr tragbaren Otoplastik eingeschlossenen Gehörgangvolumens
(14) und Mittel zur Einstellung des Ansteuersignals in Abhängigkeit des Kennwertes.
11. Im Ohr tragbares Hörhilfegerät (11, 22) oder Hörhilfegerät mit im Ohr tragbarer Otoplastik
nach Anspruch 10, gekennzeichnet durch einen Sensor zum Erfassen der Größe des eingeschlossenen Gehörgangvolumens (14) und/oder
einen Sensor (10) zum Erfassen der Luftfeuchtigkeit in dem eingeschlossenen Gehörgangvolumen
(14).
12. Verfahren zum Betrieb eines im Ohr tragbaren Hörhilfegerätes (11, 22) oder eines Hörhilfegerätes
mit im Ohr tragbarer Otoplastik nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass ein Ansteuersignal mit einer in einem nicht hörbaren Frequenzbereich liegenden Signalfrequenz
erzeugt und dem elektrischen Signal überlagert und über den Hörer (18, 28) in den
Gehörgang (12) abgegeben wird zur aktiven Belüftung des Gehörgangs (12).
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass Kennwerte des elektrischen Signals und Frequenz und/oder Amplitude des Ansteuersignals
in Abhängigkeit der Kennwerte eingestellt werden.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Einstellung des Ansteuersignals in Abhängigkeit der Amplitude des elektrischen
Signals erfolgt.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass ein Schwellenwert vorhanden ist und das Ansteuersignal so eingestellt wird, dass
die Amplitude des aus der Summe des elektrischen Signals und des Ansteuersignals hervorgehenden
Signals den Schwellenwert nicht übersteigt.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwellenwert durch Programmierung des Hörgerätes (11, 22) eingestellt wird.